[Tablinum] Aedil und Consul

  • Macer empfing den Aedil in seinem Arbeitszimmer, wie ihm das für den angekündigten geschäftlichen Termin am passendsten erschien. Der Aedil hatte ein Treffen in der ungezwungenen Umgebung der Thermen abgelehnt, da er wohl Wert darauf legte, dass Schreibzug griffbereit war. Davon gab es in Macers Arbeitszimmer genug.


    "Salve, Claudius Menecrates", begrüßte er ihn und ging ihm entgegen, als er zur Tür herein geführt wurde.

  • Im Tablinum angekommen stellte ich mich abwartend in den Hintergrund.
    Ich bemühte mich redlich den Aufmerksamen zu mimen, nicht das es noch ein Mal so einen anpfiff gab.

  • Wir hatten es immerhin bis ins Arbeitszimmer des Consuls geschafft und Manuel stand noch auf beiden Beinen. Er redete auch kein wirres Zeug. Fürs erste beruhigt wandte sich Menecrates sogleich Purgitius Macer zu.


    "Salve Purgitius Macer!", grüßte Menecrates sehr bewusst zurück. Noch einmal würde er sich nicht in der Anrede vertun. Er trat auf den Consul zu und grüßte zusätzlich mit einem Kopfnicken. "Ich bedanke mich für die Gesprächsgelegenheit und werde sie wohl auch reichlich nutzen. Meinen Privatsekretär habe ich für die sicherlich anfallenden Notizen mitgebracht." Manuels Aktenstapel war zudem nicht zu übersehen. Ob er gebraucht wurde, musste sich erst herausstellen.

  • Macer bedachte den Sekretär nur mit einem kurzen Blick, denn bei amtierenden Magistraten war es nichts ungewöhnliches, dass sie sich mit dem einen oder anderen Aktenträger umgaben. Auch Macer hatte normalerweise immer einen Sekretär oder Laufburschen dabei. "Das sieht nach einer Menge Arbeit aus", kommentierte er nur. "Gehen wir es an. Nimm Platz", forderte er den Aedil dann auf und steuerte auch selber wieder seinen Stuhl an. "Welche Anliegen führen dich zu mir?"

  • Der Aufforderung folgend nahm Menecrates Platz. Er nickte seinem Sekretär zu, damit sich der einen Griffel zur Hand nahm und mitschreibbereit war. Dann legte er auch sogleich los.


    "Ich möchte mit den Edikten anfangen. Die Durchsicht der Listen hat bereits einige Verstöße gegen die Lex Mercatus ergeben. Ich habe die Angeschriebenen darauf hingewiesen, beim amtierenden Consul Beschwerde einlegen zu können, und nun lautet meine Frage an dich: Möchtest du jeweils vorab Kopien der von mir verfassten Aufforderungen zugeleitet bekommen?"


    Bevor er zum nächsten Punkt kam, wartete er die Antwort des Consuls ab.

  • Beim ersten Punkt schüttelte Macer den Kopf. Wenn alle Punkte so schnell abzuhandeln waren, sollte es ein einfaches Gespräch werden. "Nein, wozu die Mühe, eine Abschrift zu erstellen, die ich in den meisten Fällen nicht zu lesen brauche? Wenn eine Beschwerde eingeht, werde ich das relevante Edictum bei dir anfordern."

  • "In Ordnung, das verringert eindeutig den bürokratischen Aufwand", erwiderte Menecrates. Die mitgebrachten Abschriften konnten also inmitten von Manuels Aktenstapel verbleiben. Er setzte einen Haken hinter diesen Punkt und kam sogleich zum nächsten.


    "Um meine Aufgaben wahrnehmen zu können, möchte ich dich bitten, mir das Recht auf das Einholen von Auspicia minora zu übertragen. Ich stehe regelmäßig vor Entscheidungen, die ich gerne mit göttlicher Zustimmung treffen möchte."

  • Auch dieser Punkt verlangte für die Entscheidung keine größere Bedenkzeit von Macer. "Dieses Recht gewähre ich dir gerne. Reicht dir mein Wort hier und jetzt, oder möchtest du das Recht in der Öffentlichkeit übertragen bekommen?", bot er an, je nachdem, ob es dem Aedil wichtiger war, sofort mit seiner Arbeit fortfahren zu können oder eher einen öffentlichen Auftritt zu haben.

  • Die Frage beschäftigte Menecrates eine Weile und auch bei seiner Antwort hatte er sich noch nicht abschließend entschieden.


    "MIR reicht dein Wort, und ich brauche auch nicht den Glanz der Öffentlichkeit. Eines jedoch lässt mich trotzdem schwanken: Was glaubst du, wie viele Römer haben die Rechtsübertragung auf Auspizien in der Vergangenheit bewusst miterlebt? Wäre es nicht ein Zeichen für die Bürger und nicht zuletzt auch für die Götter, dass wir beide dieser Tradition besondere Bedeutung zukommen lassen?"


    In seiner Kandidaturrede sprach Menecrates von Sorgfalt, von Respekt gegenüber den Göttern und von der Tradition. Behaupten konnte man vieles, aber es zählte nur eins: Wenn man auch nach den Vorgaben handelte.

  • "Gestatte mir die Gegenfrage, wie viele Römer diese Übertragung wohl bewusst miterleben wollen, wo sie zwar selten, weil nur zu Beginn einer Amtsperiode zelebriert, aber eben nicht ungewöhnlich ist?", fragte Macer, der die Sache selber eher für eine Formalität als für eine Zeremonie hielt. "Aber wenn du einen Termin findest, an dem wir beide sowie ein Augur Zeit hat, können wir das gerne öffentlich machen", bekräftigte er nochmal sein Angebot. Als Consul hatte er ja ohnehin häufig öffentliche Auftritte, da kam es auf einen mehr auch nicht an.

  • Macers Bemerkung stieß nicht unbedingt auf Menecrates' Wohlwollen. Er mochte diese Sichtweise nicht einnehmen.


    "Jeder Römer, den wir mittels der Übertragung auf die Befragung der Götter aufmerksam machen können, betrachte ich bereits als Gewinn. Traditionspflege, Frommheit und Vorbildwirkung, diesen Auftrag sehe ich für uns neben unserem eigentlichen Amt. Ich werde mich also um einen Termin beim Augur bemühen. Möchtest du vorab Vorschläge machen?"

  • "Nimm einen Tag, an dem keine Senatssitzungen sind", gab Macer als Einschränkung an. Weitere Vorgaben konnte er aus dem Stehgreif nicht machen und zu weit in die Zukunft schieben wollte er den Termin auch nicht, auch wenn das die Chance auf einen freien Platz steigerte.

  • Menecrates nickte. Er nahm sich vor, mit diesem Wissen gleich am nächsten Tag den Augur Iulius aufzusuchen, um einen Termin festzulegen.


    "In Ordnung. Ich habe Iulius entgegenkommend erlebt, wir finden sicherlich zeitnah einen Termin."


    Damit war dieses Thema abgeschlossen. Menecrates streckte den Arm aus und ließ sich von Manuel eine Tafel geben. Er überflog sie kurz, dann blickte er auf.


    "Wir kommen beide aus dem Militär", begann er. "Beide wissen wir, dass Vorgesetzte weit mehr Befugnisse und Rechte haben als beispielsweise die Mannschaftsdienstgrade. Trotzdem…wenn es um prinzipielle Dinge geht, finde ich, sollte sich ein Vorgesetzter adäquat verhalten und sich seiner Vorbildrolle bewusst sein." Menecrates schwieg für einen Moment, bevor er weitersprach. Er hoffte, der Consul würde dem Gedankensprung folgen können. "Mich interessiert deine persönliche Meinung. Vertrittst du die Auffassung, ein Kaiser müsse sich nicht an die Gesetze halten, die für sein Volk gelten?"

  • Auch wenn der Aedil freundlicherweise eine Pause machte, um Macer die Verfolgung des Gedankenganges zu ermöglich, fand dieser den Sprung von der Einleitung bis zum eigentlich Punkt doch ziemlich groß. Und die gestellte Frage zu allgemein, um mit einer schnellen, einfachen Antwort zur Hand zu sein. "Ich würde annehmen, das hängt davon ab, ob das Gesetz für alle gilt oder nur für eine bestimmte Gruppe, zu der der Kaiser nicht gehört. Letztlich erhält er seine Macht ja auch nur durch ein spezielles Gesetz. Wenn dieses ihn von anderen Gesetzen ausnimmt, dann gelten diese für ihn nicht", versuchte er sich an einer Antwort. Zweifellos war dies nicht unbedingt die angefragt persönliche Meinung und mit militärischer Erfahrung hatte sie schonmal gar nichts zu tun, aber nach Macers Erfahrung hatten Gesetze eben auch wenig mit persönlichen Meinungen zu tun.

  • Die Antwort fiel allgemeiner aus als erhofft, was wohl der allgemeinen Fragestellung zuzurechnen war. Trotzdem registrierte Menecrates, dass der Consul eine persönliche Meinungsäußerung vermied. Letztlich hing aber Menecrates' Meinung nicht von der des Consuls ab, weswegen er sich nunmehr konkret äußerte.


    "Nun ja, ohne die Pars Secunda auswendig zu können, und trotz der Tatsache, dass dem Kasiser meine persönliche Sympathie gehört…er entstammt einem patrizischen Geschlecht, für das die Lex Mercatus gewisse Einschränkungen vorsieht. Nach meinem persönlichen Dafürhalten stünde es einem Kaiser gut, sich daran zu orientieren. Siehst du das anders?"

  • "Der Kaiser ist mit der Lex Mercatus in Konflikt geraten?" Jetzt musste Macer ein klein wenig lachen. "Es würde mich wundern, wenn dem Kaiser daran gelegen ist, persönlich als Betriebseigentümer aufzutreten, so dass es wohl zweifellos zumutbar sein sollte, dass er keine Betriebe führt, die er nicht führen darf." Offensichtlich führte er ja tatsächlich welche, hörte Macer aus der Frage heraus, was ihn schon genug verwunderte.

  • Mit vielem hätte Menecrates gerechnet, aber nicht damit, den Consul zu belustigen. Vielmehr hatte er sich innerlich bereits gewappnet, um trotz eventueller Beschwichtigungsversuche bei seiner Missbilligung zu bleiben.


    "Nun ja", erwiderte er daher zögerlich. "Meine Kontrolle der Listen hat ergeben, dass auf den Namen Gaius Ulpius Aelianus Valerianus - ganz offensichtlich unser Kaiser - drei Betriebe eingetragen sind: ein Marmorbruch, eine Goldmine und eine Erzmine. Das sind allesamt Betriebe, die laut Lex Mercatus weder einem Patrizier noch einem Senator gestattet sind."


    Nach einer kurzen Pause fügte er an: "Was mich darüber hinaus beschäftigt: Die Betriebe sind gewiss nicht neu. Ich frage mich, mit welcher Sorgfalt und welchem Mut meine Vorgänger im Amt gearbeitet haben.
    Auf jeden Fall wollte ich dich heute darüber in Kenntnis setzen, dass ich beabsichtige, den Kaiser zur Abgabe seiner Betriebe aufzufordern. Mir ist bekannt, dass er meine Amtshandlung unterbinden und mir Weisungen erteilen kann. Weiter ist mir bewusst, dass er mich im schlimmsten Fall entlassen kann. Es verträgt sich jedoch nicht mit meiner Auffassung von Sorgfalt als Magistrat, den Betriebsbesitz des Kaisers wie meine Vorgänger zu ignorieren."

  • Macer konnte zwar einerseits verstehen, dass der Aedil ihn zunächst informieren wollte, weil er als Consul ja quasi die Aufsicht über die Magistrate führte, aber andererseits hatte er nicht vor, dem Aedil hier in seiner Handlungsweise zu beeinflussen. "Darauf würde ich es ankommen lassen. Zweifellos wird dir seine Kanzlei erklären können, was es mit diesen Betrieben auf sicht hat. Durch die Vergabe der Minenrechte über den Staat sind Minen ja ohnehin traditionell kaiserliche Domäne. Vielleicht hat es damit etwas zu tun." Über die weiteren Strukturen am Hof war Macer nicht informiert, da er auch in seiner Amtszeit das AUgenmerk eher auf andere Dinge gelegt hatte.

  • Ein Nicken zeugte von Menecrates‘ Zustimmung, damit war auch dieser Punkt abgehandelt.


    "Im Folgenden möchte ich kurz die Situation schildern, bevor ich zu meinem Anliegen komme“, führte er in den nächsten Punkt ein. „Ich habe kürzlich einen Maler für die Renovierung meines Officiums gesucht. Dabei bin ich auf die Schwierigkeit gestoßen, für diese Leistung im Grunde keinen Anbieter zu finden. Wir vergeben zwar Konzessionen an Maler, aber das sind Kunstmaler, keine Handwerker. Weiter vergeben wir die Genehmigung für Architekten. Deren Arbeitsfeld sind aber Umbauten und Komplettrenovierungen, wie auch die Richtpreise zu den Dienstleistungen zeigen. Ein Farbmischer wiederum beschäftigt keine Anstreicher, auch wenn er Wandfarben herstellt. Fakt ist: Sucht jemand einen Betrieb, der anbieten darf, ein einzelnes Zimmer zu streichen, dann muss er entweder 1.100 Sesterzen Richtpreis einplanen, was die gleichzeitige und zwangsweise Aufwertung von Türen, Fußböden und Fenstern umfasst, oder er entschließt sich, den alten Anstrich zu belassen. Gut, er kann natürlich auch die 1.100 Sesterzen ohne entsprechende Gegenleistung ausgeben, aber wer macht schon so was?"


    Menecrates gönnte dem Consul das Nachvollziehen der Darstellung, bevor er weitersprach.


    "Mein Anliegen ist es, einem Betrieb die Möglichkeit einzurichten, die Dienstleistung 'kleine Renovierung' anzubieten. Welcher Betrieb das ist und wie hoch der Richtpreis für welchen Umfang an Arbeit sein soll, möchte ich diskutieren. Meine Frage an dich: Wen würdest du - außer meinem Kollegen - in diesen Kreis holen und wo soll dies nach deinem Dafürhalten geschehen? Ich kann mich nämlich nicht erinnern, dass in den letzten Jahren ein Aedil die Genehmigung zu einem neuen Produkt oder einer neuen Dienstleistung erteilt hätte."

  • Macer lehnte sich während der Ausführungen zurück und war gespannt, auf welchen Punkt die verzweifelte Suche nach einem Handwerker wohl herauslaufen sollte. Schließlich lief es also auf eine Definition eines neuen Gewerks hinaus. Macer dachte eine Weile nach. "Ich würde die Sache nicht zu feierlich gestalten. Für meine eigene Amtszeit als Aedil kann ich mich an sowas nicht erinnern, dass es da soetwas in einem besonderen Akt abgehandelt worden wäre." Was bei Macers bekannt schlechtem Gedächtnis eine Aussage von beschränktem Wert war. "Deine Kollegen sind da wohl schon ein guter Ansprechpartner. Und natürlich die Collegien jener Handwerker, die von der Sache betroffen wären."


    Sim-Off:

    Ich sehe es nicht so, dass ein Produkt, das in der WiSim nicht existiert, auch im Rollenspiel nicht definiert ist. Das macht diese Diskussion für mich als Spieler leider etwas absurd.

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