Cubiculum | Tiberia Faustina

  • "Ich?" Verblüfft hing ihr Blick an dem Paket. Zögernd nahm sie es ihm aus den Händen. Diese wunderschöne Tunika, und die sollte sie anziehen? Nur langsam begriff sie die Bedeutung seiner Worte. Die Freundin gab es gar nicht. Oder doch? "Ja.. gut... ähm.. ich beeil mich." stotterte sie verlegen. Im Zeitlupentempo schloss sie die Tür, ging zum Tisch und öffnete das Päckchen. Ihre Finger zitterten leicht, als sie vorsichtig über den leuchtenden Stoff strich, andächtig. Sie war wirklich traumhaft schön.


    Da fiel ihm wieder ein, er wartete ja draussen vor der Tür. Eilig tauschte sie ihre Tunika gegen die neue. Passt, als wäre sie für sie gemacht. Sorgfältig zupfte sie alles zurecht. Nun passte der Rest nicht mehr. Die Haare waren schnell gebürstet, etwas länger dauerte es, sie kunstvoll hochzustecken. Nicht ganz so edel, wie sie es bei Faustina tat, das würde auch zu lange dauern. Und ewig warten lassen wollte sie Aretas auch nicht. Noch einmal prüfte sie den Sitz der Tunika, dann ging sie wieder zur Tür und öffnete. "Ich bin fertig."

  • " Die Farbe ist wichtig." murmelte Aretas, als er Chio in der Tür sah.Er legte den Kopf schräg und musterte sie. Sie sah...mmmhhh...wie eine kleine Domina aus. " Folge mir." Er verbeugte sich leicht und senkte den Blick, so wie er es bei Tiberia Faustina irgendwie nie auf die Reihe bekam. Ihr Weg führte zur Culina. Ob sie schon ahnte, was er vor hatte? Es fiel ihm schwer seine Aufregung nicht zu zeigen. Die Zickereien gingen ihm auf den Geist. Heute war die beste Gelegenheit miteinander zu reden. Was gab es da Besseres, als eine Freundin zum Essen einzuladen.

  • Sie sah nicht nur so aus, sie fühlte sich auch wie eine.. eine Domina und er war der Sklave, der sie zu ihrer Verabredung führte. Dabei sollte es gerade heute andersherum sein. Und dann auch noch eine Verbeugung. Nun wurde es ihr doch ein bisschen mulmig. Niemand war bislang auf die Idee gekommen, sie so zu behandeln, und irgendwie fühlte sich das seltsam an. Ein Glück, dass er vorausging und so vielleicht nicht auffiel, dass ihre Hände vor Aufregung immer noch zitterten. Es ging zurück zur Küche...

  • Eines musste Faustina ihrer Sklavin lassen, sie räumte für ihr Leben gerne Zimmer um. Diesmal hatte sie sich selbst übertroffen. Alles war anders. Totalumräumung sozusagen. Doch mit viel Geschmack und einer Eleganz die Faustina immer wieder Hochachtung von ihrer kleinen Chio abnötigte. Auch wenn sie sich nun nicht gleich zurecht fand, war sie Chio nicht böse.
    Irgendwo musste sie stecken, jedenfalls war sie nicht hier. Daher setzte sich Faustina in einen der Korbsessel und laß.

  • Sie gingen schweigend zurück. Chio war viel zu verwirrt, und Aretas? Keine Ahnung. Vor der Tür blieb sie noch stehen, drehte sich zu ihm. "Danke fürs Nach-Hause-bringen." Sie kicherte leise, das war wohl der Wein. "Du kannst wirklich gut kochen. Und du bist gar kein übler Dominus. Danke... gute Nacht." Bevor er noch großartig viel sagen konnte, verschwand sie durch dir Tür.


    Drinnen wartete schon Faustina. Chio wußte nicht, ob sie sich freuen sollte, oder ob sie noch ein wenig alleine gewesen wäre. Immerhin blieb ihr so keine Zeit mehr, sich umzuziehen und die hübsche Frisur zu lösen. "Domina... " Sie ging zu ihr, setzte sich zu ihren Füßen und legte ihren Kopf auf ihre Knie. Es tat so gut, es war so vertraut und sie entspannte sich langsam wieder.

  • Faustina legte immer Wert drauf, das ihre Sklaven und Sklavinnen einen ordentlichen und adretten Eindruck machten. Doch in sie erinnerte sich nicht, das Chio eine solche Tunika in ihrer Kleidetruhe hatte. Ebenso waren ihre Haare anders. Sie sah aus ... sie sah aus als ob sie von einem netten Abend zu zweit nach Hause gekommen wäre. Ein Stich ins Herz für Faustina. Sie liebte ihre Chio und spürte nun so etwas wie Eifersucht. Lange überlegen musste Faustina nicht, mit wem sich Chio getroffen haben könnte. Da gab es nur einen: Aretas!


    Trotz der inneren Pein, ließ sie sich nichts anmerken. Sanft streichelte sie Chios Haare. Sie genoss ihre Nähe und sie spürte, das etwas nicht stimmt. Sie mochte ein Treffen mit Aretas gehabt haben, aber es schien als ob es sie mehr belastete, als glücklich machte.


    "Was hast Du, Chio?", fragte sie leise und voller Zuneigung. Dabei beugte sie sich leicht vor und ihr einen sanften Kuss auf den Haarsansatz in der Stirn zu geben.

  • Eigentlich sollte sie für ihre Domina dasein, aber im Moment beschäftigte sie der Abend so sehr, dass sie einfach erzählen musste. Allerdings wollte sie auch nicht, dass Aretas Ärger bekam. Es dauerte eine Weile, bis sie wußte, wie sie anfangen konnte. "Ich war.. heute nachmittag war ich im Stall, um ein bisschen Zeit mit Aisha zu verbringen. Sie ist wirklich ein tolles Pferd. Aretas hat mir mit ihr geholfen, und brachte mich dann nach Hause. Er hat auch für uns gekocht. Das kann er wirklich gut. Naja, und dann.. irgendwie kam das Thema auf Kyros. Er wollte wissen, wie ich ihn finde. Ich hab gesagt, dass ich ihn mag. Das stimmt ja auch, er ist doch nett. Aber Aretas war dann irgendwie verändert. Ich versteh das gar nicht." Fragend sah sie zu Faustina hoch. "Weißt du, was er hat?"


    Chio legte grübelnd wieder ihren Kopf auf die Knie ihrer Domina. Sie genoß es, wenn sie ihr übers Haar strich. Dabei dachte sie wieder an diese Augen. "Domina... du hast gesagt, man merkt, dass man verliebt ist, wenn man wirres Zeug redet. Kann es auch sein, dass.. dass..... dass man gar nicht mehr weiß, was man sagen soll?"

  • Das war mehr als nur ein leichter Stich ins Herz. Traurig schloss Faustina die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Trotzdem streichelte sie die Haare Chios weiter. Nun war eine richtige Antwort sehr schwer. Scheinbar hatte sie das ihr Gefühl nicht getäuscht, das sich Chio in Aretas verguckt hatte. Zudem war früher oder später mit so etwas zu rechnen. Schliesslich hatte sich Faustina ja selber verliebt, letztlich sogar schon verlobt. Diese Tatsache hatte aber ihre Gefühle für Chio nicht verändert. Sollte Macer denken was er wollte, sie liebte Chio von ganzem Herzen. Doch nun kam Chio selbst mit der Beichte das sie sich in einen Mann verliebt hatte. Faustina war vor den Kopf geschlagen, wie würden diese neuen Umstände ihre Liebe zu einander verändern? Für den Moment ratlos und verwirrt, hatte sein keine passende Antwort für Chio. Nur Fragen. Fragen über Fragen.


    "Hast Du dich in Aretas verliebt? Doch wohl nicht in Kyros?", frage Faustina sanft, obwohl ihr zum heulen zu mute war.

  • Chio zuckte mit den Schultern. "Ich weiß es nicht, ob ich verliebt bin oder nicht." Aretas.. oder Kyros? Sie war mit beiden gern zusammen und sie waren beide so verschieden. Aber verliebt... wohl eher in Aretas, vor allem, nach diesem besonderen Abend. Im Grunde war es egal, sie konnte doch mit keinem von beiden jemals zusammensein. Aretas hatte eine Freundin und Kyros...


    Das war alles so verwirrend, und ihre Gefühle so durcheinander. Im Moment wollte sie auch nichts mehr, als Faustinas Nähe spüren. "Sollen wir schlafen gehen?" Faustina war immer noch die, die ihr am nähesten stand, das würde sich auch niemals ändern. Es sei denn, wenn sie verheiratet wurde und nichts mehr von ihr wissen wollte. Der Gedanke traf sie wie ein Stich ins Herz. Erwachsen werden war wirklich nicht leicht, sie wünschte, es wäre wieder so wie zuhause in Griechenland, aber das war wohl für immer vorbei.

  • An schlafen war nach einer solchen Frage nicht mehr zu denken. Obwohl es schien als ob Chio sich selbst quälte. Es würde eine lange schlaflose Nacht werden. Voller Gedanken an die ungewisse Zukunft. Faustina beschloss in den nächsten Tagen die Götter zu befragen. Und um sich abzulenken und vielleicht doch etwas Schlaf in dieser Nacht zu finden, begann sie Chio zu liebkosen. Nach dem ersten Kuss, hauchte sie ein leises: "Ich liebe Dich."

  • Faustina war da und sie tat genau das, was Chio sich ersehnte. Die wirren Gedanken verblassten mit jedem Kuss, die Hand, die ihr Herz zu umklammern schien, löste sich mit jeder Streicheleinheit und Faustinas Ich liebe dich ließ sie die Männer vergessen. Hingebungsvoll erwiderte sie die Zärtlichkeiten, gab sich ganz den Gefühlen hin, bis das Öl in den Lampen zu Ende ging und die Nacht sie mitnahm. "Ich liebe dich auch, bitte schick mich niemals weg... "

  • Faustina war wütend, schrecklich wütend. Nicht nur dass diese vermaledeite Reise sich als totaler Fehlschlag erwies. Nicht nur das sie ihren ebenso vermaledeiten Vater nicht gefunden hatte. Nein, jetzt war auch Chio nicht da, wo sie sein sollte. Gut, sie hatte Chio absichtlich zu Hause gelassen, als sie sich auf die Suche nach ihrem Vater begeben hatte, somit war sie selbst Schuld, dass sie nun nach ihr rufen lassen musste. Scheinbar fehlte der Kleinen nicht nur die Zärtlichkeit, sondern auch die harte Hand. Beides konnte man nachholen. Bei dem Gedanken, begann sich ihre Laune langsam zu bessern. Dann hörte sie auch noch von dieser Hochzeit, die gerade im Gange war. Onkelchen heiratet! In seinem Alter! Alle Achtung! Aber warum musste es ausgerechnet Flora sein? Flora war in Faustinas Alter und eine gute Freundin. Und nun war sie nicht nur ihre Tante, sondern auch noch die Hausherrin. Das würde lustig werden. Eigentlich ein guter Grund um etwas Ärger zu bereiten und dem Fest ein wenig Würze zu geben. Teuflisches braute sich in Faustinas Kopf zusammen. Sie rief einen Sklaven, dem Sie auftrug Octavius Macer aufzusuchen, um ihn zu bitten, sie auf diese Hochzeit zu begleiten. Damit würde sie nicht nur öffentlich machen, das beide ein Paar waren, sondern auch noch ein mittleres Skandälchen auslösen. Mal von Onkel Durus Gesicht abgesehen, ein schöner Grund sich wieder in Rom einen Namen zu machen.


    Zunächst nahm sie aber ein Bad. Suchte dann ein wunderschönes Kleid heraus und wartete nun auf ihre Sklavin, damit sie ihr beim frisieren, schminken und anziehen half.


    Ausserdem war sie auf Chios Berichte gespannt.

  • Chio war beschäftigt, eine Hochzeit stand an, ein neues Familienmitglied zog ein, da gab es viel zu tun und jeder musste mithelfen. Als sie jedoch hörte, dass Faustina zurück war und nach ihr verlangte, ließ sie alles stehen und liegen. Eilig hastete sie durch die Gänge, riss die Tür auf und da stand sie. "Faustina.... ich meine, Domina... du bist endlich zurück." Freudestrahlend lief sie auf sie zu, wäre ihr am liebsten um den Hals gefallen, blieb aber direkt vor ihr stehen. "Ich habe dich so vermisst." Selten waren sie so lange getrennt, da war die Wiedersehensfreude groß. Und es gab soviel zu erzählen. Sie könnte sofort loslegen, auch wenn einiges für sie wohl nicht so erfreulich werden würde.

  • Wie ein Wind fegte Chio in den Raum. Die Freude war ihr ins Gesicht geschrieben. Weggefegt war die schlechte Laune, als Faustina ihre kleine SKlavin wieder sah. Chio hatte sich zurückhalten können, Faustina gelang das nicht. Sie fiel Chio um den Hals. Drückte und küßte sie. Ein paar Freudentränen liefen die Wangen hinunter. Es tat so gut sie wieder zu spüren.


    "Oh Kleines, was bin ich früh Dich wieder in den Armen zu haben!".


    Anschliessend drückte Faustina ihre Lippen auf die Chios und gab ihr einen sehr, sehr leidenschaftlichen Kuss.


    "Komm Du musst mir alles erzählen! Was ist geschehen? Dabei kannst Du mir in die Kleider helfen. Schliesslich muss ich ja noch zu Durus Hochzeit.".

  • Chio drückte Faustina, so fest sie konnte. Sie endlich wieder umarmen, ihre Wärme spüren. Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr ihr das gefehlt hatte. Für einen Moment vergaß sie alles, erwiderte den Kuss leidenschaftlich und gab sie nur ungern wieder frei. "Natürlich, Domina." Sie nahm die Kleider, half ihr beim Umziehen, erzählte nebenbei von allem, was passiert war. Von der Kleinen, von den Geschehnissen in der Villa, von Flora, alles, was ihr einfiel, und das war eine Menge. Während sie ihre Haare kunstvoll aufsteckte, überlegte sie, ob es sinnvoll war, ihr noch vor der Hochzeit von Aretas und vor allem, von dem Vorfall auf der Wache zu erzählen. Sie entschied sich dagegen. Das würde Faustina nur die Laune und den Tag verderben. Und bis morgen würde sich schließlich nichts ändern. Vielleicht hatte sie auch auf der Hochzeit kurz die Gelegenheit, mit Flora zu sprechen. Chio hätte vorher gerne erfahren, was wirklich passiert war. Heute wollte sie noch das Wiedersehen mit ihr genießen.


    Die Haare waren fertig, perfekt. Faustina sah umwerfend aus in dem Kleid. Noch etwas Schminke und die Männer würden ihr in Scharen zu Füßen liegen. Vor allem einer.. dachte Chio und musste schmunzeln. Selbst Faustina war nicht so brav, wie man es von ihr erwarten würde. Nachdem sie ihre Herrin so festlich herausgeputzt hatte, begutachtete sie das Gesamtwerk. "Du siehst wunderschön aus."

  • Mit dem was sie im Spiel sah, war Faustina mehr als nur zufrieden. Chio hatte sich wieder selbst übertroffen. Sie war einfach unentbehrlich und nicht nur das. In der Zeit der ihrer vergeblichen Suche, hatte sie deutlich gemerkt, wie sehr sie ihre kleine Sklavin liebte. Es war eine kurzweilige Stunde gewesen, in der ihr Chio nicht nur die Haare machte, sondern auch von den kleinen und grossen Dramen in der Villa Tiberia erzählt. Merkwürdigerweise aber kein einziges Wort über Aretas. Faustina fiel dies natürlich auf. Scheinbar war wieder etwas im Busch und ihr Heldenfahrer hatte mal wieder etwas sehr heldenhaftes getan. Das wollte Faustina später aus Chio herauskitzeln. Jetzt war es Zeit diese Hochzeit aufzusuchen.


    "Danke Chio.", freute sich Faustina über das Kompliment. "Es wird Zeit. Zieh Dich noch um und dann machen wir uns auf den Weg zur Hochzeit!".

  • Unsicher schlich sie durch die Villa, immer auf der Hut. Niemand durfte sie sehen, vor allem nicht, wenn sie ging. Vor der Tür zögerte sie, klopfte vorsichtig, auch wenn man ihr in der Küche versichert hatte, dass Faustina noch nicht zurück war. Nachdem niemand antwortete, öffnete sie die Tür einen Spalt. Alles leer. Sie schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter sich. Schnell packte sie alles, was ihr wichtig war, in eine Tasche, besonders sorgsam die grüne Tunika, die sie von Aretas geschenkt bekommen hatte. Auch die blaue, dessen edleres Gegenstück Faustina trug. Bei jedem Stück, das sie einpackte, wurde ihr schwerer ums Herz. Sie wollte nicht weg, aber nun gab es kein zurück mehr. Und wenn sie sich schon nicht verabschieden konnte, eine Nachricht war das Mindeste, das sie ihr hierlassen konnte. Sie nahm ein Stück Pergament und schrieb: Bitte verzeih mir. Ich liebe dich. Viel zu wenig, um etwaszu erklären, oder ihre Gefühle auszudrücken.


    Die Zeit drängte. Schnell versteckte sie das Papier unter ihrer Zudecke auf der Liege. Faustina sollte die Nachricht erst finden, wenn sie bemerkte, dass sie nicht mehr hier war. Daneben legte sie ihren Kamm, ein besonders wertvolles und reich verziertes Stück. Er bedeutete ihr viel, Faustina sollte ihn haben, als Andenken. Noch ein letzter Blick durch den Raum, Tränen liefen ihr über die Wangen. Chio wischte sie schnell weg, bevor sie ebenso leise verschwand, wie sie gekommen war. Vor der Küche wäre ihr fast noch die Köchin über den Weg gelaufen. Chio konnte sich gerade noch rechtzeitig hinter eine Ecke ducken. Dann war es geschafft. Die Tasche über der Schulter ging sie schnell, aber unauffällig.

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