Nach einer langen Reise

  • Nach seinem Gespräch mit seinem Vorgänger im Amt des Statthalters, suchte Modestus die örtliche Therme auf. Auch wenn Mogontiacum, trotz des Status als Sitz des Statthalters, im Vergleich zu Rom eher ein tristes Dorf war, hatte es zumindest diese Annehmlichkeit zu bieten. Er hatte zwar bisher nicht alles von Mogontiacum gesehen und nur von den Verhältnissen in Colonia Claudia Ara Agrippinensium gehört, dennoch hätte er seinen Sitz mittlerweile lieber dort gehabt. Aber der offizielle Sitz war hier und Rom würde einer Verlegung ohne guten Grund nicht zustimmen. Da dieser Posten ihn jedoch in die Riege der mächtigsten Männer des Reichs erhob, lies sich das alles verschmerzen. Und er würde ihm noch mehr Vorteile bringen, wenn er seine Karten richtig spielte.
    In der Therme war er mehr oder minder inkognito unterwegs, was an diesem Tag noch gut möglich wer. Wer sollte ihn hier schon kennen? Büsten und Bilder von ihm waren nicht im Umlauf, sodass hier wohl kaum niemand erkennen würde. Schon gar nicht ohne die teure Kleidung und die übliche Entourage. Modestus wurde nur von zwei engen Vertrauten begleitet, die erst vor kurzer Zeit in diese Position aufgestiegen waren. Ihre Vorgänger waren nun selbst bedeutende Männer und regelten die Angelegenheiten von Modestus in Rom. In einer Nische des großen Beckens genoß Modestus das Wasser, während sein Leibsklave Alvitus und sein Leibwächter Appius ihm Gesellschaft leisteten.

  • Das Julfest war vorüber und die Mengen die daran teilgenommen hatte nahmen entweder den Weg nach Hause oder den Weg in die Büsche um den Rausch auszuschlafen oder anders loszuweren. Scarpus war aufgekratzt von der langen Nacht und hatte auch noch keine Lust wieder zurück nach Confluentes zu reiten.
    Die Thermen waren hier nun das rechte Ziel um den Geist zu beruhigen und den Körper wieder in Schwung zu bringen der durch die Kälte steif geworden war.


    Das Prozedere durchlief er mit stoischer Ruhe, ohne Hast legte er die Kleindung ab und überließ diese einen der Sklaven der für jene Aufgabe anwesend war. Nach dem kalten Bad begab er sich nun ins Hauptbecken, wohlig geheizt und groß genug um einigen Personen Platz zu geben.


    Freundlich grüsste er die bereits Anwesenden welche ihm natürlich unbekannt waren und setzte sich auf den Vorsprung der unterhalb der Wasserlinie das Becken umschloß.

  • Modestus bemerkte den Neuankömmling und erwiederte dessen Gruß mit einem Nicken. Aber da dieser anscheinend nichts weiter zu sagen hatte, schenkte er ihm auch keine weitere Aufmerksamkeit, sondern lies wieder seine Blicke über die Einrichtungen der Therme schweifen. Vielleicht gab es hier einige Ausbesserungen und Verschönerungen, die er bei Gelgenheit durchführen lassen könnte. Schließlich hatte er vor die öfters aufzusuchen. Bei diesem eher kalten Klima Germanias kein Wunder.

  • Schweigen herrschte gerade im Raum und Atius Scarpus kam nicht herum zu denken hier irgendwie fehl am Platze..ja geradezu unerwünscht.. zu sein. Er räusperte sich und meinte dann...


    Kalt ist es heute nicht wahr? Da ist es gerade richtig ein warmes entspannendes Bad zu nehmen. Er wusste weder den Namen noch generell wer die Personen waren daher richtete er seine Frage an alle die im Moment anwesend waren.

  • "Nun im Verhältnis zu anderen Provinzen, würde ich sagen, dass es in Germania immer kalt ist. Fast zu kalt für meinen Geschmack, aber es gibt eben Verpflichtungen denen man nicht entgehen kann. Aber zumindest hat Mogontiacum den Vorzug einer eigenen Therme."


    entgegnete Modestus, während seine beiden Begleiter, Lucius und Alvitus, daraufhin schwiegen. Vorerst, so beschloss Modestus, würde er ersteinmal Inkognito bleiben.

  • Scarpus musterte den Mann. Anscheinend kam er aus dem Süden. Seine Haut war dünkler als jene der hier ansässigen Bewohner. Und..das er nicht von hier stammte..so mutmaßte Scarpus...nahm er aus der Bemerkung dass der Unbekannte einer Verpflichtung nachkam.


    Das kann ich mir vorstellen. Schliesslich ist es in Hispania um einige Grade wärmer als hier. Du bist also nicht aus Germanien? Aus dem Süden? Und hast hier Verpflichtungen nachzukommen?
    Darf man erfahren welche Art von Verpflichtungen dies sind?


    Er ließ beide Hände ins Becken gleiten und fügte die Handkanten zusammen um dann das Wasser welches sich in der Mulde sammelte langsam über sein Gesicht rinnen zu lassen.


    Leider fehlt eine solche Einrichtung in Confluentes. Man ist also gezwungen mehrere Meilen zu reiten um sich entspannen zu können fügte er dann schmunzelnd hinzu.

  • "Aus Italia um genau zu sein. Hast du schoneinmal von Mantua gehört? Auf jeden fall hat man mir hier eine gute Stelle in der Verwaltung angeboten, da konnte ich kaum Nein sagen."


    erklärte Modestus lapidar, als wäre es nur ein unbedeutender Posten innerhalb der Verwaltung. Schließlich brauchte noch nicht jeder gleich wissen wer er war. Und sollte es doch nötig sein, dann konnte man es immernoch sagen.


    "Confluentes sagst du? Zu Pferd? Dienst dort bei der Ala? Ich glaube Ala Numidia heißt sie oder nicht? Unter ..."


    fragte Modestus nun zurück, denn der Mann machte auch einen soldatischen Eindruck auf ihn. Zumindest war sah er halbwegs fit aus. Der Name des Kommandeurs kam ihm allerdings nicht in den Sinn und nach einen Moment half ihm einer seiner beiden Begleiter mit dem Namen aus.


    "Gaius Terentius Primus."


    "Ahja, Terentius Primus."

  • Ja Mantua ist mir bekannt. Ich war zwar noch nie da aber da ist die Legio I stationiert. Ich komme aus Hispania, Taracco.
    In der Curia oder gar in der Provinzverwaltung? Muss ja auch recht aufregend sein wenn man ausserhalb Italias einen Posten zugeschrieben bekommt oder? Gaius Terentius Primus ist ein korrekter Mann. Ich diene in der ALA, du hast recht angenommen. Und...mein Name ist Atius Scarpus. Duplicarius in der ALA.


    Er lächelte nun noch breiter aufgrund der guten Unterhaltung mit einem Fremden der anscheinend keine Probleme hatte sich auch ein wenig auszutauschen.

  • "Taracco sagst du? Dort war ich auch schon einmal tätig. Während meiner Zeit als Quaestor Provincialis war ich ein Jahr lang Statthalter. Vielleicht hast du schon von meiner Arbeit dort gehört?"


    fragte Modestus schmunzelnd. Es war nur ein Jahr gewesen und er hatte auch keine besonderen Projekte angegangen, aber vielleicht erinnerte man sich ja noch an ihn. Wobei er nicht unbedingt damit rechnete. Das war schließlich auch schon einige Jahre her. Gut und gerne 15 Jahre, aber die genau Anzahl der Jahre war ihm im Moment entflogen.


    "Mein Name ist übrigens Kaeso Annaeus Modestus."


    stellte sich Modestus nun im Gegenzug vor. Der Mann war also sogar ein Unteroffizier? Interessant. Er hatte sowieso vorgehabt der Ala II Numidia bald einen Besuch abzustatten. Man würde sehen was sich daraus ergab.


    "Senator und neuer Legatus Augusti Germanias."


    fügte der Sklave Alvitus, einer der beiden Begleiter, dienstbeflissen dem Namen seines Herrn hinzu.

  • Ich würde lügen wenn ich nun Lobeshymnen anstimme über deine Taten in Taracco. Wie lange ist es denn her als du in Hispania tätig warst? Es tut mir wirklich leid, Annaeus Modestus. Nachdem er den Satz beendet hatte ließ er wieder Wasser über seinen Kopf laufen und bekam nur die Hälfte mit was einer der Sklaven sagte...


    Einen neuen Provinzpraefekten haben wir..ja das weiß ich mittlerweile auch schon antwortete Scarpus nun dem Sklaven


    Kennst du denn Herrn? wendete er sich auch gleich an Modestus mit fragenden Blick. Es wäre wirklich interessant den neuen Legatus Augusti kennenzulernen. Wahrscheinlich wird er sowieso demnächst im Castellum erscheinen und sich mal umsehen....

  • "Och, das ist schon länger her und spielt auch keine so große Rolle. Einen Provinzpraefekten? Sicherlich nicht. Ich glaube nicht, dass Germania jemals von einem ritterlichen Praefecten geführt werden wird. Und ich glaube du hast den guten Alvitus falsch verstanden. Der Legatus Augusti Germanias ist mir nicht nur bekannt. Ich bin der Legatus Augusti pro Praetore."


    erklärte Modestus, da der Duplicarius den nicht so ganz dezenten Hinweis seines Sklaven Alvitus nicht so richtig verstanden zu haben schien.

  • Scarpus hätte nie soviel essen können wie er nun kotzen wollte. Er saß mit dem Statthalter Germaniens in einem Becken und plauderte munter drauf los als wäre es ein Bekannter. Schwer schluckte er nun den Kloß hinunter und lächelte verlegen den Legaten an.


    Ich glaube nun hab ich den Vogel abgeschoßen...mitten ins Schwarze...er musste kurz überlegen und fuhr fort. Und ich bitte um entschuldigung dass ich nun nicht die angemessene Haltung annehme..ich glaube es wäre recht respektlos im Adamsgewand hier nun zu salutieren.

  • "Natürlich. Aber was deine Ala angeht. Ich bezweifle, dass ich sie in naher Zukunft besuchen werde. Ich kann schließlich nicht jede Auxilliareinheit der Provinz aufsuchen. Es gibt fast ein dutzend Alae in Germania. Da wäre ich wohl nur auf Reisen. Von den vielen Cohortes der Hilfstruppen ganz zu schweigen."


    sagte Modestus und winkte ab schmunzelnd ab. Die Reaktion des Atiers belustigte ihn irgendwie, aber er hatte es auch darauf angelegt ihn zu schockieren.


    "Und was ist mit dir? Du bist Duplicarius? Ich nehme an du möchtest in Zukunft einmal eine eigene Turma übernehmen?"

  • Das wäre die nahe Zukunft, aber mein Hauptziel ist es die Academia Militaris zu besuchen. Ein Decurio ist zwar schon ganz gut doch sollte man nicht aufhören nach mehr zu streben. Soweit ich über meine Familie informiert bin war noch niemand in der Position. Zufälligerweise wurde ich von Decurio Ocellus, er ist die rechte Hand des Praefecten, auf Interesse angesprochen. Es ist jetzt abzuwarten wie sich alles entwickelt.Leider wurde meine Anfrage wegen eines Kurses für Medizin negativ beantwortet. Es wird im Moment keiner abgehalten. Und dies wäre auch interessant da ich Capsarius bin
    Vielleicht sollte er einfach den Legaten irgendwie auf den Gedanken bringen seinen Einfluß geltend zu machen um schneller voran zu kommen doch...nein, es war nicht seine Art. Wahrscheinlich müsste er seine Seele verkaufen wenn sich so ein Deal machen ließe.
    Und ein Posten nach dem Militär würde er sicherlich schnell finden...in einer Stadt oder in der Provinzverwaltung....

  • "Nun um Decurio zu werden brauchst duch eigentlich kein Examen. Unteroffiziere dürfen es sowieso nur mit Ausnahmegenehmigung ablegen."


    erklärte Modestus und winkte ab. In letzter Zeit meinte jeder Miles er müsse Examen ablegen. Für Optiones war es schon üblich das Examen Primum abzulegen und für Centurionen auch die höheren Examen. Diese Entwicklung gefiel ihm garnicht. Was nutzte einem Optio oder einem Centurio Kenntnisse über höhere militärische Taktik, wenn sie doch sowieso nur ihre 80 Mann in die Schlacht führen würden, während andere Männer die Entscheidungen trafen, die in diese Gebiet fielen.


    "Nach mehr streben? Viel kannst du nach dem Decurio nicht mehr erreichen. Die Ala bietet für dich keine höheren Posten und Decurionen werden selten Primus Pilus oder Praefectus Castrorum soweit ich weiß. Und Medizin ist gut und wichtige, aber weiter wird dich das wohl auch nicht bringen. Aber zum Decurio sollte es ein fähiger Duplicarius auf jeden Fall bringen können. Zumindest wenn er die richtige Fürsprache hat."

  • Modestus machte keinerlei Versuch dem jungen Atier die Hoffnung zu behalten weiter als bis zum Decurio zu kommen. Die Academie war auch überflüssig laut der Ausführung des Statthalter...aaaber hier blickte nun Scarpus Modestus abschätzend an.
    Was meinte er mit seiner letzten Aussage dass durch die richtige Fürsprache ein Posten als Decurio möglich sei..


    Legat. Du sagtest eben dass durch die richtige Fürsprache eine Beförderung zum Decurio kein wirklich Problem sein sollte.
    Mit der richtigen Fürsprache wäre es möglich über diesen Rang hinauszukommen zusätzlich mit Examen der Academia?
    Und wäre es nicht auch durch Fürsprache möglich diesen Klienten eventuell zu einem höheren Stand zu verhelfen? Wodurch wiederrum die Möglichkeit bestünde höhere Posten zu erreichen?

    Scarpus löcherte Modestus mit Fragen und war nicht darauf bedacht diesen vielleicht damit zu belästigen. Dann kam ihm ein Gedanke...Sein Patron ließ seit längerer Zeit nicht mehr von sich höhren. Der letzte Brief an ihn blieb unbeantwortet und....


    Kennst du jemanden der einen Duplicarius unterstützen würde auch wenn die...wie soll ich sagen..also wenn die Laufbahn für diesen als Decurio den Zenit darstellt. Was für Gewinn hätte jener daran? Du sagtest selbst dass der Rang eines Unteroffiziers nicht besonders nennenswert sei.
    Das Thema begann interessant zu werden schliesslich konnte man hier allerhand theoretischer Lebensläufe erstellen, den Nutzen für einen Mäzens und den Nutzen des Klienten.
    Mit interessierter Miene wartete Scarpus nun auf die Antworten auf seine Fragen und Überlegungen.

  • "Für einen fähigen Mann, der stets bemüht ist, wird das sicher kein Problem darstellen. Dabei sind auch höhere Dinge für solche Männer erreichbar. Wobei das aber ganz auf den Mann ankommt. Für jemand der stets sein Bestes gibt, sich stets um die Einheit und seine Männer kümmert und sich verdient macht, ist vieles möglich. Aber für jemand, der nur seine Dienstzeit abreist, seinen Sold einstreicht und sich sonst nicht kümmert, ist das eine andere Sache."


    antwortete Modestus und überging dabei einige andere Dinge, die der Atier gesagt hatte. Zum Decurio konnte der Atier es sicher bringen. Und was danach kam? Aber als Plebejer war nach dem Decurio in der Regel Schluss. Andererseits kannte der Atier wohl hoffentlich den Werdegang seines Kommandanten. Aber solche Ehren erlangte nicht jeder.

  • Nun. Klar ist dass ohne Leistung kein Lohn zu erwarten ist. Welches natürlich nicht meine Entscheidung istzu Urteilen ob die Arbeit gut gemacht wird oder auch nicht. Dafür ist Decurio Ocellus und die anderen Offiziere zuständig eine beurteilung abzugeben. Die andere Sache ist dass ich niemanden habe der für mich Empfehlungen aussprechen könnte. Mein Patron lässt seit längerer Zeit nichts hören von sich...auch nach dem letzten Schreiben an ihn bekam ich keine Antwort. Ich hoffe nur dass er wohlauf ist und nichts schlimmes passiert ist.

  • "Nun dann hast du wohl zwei Möglichkeiten. Entweder du suchst dir einen neuen Patron, der dir weiterhelfen kann, oder aber du stehst weiterhin Treu zu deinem alten Patron. Für beides gibt es gute Gründe."


    erklärte Modestus lakonisch, denn die Wahl musste der Atier selber treffen. Im Grunde war die Wahl auch nicht ganz einfach. Schließlich war es immer so eine Sache seinen Patron zu wechseln, aber wenn dieser nichtmehr weiterhelfen konnte... Andererseits warum hatte er den Mann, wer immer es auch war dann überhaupt als Patron angenommen. Das konnte der Atier nur selbst wissen und interessierte Modestus auch eher wenig.

  • Vielleicht kannst du mir helfen. Kennst du Spurius Tiberius Dolabella? Er ist mein Patron und wie gesagt...ich habe schon seit längerer Zeit nichts mehr von ihm gehört. Da du ja erst vor kurzem aus Rom gekommen bist könnte es ja sein dass du irgendetwas weißt.


    Es würde mir in der Entscheidung sehr helfen...ob ich nun einen neuen Fürsprecher bestimmen muss oder nicht....


    Bedauernd dachte er an Dolabella. Erst war er verschwunden, dann tauchte er einfach wieder auf und bot sein Patronat an um dann wieder nach kürzester Zeit wieder zu verschwinden...so hatte es zumindest den Anschein.

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