Corona, die junge Sklavin mit der komplizierten Herkunft, ging auf leisen Sohlen wie sie es seitjeher gewohnt ist, durch das vornehme Anwesen. Sie war erst zwei Tage hier und hatte bislang so gut wie keine Zeit für eine Erkundung gehabt. Jetzt speiste ihre Herrin im Garten, ihr Cubiculum war perfekt aufgeräumt und sie? Ja, sie hatte endlich einmal nichts zu tun. Sich gut im Hause auszukennen, war auch irgendwo die Pflicht einer Sklavin und dieser wollte sie nun nachkommen. Häufig war sie schon durch das Atrium geflitzt, hatte aber noch nie einen näheren Blick für die Malereien gehabt. Sie blieb mitten in der Mitte stehen, aber nicht, ohne sich vorher zu vergewissern, ob sich nicht irgendwoher jemand 'Bedrohliches' näherte. Es näherte sich niemand. Sie legte staunend den Kopf in den Nacken und blickte in den Himmel. Rom. Sie fragte sich manchmal wie es wohl in Germania war, wo ihre Mutter geboren wurde. Von der sie das dichte, blonde Haar geerbt hatte. Sie mochte es, es hob sie von den anderen Menschen ab. Sie war zwar nur eine Sklavin, aber nichtsdestotrotz auch ein Mensch. Ob in Germanien der gleiche Himmel war wie hier? Oder war es dort anders? Sie hatte schon das Gefühl dass es hier, in Rom, anders war als aus ihrem Herkunftsland - Achaia. Eine Germanin aus Achaia, eigentlich sehr ironisch. Mit einem Lächeln senkte sie den Blick wieder und stellte erschrocken fest, dass sich ihr jemand genähert hatte, während sie tagträumte - was sie selten tat.
Wer mag...