Römer, sagte einst Vergil in seiner Aeneis, vergiss nicht, das Schicksal der Völker mit Macht zu lenken. Dem nicht genug, setzte er hinzu, dass Völker, die nicht bereit waren, sich diesem arroganten Machtanspruch widersetzten, vernichtet werden müssen. Denn Rom war eine perfekte Gesellschaft, und es war keine Frage, dass alle Völker sich der Pax Romana unterordnen sollten. Doch warum weigerten sich die Barbaren so sehr, sich von den Römern regieren zu lassen? Romana dachte über diese schwierige Frage nach, als sie bei einem ihrer Besuche in der Villa Claudia, die sie dann und wann machte, manchmal angekündigt oder auch nicht, vom Atrium in den Garten schritt. Ihr Vater war nicht zugegen, sodass sie sich einfach wieder den Garten anschauen wollte.
Als sie damals Vestalin wurde, war der Garten öde und verlaust. Mittlerweile war er wieder halbwegs hergestellt worden, wenn man den Gerüchten glauben wollte, von einem Germanen. Parthenope, Romanas Sklavin, hatte die Claudiern schon am Eingang verlassen, um zu den Sklaven in der Küche zu gehen. Und so war Romana alleine, als sie durch den Garten lustwandelte. Man hatte ihn wieder schön hergerichtet. Hie und da waren noch Spuren von alten Unzulänglichkeiten zu sehen, aber insgesamt war Romana, selber Hobbygärtnerin, sehr zufrieden, als sie auf den Kieswegen in etwa zu der Mitte der Gärten schritt und sich dort auf eine Bank niederließ. Sie verschränkte die Arme hinter ihrem Kopf, lehnte sich zurück und genoss kurz den Frieden.
Ihr war nach Wein. Etwas zu trinken, gegen die Trockenheit der Kehle. Sie stand auf, um jemanden zu entdecken – aufgrund ihrer Größe sah sie durchaus weit. In der Ferne, war da nicht jemand? Eine Sklavin, wie es schien. Romana holte etwas Luft und rief zu ihr hinüber: “He, du! Komm mal her!“
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