[Vestibulum] Dumm gelaufen!

  • Ich war gerannt, wie ´ne Blöde. Nur weg! Direkt zur Casa hin. So ´ne Scheiß aber auch! Warum hatte ich nicht besser aufgepasst! Ich fragte mich aber auch, woher dieser Kerl hergekommen war. Echt, ich war einfach nicht mehr auf Zack. Früher wäre mir so was nicht passiert! Zum Glück konnteich noch abhauen. Ich riss die Tür zur Casa auf und stieß sie gleich wieder hinter mir zu, dann blieb ich mit dem Rücken zur Tür gelehnt erst mal stehen, um zu verschnaufen. Ich war ja völlig hinüber.
    Mist, die Einkäufe hatte ich da an der Hauswand stehen lassen. Scheiße! Jetzt konnte ich nochmal losziehen! Naja, ich hatte ja noch Geld übrig. Sermo war ja überaus großzügig gewesen. Das würde noch reichen, um den ganzen Krempel ein zweites Mal einzukaufen.
    Meine Han tastete nach dem Geldbeutel, der unter meine Tunika verstaut gewesen war. Ja, genau, er war dort verstaut gewesen, denn er war nicht mehr da! Oh Kacke, auch das noch! Ich wurde hektischer, tastete mich komplett ab, fand aber trotzdem nix! Schöne Scheiße! Ausgerechnet heute, wo Sermo doch zu Hause war! Wenn der das mitkriegte, dann gute Nacht, schöne Welt!
    Am besten, ich verzog mich jetzt in die Küche oder sonst wohin, wo ich nicht weiter auffiel. Das war echt dumm gelaufen, das alles!

  • Caelyn hatte kein Glück. Wie es schien, war sie ein auf ewig gestrafter Pechvogel. Die Götter mussten sie hassen. Oder lieben, weil sie sich so köstlich über ihr Leben amüsierten. War ja auch zu witzig, in welche Jauchegruben sie so am laufenden Band hineinschlitterte. Wenn man so wollte, stank Caelyn quasi nach Pech. Oder Jauche. Oder beidem. (:D)
    Und auch heute hatte sie kein Glück. Sermo hatte sich nämlich im Triclinium niedergelassen und überflog einen Artikel der Acta bereits zum dritten Mal. Er hatte Langeweile, auch wenn das nicht der Fall sein sollte. Er sollte schwer beschäftigt sein, mit irgendwas das seine Karriere antrieb. Aber nein, heute war er faul. Und gelangweilt. Und er wollte Datteln. Deshalb hatte er Caelyn ja unter anderem auf den Markt geschickt. Datteln und Feigen und Trauben wollte er haben. Das war zwar eine ganz üble Durchfallkombi, aber das war ihm egal. Wenn Sermo sich einmal etwas in den Kopf gepflanzt hatte, ließ er nicht so schnell wieder los. Meistens zumindest.
    Als er die Porta ins Schloß fallen hörte, richtete er sich blitzschnell auf. War das endlich Caelyn? Die hatte ja ewig gebraucht! "Caelyn?!" brüllte er einfach durch das gesamte Atrium, was hoffentlich im Eingangsbereich zu hören sein würde. Aber wozu warten, bis die Kleine mit seinem Krempel zu ihm kam? Er war ja kein fetter, fauler Patrizier. Nein, Sermo konnte selbst aufstehen und sich sein Zeug holen! Also stand er auf und lief herzhaft gähnend zur Tür, wo er - wahrhaftig! - Caelyn vorfand.
    Und wie er sie vorfand. Richtig abgehetzt sah sie aus. "Eh...hallo?" Das war Begrüßung und Frage zugleich. Frage á la 'Was hast du wieder angestellt' und 'Wo sind meine Datteln?!'

  • Das mit dem Glück war echt so ´ne Sache. Man musste halt Glück haben um Glück zu haben, ganz einfach. Und wenn man von Anfang an kein Glück gehabt hatte, kam meistens noch das Pech dazu, was dann eine ganz schön beschissene Kombination ergab. Aber dass ich nie Glück gehabt hätte, konnte ich jetzt nicht gerade behaupten. Sagen wir mal, ich hatte schon Glück, aber an den falschen Stellen oder zur falschen Zeit. Aber dafür konnte ja das Glück nichts. Das war dann halt einfach Pech!
    Genau wie jetzt. Es war einfach Pech gewesen, dass ich die scheiß Tür zu feste zugetreten hatte. Und zu behaupten, ich wäre das gar nicht gewesen, ging auch nicht, denn man sah noch ganz deutlich meinen Schuhabdruck an eben der scheiß Tür. Echt zum Kotzen, dass die hier in der Gegendnicht die Straßen sauber halten konnten!
    Pech war auch, dass Sermo mich hörte. Klar, wenn man den ganzen Tag nichts zu tun hatte, lungerte man eben in der Gegend rum und wartete, bis die Sklaven wieder zu Hause waren.
    Ein noch größeres Pech war es, als mir Sermo entgegen kam, mit ´nem dicken Fragezeichen im Gesicht. "Hallo!", sagte ich verschmitzt grinsend. Was hätte ich den auch sonst sagen sollen? Aber das dies kein freundlich gemeinter Willkommensgruß war, konnte ich mir auch denken. Der Kerl wartete auf das Gelumps, was ich hätte besorgen sollen. Wahrscheinlich hatte er Verstopfung oder so was. Das war dann jetzt für ihn Pech. Denn die Datteln und das andere Zeug standen noch mit etwas Glück an der Hauswand, da wo ich´s abgestellt hatte. Aber bei meinem Glück, hatten sich längst schon ein paar Rotznasen drüber hergemacht und verputzen jetzt Sermos Darmfeger.

  • Ein verschmitztes Grinsen. Ein 'Hallo'. Keine Darmfeger. Sermo runzelte die Stirn, um dann resigniert zu seufzen. "Was hast du wieder angestellt?" Er verschränkte die Arme vor der Brust und zog erwartungsvoll die Augenbrauen hoch. Denn des einen Pech war nicht selten des anderen Glück. Oder Freund. Und Leid? Egal, jedenfalls wollte Sermo wissen was hier los war. Er glaubte nämlich kaum, dass Caelyn völlig ohne eigenes Zutun in einen Schlammassel hineingeraten war. Er glaubte auch nicht, dass es einfach nur Pech gewesen sein konnte, denn dann hätte sie vermutlich nicht nur keine Einkäufe mitgerbacht, sondern auch noch ihre - beziehungsweise Sermos - Geldbörse verloren. Ja, das wäre wirklich ärgerlich! Aber wie gesagt, des einen Pech... Sermo wäre überglücklich, hätte er jetzt bereits gewusst, weshalb die Keltin in diesem Zustand heimgekommen war. Ohne Einkäufe im Gepäck, aber mit wertvollen Informationen. Aus der Tür der Küche lugte derweil Diomedes hervor, von der plötzlichen Aktivität aufgeschreckt. Caelyn war offensichtlich wieder da und das bedeutete immer irgendeine Art von Aufregung!

  • Logisch, er nahm mir mein Grinsen nicht ab. Er hatte auch nicht übersehen, dass meine Einkäufe nicht die Casa erreicht hatten. Und dann auch noch diese Frage, die mal wieder alles sagte! "Ich? Nix. Ich hab nix…i.i.ich hab nix gemacht. Erhrlich!" Hatte ich ja auch nicht. Was konnte ich dafür, dass der Kerl da so rumgestanden hatte. Ich war halt einfach nur neugierig gewesen. Aber mal was anderes, wie kam ich da jetzt wieder raus? Sermo hatte mich mehr oder weniger in seinen Fängen. Ich kam mir wie ´ne wehrlose Fliege vor, die sich im Spinnennetz verfangen hatte und Sermo war die Spinne, die mir jetzt gnadenlos zu Leibe rückte. Er rückte mir mit seinem Blick zu Leibe, dem ich nicht lange standhalten konnte. Außerdem konnte ich es jetzt sowieso knicken, mein kleines Missgeschick einfach unter den Teppich zu kehren. Eine gute Geschichte musste her. Genau!Ich erzählte ihm irgendwas vom Pferd. Wieso ausgerechnet vom Pferd? Achwas soll´s!
    "Na gut, ich hab das Geld verloren," gestand ich und war auch gleich ganz reumütig. Aber das das nicht alles war, konnte er sich bestimmt vorstellen. "Und die Einkäufe hab ich auch... öhm verloren," kam noch kleinlaut hinterher.

  • Sermo ließ so etwas hören wie ein Räuspern, gepaart mit einem Seufzer. Er glaubte ihr kein Wort. "Wie genau ist das passiert?" fragte er kritisch. Diese Frau machte ihn manchmal wirklich wahnsinnig! Spontan stellte er fest, dass er keine Lust mehr hatte im Vestibulum herumzustehen, weshalb er sich seitlich drehte und Caelyn bedeutete neben ihm herzugehen. Er wollte quasi einen Spaziergang durch's Atrium machen, auch wenn das nicht sonderlich groß war. So würde Caelyn sich aber immerhin nicht so gegen die Wand gestellt fühlen. Immerhin klang sie, als versuche sie ehrlich zu sein. Oder war das nur gespielte Reue?

  • Mann, was sollte das denn? Ich hatte doch schon alles gestanden! Warum also jetzt noch weiter bohren? Das Gel war eh weg. Das konnte er sich getrost abschminken! Das lag sonst wo. Wo es lag, wusste ich nicht mal genau.
    Wenigstens kam ich jetzt mal von der Tür weg. Aber er bedeutete mir, dass ich noch lange nicht davon war. Also lief ich neben ihm her in Richtung atrium, was ja auch mehr oder weniger zwangsläufig war. Was er aber damit mir machen würde, war noch fraglich. Vom atriumaus, kam man eigentlich überall hin und im atrium selbst, naja hätte er mich auch im impluvium ertränken können, wenn er gerade Lust drauf hatte. Genug geregnet hatte es ja letzte Nacht. "Ja also, ich hab da einen getroffen. Einen von früher und, naja, wir haben ein bisschen miteinander gequatscht und da, Schwupps war alles weg."
    Gut gut! Ich musste ja zugeben, die Geschichte klang nicht sehr originell, geschweige denn war sie richtig überzeugend.

  • Gemächlichen Schrittes schlenderten die beiden nebeneinander her, während Caelyn sich weiter in Ausflüchten übte. Sermo zeigte sich beinahe verständnisvoll und zog deshalb keine Grimasse, sondern stellte die nächsten Fragen in schon fast freundlich interessierter Manier. "Jemanden von früher? Aus Argento..." Kam sie daher? Hoffentlich, sonst bewiese seine Unwissenheit einmal mehr sein Desinteresse an ihr. "...ratum? Oder von nicht ganz so früher?" Was für eine Ausdrucksweise. "Hat er dich bestohlen?" Wenn es ein Bekannter aus ihrer Zeit als Straßenpenner war, wunderte ihn überhaupt nichts mehr. Wobei ihr Auftritt ihn nicht gerade von ihren Überlebenskünsten auf der Straße überzeugt hatte, damals als sie ihm entwischt war und sich allein durchgeschlagen hatte.

  • Aus Argentowas? War mein Gehörgang verstopft? Hatte Sermo da eben Argentoratum gesagt? Junge, Junge! Argentoratum, dieses Saukauff irgendwo da oben am Rhenus gelegen, pah! Ich war doch keine von diesem Nemetergesocks, die sich da breitgemacht hatten! Also wirklich! Aber trotzdem blieb ich noch ruhig, ja sogar unbekümmert. "Nein, keiner aus Argentoratum. In Argentoratum gibt´s nur Vollidioten. Halbwilde, Germanen eben. Ich bin echt froh, dass ich keinen aus Argentoratum getroffen hab. Obwohl, wenn ich so darüber nachdenk, der andere, der mich später beinahe erwürgt hätte, der kam vielleicht aus Argentoratum. Wer weiß. Ich konnt ihn ja schlecht fragen." Da sah man mal wieder, wie egal ich dem Kerl eigentlich war. Der wußte nicht mal, wo ich eigentlich herkam. Obwohl ich ´s ihm doch erzählt hatte. Naja, das war vielleicht auch so ein typisch römisches Phänodingsbums öhm Erscheinung. Römer konnten keine Fremdsprachen und Römer waren, was ihr geographisches und ethnologisches Wissen betraf, echte Tiefflieger. "Übrigens, aus Augustodunum hab ich auch keinen getroffen."
    Naja und mit der eigenen Sprache war´s auch nicht weit her. "Nicht ganz so früher?..Öhm, du meinst, die Zeit danach. Nach Argento… , ach quatsch… öhm Augugstodunum. Ja, genau. Einer von den Aureliern. Also einer von ihren Sklaven, mein ich." Jetzt redeteich auch schon so einen Scheiß! Und wieso wollte er das denn so genau wissen? "Nö, der hat mich nicht beklaut. Der war ganz friedlich. Zu mir jedenfalls." Besser ich erzählte ihm nicht, das der Typ eigentlich flitzen wollte. Man wusste ja nie, wohin das einen brachte.

  • Oh. War das etwa der Falsche Name gewesen? Offensichtlich, denn in Argentoratum gab es nur Vollidioten und Halbwilde. Na großartig, jetzt hielt sie ihn vermutlich erst recht für einen ignoranten Hirni. Verwirrt runzelte er die Stirn. Der Typ, der sie beinahe erwürgt hatte? In welchen Bockmist hatte diese Knalltüte sich nur wieder reingeritten? Aber immerhin rückte sie dann halbwegs mit der Sprache heraus. Augustodunum hieß das Provinzkaff, natürlich! Wie konnte Sermo sich daran schon erinnern, immerhin war er blau gewesen, als er das mitgeteilt bekommen hatte. So glaubte er zumindest.
    Sie hatte also einen aurelischen Sklaven getroffen, der ganz friedlich war. Aaaahja. "Und wie genau hast du dann bitte mein Geld verloren, wenn du nicht beklaut wurdest?!" fragte er, als sie ihre wirren Ausflüchte hervorgebracht hatte. "Caelyn, ich warne dich: Lüg mich bloß nicht an." Joa, eine hinterhergeworfene Warnung war gewiss motivierend.

  • Na logisch, ihn interessierte mal wieder nur seine Kohle. Was mit mir war oder wo ich her kam, ging ihm zehn passus am Arsch vorbei. Elender Ausbeuter! Aber gut, wenn´s meine Kohle gewesen wär, dann hätt ich das auch wissen wollen.
    Ich steckte mal wieder richtig schön in der, ja genau, in der Scheiße. Bis zum Hals, wenn´s jemand genau wissen wollte. Denn nun kam er auch schon mit seiner Warnung, ihn nicht anzulügen. Aber mal ehrlich, wenn ich ihm erzählte, wie´s tatsächlich gelaufen war, der würde mir das garantiert nicht abnehmen. Oder doch? Es war ja auch schon ganz schön schusselig von mir, die Kohle beim Abhauen zu verlieren und die Einkäufe zu vergessen. Andererseits, kannte Sermo mich ja jetzt schon ein bisschen und wusste, wie sehr ich manchmal vom Pech verfolgt war. An manchen Tagen sprang es mich richtig an, das Pech. So wie heute!
    "Ich hab´s halt verloren! Beim abhauen!" Öhm ja. "Also das war so, ich treff den Typen von den Aureliern, der labert mich voll, von wegen er wär im heiligen Hain gewesen und so und dann kam auch noch ne´Aurelierin. Also ´ne richtige, mein ich. Dann hab ich mich dünne gemacht, damit sie mich nicht erkennt. Weil ich .. ich nicht,… also ich wollte nicht, ach is ja auch egal. Also, ich bin nicht gleich abgehauen, sondern hab mich hinter ´ner Hauswand versteckt und öhm… gelauscht." Ja, ja, ich weiß, lauschen darf man nicht. Aber scheiß drauf, ich hatt´s halt gemacht! "Plötzlich stand da dieses muskelbepackte Ekelpaket vor mir. Das war einer von den Aufpassern der Aurelia." Wenn ich ihm jetzt gesagt hätte, dass ich dem Kerl in die Weichteile getreten hatte und danach abgehauen war, Sermo hätte mir das garantiert abgenommen. :D

  • Aha, jetzt rückte sie also doch endlich mit der Sprache heraus. Sermo blieb stehen, lehnte sich lässig an eine der Säulen im Atrium und verschränkte die Arme vor der Brust. Geduldig hörte er sich Caelyns Geschichte an und zog dabei nicht wenig interessiert die Augenbrauen hoch. Seine Vorzeigesklavin erwähnte da etwas, das ihn besonders hellhörig machte. "Welcher Hain?" fragte er nur, den Rest völlig ignorierend. Jetzt stieß er sich von der Säule ab und straffte sich. Sermos Interesse war geweckt. Das konnte doch nicht sein, oder? Wenn es der Hain gewesen war, wäre das eine unglaublich interessante Nachricht. Was hatte der aurelische Sklave mitbekommen? Waren das bisher ungehörte Informationen aus erster Hand? Vielleicht ließ sich daraus ja etwas herausschlagen bei der neuen Auctrix der Acta!

  • Ich war gerade so richtig in Fahrt und wollte noch erzählen, auf welche ruhmreiche Art, ich die Kohle verloren hatte, als da eine unqualifizierte Zwischenfrage kam. "Hä? Was?", fragte ich. Damit hatte Sermo mich jetzt ganz aus dem Konzept gebracht. Ich verengte meine Augen zu Schlitzen. "Wie? Was für´n Hain? Na der Hain! Der, von dem alle reden. Die Nemo… Nemo… ach heißt´s gleich nochma´? Na, die Nemodingsbums eben! Nix davon gehört?" Mensch, war der schwer von Begriff. In welcher Welt lebte der eigentlich? Das hing garantiert daran, weil er die meiste Zeit in Ostia abhing und dort nix mitkriegte.
    Naja, ich tat diese Information nicht weiter ab. Wichtiger war ja das Säckchen mit Sermos Zaster, den ich in ichweißnichtwo verloren hatte. "So, kann ich jetzt weiter erzählen? Ja also, wo war ich steh´n geblieben. Ach ja, dieser riesen Bär von einem Kerl! Der hatte mich bedroht und wollte mir sämtliche Knochen brechen, weil ich gelauscht hatte. Ich aber konnte mich losreißen und abhauen. Und dann rannte ich und rannte, der Kerl mir hinterher. Allerdings ging dem bald die Puste aus und er fiel zurück. Da hatte ich echt Glück gehabt! Nur blöd, dass ich die Einkäufe auf die Schnelle nicht mitnehmen konnte, sonst hätte der mich zu Brei geschlagen. Naja und das Geld… das öhm… muss ich wohl unterwegs verloren haben, als ich um mein Leben gerannt bin." Es ging doch nichts über ein bisschen mehr Fantasie als nötig! Dass der Kerl mir nachgerannt war, stimmte zwar nicht. Aber das musste Sermo ja nicht wissen.

  • "Oh," machte der so Aufgeklärte auf ziemlich unintelligente Art und Weise. Dann plötzlich lief seine Gedankenmaschine zu Hochtouren auf. "Moment mal, der Hain?!" Was wusste sie darüber? Hatte der Sklave etwas Wissenwertes ausgeplaudert? Vor allem: Etwas profitables Wissenswertes? Er nickte nur, ließ Caelyn gern weitererzählen. Er würde sie jetzt nicht mehr einfach unterbrechen, wie käme er denn dazu? Sermo hörte sich also alles an und hielt auch noch einen Augenblick lang inne, als seine Sklavin fertig war. Aber irgendwie kam da dann nichts mehr. Keine Infos mehr zu den Nemoralia? Nichts? Gar nichts? Sermo setzte ein erleichtertes Lächeln auf und legte Caelyn abrupt den Arm um die Schulter. "Vergiss die Einkäufe und das Geld. Ein Glück, dass du wohlbehalten wieder hierher kommen konntest." ...um mir jetzt alles haargenau über die Vorfälle im Hain zu berichten... "Wieso wollte dieser Typ denn so eine hübsche junge Frau wie dich zusammenschlagen? Unmöglich, echt!" Jetzt gab er sich beinahe schon entsetzt, bevor er mit gedämpfter Stimme fortfuhr: "Hast du etwa Dinge erfahren, die du nicht wissen solltest? Die niemand wissen sollte?" Theaterreif, eindeutig. Jetzt riss er nämlich auch noch die Augen auf vor vermeintlich plötzlicher Erkenntnis. "Doch nicht etwa wegen des Frevels? Caelyn, was hat dieser Sklave dir verraten?" Ihre Schritte waren langsamer geworden, während Sermo seinen Arm um Caelyn gelegt hatte und geheimnistuerisch immer etwas näher an sie heranrückte. Jetzt waren ihre Geischter nur noch eine handbreit voneinander entfernt, während die Spannung greifbar erschien. Sermo wollte das jetzt wissen, komme was wolle!

  • Genau! Der Hain! Endlich hatte er´s gefressen! Wenigstens unterbrach er mich nicht mehr, als ich weiter erzählte. Hoffentlich nahm er auch meine Geschichte ab und bestrafte mich hinterher nicht, weil ich die Kohle verloren hatte.
    Aber dann kam´s! Ich traute ja meinen Lauschern nicht. War das wirklich Sermo, der gesagt hatte vergiss die Einkäufe und das Geld? Oder war das nur mein Wunschgedanke? Nö, das war echt! Das war tatsächlich gerade aus Sermos Mund gedrungen. Ich glaubte ´s ja nicht! Ja, echt, was für´n Glück, dass ich wohlbehalten wieder zurück war. Mhm! Ja! Mein Kopf geriet ganz leicht in Schräglage und ich guckte ihn ganz ungläubig an. "Äh ja. Aber total," sagte ich ganz irritiert. Da war doch was oberfaul! Sermo war doch nicht einfach so furchtbar nett zu mir. Da musste doch was dahinter stecken! Und es stak auch was dahinter!
    "Das kannst du aber laut sagen! Der Kerl, also der aurelische Sklave hat mir so einiges erzählt, bevor die Aurelia aufgetaucht ist. Er hat mir erzählt, wer die Frevlerin ist. Ganz schön blöd der Typ, das einfach so ´ner Wildfremden zu stecken!" Ich war ja schon nah dran gewesen, alles einfach so hirnlos auszuplappern. Aber dann fing mein Kopf zu denken an. Ganz schön blöd von mir, wenn ich jetzt nicht geschaltet hätte!
    "Du bist ja richtig scharf drauf, was der Kerl mir verraten hat, was?", bemerkte ich und sah Sermo ziemlich abschätzig dabei an. "Was springt denn für mich dabei raus, wenn ich dir erzähle, wer die Frevlerin ist, hä?"

  • Beinahe wäre Sermo mit der Frage herausgeplatzt, wer denn nun endlich die Frevlerin sei. Doch er konnte sich noch am Riemen reißen, zu auffällig war bereits sein Interesse. Und Caelyn merkte es natürlich auch, stellte seinen schlagartigen Sinneswandel sofort fest. Verdammt, offenbar war sie doch gar nicht so blöd wie er insgeheim dachte. Als Sermo erkannte, dass sie sein Spiel - das ja nicht sonderlich gut gewesen war - durchschaut hatte, schnaufte er geräuschvoll und runzelte kurz die Stirn. Er entschied sich jedoch, weiterhin eine gönnerhafte Miene aufzusetzen und tat dies dann auch. "Aha, meine kleine Keltin ist eine ganz clevere," säuselte er. "Was springt für dich dabei raus?" Die Frage stellte er wohl mehr sich selbst, als seiner Gegenüber, was ihn aber nicht so sehr störte. Caelyn hatte ihn da gerade ganz gut im Griff. Mal überlegen, was konnte er ihr denn schönes bieten? Oder: Was könnte er ihr denn schönes nehmen, wenn sie nicht reden wollte? Wobei das wohl ein Weg war, der nicht sonderlich vorteilhaft wäre. Da kam ihm eine Idee. "Also ich weiß ja nicht Caelyn, aber eine loyale und pflichtbewusste Sklavin hätte ihrem Herrn ja wohl sofort berichtet, was von Interesse für ihn sein könnte, und dafür gleich darauf eine großzügige Belohnung erhalten. Aber Informationen gewinnbringend an seinen Herrn verkaufen zu wollen erscheint mir nicht sonderlich verheißungsvoll, weißt du?" Er sah sie jetzt eindringlich an, hoffend dass er überzeugend genug wäre, um ihr das Wissen quasi kostenlos zu entlocken. Nicht, dass er sie danach nicht belohnen würde...

  • Ich war mir ganz sicher, Sermo bei den Eiern gepackt zu haben. Er war scharf auf dass, was ich hatte. Öhm..., also auf die Informationen, die ich hatte, meine ich natürlich. Schon siegessicher grinste ich. Endlich hatte auch ich mal ein Erfolgserlebnis, nach all der Scheiße, die ich in den letzten Wochen und Monaten erlebt hatte. Wenn ich mich jetzt nicht ganz so blöd dran stellte, konnte ich alles von ihm haben. Aber auch wirklich alles! Mhm, Moment mal, was konnte man denn von ihm als Gegenleistung verlangen? Vielleicht ´nen neuen Fummel? Oder was leckeres zu essen oder mehr Ausgang? Ach was! Warum sich mit so kleinen läppischen Nichtigkeiten zufrieden geben? Wenn schon, denn schon! Die Freiheit…! Ja, genau die!
    Zu dumm, dass er gerade jetzt so herum säuselte und ich nicht richtig schalten konnte, weil sich meine grauen Zellen gerade mit anderen Fragen beschäftigten. Mit seinem blöden säuseln schaffte er es doch immer wieder, mich einzulullen.


    "Öhm was?", fragte ich ganz schön dümmlich, als er dann plötzlich was von loyaler und pflichtbewusster Sklavin quatschte. Irgendwie hatte ich auf einmal gar nicht mehr so das Gefühl ihn an besagten Eiern gepackt zu haben. Mein doofes Grinsen war mir auch aus dem Gesicht gefallen. Der wollte mir doch nur Angst machen, oder? Der würde mich doch belohnen, wenn ich ihm alles erzählte. Sermo konnte ja schon ein Kotzbrocken sein. Aber er würde mich doch nicht so ausnutzen. Oder doch? Nee!
    "Na schön, ich sag dir´s. Aber hinterher darf ich mir was wünschen!" Öhm, wie alt war ich eigentlich? Fünfundzwanzig? Fünfzehn? Oder doch erst fünf? Als ich mich selbst hörte, vermutete ich mal stark, dass ich erst süße fünf war. Aber da war´s leider schon zu spät.
    "Die Flavia war´s!", hörte ich mich noch sagen. Danach spürte ich nur noch meine Hand, die vergebens versuchte, meinen Mund zuzuhalten. Körperbeherrschung war halt was anderes!

  • Die Flavia? Welche... "Welche Flavia? Die Flavia, die kürzlich krepiert ist? Hier, wie hieß sie noch?" Sermo dachte fieberhaft nach. "Aurelius Corvinus' Weib! Celestina? Celer...na du weißt schon! Verdammte Hacke, was für eine Nachricht!" Sermo strahlte vor Freude über diese Information aus engstem aurelischem Kreise. In einer abrupten Bewegung packte er Caelyn bei den Schultern und drückte ihr einen spontanen Kuss auf die Wange. "Bei den Göttern, Caelyn! Nimm dir die nächsten drei Tage frei. Diomedes wird deine Aufgaben übernehmen. Du kannst unternehmen was dir beliebt. Komm, setz dich hin, erzähl mir alle Einzelheiten!" Er führte sie zu einer der Bänke, die im Atrium standen und zog sie zu sich hinunter. So nebeneinander sitzend konnte man beinahe denken sie wären einträchtige Freunde. "Also, wünsch dir was du willst..." Bevor Caelyn allerdings ein Wort herausbekam, fügte er schnell noch eine Einschränkung hinzu, die ihm zum Glück noch in den Sinn gekommen war. "Aber wage es ja nicht, dir die Freiheit zu wünschen, eh? Soo schnell lasse ich dich noch nicht gehen." Er war viel zu gut gelaunt, um bei dieser Warnung eine ernste Miene aufzusetzen, sondern zeigte vielmehr ein schiefes Grinsen gepaart mit einem warnenden Blick. "Schieß los, was hat der Sklave noch gesagt? War er dabei? Was ist genau passiert? Hat die Flavia Unzucht getrieben? Wer hat den Sklaven im Hain umgelegt? Na loos!" Er brannte jetzt förmlich vor Neugierde. Wehe Caelyn wagte jetzt seine Großzügigkeit weiter auszureizen. Sie konnte froh sein, dass er sich plötzlich in solcher Geberlaune wiederfand.

  • "Ach, die is tot?" Jetzt war ich aber echt geplättet! Nicht dass mir das was ausgemacht hätte. Zum Glück hatte ich mit der nicht viel am Hut gehabt. Hatte sie sozusagen nur aus der Ferne erlebt. Das hatte mir voll und ganz genügt. Aber dass die Flavia tot war, davon hatte der Typ gar nichts gesagt. Er war nur ganz schön geknickt gewesen und dann war auch schon diese Aurelia aufgetaucht und hatte ihm ´nen Maulkorb verpasst. Jetzt war mir auch klar wieso.
    "Flavia Celerina heißt sie, öhm hieß sie," half ich Sermo auf die Sprünge. Ich kapierte jetzt gar nicht, warum er sich so freute, schließlich war doch jemand gestorben. Eigentlich hatten ganz schön viel Leute im Hain ins Gras beißen müssen, wie man so hörte. Dort musste es ja richtig abgegangen sein, mit wilden Stieren und so. Zum Glück hatte ich mich an den Nemoralia nur in der Stadt rumgetrieben und hatten diesen Typ da, diesen schnuckligen Pferdeheini kennengelernt, der mich beinahe platt gemacht hätte und in den ich mich irgenwie verguckt hatte.
    Tja, Sermos Freude hatte nicht mal vor seiner Großzügigkeit halt gemacht. Weil er so gut drauf war, gab er mir mal gleich drei Tage frei. Und ich durfte mir was wünschen! "Ach echt? Drei Tage? Das ist ja echt… danke!"... fast schon zu viel des Guten. Jetzt war ich schön nett, vielleicht gewöhnte er ja sich dran, dann auch nett zu mir zu sein, wenn ich ihm Honig ums Maul schmierte. Aber mit dem Wünschen war ich dann doch überfordert. "Darf ich mir den Wunsch noch aufsparen? Für was besonderes, mein ich. Mir fällt gerade nix Gescheites ein." Klar wusste ich, dass das ganz schön riskant war. Denn wenn ich erst in ein paar Wochen mit meinem Wunsch ankam, dann konnte sich Sermo einfach unwissend stellen. Da war er ja echt gut drin.
    "Naja, der Sklave hat dann nicht mehr viel gesagt, weil dann diese Aurelia angeschlappt kam und ihm befohlen hat, die Klappe zu halten." Mannomann, was der alles wissen wollte! So viele Fragen auf einmal! Und dann wurde ich auch noch echt perplex, als er was von Unzucht zu plappern begann und fragte, wer den Sklaven umgelegt hatte. "Unzucht? Die Flavia? Davon hat er nix gesagt… Aber…" Ich stockte, schließlich verfügte ich ja über allerhand Insiderwissen was die Aurelia betraf. Ob ich ichm das alles auf die Nase binden sollte? Naja, portionsweise vielleicht, damit auch noch was für mich raussprang, schließlich wollte ich ja Aretas wieder sehen. Ich begriff aber auch, dass ich mich ab jetzt auf sehr dünnem Eis befand. Ein falscher Schritt und schon war man weg vom Fenster.

  • "Celerina, richtig. Ja, die ist tot," bemerkte Sermo trocken, bevor seine Freude wieder durchdrang. "Aufsparen?" fragte er dann jedoch kurz skeptisch und grübelte Sekundenbruchteile, um dann achselzuckend zuzustimmen. "Ach, was soll's. Spar es dir halt auf, soll mir recht sein." Unglaublich. Das tat ja fast schon gut, so nett zu sein. Sermo war ganz überwältigt, weshalb er auch lieber zügig seine Gedanken auf den Profit richtete, den er aus dieser Information vielleicht noch herausschlagen konnte. "Aber? Was aber? Na los, erzähl schon. Ich will alles wissen!" Er grinste aufmunternd. Leicht hibbelig saß er da neben seiner Sklavin auf der Bank und freute sich beinahe wie ein Schneekönig. Erwartungsvoll sah er Caelyn an, stierte geradezu neugierig. Komm schon, lass was hören! "Ich brauche Details!" beschwörte Sermo die Keltin energisch. "Und vielleicht springt am Ende ja doch noch ein bisschen mehr für dich dabei heraus..." Er grinste jetzt verschwörerisch, sich wohl bewusst, dass er sich nicht minder auf dünnem Eis bewegte. Nicht, dass er jetzt Versprechungen machte, die er nicht zu halten gewillt war!

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