[Blockierte Grafik: http://img836.imageshack.us/img836/1037/kil1.jpg] | Araxes
Wie von Sinnen war Araxes den ganzen Weg über gerannt, als seien die Manen selbst hinter ihm her. Nur selten hatte er sich eine Verschnaufpause gegönnt. Er hatte die Zähne zusammen gebissen, als seine Beine anfingen, zu schmerzen und ihn der Durst plagte. Völlig erschöpft hatte er in den frühen Morgenstunden schließlich Rom erreicht. Wie jeden Morgen tauchte die aufgehende Sonne die Stadt in ein warmes honiggelbes Licht. Doch dieser Morgen war anders. Ein seltsamer Hauch von Aufruhr lag über den Straßen. Die Menschen waren aufgebracht und zornig. Offenbar hatten die Neuigkeiten vom Frevel im Heiligtum von Nemi viel schneller seinen Weg in die Stadt gefunden als er hatte laufen können. Mancherorts war es bereits zu Übergriffen des wütenden Pöbels auf unschuldige Frauen gekommen.
Er mischte sich unter die Menge . Dort war er einer von vielen und fiel nicht weiter auf. Bis Araxes in einer der vielen dunklen Gassen der Subura verschwunden war und dort auch vorerst blieb.
Ein zwei Tage hatte er sich in seinem Versteck aufgehalten, um wieder zu Kräften zu kommen und um endlich zu verstehen, was eigentlich geschehen war. Einer wie er hatte schon viel gesehen. Das Grauen konnte ihn nicht schrecken. Aber was in jener Nacht im heiligen Hain geschehen war, übertraf alles Gesehene.
Sein Auftrag hatte doch so einfach geklungen. Ein Klacks für einen Profi, wie ihn. Er aber hatte alles wie en unerfahrener Stümper versiebt. Hätte er doch nur den Thraker mit einem sauberen Stich zur Strecke gebracht! Dann wäre die ganze Sache nicht so furchtbar eskaliert. Als es dem Thraker auch noch gelungen war, mit letzter Kraft zu schreien, hatte er Stück für Stück die Kontrolle verloren. Und dann auch noch diese Frau, die ihn überrascht hatte. Hätte er doch nur diesem Weib das Maul stopfen können! Aber er hatte strikte Order, sie nicht anzufassen. Warum eigentlich? War sie etwas besonderes gewesen? Er hatte sie nicht mal gekannt. Und ganz davon angesehen, hatte das nicht weiter gestört. Die wenigsten seiner Opfer hatte er persönlich gekannt. Was auch gut war. Dann konnte sich besser auf seine Arbeit konzentrieren und musste sich nicht mit einem schlechte Gewissen herumschlagen. Erst Tage später sollte er noch dahinter kommen, wen er bis zum Heiligtum von Nemi verfolgt hatte und wessen Sklave er in jener Nacht getötet hatte.
Solange das Geld stimmte, hatte der Skythe noch nie Fragen gestellt. Und bei diesem Auftrag hatte das Geld gestimmt! Vierhundert im Voraus und Sechshundert, wenn der Auftrag ausgeführt war. Da konnte man nicht meckern. Ihm war der Kerl, der ihm den Auftrag erteil hatte, anfangs zwar seltsam vorgekommen, wie einer der noch nicht oft mit Auftragsmördern zu tun hatte. Aber es gab immer ein erstes Mal, hatte er sich dann gedacht und verwarf schnell seine Bedenken wieder.
Erst in der Abenddämmerung hatte sich Araxes wieder hinaus auf die Straße getraut. Zwei Tage waren seit seiner Rückkehr aus dem Hain vergangen. Noch immer brodelte es in den Gassen. Der Mob suchte weiter nach einem Schuldigen. Man konnte ja ihren Zorn nachvollziehen schließlich war der Friede mit ihren Göttern empfindlich gestört worden. Kein Wunder also! Aber das ließ den Skythen ziemlich unbeeindruckt. Er hatte sich noch nie viel aus Göttern gemacht, nicht mal aus seinen eigenen.
Er hatte noch etwas zu erledigen. Zwar war nicht alles nach Plan gelaufen, aber der Thraker war tot. Nur das zählte! Und die sechshundert wollte er sich nicht durch die Lappen gehen lassen! Nicht nachdem, was er alles erlebt hatte.
Sein Weg führte ihn deshalb direkt in die Taverne, in der er sich vor Wochen schon mit dem Mittelsmann seines Auftraggebers getroffen hatte. Genau in dieser Spelunke, in der sich nur Tagediebe und dunkle Gestalten herumtrieben, sollte er den Rest des Geldes erhalten.
Den ganzen Abend wartete er, aber niemand kam. Auch an den folgenden Abenden sollte er vergebens ausharren, bis ihm alsbald die Gewissheit überkam, über den Tisch gezogen worden zu sein. Somit war also sein Geld verloren.
Wut stieg in ihm hoch. Dafür hätte er jemanden töten können! Rastlos zog er durch die Gassen. Seine Wut war am überschäumen. Er war auf der Suche nach Wein und einem willigen Opfer, dessen Schädel er einschlagen konnte. So verschlug es ihn in die nächstbeste Taverne, wo er sich eine ganze Kanne voll von dem billigsten Fusel bestellte, den der Wirt zu bieten hatte und begann sich zu betrinken.