Kleines Balneum |

  • Schon bei meiner Ankunft hatte ich die Größe des Anwesens als einschüchternd empfunden, doch das war nun von außen gewesen. Im Inneren jedoch merkte ich immer mehr, dass ich mich fühlte wie eine winzig kleine Made, wobei mein neuer Stand, mit dem ich mich bei Weitem noch nicht abgefunden hatte, noch einiges dazu beitrug. Doch hier neben mir, stand dieses kleine Mädchen, welches sich so viel Mühe gab erwachsen zu wirken und das mich nun ins Balneum geleitet hatte.


    In der Tat hatte sie sich mir noch nicht vorgestellt und hatte auch ansonsten keinen Namen aufgeschnappt. Doch dieses Manko sollte sich ändern. Sisenna hieß sie also und sie war eine Claudia. Anscheinend war sie hier so etwas wie ein Mündel, denn sie sprach von ihrem Onkel, der sich um sie kümmerte. Das merkte ich mir gut, auch wenn ich keinerlei Schlüsse ziehen wollte. Mein Denken war nicht so beständig wie noch vor zwei Tagen und mir schwirrte alles im Kopf herum wie ein Schwarm Insekten. Noch in diesem Moment glaubte ich, ich würde nie wieder klar denken können. Doch dann erwähnte sie ihre Freundin. Und die war niemand anderes als die Kaiserin? Meine Augen weiteten sich vor Überraschung. War ich wirklich in derartig einflussreichen Kreisen gelandet? Ich konnte es kaum glauben. Alles was wir jemals erträumt hatten war, für solche Menschen zu arbeiten. Doch nicht als Sklaven, sondern als Künstler und Handwerker, die damit gutes Geld verdienten. Allein der Gedanke daran trieb mir einen Stich in den Magen. Während Sisenna noch sprach, blickte ich ihr nun ungläubig entgegen. Ein kleines Mädchen war allein beim Aedil? Sie hatte Bienen, einen Ponyhof und sie züchtete Zierfische? Alles in allem gab ich meiner Sprachlosigkeit Raum, denn das was sie offenbar in ihren jungen Jahren hatte war mehr, als ich mir für mein ganzes Leben jemals hätte erträumen können.


    “Ponys und Zierfische! Sie zu sehen wäre wirklich wunderbar!“, entkam es mir trotz meiner Sprachlosigkeit. Ich nickte dazu verstehend. Doch dann erwähnte sie meine Familie. Allein bei dieser Erwähnung schwoll in mir wieder die Verzweiflung empor. Ich blickte Sisenna an und war versucht, ihr mein ganzes Herz auszuschütten. Am liebsten hätte ich ihr alles erzählt, von dem Überfall, den Schlägen, den Rohheiten und den Dingen, die man Thierza angetan hatte. Aber ich musste mich zügeln. Sie war nur ein Kind. Das musste ich mir ins Gedächtnis rufen. Ich überlegte kurz und ging dann vor Sisenna in die Hocke, da es mich dränge, mit ihr ungefähr auf einer Augenhöhe zu sein, während ich sprach. “Sie sind verschleppt worden. Von brutalen Männern, die uns vor zwei Tagen überfallen haben,“ versuchte ich so nüchtern wie möglich zu erklären. “Ich weiß nicht wo sie sind und mache mir große Sorgen, denn...“ Nun suchte ich wieder nach Worten, die ein Kind nicht allzu sehr erschreckten. “...die Männer waren wirklich sehr böse zu uns.“ Erwartungsvoll schaute ich ihr nun entgegen und hoffte, dass ich sie mit dem Gesagten nicht doch irgendwie überforderte. Ich hatte nicht viel Erfahrung mit Menschen dieses Alters.

  • Als Sisenna von der Kaiserin erzählte, weiteten sich Sofians Augen. Er schien seine Müdigkeit für den Moment überwunden zu haben und auch Sisenna fühlte sich wieder etwas frischer. Immer, wenn sie an Serena dachte, ging es ihr gut. Sie empfand die Freundschaft mit der Kaiserin als etwas sehr Kostbares, vielleicht sogar Einzigartiges.
    Als sie anschließend von ihren Betrieben berichtete, veränderte sich jedoch Sofians Gesichtsausdruck. Sie mühte sich nicht, den tieferen Grund dafür zu erkennen. Ihr reichte, dass er sehr gerne ihre Tiere sehen würde, was sie mit einem dankbaren Lächeln quittierte, bevor sie wieder ernst wurde, denn Sofian begab sich auf ihre Höhe und sie wusste, welches Thema er anschneiden würde. Sie selbst hatte ihn ja gefragt.

    Durch seine veränderte Körperhaltung stand ihr mit einem Schlag der Marktbesuch wieder vor Augen. Auch dort hatte sich Sofian zu ihr heruntergebeugt. All das, was sie eben noch erfolgreich verdrängt hatte, wusste sie plötzlich wieder. Seine Familie lebte noch, trotzdem musste etwas passiert sein. Die Erklärung folgte prompt und sie hörte sich nicht gut an. Mit bösen Männern verband Sisenna sofort die Gehilfen des Händlers, die Sofian boxten. Sie erlebte erneut die Angst wie beim Sklavenmarkt.
    "So böse, wie die Männer auf dem Markt?", fragte sie wispernd.
    Doch dann fiel ihr ein, dass die ihr nichts antun konnten, schon gar nicht hier in der Villa, also kehrte der Mut umgehend zurück. Außerdem hatte sie Sofian versprochen, ihm zu helfen oder es wenigstens zu versuchen.
    "Dann werden wir diese Männer anzeigen, gleich morgen." Für sie das Normalste der Welt. Sie würde sich von Marco den Weg zu den Stadtsoldaten zeigen lassen und zweifelte nicht daran, vorgelassen zu werden. Eine Claudia wies niemand ab, das wurde ihr von Kindesbeine eingetrichtert. "Wir baden, essen, schlafen, essen und dann gehen wir los." Sie nickte, als wollte sie einen optischen Punkt hinter diese Aussage setzen.
    "Es wird alles gut, versprochen." Sie erkannte die Sorge und Angst in Sofians Augen und gab dem Bedürfnis nach, ihn zu beruhigen. Sie griff nach dem Ende einer seiner Haarsträhnen und drehte die Haare zwischen Daumen und Zeigefinger. Eine kindliche Geste des Tröstens, als Mutter würde sie es besser beherrschen.


    "Wenn du schnell badest, können wir schnell essen und bald schlafen. So geht es schneller, bis wir losgehen." Nun allerdings stand schon wieder das Problem im Raum, wie sie sich weiter verhalten sollte. Sie musste sich um ihn kümmern, das hatte Sassia gesagt, aber nicht erklärt, bis wohin. Sisenna versuchte es mit einer Ausrede.


    "Mein Onkel sagt immer, man darf nicht mit vollem Bauch ins Wasser, nicht nach dem Trinken von Wein und auch nicht, wenn man müde ist. Du schläfst jetzt nicht im Wasser ein, richtig?" Ihr Zeigefinger, der gerade noch die Haarsträhne zwirbelte, erhob sich mahnend. "Ich setze mich dort drüben auf die Bank", sie zeigte auf ein Gebilde aus Marmor, "und drehe mich um. Wenn du aufhörst zu planschen, dann sehe ich dich an." Ob Sofian dies als Drohung verstand, wusste sie nicht, aber SIE würde alles versuchen, dass IHR niemand beim Baden zusah, schon gar kein Mann.

  • Ich nickte, als sie nach den bösen Männern auf dem Markt fragte. Eigentlich waren jene, die uns überfallen hatten noch schlimmer gewesen. Sie waren in meinen Augen wie die Barbaren gewesen, denen man ja eindeutig nur die widerlichsten Eigenschaften zuschrieb. Sie hatten meine Schwester geschändet und meinen Vater und mich gefesselt in einem Kerker gehalten. Doch alles wollte ich Sisenna ja nicht in dieser Deutlichkeit sagen. Sie wisperte nur und hielt ihre Stimme sehr gedämpft. Offenbar verstand sie mich sehr gut. Als sie nun meinte, diese Männer anzeigen zu wollen, lächelte ich einseitig. Wenn das man nur reichte. Dennoch stieg dieses Kind ob jener Aussage sofort in meiner Achtung. Offenbar war sie durch Reichtum und Wohlstand bei Weitem noch nicht korrumpiert. Sie schien ein reines Herz zu haben und ich hoffte für sie, dass sie sich ein solches auch bis an ihr Lebensende bewahren konnte. Doch das Leben war meistens grausam. So wie ich es am eigenen Leib hatte erfahren müssen. Also baden, essen, schlafen und essen. Wieder nickte ich und ich wollte so gerne glauben, dass wirklich alles gut werden würde. Man hätte Thierza und meinen Vater Zeki schon längst wieder auf ein Schiff verfrachten können. Hatte man das getan?


    Nun spielte sie mit einer meiner Haarsträhnen. Ich hatte es mir nicht zu Angewohnheit gemacht mein Haar kurz zu tragen. Im Gegenteil. Eigentlich mochte ich es so wie es war. Dann hörte ich, was sie weiter sprach. Das Bad war inzwischen eingelassen worden und alles war bereit. Für mich. Ich rang etwas tiefer nach Atem und musste letzten Endes doch schmunzeln. Offenbar wusste Sisenna nun nicht mehr, wie sie sich verhalten sollte. Doch ich war ihr dankbar, dass sie angekündigt hatte, sich um meine Angelegenheit kümmern zu wollen. Vielleicht würde ich ja auch mit ihren Onkel sprechen können. Aber ersteinmal hieß es baden und das würde nur zu gerne tun.


    “Keine Sorge, kleine Domina,“ sagte ich dann, auch wenn mir das Wort ‚Domina‘ noch fast in der Kehle stecken bleiben wollte. Aber sie war so anrührend, wie so vor mir stand in ihrem Zwiespalt. “Ich werde nicht einschlafen und ich werde kräftig planschen, bis ich im Wasser bin.“ Ein ehrliches Lächeln stand mir ins Gesicht geschrieben. Vielleicht würden wir ja morgen wirklich aufbrechen und nach meiner Familie forschen. Ich hoffte es sehr, doch für heute musste selbst ich einsehen, dass es zu spät war, um noch irgendetwas unternehmen zu können. Also war ich dankbar für ein Bad, etwas zum Essen und ein wenig Bettruhe. “Aber wir können es auch so machen, dass ich dir sage, wenn du wieder gucken kannst.“ Ich erhob mich nun aus der Hocke und richtete mich wieder zu meiner vollen Größe auf. Bevor ich mich jedoch daran machte, mich meiner Tunika zu entledigen wartete ich darauf, dass Sisenna zu der Bank hinüber ging. Mir war unwohl dabei, dass mich nun ein kleines Mädchen beim Bekleiden beobachten würde, doch war dies wohl nur die geringste meiner Sorgen. “Was hälst du davon?“, fragte ich noch einmal nach, ehe ich mich in Bewegung setzte.

  • Die Bezeichnung Domina traf ganz bestimmt zu, aber sie gefiel Sisenna nicht. Sie fühlte sich damit wie eine Oma. Der Zusatz 'klein' milderte diesen Eindruck zum Glück ab und er klang außerdem so, als wäre er liebevoll gemeint. Also beklagte sie sich nicht. Bei der nächsten Aussage musste aber ein Veto sein, begleitet mit dem erhobenen Zeigefinger.
    "Nein, nein, nicht nur bis du im Wasser bist. Die ganze Zeit planschen. Sonst weiß ich doch nicht, wenn du beim Baden einschläfst." Ihre Augen vergrößerten sich, um diesem Wunsch Nachdruck zu verleihen, bevor sie den Finger wieder senkte.
    Sie registrierte den Vorschlag, gesagt zu bekommen, wenn sie wieder gucken kann, aber als sich Sofian erhob, lenkte sie das vom Abspeichern ab. Sie fragte sich nämlich, ob er wirklich keine blauen Flecken von dem Hieb in die Seite davongetragen hatte. Während sie gedankenverloren seine Tunika anschaute, wartete er offenbar, dass sie - wie angekündigt - zur Marmorbank ging. Gedanklich weilte Sisenna jedoch wieder auf dem Sklavenmarkt und kam erst durch seine Nachfrage zurück ins Balneum.

    Was hältst du davon? Ööh... "Wovon?", fragte sie zerstreut zurück. Ein dem langen Tag geschuldetes eher winziges Lächeln erschien.
    "Ich geh jetzt da hin", fügte sie an, um die Situation nicht peinlich werden zu lassen. Anschließend ging sie zur Bank, lehnte sich an und stemmte sich nach oben. Dort zog sie die Beine an und schlang die Arme um. die Knie. Sie legte den Kopf auf die Arme und begann konzentriert zu lauschen.


    "Erzählst du mir zwischendurch was? Zum Beispiel, wie alt bist du denn und woher kommst du... ihr?" Ihre Stimme klang gedämpft, weil sie nach unten sprach.

  • Sie wollte also, dass ich die ganze Zeit planschte? Ob dieses Wunsches musste ich schmunzeln, doch ich nickte dazu. Offenbar war sie nicht mehr so ganz aufmerksam, denn immerhin fragte sie nach, was ich denn meinte. Doch schließlich löste sie sich von ihrem Standort und ging zu der Bank hinüber. Nun sollte ich mich entkleiden? Ich schaute Sisenna entgegen und stellte fest, dass sie ihren Kopf auf ihre angezogenen Beine gebettet hatte. Gehen würde sie wahrscheinlich nicht und ich musste mich damit abfinden, dass ich nun eine Zuschauerin hatte. Dennoch nestelte ich nun an meiner Tunika herum, peinlich darauf bedacht, ihr meinen Rücken zu zu kehren, falls sie doch den Kopf heben würde. “Ich kann dir gerne etwas erzählen,“ sagte ich, in der Hoffnung, dass mich dabei nicht wieder die Verzweiflung überkommen würde. Ich zog mir die Tunika über den Kopf, schaute über meine Schulter hinweg und legte schließlich auch meinen Schurz ab.


    “Ich bin zwanzig Jahre alt,“ erklärte ich während ich mit dem Fuß die Temperatur des Wassers testete. Es war recht warm, doch nicht so warm, dass ich mich nicht unverzüglich hinein begeben konnte. Dies tat ich auch, während ich weiter sprach. “Meine Familie und ich, wir kommen aus Palmyra in Syrien. Ursprünglich.“ Ich ließ mich im Wasser nieder und seufzte. Es war eine Wohltat. Natürlich gab ich mir auch Mühe, ein wenig mit den Händen im Wasser zu rühren, um ein planschendes Geräusch zu erzeugen. “Danach haben wir einige Jahre in Athen verbracht. So lange, bis wir nach Alexandria übergesiedelt sind. Mein Vater und ich, wir sind Maler. Doch ich würde lieber Bildhauer werden. Einige Erfahrungen habe ich schon sammeln können.“ Ich blickte zu Sisenna hinüber. “Ich könnte dich auch malen,“ sagte ich leise und rieb mir dabei den trockenen Schweiß und den Schmutz vom Leib. Einige Schrammen und blaue Flecke hatte ich davon getragen, doch es waren keine wirklichen Verletzungen dabei. Alles würde schnell heilen und keine einzige Spur würde zurück bleiben. “Unser größter Wunsch war es gewesen, hier in Rom gute Auftraggeber zu finden und hier unser Glück zu machen.“ Meine Worte klangen nun ein wenig wehmütig. Ich konnte nur hoffen, dass Sisenna das verstehen würde.

  • Zum ersten Mal in ihrem Leben stellte Sisenna fest, dass sie viel besser hören konnte, wenn sie die Augen schloss. Sie nahm Geräusche wahr, die wegen der Ablenkung durch optische Reize im Normalfall untergingen. Sie hörte Atemzüge, die Landung von Stoff auf Steinboden, ein weiteres abgelegtes Kleidungsstück und sanftes Eintauchen. Immerhin schwabbelte das Wasser anschließend etwas. Gewünscht hatte sich Sisenna ein hörbares Planschen, aber nun konnte sie besser hören als gedacht, also reichte das Schwabbeln. Nebenbei registrierte sie sein Alter. Eine Zahl, die sie sich leicht merken konnte.


    Athen und Alexandria kannte sie vom Namen her, aber nicht, wo sie lagen. In der Nähe vermutlich nicht. "Oh", flüsterte sie, als er Maler und Bildhauer erwähnte. Sisenna bastelte und zeichnete auch gerne. Bestimmt würde er ihr Neues beibringen können. Die nächste Info jedoch bannte sie regelrecht. Er könnte sie malen und bestimmt würde er das auch tun.
    "Wirklich?", fragte sie und hob den Kopf. Sie dachte nicht darüber nach, ob und was sie sehen könnte, sie nahm nichts wahr außer seinem Gesicht, das ihr zugewandt war. Ihre inzwischen vor Müdigkeit geröteten Augen begannen zu leuchten, was einen merkwürdigen Kontrast ergab. "Sehr gerne."
    Obwohl er sich wusch, senkte Sisenna den Kopf nicht mehr. Ihr Sinn stand nicht nach Betrachtung, sondern sie stellte sich vor ihrem geistigen Auge Bilder, Gemälde und Skulpturen vor, die Sofian für sie alleine fertigen würde. Dann allerdings erwähnte er sein Vorhaben, nachdem er offensichtlich Geld mit seinem Talent verdienen und sein Glück finden wollte. Sie könnte ihm mit Leichtigkeit einen Steinmetzbetrieb kaufen, aber er durfte generell keinen Betrieb haben und sie als Patrizierin keinen künstlerischen.


    Sie atmete einmal tief durch, als würde sie etwas bedrücken. Und sie dachte nach.
    "Mein Onkel sagt, das Glück nimmt nicht immer den geraden Weg." Das war eine der Antworten, die er ihr gab, wenn sie nach ihren Eltern fragte. Sie fand, die Aussage passte hier noch besser. "Bestimmt bist du noch auf dem richtigen Weg." Sie wollte glauben, dass der Weg Sofian ganz bewusst zu ihr geführt hatte. "Hauptsache ist, du gehst nicht weg. Versprichst du das?" Sie schaute bittend, was durch die rötliche Verfärbung ihrer Augen schon fast weinerlich wirkte. Sie wusste, manche Sklaven liefen davon, andere wurden freigelassen und zogen weg. Und Sofian erzählte eben auch, dass er und seine Familie viel herumgereist sind. Sisennas Familie war und blieb in Rom.
    Wenn sie sicher sein könnte, dass er sie nie verlassen würde, dann käme vielleicht auch der Zeitpunkt, wo sie Sofian freiließ. Doch sie fürchtete sich vor Verlusten, mehr als alles andere.

  • Es tat unendlich gut, hier im warmen Wasser zu sitzen und ich spürte, dass nun ein kleines Bisschen der Anspannung von mir abfiel. Wohl zusammen mit dem Schmutz, den ich mir noch immer eifrig vom Leib rieb. Sisennas Worte bestätigen mir, dass sie mir gut zuhörte. Dabei musste ich schmunzeln, als sie nun aber doch den Kopf hob, um zu mir hinüber blickte. Dennoch schien ich sie ein wenig in die Nachdenklichkeit getrieben zu haben, denn sie wirkte ganz so, als würde sie nun etwas belasten. Dann erzählte sie, was ihr Onkel stets zu sagen pflegte. Es stimmte wohl, dass das Glück nicht immer den geraden Weg ging. Nun war es an mir, kurz inne zu halten und einmal tief nach Atem zu ringen. War ich wirklich noch auf dem richtigen Weg? Immerhin hätte es mich auf dem Sklavenmarkt auch noch schlimmer treffen können, als in ein reiches Haus zu gelangen, mit einer kindlichen Herrin.


    Dann jedoch wollte mir Sisenna ein Versprechen abringen. Ich sollte nicht weggehen und es auch versprechen. Noch auf dem Weg zur Villa hatte ich darüber nachgedacht einfach schnell in einer Seitengasse zu verschwinden, doch war ich dabei schon zu dem Schluss gekommen, dass es mir nichts bringen würde. Ich würde allein da stehen, ohne Hilfe und nach wie vor ohne meinen Vater und meine Schwester. Das war immer meine größte Schreckensvision gewesen, die nun Wahrheit geworden war, doch wahrscheinlich waren die Claudier diejenigen, die mir am ehesten würden helfen können. Also nickte ich. “Ich werde nicht weggehen,“ sagte ich schließlich. Der Anblick von Sisenna hatte schon etwas Herzzerreißendes. Sie wirkte so müde und betroffen. Ihre Stimme klang weinerlich und ihre Augen waren gerötet, als ob sie sogleich in Tränen ausbrechen würde. “Wo sollte ich auch hin?“, versuchte ich sie ein wenig aufzumuntern. “Ein schöneres Haus als dieses könnte ich mir gar nicht vorstellen. Ich glaube ich werde gar nicht wieder weg wollen.“ Aber für ein Versprechen war ich noch nicht bereit. Auch ich war erschöpft und meine Gedanken waren bei Weitem noch nicht sortiert. “Außerdem habe ich doch noch gar nicht alle getroffen, die hier wohnen.“ Kurz tauchte ich einmal unter Wasser, um mir auch den Dreck der Straße aus den Haaren zu spülen. Doch kaum war ich wieder aufgetaucht, blickte ich Sisenna wieder entgegen. “Die beiden anderen Frauen, waren das deine Schwestern?“, wollte ich dann wissen.

  • In Sisennas Welt ging niemand fort, der sagte, dass er nicht wegging. Sie glaubte noch jedes gesprochene Wort. Zufrieden seufzte sie und legte ihren Kopf wieder auf die Knie. Als er dann noch sagte, er würde nicht wieder wegwollen, weil das Haus so schön war, lächelte sie über das ganze Gesicht. Das war ein greifbares Argument.
    Das Lächeln wurde etwas schmaler, als er erwähnte, noch nicht alle getroffen zu haben. Sie fragte sich, ob es für ihn langweilig werden könnte, wenn er erst allen begegnet wäre. Dem konnte sie vorbeugen. Sie hob nicht den Kopf, aber die Stimme, damit er sie verstehen konnte, wenn sie nach unten sprach.
    "Sassia und Silana sind Schwestern, aber nicht meine. Ich bin ihre Tante." Sie kicherte leise, weil sie wusste, dass Tanten in aller Regel älter waren als ihre Nichten. Sie linste flüchtig zu Sofian, sah, dass er zu ihr schaute, und versteckte sich mit grinsendem Gesicht wieder.
    "Sie haben einen Bruder Sabinus. Er lebt nur zeitweise hier und jetzt gerade nicht. Da wirst du länger warten müssen, bis du ihn triffst." Sie freute sich ungemein, einen langen Bleibegrund für Sofian gefunden zu haben. "Dann wohnen hier noch Marcellus und Livineia, von ihnen bin ich auch die Tante.
    Mein Onkel bestimmt hier über fast alles, da solltest du immer gut zuhören. Meinen Cousin Brutus habe ich schon Ewigkeiten nicht gesehen. Auf ihn musst du ganz bestimmt ganz lange warten. Mein Großonkel Regillensis ist erst vor kurzem abgereist und er bleibt immer sehr lange weg."
    Auch hier freute sie sich zum ersten Mal, dass ein Verwandter lange wegblieb. Wenn Sofian ihn treffen wollte, musste er Jahre einplanen. "Wir haben dann natürlich noch ganz viele Sklaven. Ich bin gespannt, mit wem du dich gut verstehst und mit wem nicht so gut." Bestimmt würde Sofian den Mädchen vom Personal gefallen. Sisenna war sich nicht sicher, wie gut sie das finden würde.

  • Ich hoffte, mit meinen Worten das Kind, welches Sisenna ja war, zu beruhigen. Sie sollte sich wirklich nicht sorgen, dass ich von einem Tag auf den anderen verschwinden würde. Dabei aber konnte ich selbst noch nicht sagen, was ich tun würde. Immerhin musste ich meine Familie irgendwie retten. Doch würde ich dafür erst langsam einen Plan schmieden können und das würde heute auf keinen Fall mehr von statten gehen. Doch nun erzählte sie mir von den beiden Schwestern und dass sie selbst eigentlich deren Tante war. Tante? Ich horchte auf und musste dann grinsen. Tanten hatte ich mir eigentlich immer viel älter vorgestellt. Aber es gab noch viel mehr Mitglieder der claudischen Gens, welche ich treffen oder auch nicht so schnell treffen würde. Ich merkte mir die Namen gut. Dass das Haus auch viele Sklaven vorzuweisen hatte, dessen war ich mir vorher schon sicher gewesen. Denn wer sollte in dieser riesigen Villa für Ordnung, Sauberkeit und Essen sorgen?


    “Ich bin auch sehr gespannt, mit wem ich mich verstehen werde,“ sagte ich ein wenig wage. Dennoch hoffte ich, heute nicht mehr allzu vielen Menschen begegnen zu müssen. Ich fühlte mich trotz des warmen Bades noch immer ausgelaugt und über die Maßen erschöpft. Aber es war auch gut festzustellen, dass die Sorge nun nicht mehr dermaßen überhand über mich hatte, als in den letzten zwei Tagen. Vielleicht würde ja wirklich alles gut werden. Das wollte ich glauben im Moment und nichts anderes. Mit einer Hand angelte ich nach einem der trockenen Tücher am Wannenrand. Ich wollte mein Bad nicht unnötig in die Länge ziehen, auch wenn es recht angenehm war, mit Sisenna zu plauern. “Du darfst jetzt nicht gucken!“ erklärte ich und machte mich innerlich bereit, der jungen Domina den Rücken zu zu drehen, ehe ich mich erheben würde. War es eigentlich unschicklich, dass sie nun hier war? Darüber wollte ich mir nicht auch noch den Kopf zerbrechen. “Unternehmt ihr öfters lange Reisen?“, wollte ich dann wissen. Zum einen, um Sisenna ein wenig zu beschäftigen, zum anderen, weil es mich wirklich interessierte.

  • Cara war etwas nervös, zu spät hatte man ihr gesagt, dass sie sich um einen neuen Sklaven kümmern sollte und jetzt hatte die kleine Domina Sisenna es selber übernommen. Jetzt stand die Sklavin vor dem kleinen Balneum und wusste nicht was sie machen sollte. Sie glaubte zwei Stimmen gehört zu haben, sicher war sie sich aber nicht. Einfach eintreten wollte sie nicht, dennoch wenn es wirklich so war das ein Sklave und Sisenna alleine im Bad waren, gefiel ihr dies auch nicht. Waren Sassia und Silana nicht mit ihr nach Hause gekommen? Und die beiden ließen Sisenna einfach gewähren. Andererseits wusste Cara so jung sie noch war, sie war jetzt schon eine wirkliche Persönlichkeit und hatte ihren eigenen Kopf. In ihrer Aufregung trippelte Cara vor dem Bad hin und her.

  • "Hmm", erwiderte Sisenna laut vernehmlich. Ihr Kopf ruhte noch auf ihren Knien, daher musste sie nichts ändern, sondern nur warten, bis Sofian Entwarnung gab. Ohne Unterhaltung spitzten sich unwillkürlich wieder ihre Ohren, doch sie hörte nicht viel, weil offensichtlich noch nichts weiter geschah. Schließlich machte ihr Sofian einen Strich durch die Rechnung, indem er anfing zu reden.
    "Hm", druckste sie fast unhörbar. Ihr gefiel das Spiel mit den Sinnen, nun aber wurde sie abgelenkt. Die Frage fesselte sie aber sofort und fast hätte sie vor Inbrunst den Kopf gehoben. Sie zügelte sich aber noch rechtzeitig.
    "Also ich finde das ziemlich ungerecht. Fast jeder reist hier hin und her, nur ich muss immer in Rom bleiben." Das sollte nicht heißen, dass sie Rom nicht mochte. Vielleicht würde es ihr wo anders auch gar nicht gefallen, aber die Beschwerde musste sein. "Naja, eigentlich gefällt es mir hier."

    Sie dachte noch einen Moment über mögliche Reiseziele nach, dann bemerkte sie, wie ihr Po schmerzte. Pospeck besaß sie keinen und das eigene Körpergewicht drückte sie permanent auf den harten Marmor. Sie begann zu kippeln, um abwechselnd jeweils eine Seite zu entlasten.
    "Bist du jetzt fertig?", fragte sie hoffnungsvoll. Sie beschloss, heute ohne Wäsche ins Bett zu gehen. Sie wollte und musste nur noch etwas essen. Ihr Magen schloss sich dem Wunsch an, indem er laut hörbar knurrte. "Oh." Sie kicherte wieder und vergas dabei das Kippeln.

  • Ich schaute noch einmal über meine Schulter zurück, um mich zu vergewissern, dass das Mädchen wirklich in diesem Moment nicht zu mir schaute. Das war aber nicht der Fall. Also erhob ich mich aus dem Wasser, drehte mich ein wenig weg und trockenete mich flüchtig ab, ehe ich mir das Tuch um die Hüften band. Dann war ich ganz aus dem Wasser heraus und hörte die Worte Sisennas. Offenabar war sie noch nicht so viel herum gekommen. In ihrem Alter war sich schon bis nach Athen gereist, was meinen Horizont ungemein erweitert hatte. Aber es war auch anstrengend gewesen. Vielleicht sollte ich noch nachfragen, warum sie immer in Rom bleiben musste, doch ich verkniff es mir im letzten Moment. Eigentlich ging es mich ja überhaupt nichts an. “Rom ist auch schön,“ stellte ich in den Raum, auch wenn ich mich noch nicht wirklich davon hatte überzeugen können. Meine Ankunft in dieser Stadt war nicht beste gewesen und auch der Marsch zu diesem Haus war nicht unbedingt aufschlussreich gewesen. Ich wusste nur, dass es viele Gassen und noch kleinere Gässchen gab, in denen man in Insulae wohnte. Wie auch in Ostia. Dieses Haus war natürlich eine Ausnahme. Ob es eine der wenigen war, würde ich erst noch herausfinden müssen. Ein Blick zu Sisenna sagte mir, dass sie offenbar nicht mehr still sitzen konnte. Sie kippelte und fragte, ob ich fertig sei. Schnell streifte ich mir die frische Tunika über und nickte bestätigend. “Jetzt bin ich fertig,“ erklärte ich, ehe ich hörte, dass der jungen Domina der Magen knurrte. “Zeit für das Abendessen?“, fragte ich lächelnd. Ich musste gestehen, dass auch ich inzwischen Hunger hatte und der Durst vom Markt quälte mich auch noch immer. “Ein ganz leerer Bauch schläft nämlich nicht allzu gut,“ sagte ich dann noch.

  • "Puh", entfuhr es Sisenna, die tatsächlich kaum noch sitzen konnte. Endlich dürfte sie den Kopf heben und die Beine wieder strecken. Sie schwang die Beine zu Boden und erhob sich. Unwillkürlich griff sich nach hinten und rieb sich die schmerzenden Stellen am Po. Beim nächsten Mal würde sie ein Kissen mitnehmen, sollte es ein nächstes Mal geben. Sie musste unbedingt Sassia fragen, ob es als Vernachlässigung ausgelegt werden könnte, wenn Sofian zukünftig alleine baden ging.

    "Ja, Abendessen. Ich habe Hunger." Sisenna lächelte etwas verschämt zurück wegen dem lauten Bauchkullern. "Eigentlich sind wir mit Silana und Sassia verabredet, aber…" Sie rieb sich die Augen und gähnte anschließend. Dabei hielt sie die Hand vor den Mund. "…ich habe mir überlegt, wir essen einfach auf meinem Zimmer." Sie schaute ihn mit zur Seite gelegtem Kopf an. "Deine Haare sind bestimmt noch lange nass, weil sie so lang sind. Du bist aber nicht der erste mit langen Haaren. Es gab hier einmal einen Sklaven, der hatte lange Haare hier", sie klopfte sich auf dem Kopf, "und hier." Sie zog ihr Kinn sinnbildlich bis zur Brust und lachte. "Das hat mir nicht gefallen. Deine Haare sehen schön aus."


    Gut gefiel ihr auch die neue Tunika. Kleider veränderten Menschen, in dem Fall zu einem noch besseren Bild.


    Ihre Schritte zur Tür sprühten nicht unbedingt vor Elan, aber die Aussicht auf eine baldige Nachtruhe trieb sie voran. Sie öffnete die Tür und schubste sie an. Nur ein bisschen, sie sollte ja nicht umschlagen und an die Wand krachen. Trotzdem traf sie auf einen Widerstand. Sisenna hob die Brauen und linste hinter die Tür.


    "Cara! Was machst du denn hier?" Ob Cara wohl durch das Schlüsselloch geslinst hatte? Sisenna machte sowas manchmal, daher erwartete sie das auch von anderen.
    "Cara, wenn du einmal hier bist. Ich möchte mit Sofian auf meinem Zimmer essen. Eigentlich möchte ich heute in meinem Bett essen. Bringst du was Schönes, ja?" Sisenna erwartete und befürchtete kein Nein. Es war einfach so dahingesagt.


    Anschließend drehte sie sich zu Sofian. "Wir machen jetzt einen Test. Ich habe mir ausgedacht, dass du uns zurück in mein Zimmer führst." Sie stellte sich unwissend und blickte in die falsche Richtung.

  • Cara war es irgendwann müde geworden hin und her zu gehen und lehnte sich gegen die Wand. Ausgerechnet als sie gerade da stand und die Türe schlug gegen sie, nicht stark aber immer hin. „Domina ich wollte mich nur entschuldigen, deine Nachricht erreichte mich zu spät.“ Kam hatte die Sklavin es ausgesprochen hörte sie schon den Wunsch von Sisenna. Sie kam erst gar nicht dazu einen Einwand zu äußern, da waren die Beiden schon weg.
    Cara eilte zur Küche um den Essenswunsch für Sisenna in Auftrag zu geben.
    Sie wartete aber nicht bis alles fertig war, sondern rannte zu Sassias Cubiculum.

  • Bei dem Wunsch, dass Sisenna auf dem Zimmer essen wollte, dachte ich mir nichts weiter dabei. Vielleicht war es in diesem Haus ja üblich, dass man das tun konnte. Also nickte ich und sagte nichts weiter dazu. Aber dann sagte sie etwas, womit sie durchaus recht hatte. Mein Haar war in er Tat noch nass und während sie es noch erwähnte, fuhr ich mir mit der Hand über meinen Schopf, aus dem noch ein wenig Wasser triefte und meine Schultern benetzte. Doch offenbar war die junge Herrin dergleichen gewohnt, da ich wohl nicht der erste mit langem Haar war. Ich grinste ein wenig, als sie mir zeigte, wo dieses Haar bei dem anderen zu finden gewesen war. “Danke,“, sagte ich dann auf das Lob hin. “Aber sie sind eigentlich nichts besonderes. Haare sind eben Haare.“
    Wir schritten hinaus auf den Gang und hatten dank der Tür wohl eine Sklavin aufgeschreckt, die sich nun entschuldigte und einige Befehle entgegen nahm, die die Essenwünsche Sisennas betrafen. Doch dann? Sollte ich wirklich den Weg zu ihrem Zimmer finden? Ich schaute in die Richtung, in die auch das Mädchen blickte, doch mir erschien es nicht wirklich so, als dass wir aus dieser Richtung hierher gelangt wären. Deshalb deutete ich in die entgegen gesetzte Richtung und marschierte dann drauf los. Die Bilder an Wänden und ihre Bemalung waren meine Wegweiser, denn diese hatte ich mir ja immerhin ganz genau angeschaut.

  • Magrus führte Sicca in das kleine Balneum, das für die Sklaven bestimmt war. Sicca war beeindruckt von der Ausstattung.


    „Magrus, du willst mir doch nicht weismachen, dass das hier das Balneum für die Sklaven ist. Dazu ist es doch viel zu großzügig ausgestattet.“


    Sicca konnte es einfach nicht fassen, denn bei ihren vorherigen Herrschaften war für die Slaven bestenfalls ein Waschzuber vorhanden. Auch über die Qualität der Kleidung, die sie von Magrus erhalten hat, war sie sehr erfreut. Hatte sie wirklich dieses Mal Glück mit ihrem Dominus?


    „Magrus, du musst mir unbedingt etwas mehr über dieses Haus und seine Bewohner erzählen.“

  • „Nun, du befindest dich in der Villa Claudia, der Chef des Hauses ist Herius Claudius Menecrates, ein strenger, aber auch gerechter und gütiger Dominus. 2 Claudische Frauen wohnen ebenfalls hier und noch einige Verwandte, die du bald kennenlernen wirst. Ich weiß nicht, wo Morrigan dich einsetzen will, aber wenn du dich nicht auflehnst und den Gehorsam verweigerst, wirst du ein gutes Leben haben. Du hättest es viel schlechter erwischen können. Die Sklavenunterkunft ist geräumig, das Balneum ist, wie du siehst, fast schon luxuriös und du wirst immer genug zu essen haben. Aber erzähl mir doch einmal ein bisschen von dir.“

  • „Ach, was gibt es schon großartig über mich zu erzählen. Ich stamme ursprünglich aus Sizilien und bin Sklavin, seit ich denken kann. Ich hatte noch nie eine Herrschaft, bei der es mir wirklich gut ging. Viel Arbeit, wenig und schlechtes Essen, dafür viel Hiebe, das war mein bisheriges Leben. Du kannst ja selbst sehen.“


    Sie drehte Magrus den Rücken zu und ließ ihre Kleidung fallen. Die Narben auf ihrem Rücken und ihrem Gesäß sprachen Bände.

  • Magrus starrte gebannt auf die ihm dargebotene Rückseite von Sicca. Die Spuren von heftigen Schlägen waren unübersehbar. Ihm kam die Auspeitschung von Aristoteles in den Sinn. Sicca muss ähnliches durchgemacht haben und das nicht nur einmal. Aber auch an die fürchterlichen Wunden von Morrigan dachte er.


    „Bei den Göttern. Was haben sie mit dir gemacht? Dumusst ja fürchterlich gelitten haben. Hier wird dir das nicht passieren. Ich hoffe, du hast jetzt keine Schmerzen mehr. Komm, steig ins Bad und wasch dich ordentlich, ich bringe dir inzwischen frische Kleidung.“

  • Sicca war froh, endlich ihren Schmutz abwaschen zu können. Sie genoss das warme Wasser, aber auch die Anteilnahme von Magrus taten ihr gut. Sie war nicht an freundliche Worte gewöhnt, umso mehr empfand sie die entspannte Atmosphäre in der Villa Claudia als höchst angenehm„Ja, danke Magrus, das Wasser ist herrlich und allein der Gedanke an neue Kleidung macht mich glücklich. Bleib doch etwas bei mir und erzähle etwas über dich. Wo kommst du her und wie bist du in dieses Haus gekommen?“

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