[Capitolium] Haruspicium Causa Nemorensis

  • Während sein Klient und die beiden anderen Haruspices sich über die Lebern hermachten, saß Durus nachdenklich auf seinem Stuhl und begutachtete den Himmel - was er dort sah, gefiel ihm gar nicht! Dennoch bemühte er sich, auf die etwas entfernter stehende Menge voller Ernsthaftigkeit und Zuversicht zu wirken, um unnötige Verunsicherung zu vermeiden.


    Als dann die Deutung der Zeichen erfolgte, jagte dies dem alten Tiberier doch einen Schreck ein - Lupus trat vor das ganze versammelte Volk und setzte damit die Pontifices unter Druck, seine Deutung zu akzeptieren und ohne die Änderung eines Iotas umzusetzen. Zweifelsohne wäre es einfacher gewesen, die Ergebnisse zuerst in vertraulicher Runde zu beraten, um dann dem Volk eine Deutung und zugleich eine mögliche Reaktion präsentieren zu können.


    Um die Menge dennoch etwas zu beruhigen, beschloss Durus im Namen der Pontifices das Wort zu ergreifen:


    "Römer, ich verspreche Euch im Namen des gesamten Collegium Pontificium und des Pontifex Maximus, dass wir den Ratschluss der Götter zügig vollziehen werden! Geht nun also und bringt der Diana Opfer dar - wir werden uns um ihren Hain zu kümmern wissen!"


    Damit wandte er sich zu Gracchus und den übrigen Priestern um. Es war zwar einerseits möglich, eine Contio in der Regia anzuberaumen, andererseits konnte man sich auch direkt im Tempel des Iuppiter zusammensetzen.

  • Macer verfolgte die Deutung der göttlichen Zeichen mit einer gewissen Ungeduld. Auch wenn er keinen Zweifel daran hatte, dass das Lesen der Eingeweide ein schwieriger Prozess war, der nicht umsonst nur einem kleinen Teil der Priesterschaft in solchen bedeutungsschweren Fällen überlassen wurde, wunderte ihn die lange Dauer der Inspektion doch ein wenig. Sie konnte eigentlich nichts Gutes bedeuten. Dafür, dass es so lange gedauert hatte, fiel das Urteil in seinen Augen dann auch noch relativ unspektakulär aus. Dass die Götter zürnten war nun wirklich keine überraschende Erkenntnis und Macer musste sich Mühre geben, kein ironisches Lächeln auf seinem Gesicht zu zeigen. Diana wünschte sich also einen Wiederaufbau ihres Haines. Das war wirklich alles andere als eine überraschende Empfehlung und Macer war sich sicher, dass das Collegium Pontificum schon bald diesbezüglich mit konkreten Plänen auf den Senat zukommen würde, wenn ihm das sinnvoll erschien. Der Verweis auf Ianus und die Missachtung des Kalenders war dagegen schon spannender und überraschender. Grübelnd dachte Macer darüber nach, was damit wohl gemeint war, kam aber zu dem Schluß, dass zumindest er sich bei der Festsetzung der Wahltermine keines Verstoßes gegen Kalenderriten schuldig gemacht hatte.

  • Der Auftritt des Aureliers hatte durchaus einen Hauch von Theatralik, welcher Gracchus' linke Augenbraue dazu veranlasste ein wenig empor zu steigen, insbesondere ob der Tatsache wegen, dass der Haruspex die Erkenntnisse dem Volk selbst verkündete, was er indes einer Weisung dessen Patron Tiberius zurechnete. Der Zorn der Götter stand ohnehin unbezweifelt fest, an der Auslegung dagegen war nicht viel einzuwenden, weder an der Mahnung an die Bürger, noch an der indirekten Anstiftung zu Mord - obgleich Gracchus die Notwendigkeit dazu nicht zwangsläufig gegeben sah, hatte der Rex Nemorensis doch ohnehin keinerlei Wissen, welches Celerina hätte diffamieren können, wiewohl Gracchus dabei wohl zu gutgläubig war, als dass er sich würde eingestehen, dass der Rex bewusst delikate Informationen hätte zurückhalten können. Ein leises Grollen in der Ferne lenkte für einige Augenblicke Gracchus' Aufmerksamkeit ab, währendderer sein Blick den nahen Wolken sich zuwandte, die beständig über Rom hinweg trieben, und er in Gedanken - nicht zum ersten Male in seinem Leben - suchte, das impermeable Gewirr zu durchringen und hinter die Fassade der himmlischen Barriere zu blicken. Er glaubte nicht an divine Personifikationen, wie es die Griechen taten, er glaubte nur an göttliche Prinzipien, welche im Grunde mit Göttlichkeit im Sinne des übermenschlich Göttlichen nicht sonderlich viel hatten gemein, sondern vielmehr nur different waren zu jenen menschlichen, divergent auch zu den Gesetzen der Natur - doch gleichsam wollte er zu gerne einmal in die Wolkenreiche eintauchen, seinen Vorstellungen Raum zu bieten oder Devastation, bisweilen auch nur deswegen, um der irdischen Welt zu entfliehen. Die Worte des Pontifex pro magistro an das Volk lenkten Gracchus' Gedanken schlussendlich zurück in die profane Wirklichkeit und er fragte sich, ob etwa Tiberius allfällig doch mehr über das Geschehen, mehr über Celerinas Beteiligung daran wusste als er zuzugeben bereit war.
    "Nachdem das Volk bereits informiert ist, sollten wir dem Senat recht baldig eine Sühnemaßnahme unter..breiten"
    , kommentierte Gracchus das Ergebnis trocken, nachdem die Pontifices zusammengetreten waren.
    "Und die Neuweihung des Haines vorbereiten, damit das viele Blut nicht umsonst vergossen wird"
    , warf Pontifex Cornelius mit einem süffisanten Lächeln ein.
    "Wir können uns direkt hier im Tempel des Iuppiter beratschlagen!"
    Obgleich es nur ein Vorschlag war, den der Flamen Dialis mit seiner brüchigen Stimme hatte vorgebracht, so klang es doch mehr wie eine bereits beschlossene Tatsache. Es war selten genug, dass der Dialis sich überhaupt noch aus seinem Haus am Forum Romanum heraus begab - insbesondere an solch trüben Tagen, welche ihm stets besonders zuzusetzen schienen -, so dass er wohl keinen allzu weiten Weg mehr an diesem Tage wollte hinter sich bringen, was indes durchaus auch dem ein oder anderen der Pontifices mochte zur Zufriedenheit gereichen.

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Natürlich stand auch Durus bei den Pontifices und als der Flamen Dialis sich zu Wort meldete, nickte er nur.


    "Gehen wir hinein!"


    Damit setzte sich die kleine Prozession des Collegiums in Bewegung und man versammelte sich im Tempel. Vor der Cella mit der Kolossalstatue des Göttervaters stellten die Calatores eilig ein paar Klappstühle auf (die abgesehen vom Material durchaus Ähnlichkeit mit den Sellae Curules hatten) und die Herren nahmen Platz.


    "Die Worte der Haruspices waren recht klar, wie ich meine. Die Neuweihung des Haines, verbunden mit einer Sühnemaßnahme, hat höchste Priorität, wie ich meine. Ich denke, ein großes Opfer sollte Diana wieder milde stimmen. Augenscheinlich sind die Staatsgötter ja nicht erzürnt."


    begann Durus die Diskussion mit einer Relatio.

  • Zitat

    Original von Flavia Nigrina


    Gespannt folgte Flaccus dem in-den-Eingeweiden-Herumwühlen der Haruspices und unweigerlich kamen ihm Catos alte Worte in den Sinn: "Miror, quod non ridet haruspex, haruspicem cum videt." und zauberten ein ob der Gravität des Falles wohl doch eher unangebrachtes Lächeln auf seine Lippen. Ja, das wunderte er sich auch. Die Haruspices berieten sich auf jeden Fall eifrigst in etruskischer Sprache, sodass Flaccus etwas widerwillig einen Schluck Wein tat. Glücklicherweise wurde die Wartezeit schon bald unterbrochen.


    "Nigrina, salve!", erwiderte er den Gruß seiner Verwandten und bemerkte das feine Lächeln, welches auf ihre Lippen flog, als der Wolf, ähm, also Lupus eben mit blutverkrusteten Händen, ein schauderliches Bild abgebend, vor das Volk trat und mit unheilsschwangerer Stimme verkündete, dass die Götter erzürnt wären. Nun konnte sich der junge Flavier tatsächlich eines breiten Grinsens nicht mehr erwehren. Nun, DAS hätte sogar er aus seinem Becher Wecher Wein lesen können. Die Haruspices schienen ihren zweifelhaften Ruf, der mit einem gewissen Misstrauen ihre Kompetenz betreffend einherging, durchaus nicht grundlos zu tragen. Auch die nächsten Worte waren kaum verwunderlich. Dem Volk ein bisschen Angst einzujagen hatte schließlich noch nie geschadet. Und wer nahm es schon so genau mit den vorgeschriebenen Feiertagen? Niemand konnte jeden Tag opfern, und das wussten auch die Haruspices ... ein durchaus leichtes Mittel also, um möglichst viele Leute zu berühren. Nun denn, auch die nächste Aussage schien wenig verwunderlich. Diana war also besonders erzürnt. Aha. Naja, es war ja auch ihr Hain gewesen, der so frevelhaft geschändet worden war. Die Sühnung ging zu träge voran. Wie wahr, wie wahr! Es waren schließlich bereits einige Monate ins Land gezogen, seit diesem schrecklichen Vorfall. Nun allerdings kam tatsächlich etwas, das die Aufmerksamkeit des Flaviers fesselte: Ein quasi-Todesurteil für den Rex Nemorensis - nicht schlecht. Offenbar waren die Haruspices doch etwas gewiefter als vermutet. Was nun folgte, glich nur noch einem Abgesang auf das bereits Gesagte. Jeder sollte nun nach Hause gehen und Diana opfern, der Hain aufgebaut werden etc. etc. Die Aufmerksamkeit des jungen Aristokraten richtete sich wieder auf seine beiden Verwandten. Nigrina sprach Piso an, und unverhohlener Stolz lag in ihrer Stimme. Nun, SO großartig hatte Flaccus den Auftritt des Aureliers auch wieder nicht gefunden, ein wenig banal gar, aber das hatte wohl an dem ganzen Blut gelegen ... diese roten Flecken konnten das edelste Bild zunichte machen.

  • “Oh, Nigrina, salve!“, entfleuchte es Piso. Sein erfreutes Lächeln war nicht gestellt. Tatsächlich fand er es wirklich schön, seine Schwester zu sehen. Natürlich lagen er und sie sich regelmäßig in den Haaren. Ja, er und Nigrina, sie waren sich nicht sehr ähnlich. Nur in gewissen Belangen. Und da waren sie sich so ähnlich, dass es wiederum zu Reibereien führte.
    Aber nichtsdestotrotz, die Anwesenheit seiner Schwester machte für Piso immer alles besser. Sie war ein Frauenzimmer, das ihm gewachsen war, und das, das musste er sich tief innerlich eingestehen, beeindruckte ihn sehr.
    Er ergriff ihre Hand und widerstand den Drang, sie in einer emotionalen Geste zu umarmen und einen dicken Schmatzer zu geben. Denn er wusste ja, dass seine Schwester das nicht mochte. Und heute war Piso, ausnahmsweise, nicht allzu konfrontationell drauf. Zumindest nicht in der Anwesenheit seiner Schwester. Denn wie es damals beim Rennen geendet hatte, das tat ihm jetzt noch Leid. Ach, wie schön wäre es, eine Schwester zu haben, die auf so einen Schmäh mit einsteigt! Nicht so Nigrina. Vera wäre absolut mitgezogen... nicht an sie denken. Nicht an sie denken.
    “Wein?“, machte er zu seiner Schwester hin und deutete zu einem Sklaven, der schon parat stand, einen dritten Becher einzufüllen. “Ich habe dich ja schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, meine Liebe. Es geht dir doch gut?“, fragte er mit freundlicher Stimme ebenso leise, wie sie ihn angesprochen hatte, in der vagen Hoffnung, ihr ein Geständnis bezüglich Lupus‘ Brutalität entlocken zu können.
    Dann aber wurde seine Aufmerksamkeit wieder zu Lupus gelenkt. Der ihm zutiefst unsympathische Aurelier, bei dem er sich ganz sicher war, dass seine Schwester etwas Besseres verdient hatte, schien halbwegs voranzukommen. Und lieferte nun eine kleine Rede ab. Diana ist erzürnt, ach ne, das hätte sich Piso nie gedacht. Pah, Schwätzer – Piso vergaß bei diesen Gedanken komplett, dass er selber auch gerne viel von sich gab, wenn der Tag lang war. Sicherlich hatte sich dieser Kerl schon im Vorhinein was zurecht gelegt.
    Durch die Blume gab er zuverstehen, dass der Rex Nemorensis wohl bald den Löffel abzugeben hatte. Nun, ging Piso wahrlich nicht nahe. Ein Opfer an Diana daheim? Nun gut, warum nicht? Erschien nicht einmal allzu verwerflich. Oder absurd. Nur... es würde doch sicher noch etwas kommen. Von wegen großes, öffentliches Opfer. Das wäre doch etwas Schönes!
    Das ist wer? Ach so, Nigrina. Er gab ihr einen undeutbaren Blick, verkrampfte seinen Mund, als er es sich verkniff, Sachen zu sagen, die ihm eine Ohrfeige einspeisen würden, und begnügte sich dann mit einem “Aha. Hmmhmm. Mhm.“ Nur mit Mühe und Not ersparte er sich eine Bemerkung über das putzige Hütchen des Haruspex. Wenn er einmal Kinder hatte, dann würde er sich auch so eines kaufen, damit sich die Kleinen darüber scheckig lachen konnten. Schaut, so einen Hut trägt auch Onkel Lupus, ist der nicht lustig? Nicht, dass ein Mann, den man ernst nehmen konnte, sich mit so was in der Öffentlichkeit blicken lassen würde. Arme Tante Nigrina, sich muss sich immer wieder schämen mit ihm... der Gedanke erheiterte ihn so, dass er unbewusst grinste.

  • Nigrina scherte sich nicht darum, dass manche der Mienen direkt um sie herum etwas zweifelnd schienen, etwas distanziert, manche gar etwas überheblich. Was zählte, war die Masse, und die zeigte sich durchaus beeindruckt genug für ihren Geschmack. Worum ging es hier? Um Macht. Und es war ihr Mann, der da stand und zum Volk sprach. Ihr Mann, der in diesem Augenblick Macht hatte. Und das hatte er, gerade weil er einfach blieb. Die stumpfsinnigen Plebejer in den hinteren Reihen hätte Sextus sonst sicherlich nicht erreicht.


    Sie lächelte Piso an und drückte leicht seine Hand, als er sie ergriff, wusste sie doch, wie viel Wert er auf solche Gesten legte. Mehr Wert als sonst jemand ihrer engsten Familie, nicht einmal Vera hatte so viel Wert auf Körperkontakt gelegt wie Aulus. Oder, nun ja, vielleicht lag das auch nur an der Beziehung, die sie persönlich zu Vera gehabt hatte. Ihr Bruder in jedem Fall freute sich immer über so was. „Danke, ja“, akzeptierte sie einen Becher Wein, bevor sie fortfuhr: „Könnte mir gar nicht besser gehen. Was ist mit dir? Und du, Flaccus, wie hast du dich in Rom eingelebt?“ Als sie sich verlobt hatte, war Flaccus bereits in Rom gewesen, aber erst seit kurzem, wenn sie sich richtig entsann.
    Als sie anschließend Pisos Kommentar hörte, konnte sich Nigrina ein Schmunzeln nicht verkneifen. Sie wusste ja, wie er über Sextus dachte. Es war ja nicht so, als ob sie nicht schon einige Male genau darüber gestritten hatten – und wie. Umso triumphierender nahm Nigrina nun zur Kenntnis, dass er jetzt nichts zu sagen wagte.
    Dann allerdings bemerkte sie Pisos Grinsen, und sie stieß ihm leicht mit dem Ellbogen in die Seite. „Was grinst du so? Oh, da fällt mir ein: ich hatte noch gar keine Gelegenheit, dir zu gratulieren, Senator.“ Jetzt war es an ihr zu grinsen. Während sich die Pontifices zurückzogen, warf sie ihrem Bruder einen anerkennenden Blick zu. Seine Ernennung war noch nicht allzu lange her, und sie hatte eigentlich geplant gehabt, ihn deswegen zu besuchen.


  • Zur Neuweihung des Haines gab es kaum wohl Gegenstimmen, so dass zur Erwähnung dessen nurmehr einige Pontifices bekräftigend nickten.
    "Das große Opfer sollte allfällig in Rom, im Tempel der Diana auf dem Aventin stattfinden, schlussendli'h müssen wir nicht nur an die Götter, sondern gleichsam an die Menschen denken"
    überlegte Gracchus laut.
    "Hernach könnten wir die Hörner dieses Opfertieres similär dem bucranium zu den Weihegaben des Tempels am Hain der Diana zufügen, um die Gewichtig..keit dieses Opfers für beide Lokationen symbolisch zu bekräftigen."

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  • Ahhhh, es war herzerwärmend. Wie sie ihre Hand auf seinen Arm legte... wieso nicht immer so? Hie und da Wärme unter Geschwistern. Damit konnte er sich anfreunden. Er schenkte ihr ein dankbares Lächeln. So näherte man sich. Man schloss Kompromisse. Piso verzichtete darauf, allzu nervig und kindisch – einmal in ihrer Präsenz – in der Öffentlichkeit zu agieren. Und sie zeigte ein bisschen Ankuschelungsbereitschaft.
    Er nickte kurz dem Sklaven zu, der den Becher füllte und ihn mit einer submissesten Geste an die Schwester seines Dominus reichte.
    Piso konnte nicht verleugnen, dass er tief in sich drinnen enttäuscht war, dass sie genuin nichts zu bemäkeln hatte bei Lupus. Piso hatte sich das anders vorgestellt. Ja, in seiner ausgeprägten Phantasie war er beriets, in der Rüstung eines strahlenden [strike]Ritters[/strike] Legionärs, zu ihr geritten und hatte Lupus die Ohren für seine Niederträchtigkeit ausgerissen. Aber man konnte auch das Gute darin sehen. Ha, Lupus, dachte er in sich drinnen. So viel Schiss hast du vor mir, dem allmächtigen Flavius Piso, dass du nicht wagst, Nigrina nur ein Ohrläppchen zu krümmen! Es war doch schön, sich die Realität so zu konstruieren, so dass sie einem genau passte. Nur das zu sehen, was man wollte! Dann sah man nur schöne Sachen!
    Er lächelte also. “Das finde ich schön! Mir geht es auch sehr gut! Ich kann meine Hochzeit gar nicht erwarten, sage ich dir!“, breitete er ihr seine Vorfreude auf dieses Ereignis aus, bevor er auf seine Senatorenwürde angesprochen würde.
    Piso lachte heraus. Ertrappt! "Ich grinse? Ach so? Nun ja, wird wohl so sein, weil ich mich so freue, dich zu sehen, Schwesterherz!", versicherte er ihr, eifrig nickend. Dann lachte er abermals, gerade, als sie Senator sagte. Denn in diesem Moment kam ihm gerade, was es genau war, was ihn besser machte als Lupus! Das, was er nun herausdeutete, seine rötlichen Zierstreifchen, für ihn das Beste seit der Erfindung der Lyra. “Danke, Nigrina! Denkst du nicht auch, dass mir die purpurnen Streifen gut stehen?“ Er warf die Arme leicht hoch, sodass sie seine Tunikenpracht in ihrer Gänze bewundern konnte. Ob er eitel war, gar eingebildet? Oh nein! Er stellte nur zur Schau, dass er nun Rom umso besser dienen konnte. Oder so was in der Art, die abgedroschenen Phrasen verbleichten in seinem Hirn schon ein bisschen.

  • Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Zur Neuweihung des Haines gab es kaum wohl Gegenstimmen, so dass zur Erwähnung dessen nurmehr einige Pontifices bekräftigend nickten.
    "Das große Opfer sollte allfällig in Rom, im Tempel der Diana auf dem Aventin stattfinden, schlussendli'h müssen wir nicht nur an die Götter, sondern gleichsam an die Menschen denken"
    überlegte Gracchus laut.
    "Hernach könnten wir die Hörner dieses Opfertieres similär dem bucranium zu den Weihegaben des Tempels am Hain der Diana zufügen, um die Gewichtig..keit dieses Opfers für beide Lokationen symbolisch zu bekräftigen."


    "Ich stimme dem Vorschlag von Flavius Gracchus zu - man könnte das Opfer und die Darbringung der Hörner in einer großen Prozession verbinden, sodass wir die Sühnehandlungen an einem Tag vollenden könnten."


    stimmte Durus zu.


    "Bleibt allerdings die Frage, zu welchem Zeitpunkt wir den Frevler dem Volk präsentieren sollten. Man könnte ihn meiner Meinung nach auf der Prozession mitführen und ihn dann durch den Rex Nemorensis symbolisch töten lassen."


    Der Rex Nemorensis war ohnehin ein Mann, der sein Amt durch Mord erhielt - da kam es auf einen mehr oder weniger auch nicht mehr an. Andererseits erinnerte solch ein Akt natürlich auch etwas an ein Menschenopfer, was in Rom ja prinzipiell abgelehnt wurde.


    "Das Opfer selbst sollte schließlich der Consul mit unserer Assistenz vollziehen, sodass es auch kein Problem wäre, wenn der Rex Nemorensis seine Hände mit Blut befleckt."


    Wobei dies natürlich relativ egal war, da vor dem Opfer selbst ohnehin eine Reinigung stattfinden sollte.

  • Dem Vorschlag der Prozession mochte auch Gracchus zustimmen, doch als Tiberius auf den Frevler zu sprechen kam, schüttelte er nachdenklich den Kopf.
    "Der Lei'hnam des Frevler ist in einem überaus deplorablen Zustand, ob dessen ich nicht sicher bin, ob er den Weg nach Nemi und wieder zurück unversehrt würde überstehen. Allfällig wäre es besser, seine Verurteilung direkt im Zuge des Opfers in Rom zu vollziehen, und während der Prozession kurz vor den Stadtmauern eine Unterbre'hung zur Kreuzigung einzulegen"
    , gab er zu bedenken.
    "Mit dem sonstigen Vorgehen bin ich einverstanden."

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  • Sim-Off:

    Oh, ich hab wohl etwas durcheinandergebracht :D


    "Das wäre natürlich auch möglich."


    erwiderte Durus, dessen Kenntnisse über die Aufbewahrung von Leichen recht gering waren. Wenn er recht darüber nachdachte, würde es vermutlich ohnehin etwas lächerlich aussehen, wenn der Rex Nemorensis eine halbverfaulte Leiche noch einmal niederstach.


    "Dann sollten wir es auf diese Weise erledigen, ja. Allerdings stellt sich die Frage, ob wir von Nemi nach Rom oder von Rom nach Nemi ziehen sollten. Ich persönlich halte einen Zug nach Nemi für sinnvoller, da zuerst eine Versöhnung mit Diana in Rom stattfinden könnte, die dann zur Neuweihung des Hains führt. Sich dabei unterwegs des Übeltäters zu entledigen würde möglicherweise gut hineinpassen und könnte durch ein Gelübde während des Opfers angekündigt werden."

  • "Dem stimme ich zu, da wir in dieser Reihenfolge auch bereits die Hörner passend von Rom nach Nemi trans..portieren können."
    Neben Gracchus sprachen sich auch einige weitere Pontifices für diese Art des Vorgehens aus, welche mit dem Opfer auf dem Aventin durch die Konsuln würde beginnen, den Frevler vor den Toren der Stadt zur Kreuzigung freigegeben, und in einem Zug nach Nemi würde enden, wo durch die Auguren der Hain der Diana neu würde geweiht werden, und im Zuge dessen auch die Hörner der geopferten Kuh im Tempel drapiert.

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  • "Hervorragend. Dann werden wir diesen Beschluss dem Senat präsentieren."


    erklärte Durus und sah in die Runde, ob es weitere Gegenstimmen gab. Da dies nicht der Fall war, löste er die Versammlung mit einem abschließenden Gebet auf und ließ die Pontifices ihrer Wege ziehen.

  • Zitat

    Original von Flavia Nigrina


    Die kultischen Geschehnisse coram publico hatten die Aufmerksamkeit des jungen Flaviers offensichtlich doch nicht unbeträchtlich in Beschlag genommen, denn erst einige Momente, nachdem Nigrina gesprochen hatte, wurde er, der nur mit halbem Ohr dem Gespräch gefolgt war, gewahr, dass seine Verwandte auch an ihn eine Frage gestellt hatte. Schnell blickte er die junge Frau an und versuchte in Sekundenbruchteilen zu repetieren, wonach sie eigentlich gefragt hatte. Ah ja. Rom. "Ja natürlich. Ich leiste im Moment ein Tirocinium Fori bei Purgitius Macer.", erklärte er knapp, und nahm einen Schluck Wein. Worüber sollte er schon großartig sprechen, er kannte Nigrina ja im Grunde kaum und der Aurelier, an dessen Seite sie wohl, sollte er sich nicht als völliger politischer Versager erweisen, eine geraume Zeit verbringen würde, hatte auf Flaccus einen eher ... simplen, um nicht zu sagen banalen, oder gar ordinären, gewöhnlichen Eindruck gemacht. Er war eben kein Flavier und es gab in der Tat wohl nur eine Handvoll Personen, deren Persönlichkeit in ihrer Größe und Einzigartigkeit an die der Mitglieder des flavischen Geschlechts heranreichen konnte. Oh, ja. Große Männer waren sie alle gewesen: Vespasian, Titus und auch (gerade) Domitian, der völlig unverdient und lediglich ob einer niederträchtigen Senatsintrige der damnatio memoriae zum Opfer gefallen war. Konnten sich seine Taten und Verdienste, man bedenke lediglich die militärische Festigung der Rheingrenze, nicht wenigstens mit denen seiner ruhmreichen Vorgänger messen, ja diese nicht gar überflügeln? Wie dem auch sei. Eins stand jedenfalls fest, solcher Ahnen konnte sich der Aurelier nicht rühmen. Und so bemerkte Flaccus auch wohlwollend die offensichtliche Nähe der beiden Geschwister. Ja, so sollte es sein - eine mächtige Gens musste zusammenhalten.

  • Zitat

    Original von Quintus Flavius Flaccus & Aulus Flavius Piso


    Ohne groß auf den Sklaven zu achten, nahm Nigrina den Becher entgegen und nippte kurz daran. Der Wein war wirklich vorzüglich, ihr Bruder verstand es, es sich gut gehen zu lassen, das musste sie ihm lassen. Seine Bemerkung allerdings über seine bevorstehende Hochzeit war eher dazu angetan, ihr ein wenig die Laune zu verderben, auch wenn sie sich davon nichts anmerken ließ. Aulus. Prisca! Himmel, die beiden schmachteten sich an, das war schon nicht mehr feierlich, und je klarer wurde, dass niemand mehr Einwände gegen die Hochzeit hatte, je näher diese rückte, desto schlimmer schien es in ihren Augen zu werden. Aber nun gut, die Aurelia war immerhin eine standesgemäße Braut. Nicht so wie diese Plebejerin, von der Aulus ihr mal erzählt hatte, für die er offenbar genauso geschwärmt hatte damals. Doch, Prisca war eindeutig standesgemäß, auch wenn beispielsweise eine Tiberia sowohl für Aulus als auch für die Flavier allgemein wohl besser gewesen wäre, wenn man es von der politischen Perspektive betrachtete.
    Ihrem Bruder allerdings schenkte sie ein Lächeln. „Ja, das glaube ich dir. Prisca wird dir sicher eine hervorragende Gemahlin sein.“ Verliebt genug war sie ja, dass sie alles tun würde.


    „Die purpurnen Streifen stehen dir ganz ausgezeichnet.“ Wie lange es wohl noch dauern würde, bis Sextus Senator geworden war? Nicht mehr allzu lange, hoffte sie, auch wenn es im Grunde nicht allzu sehr eilte. Sie war noch jung, und dass ihr Mann sich auf dem besten Weg dahin befand, war eindeutig. Sie kannte ihn inzwischen gut genug um zu wissen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis er ebenfalls seinen Platz in der Curia Iulia bekam.
    Auch Flaccus bekam ein weiteres Lächeln von ihr. „Beim Consul. Eine gute Wahl. Du kannst sicher viel lernen.“ Auch wenn der Mann ein Plebejer war, aber da war dann letztlich doch die Position entscheidend. „Hast du vielleicht auch schon eine mögliche Braut für dich im Auge?“

  • Piso dachte auch an Prisca. Dies lag nicht nur daran, weil er und Nigrina sich gerade über seine bevorstehende Heirat unterhielten. Nun, weil sie einfach wunderbar war. Piso hätte sich gleich vor allen hier hinknien können und eine triumphale Minnehymne auf seine Angebetete lossülzen können, aber dem Himmel sei Dank wusste er noch, was sich gehörte. Natürlich vielleicht wäre eine Heirat mit einer Tiberia um eine Winzigkeit profitabler gewesen. Aber was gab es da Heiratsfähiges in der Tiberia? Septima, die hätte er sich durchaus gegönnt, aber Ursus wäre kaum erpicht darauf, seine Frau loszulassen. Dann gäbe es noch Faustina, aber Piso kannte sie eigentlich nicht und fand sie auch ziemlich fad. Aber Prisca, da blieb kein Auge trocken. Da konnte man nur noch schnurren.
    “Danke, dass du das sagst. Ja, das wird sie gewiss...“ Ha! Wie er sich schon drauf freute, mit ihr einen Stammbaum aufzumachen! Natürlich würde das bedeuten, die Blutlinie von Aetius weiterzugeben. Aber i wo. Er würde einfach keinen seiner Söhne Cnaeus nennen, genau, das würde reichen, um die Bindung zu verwischen – so dachte er.
    Er grinste sehr, sehr breit, als Nigrina das sagte. Diese Frage stellte er freilich jeden, mit dem er auf dieses Thema zu sprechen kam. “Sie ebnen mir den Weg zu meinem großen Traum. Rom ästhetischer zu machen!“ Das klang etwas pathetisch (und leicht sonderlich), doch Piso dachte so im Grunde seines Herzens. Freilich, was ästhetischer war, das definierte auch nur er. In seinem Kopf schwirrten schon Gesetzesvorschläge herum, die ästhetischsten Richlinien zur Ehre gereihen würden... hmm... würde sich glatt lohnen, die Bücher von Pythagoras wieder aus ihrer Versenkung hervorzuholen.
    Nigrina wandte sich nun Flaccus zu, und schmunzelte abermals, als Nigrina sagte, der Consul sei eine gute Wahl. Natürlich war sie das, sonst hätte Piso ihn nicht dorthin vermittelt! Wobei er seinen Patron ohnehin als eine Art Übermenschen, der alles nur perfekt machen konnte, ansah.
    Die zweite Frage war überaus interessant, und so horchte er auch wieder genau hin. Dabei ließ er die Hand seiner Schwester nicht los. Was für ein putziges Geschwisterpärchen sie geben mussten, als sie so nebeneinander standen und zu Flaccus hinblickten! Der Archetyp der glücklichen Familie. Wie gut, dass wenigstens der Schein manchmal das Sein verbergen konnte wie ein Verputz die Risse in der Mauer.

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