Einige Tage waren bereits vergangen, seitdem ich hier war. Bisher hatte ich noch nicht viel gesehen, von meiner neuen Wohnstatt. Mein cubiculum hatte ich noch am ersten Tag bezogen. Die Bibliothek hatte ich an meinem zweiten Tag kennenlernen dürfen. Amalthea hatte Anweisung von meiner Mutter erhalten, auch hier, fern von ihr, nicht meine Ausbildung schleifen zu lassen. Darin vertraute sie meinem Vater nicht im Geringsten. So war ich dazu angehalten, täglich mehrere Stunden mit Lesen zu verbringen.
Heute jedoch war es mir gelungen, Amalthea und diversen griechischen Dichtern einfach zu entfleuchen, als sie kurz die Bibliothek verlassen hatte, um mir etwas zu trinen zu holen.
Auf leisen Sohlen schlich ich mich davon. Nur der alte, griesgrämige Bibliothekar bemerkte mich. Doch verraten würde er mich sicher nicht. Denn nun würde wieder Ruhe und Frieden in sein Reich einkehren. Anfangs irrte ich ziellos durch die Villa, bis ich den Zugang zum Garten fand. Der Garten! Ich war entzückt. Staunend über die immense Größe und die Auswahl an interessanten Pflanzen, setzte ich meinen Weg fort. Wie schön musste es hier erst im Sommer sein, wenn alles blühte und duftete?
Die Sklaven hatten bereits ganze Arbeit geleistet, um den Garten winterfest gemacht. Die Gehölze waren zurückgeschnitten. Das Laub, welches von den Bäumen gefallen war, war sorgfältig auf einen Haufen gerecht und anschließend entfernt worden. Nur die nackten Baumgerippe mahnten uns noch, dass alles vergänglich war. Aber sie erinnerten uns auch daran, dass alles Leben wieder zurückkehren würde, so es dem Willen der Götter entsprach.
Auf einer Steinbank ließ ich mich nieder und erfreute mich an der wärmenden Wintersonne, die den ansonsten kühlen Wintertag etwas erträglicher machte. Ich atmete tief durch, denn im Augenblick war ich einfach nur glücklich und zufrieden. Ich war in Rom und wenn es nach meinem Vater ging, dann war ich auch noch im kommenden Sommer hier und konnte die Vorzüge dieses wunderschönen Gartens genießen. Darauf freute ich mich. Mehr hätte es im Augenblick nicht bedurft, um glücklich zu sein.
Reserviert!