Hortus l Ein stiller Winkel

  • Corona war Linos gefolgt, auch wenn er sich anfangs etwas komisch angehört hatte. Das hatte bei Corona allerdings eher zu einem Grinsen als zu wirklicher Angst geführt, denn so einer war Linos nicht, da war Corona sich sicher. Manchmal wirkte er ein wenig schrullig, aber das nahm ihr gerade die Angst, die sie an dieser Stelle bei manch andrem gehabt hätte, der sagte, er wolle mit ihr zu seinem 'stillen Winkel'. Seine Rechtferigungen nahm sie also lachend hin. "Na, für so einen hätte ich dich nun wirklich nicht gehalten, Linos!" meinte sie dann. Lächelnd blickte sie sich also an seinem Rückzugsort um. Sie könnte auch gut einen gebrauchen, aber um von Livineia unentdeckt zu bleiben, müsste dieser schon in einer zweiten Dimension liegen. Sie drehte sich einmal um sich selbst, als suche sie förmlich die Gedanken, die hier einmal gelassen wurden - freilich erfolglos. "Aber sagmal, was wolltest du da eigentlich? Meine Herrin hasst es, belauscht zu werden, wer weiß was sie mit dir gemacht hätte, wenn sie dich gesehen hätte..." fragte sie ihn eindringlich.

  • Erleichtert stellte ich bei Coronas Frage fest, dass es genug zum reden gab. Eins würde sich aus dem anderen Ergeben. Eigentlich war es doch wie immer und dennoch ganz anders.


    Schon wieder kam leichte Panik in mir auf, etwas hatte ich vergessen, sie war eine Frau und hier in meinem Winkel hatte ich keine passende Sitzgelegenheit für sie. Schon wieder spürte ich diese verfluchte Wärme in mir hochsteigen. Zögernd bat ich Corona doch Platz zu nehmen. „Entschuldige bitte, das nächste Mal habe ich hoffentlich eine bessere Sitzgelegenheit für dich. Ich setze mich einfach auf den Boden und lehne mich gegen die Wand. Hoffentlich nimmst du mir dies jetzt nicht übel, dass ich dich bitte einfach hier auf den Boden zu setzen.“ Nach einer kleinen Pause fing ich dann mit meinen Erklärungen an.
    Es gab mehrer Gründe warum ich dort war. Einmal wollte ich den jungen Claudier sehen:“
    Verlegen zupfte ich einen Grashalm ab und betrachte ihn, als wenn ich eine neue Pflanze entdeckt hätte, nur damit ich sie nicht anschauen musste.
    „Zum anderen wollte ich deine Domina sehen. Ich wollte einfach wissen wie eine Frau aussieht, die eine andere so unterdrückt. Du musst wissen zu Hause hatten wir auch viele Sklaven, aber so etwas habe ich dort nie erlebt. Selbst wir Kinder hatten unseren eigenen Sklaven, aber niemals hätten unsere Eltern geduldet, dass wir sie in ein eingeschüchtertes Wesen verwandelt hätten. Die Kinder unserer Sklaven waren in unserer Kindheit unsere Spielgefährten. Einer von ihnen ist noch heute einer meiner besten Freunde.“
    Ich spürte wie ich bei meinen letzten Worten schlucken musste, weil sich Traurigkeit, bei den Gedanken an mein Elternhaus, in mir breit machte.

  • Corona, im Gegensatz zu Linos von vollkommener Ruhe beseelt, ließ sich mit einem leichten, zaghaften Lächeln auf das Gras nieder. Zwar hatte sie hierbei einen Moment gezögert, was aber weniger daran lag, dass es ihr unangebracht schien, als eher dass er sich dafür so entschuldigte. "Ist doch kein Problem." erklärte sie also. Damit war, zumindest was das Thema Sitzgelegenheiten anging, eigentlich alles gesagt. Dies war also Linos stiller Winkel - warum er ihr wohl seinen Rücksichtsort offenbarte? Bisher hatte sie von ihm den Eindruck gehabt, dass er zwar nett und aktiv war, insgesamt sich aber vom Leben in der Villa etwas distanzierte, war er doch damals auch aus der Küche möglichst eilig verschwunden.
    Dann aber widmete sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Linos im Hier und Jetzt, der ihr nun begründete, warum er die beiden Herren belauschen wollte. Sie verzog ein wenig das Gesicht, aber schwieg noch für einen kurzen Moment. "Dominus Claudius ist eigentlich ganz nett. Aber zu Claudia kann ich wenig sagen, vielleicht hat ihr einfach auch viel Zwischenmenschlichkeit in ihrem Leben gefehlt. Ich kann das nur sehr schlecht beurteilen." räumte sie ein. Zum Einen fasste sie sich kurz, weil sie wieder das Gefühl bekam, das wohl denkbar schlechteste Los gezogen zu haben, zum Anderen bemerkte die feinfühlige Corona aber auch schnell, dass Linos ein wenig traurig wurde. Ob ihm reden helfen würde? Corona mochte es lieber, wenn man ihr etwas erzählte und sie aufmunterte, wenn sie traurig war, sie war keine Rednerin. Aber vielleicht half es Linos ja, denn sie hatte den Eindruck, dass er das alles auch dringend loswerden musste.
    "Er ist noch heute ein guter Freund von dir, obwohl ihr euch nicht mehr sehen könnt? Erzähl mir doch ein wenig mehr, von wo genau bist du denn?" forderte sie ihn dann also zu einem, wie sie meinte, erlösenden Gespräch auf.

  • „Ich komme von der Insel Kreta“, antwortete ich recht allgemein, denn eigentlich wollte ich nicht besonders gerne von zu Hause erzählen. Mich hätte für den Rest des Tages nur Heimweh geplagt.
    „Ja er ist ein Freund von mir und wird es immer bleiben. Wir haben uns ewige Freundschaft geschworen, ehe ich von zu Hause weg ging“.
    Ich wollte das Gespräch möglichst schnell in eine andere Richtung lenken, wusste aber nicht ob die Frage nach der Heimat von Corona, bei ihr auch Heimweh hervor rief.
    Nach kurzem zögern fragte ich sie: „Wo warst du denn mit deiner Herrin, bevor ihr nach Rom kamt?“

  • Corona war ein wenig verwirrt, aber sie gab sich Mühe, diese Verwirrung nicht nach außen hin zu tragen. Nun fasste er sich doch so kurz? Innerlich zuckte sie mit den Schultern, ließ ihn einfach kurzfassen. Sie würde keine weiteren Fragen stellen, alleine schon, weil Linos nun auch eine Gegenfrage stellte. Die zu beantworten hatte sie nun genug zu tun. "Sie hat mich in Athen erworben, wenn du von Kreta kommst wirst du das wohl nur zu gut kennt. Groß und bunt ist es dort, es hat mir eigentlich sehr gut gefallen. Ich wurde dort auch geboren, meine Mutter selbst stammte allerdings aus Germania." schilderte sie dann etwas ausführlicher und beobachtete ihn, während sie sprach. In ihr gab es kein Heimweh, sie konnte ganz entspannt und offen über Achaia sprechen, sie hatte nichts was sie dort besonders band.

  • Grübelnd schaute ich Corona an. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen wie es war, wenn man als Sklave geboren wurde. …. Deshalb hatte sie also diese wunderschönen blonden Haare. …. Mit welcher Gelassenheit sie ihr Schicksal hinnahm.
    „In Athen wurdest du also geboren? Ja eine sehr interessante Stadt. Dorthin machte ich mit meinem Vater die letzte gemeinsame Reise. Gerne wäre ich dort noch länger geblieben.
    Vieles hätte ich noch gerne betrachtet. Von dem wenigen was ich sah hat mir der °Turm der Winde° am besten gefallen. Erinnerst du dich an jenen achteckigen Turm am Rande der Römischen Agora?“ Langsam geriet ich ins schwärmen. “An die Reliefs der Windgötter, an den Triton der oben drauf steht und mit seinem Stab die Windrichtung weist? Ansonsten fand ich die erste Agora viel interessanter, dort trafen sich doch eher nur die Einheimischen.
    Zu gerne hätte ich in Athen auch noch für eine Weile eine Philosophenschule besucht, die ja selbst von den Römern besucht werden. Und das, obwohl sie uns sonst, hier als Sklaven, meist auch nur als Ding betrachten. Wo wären die Römer mit ihrer viel gerühmten Kultur wenn sie nicht von uns so viel gelernt hätten?“ Ich spürte wie Zorn in mir aufstieg und schüttelte den Kopf, so als wenn ich diesen damit vertreiben könnte. „Aber lassen wir dieses Thema besser.“
    Ich schaute Corona, dann wieder, etwas beruhigter an. „Für immer möchte ich in Athen aber nicht leben. Das Klima auf Kreta gefällt mir weit besser. Rom ist mir im Sommer viel zu heiß.
    Sag mal hattest du schon einmal Kontakt zu Christen?“ Nach dieser Frage schaute ich mich vorsichtig um ob wir auch nicht belauscht würden. Wusste ich doch, dass diese Menschen in Rom zu den meist gehassten gehörten.

  • Als Linos von Athen erzählte, musste Corona unweigerlich über das ganze Gesicht lächeln. Sie hatte Athen gar nicht so bewusst wahrgenommen, musste sie sich selbst eingestehen. Sie hatte gewusst, wo sie welchen Händler finden konnte, wo die Bäder waren, die Schulen. Aber sie hatte keine Ahnung von den einzelnen Statuen, Türme... Sie hatte wenig Kultus mitgenommen, beinahe nur Arbeit. Darum sagte sie zu seinen Ausschweifungen auch nichts, denn sie hatte Angst, etwas Falsches zu sagen und als Kulturbanause dazustehen. Das konnte bei dem hochgebildeten Linos sicher schnell geschehen. Sie spürte eine leise Traurigkeit in sich, sie sehnte sich, ebenfalls eine Heimat zu haben. Egal ob sie diese wiedersehen könnte oder nicht. Diese innere Leere, diese fehlenden Erinnerungen, die waren schlimm. Morrigan, Mansuri, Linos, Wulfgar... Sie alle konnten etwas von früher erzählen. Und sie?
    Lediglich ein: "Ich habe Kreta nie gesehen. Und wie Rom im Sommer ist werde ich erst noch erleben." nuschelte sie etwas eingeschüchtert vor sich hin. Sie war noch etwas benommen von seinen vielen Worten, die sie nicht erwartet hatte. Aber es war, auch wenn sie nicht so viel verstanden hatte, interessant gewesen, seinen Ausführungen zu lauschen. Bis es heikel wurde. Sehr leise ging sie also nur auf seine Frage ein: "Gehört habe ich von ihnen, aber ich weiß nichts über sie - du etwa?" stellte sie also auch direkt ihre Frage und sah ihn mit leicht geweiteten Augen an. Sie selbst wusste nicht, warum Christen so verhasst waren. Sie wusste nur, dass es Schläge gab, wenn sie Fragen stellte - zumindest damals.



    Sim-Off:

    Verzeih bitte die Verzögerung.. Krankheit.

  • Zunächst zögerte ich mit einer Antwort, warum wusste ich selber nicht. Hatte ich doch von den Christen angefangen. Bestimmt lag mein zögern daran, dass ich zum ersten Mal in Rom darüber sprach und es besser war. hier vorsichtig zu sein.
    „Ich war unterwegs nach Gortys, Gortys ist eine von den Städten wo der Apostel Paulus einst predigte.“
    Mir fiel dann ein, wenn sie nichts über Christen wusste, konnte sie mit dem was ich gerade sagte nichts anfangen. Ich hielt kurz inne und überlegte, bevor ich erneut anfing.
    „Weißt du die Christen glauben, dass es nur einen Gott gibt. Gott Vater und Jesus Christus wäre sein Sohn. Dieser Sohn wurde als Mensch geboren und starb den Kreuzestod, nach dem dritten Tage ist er auferstanden und später fuhr er in den Himmel auf, zu Gott seinem himmlischen Vater. Das Besondere an der christlichen Lehre ist, dass sie an die Liebe zu Gott und den Menschen glauben. Bei ihnen heißt es alle Menschen wären gleich, denn Jesus Christus sagte, liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Deshalb fürchten nun die Römer diesen Glauben. Denn wenn man es mit den Augen der Christen betrachtet, gibt es keine Herren und keine Sklaven.
    Diese Menschen lieben den Frieden, sagen auch, wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, so wende ihm auch die andere zu. Sie sind also für niemanden eine Gefahr und trotzdem fürchte man sie.“
    Während ich ihr dies leise erzählte, schaute ich hin und wieder vorsichtig durch das Blattwerk, der uns umgebenden Sträucher. Nicht aus Angst um mich, nein ich wollte sie nicht in Gefahr bringen.



    Sim-Off:

    Ich hoffe es geht nun wieder besser.

  • Corona lauschte den Worten von Linos sehr aufmerksam. Sie befand das Verhalten von den Christen als befremdlich aber irgendwie auch angenehm. Es entsprach ungefähr ihrem eigenen, sehr friedfertigen Weltbild, sie machte sich gar nichts aus Gewalt, Kampf und Herrschaft. Vielleicht fiel es ihr deshalb auch so leicht, sich mit der Sklaverei zu arrangieren und Livineias Wutattacken über sich ergehen zu lassen. Corona hing an den Lippen von Linos, als dieser erzählte, seine Nervosität steckte sie nicht an. "Ich... ich weiß nicht ganz was ich von dieser Geschichte mit dem gekreuzigten Sohn halten soll, denn derlei müssten doch auch den römischen Anführern aufgefallen sein?" Sie wirkte allerdings nicht allzu skeptisch. Ihre Augen spiegelten eindeutig wieder, dass sie sich auch hierüber ihre Gedanken machte. "Ich finde es schön, dass sie so friedlich sind. Hattest du mehr mit ihnen zu tun und magst es aus Angst nicht erzählen? Ich liebe den Frieden, weißt du? Ich mag Gewalt nicht leiden, lieber ertrage ich sie, als dass ich sie ausübe. Es steht mir nicht, andere zu scheuchen." sprach sie offenherzig ihre Gedanken zu diesem Thema aus. Corona war einfach so und sie wusste auch, dass sie derlei Gedanken niemals gegenüber den Herrschaften würde äußern dürfen. Aber Linos selbst hatte ihr davon berichtet. "Sie scheinen ein sehr starkes Herz und einen großen Willen zu haben, sonst könnten Sie der angebotenen Macht Roms doch gar nicht widerstehen. Ich bewundere das." sagte sie leise.

  • Ich überlegte kurz, was ich Corona noch zu diesem Thema erzählen sollte. Hatte ich doch gesehen wie aufmerksam sie mir zuhörte. Es gab soviel dazu zu sagen, dass ich nicht so Recht wusste wo ich anfangen sollte. Am Besten wäre es wohl, wenn ich bei mir selber beginnen würde.
    „Ich selber bewundere sie auch wegen ihrem starken Glauben, denn stark ist er. Viele sterben eher, bevor sie ihrem Gott abschwören. Meine Reise in Kreta diente dem Zweck mehr über sie zu erfahren und mich ihnen anzuschließen. … Nein Angst in dem Sinne habe ich nicht. Ich habe nur Angst um dich. Es bereite mir Sorge, wenn ich zu dir darüber spreche und dich in Gefahr bringe.
    Ich selber verabscheue auch jede Gewalt und glaube eher an die Macht des Wortes. Manche verachten mich deshalb und denken ich wäre ein Schwächling oder Feigling. Dabei verstehe ich mich durchaus auf die Kunst mancher Kampfarten. In diesem Punkt setzte sich mein Vater durch und ich musste es erlernen. Trotzdem hasse ich das Militär und alles was damit zu tun hat.“
    Wieder machte ich eine Pause und schaute Corona fragend an. „Wenn du noch mehr über die Christen erfahren möchtest kann ich dir noch manches über sie berichten. Doch ich möchte nicht, dass du meinetwegen deine Pflichten versäumst und deshalb Ärger bekommst.“

  • Corona verlagerte ihr Gewicht nun auf ihren Arm und stützte sich somit also vom Boden ab. Ihren Kopf hatte sie in leichte Schieflage gebracht, sodass ihr die blonden Locken über die Schulter fielen. Sie lächelte sacht, als er von seiner Sorge um ihre Person berichtete. Sie winkte leicht ab. "Im Grunde genommen sind wir ohnehin schon jeder Willkür ausgesetz, Sorgen musst du dich um mich also wirklich nicht. Aber ich danke dir, es ist ein gutes Gefühl, dass man nicht jedem Menschen völlig egal ist." erklärte sie abschließend zum Thema 'Corona' um wieder auf die Christen zurückzukommen. "Ja, Worte sind sehr mächtig. Ein gesundes Mittelmaß zwischen Wehrhaftigkeit im phsyischen und im verbalen Sinne ist gewiss ein guter Kompromiss. Dass du kämpfen kannst, hätte ich nicht vermutet, ich kann es nicht." schmunzelte sie und strich sacht mit der flachen Hand über das Gras. Wenigstens war sie hier nicht ganz so allein wie in Achaia. Dort war sie zwar nicht fortwährend mitten unter Römern gewesen, aber hier hatte sie scheinbar durchaus Menschen, die auch wirklich mit ihr kommunizierten.
    Dann warf sie auch einen Blick über die Schulter, dann wieder zu Linos. "Ich würde sehr gerne mehr erfahren, wenn du mehr weißt. Jetzt gerade sorgen sich andere um die Domina. Aber wenn dir ein Abend wann anders lieber wäre als jetzt am hellichten Tage, kann ich das auch sehr gut verstehen." lächelte sie.

  • Gerade konnte ich mich noch beherrschen und meine Hand zurückhalten. Sie hätte fast über Coronas Haare gestrichen. Zu gerne hätte ich eine Locke von ihr genommen und damit gespielt. Gänzlich zu viel war dann ihr wundervolles Lächeln. Ich spürte wie ich errötete und senkte meinem Kopf, dabei fiel mein Blick auf ihre Hand: Diese betrachtend rauschten ihre Worte an mir vorbei. Plötzlich spürte ich ein verlangen sie zu küssen. In meinen Adern begann mein Blut zu kochen. Ich wollte sie an mich ziehen um sie streicheln und küssen. Wie mochte sich ein Frauenkörper wohl anfühlen?
    Ich riss mich zusammen und hörte noch, dass sie mehr über die Christen erfahren wollte und dies auch an einem Abend. Mein Herz begann zu rasen während ich ihr mit einer etwas belegten Stimme, meinen Blick noch immer gesenkt, antwortete. „Für dich nehme ich mir soviel Zeit wie ich möchte. Über die Christen gibt es soviel zu erzählen, dass die Zeit die wir jetzt zur Verfügung haben nie reichen wird.“ Langsam, wie rein zufällig legte ich meine Hand auf die ihre. Zuckte aber gleich wieder zurück. „ Wir könnten uns abends an einem anderen Ort treffen, wenn du einverstanden bist.“ Schnell fügte ich noch hinzu, „Das bedeutet aber nicht, dass ich jetzt gehen werde.“

  • Corona, die natürlich nichts von seinen Gedanken ahnte, hing ganz anderen Ideen hinterher. Sie selbst hing eigentlich keiner Religion an, half immer nur den Römern bei irgendwelchen Vorbereitungen für ihre Götter. Vielleicht war es wirklich nur eine Art Routine, dass sie sich diesen verpflichtet fühlte. Aber was wollte sie, wenn sie auf das Innerste ihres Herzens lauschte? Sie wusste es nicht, da gab es soviele Möglichkeiten... Erst als er seine Hand kurz und sacht auf ihre gelegt hatte, war sie mit ihrer Aufmerksamkeit wieder voll im Hier und Jetzt. Etwas erschrocken sah sie Linos an, wohl nicht weniger erschrocken als er selbst. Sie räusperte sich etwas verunsichert, ehe sie dann meinte: "Klar, ich möchte auf jeden Fall mehr von ihnen erfahren. Ich weiß ja noch viel zu wenig um mir wirklich ein eigenes Bild machen zu können. Und du kannst das ja auch wunderbar erzählen." meinte sie mit einem warmen Lächeln auf den Lippen. Aber dass sie noch immer etwas verunsichert war, war ihr auch ziemlich deutlich anzusehen. "Weißt du, ob es hier in Rom auch Christen gibt und wann und wo sie sich treffen?" fragte sie leise und möglichst unverfänglich - dachte sie. Dabei hatte sie sich mit ihren Worten eigentlich ohnehin verstrickt. Wenn ihr nun jemand etwas Böses wollte, hatte er die Chance.

  • „Leider konnte ich bisher sehr wenig, eher gar nichts, über Christen in Rom erfahren. Ich denke sie sind sehr vorsichtig. Zuerst müsste man eine Vertrauensperson von ihnen kennen lernen, damit man überhaupt Kontakt zu ihnen aufnehmen kann. Ich hörte einmal, aber ob dies stimmt weiß ich auch nicht, sie hätten ein Zeichen. An diesem könne man sie erkennen. Dieses Zeichen würde man auch an oder i ihren Häusern finden. Es ist ein Fisch, ein Fisch weil Jesus Petrus den Auftrag gab, er solle ein Menschenfischer sein.“ Soweit konnte ich Corona antworten und nun war die Frage wo sollte ich mit dem was ich über Jesus wusste anfangen. Am besten bei der Geburt. Da ich aber schon eine ganze Menge über Jesus und dessen Jünger erfahren hatte, stellte ich mit Freuden fest, würden wir uns noch sehr oft treffen können. Alles Weitere würde sich dann finden.
    Zufrieden vor mich hin lächelnd, denn ich hatte mich und meine Gefühle fest im Griff, erwähnte ich noch kurz. „ Über Jesus und seine Jünger kann ich dir noch sehr viel erzählen.“

  • Sie zog ihre Beine an und schlang nun ihre Arme um die Knie, bettete ihren Kopf herauf und lauschte Linos weiterhin genau. "Ein Fisch? Menschenfischer? Das klingt irgendwie skurril." schmunzelte sie. Sie hatte dieses Zeichen noch nie gesehen, sie kannte Fische bestenfalls von Fresken oder vom Teller. Aber um zu lernen, saß sie ja schließlich hier mit Linos. "Wir müssen uns mal umsehen, ob wir einen Fisch sehen, wenn dein Wissen dir ausgeht und wir beide uns nicht mehr mit dem Philosophieren hierüber begnügen wollen." schmunzelte sie und nutzte sogleich ein Schlüsselwort für die Christen: Fisch. "Aber berichte mir über diesen Mann. Wenn er der Sohn dieses Gottes sein soll, muss er ja wirklich besonders gewesen sein. Weiß man noch, wie er aussah? Ich nehme an, dass es von ihm keine Statuen gibt, mh?" fragte sie mit einem Grinsen auf den Lippen. Nein, es war sehr unwahrscheinlich, dass Staatsfeind Nummer eins in Marmor für die Nachwelt festgehalten wurde.

  • „ Nein gibt es nicht soviel ich weiß, wollte sein Vater nicht, dass es ein Bildnis von ihm, also Gott Vater gibt. Als gehorsamer Sohn wird er dies auch nicht wollen.
    ER war wohl der Meinung, dass die Menschen kein Bildnis anbeten sollten. Der Glaube der Menschen an ihn solle so fest sein, dass sie kein Bild, keine Statue brauchen um zu ihm zu beten. Für uns die wir ganz anders erzogen wurden und die wir einer Götterwelt leben, ist dies alles nur schwer vorstellbar.“
    Nach einer kurzen Pause, in welcher ich schnell aber aufmerksam unsere Umgebung betrachtete, fuhr ich fort. „Weißt du eigentlich wo dieser Jesus geboren wurde?“

  • Corona schüttelte den Kopf als er sie nach dem Geburtsort fragte. Sie hatte keine Ahnung und sagte dies auch anschließend. „Nein, ich weiß weder wann, noch wo er geboren wurde. Woher auch?“ Sie musterte Linos aufmerksam, auf eine Antwort wartend. Der Glaube dieser Christen war einfach eine ganz andere Sache, wie man sie sonst so kannte. Sie kannte keinen Kult in dem wirklich nur ein Gott angebetet wurde – und wo vollkommen auf Frieden gepredigt wurde. Das sprach sie sehr an. "Wie er dann wohl aussieht?" fachsimpelte sie.

  • „ Gute Frage“, grübelte ich. „Ich habe im Geiste das Bild eines Juden im Alter um die dreißig Jahre vor mir. Gleichzeitig sehe ich aber auch ein Baby, was in der Futterkrippe in einem Stall liegt, vor meinem geistigen Auge. Aber andere Bilder sehe ich auch noch. Zum Beispiel sehe ich ihn wie er über Wasser wandelt, wie er Kranke heilt oder seinen Einzug in Jerusalem, als ihn alle zum König der Juden krönen wollte. Ferner sehe ich das Bild von seinem letzten Abendmahl vor mir oder seine Kreuzigung. Eigentlich sehe ich eine ganze reihe von Bildern wenn ich es mir Recht überlege zu jeder Geschichte die ich kenne mindestens eins. Aber ich glaube im Augenblick überfordere ich dich gerade mit dem was ich dir alles gleichzeitig zumute.“ Diese Aussage von mir betraf nun keinesfalls ihre Intelligenz. Für jeden wäre meine Informationen bestimmt verwirrend und zu viel gewesen.

  • Corona lauschte seinen Worten sehr aufmerksam und versuchte sich das alles auch bildlich vorzustellen. Auf jeden Fall hatte er einen Bart, fand sie, das machte Leute immer so sympathisch. Bärte wirkten gnädig und verständnisvoll. Und die Augen... Braun und sanft. Statur eher schmal und hochgewachsen. Aber wie er tatsächlich aussah würde sie wohl niemals erfahren. "Sein letztes Abendmahl? Wieso ausgerechnet ein Abendmahl?" fragte sie belustigt. Sie hatte ja keine Ahnung, dass dieses etwas besonderes darstellte. Dass er meinte, er würde viel, zuviel, erzählen, stimmte. Aber sie winkte dennoch ab. Sie konnte nicht einmal nachvollziehen, woher er seine ganzen Fantasien nahm - gab es wirklich zu jedem dieser Bilder eine Geschichte?


    Sim-Off:

    Und ich sehe Brian vor mir.

  • Sim-Off:

    Entschuldigung, ich sah eben erst, dass mit dem vorhergehenden Text etwas nicht stimmte.


    Bei ihrer Frage war ich zunächst verwirrt, aber sie hatte Recht. Nur ich hatte mir darüber noch nie Gedanken gemacht. Nach kurzem Nachdenken, bei welchem ich sie abermals genauer betrachte, spürte ich wie meine Gefühle schon wieder Purzelbäume schlugen.
    „Vielleicht ist drückt ein gemeinsames Abendmahl, mit der Familie oder mit Freunden zu bestimmten Festen, ein besonderes Gefühl der Zusammengehörigkeit, in der Religion oder im Kulturkreis der Juden aus. Ein besonders Fest stand ja bei den Juden zu diesem Zeitpunkt vor der Türe, das Pessach Fest.“
    Jetzt wollte ich schnell das Thema beenden und zu meinen Gefühlen kommen. Die Frage war, nur wie? Völlig aus dem Zusammenhang gerissen meinte ich, „vieles muss man selbst erleben und erkunden um sich selber sicher zu werden. Was würdest du sagen wenn ich dich fragen würde, darf ich dich küssen oder ich nähme dich einfach in die Arme um es zu machen?“
    Das war jetzt die wichtigste Frage. Jetzt konnte es sein, dass ich mit meinem irrwitzigen Vorstoß, mir alles für die Zukunft verdorben hatte. Ich musste es aber endlich wissen. Wie gebannt schaute Corona dabei an.


    Sim-Off:

    Sollte mir das Avatar zulegen ;)

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