Gladiatorenkämpfe zu Ehren des Geburtages des Imperators.

  • Der Murmillo war nunmehr beschäftigt den Angriffen seines Gegners auszuweichen so gut es ging. Fast hätte er ihm sogar seinen Dreizack zu spüren bekommen. So konnte es nicht weiter gehen und Meletes erinnerte sich an die Worte des Procurators.
    Er fing wieder an um seinen Gegner zu schleichen und machte hin und wieder ein zwei Schritte auf ihn zu um Angriffe anzutäuschen, welche er jedes mal wieder abbrach. Er wollte den Retarius einfach nur ein wengi verunsichern. Als Meletes der Meinung war, dass er genug mit ihm Katz und Maus gespielt hatte, schlug er los. Er machte einen Satz auf Codrus zu, sein Schild hieb er ihm gegen den Arm in dem der Retarius seinen Dreizack hielt und mit seinem Gladius versuchte er den Arm mit dem Netz zu treffen.
    Leider hatte er nur das Netzt erwischt und wäre beinahe mit seinem Gladius darin hängen geblieben. So mußte Meletes Codrus mit dem Schild irgendwie auf Abstand halten bis er sich wieder einige Schritte von ihm entfernt hatte. Er war froh, als er einige Meter von ihm entfernt war, so konnte er erst einmal ein wenig durchatmen. Vielleicht hätte er die Kleine gestern Nacht doch in frieden lassen sollen um sich seine Kraft zu sparen, ging es ihm durch den Kopf. Aber jetzt war es eh zu spät sich darüber noch Gedanken zu machen. Jetzt hieß es, durchatmen und sich auf den Gegenschlag seines Gegenübers zu wappnen.



  • Furien und Parzen, er war aufgewacht. Ein Glück, sonst wurde das hier noch blutiger enden, als Codrus das beabsichtigte. Meletes machte ein paar geschickte Schritte und angedeutete Attacken, denen der Reatius leichtfüßig auswich. Er hatte die höhere Reichweite, warum also sollte er den Murmillo an sich heranlassen? Die beiden umkreisten einander wie in einem komplizierten Tanz: Schritt, Schritt, Ausfall, über Kreuz. Nur Drehungen fehlten. Immer wieder ein Hieb, ein Stoß, nichts ernstes.
    Codrus begann schon, seinen Angriff zu planen, als Meletes ihn doch überraschte. Mierda, schoss es durch seine Gedanken, als sein Gegner die Distanz zwischen ihnen beiden dermaßen verkürzte, dass er in Reichweite kam. Zum Glück schlug er gegen das Netz und nicht gegen die ungewappnete Brust des Retarius. So hatte Codrus noch eine Chance, er ruckte an dem Netz in der vagen Hoffnung, das Schwert könne sich verfangen. Tat es aber nicht. Gleichzeitig wich er nach links aus, das Schild des Murmillo, das ihn am Waffenarm getroffen hatte, nun selbst als Schutz vor weiteren Schlägen ausnutzend. Der befürchtete, weitere Angriff blieb aus, stattdessen vergrößerte Meletes den Abstand. Zur Sicherheit zuckte der Dreizack nach vorn, während Cordrus sich aus der für ihn gefährlichen Nähe löste, aber dann waren sie beide getrennt.
    Meletes griff nicht weiter an, atmete einen Moment nur. Ein kurzer Blick zum Schiedsrichter, ob eine Pause verlangt worden war. Vielleicht hatte er es nicht bemerkt, und einen Regelverstoß, indem er dennoch angriff, wollte er sich nicht leisten. Aber ein ganz leichtes Kopfschütteln, ein nein. Keine Pause. Codrus griff also an, jetzt heftiger. Stoß, auf Schild, geblockt, Stoß, höher, abgeblockt. Das Netz schnellte vor, traf das Schwert, traf den Arm. Kurz gab es Widerstand, er zog am Netz, entwaffnete den Murmillo aber nicht. Wieder Stoß, hoch angetäuscht, aber nicht gut genug. Dann ein Hieb, ein gefährlich offenes Manöver, seitlich mit Schwung geführt. Kurz war die eigene Deckung dadurch offen, der Stand gefährdet, aber Meletes zu weit entfernt für die entstehende Lücke. Er zielte auf die Beine, Metall kreischte, als er an einer Beinschiene entlangschrappte und ihr einen ordentlichen Kratzer verpasste. Dann Rückzug, außer Reichweite von der Gegenattacke, halbgeduckt die Attacke abwartend, die folgen musste. Das Netz wog schwer in seiner Hand. Nur ein perfekter Wurf, nur ein einziger, den er brauchte. Da kam sie, die Attacke, sein Netz flog vor, dem Gladius entgegen, die Maschen öffneten sich. Er drehte sich seitlich weg, gab dem Zug des Netzes damit mehr Dynamik. Er musste ihn entwaffnen, oder umreißen. Dann war alles gewonnen. Zur Sicherheit den Dreizack noch hinterhergestoßen, um seinen Gegner aus dem Gleichgewicht zu zwingen.
    Götter, seid mir hold.



  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Ach ja. Er war ja gar nicht alleine, wie er es sich in einem Anfall von Autismus gedacht hatte. Seine Schwester war ja noch da! Nigrina!
    Piso hatte sich lange Zeit miserabel gefühlt. Wegen seiner unerfüllten Liebe, wegen des Todes zweier ihm besonders nahe stehenden Personen, wegen Nigrinas Verlobung. Aber dass die Aussicht, Prisca zu heiraten, nun so gut stand, das hatte wieder Leben in ihn hineingebracht. Er fühlte sich wieder frisch. Und er war sogar bereit, wieder ein bisschen ästhetischen Unfug zu betreiben.
    Er blcikte auf seine Schwester, verkniff sich ein Grinsen und dachte nach, wie er ihr am Besten auf den Geist gehen könnte. Nun ja. Nigrina konnte man mannigfaltig auf den Geist gehen, das war ja das Schöne an ihr. Er ballte seine linke Hand zur Faust, ließ aber seinen Zeigefinger herausgucken. Mit jenem Zeigefinger stupste er Nigrina an.
    “Huhu!“, machte er mit gefälscht hoher Stimme und grinste jetzt wirklich. “Huhu, Nigrinchen!“ Er stupste sie noch ein paar Male an. “Huhu!“ Noch einmal stupste er. “Was ist mit du?“ Piso grinste seine Schwester breit an, mit dem breitesten Grinsen auf seinen Lippen seit Monaten. Mit halbwegs normaler Stimme fuhr er fort. “Magst du ein Honigbrötchen haben? Die sind echt spitze, sage ich dir...“ Er hielt Nigrina eines davon direkt unter die Nase, sodass sie ebendiese zwangsläufig mit Honig beschmieren würde, sollte sie unwillkürlich auch nur einen Zehntelzoll mit ihrem Gesicht nach vorne gehen.
    Den Kampf da unten beachtete er bei diesem Heidenspass nciht einmal sonderlich.


    Nigrina genoss es. Eigentlich. Bis zu dem Moment, in dem ihr geschätzter Bruder auf sie aufmerksam wurde. Sie hatte durchaus gemerkt, dass seine Laune sich in der letzten Zeit wieder gebessert hatte, und sie war auch froh darum, dass er nicht mehr wie ein Trauerkloß durch die Gegend lief – tote Schwester in allen Ehren, aber was Piso gebracht hatte, war ihr einfach zu weit gegangen. Vor allem, dass er zu ihrer Sponsalia in Trauerkleidung erschienen war! Das hatte sie ihm bis heute noch nicht verziehen. Die Feier war ja bewusst so gelegt worden, dass die Zeit für Trauer vorbei war, musste sie ja, um kein Unglück zu provozieren, es hatte also keinen, KEINEN, Grund gegeben für Piso, in Trauer zu erscheinen. KEINEN. Dass er es trotzdem getan hatte, hatte Nigrina durchaus als Angriff auf sich, auf ihren Verlobten und auf die Tatsache bezogen, dass sie auf ihrem Willen und der Entscheidung ihres Vaters bestanden hatte, anstatt Piso nach dem Mund zu reden und den Aurelier in den Wind zu schießen, um weiter unverheiratet herumzulaufen und immer älter zu werden und älter, bis ihr Marktwert so sehr gesunken war, dass sie quasi an den nächstbesten verschachert werden musste. Irgendeinen alten Sack, der seine besten Jahre schon hinter sich hatte, oder noch schlimmer: einen Plebejer.


    Piso also wurde auf sie aufmerksam, und von dem Moment an begann Nigrinas Laune, so euphorisch durch die Aussicht auf die Kämpfe, zu sinken. „Was?“ fragte sie auf sein erstes Stupsen, kombiniert mit einem quietschigen Huhu hin, da noch nicht wirklich genervt, nur ein wenig erstaunt vielleicht. Sie sah zu ihm, und beim Anblick seines Grinsens schwante ihr nichts Gutes. Und tatsächlich: er machte weiter. Stupsen, Huhu, Stupsen, Huhu, und Nigrina hatte schon nach dem ersten Mal die Nase voll gehabt. „Aulus… was…“ Jetzt klang sie zunehmend genervter, und ihre Brauen zogen sich unwillig zusammen. „Jetzt lass das endlich, du bist doch keine zehn mehr!“ fauchte sie schließlich, ungeachtet seines Grinsens, und dann geschah es: sie sah das Honigbrötchen noch auf sich zukommen, aber sie konnte die eigene Kopfbewegung nicht mehr aufhalten. Nicht mal einen Lidschlag später klebte ihr Honig im Gesicht. IM GESICHT! „AULUS!“ Nigrina schlug ihm grob das Brötchen aus der Hand, das quer von dannen segelte, und es interessierte sie in diesem Moment gelinde gesagt einen Scheißdreck, wer es abbekam. „Das war doch Absicht von dir!“ klagte sie ihn an, während sie zugleich nur eine ungeduldige Geste nach hinten machte, von wo ihr nur kurze Zeit später ein Tuch gereicht wurde – allein: dennoch zu spät, in ihren Augen, und vor allem: das Tuch war nicht feucht. „Mitdenken! Ich brauch Wasser!“

  • Fast hätte Codrus Meletes mit dem Netz von den Beinen geholt. Was ein Glück für den Murmillo, dass er nur gestreift worden war, sonst wäre es vermutlich um ihn geschehen gewesen. Nun war es wieder an ihm einen Angriff zu führen. Allerdings würde er diesemal keinen Tanz vollführen sondern auf gut Glück einen direkten Angriff starten und hoffte damit seinen Kontrahenten zu überraschen. Er wartete einen Moment und starrte Codrus durch seinen Helm an und hoffte darauf eine Lücke in seiner Verteidigung zu finden. Allerdings, tat Codrus ihm diesen Gefallen nicht. Jetzt hieß es, alles auf eine Karte setzen. Ex oder hopp. So nahm er seinen Schild etwas höher um einen Hieb sei es mit dem Dreizack oder dem Netz abblocken zu können. Wenn Codrus natürlich auf die Beine zielen würde, war auch diese Verteidigung nutzlos oder er mußte eben schnell genug parieren. Er schickte noch ein kurzes Gebet in Richtung der Götter, dann schlug er los.
    Mit einem großen Satz stand er vor Codrus welcher wohl ein wenig überrascht schien. Sein Schild hatte Meletes wie schon bei seinem vorhergehenden Angriff weit vor sich gestreckt um es dem Retarius in die Brust zu rammen oder aber zumindest um seinen rechten Arm zublockieren um einen Streich mit seinem Schwert in seine Seite landen zu können was ihm auch gelang! Der Schnitt war nicht sehr tief dennoch mußte er für Codrus recht schmerzhaft sein. Rasch zog sich Meletes wieder zurück in seine Ausgangspostion und wartete ab.



  • Wie auch immer Meletes das gemacht hatte, Codrus wurde getroffen. Er spürte den Biss des Eisens in seiner Seite und sprang instinktiv rückwärts. Sein Gegner gab ihm die Zeit, die Wunde zu realisieren, die im ersten Moment des Schocks und so voller Adrenalin nicht weh tat.
    Völlig ohne Rüstung abgesehen von dem galerus an seiner Schulter war ein Retarius sehr verletzlich. Weshalb Codrus auch keinen Gegner so nah an sich heranließ. Eigentlich hatte er auch gedacht, er hätte den Kampf gut unter Kontrolle gehabt und den Murmillo auf Abstand gehalten. Dass der schwerfällige Meletes sich mit den zig Pfund an Rüstung so nach vorne werfen konnte, war doch eine kleine Lektion gewesen. Vielleicht auch die letzte seines Lebens. Er zeigte dem Schiedsrichter noch im Rückzug eine Pause an. Sofort wurde diese umgesetzt.
    Sowohl zu ihm als auch zu seinem Gegner eilten ein paar harenarii, einige mit Wasser bewaffnet. Zu ihm kam zudem der Medicus des Ludus gesprungen, besah sich die Wunde. Sie blutete heftig und fing nun auch an zu schmerzen. Codrus nahm nur einen Schluck Wasser, ließ sich von den Helfern seine Rüstung mit ein paar geschickten Handgriffen fester zurren. Den Rest des Wassers leerte er über seine Seite. Es war eine glatte Wunde, die sich gleich wieder geschlossen hatte. Auch wenn das Publikum Blut liebte, er wollte nicht mehr als nötig vor sich hin saften.


    Insgesamt dauerte die Unterbrechung nicht einmal eine Minute, ehe sich die Gegner wieder gegenüberstanden und der Schiedsrichter den Kampf wieder freigab. Codrus griff an. Ihm blieb keine Wahl, er musste angreifen. Passivität wäre jetzt sein Tod. Überhaupt fragte er sich, warum Meletes ihn nicht getötet hatte, nachdem er durch seine Deckung gekommen war. Vermutlich war der Murmillo doch zu weich, ganz so, wie Codrus es immer sagte. Er hätte tot sein MÜSSEN, wenn er einen Stich in die Seite abbekam. Dass er es nicht war sprach nicht gerade dafür, dass Meletes ihn unbedingt besiegen wollte. Gut, es war ehrenvoller, den anderen zur Aufgabe zu zwingen, aber Furien und Parzen, die Gelegenheit zu so einem Stich bekam man nur ein einziges Mal.
    Codrus griff wieder an, beherzter, heftiger, schneller. Mit dem Netz versuchte er, den Murmillo einzufangen, mit dem Dreizack dirigierte er die Bewegungen, engte ihn ein. Er hörte nicht auf, anzugreifen, gab seinem Gegner keine Chance, ihm noch einmal auszubrechen. Er musste es nun schnell beenden.


    Nur Meletes gab ihm keine Gelegenheit dazu. Er parierte die Schläge, wich dem Netz aus, ließ den Retarius seine Beweglichkeit nicht ausspielen. Codrus Atmung wurde schwerer, die Waffen ihm schwer. Die Wunde war wieder aufgegangen und blutete sehr heftig. Rot und klebrig lief es an seiner Seite hinunter, über das nackte Bein bis hinunter zu den Füßen. Stetig tropfte es in den Sandboden der Arena. Meletes hingegen hatte bis auf einige Kratzer nichts abbekommen.
    Und doch jammerte Codrus nicht, oder klagte über sein Schicksal. Ein Gladiator nahm sein Schicksal mit Ruhe hin. Er beklagte sich nie, oder war schwach. Noch einmal hob er mutig seinen Dreizack, führte einen weiteren Angriff auf seinen Gegner. Langsam aber sicher war die Kraft aus Codrus Schlägen gewichen, auch wenn das johlende Publikum es wohl nicht sehen konnte. Meletes hatte es sicher bemerkt. Codrus ließ das Netz vorfliegen in einem letzten Versuch, verfehlte, und der Hieb des Murmillo riss es ihm aus der Hand. Nun packte er seinen Tridens mit beiden Händen, wehrte die Schläge des Murmillo ab. Das Schwert gab bei jedem Schlag auf die metallene Stange des Dreizacks ein heftiges TONG von sich, das bis in die letzte Reihe des Theaters hallen musste. Stetig musste Codrus zurückweichen, bekam keine Gelegenheit, sich sein Netz zurückzuholen. Seine Seite blutete und schmerzte. Mit einer letzten Kraftanstrengung stieß er Meletes von sich und ließ den Dreizack fallen. Er gab auf.
    Noch nie hatte er einen Kampf verloren, und doch waren die folgenden Bewegungen in endlosen Stunden im Ludus trainiert worden. Er streckte seinen Arm nach vorne, Zeige- und Mittelfinger nach vorn gestreckt, und ließ sich auf seine Knie nieder. Erst das eine, dann das andere. Sein Brustkorb ging noch schwer von der Anstrengung, Schweiß rann in die noch immer blutende Wunde und brannte heftig. Und doch verzog er nicht einmal das Gesicht.
    Ruhig wartete er, bis Meletes hinter ihn getreten war, das Schwert an seinen Nacken ansetzte. Während sein Blick stoisch geradeaus gerichtet blieb, sah der Schiedsrichter, der den Kampf unterbrochen hatte, erwartungsvoll zu der Ehrenloge hoch. Eigentlich war der Kaiser der editor dieser Spiele, in seiner Abwesenheit oblag wohl dem Präfectus Urbi das Urteil über diesen Kampf, sowie über alle noch folgenden. Würde er entscheiden, dass Codrus sterben sollte, würde Meletes ihn mit einem schnellen Stich töten, in den Hals knapp am Schlüsselbein vorbei gerade hinunter bis tief in die Lunge. Und Codrus würde es ertragen. War er hingegen der Meinung, dass der Retarius gut gekämpft hatte und Gnade verdiente – wie zumindest die treuen Anhänger von Codrus lautstark in diesem Moment forderten - würde er eines anderen Tages diese Gefilde wieder betreten. Und sich sicher nicht mehr überrumpeln lassen.



  • Gebannt folgte Macer dem Kampf und sein erster Eindruck verfestigte sich, dass der Retiarius der schnellere, gewandtere und flexiblere Kämpfer der beiden war. Der Murmillo schien dagegen ein humorloser Brecher zu sein, der den geraden Weg bevorzugte. Macer konnte es verstehen, kannte er schwer bewaffnete und gerüstete Kämpfer doch zu Genüge aus der Legion. Auch dort war für spektakuläre Spielereien keine Zeit und kein Platz, sondern man rückte vor und machte den Gegner nieder. Gezielt und humorlos eben. Aber hier in der Arena wollte sich Macer doch eher unterhalten lassen, weshalb er weiterhin zu dem Retiarius hielt. Der kam jedoch mit seinen Angriffen immer wieder nicht durch und schaffte es nur meistens, aber nicht immer, den Murmillo auf Abstand zu halten. Aber dem reichte eben ein guter Angriff, um einen schweren Treffer zu setzen. Auch wenn der Retiarius noch weiter machte, war er nun geschwächt. Erst verlor er noch das Netz, dann war er völlig in der Defensive. Schließlich ergab er sich. Wäre Macer der Editor der Spiele gewesen, hätte er ihn überleben lassen. Aber er hatte das nicht zu entscheiden und blickte daher genauso gespannt wie die meisten anderen zur Loge des Veranstalters.

  • Der Kampf war nur mäßig gewesen allerdings war Sedulus dann doch ob des Ergebnises erstaunt. Er hatte ja eher gedacht der Retarius würde das Rennen machen, aber weit gefehlt. Aber im Grunde war es ihm ja auch egal, er hatte ja zum Glück keine Wetten abgeschlossen...
    So meinte er zu seiner Frau.


    Siehst du, so schnell kann es gehen...

  • Mit deutlich mehr Faszination als Sachverstand hatte auch Serrana den bisherigen Kampf verfolgt und sich immer wieder mal auf ihrem Platz in die Höhe gereckt, um besser sehen zu können. Als der Retiarius schließlich von seinem Gegner an der Seite getroffen wurde und zu bluten begann, zuckte sie leicht zusammen und verfolgte mit zunehmender Anspannung, wie er zunächst weiter kämpfte, dabei jedoch nach und nach immer schwächer zu werden schien.


    "Was passiert denn jetzt?" fragte sie an ihren Mann gewandt, doch ihr Blick blieb auf dem Gladiator hängen, der mit unbewegter Miene seine Waffe hingeworfen und sich selbst auf die Knie hatte fallen lassen. "Tötet der andere ihn jetzt etwa?" Eigentlich kaum vorstellbar, so ruhig, wie der unterlegene Kämpfer nach wie vor wirkte.

  • Meletes hatte nicht gedacht, dass die Wunde so tief war, dass Codrus aufgeben mußte. Doch als sein Gegner den Kampf aufgab war es klar. So streckte der Murmillo die Arme hoch und drehte sich im Kreis. Die Zuschauer jubelten zumindest die, die auf ihn gesetzt hatten. Dann stellte er sich hinter seinen Gegner um ihm sein Gladius an den Nacken zu setzen. Dies getan, blickte er zur Ehrentribüne und wartete auf das Zeichen welches über das Leben des Retarius entschied.


    In der Zwischenzeit war Iustus zum Senator Salinator geeilt um diesen zu bitten, das Leben des Codrus zu verschonen da es gewiss im Sinne des Imperators seie hier Gnade walten zu lassen. Außerdem waren gute Gladiatoren in diesen Zeiten Magelware und auch recht teuer. Nicht nur in der Anschaffung, nein, auch im Unterhalt.
    So wartete auch der Procurator wie denn der Praefectus Urbi entscheiden würde.

  • Potitus verfolgte begeistert den Kampf. Die beiden Gladiatoren waren doch ziemlich ausgewogen: Mal teilte der eine aus, dann steckte er wieder ein und das Netz flog doch recht oft und präzise! Um den Spaß noch zu erhöhen, hatte Salinator sich außerdem Wein bringen lassen und naschte zwischendurch ein paar Rosinen. Dass es allerdings schwierig war, sich auf beides gleichzeitig zu konzentrieren, konnten die anderen Männer in der Loge deutlich sehen: Die purpurne Toga hatte einige feuchte Stellen, wo der Wein auf sie getropft war.


    Dann plötzlich war der Kampf vorbei. Sehr ärgerlich, denn der Vescularier hatte etwa eine Minute zuvor mit seinem Logennachbarn, dem alten Veteranen Marius, eine Wette auf Codrus abgeschlossen! Er sah zum Pöbel: Die feinen Senatoren schienen kaum mitgenommen vom Kampf, denn sie saßen auf ihren Plätzen, als ginge sie das alles nichts an! Die Plebs aber gab ein klares Zeichen, dem sich auch Salinator anschloss:
    :dafuer:


    Vielleicht würde der Praefectus Urbi heute Abend sogar beide Gladiatoren zur Geburtstagsfeier für Valerianus einladen! Dem Kaiser hätten sie auf jeden Fall imponiert!

  • Zitat

    Original von Flavia Nigrina


    Piso lachte kindisch, als er sah, dass Nigrina wohl keinesfalls begeistert schien. Darauf hatte er gepokert! Hach, es gab doch nichts Schöneres als leichtherzige Scherzchen unter Geschwister. Piso hatte die Sache mit der Toga Pulla eigentlich schon in fernere Gefilden seines Gedächtnisses verbannt. Denn er war überzeugt, dass das eigentlich eine ziemlich ästhetische Sache gewesen war, das Äquivalent zu einem ein wenig riskanteren Bonmot. Nein, er war nicht einverstanden mit der Heirat. Rein gar nicht. Für ihn war das eine Sauerei. Auf sein Wort gab niemand auch nur einen geringsten Deut!
    Er lachte nochmals auf, als sie ihn ermahnte, er sei keine 10 mehr. “Ich bin so alt, wie ich mich fühle!“, widersprach er trotzig, aber grinsend. Ja. Genau eine Sekunde, bevor ersehentlich tatsächlich das Honigbrot mit ihrem Gesicht in Berührung kam und ihr Stubsnäschen verklebte. Der Flavier konnte sich nur schwerlich ein Kichern unterdrücken, als Nigrina begann, hysterisch herumzukeifen.
    “Absicht, nein! Aber es hätte Absicht sein können!“, prustete Piso los und amüsierte sich absolut königlich, als er den tumben Sklaven dabei zusah, wie er ihr ein staubtrockenes Tuch reichte. Der letzte Damm war gebrochen, Piso lachte schallend los, lehnte sich an seine Schwester ran und umarmte um ihren Oberkörper und ihre Oberarme (das war wohl auch ein Schutzmechanismus – denn so war er davor geschützt, dass er eine Ohrfeige einkassierte, soweit sie sich nicht aus seinen Armen befreite). Das Tablett mit den Honigbrötchen wäre ihm vom Schoß gefallen, hätte ein geistesgegenwärtiger Sklave es nicht aufgehalten und würde es nun selber für Piso in den Händen haben. Der Flavier, dem die Angelegenheit fürchterlich komisch vorkam, verstärkte seinen Druck in den Armen kurz und gab Nigrina dann einen herzhaften, leicht schlabbrigen Schmatzer auf die Seite ihres Gesichtes. “Ach, Schwesterchen“, kicherte er. “Du bist du spaßig.“ In der Zwischenzeit hatte der Sklave, zu dem die Hand gehörte, welche Nigrina das trockene Tuch gereicht hatte, irgendeine Quelle gefunden, anhand der er das Tuch einfeuchten konnte. “Ach, gib her!“, machte Piso fröhlich, ergriff das Tuch, wedelte es vor Nigrina kurz herum, sodass sie leicht angespritzt wurde, und begann ihr dann mit dem Tuch im Gesicht herumzuwischen. “So gut, Nigrinchen?“, grinste er, noch immer sein weiteres Lachen mühseligst unterdrückend.
    Der Kampf derweil war für ihn komplett zur Nebensache geworden. Er hatte weder mitbekommen, wie gut Codrus sich geschlagen hatte, noch, dass am Ende doch Meletes den Kampf gewonnen hatte – wobei sich ihm nicht einmal die Namen der Sklaven eingeprägt hatten.

  • Langsam, aber sicher begann Nigrina vor Wut zu schäumen. Innerlich, wohlgemerkt. Entweder merkte Piso nicht, dass er den Bogen überspannte, oder es interessierte ihn nicht. Vermutlich spielte hier auch mit hinein, dass sie sich im Grunde jahrelang nicht gesehen hatten, seit Piso auf Reisen gegangen war und sich dann in Rom niedergelassen hatte. Genau in der Phase also, in der Nigrina selbst erwachsen geworden – und solcher Spielchen überdrüssig geworden war. Sie konnte sich noch sehr genau daran erinnern, dass es früher ähnlich abgelaufen war wie jetzt, aber wie sie bereits gesagt hatte: sie waren keine Kinder mehr. Und Nigrina hatte andere Möglichkeiten gefunden, die gemeine Ader auszuleben, die in ihr zu finden war. Ganz sicher kam ihr jetzt beispielsweise nicht einmal ansatzweise in den Sinn, ihren Bruder bei ihrem Vater zu verpetzen, was sie noch vor wenigen Jahren anstandslos getan hätte – nein, jetzt schwirrten eher Mordgelüste in ihrem Kopf herum. Und sie WOLLTE Piso im Augenblick am liebsten den Hals umdrehen! Nicht genug damit, dass er in aller Öffentlichkeit herum alberte, nicht genug damit, dass er ihr Honig ins Gesicht schmierte, und nicht genug damit, dass der Sklave sich wie der letzte Depp anstellte – nein, Piso trieb es weiter auf die Spitze. Anstatt nun wenigstens Betroffenheit zu heucheln und sich zu entschuldigen, lachte er nur noch mehr und umarmte sie dann. Und obwohl Piso nicht zu den Kräftigsten zählte und Nigrina sich durchaus wehrte – eine Ohrfeige wäre definitiv eine Option gewesen in diesem Augenblick –, er war immer noch stärker als sie, und bereits nach einem winzigen Moment war es ihr schlicht zu blöd, und sie erstarrte. Zumal ihr nur allzu deutlich bewusst war – im Gegensatz zu Piso, wie es schien – dass sie hier jeder sehen konnte.


    Allerdings: es kam noch schlimmer. Als der Sklave endlich ein feuchtes Tuch reichte, schnappte Piso es ihr vor der Nase weg, verteilte dabei fröhlich Wassertropfen auf ihr und rieb dann ihr Gesicht ab. Und jetzt – JETZT – war es Nigrina endgültig zu viel. „AULUS!“ Sie konnte sich nur zu gut vorstellen, wie ihr Gesicht – noch kurz vor Verlassen der Villa Flavia sorgfältig geschminkt worden – nun aussehen mochte. Honigreste, glänzende Feuchtigkeit und überall Farbe verschmiert. Die feine, kostbare, die die Iunia ihr zu ihrer Sponsalia geschenkt hatte, und die tatsächlich exquisit war, was Nigrina gar nicht erwartet gehabt hätte. Wutentbrannt sprang sie auf und stand einen Moment da, mit zornflammenden Augen, und rang mit sich selbst. Sie war drauf und dran, in diesem Augenblick nicht nur eine gewaltige Schimpftirade über ihrem Bruder auszuschütten, sondern tatsächlich handgreiflich zu werden. Aber zugleich wusste sie, wusste sie nach wie vor, wo sie waren. Wer ihnen alles zusah, oder wenigstens zusehen konnte. Ihre Zähne knirschten, so fest presste sie sie zusammen, dann brachte sie sie wieder auseinander. „Das“, zischte sie, gefährlich leise nun, während ihre Augen immer noch Blitze zu verschleudern schienen, „büßt du mir noch.“ Sie griff sich ein weiteres Honigbrötchen, setzte sich in Bewegung – und schmierte es Piso im Vorbeigehen ins Gesicht. „Ups“, machte sie mit einem halb wütenden, halb süffisanten Grinsen, bevor sie die Loge verließ und draußen in der flavischen Sänfte verschwand, um sich nach Hause bringen zu lassen.

  • Aulus? Was brüllte sie denn so rum? Wusste sie nicht, dass jedermann sie sehen konnte! Vorhin hatten sie doch noch so ein wonniges Bild einer Familie ergeben – doch nun wurde er angekeift? Er, der doch nur ein bisschen neckisch-liebevoll zu seiner Schwester sein wollte? Piso begriff das ganze irgendwie nicht. Er ließ seine Arme los von seiner Schwester und schaute sie verständnislos an. Natürlich war ihre Schminke wohl ein wenig durcheinander geraten... bei den Göttern! Die natürliche Schönheit war die Ästhetischste! Aber man konnte diese Schinke doch eh künstlerisch neu gestalten... ein bisschen wischen und gezielt verdrehen, sodass...
    Piso konnte den Gedanken nicht fertig formulieren, denn in diesem Augenblick sprang Nigrina aus. Ach, wenn Blicke töten konnten, würde Piso nicht mehr unter den Lebenden weilen. Der Flavier selber beäugte seine Schwester noch immer mit dem selben verständnislosen Gesichtsausdruck. Warum regte sie sich um nichts und wieder nichts künstlich auf? Es war etwas, was außerhalb seiner Komprehension war. Büßen? Pisos Gesichtsausdruck änderte sich um keinen Deut, außer, dass er dem eines kleinen Hündchens ein bisschen ähnlicher wurde. Womit hatte er das verdient?
    Und mitten in dieses verblüffte Gesicht hinein schmierte Nigrina eines seiner Honigbrote. Piso tat, entgegen aller Erwartungen, gar nichts. Er kniff die Augen zu und hörte sie hinwegstöckeln, bis ihre Fußschritte im Lärm verschwanden.
    Noch immer total überwältigt im negativen Sinne streckte er seine Zunge heraus und leckte sich langsam die Oberlippe ab. Ein Sklave, derselbe wie vorhin, reichte ihm nochmals ein Tuch. Wieder ein trockenes.
    Piso entgegnete das mit keinem Ton. Er sah nur getroffen da und spürte, wie ihm der Honig übers Gesicht lief, über seine Nase, wieder auf die Oberlippe, die er gerade unterbewusst abgeleckt hatte. Noch immer keine Spur von dem hohen Quietschen, welches man eigentlich von ihm gewohnt wäre, wenn so etwas passierte. Keine Tirade, in welcher Piso sich über das Antiästhetische in dieser Aktion beschwerte. Nur Stille.
    Irgendwann fuhr Piso mit dem Tuch, welches er benutzt hatte, um Nigrinas Gesicht abzuwischen, hoch, und tupfte sich selber damit ab. Wortlos.
    Irgendwann ließ er es wieder sinken und wandte seinen Kopf in die Richtung, wo Nigrina hingegangen war. Natürlich war sie nicht mehr dort. Er seufzte und machte endlich seinen Mund auf, mit niemanden als sich selber sprechend.
    “Vera hätte das lustig gefunden.“ Leise klangen die Worte aus seinem Mund. “Gelacht hätte sie... ich kann es sehen... vor mir... ich kann es hören. Warum, Nigrina? Warum... warum lässt du dich nicht von mir lieben? Ich würde es so gerne tun... dich lieben...“
    Lange betrachtete er seine Finger. “Warum, oh Götter, habt ihr mir Vera genommen und mir Nigrina gelassen? Andersrum wäre ich heute ein glücklicherer Mensch...“ Nochmals tupfte er sich mit dem Tuch ab, dann stand er auf und ging. Er hatte die Lust an diesem Spektakel verloren. Die Sklaven trotteten schweigsam hinter ihm her.

  • Ein jubelnder Aufschrei ging durch die Menge, der für einige Augenblicke die Musik der tubae und cornua übertönte, die zu einem begleitenden Tusch ausgeholt hatten. Als die Menge sich insoweit beruhigt hatte, als dass er die chance hatte, gehört zu werden, trat der Schiedsrichter an die beiden Gladiatoren mit bewegungsloser Miene Heran.


    “Missio!“ verkündete er donnernd, was von einem erneuten Jubelsturm begleitet wurde.


    Das Schwert verließ Codrus Nacken, und der Gladiator erhob sich. Auch wenn die Seite schmerzte, er verzog keine Miene. Die Leute wollten ihre Helden sehen, keine jammernden Waschlappen, und auch, wenn die Niederlage bitter schmeckte, das hier war glimpflich für ihn ausgegangen. Zumindest, wenn die Wunde sich nicht entzündete. Und so verließ er aufrecht die Arena, während der Schiedsrichter dem jubelnden Publikum den Sieger präsentierte! Wie in späteren Jahrhunderten noch beim Kampfende üblich riss er dessen Schwertarm nach oben, auf dass er sich den Leuten und schließlich in aller ehrerbietigen Dankbarkeit dem Präfectus Urbi präsentierte. Ein Ölzweig als Zeichen seines Sieges wurde überreicht. Der Lorbeer war besonders herausragenden Kämpfen vorbehalten, also solche, die gegen Ende des Tages erwartet wurden. Daneben erhielt er einen kleinen Beutel mit Münzen, wie es Sitte war, denn schließlich wurden Gladiatoren für ihren Auftritt bezahlt.
    Codrus unterdessen verließ die Arena durch das Tor, durch das er die Arena betreten hatte. Er war nicht tot, so dass ihm die Porta Libitinaria erspart blieb, die zum Spoliarium führte. Aber er hatte auch nicht gesiegt. Nur Meletes würde die Arena durch die Porta Sanavivaria verlassen.


  • Das Urteil freute Macer. Auch wenn der Retiarius verloren hatte, hatte er den besseren Eindruck auf Macer gemacht. Er hatte zwar nicht vor, nun urplötzlich vom Wagenrennanhänger zum Gladiatorenanhänger zu werden, aber trotzdem würde er sich wohl freuen, diesen Retiarius nochmal in der Arena zu sehen. Wobei das bei der Zahl an Kämpfen, die es geben sollte und der Zahl an Kämpfer, die allein in den Schulen in Rom ausgebildet wurden, wohl doch eher ein Zufall werden dürfte, wenn Macer bei einem seiner eher seltenen Aufenthalte bei Gladiatorenspielen nochmal diesen Kämpfer sehen würde.








    KOMMANDEUR - ACADEMIA MILITARIS ULPIA DIVINA
    PRINCEPS FACTIONIS - FACTIO RUSSATA

  • Potitus hatte nun noch die Ehre, Meletes den Ölzweig und den Geldbeutel zu überreichen. Als er dem Gladiatoren diesen überreichte, meinte er grinsend dazu "Gib nicht alles auf einmal aus!" Der Murmillo lächelte ebenfalls, wozu er auch allen Grund hatte (immerhin musste er nicht sterben!), dann verließ er die Loge wieder.


    Der nächste Kampf stand nun an, aber bis das so weit war, versüßte Salinator sich das Warten mit ein paar Rosinen.

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