Triclinium | Ein Essen unter Eheleuten

  • Es war ein in seiner Gewöhnlichkeit beinahe ungewöhnlicher Abend. Albina wusste schon garnicht mehr, wann sie das letzte Mal mit ihrem Gatten allein gespeist hatte. Entweder waren allerhand politische Gäste im Haus oder aber Macer war so beschäftigt, dass er sein Essen direkt im Tablinum einnahm. Seit ihr Mann zum Konsul ernannt worden war, war es stets geschäftiger geworden. So geschäftig, dass Macer nicht nur für das Essen mitunter keine Zeit mehr hatte...
    Was letztlich auch Auslöser des Umstands war, der Albina zu diesem Essen bewogen hatte. Statt wie sonst einen Sklaven mit einem Teller Essen und etwas zu Trinken in Macers Arbeitsraum zu schicken, hatte sie den Sklaven mit der schlichten Nachricht losgeschickt, dass die Hausherrin ihren Gatten im Triclinium erwarte.


    Was aber war das Problem, das Albina umtrieb? Ein ganz simples. ihre nun doch schon geraume Zeit andauernde Verbindung hatte noch immer keine "Früchte" getragen. Ein Umstand, der bei einem amtierenden Konsul umso schwerer Wog. Und in derjenigen Zeit, in der sie nun einmal lebten, wurden wegen so etwas einerseits die Gerüchte schnell immer lauter und andererseits generell der Frau die Schuld daran gegeben. Während bisher es noch die Sklavinnen gewesen waren, die der Tiberierin die auf den Straßen Roms kursierenden Gerüchte zugesteckt hatten, war sie nun gestern das erste Mal mehr oder minder direkt damit konfrontiert worden.


    Beim gestrigen Besuch des Marktes hatten bei Albinas Anblick zwei Frauen verschwörerisch die Köpfe zugesteckt und hinter vorgehaltener Hand - aber laut genug, dass Albina es noch hören konnte - gemeint "Sieh sie dir an. Sie ist noch immer nicht schwanger." Jedenfalls bildete sich Albina ein, dies gehört zu haben. Vielleicht machte der Umstand sie nur mittlerweile selbst so nervös, dass sie das eigentlich Gesagt falsch verstanden hatte. So oder so, auf diese Weise konnte es nicht weitergehen. Sie würde mit Macer sprechen müssen, so schwierig dieses Thema auch sein mochte. Und das würde sie heute Abend tun.


    In eine sehr fein gewebte dunkelgrüne Tunika mit kleinen Goldapplikationen gekleidet, die Haare in kleinen Locken hochgesteckt und mit einem Lächeln auf den Lippen also liegt sie nun da, und wartete auf das Eintreffen ihres Mannes.

  • Macer war durchaus leicht irritiert gewesen, als ihm ausgerichtet wurde, dass Albina ihn zum gemeinsamen Abendessen im Triclinium erwartete. Das war zwar kein grundsätzlich ungewöhnlicher Vorgang in der Casa Purgitia, aber in letzter zeit tatsächlich etwas selten geworden. Und es kündigte sich normalerweise vorher an. Diesmal traf es Macer eher unerwartet, aber vielleicht hatte er die Anzeichen vorher auch einfach nur übersehen. Er erhob sich daher recht zügig, prüfte kurz sein Äußeres und spazierte ins Triclinium herüber.


    "Gute Abend! Ich bin erfreut, heute bei diesem Essen dein Gast sein zu dürfen", grüßte er mit einem Lächeln auf den Lippen, als wäre er in einem fremden Haus zu Gast zu einem der üblichen politischen Abendessen der letzten Zeit. "Es ist wie immer eine Freude, dich zu sehen", schob er dann aber mit einem Augenzwinkern noch etwas vertrauter nach, zumal er Albina in einer Tunika mit Goldapplikationen eigentlich meist nur bei öffentlichen Gelegenheiten sah. Noch dachte er aber nicht darüber nach, dass sie etwas besonderes vorhaben könnte und nahm erst einmal Platz.

  • Albina musste bei Macers Auftritt unweigerlich leicht grinsen und ging nur zu gern darauf ein. "Sei mir gegrüßt, werter Purgitius. Bist du mir doch unter allen Gästen stets der liebste." Sie brauchte den Sklaven nicht einmal einen Wink zu geben. Sie verstand von selbst, dass etwas zu trinken gereicht werden sollte. Der Wink, den sie tat, galt vielmehr als Zeichen dafür, dass die Vorspeise gebracht werden könne.


    "Wie war dein Tag bisher? ", begann sie zunächst mit allgemeiner Konversation. Wahrscheinlich wäre ihr Mann auch überrascht von der Kline gefallen, wenn sie mir nichts, dir nichts mit der Forderung, dass er sie doch bitte schwängern solle, mit der Tür ins Haus gefallen wäre.
    Und schon brachten Sklaven Teller mit gekochten Gänseeiern, einem Salat aus Mangold, sauer eingelegten Melonen und Holunderblättern sowie gebratenen Steinpilzen.

  • "Eigentlich ganz erträglich", schätzte Macer den Tag ein und überlegte, was es berichtenswertes zu erzählen gäbe. Über die übliche morgentliche Salutatio brauchte er Albina sicher nichts erzählen, denn die bekam sie ja quasi hautnah mit, auch wenn sich selten wirklich zu sehen war dabei. "Vinicius Hungaricus ist aus Germania zurück und hat heute im Senat einen kurzen Bericht abgegeben", sprang er daher gleich zur heutigen Senatssitzung. "In Germania scheint sich nicht viel verändert zu haben gegenüber damals, als ich dort war. Vielleicht schickt mir Annaeus Modestus von dort ja demnächst gelegentlich Briefe." Er griff zunächst bei den Eiern zu und verspeiste ein halbes Ei, bevor er weiter sprach. "Heute Nachmittag bin ich dann mal wieder durch halb Rom gelaufen für diverse Kleinigkeiten." Schon vor Jahren als Aedil war Macer stets gut zu Fuß gewesen und das hatte er bis heute nicht abgelegt, auch wenn er als Consul die Leute viel eher zu sich kommen lassen konnte, anstatt sie aufzusuchen. "Und wie war dein Tag?", erkundigte er sich dann, während er sich mit dem Salat befasste.

  • Albina selbst bediente sich an dem Salat - oder wurde vielmehr bedient - und stocherte dann recht lustlos in dem Grünzeug rum, während ihr Mann von seinem Tag erzählte. Sie hatte in Anbetracht der Lage schlichtweg keinen Hunger.


    "Vinicius Hungaricus, sagst du?" fragte sie dann auch mit relativ belanglosem Ton. "Ich kenne ihn selbst bisher nicht sonderlich gut... aber er soll ja eine... interessant Persönlichkeit sein. Wie steht ihr zueinander? Sollten wir ihn und seine Gattin eventuell zu einer Cena einladen?"


    Es folgte weiteres lustloses Gestocher, bei dem tatsächlich ein Stück Melone an der Gabel hängenblieb, die Albina dann letztlich auch in den Mund steckte und kaute, bevor sie Macer eine Antwort gab.
    "Nunja, sehr spannend war mein Tag nicht. Ich war heute unter anderem auf dem Markt. Nichts besonderes eigentlich, doch heute war es doch recht unerfreulich... Weswegen ich im Anschluss kaum mehr Muße zu etwas anderem gefunden habe." Was selbstverständlich nicht hieß, dass Albina nichts getan hätte. Schließlich führte sie einen Haushalt und hatte ständig Dinge zu planen und anzuweisen. Jedoch war das heute etwas weniger sorgfältig ausgefallen als üblich. Zu sehr hatte sie ihren Gedanken hinterher gehangen...

  • "Ja, eine interessante Persönlichkeit ist er in jedem Fall", bestätigte Macer gerne. "Ich kenne ihn schon ziemlich lange und würde sagen, dass wir einander positiv gegenüber stehen", schätzte er ihr Verhältnis ein und hatte dabei nicht einmal mehr den Hauch einer Ahnung, wann er zum ersten Mal mit Vinicius Hungaricus zusammengetroffen war. "Allerdings hat er als Jurist doch einige andere Interessenschwerpunkte als ich", bemerkte er dann noch, da er im Alltag eher selten mit ihm zu tun gehabt hatte.


    Während er sich dann wieder der Vorspeise widmete, hörte er sich den Tagesbericht Albinas an und blickte sie postwendend fragend an. "Unerfreulich? Was war denn los?" fragte er. Bisher hatte Albina sich eher selten über unfreundliche Händler, übertriebene Preise oder mangelhafte Angebote beklagt, so dass ihn die Bemerkung neugierig machte. Zumal er es als Consul natürlich nicht auslassen würde, den Aedilen auf die Finger zu klopfen, wenn etwas auf dem Markt nicht in Ordnung wäre.

  • Albina überging die Tatsache, dass das keine direkte Antwort bezüglich einer Einladung der Vinicier gewesen war und schob es innerlich auf eine weitere "zu-erledigen-Liste". Bei der nächsten gemeinsamen Planung ihrer Einladungen würde sie das Thema einfach wieder aufgreifen.


    Die junge Ehefrau hatte, während sie eben am heutigen Nachmittag ihren Gedanken nachgehangen hatte, überlegt, wie sie das Thema denn nun letztlich am geschicktesten anschneiden sollte. Die perfekte Lösung war ihr jedoch noch nicht eingefallen. Als Macer sie jedoch direkt anblickte schaute sie zunächst einmal etwas betreten auf ihren Salat und sammelte sich. "Ach... ich weiß auch nicht. Es geht um den Tratsch auf den Straßen." meinte sie dann vorerst ohne konkret zu werden.

  • Macer hatte die Frage nach der Einladung nicht bewusst übergangen, sondern er war mit seinen Gedanken nur woanders gewesen. So merkte er auch gar nicht, dass er Albina diesbezüglich noch eine Antwort schuldig war, sondern befasste sich gleich mit ihrer eher spärlichen Antwort auf seine Frage. "Tratsch auf der Straße? Was erzählt man sich denn?", erkundigte er sich. Er hoffte ernstlich, dass es nichts schlechtes über Albina oder ihn war, aber er fürchtete genau das, denn sonst wäre Albina wohl nicht so betroffen davon gewesen.

  • Frei heraus oder doch eher langsam subtil? Wie sollte sie ihrem Gatten bloß richtig beibringen, dass über sie gesprochen wurde. Obwohl, dass war wohl eher nichts ungewöhnliches beim amtierenden Consul. Vielmehr, dass in dieser Weise über sie gesprochen wurde.
    "Nunja, ich..." sie räusperte sich noch einmal sacht, bevor sie einen zweiten Anlauf startete. "Ich habe das Gefühl, dass alle Welt auf meinen... meinen Bauch starrt. Oder viel mehr auf den nicht vorhanden." Sie blickte Macer an und auch gleich wieder weg. "Es wird darüber geredet, warum ich noch immer nicht... nunja, schwanger bin." So, jetzt war es raus. Ein wenig unangenehm war es Albina trotzdem noch immer. Etwas nervös spielte sie an ihren Fingernägeln rum, gespannt, was Macer dazu sagen würde.

  • Im Gegensatz zu Albina blickte Macer nicht sofort wieder weg, sondern sein Blick ruhte lange auf ihr, als sie das aussprach, was sie bedrückte. Zunächst blickte er ihr ins Gesicht, dann wanderte sein Blick schließlich unwillkürlich ebenfalls auf ihren Bauch. Auch dort ruhte er eine Weile, bevor er wieder in Albinas Gesicht wanderte. Macer hatte keine Schwierigkeiten zu verstehen, was die Leute auf der Straße meinten und was Albina bedrückte, und trotzdem war es nicht leicht, die passenden Worte zu finden. "Wir sollten wohl etwas mehr Zeit miteinander verbringen?", antwortete er vorsichtig und fast fragend. Wobei die Frage eigentlich unnötig gewesen wäre, denn woran es mit der Schwangerschaft scheiterte, lag ziemlich klar auf der Hand, wenn man die sexuellen Aktivitäten - beziehungsweise deren Mangel - in der Casa Purgitia kannte. Und als Hausherr kannte Macer sie zwangsläufig. "Ich habe dich wohl in letzter Zeit etwas häufiger alleine gelassen, als für uns beide gut ist", fasste Macer dann noch einmal Ursache und Problem zusammen. Und wie er Albina dort so liegen sah musste er schon sagen, dass es eigentlich eine Schande war, nicht längst viel mehr freudige Stunden mit ihr verbracht zu haben.

  • Auf Macers Antowort hin hob Albina wieder ihren Blick. Und wie so oft war sie schlichtweg über dessen nüchterne und dennoch liebenswürdige Art auf merkwürdige Weise gerührt. Ebenso oft, wie sie sich wünschte, dass nicht schon so viel Narben in ihrem Herz hinterlassen worden wären, ohne die sie ihren Ehemann vermutlich aufrichtig hätte lieben können.
    "Wir verbringen schon recht wenig Zeit miteinander. Was ich natürlich verstehe, da du ja sehr viel zu tun hast." Dann lächelte sie leicht. "Aber was bestimmte Dinge angeht, ist es bei dem Wunsch nach Nachwuchs sicherlich etwas hinderlich." Sie spürte, wie Macers Blick auf ihr ruhte und unweigerlich durchlief sie ein leichter gespannter Schauer. Sie hob ihren Becher und nippte an dem Wein, ohne jedoch den Blick von ihrem Mann abzuwenden.

  • Wenn Macer Albina einen Vorwurf hätte machen wollen, dann den, dass sie das, was sie gerade tat, viel zu selten getan hatte. Wie sie da lag, ihm mit einer Mischung aus schüchterner Folgsamkeit und feinem Humor antwortete und dabei über den Rand ihres Bechers anguckte, da wusste er, was er in letzter Zeit viel zu selten getan hatte. Aber da sie gerade erst mit dem Essen begonnen hatten, würde er sich wohl noch eine Weile gedulden müssen, auch wenn er gerade einen ziemlichen Drang verspürte. Aber wahrscheinlich wäre Albina auch ziemlich perplex gewesen, wenn er ihr nun wortlos den Becher aus der Hand genommen hätte, ihre Tunika nach oben geschoben hätte und gleich zur Sache gekommen wäre. Eine passende Antwort zu finden war aber auch nicht einfacher. Also griff er erst einmal zum eigenen Becher. "Wir werden das ändern", sagte er mit fester Stimme. "Versprochen!"


    Nach einem Schluck setzte er ihn wieder ab. "Und du hättest mich ruhig viel früher daran erinnern dürfen, dass ich hier im Haus auch etwas zu tun habe und nicht nur meine Pflichten draußen."

  • Während Macer seinen Becher ansetzte, setzte Albina ihren langsam wieder ab. Die Worte ihres Gatten und deren Bestimmtheit hallten in ihr nach. Auch wenn es nicht der Wortlaut gewesen war, so hatte ihr Gatte ihr gerade letztlich versprochen, ihr beizuliegen. Was eine gewisse Komik hätte entwickeln können, wäre es nicht eben jene Situation und entsprechendes Thema gewesen.
    Sie nahm sich noch eines der Eier und aß es, während sie nach den richtigen Worten suchte. Ein paar Momente später zu Ende gekaut hatte sie diese dann auch gefunden. "Letztlich ist es als deine Frau doch meine Aufgabe dir den Rücken von häuslichen Dingen frei zuhalten, damit du dich vollauf auf deine Aufgaben konzentrieren kannst." meinte sie dann in freundlichem Ton. "Mal davon abgesehen, dass es vermessen wäre meine Belange über die des römischen Volkes zu stellen, dessen Konsul du ja nunmal bist, mein Lieber." Zumindest sah sie ihre Aufgabe darin. Und da sie ihren Gatten auch wirklich schätzte, versuchte sie durch das beflissentliche Erledigen ihrer Aufgaben und einer guten, unauffälligen Haushaltsführung ihrem Mann das Leben so angenehm wie möglich zu machen, wenn sie ihn schon nicht lieben konnte. Sie versuchte Wärme durch Ruhe und Wohlwollen auszugleichen.

  • Macer wusste erst einmal nicht, was er antworten sollte, denn Albina hatte völlig Recht und er war ihr sehr dankbar dafür. Sie bemühte sich, dem Idealbild einer guten Ehefrau zu entsprechen, sie tat es offenbar aus Überzeugung und es gelang ihr bestens. "Ich muss den Göttern sehr danken, dass sie mir gestattet haben, dich als meine Ehefrau zu bekommen", sagte er schließlich. "Du hältst mir so gekonnt und unauffällig den Rücken frei, dass ich selbst dich dort nicht einmal bemerkt habe." Tatsächlich hätte Albina ihm wohl etwas hartnäckiger im Nacken sitzen müssen, um die nötige Aufmerksamkeit zu erhalten. "Aber seit deinem heutigen Erlebnis auf dem Markt wissen wir ja, dass offensichtlich auch dem römischen Volk unser Nachwuchs ein Anliegen ist, so dass wir keine Sorge mehr haben müssen, unsere eigenen Belange zu hoch anzusiedeln", stellte er dann ganz pathetisch fest und war fast ein bisschen stolz darauf, auch aus bösen Gerüchten von der Straße noch irgendetwas nützliches gemacht zu haben.

  • Albina war überrascht über die Dankbarkeit, die ihr Gatte ihretwegen zu empfinden schien, hatte sie doch stets sich als die dankbare in dieser Verbindung gesehen. Ihrer Meinung nach glich sie nur das aus, was sie ihrem Mann in anderer Hinsicht nicht bieten konnte. Dass es sich bei der Ehe nicht um eine Liebesheirat gehandelt hatte, war zu erwähnen überflüssig. So etwas war schlichtweg sehr selten. Dennoch entwickelte sich so etwas im Nachhinein doch häufiger als Ergebnis des Zusammenlebens. Macer jedoch schien damit leben zu können, dass ihre Beziehung auf gegenseitigem Wohlwollen und Pflichterfüllung beruhte.


    Während die beiden redeten trugen die Sklaven unauffällig die Platten und Teller mit den Vorspeisen ab.


    Auf seine letzte Bemerkung hin, musste Albina dann erneut lächeln. "Wer könnte es dem Volk auch verdenken, dass sie wünschen, dass ein so großer Bürger und treuer Diener des Staates nicht weitere große Männer für die Zukunft in die Welt setzt?"
    Dass Macer vorrangig männlicher Nachkommen bedurfte war ebenso eigentlich nicht erwähnenswert. Doch Albina zweifelte nicht daran, dass ihr das gelingen würde. Und wenn nicht beim ersten, dann vielleicht beim zweiten oder dritten Versuch. Doch erstmal war es nun vorrangig sich auf den ersten Versuch zu konzentrieren. Was in Erwartung dessen, was gewiss - sofern ihr Plan aufging und das schien er zu tun - am heutigen Abend noch in Angriff genommen würde. Und sich darüber bewusst, dass Macer dies ebenso sehen würde, spürte sie erneut eine interessante Form Erregung. Nur weil es vielleicht keine Liebe gab, hieß das ja längst nicht, dass es in ihrem Schlafzimmer keine Leidenschaft gab.


    Im Hintergrund traten Sklaven ein, die den Hauptgang auftrugen. Albina hatte heute Lucanicae* und gegrillte Kaninchenschenkel angeordnet, zu denen wie stets Brot und garum bereitgestellt wurde.



    Sim-Off:

    * würzige, geräucherte Schweinefleischwürste

  • "Schön, dass du glaubst, die Welt könnte noch mehr von meiner Sorte vertragen", grinste Macer. Auch wenn vergangene Wahlergebnisse eine andere Sprache sprachen, war ihm selber seine eigenen Beliebtheit gelegentlich ziemlich suspekt. So konnte er sich nicht wirklich vorstellen, dass es viele Leute gab, die unbedingt den Fortbestand seine Familie gesichert sehen wollten. Aber letztlich würde die Entscheidung über den Nachwuchs ohnehin in den Händen der Göttin Iuno liegen.


    Da es über das, was sich Macer und Albina eben versprochen hatte und was heute Nacht passieren sollte nun aber eigentlich nichts weiter zu reden gab, widmete sich Macer erst einmal dem Hauptgang, der aufgetischt wurde. Er hatte wie immer den Tag über nur wenig gegessen, so dass er doch einen ziemlichen Appetit verspürte, der ihn vorläufig tatsächlich wieder ein wenig von den anderen Gefühlen ablenken konnte. "Lecker!", lobte er dann auch das Essen, um das Gespräch nicht einschlafen zu lassen und es gleichzeitig wieder in eine andere Richtung zu bringen.

  • Albina erwiderte Macers Grinsen. Sie wusste nicht warum, aber es machte sie glücklich, wenn ihr Gatte glücklich wirkte. Ebenso wie dieser langte sie dann beim Hauptgang zu und kaute ein wenig vor sich hin. Irgendetwas fehlte ihr jedoch an Gewürz in den Würstchen und sie dachte schon darüber nach, ob sie nicht eventuell diese das nächste Mal bei einem anderen Händler kaufen sollte.
    Macer jedoch schien es nach eigener Aussage gut zu munden und so gab sie sich damit zufrieden. "Es freut mich, wenn es dir schmeckt." Ein Schluck Wein und ein kleines Stück Brot folgten. Das Brot, was etwas knuspriger und würziger war als das übliche schmeckte Albina im Gegensatz zu den Würstchen sehr gut, was wiederum dagegensprach den Händler zu wechseln. Schwierige Überlegungen waren das, den Haushalt zu führen. Aber da sie gerade gedanklich auf dem Markt, also bei Händlern, also beim Geld ausgeben war (ja, so fanden Gedankensprünge bei Frauen statt), fiel Albina etwas anderes ein. "Achja, da wir gerade einen Moment Zeit haben: ich hatte vor nicht allzu langer Zeit eine Idee. Was hältst du davon, wenn wir die ein paar der Wandmalereien hier auffrischen lassen würden? Oder sogar teilweise neue malen lassen würden?" Diese Casa war nun nicht unbedingt einfach, aber doch schlichter als die Villa Tiberia in der Albina vorher gelebt hatte. Und auch wenn sie von Natur aus nicht verschwenderisch war, so gab es doch verschiedene kostspielige Dinge, die sie begeistern konnten. Eines davon waren Malereien.

  • Hätte er geahnt, zu welchen akrobatischen Gedankensprüngen Albina fähig wäre, hätte Macer überhaupt keinen Versuch unternommen, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken. Albina riss es förmlich zu einem anderen Thema. "Wandmalereien auffrischen?", wiederholte er etwas perplex, schluckte das Stück Wurst in seinem Mund herunter und starrte erst einmal einen Augenblick die Wand an. "Ja, die könnten vielleicht wirklich etwas Farbe gebrauchen. Nicht die hier unbedingt, aber ein paar andere schon, da hast du recht. Aber wo willst du etwas neu malen lassen?", fragte er dann. Spontan fiel ihm keine Stelle ein, die eine gründliche Renovierung nötig hatte.


    Während er selber noch weiter dachte, welche Stelle Albina wohl meinen könnte, griff er ebenfalls zum Brot und spülte einen Bissen davon mit Wein herunter.

  • Albina nahm sich unterdessen einen Kaninchenschenkel und knabberte daran herum. Macer schien von Albinas Vorschlag doch sehr überrascht, wie er so auf einmal die Wände aufschaute. Nun gut, sanft hatte die Tiberierin nun nicht gerade hinübergeleitet, aber da sie ja ihre Gedanksprünge machte, war das Thema zwangsläufig mit einer gewissen Logik für sie verbunden.
    "Naja, die ein oder andere Malerei. Ich muss sagen, dass ich die Darstellungen im Eingangsbereich etwas überholt finde. Ich habe schon die ein oder andere Idee, welche Motive man dort stattdessen nehmen könnte. Und schließlich ist der Eingangsbereich doch das erste was ein Besucher zu Gesicht bekommt..."
    Albina legte das zur Hälfte abgekaute Kaninchenstück wieder auf ihren Teller um die Hände für den Weinbecher frei zu haben.

  • Da Macer es in aller Regel bewusst vermied, sich allzu stark mit künstlerischen Dingen auseinander zu setzen, egal ob in Form von vorgetragenen Gedichten, gespielten Theaterstücken oder eben gemalten Bildern, hielt er sich für hinreichend unqualifiziert, die künstlerische Aktualität der Bemalung des Eingangsbereiches einzuschätzen. Außerdem war er schon so oft durch seine eigene Haustür gegangen, dass er die Wände nicht mehr wirklich wahrnahm. Er hatte die Casa einst so gestalten lassen, dass sie ihm gefiel und dann nur noch sehr wenig ändern lassen, wenn ihn irgendetwas massiv störte. Und da er künstlerisch eben eher anspruchslos war, musste etwas schon arg störend sein, damit er es bemerkte. "Überholt? Nun, wenn du das sagst...", grübelte er vor sich hin und bediente sich ebenfalls am Fleisch. Die Frage, wie es denn in der Villa Tiberia aussah, verkniff er sich, denn das würde nur zeigen, dass er sich dort bei seinen bisherigen Besuchen nicht wirklich mit der angemessenen wohlwollenden Wertschätzung umgesehen hatte. "Die Besucher sehen das zuerst, das stimmt wohl. Aber es sollte nichts zu auffälliges sein. Der Eingang mag das erste sein, aber er ist sicher nicht der wichtigste Raum."

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