Vor der Villa Aurelia | Unverhofft kommt oft

  • Schwanger! Das hatte mir gerade noch gefehlt! Wie so oft in meinem Leben hatte ich mal wieder zu laut hier geschrien, als der Ärger verteilt wurde. Ich redete mir immer noch ein, es könnte ja auch was anderes sein, weshalb es mir so übel war. Komischerweise war´s mir aber jetzt jeden Morgen schlecht, was ja kein Zufall mehr sein konnte. Selbst Diomedes war schon hellhörig geworden. Er war ja auch nicht blöd.
    Mir kam es so vor, als bräche jetzt alles über mich ein. Die Angst, Aretas zu verlieren, weil es keinen Ausweg für uns gab, mal ganz davon abgesehen, wenn erst Sermo dahinter kam. Diomedes nerviges Geschwätz und jetzt auch noch die Aussicht, schwanger zu sein! Dabei war es ja absehbar, dass sowas passierte. Aber ich hatte nie drüber nachgedacht, was war, wenn mir so was passieren würde.
    Ein Kind! Aretas´ Kind, das was in mir heranwuchs. Eigentlich hätte ich mich freuen müssen, aber es war alles andere als Freude, was ich fühlte. Ich hatte eine Scheißangst!
    Verdammt, was war das denn? Ich hatte nicht drauf geachtet, wohin ich gelaufen war. Jetzt war ich irgendwo falsch abgebogen und hatte keinen Plan mehr, wo ich überhaupt war. Komisch, irgendwie kam mir die Gegend seltsam vertraut vor. Als ob ich früher schon mal hier gewesen wäre.
    Ich lief die Straße weiter. Je weiter ich lief, wurde alles noch vertrauter, bis… ja bis ich plötzlich vor der Villa stand. Gebannt blieb ich steh´n. Jetzt war ich auch noch zu den Aureliern gelaufen! Mannomann, war ich von der Rolle! Nur schnell weg hier, bevor… bevor… Mist!


    Sim-Off:

    Die männliche Hauptrolle wurde bereits vergeben! :)

  • So viel zu tun und so wenig Zeit. Ursus mußte sich sputen, wenn er alle Besuche machen wollte, die ihm am Herzen lagen. Seine Zeit war mehr als knapp bemessen. Daher nahm er sich nicht die Zeit, auszuruhen, wie er es eigentlich nötig hätte, sondern machte sich gleich schon wieder auf den Weg. Cimon hatte ihm die Falten der Toga vorbildlich gerichtet, bevor sie gemeinsam das Haus verließen. Sie verließen das Haus recht eiligen Schrittes, so daß Caelyn keine Chance hatte, sich rechtzeitig umzudrehen. Eigentlich war Ursus mit seinen Gedanken schon einige Schritte weiter gewesen, aber die waren in dem Moment vergessen, als er die Keltin erkannte. Nanu? Was machte Caelyn denn hier? "Caelyn?", fragte er ungläubig, als könnte er seinen Augen nicht trauen.




  • Der Nubier hatte die Kleidung seines Herren gerichtet und folgte ihm nun hinaus. Sobald sie die Villa verließen, wollte er an ihm vorbeigehen, um so Ursus besser schützen zu können.... mindestens seitlich gehen ... aber dann sah er ...sie...Caelyn. Cimon lächelte, wollte gerade Ursus antippen, damit er sie sehen würde...doch zu spät... er ärgerte sich darüber, das er nicht schnell genug war, was sich allerdings nur einen kurzen Moment auf seinen Gesichtszügen zeigte. Der Sklave sprach lieber nicht. Aber er nickte Caelyn zum Gruß freundlich zu. Irgendwie vermisste er sie und wollte sie noch immer besser kennenlernen...ob sie wusste das erst durch die Reise zu ihr der Nubier so vieles neues gelernt hatte? Wie es wohl dem kleinen Garten ging, den er ihr geschenkt hatte? Wie schade, das sie sich nicht jeden Tag sehen konnten...nicht miteinander sprechen konnten... aber sie war doch glücklich...oder? Zumindest glaubte er daran. Ganz fest glaubte er daran... aber was machte sie hier? Wieso war sie nicht schon unterwegs in ihre Heimat? Fragend und auch besorgt sah Cimon sie an.

  • Ja, genau! Mist! Ich hatte gar keine Chance mehr, mich einfach umzudrehen und zu verduften. Denn schon hörte ich meinen Namen aus Ursus´ Mund. Und dann war da auch noch auf einmal Cimon neben seinen Herrn erschienen, der mich fragend anstarrte, als hätte er gerade erst ´nen Geist gesehen. Jetzt hatte ich echt den Salat! Abhauen ging jetzt gar nicht. Einfach nur blöd da stehen, wie eine bescheuerte Statue und nichts sagen, aber auch nicht.
    "Öhm, ja!" Na Klasse, total geistreich! Das war ja richtig toll! Irgendwie hatte es mir die Sprache verschlagen. Wie ´ne Blöde musste ich dastehen und die beiden anglotzen. Was besseres hätte mir heute echt nicht mehr passieren können!
    "Tja, also, öhm..." Ich räusperte mich, als käme jetzt noch was total wichtiges. Aber das ließ immer noch auf sich warten. "Ich werd´ dann mal am besten mal wieder…", sagte ich dann irgendwann und wollte mich schon aus dem Staub machen. Echt bescheuert, das Ganze! Irgendwie war´s mir ja danach, endlich mal jemandem, den ich kannte, mein Herz auszuschütten. Aber ich machte mich doch dann total zum Affen. Ich konnte den beiden doch nicht erzählen, dass Sermo mich übers Ohr gehauen hatte und ich wahrscheinlich nie wieder nach Hause kam.

  • Ursus' Augenbraue wanderte nach oben. Erst stand sie hier so vor dem Haus herum, als wollte sie etwas. Und dann wollte sie gleich wieder abhauen? Ähnlich sah ihr so ein Verhalten ja. Aber Ursus wäre nicht Ursus, wenn er sie einfach so gehen lassen würde. "Es freut mich, daß es Dich hierher zieht, zeigt es doch, daß Du hier nicht ganz unglücklich warst. Und noch mehr, daß Du anscheinend gerade ein wenig Zeit hast. Komm, begleite mich ein paar Meter und erzähle mir, wie es Dir geht." Ob sie bei dem Quintilier das gefunden hatte, was sie sich gewünscht hatte? Besonders glücklich sah sie nicht aus, aber vielleicht war das auch nur ihre momentane Stimmung. Launenhaft war sie ja schon immer gewesen.







  • Es schien Cimon als wäre etwas ganz und gar nicht in Ordnung. Hatte Caelyn etwa Probleme? Oder warum sprach sie so ... sparsam, zurückhaltend. Er glaubte eher daran, das sie immer sehr ehrlich und geradeheraus war... aber sie war so..anders. Der Nubier konnte den Grund dafür nicht erraten und hielt sich auch lieber zurück, da Ursus sie direkt ansprach. Allerdings versuchte er sie so gut er es konnte aufmunternd anzusehen, vielleicht würde ihr das ja helfen können. Ein Lächeln vielleicht noch dazu?... An sich versuchte Cimon ja immer sich bedeckt zu halten, doch bei Caelyn machte er gerne eine seiner Ausnahmen und schenkte ihr ein offenes und freundliches Lächeln.


    Wollte sie etwa schon gehen? Fragend und gleichzeitig besorgt sah er ihr in die Augen. So wie er das sah, würde sie ihnen beiden doch alles sagen können, was ihr auf dem Herzen lag. Grinsend nahm er wahr, wie Ursus seine Verwunderung durch das erheben der Augenbraue zeigte.. etwas von dem er glaubte, das sein Herr es sich abgewöhnen wollte... aber das hatte zeit, das würde der Nubier später zur Sprache bringen können. Schließlich hatte Ursus den Sklaven um Ehrlichkeit und offene Augen gebeten. Und Cimon half seinem Herren gerne.


    Ja, begleiten...das war gut... Cimon nickte leicht, als Ursus dies vorschlug und machte sich bereit, die beiden zu begleiten und somit auf beide acht zu geben. Dabei viel ihm ein, wie er es doch versuchen konnte Ursus unauffällig zu zeigen.... Er sah ihm in die Augen, räusperte sich nur leicht und bewegte dann recht übertrieben seine Augenbraue, jedoch so, das nur Ursus es sehen mochte. Das war nur ein Moment... der Nubier hoffte damit seinem Herren geholfen zu haben... noch immer lernte er jeden Tag, wie er Ursus bestmöglich dienen konnte.

  • Oh Scheiße, ich hasste es, wenn er das machte! Wenn sich seine Augenbrauen unaufhaltsam nach oben zogen und er mich so ansah. Da hatte ich früher schon immer ein schlechtes Gewissen gekriegt. Daran konnte auch Cimons aufmunterndes Lächeln nicht viel ändern, das sowieso langsam zu verblassen schien, als ich sagte, ich wolle mich verdünnisieren. Na, das mit dem Verdünnisieren konnte ich sowieso erst mal abschreiben. Ich brachte es nicht fertig, ihn einfach so stehen zu lassen. Da war eben immer noch was, zwischen ihm und mir. Etwas, was nicht beendet worden war oder was nie wirklich ausgesprochen worden war.
    "Ich war zu sehr in Gedanken und da bin ich einfach drauf losgelaufen, ohne dabei zu achten, wohin ich laufe. Das ist die Macht der Gewohnheit, oder sowas," sagte ich, ohne dabei darauf einzugehen, wie gut es mir hier gegangen war.
    Tja, jetzt hatte ich keine große Wahl mehr. Ich schloss mich ihm und Cimon an und begleitete die beiden ein Stück. Als Ursus sagte, ich solle erzählen, wie´s mir ging, verkrampfte sich wieder mein Magen. Um die Wahrheit zu sagen, es ging mir total beschissen. Nicht nur weil es mir wieder übel war. Das war nur die Krönung des Ganzen. Sermo hatte mich reingelegt, ich war nicht frei. Nur schwanger war ich, von ´nem anderen Sklaven, der jedes Mal sein Leben riskierte, wenn er mich besuchen kam. Dazu kam dann noch, dass Sermo noch gar nichts von Aretas wusste, geschweige denn, dass ich schwanger war. Und ich hatte richtig Schiss, ihm davon zu erzählen. Doch lange konnte ich damit nicht mehr warten, denn bald würde man es sehen. Noch konnte ich den Bauch und die Brüste mit Tüchern abbinden. Daran zu denken, was aus meinem Kind eines Tages wurde, trauteich mich noch gar nicht daran zu denken.
    Aber Ursus die Wahrheit zu sagen, brachte ich nicht fertig. So sehr schämte ich mich. Drum setzte ich ein gekünsteltes und sorgenfreies Lächeln auf.
    "Ach, mir geht´s ganz gut. Ich hab mich jetzt doch dazu entschieden, noch etwas länger in Rom zu bleiben." Klasse! Im Lügen war ich noch nie gut gewesen. Aber das wusste Ursus sicher noch.

  • Wieder tauschte Ursus mit Cimon einen vielsagenden Blick. Der Nubier blieb stumm, aber Ursus war sicher, daß er sehr aufmerksam beobachten und zuhören würde. Caelyns Lächeln konnte Ursus nicht täuschen. Es war gar nichts in Ordnung und es ging ihr auch nicht gut. „Weißt Du, Caelyn, Du brauchst weder zu lügen noch Ausflüchte zu suchen. Und natürlich mußt Du mir auch nichts erzählen, was Du mir nicht erzählen möchtest. Du bist mir gegenüber zu nichts mehr verpflichtet.“ Er sagte es sachlich und durchaus in freundlichem Tonfall. „Allerdings würde es mich freuen, wenn es stimmen würde, daß Du Dich wohlfühlst und glücklich bist.“ Er mochte dieses aufsässige Mädchen mit dem frechen Mundwerk, trotz all des Ärgers, den sie ihm schon bereitet hatte.




  • Natürlich durchschaute er mich, durch und durch. Und auch wenn seine Worte freundlich klangen, waren sie dennoch so gewählt, dass ich mich noch schlechter danach fühlte. Er hatte immer noch so eine große Macht über mich und wusste dabei genau, wann ich log und wann nicht. Und gerade hatte ich gelogen. Nichts von dem stimmte, was ich gesagt hatte. Und vom glücklich sein war ich weit entfernt.
    In meiner Verzweiflung begann ich zu schluchzen, denn ich war jetzt da angelangt, an dem es nicht mehr weiter ging. Ich sah erst Cimon an und dann Ursus. "Sermo hat mich reingelegt. Er hat mich nicht freigelassen und ... und er wird´s wahrscheinlich auch nie tun. Und jetzt… jetzt bin ich auch noch…." Ich schluchzte noch heftiger und sah hinab zu meinem Bäuchlein,das man schon ein kleinwenig erahnen konnte. Genau jetzt musste ich an mein ungeborenes Kind und dessen Vater denken, den ich schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen hatte. Ich wusste nicht, was mit Aretas war. Vielleicht hatten sie ihn geschnappt. Vielleicht war er doch ohne mich und das Kind aus Rom verschwunden. Noch ein Kind, das dazu verdammt war, ohne Vater aufzuwachsen, so wie ich selbst. Ich hatte schon längst die Illusion begraben, von einer glücklichen und zufriedenen Familie zu träumen. So was wie Glück gab es für Sklaven nun mal nicht.
    Oh ja, ich hatte einen Riesenfehler gemacht und ich bereute es. Hier war es mir gut ergangen und wäre ich hiergeblieben, dann wäre bestimmt alles anders gekommen.


    Ich hatte aufgehört, zu schluchzen. Das machte es auch nicht besser!"Ich muss weg!" sagte ich plötzlich und war schon auf dem Sprung. Das hier konnte ich mir nicht mehr weiter geben, denn es tat so furchtbar weh.

  • Sie hatte sich entschlossen länger in Rom zu bleiben? Cimon sah zu Ursus und sie wechselten einen Blick, der mehr sagte, als andere erkennen mochten. Er nickte leicht, als sein Herr Caelyn aufforderte die Wahrheit zu sagen. Sie sollte sich wohl fühlen und glücklich sein...ja, so sah auch der Sklave es und er versuchte ihr aufmunternd zu zulächeln. Doch rasch trug der Nubier wieder seine 'Maske' und achtete darauf nicht zu negativ aufzufallen, schließlich waren sie außerhalb der Villa.


    Cimon sah sich immer wieder um, damit ihm ja keine mögliche Gefahr entgehen mochte. Dann sah er zu Caelyn und begegnete freundlich, aufmunternd ihrem Blick... doch als sie sprach konnte der Sklave seine Überraschung nicht verbergen. Nun sah er zwischen Ursus und Caelyn umher... seine Gedanken rasten und er begann diesen Mann zu hassen, der caelyn ihren Traum genommen hatte...wäre sie doch nur bei Ursus geblieben. Er, Cimon, hätte auf sie acht gegeben, hätte seinen Wunsch für sie geopfert, damit sie frei kommen mochte...er hatte seinen Wunsch für sie geopfert, damit sie zu diesem Sermo hatte kommen können...was hatte er nur getan?


    Als sie sich verabschiedete, ging es zu schnell für den Nubier. Er wollte hinterherhechten, sie halten, doch ohne Ursus' Wunsch würde er niemals so handeln.

  • Sermo hat mich reingelegt. Diese Worte trafen Ursus wie ein Schlag in die Magengrube. Ach, Caelyn! Dummes kleines Keltenmädchen! Sie besaß wirklich ein Talent dafür, sich immer tiefer in Schwierigkeiten zu reiten. Und nun versuchte sie natürlich wieder davonzulaufen. Niemals Tränen zeigen, niemals schwach sein. Doch Ursus ließ sie nicht davonlaufen. Er hielt sie am Arm fest und zog sie in eine sanfte Umarmung. Warum, das konnte er selbst nicht sagen. Es war ein Reflex. Vermutlich. Vielleicht. Auf jeden Fall hatte er das Bedürfnis, sie zu trösten. Wenn es auch keinen wirklichen Trost geben konnte. Er wußte auch nicht, was er sagen konnte. Alles, was ihm einfiel, hätte es für sie nur noch schlimmer gemacht. Sie hatte es doch so sehr gewollt. Daß er sie verkaufte. Er hatte es damals schon nicht verstanden.





  • Ich kam nicht weit. Plötzlich spürte ich einen Ruck an meinem Arm. Ehe ich mich versah, fand ich mich in Ursus Armen wieder. Ich wehrte mich nicht dagegen. Ich begann einfach nur zu heulen. Vielleicht weil ich wusste, dass es genau das war, wonach ich mich nach meiner Rückkehr aus Sardinen so sehr gesehnt hatte. Nach nichts anderem hatte ich mich verzehrt. Aber es war ganz anders gekommen. Die halbherzige Umarmung nach meiner Rückkehr, sie war so verletzend gewesen, weil sie nicht echt war. Sie war nicht gewollt gewesen. Und das jetzt? Er umarmte mich nicht, weil er plötzlich seine Gefühle für mich entdeckt hatte. Das wusste ich. Schließlich hätte das seinen Prinzipien widersprochen. Und selbst wenn, wäre ich es diesmal gewesen, die ihn zurückgewiesen hätte, denn mein Herz gehört mittlerweile einem anderen. Es tat aber einfach gut, für eine Weile wenigstens. Bis ich wieder an Aretas denken musste und ich mir gewiss war, dass alles beim alten geblieben war. Ich war immer noch schwanger und ich wusste immer noch nicht, was mit ihm war. Ob ich Ursus auch davon erzählen sollte? Ich war mir nicht sicher.
    Langsam löste ich mich wieder von ihm. "Danke!" Meine letzten Tränen verrannen an meinen Wangen. "Das hab ich jetzt gebraucht," sagte ich und lachte verschmitzt dabei. "Wenn es euch recht ist, dann begleite ich euch noch ein Stück."

  • Beruhigt sah Cimon, wie Ursus Caelyn in den Arm nahm und nickte schon fast anerkennend. Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen, denn er glaubte das es genau das richtige gewesen war. Die Reaktion von Caelyn ließ genau dies vermuten. Ihre Frage beantwortete der Nubier mit einem ergebenen senken des Kopfes, war es doch die Entscheidung seines Herren. Doch er war der festen Überzeugung, das Ursus es nicht verneinen mochte.
    Am liebsten hätte auch er sie in den Arm genommen, allerdings wäre es vollkommen unpassend gewesen. So blieb ihm nur ein freundschaftlicher Blick und danach für die nötige Sicherheit der beiden zu sorgen.

  • Ursus hielt seine frühere Sklavin fest in seiner Umarmung. Sie ließ es zu, das war schon erstaunlich genug. Doch irgendwann löste sie sich doch von ihm. Wieder war ihre Stimmung urplötzlich verändert. Was das anging, hatte sie sich gar nicht verändert. "Natürlich kannst Du uns noch begleiten. Komm..." Er tauschte einen weiteren Blick mit Cimon. Sicher war der Nubier auch entsetzt über das, was er gehört hatte. "Willst Du darüber reden? Oder kann ich etwas für Dich tun?" Natürlich war er ihr nichts schuldig. Ganz und gar nicht. Doch irgendwie mochte er dieses eigenwillige, großmaulige Mädchen. Und nicht, weil sie mal mit ihm das Bett geteilt hatte.






  • Wir liefen zusammen die Straße lang. Irgendwie war das ja schon ganz schön schräg. Erst hatte ich nicht schnell genug von hier wegkommen können und jetzt war ich froh, hier zu sein. Naja, vielleicht hatte ich ja wirklich nur ein bisschen Trost gebraucht. Und sich den Frust von der Seele reden war immer gut.
    "Kurz nachdem ich mit Sermo gegangen war, hat er mir gesagt, er würde mich nicht gehen lassen," fing ich an. "Ich sei ihm was schuldig! Dann hat er mich eingesperrt und mir gedroht, wenn ich abhauen würde, dann würde er mich in ein dunkles Loch stecken und sonst was mit mir machen. Zum Glück war er die meiste Zeit in Ostia. Dann war ich mit Diomedes, einem alten Griechen allein. Nur ab und zu war er einige Tage in Rom. Aber jetzt… jetzt ist er wieder zurück." Tja, und von nun an war es richtig schwierig die Sache mit Aretas vor ihm zu verbergen. Und überhaupt, früher oder später musste ich es ihm sowieso sagen. Spätestens dann wenn mein Bauch alle Nähre meiner Tunika sprengte. "Naja, die Casa ist ganz passabel. Halt nicht so groß, wie die Villa und nicht so luxuriös. Wenigstens komme ich ab und zu mal raus, wenn ich einkaufen gehe, oder so." Ob ich Ursus auch von Aretas und dem Kind erzählen sollte? Bestimmt hielt er mir dann wieder eine Moralpredigt, von wegen, dass ich mich nicht einfach so in einen fremden Sklaven verlieben und mich auch noch von ihm schwängern lassen konnte. Aber mal ehrlich, Ursus konnte mir gar nichts mehr sagen. Also war´s dann eh wieder Schnuppe. Nur ein schlechtes Gewissen konnte er mir verpassen, mehr nicht.
    "Ich bin schwanger."

  • Alles Mögliche lag Ursus auf der Zunge zu sagen. War es Dir denn nicht klar, daß er völlige Macht über Dich hatte, als Du in seinen Besitz übergingst? oder Wieso bist Du immer so leichtgläubig? Weißt Du nicht, daß jeder Wohltat ihren Preis hat? oder Wie konntest Du einem Mann vertrauen, den Du kaum kennst?


    Aber nichts dergleichen kam über seine Lippen. Sie wußte das alles. Jetzt, wo es zu spät war, wußte sie es ganz bestimmt. Nachher war man immer klüger. Warum hatte er damals auch nicht einfach nein gesagt? Warum hatte er sie verkauft an einen Fremden? Ursus konnte diese Fragen nicht einmal beantworten. Vielleicht weil er einfach zornig war, nachdem sie fortgelaufen war. Veilleicht weil er ahnte, daß sie eifersüchtig auf Septima gewesen war. Auf jeden Fall hatte er bei der ganzen Sache ebenfalls ein merkwürdiges Gefühl von Schuld, auch wenn er das ganz schnell wieder von sich wies und sich einzureden versuchte, daß er doch nur ihren Wünschen gefolgt war. Und das war doch mehr, als die meisten Herren ihren Sklavinnen gewährten?


    Schließlich fand der Aurelier doch seine Sprache wieder. "Schwanger? Das ist doch gut? Für sein eigen Fleisch und Blut wird er sorgen wollen. Und die Mutter seines Kindes wird er bestimmt nicht schlecht behandeln." Hoffentlich tröstete sie das ein wenig. Nicht eine Sekunde kam er auf die Idee, daß dieses Kind nicht von Sermo war.



  • Nanu, wo blieben denn die obligatorischen Zurechtweisungen? Das war ja mal eine ganz neue Seite an Ursus! Schade, dass er früher nicht schon früher so war. Ich war wirklich gerne bei ihm. Hätte er nur nicht diese Frau geheiratet! Das hatte ihn total verändert.
    Und seine Antwort war auch alles andere gewöhnlich. Es war gut, dass ich schwanger war? Ach so, er dachte… "Nein, es ist nicht von ihm. Es ist… ich hab vor einigen Monaten einen netten Mann kennengelernt … einen Auriga … und wir lieben uns. Leider ist er auch Sklave… und…" Ich verstummte und begann wieder zu schluchzen. Wenn ich doch nur wüsste, wie es ihm ging!

  • So sehr er sich auch bemühte, Cimon konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren. Immer wieder sah er zu Caelyn. Schwanger? Von wem? Und wie würde es weiter gehen? Der Nubier lauschte.
    Immer wieder sah er zu Ursus. Sein Herr würde es sicher schaffen. Er musste ihr helfen können. Fast flehend sah er ihn an. Dabei hatte er seinen Gefallen...den großen Gefallen doch bereits verbraucht. Für was? Dafür das es Caelyn nun schlechter ging als zuvor. nein, das war nicht gut...gar nicht gut.


    Cimon konnte sich kaum in das Gespräch einbringen. Es wäre auch falsch und unangebracht gewesen. Doch seine Augen nahmen immer wieder Kontakt zu den beiden auf. Er wollte ihr so gerne helfen. Gäbe es etwas, was er tun könnte, er würde nicht zögern...keinen Augenblick.

  • Ursus blieb wieder stehen. Völlig unvermittelt. "Das Kind ist nicht von ihm? Es ist von einem anderen Sklaven?" Das Entsetzen in seiner Stimme sagte schlicht und ergreifend alles. "Wie konntet ihr beide nur so dumm sein?" Wenn sie schon nicht den nötigen Verstand besaß - warum hatte der Sklave nicht wenigstens nachgedacht?


    "Weiß Sermo es schon? Und wem gehört dieser Auriga? Weiß sein Herr es schon?" Ursus wußte nur zu genau, daß er gar nichts tun konnte. Allenfalls mit Sermo reden. Aber was auch immer dieser sagte, mußte er akzeptieren. Caelyn war sein Besitz. Und dieser Besitz war beschädigt worden. Der andere Sklave konnte froh sein, wenn er weiterleben durfte. Und auch, wenn er seine Männlichkeit behalten durfte.




  • Auch ich blieb stehen, als Ursus zum stehen kam. Dann schüttelte ich betroffen den Kopf. Ich wusste, wir hatten was Dummes gemacht. Alleine schon, dass ich nach unserer ersten Begegnung zu Aretas gegangen war. "Kann Liebe denn Dummheit sein?" fragte ich kühn. Mir war eigentlich schon klar, dass ein Römer so was nie verstehen würde. Nicht mal Ursus. Die Römer strotzten nur so vor Gefühlskälte und waren nur auf ihren Profit an einer Sache bedacht.
    "Nein, er hat keine Ahnung. Noch nicht. Aber ich muss es ihm bald sagen. Und Aretas… ich weiß nicht. Er gehört irgend so einem Tiberier. Den Namen hab ich vergessen. Ich habe schon seit ein paar Wochen nichts mehr von ihm gehört. Er wollte fortgehen…, zusammen mit mir…aber als ich ihm sagte, ich sei schwanger… da wollte er wieder zurück und sich stellen. Ich weiß gar nicht, was mit ihm passiert ist…", schluchzte ich. Ich hätte wirklich alles ertragen, hätte ich nur gewusst, was mit ihm war!

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