[Capitolium] Haruspicium Causa Nemorensis

  • Sim-Off:

    Findet vor zwei Tagen statt - ich habe es leider verpasst!


    Viele Zeit war vergangen, seitdem der schreckliche Frevel im Hain der Diana die Gemüter der Römer erregt hatte. Diesem war noch weiterer Schrecken gefolgt, gipfelnd schließlich in den Tod eines Pontifex. Dementsprechend hatten sich auch die Debatten im Collegium Pontificium hingezogen, man hatte eine Inquisitio gebildet und Informationen eingeholt.


    Nun endlich hatte man sich geeinigt: Nach dem Beschluss der Pontifices und dem Rat des Ordo Haruspicum hatte man an diesem Tag ein Opfer anberaumt, in dessen Zuge der Wille der Götter zu erkunden war. Da es lediglich die Leberschau ermöglichen sollte, waren die Opfertiere entsprechend klein: Man hatte drei Lämmer bestimmt, aus deren Lebern gelesen werden sollte. Exemplarisch hatte man Diana, die zweifelsfrei durch die Schändung ihres Hains erzürnt war, sowie Iuppiter Optimus Maximus als Staatsgott und Ianus Pater als Gott der Übergänge erwählt.


    Und wie die Haruspices es geraten hatten, wurde das Opfer feierlich zelebriert: Man hatte das Capitol geschmückt und die ganze Stadt eingeladen. Girlanden schmückten den großen Tempel der Göttertrias, vor dem die Kulthandlungen vollzogen werden sollten. Doch wie ein böses Omen hatte Iuppiter an diesem Tag dusteren Nebel gesandt, der den Ianuar-Tag verdunkelte. Ob die Götter dennoch bereit sein würden, ihren Willen zu offenbaren?

  • Wenn die ganze Stadt eingeladen wurde, durfte der Consul nicht fehlen. Zumal Macer schon durch dezente Nachfragen darauf gedrungen hatte, dass die Causa Nemorensis einer Aufklärung und Sühnung entgegen streben sollte. Also hatte er die Salutatio an diesem Morgen sehr kurz gehalten und stattdessen noch bevor die Sonne den Morgennebel lichten konnte einen großen Teil seiner Klientenschar als weitere Zuschauer mit in Richtung Capitol gebracht. Schließlich ging es hier um nichts geringeres als den Pax Deorum. Da machte es sicher einen guten Eindruck auf die Götter, wenn es bei der Erkundung des göttlichen Willens viele Zuschauer gab.

  • In der grex togata des amtierenden Konsuls befand sich auch niemand Geringerer als Quintus Flavius Flaccus, politischer Schützling desselben und bis vor kurzem auch selbst noch als discipulus im Dienst an den Göttern engagiert. Gespannt erwartete er bereits den Ausgang der heutigen Opfer, die dazu dienen sollten, den Willen der Götter zu erkunden, um endlich geeignete Sühnemaßnahmen zu treffen. Seiner bescheidenen Meinung nach, hatten sich die Verantwortlichen ohnehin bereits viel zu viel Zeit damit gelassen, und dadurch die nahezu untragbare Verantwortung, im Empfinden des Flaviers etwas leichtsinnig, auf ihre Schultern geladen, den Zorn der Götter durch ihre Trägheit noch anzuschüren, anstatt ihn durch rasche Handlungen zu besänftigen.

  • Als Durus an diesem Morgen sein Haus verlassen hatte, hatte er den Himmel sehr kritisch betrachtet - dieser Nebel gefiel ihm gar nicht! Noch schlimmer wurde es aber, als man den Esquilin herab in die Ebene kam, wo sich die graue Suppe regelrecht gesammelt hatte. Erst der Aufweg zum Capitolium verbesserte die Sichtverhältnisse wieder ein wenig, sodass es den erschienen Menschen wohl möglich sein würde, die Zeremonie zu verfolgen.


    Vor Beginn der Feierlichkeiten versammelten sich die Pontifices auf der Seite des Tempels, direkt neben der Tempelküche. Diese würden heute wohl drei leckere Lammbraten verlassen - einer davon für die Villa Tiberia! Zuvor wartete allerdings noch das Haruspicium auf sie, das hoffentlich Licht in die Frage der Causa Nemorensis bringen würde.


    Bevor es aber losging, humpelte Durus noch zum Consul, der ebenfalls erschienen war.


    "Salve, Consul! Wie du siehst, kommen wir voran. Leider sind wir jedoch auf die Etrusca Disciplina angewiesen, da wir keine aussagekräftigen sterblichen Informanten finden konnten."

  • "Salve, Pontifex!", grüßte Macer so förmlich zurück, wie er gegrüßt worden war und es wohl auch dem Anlass angemessen war. "Das ist bedauerlich bei einem Ereignis, bei dem eigentlich viele Menschen anwesend gewesen waren", kommentierte er die fehlenden Informanten. "Hoffen wir, dass uns der Nebel heute nicht auch noch den Blick zu den Göttern verstellt." Günstige Bedingung für die Einholung göttlicher Zeichen sahen wirklich anders aus, aber immerhin war keine Vogelschau vorgesehen.

  • Aus den Nebelschwaden schälte sich die Gestalt des Flavius Piso hervor, der zusammen mit seinem Patron gekommen war, denn besser war es, in Gesellschaft zu kommen, als alleine. Obwohl auch Piso sich oft danach sehnte, in ruhe gelassen zu werden, um unbehelligt sein Ding drehen zu können. In einer Menschenmasse war das aber nicht einfach. Also wurschtelte sich der Septemvir durch das Gedränge durch und kam schlussendlich neben Flaccus, der sich auch hier eingefunden hatte, zu stehen. Er brummte ihm was zu, was wohl als Begrüßung zu deuten war, während seine Gedanken sich um das anstehende Ritual drehten. Haruspizin, was für ein Humbug. In einer Leber rumsalben und dabei etruskische Worte murmeln konnte er auch noch. Und wenn er noch besonders viel Glück hatte, würde er noch seinem geliebten Schwager bei der Arbeit zusehen dürfen. Pah.
    Gut, dass Piso vorgesorgt hatte. In der Form seines Sklaven Cassivellaunus, der einen Weinschlauch für seinen Herrn bereit hielt, und schon einen Becher eingefüllt hatte. Piso, der ungerne ohne Fressalien oder Gesöff zu einer Veranstaltung, die langweilig zu sein versprach, ging, nahm an. “Magst du auch?“, fragte Piso Flaccus, seinen Becher in dessen Richtung schwenkend.

  • Sie waren insgesamt drei Haruspices, alle herausgeputzt in ihrer Tracht mit konischem Hut und langem Ledermantel über der weißen Tunika. Sie alle drei schauten möglichst ruhig und angemessen drein, auch wenn Sextus sich sicher war, dass seine beiden Kollegen etwas nervös waren. Das war ja ein Hauptgrund, weswegen er sie ausgewählt hatte, ihm zu helfen. Sie waren diejenigen seiner Kollegen, die ihm am wenigsten dazwischenquatschen würden, und erst recht nicht widersprechen. Und sie waren lange genug im Ordo Haruspicium, so dass keiner seiner Brüder Einspruch erheben konnte gegen ihre Anwesenheit hier und heute.
    Der Haruspex Primus hingegen war verhindert. Der gute hatte sich wohl am gestrigen Tag den Magen verdorben. Schlimme Sache sowas, aber die Götter sähen es gewiss nicht gerne, wenn der gute Tarquitier sich über die gerade geweihten Lämmer erbrach. Und momentan konnte der gute keine Stunde aus dem Haus, oder allzu weit von seinem Abort. Ja, man sollte wirklich aufpassen, was man aß, und dabei hatte das Fleisch noch so gut ausgesehen. Aber wie bei vielem anderen lag das Geheimnis in der Sauce, und Sextus war über diesen "glücklichen Zufall" sehr erbaut.


    Die Lämmer waren bereitet und harrten ihres Schicksals. Der Nebel war natürlich nicht unbedingt das beste Wetter, und die frühen Morgenstunden nicht die beste Zeit für gutes Publikum. Da es hier allerdings um die Pax Deorum ging und das abergläubische Volk Roms diese dringend wiederhergestellt sehen wollte, fanden sich doch immer mehr Leute ein. Immerhin ging es um das Schicksal ihrer Welt, und da war es nur natürlich, dass sie wissen wollten, was denn nun damit geschehen sollte.
    Auch die Pontifices waren eingetroffen, ebenso wie der Consul. Sehr schön. Sextus löste sich von seinen beiden Kollegen und schritt langsam und ruhig auf seinen Patron und den Purgitier zu. “Salvete, Consul, Pontifex.“ Schön dem Rang nach, und so unerschütterlich wie ein Stein. “Wann immer ihr bereit seid, können wir beginnen.“ Sextus wusste nicht, ob sie noch einige Worte an das wartende Volk richten wollten oder noch auf wichtige Mitglieder warteten. Von seiner Seite aus war alles bereit.


  • Auch Gracchus hatte sich bereits eingefunden auf dem Capitol, verließ indes nicht das Areal, in welchem die Pontifices sich hatten gesammelt, schlussendlich würde er das erste Opfer, welches dem Ianus war zugedacht, zelebrieren. Nachdenklich blickte er über die Nebelschleier, welche durch die Täler Roms sich zogen, war indes froh, dass der Regen der letzten Tage endlich hatte aufgehört, denn obgleich er Regen durchaus mochte - fegte er doch nicht nur die Straßen leer, sondern reinigte sie ebenso von Schmutz und Unrat -, so waren die seltenen Opfer im Regen stets ein wenig unangenehm, da bisweilen die Toga durch die Nässe um so schwerer wurde und das Opfergut schwerlich nur Feuer fing. Der Nebel schien ihm zudem als Sinnbild des Tages - das Volk dort unten wankte im Trüben und in Unsicherheit, doch in den Gefilden nah zu den Göttern war die Sicht klar, so dass die Haruspicien eindeutige Ergebnisse würden bringen.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Durus nickte - auch er hatte sich sehr gewundert, dass niemand etwas gesehen hatte. Aber vielleicht wollte auch einfach niemand etwas damit zu tun haben oder die Flavier beschämen. Letztendlich würden die Götter aber hoffentlich auch so ihre Wünsche äußern.


    Ehe er etwas erwidern konnte, erschienen aber auch schon die anderen Protagonisten, sodass der Pontifex beschloss, das Zeichen zum Beginn zu geben.


    "Ich fürchte, durch Warten wird das Wetter auch nicht besser werden. Beginnen wir also!"


    verabschiedete er sich schließlich vom Consul und ging zu den Pontifices zurück, die heute das Opfer vollführten. Seine Calatores überprüften noch einmal den Sitz der Toga, dann war auch schon alles bereit.


    Flötentöne erklangen und erzeugten eine feierliche Stimme, während die Pontifices, Opferhelfer und zuletzt die drei weißen Lämmer in feierlicher Prozession zum Opferaltar zogen. Dahinter hatte man drei Statuen aufgerichtet: In der Mitte Iuppiter Optimus Maximus, ähnlich dem Kultbild im Inneren des dahinter liegenden Tempel, zu seiner Rechten der doppelgesichtige Ianus und zur linken Diana in ihrem knappen Gewand, ausgerüstet mit Bogen und Köcher. Davor schließlich standen die Foculi, auf denen man die Voropfer darbringen würde.

  • Es war der Falte der Toga über seinem Kopfe, der leisen Flötentöne um ihn herum, wiewohl seiner langjährigen Erfahrung geschuldet, dass die Welt um Gracchus ihm alsbald nebensächlich wurde, all seine Konzentration vor ihm auf dem zu zelebrierenden Opfer lag. Zu seiner Seite standen die Opferhelfer bereit mit Weihrauch und Wein, der Schlachter mit dem goldbehuften Lamm, und der Haruspex, welcher aus dessen Leber die Botschaft des Gottes würde detektieren. Ein kurzer Blick nur genügte, und der junge Minister - ein wenig älter als Minor mochte er sein - mit der acerra aus dunkelfarbenem Holz trat hervor und öffnete den mit Perlmuttintarsien geschmückten Deckel dieser, dass Gracchus daraus eine Hand voll der Räucherung konnte nehmen und über die glühenden Kohlen streuen.
    "Ianus Geminus, doppelköpfiger Vater aller Dinge! Du bist der Ein- und Ausgang allen Lebens, Dein strahlendes Abbild ist Anfang und Ende! Mannigfaltiger, nimm Du unsere Gabe, die das Volk Roms Dir gibt mit Freude, und ge..währe uns die Gunst Deiner Aufmerksamkeit!"
    Rasch stieg der weißfarbene Rauch von den Kohlen empor, kräuselte sich dem Himmel entgegen, als suchte er sich mit den trüben Wolken über Rom zu vermengen und ihnen das triste Grau zu rauben. Während der eine Junge zurück trat, kam ein weiterer zu dem foculus hin und reichte Gracchus den silbernen gutus mit Wein, aus dessen schmalem Halse der Pontifex die rubinrotfarbene Flüssigkeit in die Schale auf dem kleinen Altar goss.
    "Ianus Geminus, doppelköpfiger Vater aller Dinge! Unsere Gabe zu Deinem Wohle, erhabenster Ursprung, der Du Deinen Blick zurück wendest, wie voraus!"
    Nachdem die Aufmerksamkeit des Gottes gesichert und er mit dem Voropfer milde gestimmt war, folgte das Lamm als Ausgleich für die Bitte um Klarheit. Der Cultrarius hatte das Tier derweil auf seinen Arm genommen, von wo aus es friedlich durch die rot- und weißfarbenen infulae hindurch in die Welt blickte. Mit der Daumenkuppe der Rechten nahm Gracchus ein wenig mola salsa aus dem molucrum auf und strich die Paste in das Fell auf Stirn und Schädel des Tieres.
    "Ianus Geminus, doppelköpfiger Vater aller Dinge! Dies Lamm gibt Dir das Volk Roms mit Freude, Gott des Wandels, dass Du uns die Tür öffnest zu Er..kenntnis, dass Du uns zeigst, was war und wird sein! Diese Gabe mit Freude, dass Du uns offenbarst Deinen Willen und den der Deinen, Mittler zwischen den Welten, uns den Weg weist zurück und voraus zu Frieden mit den Göttern!"
    Gracchus nahm seine secespita, um die symbolische Entkleidung des Lammes durchzuführen, indem er mit der Klinge leicht über dessen Rücken strich, und beendete somit die rituelle Vorbereitung zur Schlachtung.
    "Agone?" Fragend hob der Cultrarius sein Schlachtermesser, während er noch immer das Lamm fest mit seiner Linken auf dem Arm hielt.
    "Age!"
    bestätigte Gracchus, und die kalte Klinge fand zur Kehle des Lammes, durchtrennte in einem raschen Schnitt Fell und Haut, dass das rotfarbene Blut in einer kleinen Fontäne aus der Wunde hervorschoss, der Blick des Tieres sich trübte. Nicht lange ließ der Schlachter das Tier ausbluten, legte es auf dem Boden ab, um die Bauchdecke zu öffnen und daraus die Leber zu entfernen, dass sie dem Haruspex präsentiert werden konnte.

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    IUS LIBERORUM

    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Mit ernstem Blick verfolgte Durus die Opferhandlung des Flaviers, die wie üblich überaus korrekt und würdevoll ausgeübt wurde. Dabei bemerkte er überrascht, dass diesmal nicht der kleine Flavius Gracchus als Opferhelfer fungierte - vielleicht hatte ihn sein etwas misslungener Auftritt zum Geburtstag des Kaisers demotiviert...


    Dann aber war ein weitere Pontifex mit der Darbringung des Opfers an Diana an der Reihe...

  • Gaius Valerius Festus hatte heute die Ehre, das Opfer für Diana durchzuführen. Dabei war er recht froh, dass man gar nicht wirklich damit rechnete, dass es angenommen wurde, denn die Göttin der Jagd war ohne Zweifel verärgert. So entlastet trat er daher vor, bedeckt mit der Toga Praetexta und würdevoller Miene.


    "Diana Nemorensis, keusche Herrin, Mehrerin der Fruchtbarkeit! Du schenkst den Frauen die Kraft, Kinder zu gebären und unser Volk zu mehren! Gütig verbirgst Du die Deinen vor dem Zorn aller Götter! Gewaltige, nimm Du unsere Gabe, die das Volk Roms Dir gibt mit Freude, und gewähre uns die Gunst Deiner Aufmerksamkeit!"


    Mit einer theatralischen Geste legte er Weihrauch in den Foculus und ließ der Rauch zum Himmel aufsteigen, aufdass er der zornigen Diana in die Nase stieg. Ihm folgte der Wein, erneut begleitet von einer Darbringungsformel. Dann war das Lamm - diesmal ein Weibliches - an der Reihe:


    "Diana Nemorensis, keusche Herrin! Dies Lamm gibt Dir das Volk Roms mit Freude, rechtmäßig Erzürnte, aufdass Du uns lehrst, Deinen Zorn zu stillen, dass Du uns zeigst, was war und wird sein! Diese Gabe mit Freude, dass Du uns offenbarst Deinen Willen und den der Deinen, Erzürnte durch Frevel, uns den Grund offenbarst und die Sühne zu Frieden mit den Göttern!"


    Auch Festus vollzog die rituelle Entkleidung rasch und ließ auch bald das Blut spritzen. Auffällig war dabei allerdings, dass das Lamm besonders unruhig wirkte, zappelte und der Schlächter besonders lange zuschnitt, als habe er beim ersten Streich die Schlagader verfehlt. Dennoch spritzte schließlich das Blut und Festus atmete auf.
    MTD




  • Auch dieses Opfer verfolgte Durus mit ernstem Schweigen, das Haupt mit der Toga Praetexta bedeckt und vor seinem Foculus stehend, an dem er nun mit dem Opfer für Iuppiter an der Reihe war. Während die Opfermetzger also noch damit beschäftigt waren, das Lämmchen für Diana darzubringen, unterzog sich Durus bereits der rituellen Waschung und brachte den Weihrauch dar.


    "Iove Optime Maxime, Vater aller Götter, Herrscher über den Pantheon! Du bist der König der Unsterblichen, Dein Zorn ist wie Blitz und Donner und Deine Macht lässt uns verstummen! Höchster und Bester, nimm Du unsere Gabe, die das Volk Roms Dir gibt mit Freude, und ge..währe uns die Gunst Deiner Aufmerksamkeit!"


    las er dann von der Gebetsrolle ab, um keinen Buchstaben zu vergessen. Dann ergriff er ebenfalls den Gutus und ließ Wein in die Opferschale tropfen.


    "Iove Optime Maxime, Vater aller Götter! Unsere Gabe zu Deinem Wohle, Höchster und Bester, der Du herrscht mit Güte und Weisheit!"


    Nun folgte die Weihe des letzten, diesmal männlichen Lammes, verbunden mit einem weiteren kurzen Gebet. Auch dieses Tier erhielt einen Tropfen der Mola Salsa auf die Stirn, ehe das eigentliche Opfergebet erfolgte, das zugleich die Intention hinter dem Opfer offenbarte:


    "Iove Optime Maxime, Vater aller Götter! Dies Lamm gibt Dir das Volk Roms mit Freude, Herrscher des Pantheon, dass Du den Status Deines Königreiches, der Unsterblichen, aufzeigst! Diese Gabe mit Freude, dass Du uns offenbarst Deinen Willen und den der Deinen, Herr über die Unsterblichen, uns die Sühne zeigst für Frieden mit den Göttern!"


    Ein letztes Mal schenkte Durus dem kleinen Lämmchen einen harten Blick, ehe der Opferbefehl ertönte und der Cultrarius seinem blutigen Handwerk nachging. Das Tier schien sofort tot - es wirkte sogar fast, als habe der Schlächter es etwas zu gut gemeint und den Kopf fast abgetrennt. Dafür schoss das Blut umso schneller hervor und benetzte den Tempelvorplatz. Unterdessen schweifte der Blick des Pontifex gen Himmel, wo sich noch immer ein undurchdringliches Wolkenmeer erstreckte.


    Schließlich war aber die Leber entnommen und wurden - gemeinsam mit den beiden anderen - zu Aurelius Lupus und seinen beiden Amtskollegen gebracht, damit sie eingehend untersucht werden konnten. Da dies einige Zeit dauern konnte, ließ Durus sich seinen Stock reichen und stützte sich etwas darauf ab.

  • Ganz Rom schien an diesem Morgen auf den Beinen zu sein. Oder war es doch mitten am Tag? Über den Menschen, die dem Opfer beiwohnen wollten, hingen dicke Wolken. Nebel tat sein übriges, sodass man nicht sehr weit blicken konnte. An diesem Tag wollte es bisher einfach nicht hell werden. Trotzdem waren viele Römer der Einladung gefolgt, so auch Menecrates. Er fragte sich, wie wohl ein Augur den Nebel deuten würde, als er am Tempel der Göttertrias eintraf.


    In einem der Haruspices erkannte Menecrates den Mann wieder, der in seinem Haus das Opfer abgehalten hatte. Der Mann war aber konzentriert und so bot sich keinerlei Möglichkeit, mit einem Nicken oder einer anderen kleinen Geste eine Gruß zu entrichten.


    Drei Opferhandlungen fanden statt und nun harrte Menecrates wie viele andere gespannt dem Ergebnis der Leberschau.

  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Auf das unverständliche Begrüßungsgebrummel seines Onkels antwortete Flaccus mit einem freundlichen Nicken, war er doch durchaus erfreut, angemessene Gesellschaft in der Menschenmasse gefunden zu haben. Zwar betrachtete Flaccus selbst das Haruspizieren durchaus mit kritischen Augen, akzeptierte es jedoch als uralte, etruskische Praxis, mit grundsätzlicher kultischer Berechtigung. Denn der junge Mann empand es zwar in ästhetischer Hinsicht um einiges ansprechender, den Willen der Götter durch den Orakelspruch aus dem Munde einer benebelten Priesterin denn jenem brauen fleckigen Klumpen, welchen eine frische Leber nun mal darstellte, zu erfahren, doch musste er diese Praxis glücklicherweise nicht selbst durchführen, sondern ihr lediglich beiwohnen. Und eben dieses Beiwohnen der kultischen Handlungen würde durch Pisos Anwesenheit wohl deutlich angenehmer sich gestalten. "Gerne.", meinte Flaccus also auf das Angebot seines Onkels, der bereits einen, aus einem mitgebrachten Weinschlauch gefüllten, Becher schwenkte. Wieso nicht die Wartezeit auf diese Weise etwas versüßen?

  • Zu dritt standen sie da und betrachteten mit stoischer Miene die drei Opfer. Erst an Ianus, der wie üblich als erstes angerufen wurde und den Weg bereiten sollte für die beiden anderen Opfer, dann Diana als geschädigte Göttin, und schließlich Iuppiter. Genau wurden sämtliche Zeichen beobachtet, die sich schon jetzt ergeben mochten, und ja, es fiel auf, dass das Lamm der Diana nicht vorbildlich starb und blutete, sondern nur zögerlich sein Leben aushauchte. Auch wenn Sextus Miene ruhig und ehern blieb, konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, dass der Priester verdammt noch mal besser zustechen hätte sollen und vor allem tiefer schneiden. Aber gut, dass Diana nicht erbaut war, war ohnehin eines der Dinge, die er gleich verkünden würde.


    Die Lebern wurden entnommen und auf paterae gelegt, ehe sie geradezu feierlich zu den wartenden Haruspices gebracht wurden. Natürlich, das hier war ja auch der Hauptanlass dieser ganzen Veranstaltung. Und diese machten sich auch sogleich daran, die Zeichen zu lesen. In diesem Nebel nicht unbedingt das einfachste, denn ohne Sonne waren goldene Schimmer oder die winzigen, schwarzen Pünktchen, die für solcherlei einen Hinweis geben sollten, nicht wirklich einfach zu entdecken. Zum Glück gab es auch noch Knoten und Verformungen, an die man sich halten konnte. Und zumindest Sextus war mit guten Augen gesegnet, wie es bei seinen beiden Kollegen aussah, wusste er nicht. So, wie diese ihre Nasen über die Opferschalen hängten, wohl nicht allzu gut.
    Er selbst nahm die ihm dargereichte Leber in die Hand, fühlte mit geschulten Fingern über das blutige Organ und versuchte, den göttlichen Willen zu erkunden, auf dass er etwas möglichst Sinniges gleich verkünden konnte.


  • Ganz ähnlich dem priesterlichen Rat, der sich um die Eingeweide versammelt hatte, hatte sich auch ein Göttlicher Rat mit dem Göttervater an der Spitze versammelt, um das Opfer zu beobachten. Iuppiter hielt sich allerdings zunächst zurück und überließ den anderen das erste Wort. So machte Ianus seiner Gewohnheit gemäß den Anfang und sprach dem Anlass angemessen ernst sowie seiner akuten Bronchitis angemessen nur sehr kurz. So ruhten die Augen als nächstes auf Diana, die sich mit Blick auf ihren noch immer ramponierten Hain alles andere als ruhig zeigte. Ihr ging das alles nicht schnell genug und die ewigen Beratungen in würdevollen Runden kamen ihr zu träge vor. Sie wünschte sich deutlich mehr Zug in der Sache und ließ die ihr zugedachte Leber daher deutlich schneller als die anderen die Farbe toten Fleisches annehmen. Iuppiter wiederum sah die Fortschritte auf dem Weg zu einer Sühnung und nahm das Opfer daher an. Den Nebel ließ er allerdings hängen, weshalb man in Rom auch nur ein sehr gedämpftes Grollen hörte, als Ianus plötzlich heftig husten musste.

  • Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus


    ”Ah, gut.” Piso händigte seinem jungen Verwandten den Weinbecher aus, stieß mit ihm wortlos mit dem Becher, den er selber gereicht bekam, an, und drehte sich dann wieder zum Spektakel hin. “Immerhin regnet es nicht“, machte er in einem für ihn ziemlich ungewöhnlich trockenen Tonfall, bevor er zwinkerte und durch die Nebelschwaden einige Gestalten erkannte. Das war ja... “Ah. Mein Schwager.“ Jetzt klang er noch viel trockener, ja, fast emotionslos. Emotionen konnte Piso herunterschlucken, wenn es unumgänglich war, aber nur dann. Er konnte sie beleibe nicht so gut beiseite schieben wie Ereignisse, an die er sich nicht erinnern wollte. Was den destaströsen Theaterabend damals anging, nun, das wollte er nicht verdrängen. Er fühlte, dass er damals unerhört behandelt worden war, und einen Flavier unerhört zu behandeln, das ging wirklich nicht an.
    Früher, da hatte Piso, nun, vielleicht nicht Angst, aber Misstrauen vor Blut gehabt. Mittlerweile hatte er seine Aversion eingeschränkt. Blut fließen zu sehen war in Ordnung. Solange es nicht sein eigenes war. Denn es hatte ja durchaus etwas, nun ja, Ästhetisches, wenn sich das Blut so seine Spur über den Bodenbelag hinweg bahnte. Besonders hübsch, so war er überzeugt, sah es bei einem Marmorboden aus. Ja, das gab der Sache ein gewisses Extra.
    Die Opfer kamen nun also. Piso sah seinem Vetter zu. Und seines Vetters Furianus besten Freund. Und seinem Schwager.
    Und er fragte sich, als er von seinem Becher kleine Schlückchen nahm, was die depperte Hackfresse wohl in den Eingeweiden (igitt übrigens) sehen würde. Piso würde keinen As geben auf die Kompetenz dieses Banausen und Schlägertypen.

  • Besonders ertragreich waren die Zeichen auf den Lebern nun nicht. Eigentlich ja ein gutes Zeichen, dennoch hatte sich Sextus ein wenig mehr erhofft, über das er mit seinen Kollegen beraten könnte. Und sie berieten sich fleißig. Selbstverständlich auf etruskisch, es musste niemand so genau wissen, was sie wodurch zu erkennen glaubten.
    Einige Zeichen waren Unstrittig. Auf keiner der Lebern war ein Zeichen von Tinia (oder für Nicht-Etrusker: Iuppiter). Das Lamm, das Iuppiter geopfert worden war, war sogar ein dermaßen gesundes Tier gewesen, dass die ganze Leber frei von irgendwelchen Zeichen war, was seinem Collegiumsbruder ein kleines “Litatio?“ entrang und ihn und den dritten im Bunde kurz prüfend hinüberschauen ließen. “Na dann Litatio“, meinte Sextus in diesem Moment nur trocken, ehe sie sich über die verbliebenen Lebern beugten.
    Es gab ein paar kleinere Unregelmäßigkeiten bei Culsans (also Ianus), kleine, dunklere Punkte, kaum zu sehen. Aber sie waren da und über ihre Bedeutung musste beraten werden.
    Welche Leber aber geradezu vor Zeichen strotzte, war die für das Schaf an Diana. Nicht nur, dass das Tier sich geweigert hatte, standesgemäß zu sterben und zu bluten, einen Moment wunderte Sextus sich, dass es überhaupt so lange gelebt hatte, um geopfert zu werden. Einem der Ministri, der eine der paterae hielt, gab er auf Latein die leise Anweisung, in der Küche Bescheid zu sagen, dass dieses Lamm doch an die Bevölkerung verteilt werden soll und das Fleisch nicht an Tiberius Durus oder gar den Consul gehen sollte. Wenn irgend ein armer Schlucker aus dem Pöbel die nächsten Wochen krank und darbend darniederlag, war ihm das egal. Aber seinen gebrechlichen Patron brauchte er noch eine Weile! Und der Consul war ihm eigentlich egal, aber die Anweisung hätte sonst komisch geklungen. Letztere beide Dinge erwähnte er aber selbstverständlich nicht.
    Hier gab es ein ganzes Feuerwerk an wertbaren Zeichen. Vor allem die Region, die für Artumes (ja, richtig, Diana) stand, war eine doch recht auffällige, verhärtete Geschwulst. Wenn Sextus nur ein wenig mehr Glaube gehabt hätte, wäre ihm das auch völlig einleuchtend erschienen. Immerhin war diese Göttin wütend. Er allerdings fragte sich in diesem Moment nur leise, wer dieses Schaf ausgesucht hatte und wer der Züchter davon war. Wenn mehr Tiere derart waren, sollte man seine Tiere fortan nicht mehr kaufen. Oder gerade deswegen sollte man sie kaufen, wenn man schlechte Omen von scheinbar gesunden Tieren einholen wollte.
    Durch den schnellen Verfall der Leber erschienen auch andere Dinge wie Zeichen, weswegen doch ein wenig Uneinigkeit zwischen den drei Haruspices herrschte, was die endgültige Quintessenz des Ganzen anging. Aber schließlich nach bestimmt fast einer Stunde, waren sie bereit, den Willen zu verkünden. Oder besser gesagt, Sextus war es, denn er trat nach vorne. Die Lebern wurden wieder auf die paterae gelegt und er trat mit mittlerweile verkrustet blutigen Händen vor die wartenden Massen, allen voran der Consul und die Pontifices.
    “Die Götter sind erzürnt!“ Ohne Umschweife, ohne Zögern, ohne Beschönigen. Und einen Moment genoss Sextus den Schrecken, der durch das einfältige Volk weiter hinten fuhr. Macht war etwas, an das er sich durchaus gewöhnen könnte.
    “Der göttliche Ianus hat uns die Zeichen gelegt, doch haben wir sie lange schon übersehen! Und so verschließt er uns den Blick auf den Himmel und seine Zeichen, damit wir vielleicht jetzt erkennen, welchen Unmut wir auf uns gezogen haben! Viel zu selten gedenken wir der Feiertage, die die Götter uns einzuhalten aufgegeben haben! Viel zu nachlässig seit ihr“ und beim letzten Wort hob sich eine Stimme wie zur Anklage, woraufhin auch einige in der Menge pflichtschuldig zusammenzuckten. “...bei der Einhaltung des Kalenders!“ Und da waren sicher einige in der Menge, auf die das ohne Zweifel zutraf. Die meisten opferten ja noch nicht einmal zuhause regelmäßig. Gut, machte Sextus auch nicht, aber im Gegensatz zu der leichtgläubigen Menge machte er sich darum auch keine besonderen Sorgen.



    “Doch viel erzürnter als alle Götter zusammen ist Diana! Ihr heiliger Hain ist zerstört, ihr Zorn ist groß. Und wir sind der großen Jägerin viel zu träge. Sie wünscht sich, dass ihr Hain wieder aufgebaut wird. Sie wünscht sich, dass er größer und prächtiger erstrahlt, als je zuvor. Sie wünscht sich Opfergaben, die ihrer angemessen sind. Und sie wünscht sich einen Rex Nemorensis, der so einen Frevel nie wieder zulässt.“ Hier eine dramatische Pause, damit die Worte in die Menge sickern konnten. Das war die Pflicht, jetzt kam seine ganz persönliche Kür.
    “Doch ist sie zuversichtlich, dass sich so ein Mann findet, der sie ehrt und ihren Hain zu verteidigen bereit ist! Ihr Segen wird sicher auf dem ruhen, den sie dafür auserkoren hat.“ Und mit diesen Worten gab er dem amtierenden Rex Nemorensis noch etwa 3 Tage zu leben. Denn anders als viele andere Priester verschiedener Gottheiten wurde der Rex Nemorensis durch einen rituellen Zweikampf auf Leben und Tod in sein Amt gebracht. Und es würde sicher mehr als einen Sklaven da unten geben, der sich höchst persönlich von der Göttin dazu berufen fühlen würde, nach Nemi zu fliehen, den amtierenden Rex Nemorensis zu meucheln, sich so mit Dianas Segen die Freiheit selbst zu schenken und fortan ein Musterpriester der Jungfräulichen zu sein. Vermutlich würde Diana so sogar gleich mehrere Menschenopfer bekommen, viel Männerblut würde ihren Hain neu weihen, aber auch das dürfte der Göttin wohl nicht so unrecht sein. Wütend genug, dass es sogar war sein könnte, schien sie zu sein, glaubte man den Lebern.


    So, das war die Peitsche, nun folgte das Zuckerbrot, um die Masse da unten von einer Panik abzuhalten. Immer mit etwas positivem aufhören hatte ihm sein Lehrmeister damals geraten. Und es war ein verflixt guter Rat.
    “Aber es ist nicht alles verloren. Iuppiter höchstselbst zeigt sich milde und versöhnlich. Sofern wir schnell Maßnahmen ergreifen, um Diana zu versöhnen, wird alles Unheil von unserem Staat abgewendet.“


    So, nun mussten seine Worte nur noch wirken. Er hatte hoffentlich einige Leute mehr in die Tempel nun gescheucht, wie es ihre Pflicht war. Oder zumindest dazu gebracht, zuhause vernünftig zu opfern. Und ganz nebenbei hatte er den Flaviern wohl den unbezahlbaren Gefallen getan, den Rex Nemorensis aus dem Weg zu schaffen, ehe dieser über eine Beteiligung von Flavia Celerina an dem ganzen Debakel reden konnte. Umindest erwartete Sextus sich dafür irgendwann einmal eine Gegenleistung.
    “Jeder sollte, wenn er zuhause ist, Diana mit einem Opfer gedenken. Ihr Hain sollte so schnell wie möglich wieder aufgebaut werden und neu geweiht werden. Ihr zukünftiger Priester soll dessen neue Reinheit verteidigen, wie es sich gebührt. Dies ist der Wille der Götter.“


    Zumindest größtenteils.



  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso und Quintus Flavius Flaccus


    Nigrina hatte es sich selbstverständlich nicht nehmen lassen, sich an diesem Tag ebenfalls in der Öffentlichkeit sehen zu lassen. Oder besser gesagt: es war schlicht selbstverständlich für sie, ihren Mann bei einem solch wichtigen Termin zu begleiten. Es war immer gut, öffentlich Einigkeit zu demonstrieren, eine intakte Ehe, eine unterstützende Gemahlin, das ganze Drumherum eben, das so viel wert sein konnte. Da spielte es keine Rolle, dass sie eigentlich gar keine Lust darauf hatte, eine halbe Ewigkeit in der Gegend herumzustehen und sich zu langweilen. Auch wenn Sextus' und ihre Ehe aus rein politischen Gründen geschlossen worden war, bestand sie dennoch keineswegs nur auf dem Papier, ganz im Gegenteil. Nigrina tat, was in ihren Kräften stand, um Sextus' Karriere zu fördern.


    Sie begrüßte hier eine Freundin, dort eine Bekannte, wartete in aller Ruhe die Opfer ab und ließ sich dann von ihren Sklaven einen Weg zu ihrem Bruder und einem Verwandten bahnen, als einer der Sklaven diese plötzlich entdeckte und sie darauf hinwies. „Aulus“, lächelte sie, ihr Tonfall so leise, dass er nicht stören würde. Im Augenblick wartete die gesamte Menge darauf, dass die Haruspices verkündeten, was der Wille der Götter war, und da das einige Zeit dauerte, entstand naturgemäß ein wenig Unruhe. „Flaccus. Salvete, ihr beiden. Wie schön euch hier zu treffen.“ Sie legte ihrem Bruder zum Gruß eine Hand auf den Unterarm und nickte Flaccus zu. Den Rest der Zeit wartete sie gemeinsam mit ihren Verwandten, und schließlich war es so weit.
    Ein feines Lächeln flog über ihre Lippen, als Nigrina sah, dass ihr Mann nach vorne trat, um die Worte zu verkünden. Im Grunde hätte es sie überrascht, wenn es anders gekommen wäre, nachdem der Haruspex Primus so äußerst praktisch krank geworden war und diese Rolle nicht hatte einnehmen können... aber das hieß ja nicht, dass sie sich nicht trotzdem darüber freuen konnte. Und ebenso erfreut – auch wenn sie nach außen hin eine angemessen ernste Miene zur Schau trug – stellte sie fest, wie die Menge auf Sextus' Worte reagierte. Sie glaubten ihm, was er sagte. Nigrina zweifelte nicht daran, dass es in den kommenden Tagen deutlich mehr Opfer geben würde, kleinere und größere, viele davon zu Hause, aber wohl auch in den Tempeln.
    Dann kam ihr Mann auf Diana zu sprechen, auf ihren Zorn, auf die anstehende Sühne. Und nun musste Nigrina sich zusammenreißen, um sich das Lächeln zu verkneifen. Nur in ihren Augen blitzte es anerkennend auf. Im Grunde rief Sextus zum Mord am Rex Nemorensis auf. Die Menge würde kaum etwas anderes als die gerechte Forderung der Diana in ihrem Zorn dahinter vermuten, aber sie begriff sehr wohl, was er damit letztlich erreichen würde und wohl auch wollte: dass der Mann zum Schweigen gebracht wurde, der etwas über Celerinas unsägliche Rolle in diesem ganzen Schauspiel sagen konnte. „DAS ist mein Mann“, murmelte sie, in ihrer Stimme unverhohlener Stolz, und dieser gewisse: ich hab's dir doch gesagt-Tonfall, zu ihrem Bruder gewandt. „Was sagst du nun?“

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