Atrium| Ein weiterer Claudier

  • Die Auskunft über den Wein gefiel Menecrates. "Das ist gut", erwiderte er, dann nahm er einen großen Schluck. Quintus' Meinung zum Senat und der bevorstehenden Wahl überging er. Menecrates war sich ganz gewiss nicht sicher, ob er gegen andere Bewerber, die womöglich jünger und in der Vergangenheit belastbarer erschienen, bestehen konnte. Er hoffte es aber. Ihm ging es blendend, er fühlte sich gut, und dass er viel leisten konnte, das wusste natürlich der Senat. Trotzdem, eine gewisse Unsicherheit blieb.


    "Dein Bruder lebt hier, aber ich bekomme ihn höchst selten zu Gesicht. Deswegen empfehle ich dir, ihn selbst nach seinem Wohlergehen zu fragen. So weit ich weiß, schmiedet er aber Heiratspläne, weswegen man annehmen sollte, dass es ihm hervorragend geht. Sein Start in die Politik ist jedenfalls erfolgreich verlaufen. Ich bin gespannt, was er zukünftig noch alles anpacken wird."


    Ein musternder Blick streifte Quintus.
    "Und du? Wie sehen deine Pläne aus?"


    Er blickte zum Eingang.
    "Morrigan?" Die Sklavin sah aus, als wollte sie etwas melden, daher forderte er sie zum reden auf.

  • Morrigan schaute kurz auf als sie angesprochen wurde, leise sprach sie, ohne jedoch weiter in den Raum hinein zu gehen.
    “Domius Menecrates, dass Cubiculum ist hergerichtet wie gewünscht, die Sklaven sind untergebracht und versorgt.”
    Sie wartete ob der Domius noch was benötigte, sonst würde sie sich entfenen, wenn er sie nicht mehr benötigte.

  • "Oh, da freu ich mich aber für ihn!", sagte Iavolenus. Erfolgreich in der Politik gestartet und bald verheiratet. Das hatte sein Bruder aber gut hinbekommen. "Meine Pläne? Äh..." Was sollter er denn jetzt seinem Onkel erzählen? Wohl kaum die Wahrheit, also dass er sich kein bisschen für Politik interessierte. Nein, natürlich nicht, denn dann würde bestimmt der Rausschmiss aus der Familie folgen. "Also, ich hatte mir überlegt, zuerst Kontakte zu knüpfen und mich etwas in der Gesellschaft einzuleben. Du weißt ja: Patron suchen, ein paar Vereinen beitreten..." Hoffentlich würde das auch lange dauern. "Später würde ich dann gerne auch meine politische Karriere starten.", log er. Vielleicht würde Iavolenus ja vor dem entscheidenden Moment Rom wegen einer wichtigen und dringenden Angelegenheit verlassen. Aber er beschäftigte sich lieber nicht mit unangenehmen Gedanken über die Zukunft... Er hörte dann wie Menecrates einen nicht-römischen Namen aussprach und drehte sich um. Er sah die Sklavin, die sein Cubiculum vorbereiten sollte und anscheinend war sie damit schon fertig. Dann sah er seinen Onkel an, was der wohl antworten würde?

  • Ein Kopfnicken begleitete Iavolenus' Ausführungen über seine ersten Pläne. "Kontakte zu knüpfen, einen Patron suchen, sich für ein Kollegium entscheiden, das ist wichtig und auch zielführend. In der Gesellschaft einleben hingegen halte ich für überflüssig zu erwähnen, denn das passiert ja von ganz allein." Menecrates hatte Reden dieser Art schon öfters gehört und fast genauso oft im Nachhinein als leere Worte verbucht. Teile seiner Verwandtschaft hatten sich nur ausgeruht, um nicht gefaulenzt zu sagen, und damit dem guten Ansehen der Claudier in Rom geschadet. Menecrates Ziel war, dass einem Claudier Achtung und Respekt entgegengebracht wurde, das ging aber nicht, wenn die Villa diverse Schmarozer beherbergte. Er rieb sich die Stirn, dann rückte er mit der Sprache heraus.


    "Vielleicht bist nun ausgerechnet du nicht der richtige Kandidat für meine Strategieänderung, dennoch will ich sie nun vornehmen. Bislang habe ich jedem Claudier Vertrauen geschenkt, bislang wurde es auch regelmäßig enttäuscht. Jetzt ist Schluss mit lustig. Wer in dieser Villa die Beine auf eine Kline legen möchte, der muss sich verdient machen. Konkret heißt das: Such dir ein Amt, führe standesgemäße Betriebe oder starte in eine Karriere - politisch oder religiös. Ich möchte deinen Geldbeutel voll sehen und nicht die Hand leer und ausgestreckt. Sei ein Vorbild für all jene, die noch zurückkehren oder die bereits da sind, und die faul wie die eine Wachstafel auf dem Speicher rumliegen."


    Erwartungsvoll blickte Menecrates seinen Neffen an.

  • Anscheinend musste sich Iavolenus doch etwas mehr als erwartet anstrengen. "Da hast du natürlich recht. Wir haben unserer Gens Ruhm und Ehre zu bringen!" Am besten fügte er noch hinzu: "Ich hatte selbstverständlich nicht vor, mich in der Villa auszuruhen und nichts zu machen." Gut lügen konnte er ja. War ja eine lebensnotwendige Eigenschaft für jemanden wie ihn. "Ich habe vor, Septemvir zu werden. Weißt du, wer der jetzige Magister von dem Collegium ist? Was meinst du: sollte ich mir erstmal Kontakte aus den Reihen des Collegiums knüpfen bevor ich den Magister spreche, damit die mich auch kooptieren?", fragte er seinen Onkel, der ja bestimmt schon viel Erfahrung in solchen Sachen hatte.

  • "Na, das klingt doch gut!", erwiderte Menecrates. "Du erlaubst mir aber, dich bei Gelegenheit auf deine Erfolge anzusprechen. Sagen wir, in einem Monat?"


    Die Ideen nahmen Form an und zielten Richtung Septemvir. "Magister, lass mich überlegen. Bis vor Kurzem war das Quintus Aemilius Tiro, wenn ich nicht irre. Morrigan?" Menecrates sah sich nach der Sklavin um. "Such mal den Manuel und hol ihn her."


    Dann wandte er sich wieder Iavolenus zu. "Auf jeden Fall ist Flavius Piso aktuell Septemvir. Es würde sich lohnen, zu ihm Kontakt aufzunehmen."

  • Sofort machte ich mich auf dem Weg zum Atrium.
    Ich muss doch Eifer zeigen am Anfang, Bin gespannt wohin ich nun schon wieder latschen muss?
    Im Atrium angekommen sah ich einen mir Fremden bei Menecrates stehen. Interessiert betrachtete ich diesen ehe ich mich meinen Herrn ansprach.
    Nicht übel.
    „Dominus du wünschst mich zu sprechen“.

  • Noch bevor Iavolenus antworten konnte, war Manual zur Stelle.


    "Das nenne ich Schnelligkeit", lobte Menecrates. "Ja, Manuel, ein Auftrag für dich. Finde einmal heraus, wer aktuell Magister bei den Septemviri ist. Iavolenus braucht die Auskunft schnellstmöglich. Damit war das Anliegen formuliert und Menecrates konnte sich wieder seinem Neffen zuwenden. Mal sehen, wie bald der gedachte, Kontakte zu knüpfen.

  • Leicht nickte ich mit dem Kopf, um zu verdeutlichen, dass ich den Auftrag Verstanden hatte.
    Noch einen letzten Blick auf Iavolenus werfend verließ ich das Atrium.
    Merkwürdig, ob Menecrates nicht merkte das Iavolenus gar nicht vor hatte in irgendeiner Weise wirklich tätig zu werden. Der hatte doch was anderes vor. Vielleicht sollte ich mich um den kümmern, könnte doch sein, dass so der Weg in die Freiheit winken würde.
    Egal nun zuerst etwas essen und dann an die Arbeit.

  • Bevor Iavolenus etwas sagen konnte, kam auch schon der Sekretär von seinem Onkel an. Komisch: Irgendetwas sagte ihm, dass dieser Sklave sein Desinteresse bemerkt hatte. Hoffentlich erzählte er seinem Herrn nichts davon! Als er gegangen war, setzte Iavolenus das Gespräch fort und versuchte dabei, noch überzeugender als zuvor zu wirken: "In einem Monat?" In so wenig Zeit? Egal, irgendwie würde er das schon hinkriegen! "Wenn du dir die Mühe machen willst... Also, dagegen hab ich natürlich nichts, aber das ist auch nicht notwendig...", versuchte er (bestimmt ohne Erfolg) seinen Onkel von seinem Vorhaben abzubringen. Von den Septemviri hatte Menecrates auch nicht so viel Ahnung, was aber für Iavolenus ganz verständlich war. Mit all den Kollegien der Stadt war es da schließlich etwas unübersichtlich. "Flavius Piso? Gut, ich such den dann mal auf." Hoffentlich war der leicht zu überzeugen. "Apropos Flavius, ist meine Schwester Catilina nicht mit einem Flavier verheiratet? Dann könnte ich ihr ja gleich einen Besuch abstatten..."

  • "Flavius Piso und Catilina zu besuchen, lässt sich gut miteinander verbinden. Catilina wie Antonia sieht man im Grunde nicht mehr hier, sondern trifft sie einzig in der Villa Flavia oder in Begleitung ihrer Männer. Richte ihr Grüße aus, wenn du sie siehst."


    Menecrates steuerte zurück zum Eingang des Atriums. Essen wollte Iavolenus nichts, Wein hatten sie getrunken und der Neffe erwähnte vorhin Müdigkeit.


    "Ich würde vorschlagen, wir sprechen zu gegebener Zeit wieder miteinander. Dein Zimmer ist hergerichtet, du könntest dich zurückziehen. Sobald mein Sekretär mit den Informationen kommt, lasse ich sie dir zukommen, und wenn du mich sprechen möchtest, findest du mich in meinem Arbeitszimmer, oder mit etwas Glück nach der Wahl in der Basilica Iulia."

  • "Ich werde ihr deine Grüße ausrichten.", versicherte Iavolenus seinem Onkel. Hoffentlich vergaß er das nicht! "Das ist eine gute Idee! Ich muss mich wirklich erstmal ausruhen. Du weißt ja, diese Schiffsreisen sind kaum auszuhalten. Nun, es hat mich gefreut, dich wiederzusehen. Es ist schön, wieder zu Hause zu sein... Wenn du meinen Bruder siehst, und falls ich ihn bis dahin noch nicht sprechen konnte, könntest du ihm dann ausrichten, dass ich wieder hier bin und ihn gerne sehen würde?", fragte er noch.

  • "Sicher richte ich ihm das aus", versprach Menecrates. Aber wenn der Neffe nicht tagsüber im Bett lag, würde er seinem Bruder sicherlich irgendwann selbst begegnen. Deswegen hakte er den Wunsch postwendend ab. "Ruh dich aus, wir sprechen uns spätestens in einem Monat", erinnerte Menecrates, bevor er sich wieder in sein Arbeitszimmer begab.

  • "Einverstanden.", sagte Iavolenus. "Wir sehen uns dann!" In einem Monat! Ob er das hinkriegen würde? Hoffentlich... Aber das war ja jetzt auch egal. Am besten legte er sich erstmal schlafen, um all den Stress zu vergessen. Ja, das war eine gute Idee! Nachdem sein Onkel wieder in sein Arbeitszimmer gegangen war, machte er sich auf den Weg in sein Cubiculum.

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