[Inficet Mantua in morbum incidet] Officium der Duumvirn

  • Völlig übermüdet betrat Licinus das officium, nachdem er dort hin befohlen worden war. Vermutlich sah er auch nicht viel besser aus, als die Gestalten, die in der Therme lagen. Bleich, Ringe unter den Augen, und wenn er nicht ohnehin schon hager gewesen wäre, dann wäre er wohl auch abgemagert.
    Er wusste nicht, wie viel er in den letzten Tagen geschlafen hatte, aber viel war es nicht gewesen. Zu jeder Tages - und Nachtzeit hatte er Patrouillen angeführt, die die Mörderbande, die sich in der Stadt umtrieb ausfindig zu machen, aber sie waren nicht sehr erfolgreich gewesen.
    Vielleicht war es ihnen gelungen, sie ein, zwei mal aufzuscheuchen. Zumindest hatten sie Überlebende gefunden und die Häuser waren nicht ganz ausgeräumt gewesen, aber direkten Kontakt hatte es zu Licinus großem Verdruss nie gegeben.
    Sie waren flink und in der menschenleeren Stadt gab es viele Verstecke. Allein schon die leerstehenden Wohnungen in den insulae, mit den schlecht gesicherteten Türen.
    Auch seine letzte Nacht in der castra war bereits eine Weile her. Nur wenn er gar nicht mehr anders konnte, hatte er sich eine Nacht in den dortigen Betten genehmigt. Und auch diese waren kurz gewesen, wenn er mit seinem optio die Mannstärkeberichte durchging, bevor er am nächsten Tag zurück in die Stadt kam.


    Den Kommandowechsel hatte er in dieser Situation nur am Rande mitbekommen, daher grüßte er mit einem "primus pilus Iulius, wie befohlen tribu... legatus, richtig entschuldige." Als seinen Patron vor sich sah, erinnerte er sich wieder an die Meldung, dass der Duccier, der normalerweise hier das Kommando führte, gelegentlich durch einen der anderen tribuni oder ihn selbst vertreten, nun im valetudinarium lag.
    Nach dem Salut wartete Licinus nicht darauf, dass er aufgefordert sich zu setzen, sondern tat es einfach. Genauer fiel er in den Stuhl. Eigentlich ein Mangel an Disziplin, wie er sich jedes Mal selbst schalt, aber jede Gelegenheit zur Pause wollte genutzt sein, wenn er weiter durchhalten wollte. Und das musste er. Und hier konnte er sich eine kleine Schwäche erlauben, konnten ihn seine Männer nicht sehen. Waren all dies nicht Ausreden, so fragte er sich dann wieder. All dies ging ihm durch den Kopf während er nieder sank. Und nicht zum ersten mal.
    "Nuntio:", begann er im Sitzen und mit einer Stimme die einem Reibeisen alle Ehre bemacht hätte, so gab sie seine Zerknirschung über das was er sagen musste wieder.
    "Es ist uns noch immer nicht gelungen die Mörderbande, die sich in der Stadt umtreibt dingfest zu machen.
    Ansonsten auch keine Veränderung der Lage."

    Zahlen hatte er keine, aber wenn er welche hätte, hätte er sie genannt.

  • Gaius verstand sofort worum es ging und er hatte nicht das geringste Interesse daran sich irgendeine Seuche einzufangen. Die Miene seines Gegenübers machte deutlich dass es sich nicht um einen Scherz handelte. Wozu auch? Was hätte der Scriba davon gehabt ihn anzulügen?


    "Nun gut. Eigentlich muss ich mich strikt an die mir vorgegebene Reihenfolge der zu besuchenden Städte halten, aber die Procuratoren der kaiserlichen Administration werden Verständnis dafür haben, dass ich aufgrund der gegebenen Umstände"


    Gaius sah sich verstohlen um und versuchte Anzeichen auf, von einer Seuche befallene Menschen, zu erblicken. Auch wenn er keine sehen konnte musste das ja nichts heißen. Kein anständiger Römer würde Kranke auf offener Straße herumlaufen lassen. Wahrscheinlich waren die Erkrakten in Krankenhäusern oder zu Hause untergebracht.


    "wird es sich wohl nicht vermeiden lassen, Mantua als letzte Station meiner Reise aufzusuchen. Ich danke Dir für die Informationen und hoffe dass es eurer Stadt bald wieder besser geht.
    Da man mir momentan nicht weiterhelfen kann, scheint es mir vergeudete Zeit zu sein, noch länger hier zu bleiben. Ich werde auf der Stelle weiterreisen"


    Der junge Iulier warf dem Scriba noch einen freundlichen und zugleich dankbaren Blick zu, er hatte bei Gott keinerlei Interesse sich wegen seines Auftrages den Tod einzufangen. Dann machte er gefolgt von seinen 4 Schreibersklaven kehrt und eilte in Richtung der Ställe der Stadt, um Mantua schnellstmöglich hinter sich zu lassen.Sein nächstes Ziel würde Misenum sein.

    Sim-Off:

    ab wann darf ich ungefähr wiederkommen?

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • "Tut mir leid...", lächelte der Schreiber müde, insgeheim doch froh darum wenigstens diesen Batzen an Arbeit in hoffentlich bessere Zeiten verschieben zu können, "Danke. Opfere den Göttern für unser Wohlergehen, das können wir gut gebrauchen. Vale bene, Gaius Lucanus."


    Sim-Off:

    ~2 Wochen. :)

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    ...



    "Salve, Iulius." Der Anblick seines Primus Pilus war erschreckend. Sehr erschreckend sogar. Wie lange hatte der Mann nicht mehr geschlafen? Ursus runzelte die Stirn, hatte schon einen Befehl auf den Lippen. Daß der Iulier sich einfach setzte, nahm Ursus nicht einmal als Fehlverhalten zur Kenntnis. Hier waren andere Dinge wichtig.


    Noch während Licinus sprach, füllte Ursus einen Becher mit halb Wein, halb Wasser und drückte ihn dem Iulier in die Hand. Etwas Brot und Käse hatte er auch und schob es über den Tisch in Licinus' Richtung.


    "Ich weiß, daß Deine Männer und Du euer Möglichstes tut, um diese Schweine zu fassen. Aber Iulius: Es nützt niemandem etwas, wenn Du vor Erschöpfung zusammenbrichst. Ich befehle Dir hiermit, ausreichende Schlafpausen einzulegen. Wechsel Dich mit Deinem Optio ab. Ich brauche Dich hier! Nicht nur heute und morgen, sondern auch die nächsten Tage! Also haushalte mit Deinen Kräften."


    Ursus machte eine kurze Pause, schon um zu verdeutlichen, wie ernst es ihm damit war. "Gibt es denn ein Muster, nach dem diese Verbrecher vorgehen? Bestimmte Gegenden? Haben die betroffenen Häuser etwas gemeinsam?" Es mußte doch möglich sein, den verdammten Geiern ins Handwerk zu pfuschen.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    ...


    "Danke Herr," murmelte Licinus und nahm seinem Vorgesetzten, den Becher ab. Dann nahm er einen tiefen Schluck. Das Wasser hatte dem Wein seine Säure nur in geringem Maße genommen und so setzte die erfrischende Wirkung, wie man sie auch von posca kannte, ein, als das Getränk seine Kehle herunter rann.
    "Zu Befehl, legatus, ich werde nicht zusammenbrechen! Sehe vermutlich schlimmer aus, als ich dran bin."
    Wirklich überzeugt davon war er nicht, aber Licinus ging noch immer davon aus, seine Kräfte ausreichend einzuteilen. Hart am Limit, aber nicht darüber. Aber andererseits, wenn der Chef es schon befahl, vielleicht doch ein wenig mehr abtreten?
    "Bitte widersprechen zu dürfen. Nicht mit meinem optio. Die Männer haben es verdient, dass wenigstens einer von uns voll für sie da ist. Der Hastatus der ersten Kohors übernimmt die Jagd bisher, wenn ich mich zurückziehe."
    Licinus nahm etwas von dem Brot mit Käse und aß in kleinen Häppchen, die er gut kaute, während er nachsann.
    "Keine bestimmten Gegenden. Immer Häuser mit Kranken. Sie warten nicht mal bis die Kranken von allein sterben.
    Unsere größte Hoffnung ist, dass die Bande sich selbst eine Falle stellt. Sie sind zu aktiv. Wir sind dazu übergegangen, Straßen in denen es mittlerweile keine lohnenden Ziele mehr gibt aus dem Patrouillenplan herauszunehmen, selbstverständlich nicht vollständig, und die übrigen Gegenden umso intensiver zu durchkämmen.
    Das ist leider unsere beste Chance."

    Man merkte Licinus seine Verbitterung darüber an, dass er eine solche Strategie hatte wählen müssen, die Opfer unter der Stadtbevölkerung geradezu vorsah, aber er sah keine andere Möglichkeit.
    Zynisch merkte er an:
    "Hoffen wir, dass wir sie fassen, bevor wir nur noch ein Haus zu bewachen haben."

  • "Du bist wahrscheinlich noch schlimmer dran, als Du aussiehst", hielt Ursus trocken entgegen. "Durch wen Du Dich vertreten läßt während Deiner Schlafpausen, kannst Du sicher besser beurteilen als ich, also überlasse ich das ganz Dir. Hauptsache, Du schläfst." Auch Ursus schenkte sich einen Becher ein. Der Bericht seines Primus Pilus hörte sich nicht gerade erfreulich an. "Und was, wenn wir denen eine Falle stellen? Das müßte doch möglich sein. Ein paar Männer in Zivilkleidung stecken, ein paar Sklaven losschicken und unvorsichtig plaudern lassen. Warum waren die Kranken überhaupt in den Häusern? Sollten die nicht alle in die Thermen gebracht werden?"

  • Es war klar, dass Licinus sich nicht auf eine Diskussion mit seinem patronus und Vorgesetzten einlassen würde. Einmal aus Prinzip und der unabdingbaren Disziplin, die er als centurio verinnerlicht hatte. Zum anderen wäre es Verschwendung von Kraft gewesen, also sagte er bis auf "Zu Befehl!" gar nichts.


    "Wenn du erlaubst fange ich am Ende an.
    Der Punkt ist, dass die Reichen ihre Kranken nur ungern in die Thermen bringen und uns lieber verheimlichen, dass jemand im Haus krank geworden ist.
    Und wir können nicht auch noch jeden Tag jedes Haus auf Kranke durchsuchen, das ginge beileibe über unsere Kräfte hinaus.
    Ich vermute die Mordbande beobachtet die Häuser und gewinnt ihre Informationen irgendwie so."

    Soviel zur Situation, der Vorschlag des legatus verlangte etwas mehr nachdenken und so nahm Licinus einen weiteren tiefen Zug des Weins mit Wasser um die Zeit zu überbrücken.
    "Nun," sprach er langsam.
    "Ich weiß nicht, ob das was bringt, wenn ich ehrlich bin. Die Bande hat ja eine relativ große Auswahlmöglichkeit."
    Denn zu den nicht sicher bekannten infizierten Häusern kamen noch all die verwaisten.

  • "Dummköpfe. Damit bringen sie sich doch nur selbst in Gefahr." Ursus schüttelte den Kopf. Warum waren nur gerade die Reichen so uneinsichtig? "Also, ich verstehe Dich richtig, daß nicht vorherzusehen ist, wo die Bande zuschlagen wird? Somit ist es unmöglich, sie durch Patrouillen zu erwischen. Eine Falle ist das Einzige, was wir tun können. Also suchen wir uns ein schönes, reiches Haus aus, ein paar unserer Männer werden in einfacher Zivilkleidung in dieses Haus gehen und die Leute dort darüber aufklären, was wir vorhaben. Dann müssen Sklaven, oder Soldaten, die aussehen und sich geben wie Sklaven, in der Stadt herumlaufen und versuchen, Heilkräuter zu kaufen. Sie bieten hohe Beträge, das zeigt zum einen, daß jemand krank ist, zum anderen, daß viel Geld gepaart mit Verzweiflung dahinter steckt. Vielleicht kommt die Bande nicht in der ersten Nacht. Vielleicht auch nicht in der zweiten. Aber ich wette, sie werden sich den Bissen nicht entgehen lassen und früher oder später auftauchen. Wenn die Reichen so ein Geheimnis aus ihren Kranken machen, dann muß diese Bande sehr gute Informationen haben. Und wer erfährt als erstes, daß jemand krank ist? Die Kräuterhändler. Denen müssen wir die Informationen zuschanzen. - Gibt es eine Schätzung, wieviele das immer sind, die da in die Häuser einbrechen?"

  • "Natürlich. Meinen wohl, sie wären besser als unsere medici," brummte Licinus unwillig.
    Auch den weiteren Ausführungen seines Chefs stand er sehr skeptisch gegenüber, ob die Konzentration auf einen Ort erfolgreicher sein würde, als umherstreifende Gruppen, davon war er nicht überzeugt.
    "Könnte funktionieren."
    Mehr sagte er nicht, sondern war schon wieder am grübeln. Leise murmelte er Auflistungen von todesopfern vor sich hin und kam anschließend zu folgendem Schluss:
    "Minimum sechs bis acht Leute. Wenn wir davon ausgehen, dass sie keine militärische Ausbildung haben eher zehn."

  • "Ich weiß, es ist der Griff nach einem Strohhalm. Aber einen Versuch ist es wert. Außerdem brauchst Du nicht alle Deine Leute für diese Falle. Patrouillen kannst Du dennoch durch die Straßen schicken." Vermutlich zwei oder drei weniger als sonst, doch machte das wirklich einen Unterschied? Ursus konnte sich das nicht vorstellen.


    "Weißt Du etwas Genaueres über den Duccier? Ich habe noch keinen vernünftigen Bericht über seinen Gesundheitszustand erhalten. Andererseits können wir an seinem Zustand ohnehin nichts ändern. Das ist den Ärzten überlassen. Die Räume der Thermen scheinen nicht mehr zu reichen, ich überlege, einen Teil der Kranken in dieses Gebäude zu holen. Andererseits wäre es gut, wenn gerade die Curia als "sicherer" Ort erhalten bliebe. Die Menschen kommen hierher, um Rat zu suchen. Das tun sie sicher nicht mehr, wenn hier Kranke untergebracht sind." Aber welches Gebäude würde sich sonst noch eignen?

  • "Natürlich Herr. Ich werde entsprechende Leute auswählen.
    Wobei ich sie da vermutlich nicht mal vor die Wahl stellen muss, sich freiwillig zu melden oder Latrinendienst zu tun."

    Licinus lächelte schwach über diesen noch schwächeren Scherz. Meist war es ja so eine Sache mit dem Freiwilligmelden, wenn der centurio nicht gewisse Register zog. Aber hier, er konnte sich vorstellen, dass eingien Soldaten ein Wachstehen im Haus sicherer vorkam, als Patrouillen durch die Gassen.


    Mit einem Mal war Licinus wieder hellwach. Das meinte sein Vorgesetzter ja wohl nicht ernst, oder? Licinus redete schneller, als er eigentlich wollte
    "Legatus, das ist Wa..." das Wort Wahnsinn konnte er gerade noch verschlocken
    "... wahrscheinlich kein gute Idee." rettete er sich.
    "Herr, mit dem was du über die Stadtbewohner gesagt hast, magst du Recht haben, aber das Problem ist ein anderes.
    Wir leiten die Operationen in der Stadt von hier aus."
    Sicher es gab das Castellum, aber die unmittelbaren Entscheidungen wurden vor Ort getroffen, mussten vor Ort getroffen werden. Wie man ja auch schon daran sah, dass der legatus beschlossen hatte überzusiedeln.
    [I]"Das Risiko, dass nach und nach das ganze Offizierskorps erkrankt, würde unverantwortlich erhöht. Fast so, als ob man im Kriegsfall Gefangene direkt in der Lagermitte und ohne adäquate Bewachung unterbringen würde. Entschuldige den drastischen Vergleich.
    Ich würde eher empfehlen, einige der Gebäude rings um das Lazarett zu requirieren. Dort gibt es ohnehin einige Leerstände."[I]
    Denn von jenen, die nicht selbst krank waren, wollten nur die wenigstens unmittelbar neben dem Behelfslazarett wohnen bleiben.
    Jetzt wo er ausgeredet hatte, bekam er Zweifel. War er zu direkt gewesen. Betroffen stellte er fest, dass seine Selbstkontrolle unter dem Stress und der Müdigkeit litt. Innerlich fluchte er und gab sich einen Ruck, der nach außen drang, indem er sich etwas gerader hinsetzte.




    Sim-Off:

    Wen müssen wir eigentlich bestechen um eine Stadtkarte von Mantua zu bekommen, wie sie die germanischen Städte haben?

  • Es war tatsächlich ein schwacher Scherz. Doch hin inmitten dieses Wahnsinns, kam jeder Anlaß recht, die Mundwinkel mal nach oben zu einem Lächeln zu verziehen. Ursus lächelte also, ohne sich dazu zwingen zu müssen. Die nächste Reaktion kam nicht völlig unerwartet. "Ich danke Dir für Deine offenen Worte, Iulius. Im Grunde bin ich Deiner Meinung. Doch gäbe es keine Alternative, dann müßten wir es tun. Wir können die Menschen nicht derart zusammenpferchen. Sie haben dann das Gefühl, mitten in einem zukünftigen Leichenhaufen zu liegen. Wer soll da gesund werden? Wenn es also Häuser in der direkten Nachbarschaft gibt, dann sollen sie mitgenutzt werden. Naja, das werde ich direkt an die dortigen Mannschaften ausgeben lassen, Du hast schon genug Aufgaben. Gibt es irgendetwas, was Du brauchst? Oder siehst Du irgendwo die Notwendigkeit, etwas an den bisherigen Abläufen zu ändern?" Zum einen war Licinus sein Klient und er wollte ihm gerne das im Moment mehr als harte Leben etwas erleichtern. Zum anderen war er ein sehr erfahrener Soldat, der noch dazu mitten im Geschehen seinen Dienst verrichtete.

  • Licinus war etwas verblüfft. Gerade ging ihm auf, dass er sich hatte provozieren lassen. Schlecht, ganz schlecht. Sowas sollte eigentlich nicht passieren und wenn er ehrlich mit sich selbst war: Ein weiteres Zeichen, dass er überarbeitet und übermüdet war. Unauffällig kniff er sich in den Oberschenkel.
    Er war ganz froh, das Ursus den Befehl direkt geben wollte. Das also kontne er für sich abhaken. Ob er etwas brauchte?
    "Ein verdammtes Wunder.", antwortete er knurrig.
    Es gab da etwas, was er noch gerne hätte, aber er wollte derzeit keinen Boten zu seinem Landgut schicken. Selbst wenn sie den Mann würden entbehren können, wenn er die Menschen dort infizieren würden, wenn die kleine Esquilina genau deshalb krank werden würde, weil er sicher gehen wollte, dass sie es nicht war. Licinus wagte es nicht, den Gedanken zu Ende zu denken. Stattdessen fragte er:
    "Es liegen keine Informationen vor, dass die Seuche sich über Mantua hinaus ausgebreitet hat?
    Ansonsten sehe ich keine Notwendigkeiten. Das System funktioniert so gut es unter diesen Bedingungen geht. Lediglich die Patrouillenpläne bedürfen einer Überarbeitung, wenn wir die Falle stellen wollen.
    Zumindest, wenn hier nichts neues passiert ist, während ich unterwegs war."

  • Spurius Maevius Scipio


    Die ganze Legion befand sich in der Stadt, stellte Scipio fest, als er sich durch die Straßen von den Thermen auf zur Curia machte, wo der Legat der Legion mittlerweile sein Kommando führte. Die Soldaten kehrten eigentlich nurnoch ins Castellum zurück, wenn sie schliefen. Und selbst das nicht einmal. Scipio selbst hatte die vergangenen Nächte in einer leerstehenden Taberna verbracht, weil er sich so mit seinem Männern den Weg zurück in die Castra ersparen konnte und dadurch eine Stunde mehr Schlaf hatte. Der Centurio hatte es nur sehr widerwillig genehmigt, weil er die Sorge hatte, dass es noch mehr Deserteure geben würde. Gab es nicht, eher im Gegenteil. Zwei Standartenflüchtige waren gefasst worden, als sie einen verlassenen Hof eine halbe Stunde von Mantua entfernt geplündert hatten, und man hatte Maevius kurzerhand damit beauftrag, dem Legaten davon zu berichten. Zusätzlich zu dem, was er ihm eh vorzutragen hatte.


    "Optio Maevius, erste Centurie dritte Kohorte.", meldete er sich zunächst einem der Scribae, die das Officium des Legaten bewachten, "Ich komme vom Tribunus Angusticlavius.. eh... und von Centurio Villius. Ich soll Bericht erstatten."
    Er wusste nicht, wie das Prozedere war, oder besser: nicht mehr. Die Curia war überlaufen von Menschen die entweder zum Legaten oder zum Duumvir wollten, und Scipio selbst hatte nicht so schnell salutieren können, wie ihn hier Tribuni und Centuriones beiseite rempelten. Wahrscheinlich würde der Scriba seinen Bericht entgegennehmen und ihn an den Legaten weiterleiten, andererseits brauchte er aber für seinen Centurio direkte Befehle, was mit den Deserteuren anzufangen sei. Vielleicht sollte er das noch explizit erwähnen?
    "Eh.. wir haben zwei Deserteure aufgegriffen, und der Centurio will wissen, ob wir dem Standard entsprechen sollen, oder ein Exempel statuieren um den... naja... ein Exempel halt."




  • "Wunder habe ich leider nicht vorrätig", murmelte Ursus und fuhr sich über die Haare. Eine Krankheit war ein Gegner, gegen den man nicht mit dem Schwert kämpfen konnte. Und das konnten Soldaten nun einmal am besten. Hier waren sie machtlos. Sie konnten nicht mehr tun, als das Grauen zu organisieren. "Nein, derartige Informationen liegen mir nicht vor. Allerdings können wir nicht sicher sein, sehr viele Informationen erreichen uns ja leider zur Zeit nicht. Ich gehe aber davon aus, daß es längst Hilfegesuche gäbe, wenn die Umgebung mitbetroffen wäre. Iulius, mach Deinen neuen Patrouillenplan und dann geh schlafen! Sollte etwas Ungewöhnliches vorfallen, möchte ich das wissen. Ansonsten möchte ich Dich morgen wieder hier sehen und sei es nur, um sicher zu gehen, daß Du gesund und munter bist." Immerhin war Licinus sein Klient und Ursus wollte ich keinesfalls an diese hinterhältige Krankheit verlieren.

  • Zitat

    Original von Centurio Legionis I
    Spurius Maevius Scipio


    "Optio Maevius, erste Centurie dritte Kohorte.", meldete er sich zunächst einem der Scribae, die das Officium des Legaten bewachten, "Ich komme vom Tribunus Angusticlavius.. eh... und von Centurio Villius. Ich soll Bericht erstatten."
    Er wusste nicht, wie das Prozedere war, oder besser: nicht mehr. Die Curia war überlaufen von Menschen die entweder zum Legaten oder zum Duumvir wollten, und Scipio selbst hatte nicht so schnell salutieren können, wie ihn hier Tribuni und Centuriones beiseite rempelten. Wahrscheinlich würde der Scriba seinen Bericht entgegennehmen und ihn an den Legaten weiterleiten, andererseits brauchte er aber für seinen Centurio direkte Befehle, was mit den Deserteuren anzufangen sei. Vielleicht sollte er das noch explizit erwähnen?
    "Eh.. wir haben zwei Deserteure aufgegriffen, und der Centurio will wissen, ob wir dem Standard entsprechen sollen, oder ein Exempel statuieren um den... naja... ein Exempel halt."



    Der Scriba war abgenervt und völlig übermüdet, wie die meisten der Männer, die noch auf den Beinen waren. Er schaute den Optio eine Weile lang an, als hätte er ihn nicht richtig verstanden. Vielleicht brauchten die Worte auch einfach nur länger, um in seinem Hirn verarbeitet zu werden. Irgendwann nickte er. "Ich denke, es ist in Ordnung, wenn ich Dich reinlasse. Kaum wurde bekannt, daß der Legat hier ist, will auf einmal jeder was von ihm... Also geh zu ihm, aber faß Dich kurz, ja?" Das war keine Frage, sondern unzweifelhaft eine Anweisung.

  • Gaius betrat das Büro genau so gut gelaunt wie er es bei seinem letzten Besuch verlassen hatte. In der Stadt konnte man mittlerweile sehen, dass die Krankheit größtenteils angeklongen war. Hier drinnen jedoch stapelten sich immer noch die Schriftrollen in alles Ecken des Zimmers und auf jedem freien Fleckchen Boden. Genau da wo er ihn vor einiger Zeit zuletzt hatte sitzen sehen, saß der Schreiber auch diesmal und schien in eine Schriftrolle vertieft zu sein.


    Mit einem Räuspern versuchte der junge Iulier den Mann von seiner Arbeit abzulenken und auf ihn aufmerksam zu machen.




    "Salve. Da bin ich wieder. Wie ich sehe scheint die Seuche einigermaßen abgeklungen zu sein. Ich habe Euch so viel Zeit wie möglich gegeben, aber mittlerweile habe ich alle Städte außer dieser besucht und meinen Auftrag beinahe vollendet. Ich hoffe Du nimmst es mir nicht über, dass ich Dich nun doch stören muss."

    Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

  • Zitat

    Original von Titus Aurelius Ursus
    ...


    "Schade," antwortete Licinus lakonisch. Etwas anderes hatte er ja auch schwerlich erwarten können.
    Alles in allem war das, was der legatus darauf sagte, zwar nicht wirklich positiv, aber dennoch war Licinus einigermaßen beruhigt. Und Battiacus würde sicher Nachricht geben, oder?
    "Zu Befehl, legatus. Ich melde mich morgen wieder. Gesund und munter." Er unterdrückte ein Lächeln, hätten sie ein rein ziviles patrons-clienten-Verhältnis, wäre es wohl durch gegangen. Beim Militär war es zu vertraulich.
    "Bleib gesund, legatus. Melde mich ab."

  • Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Schade," antwortete Licinus lakonisch. Etwas anderes hatte er ja auch schwerlich erwarten können.
    Alles in allem war das, was der legatus darauf sagte, zwar nicht wirklich positiv, aber dennoch war Licinus einigermaßen beruhigt. Und Battiacus würde sicher Nachricht geben, oder?
    "Zu Befehl, legatus. Ich melde mich morgen wieder. Gesund und munter." Er unterdrückte ein Lächeln, hätten sie ein rein ziviles patrons-clienten-Verhältnis, wäre es wohl durch gegangen. Beim Militär war es zu vertraulich.
    "Bleib gesund, legatus. Melde mich ab."



    Ja, schade. Anders konnte man es kaum sagen, ohne hysterisch zu werden. "Dann bis morgen, Iulius. Gesund und munter, wir beide." Er unterdrückte das Lächeln nicht. Wäre Licinus nur ein Centurio, nur der Primus Pilus, dann hätte er es gewiß unterdrückt. Doch für ihn ging das Klientelverhältnis vor. Gerade in einer Situation wie dieser. Vielleicht war er einfach zu wenig Militär und zu viel Zivilist, um es genauso streng zu sehen.

  • Von einer besseren Lage zu sprechen wäre arg optimistisch gewesen. In Mantua sprach man von einer Situation, die 'weniger schlimm' war als das, was man in den Wochen davor durchgemacht hatte. Es starben zwar immernoch Menschen, aber es waren nicht mehr zig pro Tag, sondern nur noch wenige. Krank waren jedoch immernoch sehr viele, aber man schleppte sich zur Arbeit um den Engpässen an Ressourcen, die zu einem funktionierenden Leben gehörten irgendwie entgegenzuwirken.


    Der Scriba, der nun wieder das Anliegen des jungen Mannes entgegennehmen musste, war mittlweile offizieller Scriba, und bekam sogar ein kleines Salär. Bzw. würde eines bekommen, sobald ein neuer Quaestor der Stadt die Stadtkasse wieder öffnen würde. Aber bis dahin arbeitete er halt für Naturalien. Was ihm nur allzu recht war.


    "Salve... eh... entschuldige, wenn ich vergessen habe, worum es ging. Es war soviel los in den letzten Tagen, du wirst sicherlich verstehen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!