atrium | Besuch für Aurelia Prisca

  • Von der Tür kommend... geleitete sie den Quintillier ins atrium. Der Sklave mit den üblichen Getränke- und Imbissangebot für Besucher bzw Gäste stand schon bereit... und tat seine Arbeit. Tilla gab ihm ein Zeichen auch ein Getränk für die hoffentlich bald dazukommende Aurelierin zu mixen und wartete mit dem Besucher auf ihre Herrin. Viel zu still hier! Blödes Wetter draußen, nicht wahr? fragte sie spontan.

  • Valerian folgte der Sklavin in das prachtvolle Atrium der Villa Aurelia. Zwar war er es mittlerweile durchaus gewöhnt, derartige Häuser zu betreten, doch hinderte ihn das nicht daran, sie trotzdem weiterhin zu bewundern. Die herrlichen Mosaike, die wunderbaren Statuen, das war schon etwas anderes als das, was er sich so leisten konnte.


    Gerne ließ er sich einen Becher mit verdünntem Wein reichen und rechnete jetzt eigentlich damit, hier allein warten zu müssen. Aber nein, die stumme Sklavin blieb bei ihm. Und fragte ihn etwas! Er versuchte, aufzupassen, aber er hatte keine Chance, ihre Worte zu verstehen. Jetzt war es nicht mehr so leicht zu erraten. Also, was würde er fragen? Hm. "Nein, danke, ich bin nicht hungrig. Sehr freundlich, daß Du nachfragst." Was sonst hätte sie fragen sollen?

  • Der kleine Laufbursche namens Minor rannte los wie der Blitz und überbrachte seiner Herrin sogleich die Nachricht, dass ein Besucher auf sie wartete. Quintilius Valerian?! Der Name war Prisca durchaus ein Begriff, war dies doch der Ehemann ihrer Freundin Calvena. Einmal waren sie sich sogar schon begegnet (auf Calvenas und Serranas Hochzeit) wobei Prisca nicht glaubte, dass der Quintilier sich noch an sie erinnern würde. Zu vertieft schien er damals in ein Männergespräch gewesen zu sein, als sie Calvena gratuliert hatte (soweit Prisca dies noch recht in Erinnerung hatte). Heute war er also hier - allein - den Worten Minors nach und das beunruhigte Prisca durchaus ein wenig. Dem letzten Brief nach ging es ihrer Freundin gut und sie hatte geschrieben, dass sie voraussichtlich erst im Frühjahr nach Rom zurückkehren würde. Hatte sich daran etwas geändert?


    Ob etwas mit Calvena ist? Oder ihrem Kind?,sorgte sich Prisca deshalb als sie das atrium betrat und direkt auf den Besucher zusteuerte. "Salve und herzlich willkommen in unserem Haus, Quintilius. … Bitte nimm doch Platz und sei mein Gast", begrüßte Prisca den Besucher höflich und freundlich lächelnd, wie es sich gehörte und mit einer einladenden Geste verwies sie auf die bequemen Korbsessel und den kleinen Imbiss, welchen die Sklaven eiligst herbei geschafft hatten. Die Frage, was ihn denn zu ihr führte, brannte der Aurelia natürlich auf der Zunge und deshalb fragte sie auch sogleich und mit leicht besorgt wirkender Miene nach: "Ist etwas passiert? Wie geht es Calvena und dem Kind? Ist sie denn schon zurück in Rom?" Sofern der Quinitilier die weite Reise nach Rom, so kurz vor dem Winter, tatsächlich ohne seine Frau angetreten hatte, musste er doch einen triftigen Grund gehabt haben, vermutete die Aurelia zumindest.


    Tilla ernte indes ein flüchtiges Lächeln zur Begrüßung und mit einem Fingerzeig gab die Aurelia ihr zu verstehen, dass sie die Bewirtung übernehmen solle. Ihre volle Aufmerksamkeit galt natürlich allein dem Gast und seinen Worten ...

  • Hm, offensichtlich hatte sie sich zu früh gefreut auf jemanden außerhalb der Villa Aurelia zu treffen, der sie ohne Probleme verstand. Denn er antwortete etwas ganz anderes als sie erwartet hatte. Die stumme Sklavin zückte den stylus und begann auf der Wachstafel zu schreiben. Auch wenn Ihr nicht hungrig seid, wir haben immer etwas zu Essen da. Ich fragte Euch nach dem Wetter. Es regnet mal wieder. Dummes Wetter! Tilla trat näher und überreichte ihm die Tafel. Sie hörte Minors schnelle Füße rennen und dachte sich, dass ihre liebe Herrin inzwischen auf dem Wge zu Ihnen war. In der Tat, sie kam dazu und begrüßte den zweibeinigen Nachrichtenüberbringer sehr herzlich. Tilla nickte gehorsam auf ihren Wink und drückte der älteren Frau nach der üblichen sachten Berührung ihrer Schulter den Becher Wein in die Hand. Die Berührung als schlichtes Zeichen, dass die Aurelierin sich nicht erschreckte, wenn plötzlich ein voller Becher verdünnten Weines vor ihrer hübschen Nase zutage kam. Dasselbe Zeichen galt auch für die Keksschale, die Tilla izuerst dem Gast und dann auch ihr entgegenhielt. Köchin Niki schien sich wieder einmal übertroffen zu haben.. Honigstangen und Honigkekse mit Nussstückchen!

  • Das war ja mal gründlich daneben gegangen. Valerian zuckte mit den Schultern und schaute auf die Tafel, die von der Sklavin zur Kommunikation genutzt wurde. "Naja, ich habe es wenigstens versucht. Das Wetter ist nicht so schlimm, es muß doch auch mal regnen. Und in diesem Haus muß man sich doch bestimmt nicht um das Wetter scheren." Er grinste breit und wollte noch eine leicht spöttische Bemerkung über stumme Sklaven an der Porta machen, als dann aber die edle Aurelia dazukam und ihn mit Fragen bestürmte. Ihr gegenüber wollte er lieber keinen Spott äußern, immerhin war sie eine gute Freundin seiner Frau.


    "Salve, Aurelia Prisca. Hab Dank. Ich bin schon bestens versorgt." Er setzte sich und deutete auf den Becher in seiner Hand. "Es tut mir leid, Dich enttäuschen zu müssen. Nein, Calvena ist nicht in Rom, sie ist noch in Mogontiacum. Ich bin allein hier, da ich endlich Gelegenheit habe, mein Examen Tertium an der Academia abzuschließen. Meine Frau hat sich aber nicht nehmen lassen, mir einige Briefe mitzugeben. Auch einen für Dich. Und sie läßt Dir die allerherzlichsten und allerliebsten Grüße übermitteln. Sie vermißt ihre Freundinnen wirklich sehr und hätte euch alle am liebsten bei sich. Was die Schwangerschaft angeht, so geht es ihr gut. Und ich hoffe natürlich, rechtzeitig zur Geburt wieder zurück zu sein." Er zog die Schriftrolle hervor und reichte sie an Prisca weiter. Dann nahm er sich doch eine von diesen echt lecker aussehenden Honigstangen mit Nüssen.



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    Aurelia Prisca


    Liebe Prisca,


    als Erstes möchte ich Dir mein herzliches Beileid ausdrücken. Ich habe von dem Tod Deines Onkels aus der Acta erfahren. Es ist eine furchtbare Tragödie! Mögen die Götter ihre Hände schützend über Deine Familie halten.
    Aber es freut mich zu lesen, dass Du trotz deiner Trauer Grund zu Freude hast. Verschwören wollten wir uns nicht gegen dich, aber es war doch eigentlich absehbar, dass der Nachwuchs nicht lange auf sich warten würde. Mit Sicherheit kannst Du Dich schon bald uns anschließend und ebenso stolz Dein erstes Kind uns präsentieren.
    Ich freue mich für Dich, dass Du jemanden gefunden hast, der Dich glücklich macht. Von daher fällt es mir ein wenig schwer, Dir zu schreiben, dass ich von Flavius Piso nicht fiel halte… ich kenne ihn flüchtig und leider hat er sich mir Gegenüber nicht so liebreizend war. Ich wünsche Dir natürlich alles Glück der Welt und hoffe, dass ich mich in ihm irre! Bei Gelegenheit werde ich Dir dann einmal erzählen, auf welche Art und weise ich Deinen Verlobten kennen gelernt habe.
    Bis dahin genieße Dein Glück!


    Viele Grüße aus dem kalten Germanien, deine Calvena

  • Aufmerksam folgte Prisca den Worten des Quintiliers und gleichsam neugierig nahm sie den Brief ihrer Freundin in Empfang. Sogleich entrollte sie diesen, überflog die Zeilen aber nur flüchtig und ohne weiter auf das Geschriebene einzugehen. Schließlich ging es Calevenas Mann nichts an, was seine Frau ihr im Vertrauen mitzuteilen hatte und abgesehen davon wäre es zutiefst unhöflich gewesen, dem Quintilier nicht die volle Aufmerksamkeit zu schenken.


    "Oh, das ist wirklich schade. Und ich hatte schon so sehr darauf gehofft Calvena endlich wieder zu sehen. Aber ich kann natürlich verstehen, dass sie eine solch beschwerliche Reise momentan nicht antreten kann. ", tat Prisca ihre ehrliche Enttäuschung mit einem leisen Seufzer kund. Die Aurelia hielt kurz inne, als sie den gewohnten Schulterstupser ihrer Sklavin spürte. "Danke Tilla …", ohne den Blick von dem Gast zu nehmen griff Prisca nach dem Becher und einem Keks, ehe sie das Gespräch wieder aufnahm. Der Quinilier war also extra wegen seines Examens hier, wunderte sie sich insgeheim ein wenig über die genauen Beweggründe.


    Eine so lange und beschwerliche Reise auf sich nehmen, die schwangere Frau allein in Germanien zurück lassen und das noch dazu so kurz vor dem Winter? Hatte Calvena nicht erwähnt, dass sie ohnehin im Frühjahr nach Rom zurück kehren wollten? Oder 'musste' der Quintilier gar noch länger in Germanien blieben. Ob das etwas damit zu tun hatte was Calvena ihr über den Präfekten geschrieben hatte und, dass er ihrem Mann das Leben schwer machte??, reimte sich Prisca etwas zusammen, da sie sich um Calvena sorgte. Wie mag sie sich wohl jetzt fühlen, so ganz allein?.. "Du hast also extra wegen deines Examens diese weite Reise nach Rom auf dich genommen? … Und lässt Calvena in ihrem Zustand in diesem schrecklichen Land zurück? Hat sie denn wenigstens ein paar Freundinenen dort, die sich um sie kümmern und gab es denn keine andere Möglichkeit für dich, dein Examen von dort aus abzuschließen?", hakte Prisca (ihrer angeboren Neugier folgend) ganz frei heraus nach. Die vorwurfsvolle Bemerkung hinsichtlich seiner Frau war natürlich nicht so gemeint und dementsprechend konnte der Quintilier ihren Worten und dem anerkennenden Blick wohl entnehmen, dass sie im Grunde damit nur seinen Ehrgeiz bewunderte.

  • Die Vorwürfe der jungen Patrizierin ließen Valerian glatt den Kopf ein wenig einziehen. Nanu, die schien ja richtig zornig zu werden deswegen? "Du kannst mir glauben, leicht gefallen ist es mir nicht. Aber den schriftlichen Teil des Examens habe ich schon vor Jahren absolviert. Der mündliche Teil findet nur statt, wenn genügend Teilnehmer zusammen kommen. Nun hat es hier schon so lange gedauert, in Germanien würde es vermutlich noch ewig dauern, bis weitere Teilnehmer dazu kommen. Es findet einfach zu selten statt, um die Gelegenheit außer acht zu lassen." Warum verteidigte er sich eigentlich? Vermutlich war es das eigene schlechte Gewissen, das ihn dazu trieb.


    "Calvena ist gut versorgt, hab keine Angst um sie. Und ich werde so schnell wie möglich zu ihr zurückkehren. Schon in wenigen Tagen werde ich die Rückreise antreten. Solltest Du ihr also eine Antwort schicken wollen, nehme ich diese gerne mit. Laß sie einfach in die Casa Quintilia bringen." Was Calvena sich freuen würde, wenn sie von all ihren Freundinnen Antworten überbracht bekam!

  • Hoppla Irgendwie hatte Prisca das Gefühl der Quintilier sei bei ihren Worten ein klein wenig zusammengezuckt. Täusch ich mich, oder war ich gerade zu forsch? Es sollte doch nur ein Scherz sein. Naja, wenigstens bekam sie prompt eine sehr ausführliche und plausible Erklärung geliefert. Dennoch … "Verzeih mir, werter Quintilius, falls ich dir mit meinen Worten eben zu nahe getreten bin.", setzte Prisca sogleich ein entschuldigendes Lächeln auf. Selbstverständlich musste sie sich für nichts entschuldigen, … weil der Quinitilier aber einen durchaus sympathischen Eindruck machte, tat sie es mit der nötigen dignitas. "Natürlich glaube ich dir, dass du alles Erdenkliche tust, damit es deiner Frau an nichts fehlt. … ", fügte die Aurelia einen Tick wärmer lächelnd hinzu. Schließlich trug er sogar höchstpersönlich die Post für sie aus, obwohl seine Zeit in Rom - angesichts der bevorstehenden Prüfung - recht knapp bemessen sein dürfte.


    Eine kurze Pause folgte, in der Prisca an ihrem Becher nippte, ehe sie auf den Vorschlag des Quintiliers hin zustimmend nickte. "Das ist eine gute Idee! Ich werde dir den Brief rechtzeitig von meiner Leibsklavin hier überbringen lassen." Prisca deutete dabei flüchtig auf Tilla während sie den Quintilier unverwandt ansah: "Nun denn, … ", fing sie an und wollte damit weder die Verabschiedung direkt einleiten, noch den Quintilier über Gebühr aufhalten, zumal er mit Sicherheit noch einiges zu erledigen hätte. "Da du so freundlich warst mir den Brief persönlich vorbeizubringen. Möchtest du noch eine Weile mein Gast sein und mir ein bisschen von Germanien erzählen? Ich war nämlich selbst einmal dort - vor Jahren - und fand es schrecklich!! Naja, vielleicht ist es mittlerweile ja besser geworden. …" Ein paar Information aus dem hohen Norden würden die Aurelia durchaus interessieren. "Falls dich jedoch die Zeit drängt möchte ich dich nicht aufhalten. Du wirst sicher noch einiges zu erledigen haben in den wenige Tagen, die du in Rom verbringst. Wie lange wird die Prüfung denn dauern?",gab die Aurelia ihrem Gast mit einem erwartungsvollen Lächeln die Möglichkeit, nach Belieben die von ihr begonnene Konversation fortzuführen oder, sich von ihr zu verabschieden ohne dabei unhöflich zu erscheinen.

  • "Oh, bitte! Nein, nein! Du brauchst Dich absolut für nichts zu entschuldigen. Im Gegenteil ehrt es Dich sehr, daß Du Dich um meine Frau so sorgst. Zeigt es doch deutlich, welch gute Freundin Du ihr bist. Dafür kann ich Dir nur danken." Valerian wehrte sofort ab. Er nahm es Prisca keinesfalls übel, daß sie sich erkundigte, ob für Calvena gesorgt war.


    "Zeit habe ich leider gar nicht viel, ich habe noch einige andere Besuche vor mir. Die Prüfung selbst wird nur einen Tag dauern, jedoch muß ich noch einige Schriftrollen studieren vorher, da meine schriftliche Prüfung einfach zu lange her ist, um den Stoff noch so parat zu haben. Germanien... ich fürchte, es hat sich nicht verändert. Ich habe dort ja meine ersten Jahre als Soldat verbracht. Und seit dem hat sich jedenfalls kaum etwas verändert. Ein paar neue Gebäude gibt es in Mogontiacum. Aber sonst ist alles wie damals. Warum fandest Du Germanien so schrecklich? Calvena fühlt sich dort nicht unwohl, sie vermißt Rom nicht so sehr. Sie vermißt ihre Freundinnen, aus diesem Grund wünscht sie sich zurück nach Rom. Nicht wegen der Stadt." Bei ihm selbst war es anders. Er vermißte Rom mit jeder Faser seines Seins.

  • Ja, eine gute Freundin war Calvena mittlerweile durchaus und gerade deshalb musste Prisca ein wenig darauf achten was sie über dieses Land sagte, in der die Familie der Germanica ihre Wurzeln hatte. Nachvollziehen konnte die Aurelia allerdings nicht, wie man sich in dieser Wildnis (auch nur ansatzweise) wohl fühlen konnte, ohne Rom zu vermissen. Ein paar neue Gebäude, ansonsten kaum Veränderungen?!, ja das glaubte Prisca dem Quintilier aufs Wort. "Nun ja, das überrascht mich nicht. Ehrlich gesagt finde ich sogar, dass es sich auch nicht lohnen würde sehr viel mehr dort zu bauen. Das ist doch vergebene Liebesmüh", hielt die Aurelia ihre abfällige Meinung über die Germanen nun doch nicht zurück. "Dieses unkultivierte Volk weiß ja gar nicht welch ein Segen wir Römer für sie sind, sonst würden sie sich nicht so vehement dagegen wehren von uns regiert zu werden.",sprachs voller Überzeugung aus Priscas Mund. "Andererseits verstehe ich ja durchaus, dass wir unsere Grenzen auch gegenüber diesen Feinden sichern müssen, aber! ... Was bringt uns dieses Land eigentlich für einen Nutzen, außer Bäumen!?" Fragend und um Beifall heischend sah Prisca den Quintilier eine Sekunde lang an, um schließlich zum Punkt zu kommen warum sie dieses Land so schrecklich empfunden hatte."Überall nur Bäume und, .. dunkle Wälder, .. von denen man nicht weiß was und wer alles darin haust. Das… das war so bedrückend! Ich hatte jedenfalls stets ein unwohles Gefühl, sobald ich mich außerhalb der Stadt befand. Naja und Mogontiacum bietet ja bei weitem nicht das was Rom zu bieten hat. Ich war also dazu verdammt die meiste Zeit in unserer Villa zu verbringen und mich zu langweilen, … nein nein, freiwillig werde ich keinen Fuß mehr in dieses Land setzen", klagte Prisca ihrem Gast ihr ganzes Leid von frühere mit der selben emotionalen Stimmung, als wäre sie erst gestern dort gewesen.

  • Welch temperamentvolle Rede! Valerian staunte, wie die zuvor so ruhige, zurückhaltende junge Dame nun aufdrehte und flammend ihre Ansicht zu Germanien und dessen ursprünglicher Bevölkerung kundtat. Er unterdrückte ein Schmunzeln, denn beleidigen wollte er sie keineswegs. Auch, daß er anderer Meinung war, behielt er besser für sich. Als Mann hatte er ja auch ganz andere Möglichkeiten als eine junge Frau aus bester Familie. Er konnte schon verstehen, daß sie sich in Mogontiacum nicht wohl gefühlt hatte, auch wenn er keinen Begriff davon hatte, wie eine solche Frau überhaupt ihre Tage verbrachte.


    "Nichts ist vergleichbar mit Rom", stimmte er also auf eine Art zu, die keine Lüge enthielt. "Kein Ort kommt auch nur annähernd an Rom heran. Ich beneide Dich dafür, daß Du hier leben darfst. Mir ist Rom verwehrt, solange der Zorn des Praefectus Urbi auf mir ruht und mein eigener Patron verschollen ist. Steht denn zu befürchten, daß Du ein weiteres mal nach Germanien reisen mußt?" Er fragte nicht nur aus Höflichkeit. Eine Aurelia, die das übliche Heiratsalter schon lange erreicht hatte, da stand doch gewiß bald eine Eheschließung an. Und es war immer interessant zu hören, welche der mächtigen Familien auf diese Weise ihren Zusammenhalt demonstrierten.

  • Nichts ist vergleichbar mit Rom - wie wahr!, nickte Prisca zustimmend und sie fühlte sich in ihren Ansichten voll und ganz bestätigt. Hier leben zu dürfen war wirklich ein Segen,obwohl?! ...,an so manchen Tagen plagte die Aurelia durchaus das Fernweh, insbesondere wenn es im Sommer in Rom kaum mehr auszuhalten war. Germanien wäre allerdings der letzte Fleck auf Erden auf den sie je wieder freiwillig einen Fuß setzen würde. Ganz ausschließen konnte sie es allerdings nicht. "Nein die direkte Befürchtung habe ich nicht und sofern es sich irgendwie vermeiden lässt werde ich ganz sicher nicht mehr nach Germanien reisen, außer natürlich ich wäre gezwungen meinen künftigen Ehemann dorthin zu begleiten", erklärte Prisca mit einem ergebenen Seufzer.


    Wobei sie sich nicht vorstellen konnte, dass Piso es in seiner politischen Laufbahn jemals für nötig erachten würde nach Germanien zu gehen. Und wenn doch? ...brrrr, schüttelte sich Prisca innerlich bei dem Gedanken daran. Ein Schicksal wie das des Quintiliers, würden die Götter ihnen hoffentlich ersparen, sofern der Flavier es sich nicht auch mit dem Präfekten derart verscherzen würde. Was mag denn da bloß vorgefallen sein?, gübelte die Aurelia mit nachdenklicher Miene. "Der Zorn des Präfekten? ..." Das klingt ja wie ein Fluch "Aber wie kann er dich so einfach aus Rom verbannen? Darf er das überhaupt? ... Könnte dein Patron denn dagegen etwas unternehmen?", hakte Prisca schließlich neugierig nach, da Calvena in ihrem letzten Brief ja bereits erwähnt hatte, dass dieser Präfekt ein richtiges Ekel sei. Von daher könnte es sicher nicht schaden zu wissen, womit man den Zorn dieses Mannes auf sich ziehen konnte (um genau dies tunlichst zu vermeiden) und falls es irgendeinen Weg gäbe dem Quintilier zu helfen, wäre Prisca ganz sicher Calvena zuliebe dazu bereit gewesen.

  • "Dein zukünftiger Ehemann? Bitte verzeih die persönliche Frage: Wer ist denn der unendlich Glückliche?" Valerian meinte das durchaus ehrlich. Prisca war sehr schön, hatte eine umwerfend charmante Art, gehörte zu einer angesehenen, reichen Familie, besaß sicher auch selbst einiges an Vermögen und war somit sicherlich eine der besten Partien, die man zur Zeit in Rom machen konnte, wenn nicht gar die beste. Natürlich würde er es ohnehin bald durch die Acta erfahren, wen sie heiratete. Was seine jetzige Neugierde durchaus nicht schmälerte.


    "Er kann. Er ist der Vertreter des Kaisers. Mit allen Vollmachten. Glaube mir, er kann nahezu alles tun, als wäre er der Kaiser selbst. Ich habe ihn beleidigt, das war sehr dumm von mir. Ein kleiner Moment der Unbeherrschtheit. Und mein Patron... Als Praefectus Praetorio hat er auch einiges an Einfluß. Vor allem könnte er direkt zum Kaiser vordringen, was so gut wie niemand mehr schafft. Bei ihm könnte er gewiß ein gutes Wort für mich einlegen." Valerian zuckte mit den Schultern. "Ich muß es irgendwie alleine versuchen. Hab Dank für Dein Interesse, das ist wirklich sehr freundlich von Dir."

  • Die Nachfrage nach ihrem Künftigen nahm Prisca dem Quintilier keineswegs übel, wäre es doch unlängst kein Geheimnis mehr, da sie es Calvena schon längst mitgeteilt hatte. Vielmehr fühlte sich die Aurelia geschmeichelt von seinem durchaus ehrlich erscheinendem Interesse, so dass sie bereitwillig die Auskunft gab. "Der Glückliche heißt Flavius Piso und eigentlich hatte ich gehofft, dass du, Calvena und euer Kind bis zu meiner Hochzeit zurück in Rom seid und ihr an der Ferier teilnehmen könnt. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen", meinte es Prisca durchaus ehrlich mit der Einladung, wobei sie sich nicht mehr so sicher war wann genau nun Calvena mit ihrem Mann wieder nach Rom zurückkehren würde, nachdem was sie da gehört hatte.


    Trotz ihrer Neugier konnte und wollte Prisca nicht weiter nachhaken, um nicht indiskret zu erscheinen und zudem hätte es Stolz des Mannes sicher verletzt, wenn sie ihm ihre Hilfe so einfach aufgedrängt hätte. Abgesehen davon war es ohnehin fraglich, ob sie überhaupt etwas hätte ausrichten können, wenn seinen Worten nach nur der Präfekt der Prätorianer ihm wirklich helfen konnte. Von daher …."Ich wünsche dir jedenfalls für Erfolg bei deinem Unterfangen, werter Quintilius und, dass die Götter dir wohl gesonnen sein mögen und sie dir die Rückkehr nach Rom nicht länger verwehren!", beließ es Prisca bei einem aufrichtigen Lächeln, mit dem sie ihre Anteilnahme unterstreichen wollte.

  • "Flavius Piso? Hat er nicht bereits die ersten Schritte auf dem Cursus Honorum hinter sich gebracht? Ich wünsche Dir auf jeden Fall für Deine Zukunft alles erdenklich Gute." Valerian versuchte zu überlegen, was er über den Flavier wußte. Gab es da nicht eine Geschichte mit einem Gedicht oder Lied? Nein, er war sich nicht sicher, ob das dieser Flavier gewesen war. Ach, war das nicht der, der damals den Kerker besichtigt hatte? Ja, genau! War dem nicht sogar ein bißchen übel geworden? Valerian mußte ein Grinsen unterdrücken. "Danke für Deine Einladung. Gerne werden wir zu Deiner Hochzeit kommen, sofern uns dies möglich ist. Calvena wird bestimmt außer sich sein vor Freude." Und gleichzeitig würde sie traurig sein, weil sie höchstwahrscheinlich nicht würden dabei sein können.


    "Vielen Dank für Deine guten Wünsche und für Deine Anteilnahme. Ich werde mir alle Mühe geben und hoffe auch, daß wir bald nach Rom zurückkehren können. Sollten wir etwas diesbezüglich hören, werden wir nicht vergessen, Dich davon in Kenntnis zu setzen." Das konnte er leichten Herzens versprechen, denn Calvena würde in solch einem Fall bestimmt all ihren Freundinnen sofort schreiben. "Nun muß ich mich leider wieder auf den Weg machen." Valerian erhob sich, um sich zu verabschieden.

  • Wie viele 'Falvius Piso' mochte es in Rom geben? Nicht allzu viele, nur Einen, aber dieser eine Name sollte bald schon in Rom zum Inbegriff für Macht, Einfluss und Erfolg werden. Ein Name, den das Volk voller Ehrfurcht ausspräche und dessen Träger es umjubeln würde Oh ja!! .. So sah sich zumindest Prisca, in ihrer Wunschvorstellung von einer rosigen Zukunft, an der Seite eines baldigen Senators. Kam zu glauben, dass dem Quintilier dieser Name nicht allzu geläufig schien. Und von Wegen "erste Schritte" .. War doch Piso ein auf strebsamer und sehr erfolgreicher Mann hier in Rom … Rom!!! Ach so naja, angesichts der misslichen Lage von Calvenas Mann verkniff es sich die Aurelia gerade noch, ihm allzu sehr über ihren Künftigen und dessen steiler Karriere vor zu schwärmen. "Ja genau der! Vielleicht wirst du ihn ja bald schon kennen lernen. Ich danke dir jedenfalls für deine Wünsche und hoffe sehr, dass du und Calvena bis dahin zurück in Rom seid ", erwiderte Prisca lächelnd und sichtlich erfreut über die Zusage des Quintiliers.


    Nachdem ihr Besuch sich nun erhob, tat Prisca es ihm gleich. "Ich danke dir für deinen Besuch werter Quinitlius und es hat mich sehr gefreut ein wenig mit dir plaudern zu können. Den Brief für Calvena werde ich dir, wie besprochen, rechtzeitig vor deiner Abreise überbringen lassen. .. Für deinen weiteren Weg wünsche ich dir nun den Segen Götter, auf das sie dich und deine Familie allzeit mit Wohlwollen begleiten und behüten mögen", lächelte sie dem Quintilier zum Abschied mit einem huldvollen Neigen des Kopfes zu und verharrte auf der Stelle, bis er letztendlich davon gegangen und aus ihrem Blickfeld verschwunden war.


    Erst dann setzte sie ihre Schritte fort ins tablinum, wo sie den Sklaven den Befehl gab ihr Papier und Schreibzeug herzurichten, um den Brief an ihre Freundin umgehend aufzusetzen.

  • Nun mußte Valerian doch leise lachen. "Oh, ich kenne ihn bereits. Ich hatte damals die Ehre, ihm die Kerker der Cohortes Praetoriae zu zeigen. Er war zu der Zeit Vigintivir und die Inspektion der Gefängnisse gehörte zu seinen Pflichten." Ohja, das war eine lustige Geschichte gewesen. Aber das erzählte er der jungen Verlobten des Flaviers lieber nicht. Er wollte es sich durchaus nicht auch noch mit den Flaviern verderben.


    "Es war mir eine große Ehre, mit Dir plaudern zu dürfen, ehrenwerte Aurelia Prisca. Hab Dank für Deine wertvolle Zeit und Deine lieben Wünsche. Mögen die Götter auch Dir ihren Schutz und ihr Wohlwollen gewähren. Auf ein baldiges Wiedersehen. Vale." Ein sehr angenehmes Gespräch, keine Frage. Valerian verabschiedete sich mit einem Lächeln. Wie würde sich Calvena freuen, wenn er ihr von diesem Gespräch erzählte! Ein Sklave begleitete ihn hinaus. Reine Höflichkeit, denn der Weg war wirklich nicht schwer zu finden. Das stumme Mädchen, das so nett bedient hatte, bekam von ihm zum Abschied auch noch ein freundliches Lächeln, bevor er die Villa Aurelia verließ.

  • Tilla hörte dem Gespräch der Erwac hsenen zu und versuchte den mehrmals erwähnten Namen Calvena einem bestimmten Frauengesicht in ihrem Merkgedächtnis zuzuordnen. Gar nicht so einfach, weil Prisca wirklich viele Frauen als Freundinnen hatte und die meisten von denen sahen sich eigentlich fast immer ziemlich ähnlich. Sie verbeugte sich rasch, als Prsica meinte, sie als Botin zu den Quintilliern zu schicken. Hoffentlich regnete es nicht, hoffte Tilla.


    Aufmerksam lauschte sie den Berichten über das ferne Land Germanien. Es schien so ganz anders zu sein als das heisse sonnige Ägypten. Dunkle Wälder?? Das klang interessant.. wann war sie das letzte Mal durch einen Wald gestreift? Ein düsteres Germanien in ihren Gedanken sich ausmalend verpasste sie keineswegs den Aufbruch des zweibeinigen Besuchers und erwiderte freundlich sein Lächeln. Für mehr blieb keine Zeit, denn ihre junge Herrin hatte bereits gesagt, was sie zu haben wünschte. Eifrig stob Tilla mit flinken Füßen davon, während ein anderer Sklave die Getränke und den Imbiss abräumte.

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