Nicht hinhören, ignorieren. Außerdem hatten sie angefangen. Das was von ihr gemeint war nicht, aber eine wesentlich attraktivere Geschichte, als Titan anzufüttern. Zwischen den Küssen, die Umgebung vergessend. Sagte er laut und nicht mehr flüsternd. „ Zu den Urbanern, warum? Ich war gestern da. Mir reichts. Für mich kann ein anderer zupfen. Sie haben mehr als einen im Carcer. Ich beschäftige mich lieber mit dir und den Pferden.“ Die Schritte im Gang waren untergegangen. Er hatte sie nicht gehört, wahrscheinlich überhört. Sein Augemerk lag auf Chio. Seine Hand hatte einen Weg unter ihre Tunika gefunden. Seine Finger glitten auf ihrer bloßen Haut unverfroren vom Knie aufwärts. Einen Versuch konnte man ja machen.
Stallungen der Factio Purpurea
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Seine Hand, die eben noch unbeschreibliche Gefühle in ihr auslöste, wurde energisch gestoppt. Genervt setzte sich Chio auf, sah ihn vorwurfsvoll an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein. "Du wirst dich mit niemandem mehr beschäftigen können, wenn du dort nicht hingehst. Weder mit mir, noch mit den Pferden. Dann sitzt du wieder in dieser ekligen Zelle, allein. Denkst du eigentlich nie über das nach, was du vorhast?" Unfassbar. Chio lehnte sich enttäuscht an die Rückwand der Box. Die schöne Stimmung war dahin.
"Was meinst du, wird passieren, wenn du dort nicht auftauchst? Genau darauf wartet dieser Ofella doch nur. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hättest du niemals gehen dürfen. Dann wärst du jetzt nicht hier... bei mir." Etwas versöhnlicher rutschte sie wieder zu ihm. "Bitte, du musst dort wieder hin. Wenigstens bis Faustina wieder da ist." Das wäre jetzt der geeignete Moment gewesen, ihm von ihrer Rückkehr zu erzählen. Aber sie wollte doch die Pferde... Und mit Faustina musste sie auch unbedingt reden. Wenn sie wieder zurück in der Villa war, nahm sie sich fest vor. Hätte sie gewußt, dass ihre Domina bereits im Stall war, wäre sie wohl besser schnell verschwunden.
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Auf ihrem Weg durch die Stallungen hörte sie die vertraute Stimme ihrer Sklavin. Ihr Magen zog sich etwas zusammen. Was hatte Chio hier zu suchen?, fragte sie sich und gab sich gleichzeitig die passende Antwort, ARETAS! Das ziehen im Magen wurde zur Wut im Bauch. Ihre Augen begannen zu blitzen. Fast hätte sie vor Wut geschnaubt. Chio war IHRE Sklavin und IHRE Geliebte. Kein Kerl sollte sie haben !!!
Wie eine Furie stand sie, vor Wut fast platzend, mit der Gerte in der Hand vor den beiden.
"WAS GEHT IHR VOR SICH?", schrie sie die beiden Turteltäubchen an.
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Die Stimme drang schmerzhaft in sein Ohr ein, wie eine Speerspitze in seine Eingeweide. Aufgeschreckt und verwirrt, auf frischer Tag ertappt. Aretas wusste nicht wie er so schnell aus dem Heu hochgekommen war. Wie versteinert stand er vor Tiberia Faustina.
„ Sie ist da.“ Murmelte er entgeistert und starrte sie an, als ob sie geradewegs aus dem Hades entstiegen war. Eine besonders gute Ausrede, zu dem was Tiberia Faustina gesehen hatte, haben könnte, hatte er nicht. Er wusste nicht wie lange sie hier gestanden hatte und Zeuge der Vorgänge in der Box geworden war. Diesmal saß er nicht alleine in der Patsche, Chio hatte es mit erwischt. „ Ich bin dran Schuld. Ich habe sie überredet her zu kommen.“ Platzte er heraus, eh Chio was sagen konnte. -
Viel hatte Faustina nicht mitbekommen. Im Grund gar nichts. Sie hatte nur die Stimme ihrer kleinen Chio gehört und war ihr gefolgt. Die Reaktion Aretas verriet ihr aber deutlich WAS hier passieret war. Eifersucht, Wut, vielleicht sogar Hass nagte heftig. Faustina fühlte förmlich, wie sie rot anlief, die Hände zitterten. Der Drang sich auf diesen Helden zu stürzen, ihn zu meucheln oder noch besser um ihm das Skrotum abzuschneiden, wurde immer grösser. Doch nun machte sich ihre teuere Erziehung bemerkbar. Sie packte die Gerte so feste, das ihre Fingerknöchel weiss wurden und schlug mit dieser auf einen der Stützpfeiler.
"Wenn Du ihr das angetan hast, was vermute. Dann wirst Du es bereuen!", fauchte sie leise und sehr gefährlich zu Aretas. "Also bete zu deinen Göttern, dass sie Dich vor dem schlimmsten meiner Rache beschützen mögen!".
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Abwehrend hob er die Hände. „Ich habe sie nicht angefasst.“ murmelnt kam hinterher. „ Sie wollte ja gar nicht.“ Er sah Faustina an. Ja, er hatte es versucht, auf der Wiese. Da war die Welt noch in Ordnung. Nach dieser Nacht mit Aurelia Flora, war alles anders. Heute hatte er gewusst, dass sie nicht darauf eingehen würde. Er senkte den Blick. „ Ich muss zu den Urbanern, kann ich gehen Domina?“ Der nächste Fettnapf. Er sah es deutlich vor sich. Gleich brach der Himmel über ihm zusammen. Faustina in Gestalt einer Harpyie würde sich auf ihn stürzen und zerfleischen.
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"SIE NICHT ANGEFASST? WAS HABT IHR DANN GETAN? STROHHALME GEZÄHLT?", schrie sie aus vollem Hals. Ihre Erziehung zur Zurückhaltung, war vergessen. Fast wäre ihr die Gerte ausgerutscht. Das er zu den Urbanern wollte, bekam Faustina nur am Rande mit und sie legte es prompt falsch aus. "Da gehörst Du eigentlich hin! Aber ich will Dich ... Euch selbst bestrafen! Der Kerker ist zu gut für Dich!".
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Chio war mindestens genauso schnell aufgesprungen, drückte sich ängstlich gegen die Boxenwand. Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht damit, dass ihre Domina heute schon und vor allem, zu so früher Stunde, den Stall inspizieren würde. Kein Wort brachte Chio heraus, konnte nur erschrocken zuhören, wie Aretas sich verzweifelt versuchte, herauszureden und Faustina wutentbrannt über ihn herfiel. Sie musste ihn beschützen, irgendwie...
"Domina, bitte, er spricht die Wahrheit." Entschlossen ging sie auf sie zu. Die Gerte in ihrer Hand machte Angst, aber davor würde sie sicher nicht verschont bleiben. Chio schluckte schwer. "Es ist nicht seine Schuld. Es gab da einen Vorfall, ich hätte es dir gleich erzählen sollen, aber die Hochzeit... Ich wollte dich nicht mit Unannehmlichkeiten vor der Feier belästigen. Aretas muß drei Tage die Woche bei den Urbanern arbeiten, ich bin hier, um sicherzugehen, dass er das auch tut. Bitte.. Domina... " Sie senkte demütig den Kopf, nahm die Hand ihrer Herrin, kniete sich zu deren Füßen. "Es ist wirklich nichts passiert, er hat mich nicht angefasst, ich.. ich... " Ein verzweifelter, kurzer Blick zu Aretas. Er würde es niemals verstehen. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen, während sie Faustinas Hand an ihre Wange legte und zu ihr hochsah. ".. ich liebe doch nur dich."
Chio wagte nicht, Aretas anzusehen. Nur mit Mühe konnte sie sich davon abhalten, aufzuspringen, ihm in die Arme zu fallen und ihm zu sagen, dass es gelogen war. Natürlich gehörte ihre Liebe ihrer Domina, ein großer Teil aber mittlerweile Aretas. Darüber mit Faustina zu reden musste warten. Wenn es überhaupt noch nötig war, nach dem, was sie Aretas gerade antat. Chio senkte den Blick erneut, wollte keinen der beiden ansehen und betete, dass die Strafe für Aretas nicht ganz so heftig ausfallen würde.
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Das war der Grund ihrer Verweigerung. War er so mit Blindheit geschlagen, dass er es nicht gemerkt hatte? Mit versteinerter Mine und einem Blick der alles ignorierte wankte er Rückwärts, lehnte sich gegen die Boxenwand. Ihm zog es förmlich den Boden unter den Füßen weg. Die Pläne, die er mit ihr gemeinsam hatte..... Jetzt stellte sich heraus, er war nur so was wie billiger Ersatz, wenn Faustina nicht da war. Und an die Pferde wollte sie, er war nur Mittel zum Zweck. Wie sehr hatte er sich von ihr täuschen lassen. „ Was bin ich nur für ein Idiot.“murmelte er vor sich hin. Warum hatte sie ihn aus dem Carcer der Urbaner geholt ? Um gut vor Faustiana da zu stehen? Es war zu viel, er begriff es nicht.
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Chio hatte immer gewusst, wie sie die Launen und vor allem die Wutanfälle ihrer Domina zumindest für den Moment abmildert. Natürlich konnte Faustina sie hier und jetzt nicht mehr züchtigen, wie sie es gerne getan hätte. Abe wenn Chio so vor ihr auf den Knien lag, wurde sie weich, wie immer, wenn Chio das tat. Der Zorn verrauchte etwas oder besser gesagt, er wurde geparkt, um dann später als Grundlage für Chios Bestrafung in mehr privatem Rahmen abrufbar zu sein. Die Bekundung ihrer Liebe, hier und öffentlich, war Faustina mehr als nur unangenehm. Sicher hatte sie ihre Liebe zu Chio nicht versteckt, aber hier im Stall vor einem Sklaven und wer weis noch zuhörte, öffentlich zu machen, war ihr peinlich. Es gab einen Riss in ihrem Herz, sie wusste dass dies nicht mehr der Wahrheit entsprach, was Chio in ihrer Verzweiflung sagte. Wäre es noch so, wie vor ihrer Reise, dann hätte sie nicht mit Aretas im Stroh gelegen.
"Das glaube ich nicht! Ich glaube gar nichts von dem was ihr mir hier aufgetischt habt!", sich wollte alleine sein, weg von hier. Zu Aretas gewandt: "Ja Du bist ein Idiot. Aber einer der nicht sieht was offen zu sehen ist! Chio tut das für DICH ... Du Narr! Sie will Dich schützen ... vor mir! Weil sich DICH liebt, Du blinder Narr!".
Damit drehte sich sich um und verließ den Ort, an dem sie eine ihrer größten Enttäuschungen erlebt hatte. Im gehen begriffen, sagte sie noch zu Chio: "Wir reden noch, gleich wenn Du zurück bist. Ich erwarte Dich in meinen Gemächern. Dann sehen wir, was ich mit euch mache.".
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"Der Centurio der Urbaner will dich sprechen, Domina." sagte Aretas schnell, bevor sie außer Sichtweite war. Das machte den Kohl nun auch nicht mehr fett. Was hatte sie gesagt? Sie glaubte ihnen nicht. "Chiomara ist unberührt. Ich habe sie nicht angefasst." sagte er noch ein Mal mit Bestimmtheit. Chio liebte ihn? Warum tat sie dann so etwas. Er wusste nicht mehr wo ihm der Kopf stand. Er war dafür da, sie zu beschützen. " Domina, ich bin an allem Schuld. Ich habe Chio dazu gebracht. Ich habe deine Abwesenheit ausgenutzt.Sie kann nichts dafür.Du hast ihr gefehlt,sie war alleine." Er scharrte mit dem Fuß im Stroh, fasste sich wieder.
" Ich gehe jetzt zu den Urbanern, wenn ud erlaubst. Soll ich dem Centurio etwas von dir ausrichten?" -
Da war er wieder, der Held in Aretas. Er sollte doch die Klappe halten. Mit dem was er sagte, macht er es für sich, Chio und für Faustina noch schlimmer. Nur mit halben Ohr hatte sie deshalb zugehört. Sie war mit ihren Gedanken nicht hier.
"Ja geh und bestell dem Centurio das ich ihn aufsuchen werde.", das klang niedergeschlagen. Warum er wieder einmal in Schwierigkeiten war, würde sie rechtzeitig erfahren. Sie beschloss beide streng zu bestrafen, aber nicht jetzt. Später. Aber sie war sich auch bewusst, dass sie damit nicht viel ändern würde. Und das ärgerte sie wieder und ließ die Wut wieder hochkochen. "Wenn ich mit ihm gesprochen habe, dann werden wir uns unterhalten!", kam eisig über ihre Lippen. Dazu schlug sie mit der Gerte auf eine der Pferddecken die über ein Gatter gelegt waren.
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Am Tor hatte man ihn stehen lassen, übersehen. Nach einer Stunde erfolglosem Warten, verabschiedete er sich und machte sich auf den Weg zurück zu den Stallungen. Unterwegs dachte er über die Möglichkeiten nach, wie sie der Bestrafung durch Tiberia Faustina entgehen konnten. Eine einzige Möglichkeit blieb. Er musste Chio nur finden und sie überzeugen, dass es der einzige Weg war, um die Bestrafung herum zu kommen. War sie im Stall, gestaltete sich alles einfach. War sie zur Villa unterwegs, oder schon dort, dann wurde es schwieriger. Fast bei Titans Box angelangt, rief er nach Chio. " Chio, Chiomara? Bist du noch da?"
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Ein leises Schluchzen war aus der Box neben der von Titan zu hören. Im Heu, an die Rückwand gelehnt, die Knie angezogen und mit den Händen umschlungen, lag ihr Kopf auf den Knien. Ein Häufchen Elend. Immer wieder spielte sie in Gedanken ihre Rückkehr in die Villa durch, das Gespräch mit Faustina. Und egal, wie sie es anfing, es endete immer auf die gleiche Weise. Die Enttäuschung in Faustinas Stimme, als sie ging, klang noch immer in ihr nach. Und Chio wußte, sie konnte es nicht ändern. Das tat weh. Jedes einzelne Wort, bevor sie gegangen war, tat weh. Und Aretas? Er hatte es tatsächlich geglaubt. Nachdenklich drehte sie den Armreif, nahm ihn dann ab. Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Vorbei... alles vorbei.
Mit dem Saum ihrer Tunika wischte sie sich die Tränen vom Gesicht. Sie sollte endlich nach Hause gehen, vielleicht fand sie doch eine Möglichkeit, wenigstens das Vertrauen ihrer Domina zurückzugewinnen. Die Bestrafung musste sie ertragen, aber dann könnte es vielleicht wieder werden, wie es einmal war... nur ohne Aretas. Die Augen füllten sich erneut mit Tränen. Noch immer hielt sie den Armreif in der Hand. Sie sollte ihn einfach liegen lassen. Gerade, als sie aufstehen wollte, hörte sie Aretas rufen. Leise duckte sie sich in die Ecke. Wieso war er schon wieder zurück? Sie wollte ihn jetzt nicht sehen. Am besten wäre, sie würde ihn nie wieder sehen.
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Ein leises Schluchzen. Er hätte es beinahe überhört. Suchend sah er in die Boxen. Die letzte leere neben Titan. Leer? Er sah über die Boxenwand. Zusammengekauert, rot geheulte Augen, ein Anblick der ihn nicht kalt ließ. " Chio....du musst nicht weinen. Ist gut." Er wischte ihr mit einer Ecke seiner Tunika die Augen vorsichtig trocken. "Ich habe auf dem Weg hierher überlegt, wie wir um die Bestrafung kommen und zusammen bleiben könnten." Er setzte sich zu ihr. Ratlos, was er tun konnte um sie zu beruhigen, drehte er einen Strohhalm zwischen Fingern. " Es ist nicht ohne Risiko von hier weg zu gehen." Er sprach absichtlich nicht von Flucht. Chio stimmte dem nie zu. Er hatte Tiberia Faustina sein Wort gegeben nicht wieder weg zu laufen. Aber bei den Aussichten und nach den Tagen im Carcer der Urbaner. " In den Norden, wo uns keiner kennt. " Er kam auf den Kern der Sache. " Kommst du mit ?" Er wollte unbedingt weg. Lieber wäre ihm, sie käme mit. Sie hatte es am wenigsten verdient, bestraft zu werden.
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Ihre Tränen versiegten, die letzten wurden von ihm weggewischt. "Ich weine nicht." Sie wußte nicht, ob sie enttäuscht oder wütend sein sollte. Wieso musste er sie so sehen? Wieso war er eigentlich schon wieder hier? Und überhaupt... "Du willst mit mir zusammenbleiben?" Ihre Stimme war ruhig, ausdruckslos. In ihrer Hand immer noch der Armreif. Den hielt sie ihm hin, ohne ihn anzusehen. "Bist du sicher? Du hast gedacht, ich hätte dir etwas vorgemacht. Vielleicht ist es ja so... "
Natürlich war es das nicht, aber das sollte er ihr sagen. Und was redete er da von weggehen? Das konnten sie nicht, sie waren Sklaven. Was war mit Faustina? Auch, wenn sie ihre Domina war, und sie sicher war, dass die Bestrafung diesesmal noch heftiger ausfallen würde... sie hing an ihr. "Du warst also gar nicht bei den Urbanern. Und was ist mit deinem Versprechen? Du kannst nicht einfach weglaufen." Sie vermied, von ihnen beiden zu sprechen. "Wenn sie dich erwischen, bist du tot. Und einmal davon abgesehen, wie willst du das anstellen? Wovon willst du leben?" Das war doch wieder eine seiner spontanen Ideen, ohne Plan. Sie würden nicht weit kommen. Aber die Vorstellung, einfach wegzugehen, mit ihm zusammen, war ein schöner Traum. Doch es blieb eben nur das was es war, ein Traum.
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Sie säte gleich wieder Zweifel. Er weigerte sich vehement dagegen. Nein, er mochte die Vorstellung nicht, dass die Tage und ihre Aufopferung bei den Urbanern, nur für ihn, gespielt waren. “ Nein , hör auf mir das einreden zu wollen.” Er wurde ernst. “ Ich war bei den Urbanern, nicht mal die Wache an der Porta hat mir zugehört. Als ob ich nur aus Luft bestehe. Was soll ich da den ganzen Tag stehen und warten.” Trotzig stierte er ins Stroh. “ Luft…ich war nur Luft für sie…” murmelte er und kaute verbissen auf dem Strohhalm herum. “Versprechen.., dass ich nicht mehr weglaufe? Meinst du ich habe mir das nicht dreimal überlegt? Was hat mir dieses Versprechen bis heute eingebracht. Ich habe versucht Aurelia Flora zu helfen. Sie sollte keinen Ärger bekommen. Was wenn es auf Tiberius Durus zurück gefällt, dass sie die Wände beschmiert. Er hat ein hohes Amt.” Welches, damit kannte sich Aretas nicht aus, er hielt es für wichtig. “ Dafür hat man mich bestraft. Tiberia Faustina will mich bestrafen, nur weil ich dich mag. Wenn der Centurio ihr sagt warum ich im Carcer saß, folgt die nächste Bestrafung. Dann bekomme ich ein Brandmal oder so einen Halsreifen, wie ihn Hunde die man ankettet tragen.” Er schmiss den Strohhalm weg, scharrte mit dem Fuß im Stroh. “ Muss ich das alles über mich ergehen lassen?" brummelte er trotzig. “ Bis jetzt bin ich noch frei von Zeichen, die mich für jeden ersichtlich zum Sklaven machen. Ich habe noch 100 Sesterzen. Das reicht für den Anfang. Man erzählt in Mantua, im Norden, sind viele Menschen gestorben. Eine Strafe der Götter. Dort kennt uns keiner, dort gibt es bestimmt Arbeit. Ich kann beim Bäcker helfen, oder beim Tischler. Ich kann auch in der Therme arbeiten. “ Er fand seinen Plan gut. Eine Alternative zu dem was ihn hier erwartete. “ Nach Thrakien werde ich nicht zurück können. Alle wissen, dass ich zuletzt im dakischen Heer war. Die Römer würden mich wieder gefangen nehmen.” Das war bitter, aber nicht zu ändern. Was Chio für eine Rolle dabei spielen sollte…. “ Ich sorge für uns beide. Eine Unterkunft, Geld für Kleidung und zu Essen…. Ich will dich hier nicht alleine lassen. Wir könnten doch…..” Er stand auf. “ Du müsstest dich sofort entscheiden.”
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Er hatte recht, das waren tatsächlich keine rosigen Aussichten für ihn. Aber konnte sie Faustina einfach so verlassen? Sie waren wie Schwestern, mehr als das. Wenn sie mit ihm ging, würde sie sie nie wiedersehen. Wenn sie blieb, würde sie Aretas nie wiedersehen. Wieso nur musste er sie vor solch eine Wahl stellen? Sie wollte nicht weg, hatte gehofft, er würde bleiben, bis er wirklich frei war. Dann hätten sie in seine Heimat gehen können, ohne Angst, entdeckt zu werden.
Seufzend hielt sie noch immer den Armreif in den Händen, stand dann ebenfalls auf. "Jetzt sofort? Und wenn ich dich bitte, zu bleiben?" Sie erwartete keine Antwort, denn ihr war klar, dass er auch ohne sie gehen würde. Für ihn gab es nur diesen einen Weg. "Weißt du eigentlich, was du da von mir verlangst? Das vorhin, es war nicht alles gelogen. Ich bin mit Faustina aufgewachsen, als wären wir Schwestern. Zwischen uns ist weit mehr als das. Wenn ich mit dir gehe, darf ich sie nie wiedersehen. Ich darf mich nicht einmal von ihr verabschieden. Und wenn ich bleibe... " Egal, für was sie sich entschied, es würde ihr das Herz brechen.
Dann blieb immer noch eine Frage. "Wie willst du überhaupt aus Rom herauskommen? Und was, wenn sie uns erwischen? " Zwei Fragen... aber berechtigt. "Faustina wird keinen von uns beiden am Leben lassen. Willst du so enden?" Wie sollte sie nur in so kurzer Zeit eine so große Entscheidung treffen? "Wie weit ist es bis Mantua?"
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Wie Schwestern aufgewachsen. Was hatte er sich dabei gedacht, sie zu fragen ob sie mit ging. „ 12 Tage, bei gutem Weg und ohne Zwischenfälle.“ Ihnen konnten Räuber über den Weg laufen, oder eine Patrouille der Legion. Wütend trat er gegen die Boxenwand. „ Ich ertrage es einfach nicht mehr still zu halten. Alles hinzunehmen wie ein Ochse den man am Strick zum Schlachter führt.“ Er lehnte sich an Titans Hals, strich ihm übers Fell. „ Es war falsch dich zu fragen. Woher sollte ich wissen, dass du und Faustina.....“ Dass sie so eng miteinander verbunden waren, hatte er nicht gewusst. Sie hatte es also vorhin doch mit Faustina ernst gemeint. Alles von ihm ausgetüftelte, fiel zusammen, wie ein Haus, wenn die Götter die Erde zum beben brachten. „ Vergiss was ich vorgeschlagen habe. Geh zu Faustina.“ Er ließ Titan los. „ Sie wird sich wieder beruhigen, deine Strafe geringer ausfallen.“ Das nächste kam nur zögernd aus seinem Mund. „ Wir sollten uns eine Weile nicht mehr sehen. Du hältst dich von den Stallungen fern, ich mich von der Villa. Aisha werde ich übernehmen.“ Um jeden Widerspruch zu unterdrücken. „ Wenn du willst, dass ich bleibe, dann akzeptierst du es so, wie ich es gesagt habe. Tauchst du hier auf, werde ich gehen.“ Das meinte er ernst.
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Natürlich würde ihre Strafe geringer ausfallen. Aber was war mit ihm? Dafür, dass er sie angefasst hatte, würde Faustina ihn sicher noch härter bestrafen als das letzte mal. Vielleicht verpasste sie ihm tatsächlich so einen Halsreif. Das wollte Chio nicht. Dann gab es aber nur eine Antwort. 12 Tage...
"Du willst mich nicht mehr sehen? Das kann ich nicht." Sie ging auf ihn zu, beobachtete Titan. "Was wird aus ihm, wenn du gehst?" Und Aisha... Es war wirklich nicht einfach. Sie müsste ihr gesamtes Leben zurücklassen. Sie könnte nicht einmal mehr in die Villa, die wenigen Habseligkeiten holen, die ihr gehörten. Die grüne Tunika... Seufzend schob sie den Armreif wieder über ihr Handgelenk. Wenigstens der blieb ihr.
"Ich komme mit." Drei einfache Worte und doch tat es ihr im Herzen weh. "Ich will nicht, dass sie dich bestraft. Du hast nichts Schlimmes getan. Wir beide nicht. Aber ich kenne Faustina. Sie wird uns keine Sekunde mehr aus den Augen lassen. Wahrscheinlich dürfte ich dich wirklich nicht mehr sehen. "
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