[Inficet Mantua in morbum incidet] Das Geschehen in der Stadt

  • "Gut zu wissen," meinte er, war aber dennoch besorgt, denn gerade wenn man nichts von den Kranken sah, wusste man nicht, wie viele es am Ende wirklich gab, wie viele unbekannte Herde. Wie viele Komplikationen. Aber das war im Moment nicht zu ändern. Vielleicht zusammen mit dem Medicus.


    Er war nicht unglücklich über die Begleitung der Soldaten und nickte schließlich, als der Mann meinte, sie würden warten. Er trat an die Tür und betrat diese wenig später. Eine Weile blieb er in dem Haus drin und kam dann schließlich mit mehreren Beuteln wieder raus. "Ich denke, ich habe erst einmal alles," meinte er. "Möchtet Ihr mit bis zum Medicus oder trennen sich unsere Wege hier?"

  • Die Zeit, die sie auf den jungen Mann warteten, blickte Licinus fast ununterbrochen zu der Tür. Nur wenige Male streifte sein Blick zur Tür der officina und über seine Männer. Die meisten schienen nervös, wie schon zu Beginn der Patrouille, aber der Zustand schien stabil.


    Als der Artorier wieder heraus kam und offensichtlich nicht allzu schwer beladen war antwortete:
    "Wir haben eigentlich einen anderen Weg vor uns. Wenn du allein klar kommst, es gibt dort etwas, was ich mir ansehen will."
    Licinus machte eine vage Handbewegung zu der Tür hin, die er beobachtet hatte.

  • Auch Celsus wartete. Und dieses Warten zehrte an seinen Nerven. Zwar hatte er während der Nord-Patrouille gelernt, daß Warten mitunter lebensrettend sein konnte, doch er gehörte zu denen, die diese Zeit zu verkürzen wußten und wollten.
    Und er wollte wissen, was da hinter der Tür war.
    Doch hier gab nicht er die Befehle.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Als der Artorier wieder heraus kam und offensichtlich nicht allzu schwer beladen war antwortete:
    "Wir haben eigentlich einen anderen Weg vor uns. Wenn du allein klar kommst, es gibt dort etwas, was ich mir ansehen will."
    Licinus machte eine vage Handbewegung zu der Tür hin, die er beobachtet hatte.


    Er nickte nur und machte einen Moment ein nachdenkliches Gesicht. "Eine letzte Frage noch: gibt es in der Stadt noch einen Kräuterhändler?" Die Herren mussten ihn eindeutig nicht begleiten, aber die Auskunft war schon noch wichtig.

  • "Sicher doch. Es gibt mehrere Kruterhändler in der Stadt. Wie viele davon aber noch Ware übrig haben oder überhaupt noch in der Stadt sind...", er ließ den Satz unvollendet und hob die Achseln, sodass die Lederriemen, die die lorica segmentata hielten knirschten.
    "Die meisten wirst du unmmittelbar bei den Ärzten finden. Und ich denke, einige billige auch bei den lupanaren."
    Warum durfte klar sein, und so vermied Licinus irgendwelche Erklärungen.
    "Nun, denn vale bene und sei Aeskulap mit dir." verabschiedete sich Licinus von dem Artorier.


    Dann führte er seine Männer vor das Grundstück.
    "Consistite!" rief er, als sie vor dem Tor standen.
    "Voluntarius ad inspektionem progredde!" ~ Freiwilliger zur Durchsuchung vortreten.
    Der strenge Blick, mit dem Licinus seine Soldaten streifte, machte klar, dass mindestens einer von ihnen würde vortreten müssen. Ein zurückbleiben aller würde der centurio nicht akzeptieren und allen eine Strafe aufbrummen.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Voluntarius ad inspektionem progredde!" ~ Freiwilliger zur Durchsuchung vortreten.


    Das mit dem voluntarius hätte er gar nicht zu sagen brauchen dachte Celsus. Für ihn war es nicht einmal selbstverständlich sich zu melden. Er war Soldat, ganz einfach! Und daß er der eine war, darüber verschwendete er keine weiteren Gedanken.


    Ohne mit der Wimper zu zucken trat er zwei Schritte vor.


    "Ecce me, centurio!" (*)




    Sim-Off:

    (*) Da bin ich, centurio!

  • Und schon trat einer der Soldaten vor.
    "Ah Decimus, vorbildlich", antwortete Licinus, "na, dann wollen wir mal. Der Rest: Absichern und bereithalten!"
    Licinus ging zum Haus und trat in den offenen Türrahmen.
    "Salvete?!" rief er. Und noch einmal, noch lauter:
    "Salvete?!"
    Wieder blieb die Antwort aus, Licinus warf einen missmutigen Blick.
    "Also schön. Wir gehen rein."
    Er schnaubte und legte grimmigen Blickes die Hand auf den Schwertknauf, dann ging noch tiefer in das Haus. Sofort fiel ihm auf, wie unordentlich es hier war. Die Möbel waren auseinandergerissen und mehr oder minder alles zerschlagen.
    Mit Gesten deutete er dem Decimer nach rechts zu gehen, während er selbst sich nach links wenden würde.

  • Zerbrochene Möbel überall. Truhen, denen der Boden ausgeschlagen worden war. Stroh aus Matratzen, die aufgeschnitten und hastig durchwühlt worden waren. Eine umgeworfene Büste, deren abgebrochene Nase nur ein paar Schritt weiter lag. Nur die schönen Wandmalereien vermochten einen Eindruck des Hauses vor der hier herrschenden Zerstörungswut geben. Und über allem lag ein alarmierend süßlicher Geruch nach geronnenem Blut. Und man musste nicht weit zu gehen, ehe man die ersten blutigen Fußspuren fand.


    Alle hatte man getötet. Im Atrium lagen zwei Sklaven, noch zu erkennen an den Bullae um ihren Hals. Die Schnitte in den Unterarmen des kräftigeren Burschen zeugten davon, dass er sich zu wehren versucht hatte. Doch vergebens. Triclinum, Culina, Vorratsräume lagen Rechts. Auch hier ein Bild der Zerstörung. Die Köchin lag auf dem Boden der Küche, neben ihr noch der Topf, dessen Inhalt auf dem Boden verschüttet war. Es mochte wohl Hühnerbrühe sein, nur das Huhn fehlte. Auch sie hatte einige Stiche abbekommen und lag in ihrem eigenen Blut. Es war schon so klebrig geronnen, dass das hier eindeutig mehr als eine Stunde her sein musste. Die Vorratskammer war fein säuberlich geplündert, Essbares war nicht zurückgelassen worden.


    Doch der schlimmste Anblick war links des Atriums zu finden, wo die Cubicula lagen. Im ersten lag der tote Hausherr in seinem Bett. An seiner rechten Hand fehlten drei Finger, die offensichtlich abgeschnitten worden waren. Und ihm war die Kehle aufgeschnitten worden, so dass sich die seitlich ebenfalls aufgeschnittene Matratze rot durchtränkt hatte. Wegen des Ausblutens des Körpers konnte man wohl nicht sehen, dass der Mann auch vor seinem Tod schon ungesund blass gewesen war. Lediglich die verstreuten Binden und der das Blut überdeckende Geruch von Essig in der Luft mochten verraten, dass dieser Mann krank gewesen war.
    Jedoch war der Anblick seiner Tochter wohl am grausamsten. Ein hübsches Mädchen mochte sie gewesen sein, vielleicht 15 Jahre alt oder jünger. Nun lag sie mit todesstarren Augen auf dem Boden ihres Cubiculums, die Kehle so tief aufgeschnitten, dass man durch das klaffende Loch Luft- und Speiseröhre sehen konnte. Ihr Kleid lag in Fetzen und war ihr bis zum Bauch hochgeschoben. Nicht einmal ihrem toten Körper hatte man den Respekt erwiesen, sie zu bedecken.



    Alles von Wert im Hause fehlte. Gold, Schmuck, Vorräte. Wer immer hier gewütet hatte, er hatte seine Beute mit sich genommen.

  • Celsus hielt sich auf der rechten Seite und tastete sich an der Wand entlang. Der süßliche Geruch, der ihm schon am Eingang in die Nase ging, wurde immer stärker und schließlich unerträglich. Er zog sein focale vom Hals und band es sich um die Nase.


    Dann sah er das Inferno. Wie festgewurzelt stand er da. Wer hatte hier gewütet. Er war der Überzeugung, daß er es hier nicht mit Menschen zu tun haben konnte. Und er wußte nicht, was er hier tun konnte.


    Endlich hatte er sich gefaßt. Hier mußte ein anderer entscheiden.


    "Centurio,"


    mehr brachte er nicht heraus.

  • Verbrannte Erde. Anders konnte man die direkte Umgebung von Mantua mittlerweile garnicht mehr nennen. Hätte Vala auch etwas für Melodramatik übergehabt, hätte er es wohl Land der Tränen genannt. Oder noch etwas kitschiger: Land der Verlorenen. Oder Land ohne Hoffnung. Land des Vergessens. Land des Blabla.
    Für Vala war es hingegen einfach nur verbrannte Erde. Wegen der vielen Feuer, die die Toten ins Elysium befördern sollten. Aber selbst das nahm ab. Nicht lange nach dem Ausbruch ging erst das Feuerholz aus um die vielen Toten zu verbrennen, bis man sie irgendwann zusammen verbrannte, und nicht viel später kaum mehr. Als dann auch noch den Überlebenden die Kraft und der Wille ausging, sich den Traditionen entsprechend um ihre Toten zu kümmern, ging es selbst mit den Toten bergab. Was hatte Vala an diesem Tag nicht alles gesehen? Ungezählte abgebrannte Totenfeuer, bei denen man sich nicht mehr die Mühe gemacht hatte nachher die Überreste der Verstorbenen in Urnen zu füllen. Brandstätten, bei denen man nicht genug Holz gesammelt hatte und die man noch an den verkohlten Resten der Toten erkennen konnte, die jetzt als traurige Mahnmale des Niedergangs der Sitten in dieser Krise unbeachtet auf den Feldern lagen.
    Und selbst wenn sich eine Bestattung fand, bei der die Trauergemeinde mit Präsenz glänzte, zeigte sich wie sehr die Gesellschaft der Stadt mit der Situation überfordert war. Die Geschichte, dass sich ein Toter während der Verbrennung schreiend in den Flammen wälzte verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch die wenigen Gespräche die noch auf den Straßen stattfanden, und sorgten noch einmal zusätzlich dafür, dass immer mehr Menschen die Stadt verließen um dem Grauen zu entkommen.


    Was hatte Vala hierher getrieben? Was bei Loki und all den tyrannischen Mären seiner Heimat hatte ihn an diesen Ort gebracht? Es war eine rhetorische Frage, und die Gewissheit der Antwort in ihm selbst machte die Sache nicht besser für ihn. Er brauchte sich nur umdrehen... nur einen halben Schritt, und er würde den Grund manifest mit den eigenen Augen sehen. Aber er konnte nicht. Nein, er WOLLTE nicht. Bei all den Toten, die er in den letzten Tagen gesehen hatte und sie sofort wieder vergaß, diesen Anblick würde er nicht ertragen können. Und er hasste die Welt dafür, dass er es musste.
    Als eine der reicheren Familien der Stadt hatte man es sogar fertig gebracht noch zwei Klageweiber zu organisieren, die mit ihrem jämmerlich-einsamen Gejaule mehr eine Farce denn eine Referenz an die Tradition darstellten. Die Gruppe der Trauernden war dennoch kaum mehr als eine handvoll Menschen groß. Die beiden Brüder, die Mutter, eine Schwester... und Vala. Die zwei Sklaven, die mit ihrem Herrn nicht schon vor einer Woche in das Eiterkochende Elysium gefolgt waren rechnete er schon garnicht mehr dazu. Sie würden eh vergehen, wie alles hier. Wie Valas Selbstbeherrschung, wenn er sich umdrehte. Und warum? Nicht weil sie dort lag, aufgebahrt auf dem Holz, dass man aus einer alten Bruchbude geschlagen hatte um die Tochter des Hauses nicht wie die restlichen verlorenen Seelen dieser Gestade den Krähen preiszugeben. Nicht weil sie es war, die er noch vor so kurzer Zeit quickfidel und besorgt um all die kranken Menschen in der Stadt hatte für eine Besserung schuften sehen, zum Argwohn ihres kranken Vaters und ihrer Brüder. Hatte er die Nachricht von ihrem Tod in der steten Erschöpfung, die ihn seit Tagen im eisernen Griff hatte, noch beinahe teilnahmslos zur Kenntnis genommen, hatte ihn der Anblick der Toten bei der Aufbahrung auf dem Holz mit nicht weniger als kaltem Grauen erfüllt.
    Es war seine Mutter, die dort lag. Nicht die Luscia, mit der er immer wieder das Bett geteilt hatte. Es war Alrun, Weib des Leif. Mutter des Alrik. Und sie war tot. Schon wieder. Oder immernoch? Wie bizarr der Gedanke auch war, es war der gleiche Anblick wie vor fast genau einer Dekade. Die Menschen weinten um die vielversprechendste Tochter des Hauses, eine Tochter Mantuas, und eine der vielen die in diesen Wochen ihr Ende fanden. Doch es war Iulia Duccia Germanica die Vala auf dem hölzernen Totenbett liegen sah. War er wieder Kind? Er fühlte sich so... genauso hilflos dem Anblick ausgeliefert wie damals, aber nicht mehr geschützt von kindlichem Unverständnis für das Geschehen. Und sein Vater stand auch nicht mehr neben ihm, mit steinerner Miene, den Übergang seines geliebten Weibs nach Utgard betont regungslos ertragend. Er war allein. Von den Göttern verlassen und alleine dem Grauen ausgesetzt, dass die Nornen schon so früh in sein Leben gebunden hatten und es jetzt wiederkehren ließen. Er war gelähmt vor Angst, und alleine die Erkenntnis dessen zwang ihn dazu, sich umzudrehen. Keine Schwäche. Bei den Göttern, keine verdammte Schwäche!
    Er zog sich die Kapuze seiner Toga so tief ins Gesicht wie der Anstand zuließ um sich wenigstens den Ausdruck der Schwäche vor den anderen zu ersparen. Aber es ersparte ihm nicht den Anblick der toten Alrun. Den Anblick des Gesichts, das er seit so langer Zeit nicht gesehen hatte, und eigentlich auch nie wieder sehen wollte. Er hatte nicht darum gebeten, und fragte sich ernsthaft, warum man ihn damit strafte? Seine Bauchgegend verkrampfte sich derart, dass er das Gefühl hatte er würde zu Stein. Und irgendwo wünschte er sich das auch. Stein zu werden. Kalter, emotionsloser Stein, wie die Statuen in den teuren Gräbern der Stadtoberen.
    Ihr Gesicht war eine Verzerrung dessen, was Vala so lange hatte mütterliche Liebe geschenkt, in Zeiten in denen sie Baumrinde und tote Ratten aßen um nicht zu verhungern. In denen sie in Erdlöchern gehaust hatte um den Schergen Modoroks nach einer verlorenen Schlacht zu entgehen. In denen sie wieder eins von Valas Geschwisterchen verloren hatte.
    Und auch jetzt würde sie das. Der leicht gewölbte Bauch der Toten ließ keinen anderen Schluss zu. Und selbst wenn sich die Realität zurück in Valas Geist kämpfte, machte es das nicht besser. War er nicht der Bruder des toten Kindes im Leib der ebenso toten Alrun, so war er der Vater des toten Kindes im Leib der toten Matiena.
    Die Zeremonie fand ihr Ende, und das Feuer seinen Weg zum Leib der Toten. Als die Flammen ihr Werk begannen, biss Vala die Zähne so sehr zusammen, dass es weh tat. Jeder Muskel in seinem Körper, der sich seit einiger Zeit nurnoch taub anfühlte weil er kaum schlief noch sich überhaupt irgendwelche Ruhe gönnte, er war jetzt zum Zerreissen gespannt. Selbst als knirschend ein Stück eines Eckzahns splitterte bekam Vala es nicht mit. Zu sehr war er damit beschäftigt sich mit dem Rest seiner Selbstbeherrschung gegen die Panik zu stemmen, gegen das Grauen das ihn wie ein Mahlstrom in den Abgrund zu reißen drohte. Das einzige, was sich Vala vergegenwärtige waren die Tränen. Die er ebenfalls genau seit dem Tod seiner Mutter nicht vergossen hatte, und um die zu bekämpfen er jetzt einfach zu schwach war. Wie damals. Er hasste es dafür. Und er hasste sich dafür.
    Und dann war es vorbei... wie in Trance begriff Vala, dass das Feuer seine Aufgabe vollbracht hatte. Die Geschwister der Toten begannen damit, ihre äschernen Überreste in eine Urne zu füllen, und schließlich löste sich die Gruppe auf, ohne dass jemand ein Wort miteinander wechselte. War es die Furcht oder die Trauer, es machte keinen Unterschied, denn Vala war wieder alleine. Und er blieb es noch eine geraume Weile, bis sich die Realität zurück in seinen Geist gekämpft hatte, und mit stoischer aber verzweifelter Bestimmtheit den Beinen befahl sich zurück zu seinem Gaul zu begeben. In der Stadt die Toga gegen die Rüstung zu tauschen. Und zurück zum Castellum zu reiten.


    Was seine Zeit brauchte, denn das Pferd bestimmte das Tempo. Er selbst dämmerte nur über die Straßen, bis der Anblick des Castellums und der am Tor angebrachten Trennungszelte, eine Idee des Primus Pilus, ihn etwas näher in Richtung Wachheit rückte.
    Den Gruß erwiderten die Soldaten erst mit nur halbherzig vorgebrachter Aufmerksamkeit, doch als sich der Blick eines Legionärs an Valas Gesicht heftete und kreidebleich wurde, wandten sich mehr Soldaten dem Tribunen zu.
    '...eh... Tribunus Duccius? Alles in Ordnung?', war die leicht zögernde aber deutlich hörbar angsterfüllte Stimme eines der Wachhabenden, und Vala quittierte die Frage mit erschöpfter Ahnungslosigkeit. Natürlich. Was sollte denn auch sein? Er war einer Wiedergängerin begegnet und hatte dabei den Verstand verloren. Das war geschehen. Aber nicht weiter der Rede wert... vor allem nicht vor den Soldaten.
    '...dein Gesicht, Tribunus... du blutest.'
    Mit träger Regung führte Vala die Hand an seine Wange, und führte sie langsam über sein Gesicht, bis er unter seiner Nase etwas klebriges spürte. Als er ungläubig seine Finger betrachtete, waren sie im Licht der Dämmerung dunkelrot verfärbt.
    Die Soldaten schafften es nicht einmal seinen Fall zu stoppen, so schnell fiel Vala vom Rücken seines Pferds. Den Aufschlag bekam er nicht einmal mit, denn es war Nacht um ihn geworden.

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Sicher doch. Es gibt mehrere Kruterhändler in der Stadt. Wie viele davon aber noch Ware übrig haben oder überhaupt noch in der Stadt sind...", er ließ den Satz unvollendet und hob die Achseln, sodass die Lederriemen, die die lorica segmentata hielten knirschten.
    "Die meisten wirst du unmmittelbar bei den Ärzten finden. Und ich denke, einige billige auch bei den lupanaren."
    Warum durfte klar sein, und so vermied Licinus irgendwelche Erklärungen.
    "Nun, denn vale bene und sei Aeskulap mit dir." verabschiedete sich Licinus von dem Artorier.


    Er nickte ergeben. Die Nachricht hatte er befürchtet. Denn schon hier war die Ausbeute nur mickrig gewesen. Seufzend verabschiedete er sich und meinte nur noch: "Wenn Euch Kranke begegnen, bringt sie zu dem Medicus, bei dem ich helfe." Er nannte den Namen und die Adresse und verabschiedete sich ebenso um sich auf die Suche nach weiteren Kräutern zu machen. Es dauerte lange und die Ausbeute war mickrig, aber schließlich kehrte er zu dem Medicus zurück um diesem das Ergebnis des Tages zu präsentieren. Nichts, was diesen wirklich begeisterte aber in diesen Tagen musste man wohl schon mit wenig zufrieden sein.

  • Licinus war in den ersten Raum auf der linken Seite gegangen.
    Er hatte den Raum betreten, bevor er gemerkt hatte, dass es wohl einmal ein Krankenzimmer gewesen war.
    Auch er hatte sich ein Tuch vor Mund und Nase gepresst, weswegen er dne Essiggeruch anfangs nicht wahrnahm. Und die Binden waren im allgemeinen Chaos erstmal untergegangen.
    Die einzige Person im Raum war jedoch nicht an einer Krankheit gestorben, wie er von draußen an dem Schnitt in der Kehle schon von der Tür aus hatte sehen können. Also betrat er langsam den Raum und erkannte nach zwei vorsichtigen Schritten auch die Verstümmelungen der Hände und die Binden. Rasch zog er sich wieder zurück, um sich nicht mit den Winden zu infizieren.
    Wirklich schocken konnte ihn jedoch erst der nächste Raum.
    Aus Parthia kannte er noch die Bilder von sterbenden und verstümmelten Soldaten, Zivilisten und vor allem junge Mädchen waren jedoch etwas anderes. Das ging ihm nahe. Langsam näherte er sich dem Mädchen und bedeckte vorsichtig ihre Scham. Dabei murmelte er ein Totengebet vor sich hin, das er jedoch nicht beenden konnte, als er hörte, wie der Decimer nach ihm rief.
    "Verdammte Arsch***" zischte er und setzte einige weitere Flüche hinterher, während er seine Hand zurück an den Schwertgriff legte und in Richtung der Stimme des Decimers eilte.
    Wieder kam er an den beiden Toten Sklaven im Atrium vorbei. Eben hatte er sich kaum beachtet, gedacht, dass ein Räuber die Wachsklaven tötete, damit sei zu rechnen. Angesichts der Bestialität, anders konnte er es nicht sagen, in den beiden hinteren Zimmern, hatte sich auch seine Sicht auf diese beiden geändert.
    Am Ende des Tricliniums sah er den Decimer und stellte sich seitlich hinter ihn, wodurch er einen Blick auf die Küche bekam.
    Ihm offenbarte sich ein geradezu groteskes Stillleben. Das Chaos und das auf dem Boden verteilte Essen, dass sich mit dem Blut der toten Köchin, die inmitten des ganzen furchtgebietetenden Ensembles lag.
    Licinus legte dem Mann die Hand auf die Schulter und drehte ihn um.
    "Ich weiß. Drüben sieht es ähnlich aus."
    Er selbst war auch sehr blaß, aber dennoch froh, dass er die Seiten so verteilt hatte. So war dem jungen Mann das schlimmste erspart geblieben. Vor allem wenn es die ersten Toten waren.
    "Geh raus! Schick einen der Männer zur Curia. Er soll ihnen sagen, dass eine Räuberbande hier umgeht. Und dass dieses Haus die Leichenträger braucht.
    Ich komme gleich nach.
    Abi!"

    Und schnapp frische Luft, aber das sagte Licinus nicht.


    Sobald der Mann das Haus verlassen hatte, betrat Licinus die Küche. Langsam fuhren seine Finger und seine Arme unter die Frau. Das Blut auf dem Boden war klebrig und kalt. Ihm lief ein Schauer den Rücken hinunter. Dann versuchte er die Köchin (war sie es denn?) anzuheben. Sie war schwer. Leichen waren immer schwer, dass wusste er schon. Langsam trug er sie hinaus, um der Situation das grauenhafte zu nehmen. Er legte sie auf die letzte intakte Kline. Die Arme konnte er nur notdürftig am Belag derselben abwischen.
    Dann ging er, noch immer todesbleich zurück nach draußen zu seinen Männern.

  • Fluchtartige verließ Celsus das Haus. Er war kreidebleich und schnappte wie ein Fisch an Land nach Luft. Tief sog er sie in seine Lungen.


    Er versuchte zu verkraften, was er da drinnen gesehen hatte. Abgeschlachtete Menschen, ein junges Mädchen in seinem Blut, die gebrochenen Augen. Ihn ekelte. Er überlegte, wer das getan haben könnte. Eines war für ihn sicher, Tiere waren es nicht, die konnten keine Kehlen durchschneiden, also waren hier menschliche Bestien am Werk. Und wenn das, was er hier sah, schon zu Friedenszeiten geschehen konnte, wie würde es dann erst im Krieg aussehen?


    Langsam beruhigte er sich wieder. Die, die die diese Verbrechen begangen hatten, mußten noch in der Gegend sein und er mußte ihrer habhaft werden, um sie zur Rechenschaft zu ziehen.


    Er führte den Befehl des centurio, einen miles zur Curio zu senden, aus und wartete auf seinen Vorgesetzten.

  • Im Türsturz atmete Licinus tief durch. Die frische Luft tat gut und seine Anspannung ließ ein klein wenig nach.
    Er wusste nicht, was der Decimer den Männern bereits mtigeteilt hatte, war sich unsicher, ob sich dieser an den Wortlaut seienr Befehele gehalten hatte, und hielt daher für nötig die Lage zu skizzieren, bevor Gerüchte auftraten.
    "Männer!" rief er mit voller Stimme, damit ihm alle ungeteilte Aufmerksamkeit gewiss war.
    "Anscheinend nutzen einige frevlerische, verbrecherische Drecksäcke die Situation aus. Das Haus hier wurde überfallen, die Bewohner massakriert."
    Licinus musste unwillkürlich an das geschändete Mädchen denken und konnte die Wut nur mühevoll als kalten Klumpen in seinen Magen verbannen.
    "Leider haben wir wohl keine Chance, die Täter noch zu erwischen.
    Folgendes Vorgehen:
    Erstens werden wir unser Patrouille fortsetzen und dabei die Augen noch weiter auf machen, als wir das eh schon tun.
    Zweitens ordne ich einstweilig an, insbesondere nach offenen Türen Ausschau zu halten und nach Kampfgeräuschen in den Häusern zu hören. Sobald unsere Patrouille beendet ist, werdet ihr die Kameraden darüber informieren. Schriftliche Befehle werden folgen."

    Vielleicht wurden solche auch bereits ausgearbeitet, wenn der tribunus in der curia informiert und die richtigen Maßnahmen, aus Licinus Sicht, ergriffen hatte.
    Jetzt wo er es sagte, ging ihm auch erst die Dreistigkeit auf, die die Mörder gehabt hatten, als sie die Türen offen stehen ließen. Eine glatte Provokation.
    "Patrouille! Pergite!"

  • Es waren nun schon einige Tage vergangen, die die Männer auf Licinus Geheiß in diesem leerstehenden Haus verbracht hatten. Immer wieder war einer der jungen in die Stadt geschickt worden, um Medikamente zu überteuerten Preisen zu kaufen. Unbedingt, das hatte Licinus ihnen eingeschärft, zu überteuerten. Und dabei natürlich einige Worte darüber verloren, wie krank der Herr sei und dass fast alle Sklaven das Weite gesucht hätten.
    Immer hoffend, dass fürher oder später die Mörderbande anbeißen würde und in die Falle tappen. Denn die Männer waren alles andere als die ältlichen Sklaven und jungen Mädchen, die nicht wussten, wohin sie vor der Pest fliehen sollten. Es waren handverlesene Männer, bei denen sich Licinus nicht sorgen musste, dass sie ohne scharfe Kontrolle desertieren würden.
    Denn er selbst führte weiterhin die Patrouillen an. Nur ganz selten einmal und immer im Schutz der Dunkelheit besuchte er das Haus, verkleidet als Lieferant eines Kräuterhändlers. Nur lieferte er nicht sondern holte ab, um die gekauften Medikamente den medici in der therma zur Verfügung zu stellen.
    Jeden Tag bezogen sie Stellung in verschiedenen Nischen in Türnähe um schnell alle Ausgänge besetzen zu können. Und wurden abgelöst. Und lösten ab. Und wurden wieder abgelöst. Es war ein tristes einerlei und sie fingen an, sich zu wünschen, dass endlich einmal etwas passierte.

  • Numerius Canuleius Corvus
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    Sie hatten sich dickgefressen am Unglück der anderen, hatten sich betrunken am Blut ihrer Opfer und gebadet in ihrem Elend. Inzwischen hatten sie mehrere Häuser ausgeraubt, und doch waren die Krähen nicht satt. Diese Stadt starb, und solange sie es tat, würde es Aaskrähen geben.
    Corvus war nicht satt zu bekommen. Er besah sich den Schmuck und das Gold des letzten Raubzuges, und doch war es ihm nicht genug. Sie alle hatten mehr Geld als jemals zuvor in ihrem erbärmlichen Leben, sie konnten damit gut ein Jahr hinkommen, aber noch war er nicht satt. So eine Gelegenheit ergab sich nicht so schnell wieder. Und er wollte mitnehmen, so viel er tragen konnte, auch wenn seine Gefährten allmählich gesättigt waren.


    “Ich hab einen neuen“ kam das jüngste Mitglied ihrer Bande herein. Er betrat das Gasthaus, das ihnen nunmehr als Unterschlupf diente, und ging stolz zu ihrem Anführer. Die anderen horchten auf, um mitzubekommen, was anstand.
    “Das Haus der Aponier, in der Nähe des Pantheons.“
    Corvus horchte auf und überlegte, während der Junge schon fortfuhr. “Ich glaub, die müssen ziemlich krank sein. Sie kaufen alles, was an Kräutern noch da ist, egal zu welchem Preis. Und es gehen immer nur zwei hinaus, um die Medikamente zu kaufen. Die nächsten immer erst, wenn die zurück sind. Ich denke, die werden nicht viel mehr als fünf oder sechs Sklaven noch haben.“
    Corvus stand auf und brachte damit Schweigen in die Runde. Man konnte sich nicht lange als Anführer einer Bande von Mördern und Halsabschneidern halten, wenn man keine Übersicht hatte und blindlings irgendwo hinmarschierte, nur weil einer in der Gruppe das sagte. Die Informationen waren ihm definitiv noch zu dürftig.
    “Ich will, dass du und du das Haus beobachtet. Ihr wisst, wie das geht. Ich will wissen, wie viele Leute da drinnen sind und wie viele davon krank. Und zuverlässige Informationen, ihr wisst, was ich meine.“
    Er hatte sich an zwei der älteren Mitglieder gewandt, welche mit Erfahrung. Nicht grüne Jungs, die meinten, etwas zu wissen.


    Und so beobachteten sie auch das Haus, zählten mit, wer wann hinaus und wieder hineinging, merkten sich die Gesichter. Mal standen sie an einer Ecke, mal gingen sie am Haus vorbei zu einem anderen Haus, klopften an und versuchten zu betteln. Bettler waren nichts ungewöhnliches, auch wenn ihnen niemand die Tür aufmachte. Sie klopften sogar einmal an der Türe des Hauses, fragten nach etwas Brot, husteten dabei ein wenig. Gingen dann auch wieder.
    Im Grunde warteten sie nur auf ihre Chance, immer unauffällig im Hintergrund. Ihnen war ja nicht auf die Stirn geschrieben, wer und was sie waren, und Bettler gab es auch jetzt noch genug. Und schließlich am zweiten Tag kam ihre Gelegenheit, als einer der vermeintlichen Sklaven aus der Villa allein loszog, um neue Medikamente zu ordern. Mit einem schnellen Schlag war der Mann außer Gefecht gesetzt, und die beiden zogen ihn mit sich zu einem stilleren Plätzchen, um ihn zu verhören.

  • Die Männer bemerkten die Männer, die nun zusätzlich auf der Straße vor dem Haus unterwegs waren nicht. Nicht allzu verwunderlich bei der Bauweise der römsichen Stadthäuser, vor allem, wenn ein Großteil der "Bewohner" Anweisung hatte, sich unter keinen Umständen an irgendwelchen Fenstern oder sonstwie sehen zu lassen. Man wollte den Feind schließlich über die genaue Anzahl im unklaren lassen.
    So kam es auch, dass einer der Soldaten, gehüllt in eine schlechte. braune tunica mit einem Essigtuch vor dem Mund das Haus verließ um "einkaufen" zu gehen. Er gehörte zu der Kategorie Soldat, denen man ihre Kraft nciht ansah, da er sehr senig gebaut war und sich daher für die Rolle des Sklaven der auch in schlimmen Zeiten bei seinem Herren blieb, sei es aus Furcht oder Treue, gut eignete.
    Aber auch ein noch so kräftiger Mann war vor einem Schlag aus dem Hinterhalt nicht gewappnet. Dass er im Straßendreck aufschlug bekam er nach dem Schlag nicht mehr mit. Auch nicht, dass er verlagert wurde, denn erst einige Zeit später wurde er wieder langsam wach, zuerst sah er nur flirrende Farben.

  • Numerius Canuleius Corvus
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    Neuerdings musste man in Mantua nicht mehr so sehr auf die Umgebung achten, wenn man so kleine Verhöre durchziehen wollte, wie jenes, das folgen würde. Allerdings taten die beiden es trotzdem, vermutlich eher aus Gewohnheit, und schleppten so ihren Gefangenen ein stattliches Stück von der Casa weg. Es war eine kleine Bretterbude, der Geruch verriet, dass sie in der Nähe einer der zahllosen Müllhalden lag. Eigentlich war sie in der Nähe einer Schmiede, so dass deren Lärm alles weitere überdeckte, doch dieser Tage schwiegen die Hämmer. Nichts desto trotz ein passabler Platz für ein Verhör.


    Als der Soldat aufwachte, waren um seine Handgelenke schon Lederriemen gelegt worden. Es war nur eine einfache Fesselung, die möglichst viel Haut sichtbar frei ließ, und doch gerade weil die Riemen nicht zu dick waren umso effektiver, da diese sich schmerzhaft ins Fleisch des Gefesselten fräßten. Man ließ dem Mann keine Zeit, um sanft wach zu werden. Er bekam einen Schwall Wasser ins Gesicht geschüttet, als er die ersten Anzeichen machte, er könne aus der Bewusstlosigkeit erwachen, und sofort waren seine beiden Bewacher bei ihm. Der eine hatte sein Messer bereits gezückt, ein häßliches, schartiges Ding und drückte es dem gefangenen so auf die Wange, dass sein fahler Glanz in dessen Auge schimmerte. Nichts brachte einem Menschen mehr ins Gedächtnis, dass so ein Messer spitz war, als wenn das eigene Auge damit bedroht wurde.
    “Schön, da du wach bist, kannst du uns ein paar Fragen beantworten. Fangen wir gleich mit der ersten an: Wer bist du?“

  • Der Soldat war noch ganz benebelt, als die Frage gestellt wurde. "Mein Name..." sagte er daher langsam mit belegter Stimme. Er hätte auch nicht schneller gesprochen, wenn er gerade dazu fähig gewesen wäre. Denn zuerst musste er seine Gedanken sortieren, was mit diesem Brummen in seinem Schädel alles andere als einfach war. Kalter Stahl bohrte sich in seine Wange und er sah ein Schwimmern unter seinem Auge.
    Das brachte seine Gedanken zurück. Er war überfallen worden, erstens. Sie wollten ihn ausfragen, zweitens. Vermutlich die Bande, für die sie die Falle waren, drittens. Das hieß, viertens, sich unbedingt an die Geschichte halten, die der primus pilus ausgegeben hatte. Zigmal hatte er seine Rolle auswendig gelernt, aber im Moment wusste er nicht mehr, als seinen Decknamen.
    "Mein Name ist Cossus."
    Was hatte er noch sagen sollen, wenn er angesprochen wurde. Schöne Untertreibung. ob der centurio mit sowas gerechnet hatte?

  • Numerius Canuleius Corvus
    [Blockierte Grafik: http://img101.imageshack.us/img101/3995/raeuber1.jpg]


    “Cossus?“ wiederholte der erste nur fragend und tauschte einen sehr kurzen Blick mit seinem Kollegen. Der reagierte prompt und zog seine Klinge einmal geschmeidig seitwärts. Sein Messer hatte die Schärfe einer Klinge, die jemand stundenlang gewetzt hatte, und sie verursachte einen sauberen, hellrot blutenden Schnitt auf der Wange des Gefangenen, ehe sie sich an eine andere Stelle des Gesichtes schmiegte.
    “Ich hab gefragt, wer du bist, nicht wie du heißt. Also nochmal: Wer bist du? Was machst du im Haus des Aponius?“

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