Berichte aus dem Amtsleben

  • Wieder einmal war eine Senatssitzung mit den üblichen Handlungen eröffnet worden und ein Thema nach dem anderen wurde durch aufrufen der gemeldeten Redner eröffnet und durch Wortbeiträge der anderen diskutiert. Schließlich kam die Sitzung zu einem Punkt, der auf der Tagesordnung recht unscheinbar wirkte, der Macer aber im Rahmen seines Consulats sehr wichtig war. Also leitete er ihn auch verhältnismäßig umfangreich ein. "Senatoren, in meiner Kandidatur als Consul habe ich davon gesprochen, dass wir als Senat ein Vorbild sein sollen was die Tatkraft und das Engagement jedes Einzelnen angeht. Wir sind die Gruppe der wichtigsten Männer Roms und jeder von uns sollte diesen Platz immer wieder durch Taten bestätigen. Ich habe daher nach meinem Amtsantritt damit begonnen, verschiedene Männer aus euren Reihen drum zu bitten, im Senat und damit höchst öffentlich von ihren Ämtern zu berichten. Nicht im Sinne eines Rechenschaftsberichts, sondern um den Blick dafür zu öffnen, was der Senat für Rom tut und welche Leistung er vollbringt." Damit war der allgemeine Teil erledigt und er konnte den heutigen ersten Redner in der Reihe der Vorträge ankündigen. "Heute erteile ich nun zum ersten Mal einem Mann im Rahmen dieser Reden das Wort. Es ist Senator Germanicus Sedulus, ehemaliger Quaestor und nun schon eine geraume Zeit Curator operum publicorum."

  • Sedulus erhob sich und nickte seinem Kollegen dem Senator Macer zu.


    Sehr geehrte Patres, werte Mitsenatoren. Wie der ehrenwerte Consul Purgitius Macer schon erwähnt und vielleicht auch einige von euch selbst wissen, bin ich schon längere Zeit Curator operum publicorum und bin für die Instandhaltung der öffentichen Gebäude wie Tempel, Markthallen, Thermen sowie den Theatern usw. verantwortlich.
    Zur Zeit muß leider die Therme Aemiliani komplett neu saniert werden, da der Verwalter dieser Therme bestochen oder bedroht wurde, sie verkommen zu lassen. Grund dafür war die Eröffnung einer privaten Therme ganz in der Nähe. Hier mußte das Dach komplett erneuert werden, die Fassade neu gestrichen so wie natürlich die Innenräume komplett saniert werden. Mir obligt die Verantwortung, dass die Arbeiten auch korrekt durchgeführt werden. Vor zwei Jahren wurden einige Tempel so wie die Kornspeicher am Hafen ausgebessert. In nächster Zeit, werde ich mich um die Theater kümmern.


    Nun wartete Sedulus ob es vielleicht diverse Fragen zu seiner Arbeit gab, da sein Bericht ja nun nicht all zu groß ausgefallen war.

  • Die Initiative, die Macer als Consul gestartet hatte, war für Durus relativ erstaunlich. Traditionell sprang ohnehin jeder Senator zwischen verschiedensten Ämtern hin und her, sodass er von allem etwas mitbekam - wenn er nicht ohnehin mit praktisch allen wichtigen Amtsträgern befreundet war. Dennoch hatten die Zeiten sich traurigerweise geändert, man lebte mehr für sich und somit gab es auch wieder triftige Gründe, einen solchen Reigen zu veranstalten...


    Allerdings wirkte die Darstellung von Sedulus' Amtsbereich weder schillernd, noch interessant. Wieder einmal musste der alte Tiberier daran denken, dass ein Germanicus eben weder die ausreichende rhetorische Bildung, noch das politische Talent besaß, wichtige Aufgaben für den Staat zu übernehmen und zu vertreten.

  • Potitus hörte auch diesen Tagesordnungspunkt. Natürlich nicht übermäßig interessiert, denn Verwaltungsalltag hatte er in der Castra Praetoria auch genug! Aber vielleicht war es ein guter Zeitpunkt, etwas Wohlwollen für gehorsame Diener zu zeigen! "Als der Vorgesetzte von Germanicus kann ich sagen, dass er seine Sache sehr gut macht! Der Kaiser ist sehr zufrieden mit ihm!" Sein Blick ging über die Senatorenschar und blieb mit einem kurzen Zwinkern bei Sedulus hängen.

  • Macer wartete einen Augenblick nach der Rede ab, ob es Wortmeldungen gab. Schließlich sollte es bei den Berichten nicht nur darum gehen, dass einer berichtete, sondern auch darum, dass die anderen öffentlich Interesse äußern konnten. Aber anscheinend hatte Macer den Senat unterschätzt und die meisten saßen lieber schweigend auf ihren Plätzen. Was natürlich auch eine deutliche Aussage war. Lediglich der Praefectus Urbi meldete sich mit Lob zu Wort, was Macer ganz Recht war, denn wenn gleich der erste Redner verrissen wurde, würde das weitere Redner sicher nicht ermutigen. "Das ist erfreulich", griff er das Lob daher auch gleich auf. "Wie steht es denn um die Finanzierung solch gewaltiger Projekte? Ist Geld ein Problem oder sind immer breitwillige Spender und Stifter zur Stelle, wenn es um größere Renovierungen geht?" erkundigte er sich dann weiter und dachte natürlich auch hier wieder vor allem an Spender aus den Reihen des Senates.

  • Fast wäre Menecrates in sein altes Laster, die Senatsdebatten mit Verdösen zu überstehen, zurückgefallen, weil nichts von Belang oder Interesse zur Sprache kam. Auch die heutige Diskussion fand der Claudier weder spannend noch nutzbringend. Keineswegs waren es also die Inhalte, die ihn seine Kritzeleien unterbrechen ließen, sondern das Erstaunen über die Antworten. Bei aller Großzügigkeit, aber derart aussagelose Wortmeldungen, denen Claudius nichts inhaltlich Bedeutsames entnehmen konnte, gab es dann doch nicht allzu oft im Senat. Die knappe Berichterstattung des Curators wurde durch die noch knappere und zudem beleglose Aussage des Praefectus Urbi noch übertroffen. Die Auskunft, der Kaiser sei mit der Arbeit des Germanicus zufrieden, stand als leere Behauptung ohne Unterfüllung im Raum.


    Er wollte die Gelegenheit wenigstens für die eigenen Belange nutzen und signalisierte Redebereitschaft. Er erhob sich auf das Zeichen hin.


    "Ich habe zwar im Rahmen meines Amtes bereits Rücksprache mit Senator Germanicus Sedulus gehalten, würde mich an dieser Stelle aber über einen aktualisierten und etwas ausführlicheren Bericht, und zwar nicht nur über die Situation der öffentlichen Bauten Roms freuen, sondern auch über Einzelheiten, die Tätigkeit des Curators betreffend."

  • Über das Lob von Salinator war Sedulus dann doch ein klein wenig überrascht aber auch erfreut. Dann kamen die Fragen welche Sedulus nun zu beantworten hatte.


    Bisher war Geld noch nie ein Problem Consul Macer. Wenn es sein muß, dann bezahle ich kleinere Arbeiten aus meiner Tasche. Allerdings sind Spenden immer gerne willkommen.


    Dabei blickte Sedulus in die Runde der Senatoren, bis er bei dem Aedil Menecrates stehen blieb um seine Frage zu beantworten.


    Nun, ich und mein Mitarbeiter haben die diversen Baustellen zu besichtigen um dann die einzelnen Bautrupps einzuteilen. Ferner liegt es an mir dafür zu sorgen, dass die Bautrupps auch Arbeitsmaterial bekommen. Denn womit sollen sie sonst arbeiten nicht wahr?


    Lächelte Sedulus.


    Wenn unsere Bautrupps nicht ausreichen, muß ich auf private Firmen zurückgreifen oder aber es werden weniger wichtige Arbeiten erst einmal auf Eis gelegt. Wenn eine Baustelle schließlich beendet ist, so schauen mein Mitarbeiter und ich diese an und nehmen sie letztenendes ab.


    Erklärte Sedulus den Senatoren und hoffte nichts vergessen zu haben.

  • Ein zufriedenes Lächeln zeigte sich auf Macers Gesicht, als der Curator erklärte, dass es an Geld nicht mangele. Zumindest solange man mit dem Geldbeutel arbeiten konnte, schien es noch genug Männer zu geben, denen das Wohl Roms am Herzen lag und die sich dafür einsetzten. "Sehr erfreulich! Zweifellos wirst du jeden der hier Anwesenden ansprechen können, sollte tatsächlich noch eine größere Spende benötigt werden", kommentierte er die Antwort. Die weiteren Ausführungen zum Arbeitsablauf hörte er sich auch an und stellte fest, dass es keine größeren Unterschiede zur Arbeit als Curator Aquarum zu geben schien, die er selber einmal ausgeführt hatte, zumindest was die Handhabung von Baustellen betraf.

  • Potitus überlegte einen Augenblick, als ihm noch etwas einfiel. Das Ulpianum! Wenn er schon so gut als Stellvertreter von Valerianus arbeitete, wollte er doch zumindest eines Tages dor verewigt werden! Außerdem blieb es zu hoffen, dass man Quarto dieses Projekt abluchsen konnte! "Germanicus, kümmerst du dich eigentlich auch um den Bau des Ulpianums? Soweit ich weiß, ist es ja immer noch nicht fertig..."

  • ich muß gestehen, nein. Da sich das Ulpianum mehr oder weniger noch im Bau befindet und sich eigentlich der Bauträger darum kümmern müßte, habe ich damit eigentlich nichts zu tun. Allerdings wenn man mir die Verantwortung dafür übertragen würde, dann müßte ich mich auch um das Ulpianum bemühen.


    Auf was Salinator mit dieser Frage wohl hinaus wollte?

  • Die weitere Debatte verlief im Sande und führte zu keinem Ergebnis, das in den Senatsprotokollen Niederschlag fand. So ging Macer schließlich zum nächsten Tagesordnungspunkt über.


    An einem anderen Tag, in einer anderen Sitzung, stand dann das Thema der Berichte aus dem Amtsleben wieder auf der Tagesordnung. "Heute setzen wir unsere Serie fort und hören Octavius Macer, der über seine Tätigkeit als Curator Aquarum sicher einiges spannende zu erzählen hat", leitete Macer den heutigen Redner ein.

  • Es dauerte eine Weile bis sich Macer von seinem hinteren Platz erhoben hatte und sich gesammelt hatte. Erst dann begann er zu sprechen.


    Werte Senatoren. Ich bin noch nicht lange im Amt des Curator Aquarum und habe doch schon manch etwas zu berichten. Insgesamt befinden sich die Wasserleitungen von Rom in einem sehr guten Zustand, weshalb mein Augenmerk zunächst vor allem auf den Erhalt dieses Zustandes gerichtet ist. In naher Zukunft möchte ich ein neues Aquädukt planen verwirklichen, welches vor allem den ärmeren Vierteln unserer Stadt zu gute kommt, dazu benötige ich aber die Unterstützung von zuverlässigen Aquariis, welche im Moment leider Mangelware sind.
    So komme ich auch schon zu meinem letzten Punkt. Es ist eine Schande für Rom, dass es wohl keinen Mann mehr gibt, der sich für solche Helferdienste wie die eines Aquarius opfern möchte. Es wird mein nächstes Ziel sein solche Männer aufzusuchen.


    Damit war sein kleiner Bericht beendet, gespannt wartete Macer auf Fragen oder Anregungen.

  • Erneut schien es etwas zu dauern, bis eine Debatte über den kurzen Bericht und die Sorgen des Curators in Gang kam, aber Macer ließ sich davon nicht entmutigen. Irgendwann würden die Senatoren schon merken, dass es nicht weh tat, sich im Senat zu beteiligen. "An welches Stadtviertel dachtest du genau?", erkundigte er sich derweil bei Octavius Macer, da er selber als ehemaliger Curator Aquarum die Schwierigkeiten einer solchen Planung nur zu gut kannte. Nicht ohne Grund hatte er selber auf die Umsetzung einer solchen Mammutaufgabe verzichtet.

  • Da die genauere Planung noch bevorstand, konnte Macer wenig Details nennen. Doch er wollte nicht ganz ahnungslos wirken und so brachte er seine groben Ideen zum Ausdruck.


    Ich dachte an ein Aquädukt zur Subura hin. Man könnte durch ein ausgeklügeltes Brunnensystem dem Plebs die Möglichkeit bieten frisches Wasser zu bekommen. Genaueres kann ich noch nicht sagen, ich muss mich noch mit den Mitarbeitern und Senator Iulius Centho absprechen, der mich in dieser Sache unterstützt.

  • Von Unterstützung für den Curator Aquarum durch weitere Senatoren zu hören war genau nach Macers Geschmack. So stellte er sich den Einsatz der Senatoren vor, wenn es um das Wohl der Stadt ging. "Nun, dann werden wir sicher gespannt sein, was es bald von diesem Projekt zu hören gibt", erwiederte Macer auf die Antwort des Curators. Zweifellos würde ein solches Projekt für regen und langanhaltenden Gesprächsstoff sorgen, sowohl im Senat als auch auf den Straßen Roms.

  • Der Consul hatte dankend aufgegriffen, was sein Amtsvorgänger initiiert hatte, entband ihn dies doch zu einem guten Teil von der Pflicht, neue Initiativen entwickeln zu müssen. So band er dann in eine der Sitzungen die Wortmeldung von Vinicius Lucianus ein, die vom letzten Vortrag offen geblieben war. "Heute spricht zu uns Vinicius Lucianus, der Curator Rei Publicae, und berichtet über seine Tätigkeit in Italia."

  • Und so war es auch, ich ergriff das Wort


    "Patres Conscripti,


    ich bin einer der euren und erfülle meine Aufgaben als Curator Rei Publicae mit der selben Hingabe zu Rom, wie als Senator, der hier unter euch weilt. Ich werde auch in Zukunft meine Aufgaben mit römischen Traditionen und Tugendhaftigkeit verbinden.


    Italia ist das Kernland unseres Reiches und verdient eine besondere Betreuung, einen besonderen Schutz und eine besondere Würdigung durch den Senat. Umso mehr bin ich froh, dass ich für diese Aufgaben ausgewählt wurde. Ich kann sagen, dass ich Italia mehr als schätze; es ist meine Heimat, genauso, wie die Urbs.


    Ich führte einige neue Beamte ein und entließ zwei unfähige sowie korrupte Diener Italiens. Dies war eine meiner ersten Amtshandlungen als ich die Verwaltung übernahm. Zudem bereiste ich die wichtigen Städte dieses sonnigen Landes. Ich hörte mir das Leid der Duumviri an. Ich schenkte jedem Bürger des Kernlandes ein offenes Ohr, wie es meine Aufgabe ist. Ich überprüfte die Wahlen und sorgte für die Einhaltung der öffentlichen Vorschriften. Des weiteren ist es mir eine besondere Ehre gewesen, die Straßen, die durch Italia führen, mit neuen Meilensteinen zu versehen, die deutlich lesbarer als die alten sind.


    Es sind zwar nur Kleinigkeiten, die ich hier berichten kann, jedoch freut mich die Tatsache, dass Italien blüht. Ich musste nur wenig dazutun, nur kleinere Probleme lösen.


    Vielen Dank."

  • Macer freute sich, dass die Berichterstattung durch die Amtsträger unter den Senatoren auch nach seiner Amtszeit fortgeführt wurde. Zudem schienen sich die Kollegen immer besser auf diesen Auftritt einzustellen. Zumindest hatte Macer den Eindruck, dass Vinicius Lucianus eine zwar kurze, aber dennoch wohlvorbereitete und eingeübte Rede hielt. Als sich Macer dann mit einer Antwort zu Wort meldete, ging es ihm jedoch um den Inhalt und nicht um die Form. "Eine Frage aus Neugier: Hast du bei der Aufstellung neuer Meilensteine mit den Curatores Viarum zusammen gearbeitet? Soweit mir bekannt ist, kümmern diese sich ja ebenfalls um die Staatsstraßen. Oder hattest du speziell kleinere Straßen im Blick bei deiner Maßnahme?" Solche Abläufe, wer für was zuständig war und wann mit wem zusammen arbeitete, war schließlich das, was für den Durchschnittsbürger meist im Verborgenen blieb, aber eigentlich wichtig zu wissen war, wenn man mal ein Anliegen oder eine Idee hatte.

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