Mit jedem Tag wurde sie runder, zumindest fühlte es sich so an. Es wurde auch alles anstrengender, bücken konnte sie sich nicht mehr wirklich, ihre Knöchel waren geschwollen und sie bewegte sich nur noch watschelnd durch die Gegend. "Es kann sich nur noch um Tage handeln", erklärte ihr Merlinde. Die Hebamme kam täglich um nach ihr zu sehen. "Ich fühle mich wie ein Fass... ich laufe nicht, ich rolle!" beschwerte sie sich halb im Scherz und streichelte sich den Bauch. Sie konnte spüren wie sich das Kind bewegte. "Ich kenne kaum eine Frau der es nicht so gegangen wäre", schmunzelte die Germanin.
Ein paar Tage später war es dann so weit. Die ersten Wehen waren nicht mehr wie ein Ziehen im Unterleib und Rücken. Nicht wirklich schmerzhaft, nur unangenehm. Nichts was sie in Panik versetzte, bis sich das Fruchtwasser in einem Schwall über den Boden ergoss. Das war der Moment in dem der gesamte Haushalt plötzlich den Kopf verlor. Simplex ergriff die Flucht, weil er rein gar nichts mit diesen Frauendingen zu tun haben wollte. Den kleinen Romaeus packte er am Kragen und zog ihn vor der drohenden Gefahr fort. Das war Angelegenheit der Frauen und es war besser, wenn sie sich die nächsten Stunden nicht Blicken ließen. Denn der Zorn einer werdenden Mutter richtete sich dann meist gegen alle Männer, egal ob jung oder alt. Also machte er sich lieber unsichtbar. Elissa und die beiden neuen Sklavinnen würden schon wissen was zu tun sein wird. Eine von denen würde die Hebamme schon holen. Er würde eine Taverne aufsuchen und den Knirps einfach mitnehmen.
Im ersten Augenblick war sie überfordert. Sie sollte jetzt Mutter werden. Warum hatte sie nicht noch mehr Zeit, sich daran zu gewöhnen? Calvena wurde ein wenig panisch, das ging plötzlich alles so schnell. Viel zu schnell. Und ausgerechnet jetzt war Valerian nicht da. Sie vermisste ihn fürchterlich und jetzt könnte sie ihn an ihrer Seite gebrauchen. Ein wenig aufgelöst lief sie unruhig auf und ab, eine Hand stützend ins schmerzende Kreuz gedrückt. Ihre Ruhe und Gelassenheit war fort, stattdessen war sie nun ein Nervenbündel. Sie hatte ein wenig Angst, es konnte so viel schief gehen. Plötzlich waren sie da die ganzen Alpträume und Ängste einer werdenden Mutter. Wenigstens war Elissa da, sie nahm das Heft in die Hand und gab sich alle Mühe sie zu beruhigen und in das Chaos, welches nun herrschte Ordnung zu bringen.
Wie ihr geschah wusste Calvena erst einmal nicht. Pera eilte davon um die Hebamme zu holen, Gaia flitzte in die Küche um für warmes Wasser, saubere Tücher und etwas Wein, um die blankliegenden Nerven zu beruhigen, zu sorgen, während Elissa sich der werdenden Mutter annahm.
Calvena hatte sich noch nicht ganz daran gewöhnt diese nun Moireach zu nennen. Das würde sich wohl mit der Zeit noch ändern, aber im Augenblick war Elissa noch Elissa. Eine Freundin die bei ihr war und sie auch nicht allein lassen würde. Irgendwann würden sich ihrer Wege sicherlich trennen, doch im Augenblick war sie unendlich dankbar, dass die Keltin bei ihr war und sie beruhigte.