Atrium - der Haruspex

  • " Bitte warte hier. Ich unterrichte Dominus Claudius Menecrates über dein Eintreffen." Sie machte eine einladende Geste in Richtung der Sitzgelegenheiten und ging zum Officium. Ein Sklave bot Wein,verdünnten Wein und Wasser an.


    edit: "Haruspex" in den Titel eingefügt - zum besseren Wiederfinden

  • Weder nahm Sextus Platz noch nahm er einen Schluck zu trinken. Er blieb einfach in seinem nach objektiven Maßstäben lächerlichen Aufzug stehen und wartete. Blieb ihm ja auch nichts anderes übrig, als zu warten. Dumm nur, dass er nicht nach Zeit bezahlt wurde. Ob er hierfür überhaupt eine Entlohnung erhalten würde? Er hatte nicht danach gefragt und noch keine Gelegenheit gehabt, das Thema bei einem der nicht so gewieften Brüder des Collegium anzuschneiden. Wobei es wohl ohnehin in irgendeiner verdrehten Ehrvorstellung Lohn genug war, einem Aedil einen gefallen tun zu können. Und solange dieser Aedil sich daran erinnern würde, wenn Sextus mal etwas brauchte, konnte er auch damit leben. Vorerst.


    Sein Helfer wollte wohl das Angebot annehmen, als dieser aber auch nur in die Richtung des Weines und der Sitzecke blickte, erhielt er eine klare Anweisung. “Denk nicht mal daran.“ Ruhig gesprochen, selbst ohne eine kleine Neigung des Kopfes in die Richtung des jungen Burschen. Aber offenbar mit der richtigen Wirkung, denn er straffte die Muskeln und blieb auch brav stehen. Und sie warteten.

  • Durchaus erfreut nahm Menecrates die Meldung entgegen, dass der von ihm gewünschte Haruspex eingetroffen sei. Er schloss daher die soeben gewälzte Gesetzessammlung, erhob sich und überstreckte den schmerzenden Rücken, dann suchte er das Atrium auf. Sein Gang wurde flüssiger je näher er kam. Wie ihm musste es alten Maschinen gehen, die -einmal in Schwung - auch besser liefen als kurz nach dem Anwerfen.


    Als er eintrat ging er mit einem Lächeln um die Lippen auf den Haruspex zu.


    "Salve, Aurelius Lupus. Ich bin sehr erfreut, dich zu sehen. Und ich bin sehr gespannt, was dieser Tag noch bringen wird." Sein Ziel, Spiele auszurichten, nahm heute sicherlich Gestalt an, und darauf freute sich der Claudier. Die Meinung der Götter schätzte er seit eh und je und somit erfüllte ihn teils Ungewissheit, teils Vorfreude, als er auf die Sitzgelegenheit wies.


    "Möchtest du dich vielleicht setzen, vielleicht auch mit einem Schluck Wein erfrischen, oder gibt es Rituale, die du akribisch verfolgen willst?" Weil es die erste Deutung eines Sehers war, die Menecrates wahrnehmen wollte, mischte sich auch etwas Aufregung unter die Vorfreude.

  • Der Ädil kam auch nach einer kurzen Weile und begrüßte ihn höflich, was Sextus ebenso freundlich erwiderte. “Salve, Claudius Menecrates. Es ist mir auch eine große Freude, hier zu sein und dir bei deinem Anliegen zu helfen.“
    Bei dem Verweis auf die Sitzgelegenheit und den fragen nach den Ritualen schüttelte Sextus leicht den Kopf. So weit waren sie noch nicht. “Wir können uns gerne setzen, und ich danke dir für dein Angebot. Allerdings muss ich den Wein ablehnen.“


    Und damit ließ sich Sextus auch auf den ihm angewiesenen Platz nieder – sein Helfer hatte stehen zu bleiben, was dieser auch mit einem einzigen Blick verstand – und wartete, bis der Claudier es ihm gleich getan hatte. In seinem Amtstalar zu sitzen war zwar auch nicht unbedingt bequem, denn das Leder sah nicht nur seltsam aus, es war auch sicher nicht mit einer leichten Toga zu vergleichen. Allerdings gebot es schon die Höflichkeit, jetzt, nachdem der Gastgeber dazu aufgefordert hatte, sich zu setzen.
    “In deinem Schreiben warst du nur sehr knapp bezüglich der genauen Spezifikationen dessen, was du zu erfahren wünscht. Einen Termin zu welchem Zweck und an welchem Ort suchst du denn?“
    Sextus hatte beschlossen, nicht zu viel müßiges Geplänkel vorneweg zu schicken. Er war hier in seiner Eigenschaft als Haruspex, und nicht, um zu plaudern. Und als eben solcher benötigte er genaue Angaben. Immerhin konnte er nicht einfach darauf losraten, nach was für Zeichen er denn suchen sollte.

  • Menecrates fühlte sich ein bisschen wie ein Geburtstagskind, weil er gespannt war und noch nicht wusste, welche Überraschung auf ihn zukam. Er lächelte mehr als sonst und die Vorfreude ließ ihn ebenfalls aufgeweckter als sonst erscheinen.


    Er nahm nach Aurelius Platz, vergaß selbst den Wein und stürzte sich sogleich auf die gestellte Frage.


    "Ja, also ich habe dich bemüht, weil ich für die von mir geplanten Spiele - es sollen Pferderennen und Gladiatorenkämpfe an möglichst verschiedenen Tagen sein - den richtigen Veranstaltungstag finden möchte. Nach meiner Vorstellung sollen die Götter zufrieden mit der Wahl sein oder sie sogar gänzlich alleine vornehmen. Wichtig ist, dass der oder die Tage optimal in den Zeitplan der Götter fallen, damit sie die Veranstaltung zu ihrer Ehren auch entsprechend genießen können. Ich hoffe, sie sind danach Rom besonders wohlgesonnen und allgemein milde gestimmt.
    Natürlich ist mir klar, dass ich nicht aller Zeitpläne unter einen Hut bekommen kann, es müsste also nach der Wichtigkeit der Götter gehen, wenn du auf Zeichen achtest."


    Erwartungsvoll blickte Menecrates Aurelius an, weil er einfach so drauflosgeplappert hatte und andererseits nicht wusste, was der Haruspex im Einzelnen noch wissen musste.

  • Pferderennen und Gladiatorenkämpfe also. Und der Claudier meinte es, wie schon angenommen, wirklich ernst mit seinem Anliegen und wollte nicht nur die Bestätigung für einen von ihm festgelegten Termin gegen ein kleines Entgelt. Das hieß wohl, dass Sextus wirklich würde sein Wissen anwenden müssen. Gut, dann ließ er mal den Haruspex raushängen, immerhin musste man dem Publikum auch etwas bieten!
    “Dann nehme ich an, es wäre dir am besten gelegen, eine geeignete Woche zu finden, innerhalb welcher diese Spiele stattfinden können? Und bei den Gladiatorenspielen, beschränkt sich dies auf die Gladiatorenkämpfe, oder inklusive Venationes und Hinrichtungen?“ Es war immerhin ein Unterschied, ob man nun nur einen geeigneten Nachmittag finden wollte, oder aber einen ganzen Tag. Und eine Frage dessen, wie beliebt sich der Ädil beim Volk damit machen wollte und wieviel Geld er dafür ausgeben wollte.
    “Und an welche Örtlichkeiten hast du gedacht? Welche Amphitheater im speziellen? Du musst wissen, dass Ort und Zeit einen festen Zusammenhang bilden, und es nicht geht, für ein Ereignis die rechte Zeit zu bestimmen, wenn sie nicht am rechten Ort stattfinden.“ Diese Besonderheit der etruskischen Religion, die aufgrund dieses Zusammenhangs überhaupt erst das Schicksal von Menschen, Städten, ja ganzen Nationen voraussagte, war wohl den meisten Römern nicht so ganz geläufig, weshalb Sextus ein wenig erklärte. Und weswegen er die Karten hatte mitbringen lassen, denn zum Glück waren die sogenannten Hepdomaden Roms recht gut erforscht.

  • Menecrates war ganz bei der Sache, als sie sich durch Frage und Antwort dem Ergebnis näherten. Er saß sogar leicht vorbeugt.


    "Ich möchte die Spiele eng mit meinen Wurzeln verbinden, daher habe ich als Austragungsort das Amphitheatrum Novum gewählt. Den Grundstein bildet ja die Domus Aurea und gelegt wurde er von einem Claudier. Er wählte zumindest den Standort, danach bin ich gegangen. Frag mich ruhig, was immer du wissen musst. Je mehr wir berücksichtigen umso größer wird die Wirkung auf die Götter sein, dessen bin ich sicher."


    Er rieb sich zum Zeichen des Nachdenkens an der Nasenspitze, dann blickte er Aurelius an.


    "Ich möchte dich über eine weitere meiner Intentionen in Kenntnis setzen. Möglicherweise ist auch diese wichtig. Neben den Gladiatorenkämpfen wird mindestens eine Hinrichtung stattfinden. Keine Tierhetzen, aber eine Damnatio ad Bestias." Er ließ die Aussage kurz wirken, dann sprach er weiter, um auf den Punkt zu kommen. "Ich möchte auch hier auf eine Tradition zurückgehen, die mit einem Claudius zusammenhängt. Du erinnerst dich vielleicht? Die Exekution der Locusta über die Damnatio ad Bestias? Die Mörderin des Britannicus, Sohn des Claudius? Oder auch dieselbe Giftmischerin, der Kaiser Claudius zum Opfer fiel? Sie wurde an einem Agonaliafest hingerichtet.
    Freilich liebäugele ich deswegen mit dem Sühnefest des Janus am 9. Januar, aber - und deswegen bist du hier - ich möchte nicht den Göttern den Termin aufdrängen, sie sollen selbst bestimmen. Und was immer du für eine Woche herausfinden wirst, ich werde sie dankbar annehmen und mich danach richten."


    Allerdings hoffte Menecrates insgeheim, dass der Termin nicht unbedingt vor Ablauf der nächsten Woche sein würde, denn dann wäre die Zeit knapp für all die notwendigen Vorbereitungen.

  • “Die Pferderennen ebenfalls?“ fragte Sextus interessehalber nach, als der Claudier den Austragungsort nannte. Sicher war das Colloseum auch entsprechend auszubauen, dass sie dort stattfinden könnten, wenn auch ein vernünftiger Circus die bessere Wahl wäre. Aber Sextus war hier, um zu beraten, und nicht, um über die verrückten Wünsche seiner leichtgläubigen Kundschaft zu urteilen. (Was er dennoch besonders gerne tat, wenngleich der Claudier da nicht ganz so ergiebig war. Der war nur gläubig, aber nicht wahnsinnig. Zumindest bislang nicht.)


    Die Exekution der Locusta oder besser deren Leben davor war etwas, das von verschiedenen Schreibern hinlänglich ausgebreitet worden war. Und so war es auch Sextus bekannt. So viele Serienmörderinnen hatte es in den letzten 50 Jahren nun nicht gegeben, als dass man sich ihrer nicht erinnern würde. Auch wenn Sextus sicher war, dass die Schreiberlinge hier und da ein wenig künstlerische Freiheit für sich beansprucht hatten.
    Dass der Mann aber keine Jagden veranstalten wollte, wunderte Sextus schon ein wenig, immerhin waren die beim Römischen Volk sehr beliebt. Selbst die Gelehrten und die Christianer, die Gladiatorenkämpfe als grausam betitelten, sahen sich Venationes mit Begeisterung an. Aber gut, auch das war nicht Sextus Sache. Sollte der Claudier auf seiner Stele zu den Spielen veröffentlichen, was immer er wünschte.
    “Gut. Ich werde die Karten konsultieren, um die kosmischen Zeichen mit den örtlichen Progidien abzugleichen. Da Diana aber noch immer erbost ist, werde ich sicherheitshalber noch einmal Haruspizien lesen, um den so gefundenen Termin zu bestätigen. Hat der Senat mittlerweile darüber befunden, ob der Vorfall in Nemi ein Progidium ist?“ Letzteres wäre nicht unwichtig zu erfahren. Sextus verfolgte zwar so gut es ging die Neuigkeiten aus dem Senat, vielleicht hatte der Senator da aber aktuellere Erkenntnisse über die Sachlage.

  • Menecrates blickte für den Moment ratlos und überlegte, was genau Aurelius mit der Frage gemeint hatte. Dann äußerte er Vermutungen.


    "Bist du jetzt überrascht, DASS ich Pferderennen veranstalten will? Oder hast du nachgefragt, ob ich die auch im Amphitheatrum Novum durchführen möchte? Zu ersterem: Pferderennen sind unterhaltsam. Sie fesseln das Volk und gefallen sicher auch den Göttern. Falls aber letztere Annahme stimmt, für mich gibt es für Pferderennen im Grunde nur einen Ausrichtungsort, und ich dachte nicht, dass ich den explizit erwähnen müsste."
    Vielleicht war es besser, alles noch einmal zusammenzufassen. "Nur damit jetzt nichts falsch läuft: Ich möchte Gladiatorenkämpfe ohne Venationes, aber mit einer Hinrichtungen der Art Damnatio ad Bestias. Das im Amphitheatrum Novum. Ein zweiter Höhepunkt stellen die Pferderennen dar, die im Circus Maximus stattfinden sollen."


    Er vergewisserte sich, ob der Haruspex noch Fragen hatte, dann sprach er weiter. Einleitend schüttelte er den Kopf.


    "Im Senat ist seit längerem der Vorfall in Nemi nicht mehr diskutiert worden. Um zu einer Entscheidung zu gelangen, fehlen offenbar noch Informationen. Diesbezüglich kann ich also nicht zu einer weiteren Klärung beitragen. Da bleibt uns nichts, als zu hoffen, dass die Karten uns eindeutige Hinweise geben. Ohne drängen zu wollen, aber wann kann ich denn mit einem sicheren Ergebnis rechnen? Ich frage das interessehalber, nicht aus Ungeduld."

  • “Es ging mir nur um die Örtlichkeit. Wie bereits gesagt, Zeit und Raum hängen zusammen, und man kann das eine nicht ohne das andere bestimmen.“ Auch wenn Sextus wusste, dass Römer sich damit schwer taten. Er selbst hatte seine Lehrer für bescheuert gehalten (und tat es immernoch), als sie ihm das erklärten. Aber man musste es ja nicht verinnerlichen, und schon gar nicht daran glauben, um es formal richtig anwenden zu können. Und darauf kam es ja nur an.


    Dass der Senat sich noch immer nicht zu den Vorfällen in Nemi öffentlich geäußert hatte, war ärgerlich. Mehr noch, es war leichtsinnig. Warteten sie darauf, dass der Pöbel das vergaß? Da konnten sie wohl mitunter lange warten, eine Störung der Pax Deorum war nichts, was man auf sich beließ. Erstaunlich, dass sie nicht zumindest ein paar Aufwiegler öffentlich gekreuzigt hatten oder sowas.
    “Gut, dann werde ich einfach besonderes Augenmerk auf alle mit Diana verbundenen Zeichen legen und hoffen, dass die Haruspizien da aufschlussreicher sein werden.“
    Wie viel Zeit das ganze brauchte? Nun, DAS wiederum war ein Vorteil am Haruspex-Dasein: Man war einfach weitaus schneller als alle anderen Collegien.
    “Es sollte nicht länger als eine Stunde benötigen, den Termin zu finden. Aus diesem Grund habe ich die Karten und Bücher gleich mitgebracht. Dann könnten wir im Anschluss gleich die Leberschau noch durchführen, um Gewissheit zu erlangen. Sofern du das Tier besorgt hast? Ein Lamm oder ein Schaf ist hierfür vonnöten.“ Der Claudier hatte gemeint, er wolle das Tier selbst besorgen. So hatte Sextus ihn verstanden. Und wenn ihm nicht noch etwas einfiel, was im Zusammenhang mit diesem Termin stand, konnte Sextus die Karten bemühen und loslegen.

  • Nichts war Menecrates lieber, als dass die Terminfindung sich unmittelbar an das Klärungsgespräch anschloss. Die Leberschau betrachtete er ebenfalls als wichtig, nur gab es da ein Problem.
    Er kratzte sich am Hinterkopf, bevor er mit der Sprache herausrückte. "Also, ich habe nicht gewusst, für wann das Opfertier besorgt werden musste, weil ich ebensowenig wusste, wann du vorbeikommst und wie schnell es zur Sichtung kommen wird. Ich habe jetzt also etwa eine Stunde, um noch einen Hammel besorgen zu lassen."


    Er winkte sogleich einen Sklaven herbei. "Sollte es ein klein wenig länger als eine Stunde dauern, dann lasse ich feine Backwaren kredenzen, damit du die Zeit in angenehmer Weise verbringen kannst. Ich hoffe, das ist recht?"


    Ohne eine Antwort abzuwarten, flüsterte er dem Sklaven ins Ohr, es solle sich jemand ganz fix um die Beschaffung eines gepflegten Hammels kümmern. Geld spielte keine Rolle. Das Tier sollte außerdem noch gereinigt werden, damit es strahlend vor den Haruspex und nicht zuletzt vor die Götter trat. "Bestimmt dauert es nicht einmal eine Stunde. Ich habe fähiges Personal."

  • Schnell herrschte Wuhling in der ganzen Villa, natürlich so, dass es von den Herrschaften nicht bemerkt wurde, das eigentliche Programm lief im Hortus, dort bekam der Hammel sein Verwöhnprogramm.

  • Hilfe!, das blöde Vieh hatte Durst bekommen und zerrte zum Impluvium. Mansuri ließ den Strick los, sonst wäre sie im Becken gelandet. Sie stellte sich neben den saufenden Hammel und streichelte ihm über die Superwolle.

  • >Schieb… drück< mit mal bekam das Vieh das Laufen >Klatsch< Morrigan, die eben noch mit Leibeskräften geschoben hat, landete Bäuchlings auf dem Steinboden. Na toll. Also ob es nicht reichen würde, zu wissen wie viele Steine es hier waren, nein nun bekuckte sie sich die Teile noch ganz aus der Nähe. Oh hier müssten mal ein paar ausgetauscht werden, der Zahn der Zeit nagte auch an den Steinen oder lag es einfach nur dran, das Gott und die Welt hier durchtrappelte? Naja egal, ein Blick rechts, links keiner hat es gesehen, hoffte sie und schwups wieder auf die Beine und sich neben das Biest gestellt. „Sei froh das du es eh bald hinter dir hast sonst würde ich dir dein Fell jetzt gerben.“ Zischte sie dem Hammel zu.
    Oh oh es war so weit Morrigan lies sich von den Römern anstecken, sie redete mit Hammeln.

  • Sein Helfer sähe es sicher gern, wenn sie schneller fertig wären und er sich dadurch mit süßem Gebäck vollstopfen konnte, aber Sextus nickte lediglich höflich und konzentrierte sich auf das, was vor ihm lag.
    “Wenn du so freundlich wärst, und einen Tisch bereitstellen könntest, wäre mir dadurch weit mehr geholfen.“


    Nachdem dann aber schließlich alles bereit und auch die Unterlage für die Karten beschafft war, konnte Sextus sich dem widmen, weshalb er hergekommen war. Hauptsächlich dienten ihm dabei zwei Karten als Hilfsmittel, die für jeden Außenstehenden wie ein heilloses Durcheinander von Linien und Zeichen erscheinen mussten. Selbst für diejenigen, die wussten, was es bedeuten sollte, war es nicht einfach zu lesen, weshalb auch Sextus ein wenig Mühe hatte.
    Das erste war eine Karte von Rom, allerdings nicht wie üblicherweise dargestellt mit Straßen – soweit das in einer wachsenden Stadt überhaupt möglich war. Hier waren hunderte von Achsen eingezeichnet, die sich wie ein Gittermuster über eine Vielzahl kleiner Buchstaben legten und es dem unbedarften Betrachter schwer machten, überhaupt etwas zu erkennen. Doch irgendwann waren hier die Orte, um die es ging, letztendlich auch identifiziert, und die beistehenden Zeichen identifiziert. Wäre Sextus schon länger in Rom als Haruspex tätig, vermutlich hätte er diese Hilfsmittel nicht mehr nötig. Nur konnte er nicht alle Zeichen dieser Stadt auch noch aus dem Kopf runterrattern, und leider bestand Claudius Menecrates ja auf einer ordentlichen Lesung und nicht nur auf einer öffentlichen Bestätigung seines Wunschtermines.
    Die zweite Karte war noch komplizierter, nur dass hier die Linien nicht gerade waren, sondern Kreisförmig, und sich verschiedentlich überlappten. Wer keine Ahnung hatte, was das war, wäre wohl nie darauf gekommen, dass dies eine Sternkarte war, die im Bezug zu der Landkarte stand. Denn wo es auf der Erde rechte Winkel und Achsen waren, die den Raum eingrenzten, waren es im Kosmos Radien. Und hier fing die eigentliche Arbeit an, indem man nun die Zeichen suchte, die übereinstimmten und damit die Zeit bestimmten. Und Makrokosmos und Mikrokosmos in Einklang zu bringen, war trotz aller Studien so kompliziert, wie es klang. Und bald schon hatte Sextus Kopfschmerzen davon.


    Was seiner Laune nicht gerade zuträglich war, als die Sklaven mit dem Hammel hereinkamen und herumstolperten. Er blickte nur kurz auf und blickte zu dem Hammel hinüber. Der sah aus wie neu. Nein, wie mit Perwollus gewaschen.
    “Wenn deine Sklaven den Hammel zum Hausaltar bringen mögen? Oder hast du einen Foculus, den sie herbringen sollen, damit das Opfer hier stattfindet?“ Da Sextus nicht derjenige war, der das Blut später aufwischen würde, war ihm der Ort eigentlich ganz gleich.
    “Ich habe den Zeitrahmen auf eine Woche nach dem Tag ANTE DIEM IV ID IAN DCCCLXI A.U.C. (10.1.2011/108 n.Chr.) eingegrenzt und könnte mit der Lesung beginnen.“

  • Der gewünschte Tisch wurde in nahezu fliegender Eile herbeigeschafft, nachdem ein Wink des Hausherrn genügte.


    "Der Tisch", kommentierte Menecrates die Bereitstellung. Das Überflüssige an dieser Bemerkung fiel ihm nicht auf, er wollte so gut es ging eingebunden sein.


    Zu seinem Glück wandte sich der Haruspex nicht ab, als er sich über die Karten beugte. Die Sicht auf die Karten war frei, was Menecrates glücklich, aber keineswegs schlauer machte. Es gab viele Karten, die Menecrates bei der Legion lesen gelernt hatte. Solche, die Straßen aufzeigte, oder freies Gelände mit Flüssen und Erhebungen. Es gab Bauskizzen und Statikberechnungen, nie aber hatte Menecrates Karten wie diese gesehen. Am nahesten kamen diese Karten mit Strichen und Zahlen tatsächlich noch einer Bauzeichnung. Um welches Objekt es allerdings auf den Karten ging, blieb Menecrates ein Rätsel. In seiner Fantasie stellte er sich die Wohnorte der Götter in den Linien und Kreisen vor.
    Als er gerade dabei war, jedem Gott, den er kannte, einen Wohnort zuzuordnen, erklang Aurelius‘ Frage.


    "Hausaltar? Foculus?", fragte Menecrates irritiert. Mit Verspätung traf dann der Hintergrund der Frage in seinem Bewusstsein sein. "Ach so, ein Foculus steht im Lararium zu Verfügung. Ich habe eine Raumnische am Kopf des Peristylium für die Hausgötter einrichten lassen. Dort würde ich auch gerne das Opfer stattfinden lassen."


    Menecrates wies mit der Hand den Weg, den Sklaven, Opfertier und Haruspex mit ihm nehmen mussten. In der claudischen Villa schloss sich dem Atrium ein großzügiges Peristylium an, denn einerseits hing Menecrates noch am teils überholten Atrium mit seinem hohen Traditionswert, aber andererseits liebte er auch Garten, Licht und Raum, und so hatte er eine Gartenlandschaft mit Säulengang anbauen lassen, als er die Villa vor Jahren erweitern ließ. Hier hingen die Bilder der Ahnen und Schutzgötter, hier war auch das Lararium aufgestellt.


    "Ah, eine Woche nach dem Tag ANTE DIEM IV ID IAN DCCCLXI A.U.C. (10.1.2011/108 n.Chr.). Ich bin gespannt, was die Lesung erbringt."

  • Der Hammel war fertig mit saufen. Was für ein Glück. Mansuri nahm den Strick und hielt dem Hammel das Bündel Grünes hin. Er fand das nicht gut und rupfte glatt von der Pflanze in einem der Kübel ein großes Blatt ab. So ein blödes Vieh. Es sollte sein letztes Blatt sein. Sie zog ihn am Strick hinter sich her. Er ließ es sich, auf seinem Blatt kauend, gefallen. Ups, was war das? Er bockt wieder und verlor ein paar dunkle Bröckchen hinter sich. NEIN, nicht das ! Er hatte in das Perystil gesch..... Mansuri verdrehte die Augen und schimpfte leise " Blödes Vieh." Liegen lassen, das sollten dann andere wegmachen. Mit dem Hammel, der wieder weiter mitlief, gingen sie hinter Dominus Claudius Menecrates bis zum Lararium her.

  • Erst veranstalteten die claudischen Sklaven Seilziehen mit dem Tier, nun erleichterte es sich auch noch im Atrium. Sextus war noch keine zehn Schritte gegangen, als er doch einmal stehen blieb und sich einmal sichtbar die Schläfen mit der freien Hand rieb. Das war jetzt sicher nicht leicht, da der Mann hier vor ihm Ädil war. Aber als solcher sollte er schon selber wissen, was jetzt kommen würde, und aus welchem Grund Sextus das sagen musste.
    “Senator Claudius, verzeih, aber... Ich denke nicht, dass wir diesen Hammel jetzt opfern können. Er ist sicher als Opfertier prinzipiell geeignet, aber als du meintest, du würdest dich selbst um das Tier kümmern, ging ich davon aus, dass es auch vorbereitet ist. Dieser Hammel da wird kaum ruhig stehen bleiben, während du ihn opferst, und du weißt so gut wie ich, welch schlechtes Omen es ist, wenn das Tier die Zeremonie stört oder ausbricht.“
    Sie hatten eine Stunde Zeit gehabt, das Tier zu waschen und ihm ein Kraut zu verabreichen, damit es im Halbschlaf vor sich hin vegetierte. Doch ganz offensichtlich hatte keiner daran gedacht. Genausowenig, wie das Tier nicht mehr zu füttern für ein oder zwei Tage, damit es eben nicht vor, während oder nach der Opferung seinen Darminhalt entleerte. Und wenn ein Tier noch gefressen hatte, entleerte es sich zwangsläufig, wenn es starb. Und Sextus hatte nicht vor, hier ernsthaft Haruspizien zu lesen, wenn der Opferherr erst einmal das passende Schaf dazu einfangen musste.

  • Morrigan sah den Typen mit dem komischen Hut an, hatte der sie noch alle? HALLO? 1 Stunde um ein geeignetes Tier zu finden, den auf Vordermann bringen und ruhig stellen. Woher sollten sie wissen ob dieses Vieh die letzten Tage was zu essen bekommen hatte,.Außerdem war der Hammel die Ruhe selbst, daran konnte man mal sehen, das der Typ nicht die Bohne Ahnung von Tieren hatte.
    Nur noch ein paar Augenblicke und der Baldrian, den Morrigan ihn in Massen verabreicht hätte würde wirken. Sie hoffte nur, dass der Hammel nicht schnarchend zusammenbrach.
    Und wegen der 2 kleinen Kügelchen machte der einen Aufstand? He das Vieh ist leer leerer geht’s gar nicht mehr. Warum mussten die auf in Eingeweiden wühlen?
    Morrigan hielt dieses aufgeblasene Etwas eh für einen Scharlatan, der Menecrates nur um sein Geld bringen wollte. Aber der alte Herr glaubte ja an den Schnick Schnack, also gute Mine zum bösen Spiel, Morrigan streichelte den Hammel, der nun da stand, als sei er aus Stein, nicht mal das Atmen des Tieres konnte man ihm ansehen.

  • Mit Sorgen hatte Menecrates gleich beim Auftauchen seiner Sklaven mit dem Hammel beobachtet, wie unangemessen ihr Verhalten in dieser für ihn wichtigen Sache war. Schon der gestillte Durst im Impluvium hatte die schlimmsten Befürchtungen in ihm ausgelöst. Vor allem Mansuri enttäuschte ihn, hatte er doch von ihr den besten Eindruck während seines Opfergangs anlässlich der Wahl gewonnen. Und nun das: Ein schlechter Umgang mit dem Opfertier, eine unzureichende Vorbereitung und ein inakzeptables Verhalten des Sklaven. Menecrates schüttelte traurig den Kopf und atmete schwer durch. Als dann auch der Haruspex den Opfergang für gescheitert erklärte, sanken seine Schultern nach vorn.

    "Ich sehe ein, dass wir die Opferung verschieben müssen"
    , antwortete er knapp, ohne nochmals zu erwähnen, dass er im Voraus ja nicht wusste, wann und wo die Opferung stattfinden sollte. Er rechnete zunächst mit einem Gespräch zwecks Abstimmung, so hatte es zumindest der Augur gehandhabt.


    "Was schlägst du vor? Und ändert sich dadurch etwas an deiner Aussage, was die Woche ab dem 10. Januar betrifft?"

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