[Inficet Mantua in morbum incidet] Das Geschehen in der Stadt

  • Der Soldat spürte weniger den Schnitt der scharfen Klinge, als das Brennen hinterher, als die Luft an die Wunde kam. Der Schmerz gemeinsam mit dem Namen des abwesenden Hausherren brachten langsam die Erinnerung an die Geschichte zurück.
    "Ich bin scriba des Aponius. Ich muss für meinen kranken Herren Medikamente kaufen."
    Dies schien die beste Erklärung zu sein, hatte Licinus befunden. Ein scriba war ein meist treuer Mann, der auch in Notsituationen bei seinem Herren bleiben würde. Zumindest ging er davon aus.
    Aber für den Fall, dass man ihm nicht glaubte, gab es noch eine Geschichte in der Hinterhand.

  • Numerius Canuleius Corvus
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    Der nächste Schnitt kam ohne Vorwarnung und war tiefer. Grob wurden die gefesselten Hände gepackt und auf Augenhöhe des Mannes gezerrt, die Finger mit brachialer Gewalt gestreckt, so dass er seine Fingerkuppen ansehen konnte.
    “Ein Scriba mit sauberen Nägeln? Mit sauberen Fingern? Sag mal, willst du mich verarschen?“ Was sein Entführer davon hielt, angelogen zu werden, bekam der Soldat gleich darauf zu spüren, als der Mann einen dieser Finger nahm und so hart nach hinten verbog, bis es einmal ganz leise knackte, als er aus dem Gelenk sprang.
    “Also, ich hab jede Menge Zeit hierfür. Und du jede Menge Dinge, deren Brechen oder Fehlen du sehr schmerzlich finden würdest.“

  • Die nun ausbrechende Panik war nicht mehr ganz gespielt, sondern auch echte, die der Soldat empfand, als der Mörder eine Schwachstelle in der Tarnung fand.
    "Aaaaahhhh," der Schrei des Soldaten übertönte noch das Knacken.
    "Wachstafeln", stieß er aus. "Der Herr benutzt Wachstafeln. Nur ganz selten Papyrus. Es ist dauerhafter."
    Krampfhaft versuchte der Soldat sich von dem Messer wegzudrücken, wobei er sich natürlich keinen hundertstel Meter bewegte.

  • Numerius Canuleius Corvus
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    Der nächste Finger brach ohne jede Vorwarnung mit einem häßlichen Knacken. Erst danach sprach der Peiniger wieder, als sein Opfer aufgehört hatte, zu schreien. “Ich schätze es gar nicht, angelogen zu werden.“
    eine Pause des Schweigens entspannt, und der Zweite, der bislang noch nichts gesagt hatte, fuhr mit seinem Messer einmal an der Haut des Gefangenen entlang, hinunter zum Kinn und unten am Hals entlang, vorbei an dieser Kleinen Kerbe, die durch das jahrelange Tragen eines Helmes hervorgerufen wurde.
    “Mein Freund hier glaubt nicht, dass du ein Schreiber bist. Und ich auch nicht. Die Frage ist jetzt also, warum lügst du uns an?“ Bedeutungsschwer sah der Erste dem Gefangenen wieder ins Gesicht und griff bereits nach dem nächsten Finger.

  • Wieder schrie der Soldat wie am Spieß. Und während er schrie schlich sich ein anderer Gedanke in seinen Kopf, wie ein langsames Gift. Seine Hände brauchte er um die Waffen zu halten. Sie würden ihn verkrüppeln... Er konnte nicht... Seine Kameraden, aber...
    Nein, er konnte nicht. Nach Luft schnappend stieß er es aus:
    "Bin Soldat. Sollten eine Falle stellen."
    Im selben Moment fühlte er sich elend. Er hatte - vielleicht - seine Kameraden gerettet, aber für welchen Preis? Mindestens würden diese Mörder ihnen wieder entkommen.

  • Numerius Canuleius Corvus
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    Die beiden hielten in jeglicher Bewegung inne und sahen sich einen Moment lang nur gegenseitig an. Das Häuflein Elend vor ihnen war für einen kurzen Moment ausgeblendet, während sie Blicke tauschen. Dass er mal ein Soldat gewesen war, damit hatten sie ja gerechnet, aber dass ihnen eine Falle gestellt wurde, damit nun doch nicht. Sie hätten eher darauf gesetzt, er sei ein angeheuerter Beschützer oder irgend so etwas. Aber eine Falle von der Legion?


    “Wie viele sind in dem Haus? Seit wann? Wechselnde Schichten, oder immer dieselben?“ bohrte der Erste weiter nach. Vielleicht war es auch nur ein Trick, um sie davon abzuhalten, das Haus zu überfallen. Auch wenn das die kreativste Ausrede wäre, die er je gehört hatte.

  • Einen Moment geschah gar nichts. Nur seine Finger schmerzten, wenn auch gnädigerweise gedämpft durch den Schocke, sodass der Soldat oberflächlich mitgekam, dass er seine Gegenüber kalt erwischt hatte.
    Sein Hirn jedoch begann zu arbeiten, schneller als er seinen eigenen Gedanken hinterher kam.
    "Immer die gleichen fünf," jammerte er und log doch, bevor er es gemerkt hatte. Tatsächlich waren sie mehr. Warum hatte er das nur getan? Als ob es seine Chancen erhöhte. Eher verschlechterte sollten sie herausfinden, dass er gelogen hatte.
    "Wir sind seid vier Tagen dort." Das stimmte jetzt wieder.
    Wie lange war er nun schon hier? War er schon überfällig, die Kameraden bereits alarmiert?

  • Numerius Canuleius Corvus
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    “Eine Falle mit nur FÜNF Leuten?“, brauste der Peiniger auf. Das Häuflein Elend vor ihm schien zwar gebrochen, aber das wäre die dämlichste Falle seit Menschen gedenken – oder aber die Legion hatte ein unerschütterliches Selbstvertrauen, was ihr Können anging. “Ich schwör dir, wenn du mich anlügst, schneid ich dir die Haut in Streifen vom Gesicht, brat sie und zwing dich, sie zu essen! Wie viele sind in dem Haus?“ Er wollte etwas greifbarerers, was er seinem Chef erzählen konnte. Wobei die Tatsache, DASS es eine Falle war, auch schon sehr aufschlussreich war.

  • "Ich sag die Wahrheit," jammerte der Mann.
    Keuchend fuhr er fort:
    "Nur fünf. Etwas weniger als ihr vermutlich. Alle Vorteile bei uns:
    Ausrüstung, Training, Überraschungsmoment."

    Die Schmalheit des Grades auf der er sich bewegte war ihm bewusst. Aber es war ohnehin unwahrscheinlich, dass er hier lebend heraus kam.
    "Der primus pilus..., wenn mehr... ihr kommt nicht..."
    Langsam begann das Bild des Mannes vor ihm zu verschwimmen, er konzentrierte sich mit aller Kraft darauf, was er sagte.

  • Numerius Canuleius Corvus
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    Er setzte sein Messer an die Wange des Mannes, aber es blieb bei fünf. Ausrüstung. Training. Überraschungsmoment. Nun, letzteres hatten sie nicht mehr.
    Die beiden tauschen einen Blick, überlegten, was sie jetzt machen sollten. Ihr Opfer stammelte nur noch und wurde zunehmend unzusammenhängend. Sicher konnten sie ihn auch noch foltern und vielleicht bekamen sie noch das ein oder andere heraus. Die Lieblingsfarbe seiner Mutter. Das Geständnis, mit wie vielen Lupae er pro Woche verkehrte. Die Anzahl seiner Kinder. Aber ob sie noch etwas sachdienliches aus ihm heraus bekmen? Eigentlich wussten sie genug. Sie wussten, es war eine Falle, und sie konnten sie allzu leicht umgehen.
    “Nungut. Da du uns alles gesagt hast, was du weißt, sind wir dann hier fertig. Aber du musst verstehen, dass wir mit Verrätern nicht zimperlich umspringen dürfen. Wir wollen ja schließlich die Götter der Unterwelt nicht verärgern, nicht wahr?“
    Er ließ dem Mann einen Moment, um Hoffnung zu schöpfen, ehe er ihn mit seinem schweigsamen Freund allein ließ und hinter sich nur noch erstickende Schreie hörte. Die Leiche des Soldaten wurde später an einer Müllhalde abgeladen, nackt, sichtbar entmannt, ohne Ohren und mit ausgestochenen Augen. In seine Brust das Wort proditor geschnitten. Mit dem vielen Blut nicht unbedingt lesbar, aber dennoch wohl klar, dass das ein Verräter war. Zwar kein Verräter an den Dieben, aber Verrat war Verrat.


    Zurück im Hauptquartier der Bande hörte sich Corvus alles an, was der Mann ihm berichtete. Eine Falle von fünf Legionären gegen ihre Bande. Immer dieselben fünf, die im Haus blieben. Er legte die Fingerspitzen aneinander und überlegte, während um ihn herum schon die Stimmen laut wurden. “Wir können sie ganz leicht umgehen, gibt genug andere Häuser“ auf der einen Seite. Ein “Ach, mit fünf werden wir fertig. Wir können das dennoch durchziehen und diesen Schweinehunden eine Lektion erteilen. Fünf gegen uns alle! Diese selbstgefälligen Scheißer verdienen es, getötet zu werden.“
    Und schon war der Streit entbrannt, der mal hier, mal dort lauter wurde. Corvus überlegte, und seine Miene wurde immer finsterer. “Ruhe! Wir werden nicht so dumm sein und uns ihnen im Haus stellen.“ Ein zufriedenes Lächeln auf der einen Seite seiner Männer. “Aber wir können das nicht einfach so unbeantwortet lassen. Die Legion meint, dass wir ein Problem sind, mit dem sie sich anlegen muss. Dann sollten wir ihnen auch sehr genau zeigen, womit sie sich anlegen.“ Nun war es die andere Hälfte, die grinste. Zumindest solange, bis Corvus ihnen sagte, was sie machen würden.



    Die Nacht war dunkel, als sie anfingen. Erst nur huschende Schatten vor den Schatten der Häuser, unsichtbar wie die Ratten. Durch die Straßen liefen sie, über die Höfe, geduckt, dicht bei den Mauern. Näherten sich vorsichtig, behutsam, ohne je in den Schein einer Laterne zu treten, als würde das Licht sie verbrennen. Behutsam schafften sie Krüge heran, kleine Krüge, stellten sie an die Häuserwand, stets ungesehen von den wenigen Luken, die das Haus zur Stadtseite hatte.
    Danach erst kamen sie sichtbar. Ein großer Wagen war organisiert worden, gezogen von einem Maultier. Schnell rumpelte er die Straße entlang. An und für sich nichts ungewöhnliches. Zwar war man nicht in Rom, wo Wagen nur nachts fahren durften, aber die meisten fuhren wegen der leeren Straßen dennoch lieber nach Einbruch der Dunkelheit. Nur dieser Tage fuhren sie eher selten.
    Direkt vor der Tür blieb er stehen. Eilig schoben ihn fleißige Hände zurück, bis vor die Tür, lösten das Muli vom Gespann. Der ganze Wagen war beladen mit Reisig und den übrigen Krügen voller Lampenöl.
    Es war Numerius Canuleius Corvus nicht nur genug, die Soldaten in dem Haus zu töten. Er wollte sein Zeichen in die Legion brennen, so tief und so hell, dass niemals mehr Zweifel bestünde, wer hier das gefährlichere Raubtier war. Und als der Wagen in Flammen aufging, seine Leute zudem noch in aller Eile ein paar kleinere Krüge auf das Dach warfen, die Tonkrüge mit einem lauten Knall explodierten und eine Stichflamme in den Himmel schoss, als die übrigen Krüge von der plötzlichen Erschütterung zersprangen, ihr Öl über das Mauerwerk erbrachen und das Haus in ein flammendes Inferno in nur wenigen Augenblicken verwandelten, da war er sicher, dass es auch dem Legionskommandanten klar sein musste. Das Leuchtzeichen musste gut und gerne bis zum Castellum zu sehen sein.


    “Lass uns gehen. Corvus! Lass uns gehen!“ drängte ihn einer seiner Männer, aber Corvus blieb noch einen Moment stehen und beobachtete die knisternden Flammen, lauschte den schreien aus dem Hausesinneren. Es würden nicht die einzigen schreie bleiben, wenn das Feuer übergriff. Und so geschwächt, wie die Stadt war, würde das Feuer zwangsläufig übergreifen. Sein Werk, hineingebrannt in die Geschichte der Stadt. Er lachte leicht und hysterisch, ehe er sich auch abwandte und den anderen folgte.

  • Es dauerte einen Augenblick, bis der Soldat die Worte verstand, da machte sich der zweite Bandit auch schon über ihn her. Er riss noch den Mund auf um zu schreien, aber seiner Kehle entrannen nurnoch gedämpfte lautte, bevor er starb.


    ~~~


    Die Männer in dem Haus, das als Falle ausgeguckt war, waren zunehmend in Sorge geraten, dass ihr Kamerad nich zurückgekommen war. Keiner wagte es, die Verdächtigung auszusprechen, er sei desertiert. Umso wahrscheinlicher war es, dass er der Mordbande in die Hände gefallen war, und man rechnete mit einem baldigen Angriff auf ihre Stellung.
    Immer mal wieder meinte der Soldat, der sich in der Loge des Ianitors versteckte Geräusche von draußen zu hören, war aber umso mehr darauf bedacht, dass man seine Anwesenheit von draußen nicht mitbekam.


    Wenig später, gefühlt jedoch erst nachdem die Nacht schon dreimal hätte um sein müssen, kam endlich Bewegung in die Sache. Zuerst war es nur ein irritierender heller Schein, dann kam ein Brandgeruch dazu und als schließlich die Tonkrüge mit dem Lampenöl anfingen zu explodieren war es, als hätte man den Erinnyen freien Lauf gelassen.


    "Feuer!" schrie einer der Soldaten "Es brennt!" ein anderer. Die übrigen Soldaten im Haus liefen in Windeseile im unteren Stockwerk zusammen, fanden den Ausgang jedoch von dem brennenden Wagen verbarrikadiert vor.
    "Feige Schweine, die wollen uns verbrennen.", ließ es ein dritter hören, während alle zurückwichen. "Zurück und über das Dach!" rief der Dienstälteste hustend und rannte tiefer ins atrium. Gemeinsam zerrten sie eine Bank an den Rand des Daches und hievten sich gegenseitig in die Höhe. Eine, aufgrund der Neigung des Daches gefährliche Aktion und einer der Männer glitt ab und fiel wieder herunter. Laute Schmerzlaute ausstoßend ließ er sich von seinen Kameraden wieder auf das Dach heben. Den letzten Mann zogen sie gemeinsam hinauf, da hatte der vordere Dachstuhl schon Feuer gefangen.
    Den Verletzten in aller Eile mit sich schleifend, schlitterten sie über die Dächer zweier benachbarter Häuser, verbrannten sich dabei Füße und Arme an den schon heigewordenen Dachziegeln, und ließen sich dort in das atrium hinab. Den Verwundeten ließen sie erstmal liegen, rannten zur porta und betraten die Straße. Dort sahen sie die Feuerfront, die sich die Fasade ihres Hauses hinauf leckte.


    Die Explosion und der helle Schein des Feuers hatten sofort auch die Aufmerksamkeit einiger Patrouillenführer auf sich gezogen, die nun mit lauten Flüchen ihre Einheiten auf den Brandort zutrieben und dort Anweisungen gaben, mit dem Löschen zu beginnen. Dabei nutzten sie, was gerade vorhanden war, angefangen beim Dreck auf der Straße, den sie mit ihren Waffen und bloßen Händen lockerten und dann auf das Feuer warfen. Andere strategischer denkende Köpfe, schickten Männer aus, das nächste Depot der städtischen vigiles zu finden und alles an Feuerschutzausrüstung herbeizuschaffen, was auffindbar war, am besten einen siphon.
    Auch die meisten der noch vorhandenen Nachbarn kamen mit Eimern aus ihren Häusern und versuchten eine Kette zum nächsten Brunnen zu bilden, die Furcht vor einem Brand im eigenen Haus war bei den meisten größer, als jene sich mit der pestis zu infizieren. Jedoch waren sie nicht mehr genug und mussten warten, bis sie einige Soldaten und Bewohner umliegender Straßenzüge verstärkten.
    Es war ein ziemliches Durcheinander.


    Licinus hatte sich in dieser Nacht den Befehl seines legatus et patronus zu Herzen genommen und sich in der curia schlafen gelegt. Auch die Explosion und das Feuer hatten ihn nicht geweckt, sodass sich einer der Soldaten, die in der curia dienst taten, in sein Zimmer begab, sich räusperte und, als auch das nichts brachte, zu seinem Vorgesetzten trat und ihn unsanft an der Schulter rüttelte. Es brauchte einen Moment bis Licinus reagierte und diese erste Reaktion fiel für den Soldaten recht unerfreulich aus, bestand sie doch aus einem tiefen verschlafenen Grummeln und einem abwehrend Schlag gegen den Störenfried.
    Der Soldat wartete einige Augenblicke und rüttelte dann erneut an der Schulter des primus pilus. "Herr, du musst aufstehen, in der Stadt brennt es. Ein Feuer ist ausgebrochen!"
    Erneut grummelte Licinus vor sich hin "Leck doch dein Feuer am Arsch.". Dann herrschte einige Sekunden Stille, der Soldat wollte schon erneut nach seinem Vorgesetzten greifen, doch der war mit einem Mal hellwach. "Sagtest du Feuer?!" rief er und sprang aus dem Bett. "Wo?"
    "Irgendwo in den Stadtbezirken nordöstlich von hier. Du kannst es von draußen aus sehen."
    Nordöstlich? In Licinus Kopf klangen bereits die Alarmglocken.
    "Sie zu, dass der legatus informiert wird!" reif er dem Adjutanten noch zu, dann lief er aus dem Raum und dem Haus hinaus, griff in letzter Sekunde nach seiner vitis und schoss durch die Straßen auf die Brandstelle zu.


    Dort hatte sich bis er dort ankam zweierlei getan. Zum einen hatte das Feuer auf die beiden unmittelbaren Nachbarhäuser übergegriffen. Zum anderen hatte ein centurio, der auf Patrouille war, mit einem der verbliebenen Mitglieder der städtischen Vigiles die Organisation der Brandbekämpfung übernommen es war es gelungen einen siphon in Stellung zu bringen und wichtiger noch genügend Eimer heranzubringen, mit denen denen die Männer die übrigen Häuser vor dem schlimmsten zu bewahren versuchten. Die drei voll in Brand geratenen Häuser waren jedoch hatte man bereits aufgeben müssen.
    Als Licinus das Haus erkannte, dass da brannte sah er seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Wütend rief er die Namen der Soldaten und als eine rußverschmirte Kreatur darauf reagierte und bejahte, dass sie alle aus dem Haus herausgekommen waren, fiel ihm ein Stein vom Herzen. Der verwundete Kamerad war mittlerweile von zwei Soldaten übernommen worden, die ihn vorläufig in die curia bringen sollten.
    Als nächstes wandte er sich den beiden Chefbrandbekämpfern zu und erfuhr in knappen, geschäftigen Worten, dass sie wohl Glück gehabt hatten, das kein Wind ging. Die beiden machten den Eindruck, als wüssten sie was sie täten und daher beschloss Licinus die Einsatzleitung bei ihnen zu belassen. Stattdessen reihte er sich in eine der Eimerketten ein und sorgte so dafür, dass den Löscharbeitern nicht das Wasser ausging.

  • In seiner mehr als bescheidenen Unterkunft in der Curia hatte Ursus in tiefstem Schlaf gelegen. Die wenigen Stunden, die ihm in diesen schweren Zeiten zum Schlafen zur Verfügung standen, schlief er so tief und fest, daß mancher glauben konnte, er sei bewußtlos. Dementsprechend schwer fiel es dem Adjutanten, den Legaten zu wecken. Ähnlich wie bei seinem Primus Pilus war es das Wort Feuer, das die Lebensgeister des Aurelius auf einen Schlag vollständig weckten. "Feuer? Wo? Wie weit hat es sich schon ausgebreitet?" Nach den Erklärungen des Mannes, die kurz und ungenau genug waren, stürzte Ursus an das nächste Fenster in die angegebene Richtung. Feuerschein lag über der Stadt, unübersehbar. Auch drangen nun Schreie und Rufe bis zu ihm herüber.


    Anders als sein Klient stürzte Ursus nun aber nicht sofort los. Es mußte schnell, aber auch gründlich gehandelt werden. Anders als sonst waren viel zu wenig Menschen in der Stadt, die jetzt gegen das Feuer kämpfen konnten. Also brauchten sie vor allem eines: Leute! "Ein Eilbote soll in der Castra meinen Befehl überbringen: Jeder verfügbare Mann soll sofort ausrücken. Eimer, Hacken, Schaufeln, Decken sollen mitgebracht werden! Eile ist geboten, wenn wir nicht die halbe Stadt in Flammen aufgehen sehen wollen! Abi!" Ein anderer Mann half Ursus beim Anlegen seiner Rüstung, noch während er sprach. "Ich bin beim Feuer zu finden, sollte jemand mich suchen. Du bleibst hier, falls wichtige Nachrichten eintreffen." Der Mann nickte, auch wenn er nicht allzu glücklich aussah. Doch er sagte nichts. Befehl war Befehl.


    Der Anblick eines tosenden Feuers inmitten einer eng bebauten Stadt war so ziemlich der Fürchterlichste, der einem Menschen geboten werden konnte. Wie oft schon war es in Rom zu entsetzlichen Katastrophen dieser Art gekommen? Mehrere Ketten waren schon gebildet worden, um Wasser so schnell wie möglich heranzuschaffen. Auch Ursus wandte sich zunächst an die Chefbrandbekämpfer, die offenbar fürchteten, nun die Leitung aus der Hand genommen zu bekommen. Doch was verstand Ursus schon von Brandbekämpfung? Er kündigte den Männern also nur an, daß so viele Soldaten wie möglich herbefohlen waren und reihte sich dann ebenfalls in eine Eimerkette ein. Ziemlich weit vorne, um einspringen zu können, sollte bei der Organisation der Soldaten Hilfe gebraucht werden.

  • Schon nach nicht allzu langer Zeit ging das Eimerweiterreichen Licinus relativ mechanisch von der Hand. Er und seine beiden Nebenleute hatten sich aufeinander eingestellt. So konnte er dann und wann den Kopf heben und sich umsehen, während seine Hände weiter ihre Arbeit verrichteten.
    Etwas später erkannte er den legatus, der sich in einer weiteren Kette eingereit hatte und noch eine Weile später bemerkte er, wie die Lichtpunkte im castellum sich zu verändern schienen. Vielleicht hatte eine der Wachen gemerkt, was los war, oder ein Melder hatte das Lager noch vorher erreicht. Falls ja und Licinus würde das rauskriegen würde jemand den kopf gewaschen bekommen. Aber daran dachte Licinus jetzt noch nicht. Viel schlimmer war es, als er mal zur Brandstelle sah. Man konnte noch Reste von etwas erkennen, was vor dem Haus gestanden hatte.
    Diese heimtückischen Schweinehunde, dachte er bei sich und kalte Wut ballte sich in seinem Bauch zusammen. Die wollten sie umbringen.
    Diese Gedanken schlichen sich nicht nur einmal in seinen Kopf.
    Und die ganze Zeit gab es kein fortkommen in der Brandbekämpfung. Einem Experten wäre klar gewesen, dass das das Maximum dessen war, was sie erreichen konnten, aber Licinus ärgerte es dennoch.
    Endlich erschienen dann, Licinus taten bereits die Handgelenke weh, die ersten Vorauskommandos aus dem castellum.
    Mit einigen über den lärm gebrüllten Kommandos ließ Licinus sich auswechseln und löste nun seinerseits einen der Männer ab, die neben dem legatus arbeiteten.
    "Salve..." grüßte er und sagte über das Arbeiten, immer wenn sie einander zugewandt waren:
    "Das Haus ... es war ... die Falle ... Mordbande.
    Alle Männer ... sind draußen.
    Keine Ahnung ... wie sie es ... rausgefunden ... haben."

    Dabei bemühte er sich, so laut zu reden, dass der Lärm übertönt wurde, aber doch so leise, dass möglichst wenige etwas mithörten. Auch wenn Licinus sich keine Illusionen darüber machte, dass die Geschichte bald die Runde machen würde.

  • Nachdem sie sich vor mehreren Stunden vom Haupt-Konvoi gelöst hatten, hatte der sehr viel größere Teil sich kurz vor der Stadt noch einmal aufgeteilt um die Hauptverkehrsader der Stadt nicht auf Stunden hinaus zu blockieren, sondern in mehreren kleinen Gruppen auf den Fora der Civitas Aufstellung zu nehmen und dort ihre Ware loszuwerden.
    Es waren keine Unmengen, da die Mittel des Spenders begrenzt waren, aber es konnte zumindest jede Familie ein paar Happen für den Abend mit nach Hause nehmen. Aus der Natur des langen Transports bestanden die Gaben vor allem aus Haltbarem, getrocknete Früchte und Gemüse, gepökelter Fisch und Räucherfleisch gab man den Bürgern der Stadt, die immernoch an der angestrengten Versorgungslage zu leiden hatten.


    Den Namen des Spenders rief man nicht so aggressiv hinaus wie man es zur selben Zeit in Rom tat, und dies nicht aus besonderer Rücksichtsnahme des Spenders: die Gefahr, dass man ihm anstelle Dankbarkeit zu zeigen vorwarf die Notlage der Bevölkerung in Mantua zu seinem eigenen politischen Vorteil auszunutzen war einfach zu groß, und so kurz vor der Wahl wollte man kein Risiko eingehen, dass die Stimmung gar gegen den Spender umschlug. So hielt man den Namen geheim und sprach nur von einem 'vom Schicksal der Bürger sehr betroffenen Gönner'.


    Der sich mit dieser Gabe so gut wie ruinierte.



  • Hier in der Reihe der Menschen, die volle Eimer nach vorne und leere nach hinten reichten, war es völlig egal, ob man Legionskommandant oder Ölhändler oder Bettler war. Es kam darauf an, schnell und möglichst ohne viel zu verschütten die Eimer weiterzugeben. Plötzlich aber war kein namenloser Unbekannter mehr neben ihm in der Reihe, sondern Iulius Licinus, Primus Pilus der Prima und vor allem auch sein Klient. "Salve, Iulius." Doch der Gruß blieb Ursus fast im Halse stecken, was nicht an dem Rauch und der Hitze lag, die immer wieder über sie hinweggeweht wurden und die Gesichter und die Kleidung langsam aber sicher schwärzten. "Dieses Haus? Du meinst, sie haben es niedergebrannt, um...?" Unwillkürlich hielt er in seiner Arbeit inne und starrte zu den licherloh brennenden Ruinen. Sofort wurde er angestoßen und angemault, weiterzumachen, was er sich dann auch beeilte zu tun. "Alle Männer sind in Ordnung?", fragte er sofort nach, denn das war wohl jetzt die wichtigste Frage.


    Brandstiftung war das verabscheuungswürdigste Verbrechen überhaupt. Aber diese Verbrecher hatten ja schon vorher gezeigt, daß ihre Gier keine Grenzen kannte und sie nicht die geringsten Hemmungen hatten, was das Vernichten von Menschenleben anging. "Wir werden sie kriegen, Iulius. Wir müssen sie kriegen." Wie, das war allerdings eine Frage, die er nicht zu beantworten wußte. Diese Kerle waren nicht nur skrupellos, sondern offensichtlich auch mächtig gut informiert und alles andere als dumm.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    Hier in der Reihe der Menschen, die volle Eimer nach vorne und leere nach hinten reichten, war es völlig egal, ob man Legionskommandant oder Ölhändler oder Bettler war. Es kam darauf an, schnell und möglichst ohne viel zu verschütten die Eimer weiterzugeben. Plötzlich aber war kein namenloser Unbekannter mehr neben ihm in der Reihe, sondern Iulius Licinus, Primus Pilus der Prima und vor allem auch sein Klient. "Salve, Iulius." Doch der Gruß blieb Ursus fast im Halse stecken, was nicht an dem Rauch und der Hitze lag, die immer wieder über sie hinweggeweht wurden und die Gesichter und die Kleidung langsam aber sicher schwärzten. "Dieses Haus? Du meinst, sie haben es niedergebrannt, um...?" Unwillkürlich hielt er in seiner Arbeit inne und starrte zu den licherloh brennenden Ruinen. Sofort wurde er angestoßen und angemault, weiterzumachen, was er sich dann auch beeilte zu tun. "Alle Männer sind in Ordnung?", fragte er sofort nach, denn das war wohl jetzt die wichtigste Frage.


    Brandstiftung war das verabscheuungswürdigste Verbrechen überhaupt. Aber diese Verbrecher hatten ja schon vorher gezeigt, daß ihre Gier keine Grenzen kannte und sie nicht die geringsten Hemmungen hatten, was das Vernichten von Menschenleben anging. "Wir werden sie kriegen, Iulius. Wir müssen sie kriegen." Wie, das war allerdings eine Frage, die er nicht zu beantworten wußte. Diese Kerle waren nicht nur skrupellos, sondern offensichtlich auch mächtig gut informiert und alles andere als dumm.


    "Genau das!" antwortete Licinus düster.
    Auch er konnte nicht anders, als seinem Vorgesetzten möglichst dezent den Eimer hinzuhalten, damit es weiter ging. Zum innehalten war später noch Zeit. Darüber sprach er jedoch weiter:
    "Sind alle über das Dach raus. Einer ist jedoch gestürzt und im Lazarett."
    Licinus wurde grimmiger, als der legatus geradezu beschwörend davon sprach, die Bande zu fassen. Leider waren ihre Kräfte gebunden und außerdem.
    "Ja, das müssen wir. Aber ich fürchte...
    Das hier sieht sehr nach einem Fanal aus. Und im Moment sind unsere Kräfte gebunden."

    Er konnte nicht aussprechen, was er damit implizierte, denn der Gedanke ließ seine Eingeweide sich zu einem kalten Klumpen zusammenziehen und vor Wut, nein vor kaltem Haß schnürte es ihm die Kehle zu. Die Feigheit und Hinterhältigkeit einen Brand zu legen war einfach...

  • Grimmig schüttelte Ursus den Kopf. "Nein, kein Fanal. Sie haben eine Schlacht gewonnen, aber nicht den Krieg. Die Seuche wird bald besiegt sein. Die Ordnung wird wiederhergestellt und dann sind wir es, die am längeren Hebel sitzen. Entweder gehen sie sehr weit weg von hier - oder wir kriegen sie früher oder später. Sie werden Fehler machen." Und dann würden die Männer der Prima bereit sein.


    Ein Eimer nach dem anderen wurde weitergegeben. Es gab keine Pausen und Ursus merkte schon recht bald seine Arme und Schultern. Dabei hatte er sich immer für gut trainiert gehalten. Allerdings hatte er nie mit Wassereimern trainiert. Das Feuer schien immer noch nicht kleiner zu werden. Er war zu unerfahren in der Feuerbekämpfung, um den Erfolg, daß sich das Feuer nicht weiter ausbreitete, erkennen zu können. Die Feuerbekämpfer in der ersten Reihe wußten, was zu tun war. Wo sie noch etwas retten konnten und wo sie es einfach brennen lassen mußten.


    "Sie haben im Moment nur den Vorteil, daß wir nicht überall sein können. Im Moment. Wenige Tage wird das noch so sein. Warte ab, Licinus. Solche Menschen kennen in ihrer Gier keine Grenzen. Sie werden den Hals nicht voll kriegen können. Und das wird ihnen letztendlich das Genick brechen." Er sprach in sehr sicherem Tonfall. Dabei war er sich gar nicht so sicher. Am Ende waren diese Kerle intelligent genug, aufzuhören und fortzugehen. In dem Fall würden sie gewiß niemals gefaßt.

  • Licinus war deutlich pessimistischer als sein Vorgesetzter und Patron, zumindest, als dieser sich gab. Er war sich sicher, dass die Bande dies hier als Fanal gemeint hatte und ihre Aktivitäten verlegen würde. Er glaubte auch nicht daran, dass sie aufhören würden, wer einmal Blut geleckt hatte... Es gab diesen Typus Mann. Aber es verbot sich öffentlich ein Streitgespräch dazu anzufangen. Und daher sprach Licinus in einer grimmigen Entschlossenheit aus, was im Moment einer seiner größten Wünsche war:
    "Wir werden sie fassen. Und geben die Götter, dass ich derjenige sein werde, der ihnen das Genick bricht."
    Ob das jetzt symbolisch oder wörtlich verstanden wurde, war einerleich. Es traf beides irgendwie zu, wörtlich vielleicht weniger. Lieber verließ er sich auf den blanken Stahl seines gladius.
    Weiter flogen die Eimer durch die Reihen und die Henkel fingen an Licinus in die Finger zu schneiden und zu schmerzen.
    Als irgendwann, Licinus hätte nicht sagen können, wie viel Zeit vergangen war, einige Soldaten auftauchten mit dem Befehl die Ketten abzulösen, staunten sie nicht schlecht, welche beiden da rußverschmiert vor ihnen standen. Mit offenen Mündern starrten sie sie an.


    Sim-Off:

    Wenn du magst, kannst du zuerst reagieren, wenn nicht wird Licinus sie zur Ordnung rufen ;)

  • Die Entschlossenheit in der Stimme seines Primus Pilus klang gut. Sie nahm Ursus seine eigene Unsicherheit, von der er sich ohnehin nichts anmerken lassen wollte. "Das wirst Du, Iulius!" Klang wie ein Versprechen. Nur, daß er dieses vermutlich nicht halten konnte. Aber versuchen würden sie es. Das auf jeden Fall!


    Jeder Eimer war schwerer als der davor. Es war erstaunlich, daß niemand deswegen klagte. Ursus jedenfalls glaubte, seine Finger würden ihm jeden Moment abfallen. Arme und Schultern würde er vermutlich für Tage nicht brauchen können. Dabei mußte es für die meisten der Menschen hier noch viel schlimmer sein. Auf jeden Fall war er zutiefst erleichtert, als endlich Ablösung kam. Störend war nur, daß sie mit aufgeklappten Mündern dastanden, statt sich die Eimer zu greifen. Wie nach Luft schnappende Karpfen sahen sie aus, die Männer.


    "An die Eimer, aber zügig!" Der Befehl sollte genügen, um die Männer aus ihrer Erstarrung zu reißen. Harsch genug hatte er ihn jedenfalls erteilt.

  • Licinus hatte den Befehl gerade selbst geben wollen, gewürzt mit einem "Ja, hier machen sich wirklich zwei Offiziere die Hände schmutzig", als der legatus ihm auch schon zuvor kam.
    Also reichte er wortlos die Eimer weiter und immer weiter, während die Neuankömmlinge sich in die bestehenden Reihen einordneten, andere ersetzten oder auch eine komplett neue Wasserreihe eröffneten. Einiger der Männer hatten auch schwere dolabrae mit gebracht, mit denen sie nun anfingen, die Hauswände einzureißen. Dazu übergossen sie sich mit Wasser und nähertem sich dem Gebäude, so weit sie die Hitze und den Qualm aushalten konnten. Dann hackten sie mehr oder weniger systematisch auf die Wände ein und zogen sich nach einigen wenigen Schlägen wieder zurück, wenn das Wasser verdampft war und nicht mehr kühlte.
    Die Löscharbeiten zogen sich durch die gesamte Nacht hindurch und als sie am nächsten Tag aufhörten stand die Sonne schon mehrere Zentimeter über dem Horizont.
    Endlich signalisierten die Chef-Brandbekämpfer "Feuer aus" und rings um Licinus ließen die Männer erleichtert die Eimer fallen und setzten sich wo sie standen auf den Boden. Eingie fielen sogar komplett zusammen. Auch Licinus ließ den noch vollen Wassereimer zu Boden gleiten und die kalte Flüssigkeit übergoss seine udn wohl auch Ursus Füße.
    "Geschafft. Wir haben es geschafft," murmelte er leise.

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