Kandidatur zum Curus Honorum [02/11] - Manius Flavius Gracchus

  • Bei den Praetoren war die Liste nicht ganz so lang wie bei den niedrigeren Ämtern, aber immerhin lang genug, um zahlreiche Namen aufrufen zu müssen.


    "Der nächste Kandidat für das Amt des Praetors ist Senator Manius Flavius Gracchus. Bitte, die Mitte gehört dir."

  • Wie stets zu diesen Gelegenheiten war Gracchus ein wenig nervös vor der Rede zu seiner Kandidatur im Senat, gleichwohl indes war er diesmalig nicht gar so aufgeregt wie zu seinen vorigen Kandidaturen, was nicht nur der Ruhe aus derweil gewonnenen Erfahrungen und Routine zu schulden war, sondern gleichsam der Tatsache, dass es kein Zurück für ihn gab. Selbst in jenem schlimmsten Falle, dass die gesamte Senatorenschar ihm missgünstig gegenüber stand, dass sie sich hatten vorgenommen, jedes seiner Worte zu zerpflücken, ihn buchstäblich in der Luft zu zerreißen und seiner öffentlichen Karriere endgültig ein Ende zu bereiten - in seinem Nacken saß eine Schar von Larven, so dass der Ausweg nur voran blieb, was auch immer dort mochte lauern. Mit einem leichten Nicken dankte Gracchus dem Consul für das Recht zu sprechen, positionierte sich den Regeln der Rhetorik entsprechend und begann.
    "Patres conscripti, Senatoren Roms! Ein weiteres Mal stehe ich, Manius Flavius Gracchus, Sohn des Titus Flavius Vespasianus, vor euch, um bei der kommenden Wahl um eure Stimmen für eine Praetur zu bitten. Ich habe dies schon einmal getan, ihr habt mir dereinst euer Vertrauen geschenkt, doch konnte ich zur damaligen Zeit mein Amt nicht erst antreten. Ich werde mich nicht re'htfertigen für dies Säumnis, denn ich kann nicht mich rechtfertigen dafür, ein Mensch zu sein mit allem, was dies Menschsein ausmacht, inklusive seiner leiblichen Schwächen und Fragilität. Einige von euch mögen ob dessen ein..werfen, dass was einmal geschah wieder geschehen kann, und auch dem kann ich nichts zur Entkräftung entgegen setzen. Ich kann euch nur versichern, dass ich mich heute bei bester Gesundheit befinde und mit Freude und Tatkraft einem Amte entgegen blicke, glei'hwohl ein unvorhergesehener Ausfall jedem anderen gewählten Praetor ebenso könnte widerfahren, so wie jeden anderen Amtsmanne an einer der zahllosen Ecken Roms jederzeit ein Unglück könnte ereilen – niemand kann solcherlei vorhersehen, noch solcherlei unterminieren. Ich habe darob der Götter Wille befragt, und nichts weist darauf hin, dass einer aus ihren Reihen mir zürnt und neuerlich mir versagt, meinen Dienst für Rom aus..zuführen. Denn dies ist es, an was mir gelegen ist, meine Pflicht für Rom gewissenhaft zu erfüllen, wie ich dies in meinen vorherigen Ämtern des Cursus Honorum – als Decemvir litibus iucandis, als Quaestor Principis und Aedilis Curulis – stets tat, und wie ich dies seit langem als Pontifex des Collegium Pontificium tue. So ihr mir also erneut euer Vertrauen schenkt, will ich euch nicht enttäuschen, pfli'hteifrig den Aufgaben des Amtes nachgehen und dafür Sorge tragen, dass alle mir angetragenen Klagen ordnungsgemäß bearbeitet und im Prozessfalle angemessen und gerecht verhandelt werden. Denn gerade in Zeiten da die Bürger ob göttlichen Zornes ver..unsichert sind, ist es um so essentieller, dass sie sich auf die Strukturen des Staates und seiner weltlichen Gesetze verlassen können, um Konfusion zu vermeiden."
    Abwartend blickte Gracchus durch die Runde der Senatoren, ob sich Fragen oder Anmerkungen hatten aufgetan.

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  • Potitus stellte fest, dass dieses Jahr schon wieder ein populärer Flavier ein Amt anstrebte. Er musste an die Burschen denken, die ihn in den letzten Tagen wegen verschiedenen senatorischen Dingen angegangen hatten. Bei diesem hier schien es aber etwas leichter, ihn aus der Fassung zu bringen (zumindest wenn seine Informanten Recht hatten)! "Flavius, wie du ja schon netterweise verraten hast, hast du das letzte Mal dein Amt gar nicht erst angetreten. Hattest du dich damals krank für ein so wichtiges Amt wie das jetzt wieder erwünschte beworben? Oder müssen wir befürchten, dass du dieses Mal wieder ans Bett gefesselt wirst und wir uns die Mühe einer Nachwahl machen müssen?" Diese Angriffsfläche musste man einfach beschießen!

  • Es war wohl kaum anzunehmen, dass Vescularius' Frage ihm spontan in die Sinne war gelangt, vielmehr war Gracchus davon überzeugt, dass der Praefectus Urbi bereits im Vorhinein informiert war, welche Kandidaten vor dem Senat würden sprechen, und sich darob mit dem Imperator hatte abgestimmt. Wie anders wäre sonst zu erklären, dass der Vescularier seine Frage stellte, obgleich die Antwort darauf bereits implizit war gegeben, wollte man ihm nicht doch unterstellen, ein wenig einfältig und darob von der Länge und dem Gehalt seiner Rede - welche beide er selbst nicht als übermäßig erachtete - überfordert zu sein, was Gracchus niemals sich würde erlauben. Ob dessen irritierte ihn die Nachfrage weniger, als dass sie seine geduldige Gemütsruhe herausforderte, um auch noch dem letzten der Senatoren - respektive Salinator - seine Worte begreiflich zu machen, dem Praefectus dabei allfällig auch die Gelegenheit zu geben, den Inhalt sich aufzunotieren, um ihn Valerianus hernach vorlegen zu können.
    "Allfällig war dies Detail ein wenig zu versteckt in meinen Worten, darum danke ich dir für die Na'hfrage, Senator Vescularius, welche mir noch einmal die Opportunität gibt, die Gegebenheiten zu explizieren. Mitnichten war damals abzusehen, was geschehen würde - weder durch mich, noch durch sonst jemanden -, wiewohl ich mich weder zum damaligen Zeitpunkt, noch zu irgendeinem anderen für ein solch gewi'htiges Amt oder eine Aufgabe würde bewerben so auch nur der geringste Zweifel daran besteht, dass ich fähig bin dies auszuführen, ist es doch meine Über..zeugung, dass das Wohl des Imperium Romanum stets über den Ambitionen des einzelnen muss stehen."
    Zumindest diese Tatsache würde der Praefectus Urbi kaum offen anzweifeln können.
    "Ob dessen versicherte ich mich diesmalig nicht nur der Götter Wohlwollen, sondern konsultierte zudem einen Medicus, welcher gleichwohl kein Anzei'hen physischer Schwäche konnte entdecken, welche eine Kandidatur meinerseits zu einem größeren Wagnis für den Staat würde erklären als die Kandidatur jedes anderen Mannes. Damals wie heute also befinde ich mich in guter Verfassung, eine neuerliche Na'hwahl müsst ihr in meinem Falle folglich in gleichem Maße fürchten wie für jeden anderen Kandidaten - was uns indes nicht davon sollte abhalten, überhaupt einen Cursus Honorum zu wählen."
    Zwar mochte dies in Salinators, respektive Valerianus' Sinne liegen, so dass sie die Ämter nach eigenem Gutdünken konnten besetzten, wie dies mit einigen ohnehin bereits geschah, doch war dies eine andere Causa, wiewohl Gracchus doch noch immer daran zweifelte, dass der Imperator derart dreist den Senat würde übergehen.

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  • Potitus zuckte mit den Schultern. Er hatte wirklich nicht genau zugehört! "Naja, bei den anderen ist es zumindest nicht schon einmal vorgekommen..." murmelte er deutlich hörbar, verzichtete aber auf weitere Nachfragen. Er hatte einfach keine Lust, sich noch so einen Sermon anzuhören (vielleicht war er auch ein bisschen beleidigt wegen der klugen Antwort)!

  • Natürlich verfolgte auch Durus mit Interesse die Kandidaturen des kommenden Jahres. Und überraschenderweise war Flavius Gracchus wieder unter ihnen, um einen neuen Anlauf zur Praetur zu starten. Davon erfüllt war auch seine Rede, die dafür weniger Bezug nahm auf seine bisherigen Erfolge. Ehe der Tiberier diese aber ergänzen konnte, versuchte Salinator wieder den Flavier schlecht zu reden - man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Vescularier prinzipiell etwas gegen Patrizier hatte!


    Nun fühlte sich der Consular erst recht genötigt, etwas zu erwidern:


    "Als Pontifex pro Magistro darf ich darauf hinweisen, dass Flavius Gracchus auch in seiner Funktion als Pontifex ein engagiertes Mitglied des Collegiums ist. Seit seinem bedauerlichen Kur-Aufenthalt in Achaia hat er keine Hinweise auf Spätfolgen gezeigt und sich stets mit großem Pflichtbewusstsein eingesetzt.


    Darüber hinaus darf ich noch berichten, dass ich auch die juristischen Kenntnisse des Kandidaten kennen lernen durfte, als ich gemeinsam mit ihm auf der Bank der Iudices saß. Mir erscheint daher, dass Flavius Gracchus hervorragend für die Praetur geeignet ist."


    Letzteres war zwar etwas gelogen, da Gracchus sich bei den Absprachen der Iudices stark zurückgehalten hatte und die Entscheidung quasi Modestus und Durus überlassen hatte - aber das mussten ja nicht alle wissen!

  • Mit einem leichten Nicken dankte Gracchus dem Consular für seine Fürsprache, obgleich der Part bezüglich der juristischen Kenntnisse ein wenig übertrieben war - hatte Gracchus als beisitzender Iudex während der Prozessverhandlung doch kaum etwas zu tun gehabt, wiewohl in der Urteilsfindung - besonders bezüglich der innerfamiliären Adoption - die maßgebliche Argumentation Tiberius und Anneus überlassen, um nicht allzu sehr seiner Befangenheit zu verfallen. Er ließ seinen Blick über die Senatoren schweifen, ob allfällig eine weitere Frage oder Anmerkung sich auftat.

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