Das Triclinium, prunkend vor patrizischer Pracht, beinhaltete Klinen, einen Tisch mit Wein und Obst und Honigbroten oben, ein riesiges Wandgemälde, der den von Natur aus etwas pummelig gewesenen Kaiser Titus in seinem Zug durch Rom als Triumphator über die Iudäer zeigte, und einen Flavier, der dem Wein zusprach. Dass die Tode seiner Schwester und seines besten Freundes schon einige Zeit zurücklagen, sah man daran, dass er eine weiße, kostbare, verzierte Synthetis anhatte – die Zierränder waren aber schwarz. Und frelich war es immer die Toga Pulla, wenn er eine Toga trug, was aber hier nicht notwendig war. Piso erhob sich, als er bemerkte, wie Sermo hineinkam. Ernst, durchaus nicht beseelt von der Hippeligkeit, die ihm früher angehaftet war, ging er auf Sermo zu.
“Quintilius Sermo! Welch Freude, dich hier empfangen zu können. Nimm doch Platz! Und sage mir, wer ist die bezaubernde junge Dame, die du mitgenommen hast?“ Piso grinste Caelyn schwächlich zu, er vermutete, dass seine eine Sklavin war – aber eine ausgesprochen Hübsche.
“Was kann ich anbieten? Caecuber, Falerner, oder etwas anderes? Weiß- oder Rotwein?“ Neugierig blickte er auf seinen Gast.
Triclinium | Mehr als nur quintilischer Besuch
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Beinahe ließ der nichtige Sohn eines nahezu unbekannten ritterlichen Plebejers sich vom prunkvollen Glanz der patrizischen Pracht überwältigen. Doch der Schein trügte, denn von Reichtum ließ er sich nicht blenden. Der Quintilius war eher ein Anhänger der spartanischen Lebensart, auch wenn dies elegantes Auftreten oder repräsentative Inneneinrichtung nicht ausschloß. Er stand nur nicht auf überbordenden Pomp. Blinzelnd, nicht vor Trauer über Pisos Verluste sondern vor Glanz (:P), betrat er letztlich das Triclinium und ließ sich mit bescheidener Miene begrüßen. Der Flavier wirkte gezeichnet von den kürzlichen Ereignissen, was Sermo durchaus nachvollziehen konnte. Er selbst hatte lange Zeit Trauer getragen, denn gleich beide Brüder hatte er innerhalb weniger Monate verloren. Mitgefühl konnte er dennoch nicht so recht aufbringen für den Mann, der Klient seines Patrons war und damit quasi Verbündeter. Sie kannten sich nur noch nicht gut genug, als dass Sermo auch nur ansatzweise Regungen in dessen Gegenwart zeigen würde, die über freundliche Anteilnahme, Aufmunterung oder Zurückhaltung hinausgehen würden.
Piso begrüßte seinen Gast jedenfalls freundlich und fragte auch gleich nach der Blondine, die Sermo im Schlepptau hatte. Dessen Blick wanderte überrascht zur Keltin, bevor er mit schmalem Lächeln eine Antwort formulierte. "Danke für deine Einladung, geschätzter Flavius." Dankend nahm er wie aufgefordert auf einer der Klinen Platz, während er erklärte: "Das ist Caelyn, eine keltische Sklavin, die ich aus dem Hause Aurelia erworben habe." Er lächelte dabei ein fast schon stolzes Lächeln und ging dann auf Pisos Weinangebot ein. "Falerner bitte. Den Weißen, wenn möglich." Das ließ er sich doch nicht entgehen. Wenn er schonmal in der Villa Flavia zu Gast war, wollte er natürlich auch einen guten Falerner trinken. Er stellte da gewisse hohe Erwartungen an eine Gens, die schon seit Jahrhunderten Reichtum anhäufte, da konnte man auch annehmen, dass sie den besten Tropfen da hatten, den man kriegen konnte.
"Ja, sie ist wahrlich bezaubernd. Freut mich, dass sie dir gefällt," kam er dann wieder auf Caelyn zu sprechen. Ausnahmsweise war das sogar ehrlich gemeint. Er fand seine widerspenstige Keltin durchaus attraktiv und hätte auch nichts dagegen, sie demnächst noch einmal in seine Bett zu holen. Doch das wollte er lieber nicht überstürzen, am Ende war sie noch völlig neben der Spur und ihr Sklave-Besitzer-Verhältnis total im Eimer. Wenn es denn überhaupt noch schlimmer ging. "Hätte nicht gedacht, dass du dir etwas aus Sklavinnen machst," ergänzte er dann grinsend, den Schalk im Blick. "Aber sie kann mehr als nur gut aussehen. Wenn ich Sklaven kaufe, dann ja nicht nur des Anblicks wegen. Wenn dir der Sinn danach steht, kann sie dir zum Beispiel eine Kostprobe ihrer Massagekünste geben. So eine Schultermassage regt die Verdauung an und ist herrlich als Wohlfühlmittel zur Cena." Er grinste jetzt noch breiter, obwohl innerlich gerade einige laute Aufschreie erklangen. Ihm war völlig entfallen Caelyn in der Küche bei den anderen Sklaven abzustellen und jetzt war es ihm peinlich das zuzugeben. Er hatte ja keine Erfahrung im Umgang mit Sklaven, erst recht nicht in fremden Häusern! Natürlich hatte er sich jetzt einfach etwas ausgedacht, weshalb er die junge Keltin mit ins Triclinium genommen hatte. Hoffentlich machte sie jetzt keinen Aufstand, dann würde er ihr den Hals umdrehen. Ein kurzer Blick ging zu Caelyn, der von einem knappen Nicken begleitet wurde. Wehe, sie tat jetzt etwas dummes! -
Ich hatte ja echt keinen Schimmer gehabt, weswegen Sermo mich überhaupt mitgeschleppt hatte. Es hatte ja schon an der Tür angefangen. Nicht mal dort musste ich für ihn klopfen. Und jetzt sollte ich ihm auch noch ins Triclinium folgen, statt zur Küche abzubiegen. Mir war schon klar, dass ich den ganzen Abend mal wieder wie ´ne Blöde hinter ihm rumstehen und ihm im Notfall die Hand aus der Sonne legen musste. Aber mal ganz unter uns, hätte das nicht jeder andere flavische Sklave auch machen können? Denn wenn einer Sklaven, wie Sand am Meer hatte, dann waren das Patrizier und neureiche Typen, von denen es in Rom ja reichlich gab.
War ja echt schon ´ne Weile her, seit ich das letzte Mal hier war. Aber die Villa Flavia war auch nicht besser oder schlechter ausgestattet, als die Villa der Aurelier. Sermo und seine Bude konnte da natürlich nicht mithalten. Aber im Triclinium der Flavier war auch ich noch nie gewesen. Tja, wenn man nicht wusste, wohin mit seiner Kohle, dann investierte man sie eben in ´nen ordentlichen Innenausstatter, der die Wände dann mit Blattgold tapezierte.
Der Flavier, ein lustiges Lockenköpfchen, erwartete Sermo schon. Irgendwie hatte es mir seine Frisur angetan. Ob das ´ne Naturkrause war? Oder ließ er sich jeden Morgen seine Löckchen mit ´nem Calamistrum rollen? Ich tippte ja mal auf letzteres.
Sermo nahm auf ´ner Kline Platz. Der Flavier hatte garantiert nicht vor, mir auch ´nen Platz neben sich anzubieten, auch wenn er mich ´ne bezaubernde junge Dame nannte. Deswegen blieb ich einfach mal stehen.
Wie ich mir das schon gedacht hatte, hüpfte ein flavischer Sklave in der Gegend rum, und schenkte den Wein aus. Na Klasse, wenn ich mir jetzt den ganzen Abend nur das Gelabere von den beiden anhören musste, dann würde das richtig öde werden.
Aber kaum hatte Sermo den Mund aufgemacht, da wusste ich schon, was Sache war. Der wollte einfach nur mit mir angeben, mehr nicht. Das änderte zwar nix dran, dass ich mich langweilen würde. Aber wenigstens war meine Neugier damit befriedigt.
Wie er es extra betonte, dass er mich aus dem Hause Aurelia erworben hatte. Das war doch alles nur Blödsinn. Hätte er nur mal die Wahrheit gesagt, dann wär das gar nicht mehr so ruhmreich gewesen. Aber gut, ich hielt meine Klappe und grinste dem Flavier nur blöd zu.
Mir wurde echt bald schlecht, wie Sermo mich anpries. Bezaubernd, na klar! Du mich auch! Aber dann kam´s! Sermo überschlug sich ja geradezu und erzählte einen Stuss zusammen. Ich sähe nicht nur gut aus, ich könne auch massieren. Also, das war sogar mir neu und ich kannte mich ja nun schon ein paar Jährchen. Mit seinem Blick forderte er mich auf. Hatte der jetzt ´nen Knall? Oder was sollte das? Aber bitte, wenn er drauf bestand, sich zu blamieren. Ging ich halt zu dem Flavier rüber und petzte ihm mal leicht mit meinen Händen in die Schultern. -
Piso registrierte den Dank des Quintiliers mit einem knappen Nicken. “Es freut mich, dass du gekommen bist“, floskelte er artig, bevor sein Blick zu der Sklavin hinging. Ein ganz, ganz leichtes Lächeln glitt über seine Lippen, als Sermo sie vorstellte, doch bevor er nach einem passenden keltischen Satz suchen konnte, ging er dazu über, einen Wein zu bestellen.
Der Flavier wandte seinen Blick zur Seite, zu einer nicht allzu warm eingemummelten Sklavin hin. “Astarte, weißen Falerner für uns!“ Gleichzeitig fragte sich Piso natürlich, warum der Quintilier die Sklavin hierher gebracht hatte, die Erklärung musste aber eine Erfreuliche sein, stellte sich Piso vor. Der Quintilier erging sich weiter über die Sklavin, und als diese auf seine Frisur starrte (die er als Zeichen seiner ästhetischen Grundeinstellung gewissenhaft pflegte), beäugte Piso aus den Augenwinkeln eine andere durchaus ansprechende Stelle bei der Sklavin. Denn obwohl die blonden Haare der jungen Frau durchaus hübsch waren, war dieser Blick schon wwas wert – wenn auch nur zum Vergleich mit den Brüstchen seiner Geliebten – Herrje, er konnte wirklich nicht 15 Minuten sein, ohne dass er nicht an sie dachte? Dass er sie fast überhaupt nicht sah, fügte wohl mehr zur Mystik ihrer Person und seinem Verlangen hinzu als sonst irgendwas.
“Ich mache mir etwas aus allem, was wahre schönheit darstellt“, machte er salbungsvoll, als er sich auf die Kline des Gastgebers niederließ. “Ah, Massage?“ Das also war des Pudels Kern! Die Sklavin konnte massieren. Dafür hatte er sie extra antanzen lassen? Das konnte man ja schon fast als dekadent bezeichnen. Aber Piso liebte Dekadenz! Sie war so... naja, ihr wisst schon.
Und er mochte auch Massagen. Sie waren so kuschelig. Die Idee des Quintiliers sprach ihn also überaus an. Er nickte. “Das ist sehr, sehr aufmerksam von dir! Ich muss dir danken. Ja, das würde ich gerne mal ausprobieren.“ Er ließ also bereitwillig die bisher noch verschwiegene Sklavin an sich heran, während Astarte zurücktänzelte und Piso und Sermo Wein eingoss. “Für die Götter“, machte der Septemvir Piso und ließ etwas Wein auf den Boden tröpfeln, “Und auf den Duumvir von Ostia!“ Er trank einen Schluck Wein, bevor er zu der Sklavin hinauf sah, sich seiner linguistischen Studien entsinnend.
“Hmm... wie war das nochmal... ach ja, genau! Noswaith dda. Shwmae? Piso ydw i. Neis cwrdd â chi. Dos i chwara dy nain, ast“*, machte er ganz freundlich, in absoluten , unabänderlichen und unerschütterlichen Glauben, dass er mit seinem letzten Satz seine Freude über ihre Massage zum Ausdruck gegeben hatte. Ja, er erinnerte sich noch an die paar Worte Keltisch, die er von seinem Sklaven aus Britannien gelernt hatte. Neugierig blickte er sie an. Sicher würde sie sich freuen, ihre Sprache wieder zu hören! Dass es kein einheitliches Keltisch gab, sondern nur eine keltische Sprachfamilie, das kam Piso nicht einmal in seine Gedanken.Sim-Off: *Walisisch: Guten Nachmittag. Wie geht es dir? Ich heiße Piso. Nett, dich kennen zu lernen. Befingere doch deine Großmutter, du Flittchen.
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Astarte. Schicker Name für eine schicke Sklavin. Oder besser: Für eine so ausreichend unbekleidete Sklavin, dass jeder zumindest für einen Moment seinen Blick auf ihr haften ließe, um sie in Gedanken auszuziehen und in sein Bett zu zerren. So sehr er jedoch ihr Äußeres schätzte, so wenig bedankte er sich auch nur Ansatzweise für den Wein, den sie ihm wenig später reichte. Nicht mal ein dankendes Nicken bekam sie, dafür jedoch unterdrückte er zumindest ein lüsternes Grinsen. Konzentration, Sermo! Du sprichst mit einem Flavier, in der Villa Flavia! Es gibt wichtigeres, als sich jetzt an einer Sklavin zu vergehen!
Vergnügt stellte Sermo daraufhin fest, dass Piso ebenso wenig einen Hehl daraus machte, wie sehr im Caelyn gefiel. Ob er sie dem Flavier vielleicht sogar ausleihen sollte? Na, wohl eher nicht. Dafür waren seine Besitzansprüche zu groß. Und irgendwo betrachtete er Caelyn nicht nur vermögensrechtlich als sein Eigentum, sondern auch auf persönlicher Ebene. Sie war seins. Nur er konnte sie haben. Punkt, fertig, aus.
"Für die Götter," erwiderte Sermo und verschüttete ebenfalls etwas Wein, dann stießen sie miteinander an. "Und auf den Quaestor Principis!" fügte er seinerseits mit einem Grinsen hinzu. Und dann brachte Piso eine Schote, die Sermo zunächst vom Hocker riss. Der Kerl sprach in einem solchen Kauderwelsch, dass dem Quintilius beinahe das Weinglass aus der Hand fiel. Mit gerunzelter Stirn sah er von Piso zu Caelyn und wieder zurück. Was sollte das denn nun? Hoffentlich würde sie einfach mit der Massage loslegen und sich nicht dumm anstellen. Er wollte hier nicht rausfliegen, weil Caelyn plötzlich auf keltisch seinen Gastgeber beleidigte... -
Als Lockenköpfchen die Sklavin ansprach, war´s soweit. Ich konnte nicht mehr! Beinahe hätte ich laut losgekichert. Ich kriegte mich aber noch rechtzeitig ein und deshalb klang´s nur so, als hätte ich versucht ein Niesen zu vermeiden. Astarte hieß die Gute! Irgendwie erinnerte mich der Name an ´nen Sueben, den ich vor Jahren mal getroffen hatte. Dessen Schwester hieß eigentlich Astrid. Aber er sagte immer nur Aschtritt zu ihr. Wenn man nun Astarte suebisch aussprach, na was kriegte man dann? Ja, richtig, Aschtarte. Das klang doch eigentlich wie Arschtorte, oder? Mann, das war doch irgendwie lustig, wenn´s einem langweilig war. Und außerdem, wie lief denn Aschtorte, öhm Astarte denn hier rum? Hatte die nix richtiges anzuziehen? Oder waren die Flavier in Wirklichkeit doch nur arme Säcke? Sermo, dem geilen Bock, gefiel das. Er zog sie mit seinen Augen noch ganz aus.
Der Flavier war ganz aus dem Häuschen, als Sermo meine Qualitäten anpries, von denen ich selbst noch gar nix wusste. Mal seh´n, was Lockenköpfchen sagte, wenn ich mit ihm fertig war. Aber so wie der drauf war, hatte der eh schon einen im Tee.
Während ich nun so an Lockenköpfchen herum zu kneten begann und ganz nebenbei über mich hinauswuchs, hörte ich mit einem Ohr zu, mit welchen Komplimenten sich die beiden Römer überhäuften. Aber das Schärfste kam noch! Der Flavier sah plötzlich zu mir auf und laberte etwas in ´nem Kauderwelsch, was in etwa so, wie ein keltischer Dialekt sein sollte. Bruchstückhaft verstand ich sogar, was er sagen wollte, obwohl das gar kein Gallisch war. Klang eher wie das Gesülze der Leute aus Aremorica oder noch schlimmer, die Sprache der Bekloppten von der Insel, die ihr Cervisia am liebsten warm tranken. Öhm, Moment mal, hatte der mich eben ein Flittchen genannt? Blöder Sack! Scheiße noch eins, was machte ich jetzt? Sollte ich einfach nett bleiben und Sermo keine Schande bereiten? Oder sollte ich im mal ganz gepflegt die Meinung geigen? Auf gallisch verstand sich. Dann könnte ich mich hinterher immer noch rausreden, er hätte mich nicht richtig verstanden, oder so. Oh ja, das wollte ich machen!
"Freut mich auch! Danke mir geht´s gut. Aber dir gleich nicht mehr, wenn ich mit dir fertig bin, du blöder Lockenarsch!" Dabei grinste ich ihm freundlich und irgendwie dankbar ins Gesicht, das mich voller Erwartung anstarrte und massierte einfach weiter.Sim-Off: In Ermangelung einer keltischen Sprache, setze ich das gallisch gesprochene einfach kursiv.
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Während Sermo damit beschäftigt war, die Sklavin vor seinen Augen innerlich auszuziehen – was alles andere als schwer war, schließlich gab es da nur sehr wenig und nur sehr Luftiges zum Ausziehen – füllte ebendiese ihm den Wein ein. Genau zu diesem Zeitpunkt 1903 Jahre später würde übrigens die Person hinter Piso ein Wisimangebot an Falerner für die ID Sermo erstellen. (:D)
Die schöne Arschtorte – eigentlich war sie ja die Ornatrix hier, aber Piso hatte irgendwie seinen Gefallen an ihr gefunden, der Vorbau lieferte einen hervorragenden Grund dafür – derweil stellte sich artig in eine Ecke, auf einen weiteren Befehl von einem der beiden Herren wartend; nebenbei den Beweis liefernd, dass die Flavier sicherlich nicht arm waren, denn sonst würden sie sich solche Busenwunder sicherlich nicht leisten können.
Nachdem er mit dem Quintilier angestoßen hatte und vom Wein getrunken hatte – ah, gute Qualität, wie üblich – wanderte sein Blick hinauf zu Caelyn, um zu sehen, wie sie auf seine Worte reagierte.
Zuerst blickte Caelyn wohl etwas ratlos drein. Ja, verstand sie denn nicht, was er sagte? Sicher doch nicht wegen seines Akzentes. Denn das der da war, das wusste sogar Piso, obwohl er so erfahren war in der Kunst der Illusionen. Freilich hieß das, dass Piso kein Freizeitzauberer war, sondern nur das sah, was er sehen wollte. In dem Sinne war er ein typischer Sohn seines Vaters.
Doch nach etwas Zeit zum Nachdenken – die Gute war wohl etwas langsam, die Evolution hatte wohl die Ressourcen, die an ihr Hirn gehen sollten, zu ihren Busen und ihrem Hintern gelenkt – antwortete die Gallierin sehr freundlich, dass es sie freute, dass es ihr gut ging, und dass sie Piso ein langes und erfülltes Leben wünschte. Sie lobte sogar sein Haar! Piso freute sich sehr.
“Diolch!“, bedankte er sich strahlend (und ja, das heißt wirklich danke) und legte seinen Kopf wieder gerade auf die Kline hin.
“Eine geradezu bezaubernde Sklavin hast du da! Stell dir vor, sie hat mir eben ein langes und erfülltes Leben gewünscht. Das ist absolut wunderbar. Viele Sklavinnen hätten mir ja wohl Beleidigungen entgegengeworfen und dann nachher gesagt, ich hätte sie missverstanden! So ein süßer Fratz, ich könnte sie abschnuddeln.“ Er schnurrte leise vor sich hin, als die Keltin massierte, und schloss vor Wonne die Augen. “Eine ganz wundervolle Idee, sie zu bringen, Quintilius, wundervoll. Darf ich dich Sermo nennen?“ Denn Piso wollte das ganze formale Getue erstmal hinter sich bringen.
"Und was ich dich fragen wollte, wie geht der Census in Ostia voran?" -
Der Falerner wurde selbstredend mit herzlichem Dank entgegengenommen, sowohl von der ID Sermo, als auch von der dahinter stehenden Person. Schade nur, dass die Person den Wein nicht so sehr genießen konnte wie die ID.
Der Quintilier hatte keinen blassen Schimmer was die beiden dann miteinander quatschten. Zum Glück erklärte Piso ihm den Wortwechsel recht zügig, was er mit einem zufriedenen Lächeln quittierte. "Danke," erwiderte er erstmal auf Pisos Kompliment. Caelyn war wirklich eine bezaubernde Sklavin, das gestand Sermo sich stolz ein. Er könnte sie abschnuddeln? Bona dea, manchmal gab sich dieser Flavier aber auch nicht gerade mannhaft. Allein diese Wortwahl wäre Sermo nie in den Sinn gekommen. Ganz zu schweigen von der Tätigkeit des "Abschnuddelns" an sich. Da konnte er sich wesentlich schönere Sachen vorstellen, die er mit Caelyn anstellen wollte.
"Mit Freuden," beantwortete er daraufhin Pisos nächste Frage, die sich auf seinen Cognomen bezog. "Formalitäten behindern doch nur gute Beziehungen zwischen Mitklienten. Und die sollen ja auch in Zukunft noch fette Früchte tragen." Er lächelte breit, denn er wusste, dass der Flavius Spaß verstand. "Der Census, achja," begann er dann, als direkt die nächste Frage folgte. "Der wird eifrig durchgeführt. Wir haben mittlerweile etwa fünfundzwanzigtausend Personen gezählt. Das sind mehr als die Hälfte der geschätzten Einwohnerzahl. Es dauert also nicht mehr lange, bis ich dir endgültige Zahlen präsentieren kann." Er hoffte das reichte dem Quaestor bis auf weiteres. -
Äääähhh! Abschnuddeln? Der? Igittt! Der blöde Depp hatte zum Glück gerade mal nur die Hälfte davon gerafft, was ich gesagt hatte! Oder doch nicht? Na und wenn schon! Sermo schwärmte er von mir was vor. Und Sermo hatte endlich mal das Gefühl, ´ne tolle Sklavin zu haben. Wenn der Abend weiter so gut lief, dann hatte ich bestimmt bei Sermo ´nen Stein im Brett, oder so. Schlimmstenfalls würde er mich ab jetzt überall mit hinschleppen, damit ich irgendwelche bekloppte Römer massieren konnte und ihnen was gallisches in Ohr flüsterte.
Ach ja, genau! Massieren! Anscheinend machte ich das gar nicht schlecht. Der Flavier schnurrte, wie ´n dicker fetter Kater, den man im Nacken kraulte. Solange ich ihn nur kraulen, öhm massieren musste, war´s ja gut! Mal ganz abgesehen von dem langweiligen Gequatsche der beiden, von dem ich nur Bahnhof verstand, wenn´s so was schon gegeben hätte. -
Piso grinste vergnügt auf das Danke des Quintiliers hin. “Ich muss dir danken, dass du mir die Behandlung der Sklavin angedeihen lässt“, sagte er mit gänzlich zufriedendem Gesichtsausdruck. Auch, weil er sich vor seinem inneren Auge bereits vorstellte, wie das abschnuddeln auszusehen hätte. Ja, hie und da pflegte Piso eigenartige Phantasien, die er selber für ausgesprochen ästhetisch hielt, aber er hatte kaum je die Traute, diese Phantasien auch umzusetzen. So lag er manchmal stundenlang im Bett und ergötzte sich daran, an die Realisierung dessen zu denken, aber in die Wirklichkeit umgesetzt werden würde manches leider nie.
“Das klingt doch mal gut, Sermo“, machte Piso mit einem noch breiteren Grinsen. “Fette Früchte wären mir sehr recht. Apropos Früchte, hast du Hunger? Ich könnte ja schon mal was auftragen lassen.“ Es wäre ja keine Einladung zu Cena, wenn keine Cena kommen würde. Logisch, oder?
“Prima“, gab Piso dem Quintilier seine Freude über das baldige Ende des Census zu verstehen “Ich freue mich schon darauf.“ Er konnte wohl hoffentlich annehmen, dass die Qualität tipptopp werden würde.
Die Massage derweil genoss Piso sehr. Ah ja, er musste sich beherrschen, um nicht anzufangen zu schnurren wie ein fetter Kater, dem am Bauch gekitzelt wurde, denn was die Keltin da machte, das war vorzüglich. Ganz und gar phänomenal! Er schloss vor lauter Erquicklichkeit die Augen.
“Sermo, Sermo, ganz und gar genial ist das. Solche Massagen muss ich häufiger machen.“ Damit meinte er nicht unbedingt Caelyn, aber er war sich sehr sicher, dass er andere Sklavinnen in der Flavia hierzu heranziehen konnte.
“Hmmja. Etwas weiter unten. Und fester!“, machte er zu Caelyn nach hinten, sie sich ganz ungeniert in seinem Kopf nackt vorstellend – huiui, wenn Prisca das wüsste! Aber das tat sie ja nicht. Deshalb war es ja gut. Piso war ja auch nur ein Mann. Selbst wenn er sich dann und wann nicht allzu mannhaft gab, sondern eher den Eindruck eines Weicheis vermittelte. Wobei Eindrücke gut und gerne täuschen konnten. -
Das sichtliche Wohlwollen, das Piso ob der Massage zeigte, stimmte Sermo zuversichtlich. Er hatte ganz unerwartet aus einem unglücklichen Zustand - nämlich seine Sklavin ohne genaue Anweisung mit sich herumzuschleppen - einen außerordentlichen Vorteil errungen, der sich positiv auf den Gesprächsverlauf auswirken würde. Egal, welche Richtung die Unterhaltung nähme. "Oh, es ist mir eine Freude deinem körperlichen Wohlbefinden so zuträglich sein zu können," erwiderte er daher ganz bescheiden auf Pisos Dank hin.
Als der Flavius auf Essen zu sprechen kam, erhellten sich Sermos Gesichtszüge um ein Weiteres. "Ja, gern. Es wäre mir eine besondere Freude in den genuss flavischer Küche zu kommen." Er grinste bei seinen Worten, denn er freute sich wirklich aufs Äußerste. Sermo war zwar ein Mensch der spartanischen Lebensart, aber das betraf meist nur Inneneinrichtung, Kleidungsstil oder die Vielzahl der quintilischen Haussklaven. An Essen - gutem Essen - und den verschiedensten Weinsorten konnte er sich dagegen unendliche Male laben. Und das, ohne gleich fett zu werden! Man musste nämlich wissen, dass Sermo eine oftmals recht gestörte Verdauung hatte - was durch Stress und Schlafmangel nicht selten noch verschlimmert wurde - weshalb er meist nicht viel des Gegessenen am Leib behielt. Vorteilhaft zum einen, nachteilig zum anderen...wenn man sich die Qualen bedachte, die er gelegentlich beim Latrinengang erlitt.
Aber genug davon, denn in diesem Augenblick erging sich Flavius Piso erneut in höchstlobenden Tönen über seine Massage. Sermo lächelte nur breit und nickte in dankender Manier. "Es geht wahrlich nichts über die Wonnen der körperlichen Entspannung. Ich pflege täglich eine Massage im Rahmen meines Thermenbesuchs in Anspruch zu nehmen. In Ostia gibt es prächtige Bäder am Forum. Da gibt es unglaublich gut geschulte Masseure, die kneten dir jedweden Arbeitsstress aus dem Körper, glaub mir." -
“Hähä!“, gefiel es dem Flavier zu entfleuchen, “Und so außerordentlich!“ Er hielt seinen Becher hoch. “Nun, wir sollten auf etwas anstoßen. Auf die liebreizende Caelyn!“ Die Keltin beackerte weiterhin stillschweigend seine Schultern. Piso grunzte vor Wohlgefallen.
“Gut, natürlich. Astarte?“ Die Sklavin von eben nickte, ja, sie war ganz Ohr. “Bring uns etwas zu Essen. Egal, was.“ Noch einmal nickte die hübsche Sklavin, und Piso schaute durchaus ungeniert ihr, beziehungsweise ihrem Hintern nach. “Nun denn...“, er wandte sich wieder an Sermo, dessen Verdauungsprobleme Piso dankenswerterweise nicht hatte, er aß einfach verantwortlich. “Massagen in Ostia? Nun hast du mich neugierig gemacht. Sind die Massagen in Ostia wirklich um so vieles besser als die, die man hier in Rom bekommt? Um ehrlich zu sein, ich habe mir immer gedacht, die Thermae Agrippae wären das A und O, was Thermen weltweit angeht. Aber ich lasse mich gerne eines Besseren belehren."
In genau diesem Moment, als Piso palverte, was Thermen anging, kam die rasante Astarte wieder mit zwei Sklaven im Gepäck. Der eine trug, nebst noch ein bisschen mehr Wein, eine große Obstschale. Der zweite trug zahlreiche Schmankerl – neben anderen auch Garum, Brot mit Käse, und Gebäck. Sermo würde sicher nun in den Geschmack flavischer Küche kommen, denn schließlich war all dies von Attalus vorbeireitet, dem Küchensklaven – und wie man wusste, war dieser ein Künstler der Küche!
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