Cubiculum | Tiberia Faustina

  • Für die erste Bekanntschaft die sie in Rom gemacht hatte, ließ Faustina Wasser, verdünnten Wein, Obst und Käse servieren.


    In ihrer gemütlichen Ecke, bot sie der jungen Frau einen Platz an und forderte sie auf sich zu bedienen.


    "Zunächst muss ich herausbekommen, wann Papa mal nicht im Stall ist.", begann sie das Gespräch, von dem sie sich viel versprach.

  • Zielsicher wurden sie durch die Straßen Roms zur Villa Tiberia geführt. Unterwegs unterhielten sich die beiden jungen Frauen über belanglose Dinge wie Schmuck, die neueste Mode und vor allem Pferde. Die liebe zu den Pferden war anscheinend nicht die Einzige Gemeinsamkeit zwischen ihnen. Flora war froh nun eine Freundin gefunden zu haben, die nicht mit ihr Verwandt war. Wobei sie sich vornahm Faustina auch ihrer Schwester vorzustellen und die Tiberier zu der geplanten Modenschau in der Villa Aurelia einzuladen.
    Angekommen im Reich der Tiberier machten sie es sich erst einmal gemütlich und nahmen sogleich das Thema auf, welches sie bereits angeschnitten hatten: Einmal auf einem der Wagen zu stehen, mit denen sonst wilde Hetzfahrten durch den Circus stattfanden. „Hat dein Vater einen Sekretär? Du könntest diesen ja ganz vorsichtig aushorchen. Du musst nur aufpassen, dass er keinen Verdacht nimmt, sonst wird das wohl nichts. Weißt du zufällig welchen Fahrer wir fragen könnten?“

  • "Papa und einen Sekretär!", lachte Faustina, "Der würde mit dem schreiben und dem erledigen der Geschäfte nicht nach kommen. So wie Papa die Dinge angeht, ist ihm ein Sekretär zu lästig. Ausserdem steht er auf dem Standpunkt, wenn Du es richtig gemacht haben willst, mach es selbst. Daher werde ich ihn wohl selbst etwas ausfragen müssen. Eines dieser Vater/Tochtergespräche, da ist er immer sehr locker."


    Hoffentlich war dem auch so im Bezug auf die Abwesenheiten. Sicher konnte Faustina, bei der Spontanität ihres Vaters nicht sein.


    Faustina streifte ihre Sandalen ab und macht es sich in dem großen Korbsessel bequem in dem sie die Beine anzog und die Füße mit auf den Sesseln legte.

  • „Ich bin mir sicher, du wirst schon heraus finden, wann dein Vater einmal nicht in den Stallungen der Faction herum rennt!“ meinte sie recht zuversichtlich und ließ sich auch etwas bequemer in die Kissen sinken.


    „Du bist noch nicht lange in Rom, oder?“ Sie wollte die Tiberier näher kennen lernen. Schließlich hatten sie ja schon gemeinsam einen Plan ausgeheckt und waren irgendwie verbündete.

  • "Nein, erst ein paar Tage und ich finde es hier sehr verwirrend. Da wo ich herkomme war es überschaubar und nicht so riesig. Trotzdem gefällt mir Rom und es gefällt mir immer besser."


    Faustian war froh jemanden gefunden zu haben, mit dem man reden konnte. Von ihren Verwandten kannte sie kaum einen und es war schön nicht nur mit Sklaven reden zu müssen.

  • Voller Freude zog Faustina Chio in ihre Gemächer. Mit dem wenigen Möbeln die sie aus ihre alten Heimat mitgebracht hatte, würde es hier noch mehr an einen zu Hause aussehen.


    "Na, wie gefällt es Dir? Ist es nicht schön hier? Sicher wir werden es noch etwas wohnlicher machen, aber ich bin sicher das wir das schaffen werden. Wenn es Tiberia Arvinia erlaubt, würdest Du ebenfalls hier bleiben und nicht in den Sklavenunterkünften leben. Genauso wie ... zu Hause.".

  • Flora goss sich etwas verdünnten Wein ein und nippte nachdenklich an dem Becher. Ihren Blick ließ sie schweifen, neugierig darauf, wie die Tiberia ihr Reich gestaltete. Ihr eigenes Zimmer quoll nur so über von Kleidern und Schmuck. Ein Schrank und die zwei großen Truhen reichten kaum aus um den vielen Gewändern her zu werden.
    Das Zimmer wirkte noch ein wenig unpersönlich, ordentlich war es ja, aber es fehlte die persönliche Note, eindeutig ein Zeichen dafür, dass die Tiberier erst kurze Zeit in Rom weilte.
    „In den ersten Tag hier in Rom haben wir uns recht häufig verlaufen... also meine Schwester und ich. Wir machen fast alles gemeinsam. Hab ich schon erwähnt, dass wir Zwillinge sind?“ plapperte sie munter drauf los. „Es gibt nur wenige die uns auf den ersten Blick auseinander halten können“, grinste sie. „Wir sind ja in Terentum aufgewachsen, auf dem Gut unserer Mutter. Sie hat eine große Pferdezucht von unserem Vater geerbt. Daher kommt auch unsere Liebe zu den Pferden. Wo bist du denn aufgewachsen?“ Sie wollte die Tiberier näher kennen lernen und hier in dem Zimmer bot sich ihr eine gute Gelegenheit. „Unsere Mutter hat uns ja nach Rom geschickt, damit unser Bruder uns verheiratet... du weißt ja, alles für die Familie. Ich bin ganz froh, dass Manius bisher kaum zeit für uns hatte und sich keine Gedanken über einen möglichen Ehemann gemacht hat... Hat dein Vater für dich Pläne?“ Sie konnte sich gar nicht vorstellen, dass Faustina womöglich eine Wahl hatte. Alle Mädchen aus den patrizischen Geschlechtern waren nur dazu um verheiratet zu werden und somit die besten Verbindungen für die Familien herzustellen. Um politisch mehr Macht und Einfluss zu gewinnen. Hoffentlich würde sie solch ein Glück wie Septima haben. Septima hatte ja ihren Cousin geheiratet und sie fand Titus unglaublich nett. Den Traum von der großen Liebe kontne sie im Grunde abschreiben, wünschte aber sich für Prisca, dass sie den Flavier heiraten durfte, in den sie sich verliebt hatte. Das war nun wirklich eine romantische Sache, hatte sie doch schon Liebesbotin spielen dürfen...

  • Faustina fand es gut schön das Flora einfach loslegte von sich zu erzählen und bemerkte schon, das sie sich prüfend umsah. Sicher war das Zimmer noch nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte, aber dazu brauchte man Zeit. Irgendwann würde es so sein, wie Faustina es sich vorstellte.


    "Wir kommen aus Achaja im schönen Griechenland. Dort bin ich auf in einem großen Haus geboren und aufgewachsen. Pferde hatten wir dort auch, wenn es auch kein Gestüt war, sondern ehe eine Ansammlung von Pferden aller Art, die Vater mal irgendwem abgeschwatzt oder abgekauft hatte. Daher kann ich reiten und habe viele Zeit mit den Pferden verbracht.Ich habe noch einen Halbbruder, der wohl auch auf dem Weg nach Rom ist. Allerdings habe ich ihn lange nicht mehr gesehen. Aber ich freue mich auf seine Ankunft."Dann dachte sie an das Schicksal aller Mädchen im heiratsfähigen Alter und an das was sie vielleicht erwarten würde. "Soweit ich weis hat mein Vater noch keine Pläne mich zu verheiraten. Nun ist er aber nicht der Pater Familias und wird wohl nicht mehr viel Einfluss auf die Entscheidung haben, sollte Tiberius Durus, mein Vetter, sie treffen. Aber konkretes wird es noch nicht geben, dazu bin ich noch nicht lange genug in Rom und Durus bisher nur einmal begegnet." Dabei dachte sie an das verletzte Bein ihres Vetters. Er hatte bestimmt grosse Schmerzen.

  • Ein wenig beneidete Flora die Tiberia, sie selbst kannte nur Terentum und Roma. Die Reise von dem Landsitz in die ewige Stadt war ihre erste und auch längste Reise gewesen. Mehr hatte sie noch nicht von der Welt gesehen, auch wenn sie es sich wünschte. „Wie ist Achaja so?“ fragte sie neugierig nach. Das Faustina die Leidenschaft für Pferde mit ihrem Vater teilte, hatte sie ja bereits erfahren. „Einen Halbbruder? Das klingt ja spannend“, schmunzelte sie. War irh Vater zwei Mal verheiratet gewesen? Unüblich war es ja in ihren Kreisen nicht. Schon allein wegen den politischen Verbindungen zwischen den einflussreichen Familien. Zu der Heiratsfrage machte sie ein verdutztes Gesicht. „Stehst du etwa nicht unter der patria potestas deines Vaters?“ Das war aber ungewöhnlich, dass der Vater sich nicht selbst um die beste Verbindung für die Tochter zu kümmern. Bei ihr war dies die Pflicht ihres Bruders, da ihr Vater verstorben war. Und sollte auch ihr Bruder sterben, was die Götter verhindern mögen, erst dann viel die Verantwortung auf einen anderen ihrer männlichen Verwandten zurück.

  • Chiomara kam ihr kaum hinterher, so aufgeregt zog Faustina sie hinter sich her. Erst, als sie stehenblieb, hatte sie überhaupt die Möglichkeit, sich umzusehen. Aber Faustina hatte recht, es fehlte noch an Gemütlichkeit, doch wenn man an all die Möbel und Stoffe dachte, die den Weg hierher zurückgelegt hatten... Es würde nicht lange dauern, mehr als einen Hauch Heimat in ihre Gemächer zu zaubern. Bei der Aussicht, nicht in den Sklavenunterkünften wohnen zu müssen, keimte dann doch etwas Hoffnung in ihr.


    "Herrin, das wäre wunderbar. Ich wäre immer in deiner Nähe und du müsstest mich nicht rufen lassen."


    Es war wirklich schön hier. Ihr Blick wanderte bewundernd durch den Raum. Wenn die Möbel gestellt und die Stoffe drapiert waren, dann konnte man sich wirklich wohl fühlen. Faustina erkannte sicher an ihrem Gesichtsausdruck, wie beeindruckt sie war.

  • Scheinbar schien es Chio zu gefallen.


    "Wir werden es uns hier schon gemütlich machen. Die Räume sind groß. Da werden wir eine Menge schöner Dinge aufstellen können. Du hast ja eingies aus Achaja mitgebracht. Das wird sich hier sicher gut machen.".


    Faustina war es gewohnt das Chio in ihrer nähe war, auch nachts. Warum sollte es hier anders sein? Allerdings nahm sie sich vor später bei Arvinia um Erlaubnis zu bitten.


    "Später stelle ich Dich dann der Hausherrin vor und bitte sie gleichzeitig das Du als meine Leibsklavin bei mir bleiben darfst, auch nachts."

  • "Danke, ich danke dir."


    Faustina wußte gar nicht, wieviel es Chiomara bedeutete, gerade in dieser neuen, fremden Umgebung in ihrer Nähe bleiben zu können. Auch wenn sie ihre Herrin war, so war sie doch ihr einziger Halt. Und die Aussicht, mit anderen, ihr fremden Sklaven, die Nächte zu verbringen, war... gruselig. Was nicht hieß, dass sie nicht neugierg war. Vielleicht würde sie unter ihnen sogar so etwas wie eine Freundin finden. Energisch schüttelte sie bei diesem Gedanken den Kopf. Sie sollte sich keinen Illussionen hingeben, also besann sie sich auf ihre Herrin und ihre Aufgaben.


    "Kann ich dir noch etwas Gutes tun, Domina? Ansonsten werde ich ich darum kümmern, dass alles möglichst bald an Ort und Stelle und eingeräumt ist."

  • Scheinbar fiel Chio ein sehr grosser Felsbrocken vom Herzen, als Faustina ihr erklärte, das sie es gerne sähe, wenn sie in ihrer Nähe blieb. Sicher hatte das auch damit zu tun, das sie selbst in Rom noch so gut wie keinen kannte.


    "Es ist wohl besser, wenn Du dich etwas umsiehst. Schliesslich solltest Du wissen, wo die Küche ist, wer der Aufseher ist und wie man sich hier einfügt. Ich werde darüber aber noch mit Arvinia reden. Erstmal ist es wohl angesagt, das Du dich darum kümmerst, das alles an seinen Platz kommt. Platz ist ja genug vorhanden.", lachte Faustina und streichelte dabei ihrer Leibsklavin sanft über die Schulter. Sie war froh das sie wohlbehalten angekommen war.

  • Chiomara hätte sich zu gerne in diesen großen Sessel fallen lassen, so erschöpft war sie von der anstrengenden Arbeit. Den ganzen restlichen Tag war sie damit beschäftigt gewesen, Möbel an ihren richtigen Platz zu rücken, Kleidung einzuräumen, Kisten auszupacken und den Raum auch noch gemütlich wirken zu lassen. Am Ende hatte es sich gelohnt. Als sie den Blick durch den Raum schweifen ließ, lächelte sie zufrieden. Es war eine Mischung aus ihrem alten Zuhause und dem Neuen, Fremden. Ungewöhnlich, wie sie fand, aber interessant.


    Laut knurrend meldete sich in diesem Moment ihr Magen. Ruhe... dachte sie nur, .. erst noch das Öl der Lampen nachfüllen. Doch dann konnte sie ihrem Hunger nicht mehr standhalten und machte sich auf die Suche nach der Küche. Ich muß schließlich noch frisches Obst für Faustina besorgen... redete sie sich ein.


    Als sie schließlich mit einer prachtvoll gefüllten Obstschale zurückkam, war es schon dunkel.

  • Den ganzen Tag hatte sich Faustina herum getrieben. Hatte mit Arvinia gesprochen und war glücklich, das sie damit einverstanden gewesen ist, das Chio bei ihr bleiben durfte. Mit dieser neuen Nachricht wollte sie Chio überaschen. Doch war sie überrascht über das was Chio in dieser kurzen Zeit geschaft hatte.


    "Das .... das ist wunderschön geworden.", stammelte Faustina gerührt und nahm ihre kleine Leibesklavin zärtlich in den Arm. Dann hörte sie das Grummeln im Magen Chiomaras. "Hast Du überhaupt schon was gegessen und getrunken? Bestimmt nicht!". Sie sah sich um und sah eine Schale voller Obst. "Nun setzt Du dich ersteinmal hin und ißt was, wenn auch Obst nicht so richtig satt macht.".


    Faustina wartete bis sich Chio auf den gemütlichen Kissen niedergelassen hatte, um dann einem anderen Sklaven aufzutragen, etwas nahrhafteres zu bringen.

  • "Danke... " Chiomara wurde sichtlich verlegen bei all dem Lob und schloss die Augen für einen Moment, als Faustina sie in den Arm nahm. Ihre Wärme, ihre Nähe schenkten ihr einen Moment der Geborgenheit, nach der sie sich so sehr sehnte. In Gedanken sandte sie ein kurzes Dankgebet an den gütigen, weisen Ormuzd, der sie in diese Familie geschickt hatte und nicht zu einem dieser grausamen Herren, die ihre Sklaven behandelten, als wären sie Dreck. Ormuzd, ein Name, der ihr noch im Gedächtnis war, auch wenn sie sich sonst kaum an die Zeit erinnern konnte, bevor sie zu Faustina gekommen war. Er war ihr Halt gewesen, wenn sie anfangs nachts wachgelegen hatte und sich vor Sehnsucht nach ihrer Familie, ihrer Mutter, die Augen ausgeweint hatte. Und noch immer war es diese Sehnsucht, die sie antrieb, Faustina glücklich zu machen, um ihre Zuneigung zu erfahren.


    Hast du überhaupt schon was gegessen und getrunken? Keine Zeit.. dachte sie sich und ließ sich von ihr zu den Kissen schieben, auf denen sie sich niederließ. Wieder meldete sich lautstark ihr Magen und sie drückte ihre Hand dagegen, um es zu unterdrücken, was aber genau das Gegenteil bewirkte. Sie nahm sich ein paar Trauben aus der Schale und steckte sich eine nach der anderen in den Mund, während Faustina den Sklaven in die Küche schickte.


    "Ich wollte hier erst alles fertighaben, Domina. Du sollst dich doch wohlfühlen und in einem Chaos schläft es sich schlecht."


    In dem Moment ging eine der Lampen aus und Chiomara wurde schlagartig bewußt, dass sie ganz vergessen hatte, sie nachzufüllen.

  • Ihr Bemühen zu gefallen hatte Faustina immer schon zu schätzen gewusst. Chio war zwar ihre erste und bisher einzige Leibsklavin, doch für Faustina gab es keine bessere. Das lag vermutlich am fast gleichen Alter.


    "Nun bleib doch einfach einmal sitzen. Wir müssen noch soviel besprechen und eine Pause hast Du dir wirklich verdient. Gleich werden wir etwas essen, dabei kannst Du mir berichten, wie es Dir auf der Reise ergangen ist.".


    Scheinbar musste Faustina den Tatendrang ihrer Sklavin etwas bremsen. Warum sie immer noch Angst hatte, offensichtlich Angst vor einer Strafe, war Faustina nicht klar. Wenn Faustina ihre Sklavin bestrafte, tat sie es selbst und übergab sie nie dem Major Domus damit er sie auspeitschte. Das war ihr viel zu brutal. Also wovor hatte Chio Angst? Vor den Popoklatschern mit der Hand, die Faustina ihr selten genug verabreichte hatte? Oder vor dem Geschimpfe, was selten über Faustinas Lippen kam?


    "Beruhige Dich. Es ist alles bestens und was noch fehlt ... lassen wir einfach von anderen Sklaven erledigen. DU hast genug getan.".

  • Chiomara war schon aufgesprungen, ließ sich aber dann doch beruhigen und setzte sich wieder. Eigentlich wußte sie, dass sie nichts zu befürchten hatte, trotzdem wollte sie vorsorglich alles perfekt machen, um ihr keinen Grund zu geben, böse zu werden.


    "Entschuldige, Herrin, danke. Es ist nur.. unterwegs, in einer dieser Herbergen.. nicht jeder ist so gut zu mir, wie du es bist."


    Sie lächelte dankbar und hielt ihr ein paar Trauben hin. Dann musterte sie prüfend die Lampen, die im Moment noch ausreichend den Raum erhellten. Es sah nicht danach aus, dass sie bald ausgehen würden, doch wer wußte das schon.


    "Es fehlt noch das Lampenöl, das sollte nachgefüllt werden. Aber vielleicht halten die übrigen noch eine Weile durch."


    Mit einem zaghaften Lächeln nahm sie sich noch etwas von dem Obst. Sie war wirklich hungrig nach diesem langen, arbeitsreichen Tag.

  • Scheinbar hatte Chio auf ihrer Reise schlechte Erfahrungen mit Landleuten gemacht, die Sklaven wie Vieh behandelten. Faustina sah auch nicht in jedem Sklaven oder in jeder Sklavin einen Menschen, doch wenn man ihr so nahe stand wie es Chio tat, war das etwas anderes. In ihr sah Faustina eher eine Vertraute, mit wem hätte sie sonst über ihre Probleme reden sollen, wenn nicht mit Chio?


    "Das wird schon nicht zu dunkel werden. Ich denke es ist hier wie in jedem grossen Haus. Irgend ein Sklave wird schon rechtzeitig kommen und die Lampen nachfüllen, einfach weil es seine Aufgabe ist. Deine Aufgabe ist es hier bei mir zu bleiben, nur für meine persönlichen Dienste.", wieder strich Faustina sanft über den Unterarm ihrer Leibsklavin, "Du wirst sehen, hier hast Du weniger zu tun, als in unserem ehemaligen zu Hause. Hier hat jeder Sklave seinen Bereich. Vermutlich wird der Sklave es gar nicht mögen, wenn Du die Lampen nachfüllst, was im Grunde seine Aufgabe ist. Also gemach, kleine Chio. Beruhige Dich und iß etwas.".
    Denn in genau dem Moment wo Faustina ihren kleinen Vortrag beendete, erschien eine Sklavin und brachte gebratentes Fleisch, Soßen, Oliven und Brot.


    "Siehst Du ... es ist wie ich sagte. Hier hat jeder seine Aufgabe. Und nun iß endlich etwas."

  • "Du hast Recht, Domina, ich werde mich schon noch daran gewöhnen. "


    Damit nahm sie sich etwas von dem Fleisch und dem Brot, die Oliven hob sie sich für später auf. Endlich bekam ihr Magen das, was er sich so sehr ersehnte und dankte es mit einem letzten leisen Grummeln. Chiomara aß, bis sie fast nicht mehr konnte, steckte sich dann noch von den Oliven eine nach der anderen in den Mund, bis sie das Gefühl hatte, sie würde gleich platzen. Ein Glück, dass genug für sie beide gebracht wurde, so dass auch ihre Herrin noch genug abbekam. Währenddessen erzählte sie ihr von der Reise, über kleine, witzige Begebenheiten und was sie unterwegs alles entdecken durfte. Die unangenehmen Dinge ließ sie lieber weg, sie wollte ihnen beiden schließlich nicht den Abend verderben.


    "Ja, und am Ende lagen wir dann unter dieser mysteriösen Fahne."


    Bei dem Gedanken daran mußte sie schon wieder lachen und fragte sich insgeheim, was wohl daraus werden würde. Chiomara ließ den Gedanken so schnell fallen, wie er gekommen war und sah ihre Herrin müde an.


    "Und wie ist es hier? Wirst du dich hier wohlfühlen?"


    Und damit meinte sie nicht nur das Haus...

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