Legio XXII | Kriegsrat

  • Dragonum grübelte kurz doch schließlich nickte er zustimmend, Pferde waren ein Luxus den er nicht leichtfertig aufs Spiel setzen wollte nur um einen bestimmten Miles auszusenden.


    "Einverstanden, kümmere dich darum Tribunus wähle die Männer aus und schick dann den Optio nochmal zu mir damit ich ihm eine Nachricht für die Nubier geben kann! ... Nun sollten wir uns alle für das Opfer vorbereiten das in Kürze stattfinden wird, anschließend werden wir mit den Vorbereitungen beginnen um Morgen das Lager abzubrechen und weiterzumarschieren! Achtet alle darauf das wir Morgen nur mit halber Breite marschieren, alle beschädigten Ausrüstungsgegenstände werden zurückgelassen! Wir wollen das sie glauben das sie uns übler erwischt haben als es tatsächlich der Fall war! Deshalb werden wir uns in zwei Tagen auch aufteilen! Mehr dazu in der Lagebesprechung im neuen Zwischenlager!"


    Damit entlies Dragonum seine Stabsoffiziere, ihm war durchaus klar das er sie etwas im dunkeln tappen lies aber im Moment war der Verlauf des Feldzugs noch zu unsicher als das er sich schon auf eine Strategie festlegen wollte. Aber wenn der Feind handelte wie er es erwartete, dann würden sie sich schon in ein paar Wochen auf dem Heimweg befinden ...

  • Zitat

    Original von Tiberius Octavius Dragonum


    Endlich waren sie angekommen. Endlich, endlich am Ziel. Gut, dieses Ziel bestand auch immer noch aus Sand und es sah auch nicht so aus, als wenn er diesen hier auch nur im Ansatz loswerden würde, aber nun gut... damit hatte er sich fast arrangiert. Womit er sich nicht arrangiert hatte war die Tatsache, dass ihn der Soldat nicht mal erkannt hatte und das er sich jetzt hier im Lager wie ein Barbar benahm. Ein Barbar, der gegen Barbaren kämpfen sollte? Was waren das denn für Zustände? Nicht zu beschreiben. Nein, sehr wohl zu beschreiben und in seinem Kopf formten sich bereits die Worte für einen Bericht über die ungehobelten Zustände in der sonst so ruhmreichen und angesehenen Legion. Also wirklich.


    Ungeduldig wartete er - mittlerweile neben dem Kamel - darauf eine Unterkunft zugewiesen zu bekommen oder noch besser gleich beim Praefectus vorstellig zu werden. Gleich zeigen, wer man war, was man war und wie gut man vor Allem war. Wobei die beiden letzten Punkte sich in der Regel bereits durch den ersten Punkt erklärten. Ausser bei so ungehobelten Gesellen wie dem Offizier, der nun auf ihn zukam und ihm mitteilte, dass er empfangen werden würde. Na also!


    Hoch erhobenen Hauptes und so würdevoll wie möglich es ihm der Sand in allen Ritzen seines Körpers und die vom Ritt wundgescheuerten Körperstellen erlaubten begab er sich in das Zelt des Praefectus und legte gleich in seiner unnachahmlichen Art los - zumindest ansatzweise. "Salve Praefectus Octavius Dragonum, mein Name ist Caius Columnus, DER Caius Columnus und ich komme direkt aus Romum über Euren ruhmreichen Feldzug in diesen sandigen Landen zu berichten. Es freut mich, dass Du sogleich Zeit für mich hast."

  • Dragonum hatte schon bei der Ankündigung des nächsten Besuchers durch den Decurio die Brauen gehoben und sie hatten sich noch nicht gesenkt als nun der Schreiber von der Acta vor ihm stand. Caius Columnus von der Acta Diurna, Dragonum war sich sicher jedes bisher erschienenes Exemplar gelesen zu haben, selbst jetzt während des Feldzugs bezahlte er dem Cursus einiges damit sie ein paar Ausgaben mitbrachten und dennoch konnte er sich keines Artikels dieses Mannes errinnern, vielleicht schrieb er sonst über andere Dinge ... die die Dragonum immer überblätterte ... wer wusste schon genau wer welchen Artikel schrieb ...


    "So so ... "DER" Caius Columnus also, der ruhmreiche Feldzug interessiert dich, nun noch ist es nur ein Feldzug aber vielleicht hast du ja Glück und wir finden unterwegs noch ein wenig Ruhm!"


    Obwohl Dragonum ein großer Freund der Acta war, konnte er sich nur schwerlich vorstellen wie der Mann den Feldzug in Worte fassen wollte ... oder zumindest konnte er es sich nicht vorstellen das er dabei besonders gut wegkam ...


    "Und wie hast du dir das vorgestellt, ich meine was oder besser worüber willst du denn schreiben?"

  • Ah, endlich ein Mäzen, der ihn kannte. Ja, so war es recht. Es gab eben doch nicht nur Blasphemiker und Blinde, die durch diese Welt des Militärs stapften. Entsprechend entspannte Caius sich und fühlte sich gleich fast wie zu Hause. Wenn nur der Sand nicht wäre. "Es freut mich zu hören, das mein Ruf sogar bis hierher gedrungen ist," meinte er im brustton der Überzeugung und so völlig abgeschottet gegenüber Ironie oder ähnlichem. Ja, hier wusste jemand, mit wem er es mit IHM zu tun hatte. "Ich gehe doch von dem Ruhm der römischen Legion aus, so bin ich sicher, dass der Feldzug ruhmreich werden wird." Wie er es sich gedacht hatte, war einfach. "Also zunächst würde ich gerne einige der Soldaten hier befragen, Dich selbstverständlich an erster Stelle, werter Octavius Dragonum. Aber auch andere. Dann natürlich erachte ich es als unabdingbar Euch eine Weile zu begleiten," auch wenn der Sand ihn noch um seinen Verstand bringen würde. "Wichtig ist mir selbstverständlich das wie, weshalb,warum, wer, wann und wo. Auch sollte nicht vergessen werden, diese Fragen während der Schlachten zu stellen, sie zu beschreiben und den geneigten Lesern im Imperium dann die Pracht, die Herrlichkeit, den Kampfeswillen und den glorreichen Sieg der Legion zu beschreiben. Schließlich will ein jeder wissen, was IHR hier für das Imperium Gutes tut." Ach und da war noch dieser Brief. Wo hatte er den eigentlich gelassen? Immerhin hatte er der Auctrix fest zugesagt, ihn zu übergeben. Andererseits, würde es wirklich auffallen, wenn er verloren gegangen wäre? Er grübelte einen Augenblick und kam zu dem Schluss, das dem wohl so wäre, weshalb er beschloss ihn noch mal zu suchen. "Ach ja und dann habe ich noch einen Brief an einen Decimus dabei, der von Decima Seiana stammt und den ich übergeben soll. Kennst Du einen solchen?"

  • Dragonum runzelte die Stirn und sah den Schreiberling an als hätte dieser gerade versucht sich über ihn lustig zu machen, aber bei genauerer Betrachtung wurde Dragonum tatsächlich offenbar das dieser "Mensch" seine Worte ernst gemeint hatte ...


    "Interessant, ich denke du solltest die nächsten Tage vielleicht ersteinmal die Augen offen halten und dich ein wenig umsehen, einer meiner Scribae wird dich begleiten. Dann kannst du dir zumindest erstmal ein grobes Bild der Realität machen bevor du anfängst irgendwelchen Mist aufzuschreiben! Und was auch immer es ist das du aufschreibst ... ich will es lesen bevor es irgendwer anderes tut ... sieh mich als soetwas wie .. ehm .. nunja einen Fan!"


    Als dann der Brief erwähnt wurde, war Dragonum allerdings doch etwas skeptisch, die Auctrix war eine Decima? Dann sollte er dem Ganzen auf jeden Fall die nötige Aufmerksamkeit gönnen nicht das irgendetwas "Falsches" an die Ohren seines Patrons geriet ...


    "Ja den kenne ich, ich werde euch bei Gelegenheit bekannt machen!"


    Sprich wenn sie nichts anderes mehr zu erledigen hatten ...

  • Die Augen offen halten. Caius nickte weltmännisch. Das war nun ein Rat, den er nicht unbedingt gebraucht hätte, immerhin war er ja hier der Fachmann, was Berichterstattung betraf! Aber es war wohl besser, wenn er sich gegenüber dem Praefecten ein wenig zurückhielt. Er – was war das? „Mist? Praefect, das ist etwas, was du sicher nicht befürchten musst. Caius Columnus und Mist schreiben?“ Er schüttelte den Kopf, zeigte zugleich aber ein großmütiges Lächeln, das eine strahlende Note bekam, als Octavius Dragonum davon sprach, ein Fan zu sein. Caius nahm das wortwörtlich. Nicht nur ein Kenner hier vor ihm also, nein, sogar ein Fan! Das war doch eine Grundlage, auf der man arbeiten konnte! „Aber es wäre gut, von einem deiner Scribae begleitet zu werden, das ist richtig. Das wird mir sicher sehr dabei helfen. Du weißt schon, das Lager kennen lernen und so. Und die Soldaten! Manche Menschen sind ja sehr misstrauisch“, so wie der Anführer der kleinen Truppe, die ihn und seinen Führer in der Wüste aufgegabelt hatten, „da muss man sich dann schon was einfallen lassen, ihre Herzen und Münder zu öffnen! In solchen Fällen dann nicht alleine zu sein, sondern einen Mann des Praefecten an meiner Seite zu haben, kann Wunder wirken!“


    Caius machte eine kleine Pause und hörte dem Praefecten zu, als der auf seine letzte Frage antwortete. „Ah. Äh. Ja“, machte er. „Das ist so, es handelt sich um den Bruder meiner Chefin. Du verstehst? Und sie legt da großen Wert drauf, wartet sicher schon brennend auf Antwort. Frauen eben. Ha, ha.“ Er lachte ein wenig gekünstelt auf, bevor er von einem Moment auf den anderen aufhörte und sich räusperte. „Also, ich hab mich auf dem Weg hierher leider auch ein wenig verzettelt. Ich wäre dir jedenfalls dankbar, wenn ich dem Mann bald treffen könnte, um ihm den Brief zu geben.“ Sobald er ihn gefunden hatte. Aber der musste ja irgendwo in seinem Gepäck sein. Briefe hatten nicht die Angewohnheit, plötzlich das Laufen zu lernen und davon zu rennen.

  • Dragonum nickte mehr oder weniger zufrieden und überlegte sich wie er sich den Schreiberling möglichst lange vom Hals halten konnte ohne ihm Extremitäten abtrennen zu müssen ...


    "Ich mache dich gleich heute Abend mit ihm bekannt, ich lasse dich holen wenn es soweit ist! Bis dahin solltest du dir etwas zu trinken besorgen und dich etwas von der langen Reise erholen, sicher bist du erschöpft! Der Optio hier wird dir den Weg in dein Zelt zeigen!"


    Hauptsache niemand erzählte dem Schreiberling das das Zelt nur frei war, weil die vorherigen Bewohner während des nächtlichen Angriffs verstorben waren ...


    "Gibt es sonst noch etwas das du brauchst?"

  • Na das lief doch hervorragend. Gleich heute Abend! Da hatte er noch genug Zeit, den Brief zu suchen, und wurde ihn trotzdem gleich los, musste ihn also nicht weiter mit sich herumschleppen. Nicht dass so ein Brief sonderlich schwer wäre, aber das metaphysische Gewicht, das metaphysische... oh ja, er trug schwer an diesem Brief, eindeutig. Caius nickte also zustimmend. „Sicher, sicher, das ist ein sehr guter Vorschlag.“ Er hoffte nur, dass besagter Optio nicht der Mann war, der ihn hierher gebracht hatte... Nicht dass er Angst vor dem Mann hätte, sicher nicht, aber der hatte einfach keinen Respekt. Dann überlegte Caius noch einen Moment, ob er noch etwas bräuchte. Ihm fielen da schon ein paar Sachen ein. Eine Therme allerdings würde auch der Praefectus nicht herzaubern können. Vielleicht etwas zu essen... aber das war vielleicht besser, wenn er das seinem ägyptischen Führer auftrug. Er hatte spontan beschlossen, ihn bei sich zu behalten. Irgendwann würde er ja auch wieder abreisen, spätestens dann brauchte er ihn, und sooo teuer war es nun auch nicht... Er würde das schon erklären können in Rom. Er war Caius Columnus! „Nein, für den Moment nicht, danke. Bis heute Abend!“ Mit diesen Worten verabschiedete Caius sich und verließ das Zelt, um sich in dem, das ihm zugeteilt werden würde, mit dem Ägypter einzurichten.

  • Dragonum nickte wieder und mit einem Wink gebot er einem wartenden Optio den Mann zu seiner neuen Wohnstadt zu führen, glücklicher Weise war Optio Tranquilius ein äußerst ruhiges Gemüt, sodas sich Dragonum keine Sorgen machte das der Paparazi sein Zelt womöglich nicht erreichen würde ...


    Einige Stunden später hatten die Bediensteten einen großen Tisch aufgestellt und ihn mit allerlei Köstlichkeiten gedeckt, Köstlichkeiten im Sinne der zur Verfügung stehenden Resourcen ... Dragonum hatte sowohl nach Serapio als auch nach Caius Columnus geschickt, beide sollten heute Abend seine Gäste sein, schließlich wollte sich Dragonum keine Blöße geben ... weder vor der römischen Bevölkerung noch vor der Familie seines Patrons ...

  • Tranquilius hieß der Mann, der ihn zumindest vorerst begleitete, und der Mann machte seinem Namen alle Ehre, stellte Caius fest. Was ihn aber nicht störte, ganz im Gegenteil. Konnte er umso mehr reden. Ein wenig von Rom plaudern, das musste den Mann schließlich interessieren, gleich ein paar Eckpunkte abklären, was er auf jeden Fall erwartete, sich ein bisschen über den Sand beschweren und ganz geschickt nebenbei schon mal die ein oder andere Frage einfließen lassen, oder besser Andeutungen darüber, was er zu tun gedachte.


    Der Mann nickte nur und schwieg, gab höchstens dann und wann ein Brummen von sich und ließ Caius einfach reden, und so brachte er ihn ohne größere Zwischenfälle zu dem Zelt, das, um die schonungslose Wahrheit zu berichten, Caius erst mal die Kinnlade herunterfallen ließ. Natürlich hatte er nicht erwartet, hier so etwas einen Luxuspalast vorzufinden. Aber ein bisschen mehr hatte er dann doch erwartet.


    „Äh. Das Zelt?“
    Brummen.
    „Das ist dein Ernst?“
    Zustimmendes Brummen.
    „Wirklich?“
    Kein Brummen. Dafür ein Blick von der Sorte, die Caius nur zu gut kannte. Wäre das hier nun eine Befragung von irgendeinem Zeugen oder ähnliches, hätte er kaum locker gelassen – Caius konnte extrem hartnäckig sein –, aber in diesem Fall schussfolgerte er, dass es keinen Sinn hatte, weiter nachzuhaken. Ein leises vernünftiges Stimmchen in ihm, dem er eher selten Gehör schenkte, wisperte, dass er vermutlich von Glück reden konnte, überhaupt auch nur das Zelt allein zur Verfügung zu bekommen. Nun ja, fast allein, der Ägypter würde wohl bei ihm unterkommen müssen. Gehen lassen würde er den auf jeden Fall nicht, das stand fest, den brauchte er.


    Am Abend dann machte Caius sich wieder auf den Weg, zurück zum Praefectus. Eine Einladung zum Abendessen! Na das war doch was, das wog beinahe diesen elenden Sand auf, der wirklich überall war. „Aaah, Praefectus.“ Caius setzte ein Grinsen auf, das noch eine Spur breiter wurde, als er den reich gedeckten Tisch sah. „Du verstehst es aufzutischen. Danke für diesen Empfang!“

  • Dragonum fragte sich selbst bereits was er sich eigentlich dabei gedacht hatte, wer wusste schon was im Kopf eines Auctors vor sich ging ... oder eben im Kopf eines Subauctors. Dragonum hatte auch einen Boten zu Serapio geschikt der ihn zu diesem Anlass einladen sollte, allerdings war er sich nicht sicher ob er selbst überhaupt hier sein wollte ... als Kommandant wusste er natürlich um die Macht der Worte und die falschen Worte in des richtigen Mannes Ohr konnten so manche schlimme Geschichte noch schlimmer machen und hier in der Wüste wollte Dragonum lieber garnicht erst wissen wie "noch schlimmer" aussah ...


    "Ein bedeutender Augenblick, die Soldaten freuen sich sicher zu erfahren das man sich zuhause in Rom so viele Gedanken um sie macht, beziehungsweise ihren Einsatz so zu schätzen weiß!"


    Dragonum konnte sich auch nicht vorstellen das es möglicherweise jemanden geben könnte der das anders sah, aber er würde ihn sicher gern hier in der Wüste wissen um seine Bedenken zu teilen ...

  • Der Präfekt lud zur Cena. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Den Umständen entsprechend präsentabel, begab ich mich ins Zentrum des Lagers und betrat das große Zelt. Bona Dea, da hatte Octavius aber in die Vollen gegriffen! Ich fand ihn in Gesellschaft eines Zivilisten – das mußte der Schreiberling sein, von dessen Ankunft man im Lager erzählte.
    "Ave Präfectus!" grüßte ich den Kommandanten und salutierte, vor einem Aussenstehenden ganz besonders auf korrekte Formen bedacht. "Ich danke für die Einladung."
    Dann wandte ich mich dem Fremden zu. "Salve. Ich bin Tribunus Angusticlavius Decimus Serapio. - Du kommst von der Acta?"
    Ganz schön mutig von dem Mann, bis zu uns hierher vorzustoßen. Das hätte ich nicht erwartet, und fand es echt beachtlich. Auch wenn die Acta in vergangener Zeit allen möglichen Unsinn über das Militär verbreitet hatte – jetzt hatte Seiana das Heft in der Hand, und ich war, obgleich noch immer ein klein wenig skeptisch, zuversichtlich, dass damit ein neuer patriotischer Wind in die Redaktion eingezogen war.

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    SODALIS FACTIO AURATA - FACTIO AURATA

    Klient - Decima Lucilla

  • „Aber selbstverständlich weiß man in Rom Gedanken den Einsatz unserer Soldaten zu schätzen. Und damit man es noch mehr wird schätzen können, bin ich ja hergekommen! Es wird mal wieder Zeit, dass über unsere tapferen Soldaten berichtet wird, direkt von der Front, ohne jede Beschönigung, damit die Menschen auch in den friedlichsten Winkeln des Imperiums erfahren, was sie euch zu verdanken haben!“ Ein bisschen schmeicheln konnte nie schaden, das hatte bisher noch (fast) immer Tür und Tor geöffnet. Wenn man nur den richtigen Ton traf.


    Dann betrat noch jemand das Zelt. Caius drehte sich um und setzte sein Begrüßungslächeln auf, das noch ein wenig breiter wurde, als er den Namen hörte. „Decimus Serapio! Der Bruder. Der Bruder der Auctrix! Was für eine Freude dich kennen zu lernen!“ War das zu dick aufgetragen? Vielleicht. Caius beschloss, gleich mal abzulenken. „Korrekt, ich bin von der Acta, Caius Columnus mein Name.“ Das war mit einer Selbstverständlichkeit gesagt, die deutlich machte, dass er erwartete sein Name sei bekannt. „Um gleich mal meinen ersten Auftrag zu erfüllen: deine Schwester hat mir einen Brief für dich mitgegeben.“ Womit Caius die versiegelte Schriftrolle herauszog und überreichte, froh, die endlich los zu sein.



    Mein lieber Bruder!


    Du ahnst nicht, wie sehr ich mich darüber gefreut habe, Botschaft von dir zu erhalten, und damit die Gewissheit, dass es dir gut geht. Nachrichten brauchen lange von Aegyptus bis Rom, und vom Feldzug dauert es noch länger. Vom Tod des Artoriers habe ich erfahren, der Sklave ist zurück nach Rom geordert worden, zur Familie seines Herrn. Ich mache mir Sorgen um dich, Faustus, und ich bete zu den Göttern, dass sie dich beschützen und heil zurück nach Hause bringen, im Gegensatz zu so vielen anderen. Auch wenn das egoistisch klingen mag, aber was dich betrifft, bin ich tatsächlich egoistisch. Ich möchte dich lebendig hier wiedersehen, versprich mir das.


    Danke übrigens für deine Glückwünsche! Ich kann dir gar nicht sagen, wie aufgeregt ich gewesen bin, als ich vor den Senat getreten bin. Und die Acta zu leiten ist eine noch viel größere Herausforderung, als ich mir ursprünglich vorgestellt hatte, da gibt es so viel zu tun, zu prüfen und zu überlegen. Und es ist viel Arbeit. Aber mittlerweile habe ich nun schon einige Zeit das Gefühl, dass ich sozusagen angekommen bin. Es ist immer noch schwierig, abzuwägen, gerade wenn es um unsere Familie geht oder Freunde und Bekannte von uns, aber auch das lässt sich alles regeln. Berichte die uns derart verleumden wie die vergangenen, werde ich natürlich vermeiden, wenn es geht. Allerdings ist das nicht so ganz einfach, da ich manchmal immer noch das Gefühl habe, dass die Decimer wie auf einer Bühne stehen, verstehst du was ich meine? Onkel Livianus ist verurteilt worden, was ich unglaublich finde; bei dieser Sache mit dem Freigelassenen, dessen Adoption er zugelassen hat, mögen die Richter ja noch Recht gehabt haben, aber was ist mit der deinen? Eigentlich hätten sie diese ja nun rückgängig machen müssen, und eigentlich müsste es in Rom äußerst schwierig werden, zukünftig Geschäfte zu machen, wenn Magistraten mit Familienmitgliedern nun keine mehr machen dürfen – was im Grunde doch die Konsequenz aus diesem Urteil sein müsste. Allerdings wissen wir wohl beide, dass etwas anderes hinter dieser Anklage und dem Urteil stecken als die Tatsache, dass Livianus angeblich so falsch gehandelt. Was den Octavius betrifft: bei dieser Verhandlung hat er sich auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Allerdings gilt das leider auch für Mattiacus, so leid es mir tut, das schreiben zu müssen. Nun, er hatte auch keinen leichten Stand, muss man dazu sagen, die Sachlage an sich war klar – Livianus hat nun mal gegen geltendes Recht verstoßen, in jedem Fall bei dem Freigelassenen –, und genauso klar war, dass hier eine Verurteilung angestrebt wurde, fand ich. Das wurde spätestens am Tag der Urteilsverkündung deutlich, zu der der Praefectus Urbi im Gerichtssaal aufgetaucht ist, mitsamt der Schlägertruppe, die ihn neuerdings auf Schritt und Tritt umgibt. Ich habe nicht wirklich in Erfahrung bringen können, was den Octavius dazu gebracht hat, Livianus anzuklagen, aber das Auftauchen des Vesculariers spricht eine eindeutige Sprache.
    Damit aber leider noch nicht genug: ich habe kürzlich mit Titus Verus gesprochen, dem Onkel von Massa, von dem du mir geschrieben hast. Ich habe ihm die Grüße ausgerichtet, und er hat sich sehr darüber gefreut, auch wenn er offenbar keine Ahnung hatte, dass Massa existiert. Gerufen habe ich ihn allerdings deshalb, weil er mir vor einiger Zeit mitgeteilt hat, dass er sich mit einer gewissen Octavia Varena verlobt habe. Danach habe ich dazu nichts mehr erfahren, aber nach der Verhandlung gegen Livianus habe ich beschlossen, deswegen noch einmal mit Verus zu reden, da es immerhin ihr Verwandter war, der die Anklage führte. Leider ist Verus fest entschlossen, die Octavia zu ehelichen. Er war keiner meiner Argumente zugänglich, und in unserem Gespräch ist deutlich geworden, dass ihm die Octavia – aus Liebe! – wichtiger ist als seine Familie. Ich habe auch Onkel Livianus geschrieben und die Sache geschildert, ich hoffe, er kann womöglich etwas bewegen. Ansonsten müssen wir auf etwas hoffen, was in jedem anderen Fall eine Ungeheuerlichkeit darstellen und ebenfalls ein Grund sein würde, diese Verlobung zu lösen: ein Verwandter der Frau sperrt sich gegen eine Verbindung von ihr mit der Gens Decima. Und noch etwas gibt es, womit Verus unangenehm auffällt, einen weit gewichtigeren Grund: er hat sich unter das Patronat des Vescularius Salinator gestellt. Ich würde dir das nicht schreiben, wenn ich diesen Brief nicht einem Mann mitgeben würde, der ihn dir persönlich überreichen wird – mir gefällt diese Sache nicht. Ich traue dem Vescularier nicht, und ich finde es unerhört, dass Verus ausgerechnet des Mannes Klient wurde, der nach allem, was ich weiß, hinter Livianus' Verurteilung steckt.
    Und wo wir gerade bei den Dingen sind, die mir Sorge bereiten: Onkel Livianus hat mir geschrieben, dass offenbar eine eheliche Verbindung zu den Iuliern ins Haus steht. Ich hoffe doch ich liege richtig, wenn ich sage, dass er damit sich selbst meint und nicht etwa dich, für den er eine Heirat arrangiert, oder? Und was hältst du davon? Ich bin mir nicht sicher, wo die Iulier stehen, einmal davon abgesehen, dass eine Verbindung zu dieser Gens weder dir noch Onkel Livianus gerecht werden würde.


    Nun aber zu fröhlicheren Nachrichten. Habe ich dir eigentlich schon gesagt, wie dankbar ich bin, dass du Ausschau hältst nach einem geeigneten Mann für mich? Das bin ich wirklich. Und ich war auch fest entschlossen, diesmal dir die Sache zu überlassen, nachdem meine letzte Auswahl einfach nur als misslungen bezeichnet werden kann. Allerdings ist nun ein Mann mit einem Antrag an mich herangetreten, und ich möchte wissen, was du davon hältst. Ich weiß, du hast Octavius Dragonum für mich im Auge, und ich glaube dir wenn du sagst, dass er nichts dem zu tun hat, was sein Verwandter angestellt hat. Aber ich halte eine Verbindung von uns zu den Octaviern derzeit wirklich für schwierig, und so... nun ja, ich bitte dich einfach darum, den Antrag zu prüfen, der mir gemacht wurde. Es handelt sich um Quintilius Sermo – nach dem was er mir sagte, müsstest du ihn bereits einmal kennen gelernt haben. Ich war in Ostia und habe mit ihm gesprochen, als er dort noch Duumvir war, ich habe dort für die Acta etwas recherchiert. Einige Wochen später dann hat er mir den Antrag gemacht. Ich habe mir einige Tage Zeit gelassen zu überlegen und bin dann zu dem Entschluss gekommen, dass ich ihn annehmen würde, sofern du und Onkel Livianus keine Einwände dagegen habt. Die Gens Quintilia hat zwar nicht so herausragende Männer in ihren Reihen wie die Decima, aber, seien wir ehrlich: ich bin in einem Alter, in dem ich nicht mehr allzu viele Ansprüche stellen darf. Und Quintilius Sermo wirkt ehrgeizig und vernünftig genug, um noch einiges zu erreichen, wobei ich ihn natürlich nach Kräften unterstützen würde. Er wird in wenigen Tagen nach Germanien reisen und dort einen Posten im Gefolge des neuen LAPP antreten; wenn er dort ist, wird er mit Livianus sprechen, der ebenso wie du einen Brief von mir erhält. Sofern Onkel Livianus nun keine Einwände hat, wird der Quintilius mit dir Kontakt aufnehmen. Wie ich bereits geschrieben habe, stehe ich seinem Antrag positiv gegenüber, aber er weiß, dass er dich wird überzeugen müssen von sich. Schreib mir nur bitte bald, was du davon hältst. Ich wäre wirklich froh, wenn ich das so bald wie möglich hinter mich bringen könnte. Ich habe dem Quintilius auch bereits gesagt, dass es für mich nicht in Frage kommt, die Verlobung in die Länge zu ziehen. Sollten wir uns tatsächlich einig werden, dann wird es eine Verlobung dennoch erst dann geben, wenn der Hochzeitstermin bereits feststeht und bald folgt. Noch einmal werde ich nicht das Risiko eingehen, mich derart lächerlich zu machen.


    Und was ist nun mit dir und Celeste? Ich fürchte irgendwann wirst du sie heiraten müssen, oder die Sache mit dem Feigenblatt wird nicht mehr funktionieren. Oder soll ich mich vielleicht nach einer anderen Frau umsehen, die du tatsächlich ehelichen könntest – zur Tarnung? Tante Lucilla wird kaum locker lassen, glaube ich. Aber immerhin ist sie nach wie vor in Gallien, und wie sie mir geschrieben hat, ist sie wieder schwanger. Vielleicht hast du ja Glück, und ein zweites Kind führt dazu, dass sie dich für einige Zeit in Ruhe lässt. Wenn es nicht eine so dringende gesellschaftliche Konvention wäre, ich glaube ich würde auch ganz einfach darauf verzichten zu heiraten. Ich habe von diesem ganzen Hin und Her offen gestanden die Nase voll. Aber als Frau kann ich leider noch weniger unverheiratet bleiben wie du als Mann und mehr noch als Soldat. Wenn es aber etwas gibt, was du brauchst oder möchtest: sag einfach Bescheid, und ich werde tun was ich kann. Und ich wünsche mir so sehr für dich, dass dein Meditrinalienfreund dich glücklich macht.


    Deine


    [Blockierte Grafik: http://img77.imageshack.us/img77/1586/seianaunterschrift2aj2.png]

  • Serapio, der Bruder. Nun ja. Das erinnerte mich an frühere Zeiten in Tarraco. Sag doch gleich: der kleine Bruder.
    "Angenehm."
    Der Name des Mannes kam mir bekannt vor - irgendwas mit... einem Elefanten? Fiel mir gerade nicht ein. Aber bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, zauberte er eine Schriftrolle hervor.
    "Ein Brief! Bona Dea, Columnus, ich danke Dir! Das ist ja großartig!!" jubilierte ich, und nahm die Schriftrolle mit freudeglänzenden Augen entgegen.
    "Ich... - bitte entschuldigt mich einen Moment."
    Höflich war das zwar nicht, aber wohl verständlich, schließlich waren wir alle fernab der Welt, abgeschnitten von unseren Lieben.


    Ich begab mich ein wenig abseits und brach das Siegel. Ach Seiana! Ich lächelte still in mich hinein, mir wurde ganz warm ums Herz. Und wie sie über ihre Arbeit schrieb, da war ich wieder einmal mächtig stolz auf meine kluge Schwester. (Schade eigentlich dass sie kein Mann war, sie würde es sicher bis zum Konsul bringen.) Ich hatte mich ja nach dem Prozess erkundigt, und was sie mir schrieb, ließ das ganze noch dubioser, noch undurchsichtiger erscheinen. Ich kniff die Augen zusammen, furchte die Stirn... "Die soll doch alle der Cerberus holen...!"
    Es war eine bodenlose Unverschämtheit, ein jeder Beschreibung spottendes Schurkenstück. Aber ob es ein einstimmiges Urteil gewesen war, das erwähnte sie nicht...
    Es tat mir leid, dass Seiana sich mit all diesen Sachen so ziemlich alleine herumschlagen musste... und als wäre das noch nicht genug, machte also auch Verus schon wieder Blödsinn. Ich rollte die Augen gen Himmel, sollte man nicht weiser werden mit dem Alter, statt törichter? Oder war er, ein Decimer, wirklich so opportunistisch?!
    Das leidige Thema Heirat... ich freute mich, da herauszuhören, dass Seiana wohl ihre Lektion gelernt hatte, und mich nun gebührend zu Rate zog. Wie es sich gehörte eben. Ich sah verstohlen zu meinem Kommandanten rüber, im Felde war er noch grauer und bärbeißiger geworden, und ich war selbst nicht mehr so voll und ganz davon überzeugt, dass er und meine Schwester gut zueinander passen würden. Aber Quintilius Sermo! Der Quintilius Sermo, dem ich beim Rattenbeißen begegnet war. Der unverschämt gutaussehende, charmante Quintilius Sermo. Bei Ultors blutiger Schnauze, es war ja nicht so, dass ich meiner Schwester nicht einen attraktiven Mann gönnen würde, aber...... Kein Aber Faustus.
    Ich atmete schwer aus. Das war alles ein bisschen viel. Und dass ich selbst auch nicht drum rum kommen würde – ich hatte es meinem Vater ja versprochen – daran wollte ich gerade wirklich nicht denken. Bei allem Fluchen auf die verdammte Wüste – es hatte eindeutig auch seine Vorteile, hierzusein!


    Ich rollte den Brief wieder zusammen und begab mich zurück zum Tisch, wo ich mich noch einmal entschuldigte, und zu den anderen gesellte.
    "Verzeiht bitte, aber ich war ganz ausgehungert nach Neuigkeiten von der Familie."

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    Klient - Decima Lucilla

  • Dragonum widmete Serapio einen neugierigen Blick, schließlich hatte er selbst auch schon ewig nichts mehr aus Rom gehöhrt weder von seinem entsendeten Klienten noch von seinem eigenen Patron oder seiner Familie ...


    "Und wie steht es um die Gens meines Patrons, ich hoffe er genießt es wieder in Rom zu sein!"


    Zumindest von der Abberufung des Decimers hatte Dragonum ja durch die Acta erfahren ... achja ... die Acta ...


    "Caius Columnus wird in nächster Zeit den ein oder anderen Soldaten interviewn, um Rom von unseren Heldentaten zu berichten und vom ruhmreichen Feldzug den wir im Namen des Kaisers hier führen!"

  • "Ähm... gut!" antworte ich – natürlich, schließlich durfte ich der Gens vor einem Acta-Schreiber keine Blöße geben. Aber es erstaunte mich, dass Octavius gar nicht von Livianus' Rückzug wusste. Hatte mein Vater ihn denn nicht in Kenntnis gesetzt? Der Brief musste verloren gegangen sein. Auf die Feldpost war auch kein Verlaß.
    "Mein Vater wird erst einmal eine Reise nach Hispania unternehmen, zu den Wurzeln der Gens sozusagen, um unsere Ahnen zu ehren."
    Ich schuldete ihn genauere Auskunft, aber das verschob ich auf später und unter vier Augen.


    "Ah, das freut mich. Etwas patriotischere Berichte können dem Blatt nur guttun." Stolz erzählte ich: "Ich bin auch schon einmal für die Acta interviewt worden, in der Reihe 'Helden des Alltags." Und an den Kommandanten gewandt: "Das war nach unserem Einsatz damals beim Brand dieser Patriziervilla."
    Ich schenkte dem Schreiber ein liebenswürdiges Lächeln. "Also wenn du Fragen hast, immer her damit."

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