Cena | TAU et QFF

  • Der Raum war unauffällig geschmückt, die clinen standen bereit und schienen noch nie mehr geglänzt zu haben. Cimon war es wichtig, das die cena seinem Herren gerecht wurde. Es standen bereits Obst und Getränke bereit und am Rande standen Sklaven, bereit den Herren Schalen mit Essen oder aber Getränke entsprechend den Wünschen zu reichen.
    Aracus hatte dem Gast bescheid gegeben und würde ihn hier her begleiten, wenn es denn gewünscht wäre. Der Leibwächter, der keiner war, würde während der Cena ebenso Gelegenheit bekommen, unauffällig am Rande etwas zu sich zu nehmen, sollte dieser es denn dürfen. Alles was zwischen den Sklaven geschah würde unauffällig von statten gehen. Das er zuvor den älteren Herren derart falsch eingeordnet hatte, musste daran gelegen haben, das er niemals einen Mann unterschätzte und ersteinmal davon ausging, das jemand dem ein Herr derartig vertraute, ein Leibwächter sein musste. Falsch gedacht und langsam merkte der dunkle Sklave es. Man lernte nie aus und Cimon lernte immer gerne. Nun beobachtete er mit respektvollem Blick den Sklaven des Herren ab und an genauer.


    Cimon würde immer zur rechten Zeit ergeben den Kopf neigen und während der cena in der Nähe seines Herren stehen, falls dieser etwas wünschen würde.


    Doch zunächst war der Raum noch leer. Soviel also zu seinem Plan. Der Nubier kontrollierte zum zehnten mal alle Details und fragte sich ob es unauffällig genug geschmückt war und ob die Klinen bequem genug waren. Er fühlte kurz über den Stoff. Ja, überaus angenehm. Er sah über die Sklaven, die sofort ihre Gestalt rafften. Er lächelte kurz und nickte respektvoll. Ja, sie gaben sich alle Mühe. Der Herr würde zufrieden sein.


    Sim-Off:

    Edit: Denkfehler korrigiert

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    CUSTOS CORPORIS - TITUS AURELIUS URSUS

    Einmal editiert, zuletzt von Cimon ()

  • Acarus, der fröhliche Knabe, hatte dem angekommenen Flavier samt griechischem Anhang den Weg geleitet, hin zu jenem Raum des Praetoriums, in welchem die abendliche cena stattfinden würde. Als Quintus den Raum betrat, der für das Essen in schlichter, aber durchaus gefälliger Weise geschmückt worden war, erkannte er in dem Sklaven, welcher den Vorbereitungen eben den letzten Schliff zu verpassen schien, jenen dunklen Nubier, den er zuvor offenbar fälschlicherweise für den Ianitor gehalten hatte. Mit durchaus anerkennendem Gesichtsausdruck musterte der junge Flavier das Ergebnis der Vorbereitungen und glaubte hierin, wie auch in der geschmackvollen Einrichtung und Dekoration aller anderer Räumlichkeiten des Praetoriums, welche er mittlerweile gesehen hatte, die überaus stilsichere Handschrift der Gattin des Legaten, Tiberia Septima zu erkennen. Betrüblicherweise hatte sich noch keine Möglichkeit geboten, die junge Frau persönlich kennen zu lernen, wiewohl Quintus selbst ihren Ehemann, Aurelius Ursus, nur aus düsteren Kindheitseindrücken ins Gedächtnis rufen konnte. Zu spärlich waren in seiner Jugend schon die Gelegenheiten des Aufeinandertreffens mit Verwandten ausgefallen, schließlich hatte sein Vater, Flaccus maior, sich nicht grundlos gänzlich auf sein Poseidonium zurückgezogen, sondern um dem Trubel, vor allem aber den Pflichten und Verantwortungen, die das Leben in der Stadt nun eben mit sich zu bringen pflegt, zu entfliehen, doch hatten jene immerhin ab und an sich nicht vermeiden lassen. Der Kontakt mit anderen patrizischen Kreisen war jedoch auf ein verschwindend geringes Minimum reduziert worden. Und dennoch waren es sogar Blutsbande, welche den jungen Flavier mit Ursus verbanden. Die Aussicht auf den kommenden Abend erfüllte Quintus also durchaus mit freudiger Erwartung, hoffte er doch neben dem Legaten und seiner Gattin auch Aurelia Flora, die ja kurz vor den Spielen an den Carmentalia von ihrer Reise nach Mantua gesprochen hatte, hier wiederzusehen.


    Noch war der Raum allerdings leer, abgesehen natürlich von einigen Sklaven, welche allerdings eher der dekorativen Einrichtung denn tatsächlicher menschlicher Gesellschaft zuzuordnen waren, sodass Quintus zunächst an Myson sich wandte, etwas nervös an seiner Tunika herumzupfend: "Bist du dir sicher, dass es so gut sitzt?" Schließlich war es der Grieche gewesen, welcher hier, in Ermangelung der in diesen Dingen etwas kundigeren Mädchen der Villa, seinen Herren eingekleidet hatte. Hatte die prächtige golddurchwirkte Tunika mit ihren verästelten Motiven dem Alten zwar keine Probleme bereitet, so war es vor allem die tiefrote Stoffbahn, am Rand mit goldenen Borten verziert, welche nicht so recht um den schlanken Körper des Flaviers sich hatte schlingen lassen wollen. Irgendwie war es dann doch bewerkstelligt worden, das Ganze einigermaßen repräsentativ hinzukriegen, doch war Quintus absolut kein Mann, der sich mit "irgendwelchen" oder "einigermaßen" guten Dingen zufrieden gab. Also hatte es noch eine ganze Menge Anläufe gebraucht, ehe der blutrote Überwurf in ansehnlicher Position sich befand. Mittlerweile jedoch hatten den Flavier erneut Zweifel befallen, ob denn die komplizierte Faltenlage des Stoffes auch noch immer in korrekter Weise saß, sodass er sich gezwungen sah, das ästethische Urteil des greisen Griechen zu erbitten.

  • "... und dennoch kann es nicht angehen, dass die Pflicht das Gute zu tun ... Nanu?", eben als der griechische Gelehrte in eine pathetischen, reichlich moralinsauren Exkurs sich ergießen wollte, blickte das über beide Backen grinsende Gesicht des jungen Sklaven zur Tür herein. "... ähm, also ... wo war ich noch mal?", etwas verlegen kratzte sich der Grieche an seiner sich mit der Zeit sich immer drastischer ausbreitenden Glatze, ehe auch ihm ein breites Lächeln über die Lippen huschte. "Wie dem auch sei ... ich denke es ist Zeit, ein wenig das Leben und die Freundschaft zu betrinken ...." Und schon hatte er Flaccus, seinen jungen Herrn mehr aus dem Raum geschoben, denn gebeten, nur um dann in durchaus vertraulicher Weise neben ihm durch die Gänge des Praetoriums zu spazieren. "Wird die hübsche Aurelia hier sein? Die Blume, das Blümelein ...", mit einer Albernheit, die sein Alter kaum vermuten ließ, stieß der Philosoph dem Flavier kichernd in die Seite, was jener mit einem etwas entnervten Blick quittierte. "Ich weiß es nicht, Myson." Götter! Konnte dieser Mann manchmal kindisch sein ... wenn er nur nicht so unendlich klug dabei wäre. So etwas mochte dem jungen Flavier gerade durch den Kopf schießen, doch übermäßig viel Zeit für derartige Überlegungen würde ihm wohl nicht bleiben, denn schon waren die beiden offenbar am Ziel ihres kurzen Spaziergangs angelangt, denn der Raum, in welchem sie sich nun befanden, sah verdächtig danach aus, als wäre er für ein Mahl vorbereitet.


    Zufrieden blickte der Grieche sich um. Na das sah ja mal gut aus. Die ansprechende Dekoration mochte seinen ästhetischen Ansprüchen durchaus gerecht zu werden, wenngleich er sie fast ein wenig zu dezent fand - doch da mochte wohl sein griechischer Geschmack den Ausschlag geben. Den dunklen Nubier, welcher die Gesandtschaft aus Rom bereits vor einigen Stunden so höflich empfangen hatte, bedachte der Grieche mit einem freundlichen Nicken, ehe er verstohlen eine Weintraube von einem der vorbereiteten Obstteller fixierte, und sie blitzschnell in seinen Mund beförderte. Glücklicherweise hatte der Flavier sich in diesem Moment gerade mit seiner prächtigen Tunika beschäftigt, sodass die Traubenaktion des Sklaven unbemerkt geblieben war, zumindest von seinem eigenen Herren. Dieser schien wieder seinem Perfektionswahn zu erliegen, in welchem er seine Sklaven regelmäßig zur Verzweiflung trieb. Seufzend musterte der greise Grieche das Erscheinungsbild des jungen Flaviers. "Ach, was soll ich sagen ....", amüsiert beobachtete er, wie die Miene des jungen Mannes in einem Anflug von Bestürzung sich verformte, ehe ein breites Grinsen sich auf die Züge des Sklaven schlich. " ... du siehst aus wie Ádonis ...", und nach gespielt eingehender Musterung, " ... nur etwas römischer."

  • Es war einer dieser grauen regnerischen Tage, an denen man sich eigentlich nur die Decke über den Kopf ziehen wollte und die Welt aussperren. Beständig ging der Regen auf die Welt nieder. Und doch hatte das Wetter sie nicht davon abgehalten, den halben Tag im Stall zu verbringen. Nach einigem Überreden hatte es ihr Cousin ihr endlich erlaubt ihre Stute her bringen zu lassen. Titus war nur wenig begeistert von dieser Idee, aber am Ende hatte er dann doch nachgegeben. Am frühen Morgen hatte ein Sklave schließlich das wunderschöne Tier im Castellum abgeliefert. Kaum dass sie die Nachricht erhalten hatte, war sie in ihren Mantel geschlüpft und in die Stallung geeilt um sich persönlich zu vergewissern, dass es der feingliedrigen Stute gut ging. Mensch und Tier hatten sich gleichermaßen über dieses Wiedersehen gefreut.
    Der Anblick den sie die nächsten Stunden dann bot, hatte so manchen Soldaten verlockt dem Stall einmal einen Besuch abzustatten. Wann bekam man schon einmal eine junge Aurelia zu sehen, welche sich persönlich um das Wohl ihres Pferdes kümmerte. Lysandra hatte zwar eindringlich auf sie eingeredet und versucht sie wieder ins Prätorium zu bekommen, doch am Ende hatte Flora die Sklavin weg geschickt.


    So kam es, dass sie erst von dem Besuch erfuhr, als sie mit Stroh in den wilden Locken und feuchtem Saum zurück ins Haus kam. Ihre Sklavin war schon in heller Aufregung, schließlich sollte es so etwas wie eine formelle Cena geben. „Du riechst nach Stall“, klagte die Sklavin vorwurfsvoll. „Waschen! Umziehen und dann mach ich dir die Haare!“ resolut scheuchte Lysandra ihre Herrin herum. „Ja, ja! Schon gut!“ wehrte sie die Hände ab, die sich bereits an ihrer Tunika zu schaffen machten. Nur wenig später wirkte Flora nicht mehr wie ein Bauerntrampel sondern ganz wie die elegante Patrizierin die sie nun einmal war. Ein wenig verwunderte sie das aufgeregte Verhalten ihrer Sklavin schon. Eindringlich warf sie Lysandra einen Blick zu. Flora befürchtete, dass diese den ganzen Aufwand nur machte, um zu zeigen, was für eine gute Partie ihre Herrin doch wäre. Das konnte ja noch heiter werden, wenn diese Cena so etwas werden sollte, wie eine Verkupplung. Flavius Flaccus war ein netter Kerl, ein bisschen steif und vielleicht auch ein wenig zu schnöselig für ihren Geschmack und sie hoffte, er war nicht hier um irgendwelche Heiratspläne zu äußern. Er hatte ihr ja Gegenüber erwähnt, dass er irgendetwas mit Titus zu besprechen hatte.
    Auch wenn Lysandra alles versuchte was in ihrer Macht lag um aus Flora ein bezauberndes Geschöpf zu mache, gelang es der Aurelia sich dagegen zu wehren, gleich in die teuerste Robe gesteckt zu werden. „Es ist nur eine Cena!“ hatte sie erwähnt und dann eher ein schlichtes blaues Kleid für sich ausgewählt und die wilden Locken nur locker im Nacken mit Kämmen gebändigt.


    Trotz diesem Aufwand gehörte Flora, zu ihrer eigenen Überraschung, zur ersten Bewohnerin des Hauses, die zum Essen erschien. Erleichterung breitete sich in ihr aus, als sie fest stellte, dass wenigstens Flaccus schon anwesend war. Sie hatte Cimon gesehen und ging ihm eigentlich nach Möglichkeit aus dem Weg. Sie traute sich selbst nicht über den Weg, wenn sie wieder mit allein sein würde. Von daher schenkte sie den anwesenden Sklaven keine Beachtung, stattdessen trat sie mit einem leichten Lächeln auf den Lippen, an den Flavier heran. „Salve Flaccus! Schön dich zu sehen. Wie war die Reise?“ verwickelte sie ihn direkt ins Gespräch.

  • Eine bekannte Stimme drang an sein Ohr und veranlasste den jungen Mann, sich der Quelle der Worte zuzuwenden, welche, so sollte sich herausstellen, niemand anderes als Flora selbst darstellte, die an den Flavier herangetreten war. Ein Lächeln breitete sich auf seinen Zügen aus. "Flora! Bei den Göttern, bald ist deine Schönheit nicht mehr zu ertragen!", sprach er mit einem fröhlichen Blitzen in seinen dunklen Augen ein durch seine Übertreibung sogleich eine fröhliche, lockere Atmosphäre schaffendes Kompliment aus, während er galant nach ihrer Hand griff und einen Kuss über den zarten Rücken derselben hauchte, wobei ihn eine etwas herbe Duftnote gleichsam in der Nase kitzelte, die er nicht sofort einordnen konnte. Wenngleich seine Worte natürlich nicht völlig ernst gemeint waren, so besaßen sie doch einen wahren Kern, denn Flora schien ihm tatsächlich jedes Mal aufs Neue eine überaus bezaubernde junge Frau zu sein. Zu schade auch, dass seine Heiratspläne in eine gänzlich andere Richtung sich konzentrierten. Aber ein bisschen flirten musste doch erlaubt sein. Schon allein, um sich danach nicht wieder die lästernden Worte des alten Griechen gefallen lassen zu müssen ...


    Die Reise. "Eigentlich war sie etwas langweilig. Das Wetter ist nicht unbedingt optimal dafür ... aber Livius hat mir die Zeit wenigstens erträglich gemacht.", beziehungsweise einige Bücher "ab urbe condita" desselben. "Wie dem auch sei ...", wandte Flaccus aber selbst ein, während er vergeblich versuchte, die außergewöhnlich herbe Duftnote, welche er über Floras Hand empfunden hatte, einzuordnen. " ... ich hoffe auch deine Zeit hier im Lager gestaltet sich als eine angenehme?", erkundigte er sich also mit einer höflichen Gegenfrage - belangloser Smalltalk hatte schließlich noch nie geschadet. Angestrengt zerbrach sich der Flavier währenddessen seinen Kopf nach diesem mysteriösen Hauch eines Duftes, bewahrte nach außen hin jedoch gänzlich einen ruhigen, ja gleichsam stoischen Ausdruck. Urplötzlich glaubte er sich allerdings ganz nah an der Auflösung des Rätsels, hatte er doch die untrügerische Vermutung, diesen Duft aus einer früheren Zeit zu kennen - seiner Kindheit. Scharf kombinierend grenzte Flaccus den Bereich also auf die unmittelbare Umgebung des heimatlichen Landgutes ein, als ihn plötzlich und mit einem Schlag die Erkenntnis wie ein Blitz traf: es war Stallgeruch.

  • Lysandra hätte ihre Herrin am Liebsten in ein Bad gesteckt und kräftig abgeschrubbt, nur um auch sicher zu gehen, dass nicht mehr der geringste Hauch nach Stall an Flora haftete. Da sie aber nun einmal in einem Castellum waren, war das nicht ganz so einfach umzusetzen. Deshalb hatte Lysandra fast ein bisschen verzweifelt nach Duftölen gegriffen und versucht dem Geruch von Stroh und Pferd zu Leibe zu rücken. Die Aurelia hatte sich aber mit Händen und Füßen dagegen gewehrt. „Das würde es nur schlimmer machen!“ „Alles ist Besser wie Stall!“ Flora war ihr schließlich entkommen. Kurz bevor die Sklavin ihr mit Rode, Lavendel oder Veilchen zu Leibe rücken konnte. Denn sonst hätte Lysandra ihr sicherlich so ein ganzes Fläschchen einer Duftessenz über den Kopf ausgeschüttet. Ihrem Gegenüber schien es jedenfalls nicht aufzufallen, dass sie sich den ganzen Tag im Stall aufgehalten hatte. Oder aber er ließ es sich nicht anmerken.
    Stattdessen kam ihm Federleicht ein Kompliment über die Lippen, welches auf ihre Wangen einen Hauch von rosa zauberte. „Ach was“, meinte sie ein klein wenig verlegen lächelnd. Sie fand sich gar nicht mal so hübsch. Zumindest heute.


    Dass die Reise für ihn langweilig gewesen war, konnte sie verstehen. Sie hatte ja Serrana und Septima zur Unterhaltung gehabt. Ihnen waren irgendwie nie die Themen ausgegangen und die Zeit war auf diese Weise wie im Fluge vergangen. Nur Narcissa fehlte ihr ein wenig. Doch diese bemühte sich nach wie vor darum, eine der jungfräulichen Priesterinnen der Vesta zu werden. „Durchaus“, antwortete sie nun ihrerseits auf seine Frage. „Ich hab genug Unterhaltung hier“, versicherte sie ihm. „Ich genieße die Gesellschaft von Septima und Iunia Serrana!“

  • Der rosafarbene Hauch, den sein fröhliches Kompliment Flora auf die Wangen zauberte, stand ihr überaus gut und machte, zusammen mit dem etwas verlegenen Lächeln einen überaus niedlichen Eindruck auf den jungen Mann. Er war ehrlich erfreut über das Wiedersehen mit ihr und das sah man ihm auch an. Überhaupt war er in einer überaus fröhlichen, ja für seine Verhältnisse fast schon ausgelassenen Stimmung, würde er doch heute nicht nur Iunia Serrana wiedersehen sondern auch Aurelius Ursus, seinen Großcousin etwas besser kennenlernen. Die Aussicht auf einen überaus angenehmen Abend unter Freunden war es also, die den Flavier mit diesem kribbeligen Gefühl der Vorfreude erfüllte.


    "Das ist schön.", meinte er also auf Floras Versicherung, dass ihr selbst hier im Lager nicht langweilig wurde. "Septima und Serrana. Wie geht es den beiden?", erkundigte er sich dann fröhlich, schließlich stand doch bei beiden jungen Frauen unmittelbarer Nachwuchs vor der Tür. Zumindestens bei Serrana konnte es gewiss nicht mehr allzu lange dauern, hatten sich doch bereits als sie den Flavier noch in kultischen Dingen unterwiesen hatte, durchaus deutliche Zeichen ihrer Schwangerschaft eingestellt. Von Tiberia Septima wusste Flaccus lediglich, dass sie ein Kind erwartete, allerdings nicht, wie nahe sie der Geburt tatsächlich schon war, wenngleich es wohl auch bei ihr nicht mehr allzu lange dauern konnte. "Sie werden doch auch kommen?", fragte er etwas besorgt nach, da bisher noch niemand sich hatte blicken lassen und Flaccus sich auf das Wiedersehen mit seiner ehemaligen magistra besonders gefreut hatte.

  • Hätte sie gewusst, dass er sie für niedlich hielt, dann hätte sie sich wohl alle Mühe gegeben nicht verlegen auf sein Kompliment zu reagieren. Sondern souverän und vielleicht auch mit einem frechen Spruch. Doch stattdessen war sie ein kleines bisschen verlegen, freute sich aber auch darüber, ein wenig hofiert zu werden. Es war ein kleines Streicheln für das Ego, welches wohlig schnurrend sich nun zusammen rollte, damit sie den restlichen Abend sich in Bescheidenheit üben konnte. „Du kennst die Iunia?“ fragte sie neugierig nach. Es klang recht vertraut, so wie er von ihr redete. Die Welt war eben klein und Roma nur ein Dorf, anscheinend kannte wirklich jeder jeden.
    „Es geht den Beiden gut. Auch wenn sie der Geburt entgegen fiebern. Sie werden wohl Beide froh sein, wenn die Kinder endlich auf der Welt sind!“ plauderte sie drauf los. „Natürlich! Mich wundert es, dass ich die Erste bin. Dabei bin ich wohl diejenige die zuletzt erfahren hat, dass du angekommen bist. Ich war in den Stallungen. Titus war so nett mir zu erlauben, meine Stute herbringen zu lassen und ich wollte sie gut versorgt wissen!“ Dass sie sich höchst persönlich dem Tier angenommen hatte, erwähnte sie nicht. Das war ja auch nicht wichtig.
    Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte sie erwähnt, dass sie ein Pferdenarr war. Diese kleine Schwäche trat nun zu Tage. Nicht gerade das passende Hobby für eine junge Frau ihrer Stellung. Gänzlich verstellen wollte sie sich nun auch nicht. „Ich vermute Titus hat noch seine Verpflichtungen, Serrana und Septima werden wohl ein wenig ihre Ruhe genießen und der Rest…der wird sicher gleich kommen. Ich hoffe doch du wirst meiner Gesellschaft nicht überdrüssig“, meinte sie dann ein wenig keck.
    Ihr war durchaus bewusst, dass Cimon sie beobachtete. Dass er jedes Wort hören konnte. Doch wenn sie nicht endlich einen absoluten Schlussstrich zog, würde es wohl noch ein schlechtes Ende nehmen.

  • Ein wenig verspätet hatte Ursus sich tatsächlich. Wie immer war er im letzten Moment aufgehalten worden und es hatte länger als erwartet gedauert, bis er sich endlich hatte loseisen können. so war es eben, wenn man Entscheidungen zu treffen hatte, die einem keiner abnehmen konnte. So hatte er eiligst seine Rüstung abgelegt, sich gewaschen und in Windeseile frische Kleidung angelegt.


    "Salvete", grüßte er, als er das Triclinium betrat. Oh, so spät war er dann wohl doch nicht. "Flavius Flaccus. Sei mit willkommen in meinem Haus. Du hast schon etwas zu trinken*?" Er selbst ließ sich einen Becher geben. Cimon würde schon dafür sorgen, daß der Wein stark verdünnt war. "Ihr kennt euch anscheinend schon?" Die leicht erhobene Augenbraue drückte weitergehende Fragen aus, die er jetzt noch nicht aussprechen wollte. Gab es hier etwa ein Problem? Flora sollte Durus angeboten werden.


    "Wie war Deine Reise? Ich hoffe, nicht zu beschwerlich. Das Jahreszeit ist wirklich nicht die beste zum reisen."




    Sim-Off:

    *unsere Sklaven drängen eigentlich ständig allen Leuten sogleich etwas zu trinken auf :D

  • Dass die kleine Streicheleinheit für das Ego der jungen Aurelia, welches sich nun offenbar, metaphorisch gesprochen, einer Katze auf der warmen Ofenbank gleich, wohlig schnurrend zu einem flauschigen Fellknäuel zusammen rollte, genau die beabsichtigte Wirkung zu erzielen schien, mochte nicht besonders verwunderlich erscheinen, besaß der Flavier doch, gerade im gehobenen Wortgeplänkel patrizischer Kreise, durchaus gewisse Qualitäten. Die unverhohlene Neugier in der nächsten Frage der jungen Frau vermochten sein fröhliches Lächeln noch etwas breiter werden zu lassen, war es doch nun tatsächlich nicht sonderlich abwegig, dass man sich in gewissen Kreisen eben einfach kannte. Und diese Kreise schlossen durchaus auch die angesehensten Familien der nobilitas ein, wo gute Kontakte zweifellos auch für politischen Erfolg nicht unpraktisch sein konnten. "Natürlich! Iunia Serrana, eine fabelhafte Frau - sie hat mich im Dienst an den Göttern unterwiesen.", erklärte er also freimütig. "Das ist schön zu hören. Dann möge auch noch das letzte Stück ihrer beider beschwerlichen Wege glücklich verlaufen...", meinte er, denn so eine Schwangerschaft war gewiss mit vielen Mühen verbunden, jedenfalls in der Imagination des Flaviers, der (noch) keine weitere Erfahrung mit diesen Bereichen des Lebens hatte.


    Die Stallungen ... ein schelmisch triumphierender Ausdruck bildete sich auf den Zügen des jungen Mannes, Audruck der Freude darüber, dass seine feine, untrügerische Nase ihn nicht im Stich gelassen hatte. "Verstehe ... ist sie denn von einer besonders anspruchsvollen Rasse?", erkundigte er sich, denn von Pferden hatte er nun wirklich keine Ahnung, und warum sollte Flora sonst selbst nachprüfen, ob das Tier auch gut versorgt worden war. Dass es zwischen der jungen Frau und der Stute eine besondere, ja gar freundschaftliche Beziehung geben könnte, kam Flaccus schlichtweg nicht in den Sinn. Wenngleich gerade ihm die mitunter überaus intensiven Bindungen zwischen Mensch und Tier nur allzu bekannt sein müssten, doch hatte er die Spinnereien seines Vaters vermutlich erfolgreich jedenfalls aus den bewussten Sphären der Erinnerung verdrängt.


    Mit der kecken Bemerkung, die sie ihren nächsten Worten anschloss konnte Flaccus allerdings nur allzu gut, jedenfalls weitaus besser, als mit der Pferdethematik umgehen. "Niemals!", protestierte er gespielt empört, und mit einem offenherzigen Lachen, "Ich sollte die Götter wohl bitten, dass der Rest sich noch ein wenig länger Zeit lässt ..." Zu spät, denn schon betrat Aurelius Ursus, der legatus legionis höchstselbst das Triclinium. "Salve", erwiderte Flaccus den Gruß desselben erfreut, und trat mit ausgebreiteten Armen auf den Aurelier zu, um jenen in üblicher Weise unter Freunden, ja vielmehr noch unter Verwandten, mit Umarmung und Kuss zu begrüßen. "Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine Freude es mir ist, dich zu sehen!" Ohne etwas zu erwidern bekam auch Flaccus, auf die aufmerksame Bemerkung des Hausherren hin, einen Becher gereicht. "Ich danke dir für die doch reichlich kurzfristige Möglichkeit zum Besuch, und die überaus angenehme Aufnahme in deinem Haus." Noch einmal ließ er seinen Blick über die geschmackvolle Einrichtung schweifen. "Es sieht prächtig aus ... das Werk deiner Gattin, nehme ich an?"


    Eine weitere Frage folgte, verbunden mit einem leichten Emporwandern einer der aurelisch-ursischen Augenbrauen, welches dem jungen Flavier zwar nicht entging, jener jedoch zunächst gekonnt ignorierte. "Ja, wir hatten bereits das Vergnügen ... ich kann dich nur beglückwünschen: Dein Mündel ist eine bezaubernde junge Frau." Oh ja, das war sie. Und da die Interessen des Flaviers auch gar nicht in eine bestimmte Richtung verliefen, konnte er das auch völlig freien Gewissens sagen. Womöglich wusste Ursus ja gar nicht, was für ein niedliches Ding Flora sein konnte. Wie auch immer.


    "Die Reise. Nun ja, sie hätte gewiss weitaus beschwerlicher sein können, doch erschien sie mir vor allem trist und ein wenig langweilig...", erklärte er, nur um dann etwas besorgt nachzufragen, "Die Landschaft hier bietet doch im Frühling und Sommer hoffentlich anregendere Reize als im Moment?" Denn es wäre schlichtweg ein deprimierender Gedanke, würde dieser Fleck Erde das ganze Jahr über nur in hoffnungslosem, regenverhangenen Grau sich dem Auge des die landschaftlichen Schönheiten des Südens gewohnten Betrachters darbieten. Doch vermutlich war die momentan bedrückende Wetterlage ohnehin lediglich temporärer Natur, schien sie sich doch auch über die restlichen Provinzen des Reiches zu erstrecken. Vermutlich war das traurige Wetter auch sichtbarer Ausdruck göttlichen Unmuts über die Leichtfertigkeit, mit der die Bürger Roms die Störung ihrer pax deorum hinzunehmen schienen.

  • Es überraschte sie, dass der Flavier Iunia Serrana anscheinend sehr gut kennen gelernt hatte. Er musste recht viel Zeit mit ihr verbracht haben. Flaccus tat ihr dann auch den Gefallen ihre Neugierde zu befriedigen. Der Dienst an die Götter schien die Beiden zu verbinden. Ein wenig bewunderte Flora Serrana für ihre Leidenschaft und auch Freude für diese Verpflichtung. Für manche war es nur eine lästige Pflicht, den Göttern den die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Doch die Iunia ging ihrer Tätigkeit als Aeditua mit Begeisterung nach. Nicht viele Römer konnten es sich auf die Fahne schreiben, solchen Einsatz zu zeigen. „Ohja, das ist sie“, konnte sie Flaccus von daher nur zustimmen. „Würden sich doch nur alle Römer den Dienst an den Göttern so sehr zu Herzen nehmen. Dann würden diese uns niemals zürnen!“ Jeder Römer wuchs mit der allgegenwärtigen Macht der Götter auf, doch es gab leider viele Bürger, die die Pflicht den Göttern zu huldigen vernachlässigten.


    Als sie andeutete, dass sie gerade direkt aus den Stallungen kam, blitzten seine Augen schelmisch auf. Flora versuchte dies zu ergründen, doch konnte sie es nicht genau deuten. Es freute sie, dass er ein wenig Interesse an ihrer Leidenschaft für Pferde zeigte. „Ja und Nein, sie ist kein Schlachtross und von daher von einem zierlicheren Körperbau als die anderen Tiere in den Stallungen. Von daher hat sie auch einige andere Ansprüche. Es sind nur Kleinigkeiten“, sie wollte ihn nicht langweilen. Denn sie kannte sich, wenn sie einmal anfing von Pferden zu reden, dann hörte sie meistens nicht mehr auf. Von daher fasste sie sich recht kurz. Wenn er mehr wissen wollte, wäre sie natürlich gern bereit, sich ausführlich über dieses Thema auszulassen.


    Seine gespielte Empörung entlockte ihr ein glockenhelles Lachen. Doch es verklang, als Titus dazu kam und ihr einen recht fragenden Blick zuwarf. Es schien fast so, als würde er es nicht gut heißen, dass sie sich mit dem Flavier angefreundet hatte. Anscheinend fürchtete er so etwas wie eine Romanze. Wie gut, dass Flaccus da die Erklärung übernahm, bevor ihr Cousin gleich das Schlimmste annahm.

  • Das freundliche Nicken des Griechen erwiederte Cimon nicht minder höflich. Ein Wink sorgte dafür, das auch dieser etwas bekam, nachdem die Herrschaften versorgt waren. Zumindest wenn er es wollte. Dbei neigte der Nubier leicht den Kopf als respektvolle Geste dem griechen gegenüber. Er lächelte und flüsterte einem Sklaven etwas zu. Danach würden immer, wie durch zufall, Weintrauben in der Nähe von Myson auf diesen warten. Adonis...er hatte nicht horchen wollen...aber er bekam einen Schauer... sie meinten einen Gott...ahhh...der Nubier entspannte sich wieder, da er erst geglaubt hatte den Namen seines früheren Herren gehört zu haben.
    Als Flora eintrat hatte Cimon für einige Momente nur noch Augen für sie. Doch dann veränderte sich alles um ihn herum. Flirtete sie gerade? Natürlich. der Mann war ein Römer und somit doch wesentlich ungefährlicher als... Cimon versuchte jeden Gedanken diesbezüglich weg zu wischen. Doch so richtig wollte es nicht klappen. Auch nicht als Ursus eintrat. Er nickte ihm zwar gewohnt ergeben zu, doch seine Aufmerksamkeit war gelinde gesagt sehr eingeschränkt. Weshalb er auch nicht die Augenbraue sah. Der erste Wein würde deswegen auch leider nicht so stark verdünnt sein, wie es gewünscht wäre...doch Cimon erschrack, als er seinen Fehler erkannte...die Sklaven gaben allen aus dem gleichen Krug ... Rasch zog er einen zu sich und flüsterte etwas zu. Dieser nickte und war rasch dabei neu zu mischen, damit Ursus von nun an das gewohnte Mischverhältniss bekommen mochte.


    Jetzt wo Ursus da war, würde es doch besser werden. Doch ungläubig sah er zu Flora. Wollte sie ihn ärgern? Es tat weh, dies zu sehen und dabei nur zuschauen zu können. Er musste sogar respektvoll den Kopf neigen und lächeln...das Lächeln fiel allerdings aus. Der Nubier wusste nicht ob er es sich nur einbildete...es begann in seinen Ohren zu rauschen. Stallungen...wieso schaute sie so? Es war ihr Geheimniss...iherer beider Ort. Niemandem sonst gehörte er! Cimon kämpfte gegen seine Gefühle und seine unbegründete Wut an. Nach außen aber zeigte es sich nur dem, der ihn kannte. Andere würden ihn als eine Art Statur vermutlich kaum wahrnehmen.

  • Nanu, was für eine vertrauliche Begrüßung, damit hatte Ursus nun nicht gerechnet, bei aller Freundschaft und verwandschaftlichen Banden zwischen den Familien. So fiel seine Umarmung ein klein wenig reservierter aus als die von Flaccus. Der mußte tatsächlich etwas größeres wollen, wenn er sich so stark auf die Verbindungen zwischen Flaviern und Aureliern berief, wenn auch nicht mit Worten. Einfach mal abwarten.


    "Aber ich bitte Dich, das ist doch ganz selbstverständlich. Freunde und Familie haben in diesem großen Haus immer einen Platz. Und Du hast es richtig erkannt: Die schönen Feinheiten, die aus diesem Haus ein wahres Heim gemacht haben, stammen allesamt von meiner Frau." Ansonsten hatten sie das Haus nehmen müssen, wie es war. Immerhin war dies nur so lange ihr Haus, wie Ursus die Prima kommandierte. Das mochte noch einige Jahre der Fall sein, würde aber sicherlich nicht ewig so bleiben.


    Ursus deutete auf die Clinen und ließ sich selbst darauf nieder. Bequemlichkeit war nun angesagt. Steife Förmlichkeiten hatte er über Tag mehr als genug gehabt. "Ja, das ist sie, unsere liebe Flora." Mehr sagte Ursus nicht zu dem Kompliment, denn er konnte nur hoffen, daß Flaccus nicht bereits ein Auge auf das süße Zwillingsmädchen geworfen hatte.


    "Ohja, im Frühling und Sommer haben wir hier eine wahre Blütenpracht. In weiten Teilen, also in Flußnähe, ist die Umgebung sumpfig. Du warst noch nie hier in der Gegend?" Über die Landschaft zu reden, war auf jeden Fall unverfänglich. Die Frage war natürlich, worauf das überleiten sollte. Ursus nahm einen Schluck aus seinem Becher und sein Blick schoß zu Cimon. Was sollte denn das? Der Nubier hatte wohl den Krug verwechselt?

  • Im Grunde war die Begrüßung nicht einmal außergewöhnlich vertraulich, es war eben einfach in Mode sich unter Männern auf diese Weise zu begrüßen. Dennoch mochte es gut möglich sein, dass Flaccus in seiner Fröhlichkeit im Rahmen des Gewöhnlichen durchaus an die Grenze der Vertraulichkeit geraten war, ein Umstand, der nicht gerade typisch für den ansonsten so auf die Wahrung der dignitas bedachten jungen Mann schien. Jedenfalls entging ihm nicht, dass die Umarmung des Legaten ein wenig reservierter und auch sein Tonfall zwar voll freundlicher Höflichkeit, aber eben doch nicht ganz so vertrauensselig wie sein eigener ausfiel. Und so trat Flaccus auch einen kleinen Schritt zurück, als Ursus fortfuhr und seine Annahme, die schönen Feinheiten des Hauses würden wohl allesamt von seiner Gattin stammen, bestätigte. Nochmals blickte der junge Aristokrat sich anerkennend um, "Man kann dich nur beneiden, sie besitzt einen überaus erlesenen Geschmack...", schob Flaccus mit einem Lächeln noch ein scherzhaftes Kompliment nach, ehe er sich, einer Geste des Aureliers folgend, auf einer Cline niederließ.


    Seine Worte zu Flora und dem Kompliment des Flaviers fielen knapp aus, sodass auch Flaccus es nicht als günstig erachtete dieses Thema weiter zu verfolgen. Glücklicherweise schien Ursus ohnehin lieber über die Landschaft reden zu wollen, und das schien auch dem Flavier ein unkomplizierter Einstieg ins Gespräch zu sein. "Tatsächlich?" Dass Frühling und Sommer eine wahre Blütenbracht an diesen traurigen Flecken Erde bringen sollten schien aus der momentanen Perspektive kaum vorstellbar. "Nein, so weit in den Norden haben mich meine Wegezuvor noch nicht geführt ... eigentlich stamme ich aus Campania, dort besaß mein Vater ein Landgut wohin er sich kurz vor meiner Geburt mit meiner Mutter zurückzog. Dort habe ich im Grunde meine gesamte Kindheit verbracht, wenn man natürlich von gewissen familiären Verpflichtungen, die mit Reisen in die Stadt unweigerlich verbunden waren, absieht. Die letzten Jahre haben mich zum Studium nach Athen geführt ... doch in diese Gegend bin ich noch nie gekommen. Überhaupt scheint mir mir der Standpunkt für die Positionierung einer Legion nicht ganz einleuchtend ... Ist die Gegend hier so unsicher, dass es der Präsenz einer ganzen Legion bedarf? ... Und sollte es zu einer Bedrohung an den Grenzen kommen, wie lange würde es eigentlich dauern, die Legion nach Raetia, Noricum oder etwa Pannonia zu verlegen?", bewarf der junge Mann nicht gänzlich beabsichtigt den Legaten mit einer Fülle von Fragen. Und doch entsprach es dem wissensdurstigen Charakter des Flaviers, ihm in den Kopf schießende Fragen, nahezu unverzüglich zu verbalisieren.

  • Nur durch einen Zufall fing sie ganz kurz einen durchdringenden Blick von Cimon ab. Er starrte sie regelrecht an, fassungslos und auch angespannt. Konnte es wohl nicht fassen, das sie versuchte Abstand zu gewinnen. Eilig wandte sie den Blick ab und nahm einen der gebotenen Becher entgegen. Nicht dass sie sich durch irgend etwa verriet. Es wäre Besser, wenn sich Cimon dieser Tatsache auch bewusst wäre und sich nicht wie ein eifersüchtiger Liebhaber aufführen würde. Es war vorbei, ein für alle Mal.
    Ihre Aufmerksamkeit wandte sich wieder dem Gespräch zu und auch dem etwas merkwürdigen Blick mit dem Titus den Flavier kurz eingehend musterte. Kurz fragte sie sich was das zu bedeuten hatte. Im Grunde hatte jeder Blick immer irgendetwas zu bedeuten, die Frage war nur was. Doch ehe sie sich den Kopf darüber zerbrechen konnte, folgte auch sie dem kleinen Wink und machte es sich auf einem der Klinen gemütlich und ließ sich einen Becher Wein reichen. Doch ehe sie daran nippen konnte, wurde ihr ein anderer Becher in die Hand gedrückt. Reichlich verwirrt blinzelte sie dem Sklaven zu. Was war denn das gewesen?


    Schließlich lauschte sie Flaccus Worten. Da sie die Gelegenheit bekommen hatte, ihn bereits ein wenig kennen zu lernen, wusste sie bereits, dass er, ebenso wie die aurelischen Zwillinge, auf einem Landgut aufgewachsen war.

  • Der überaus positive Eindruck, den Myson, der greise Grieche bereits bei der Ankunft des flavischen Grüppchens von Cimon, dem nubischen Sklaven gewonnen hatte, wurde durch dessen höfliches Verhalten noch weiter bestärkt. Nicht minder respektvoll als der stämmige dunkelhäutige selbst neigte also auch er dankbar den Kopf, als ihm auf einen Wink hin etwas gereicht wurde. Dankbar lächelnd nahm er den Becher entgegen und nippte daran, bevor er sich, als Aurelia Flora den Raum betrat, etwas zurückzog, um seinen Herren mit der jungen Dame alleine ins Gespräch kommen zu lassen. In unmittelbarer Nähe des Nubiers fand er schließlich einen für ihn angemessenen Platz (wie durch ein Wunder nahe an einer Obstschale mit äußerst delikat aussehenden Weintrauben), im Hintergrund, wo er die Geschehnisse gut überblicken konnte, ohne selbst aufzufallen, gleichzeitig aber auch mit wenigen Schritten seinem Herren zur Seite stehen konnte, sollte jener die Hilfe des Griechen in irgendeiner Angelegenheit benötigen.


    Den aufmerksam herumhuschenden dunklen Augen des hageren Sklaven entging kaum eine Regung im Antlitz der Anwesenden, sodass er auch vom Umstand, dass der dunkelhäutige Sklave mit dem Eintreten der jungen Schönheit einige Momente die restliche Welt um sich auszublenden schien, sofort Notiz nahm. Ergeben nickte der Nubier, als sein Herr, der Legat, eintrat, jenem zu, schien aber doch etwas abgelenkt zu sein. Schließlich traf ein ungläubiger Blick seinerseits die junge Aurelia, die bisher in einem für den Geschmack des Griechen etwas belanglosen Gespräch mit seinem dominus verwickelt gewesen war. Das Eintreten des Legaten hatte jenes, ohnehin nicht sonderlich aufregende, Gespräch natürlich unterbrochen, und Myson nahm zufrieden zur Kenntnis, dass seinem jungen Schützling einige durchaus ansprechende Komplimente über die Lippen kamen. Aufmerksam wanderte der Blick des Griechen fortan zwischen seinem Herren, den beiden Aurelii und dem höflichen Sklaven, der durch sein seltsames Verhalten mit dem Eintreten Floras den Eindruck auf den Greis gewirkt hatte, er hätte etwas zu verbergen, hin und her. Ein kleiner Schluck Wein zwischendurch. Eine Traube.

  • Ursus lächelte. "Im Gegenteil ist die Prima hier ganz ausgezeichnet positioniert. Eben außerhalb des Gebietes, in dem keine Legion stehen darf. Nahe genug, um im Notfall eingreifen zu können. Wir sind in wenigen Tagen in jeder der von Dir genannten Provinzen - oder auch an der Grenze Italias, sollte dort jemand Ärger machen wollen. Ebenfalls können wir in kürzester Zeit zur Flotte gelangen, um per Schiff die weiter entfernt liegenden Provinzen zu erreichen. Die Prima ist gerade dafür da, schnell an ihren Einsatzort gerufen zu werden, während die meisten anderen Legionen irgendwelche Außengrenzen des Imperiums vor den jenseitigen Barbaren schützen müssen und somit dort nicht vollständig entbehrlich sind. Solange wir nicht irgendwo dringend gebraucht werden, sorgen wir hier für Sicherheit und für den Erhalt der Straßen und der öffentlichen Gebäude." Gut, das war vielleicht ein wenig idealisiert dargestellt. Aber für den unerfahrenen Flavier würde es sicherlich genügen.


    "Du findest, Mantua liegt weit im Norden? Von Italia, gewiß. Aber... demnach hast Du das Gebirge noch nie überquert? Mein erstes Tribunat leistete ich in Germanien ab. Das ist Norden, dorthin solltest Du einmal gehen, um zu erleben, wie anders es sein kann." Dabei hatte Ursus Germanien durchaus in guter Erinnerung. Die Zeit dort war wirklich nicht die schlechteste gewesen.


    Während sie auf die anderen warteten, gab Ursus Cimon einen kleinen Wink. Er sollte dafür sorgen, daß kleine Häppchen und Obst schon gereicht wurden. So als kleiner Vorgeschmack und Appetitanreger für das eigentliche Mahl.


    "Du arbeitest zur Zeit für den Consul, nicht wahr? Aber ich nehme doch an, daß das noch nicht wirklich Deine Lebenserfüllung ist. Strebst Du in die Politik?" Ein junger Patrizier, der in Athen studiert hat, - da lag eine politische Laufbahn durchaus nahe.


    Flora war plötzlich unerwartet still geworden. Dabei hatte sie doch eben noch angeregt mit dem Flavier geplaudert? Hatte Ursus sie etwa bei etwas unterbrochen? Sie würde doch nicht..? Nein, bestimmt nicht. "Flora, ist alles in Ordnung mit Dir? Du bist auf einmal so still? Du mußt nicht glauben, daß Du stumm sein mußt, nur weil wir über politische Karrieren sprechen. Zum einen darfst Du Dich ruhig daran beteiligen, umserem Gast Löcher in den Bauch zu fragen, andererseits darfst Du natürlich auch andere Themen anschneiden." Ursus lächelte und stubste sie leicht an, um sie zu ermuntern, sich mehr zu beteiligen an der Unterhaltung. Immerhin war dies eine Cena und kein Staatsempfang.

  • Flora war nicht wirklich einfach plötzlich still geworden, sondern sie ließ die Männer erst einmal reden und auch prahlen. Denn als etwas anderes konnte man wohl die Rede von Ursus über sein Kommando nicht bezeichnen. Nur mit halbem Ohr lauschte sie den militärischen Vorteilen die Mantua bot. Wirklich spannend fand sie dieses Thema nicht, als Frau würde sie wohl niemals an einer militärischen Operation teilnehmen. Da war Klatsch und Tratsch und politische Entwicklungen ein kleines bisschen spannender. Denn da konnte sie wenigstens noch ein wenig mitmischen. Zwar nicht als unverheiratetes Mädchen, aber als Ehefrau boten sich dann doch mehr Gelegenheiten einen gewissen Einfluss auf die Männerwelt zu haben.
    Als sich das Thema dann Germanien zu wandte horchte sie doch wieder auf. Ob sie wohl jemals die Gelegenheit bekommen würde, mehr als nur Rom und die verschiedenen Landgüter ihrer Familie zu sehen? Flora besaß eine gewisse unstillbare Neugierde auf die Welt, sie wollte ein wenig Grenzen überschreiten und nicht nur ihr Leben lang das Anhängsel eines einflussreichen Mannes sein. Das ihr Leben im Grunde bereits vorgeschrieben war, damit hatte sie sich noch nie wirklich abfinden können. Doch selbst wenn sie rebellierte, würde es nichts ändern. Man würde sie auch gegen ihren Willen einfach verheiraten. Weglaufen war auch keine Lösung, wo sollte sie hin? Besonders allein und auf sich gestellt. Weit würde sie nicht kommen. Außerdem besaß sie ja einen gewissen Stolz, sie würde sicherlich nicht aus Trotz einfach die Familienehre in den Schmutz ziehen. Es gab andere Möglichkeiten und Wege doch ein wenig den Erwartungen zu entkommen.


    Als Titus sie dann anstupste, schenkte sie ihm ein verschmitztes Lächeln. „Ich hatte bereits schon ein wenig die Gelegenheit Flaccus Löcher in den Bauch zu fragen!“ erklärte sie dann. „Wir haben uns auf dem Mercatus kennen gelernt und waren gemeinsam zu Ludi an den Carmentalia“, das war ja schließlich kein Geheimnis und auch nichts Verwerfliches. Aber wer wusste schon, was er in ihre Worte hinein interpretierte. „Wir haben uns die Gladiatorenspiele angesehen!“ plauderte sie weiter. „Wir haben uns angefreundet, oder nicht?“ kurz warf sie dem Flavier einen fragenden Blick zu.

  • Er sah den Blick von Ursus. Sofort senkte Cimon seinen Kopf. Er hatte versagt und würde sich später dafür entschuldigen müssen. Vor allem aber nahm er sich vor, das es niemals wieder geschehen würde. Der Nubier versuchte einfach nicht mehr auf Flora zu achten... er musste sie vergessen, er musste anfangen klüger zu handeln. Und das nicht nur für sich selber. Ihre Blicke trafen sich, doch sie sah rasch weg. Der Sklave wusste, das es besser so wahr, auch wenn es schmerzte...tief in seinem Herzen tat sich Dunkelheit auf...doch er spürte das sie erhellt wurde...erhellt von einem ganz besonderen Gedanken...einen Gedanken an die Zukunft.


    Den Wink seines Herren sah Cimon und setzte den Wunsch umgehen um...er ließ einige Kleinigkeiten bringen, die bereits vorbereitet waren. Dazu winkte er einigen anderen Sklaven zu, die sich umgehend darum kümmerten. Es wurde Obst gemeinsam mit kleinen Hppchen gereicht. Es wurde eine Auswahl gebracht udn die Sklaven bestückten kleinere Teller mit den Wünschen der Herrschaften um diese dann zu reichen. Sie waren darin geübt und erahnten bereits die Wünsche der Gäste, bevor sie es aussprechen konnten. Sie beobachetten die Blicke und handelten entsprechend. Von Ursus und Flora wussten sie bereits, was sie wohl sich nehmen wollten und gaben eine entsprechende Auswahl auf den Tellern weiter.


    Cimon versuchte inzwischen dem Gespräch nicht mehr zu folgen und beobachtete stattdessen den Griechen. Es lenkte ihn gut von all den Gedanken ab, die ihn Fehler machen ließen. Er neigte ebenfalls den Kopf als Dank und Cimon lächelte kurz. Ein wirklich netter Mann, der es vermochte, seinen Respekt ebenso unauffällig zu zeigen, wie der Nubier oder Phaeneas. Cimon war dankbar, das der Grieche ihm so begegnete, denn er war es nicht gewohnt. Gegenseitiger Respekt war auch unter Sklaven sehr wichtig...zumindest in Cimons Augen.
    Nun war der dunkle Sklave langsam wieder etwas zufriedener...Ursus würde einen zweiten besser verdünnten Becher Wein gereicht bekommen. Ganz nebenbei, als wenn der andere Becher leer oder beschädigt wäre... dann hatte auch der Grieche etwas gereicht bekommen...es lief ganz gut.


    Als die Häppchen kamen wurden auch einige wenige so gestellt, das der Sklave des Gastes sich würde nehmen können. Cimon war gespannt, ob er sich nehmen würde oder ob die Weintrauben reichten. Er selber nahm sich nichts, war er doch kein Gast. Es wäre überaus unangebracht gewesen. Als der Grieche zu ihm kam, neigte Cimon ergeben den Kopf. Er war sich plötzlich etwas unsicherer, was er tun sollte. Sie würden nicht sprechen können, denn das könnte seinen Herren oder den Gast stören.


    Er meinte in dem Griechen einen sehr gewissenhaften Sklaven zu erkennen...wie er auch. Sein Lächeln wurde deswegen etwas wärmer und festigte sich auf seinen Lippen. Seine grauen Augen sahen ihn immer wieder an und er versuchte ohne Worte ihn fragend anzusehen, um nach seinem Befinden zu fragen, deutete dabei auch auf Trinken und Essen...ob er wohl zufrieden war mit dem was man ihm gegeben hatte?
    Der Sklave des Gastes schien sich aufmerksam umzusehen und sah auch heufiger zu Cimon. Der Blick des Nubiers wurde immer fragender. Ob doch etwas fehlte? Er sah sich ebenso aufmerksam um, wenn auch aus ganz anderen Gründen, was der dunkle Sklave aber nicht einmal ahnte.

  • Interessiert und aufmerksam folgte der junge Aristokrat den Erklärungen des Legaten über die Positionierung der ersten Legion. Die Prima war offenbar eine Art Schnelleingreiftruppe, für den Fall, dass es irgendwo brenzlig wurde, selbst wenn Flaccus sich bei den Ausmaßen des Lagers und der erahnbaren Truppenstärke eine so unkomplizierte Mobilität, wie Ursus sie dargestellt hatte, kaum vorstellen konnte. - Doch dass das römische Heer zu logistischen Meisterleistungen imstande war, hatte es in der Geschichte bereits oft genug unter Beweis gestellt. "Ich verstehe.", nickte er also auf die Ausführungen des Aureliers hin, und dann, "Nein, das Gebirge habe ich noch nie überquert, und wenn man den Geschichten auch nur ein wenig Glauben schenken darf, so sollte ich den Unsterblichen dafür wohl auch danken... Die Barbaren jenseits der ordnenden Macht Roms sollen tief in ihren germanischen Wäldern die ungeheuerlichsten Bräuche pflegen, hört man jedenfalls." Nicht, dass Flaccus viel auf das Gerede der Leute gab, aber die gebildeten Griechen waren ihm doch um einiges sympathischer, als die wilden Stämme im Norden.


    Plötzlich wurden kleine Häppchen und Obst gereicht, alles sehr geschmackvoll angeordnet und durchaus köstlich anzusehen. Wie durch ein Wunder wanderten auch immer gerade jene Leckerbissen in die Reichweite des jungen Flaviers auf die jener seinen Blick geworfen hatte. Dann kam Ursus jedoch auch schon auf die Politik und damit ein nicht minder interessantes Thema zu sprechen.


    "Ganz genau. Ich verdiene mir als Tiro des Purgitiers im Moment meine ersten politischen Sporen. Natürlich ist das erst die erste Stufe jener Laufbahn, die ich, ganz der väterlichen Sitte folgend, einzuschlagen gedenke. Auf dieses politische Lehrjahr des Tirociniums folgt dann, so die Unsterblichen meinen Vorhaben geneigt sind, zur nächsten Wahl die Kandidatur zum Vigintivirat und damit der eigentliche Eintritt in den cursus honorum.", erklärte Flaccus seine momentane Situation, sowie die nächsten Schritte in der Politik, um dann anzufügen: "Und wenn wir schon über den Consul sprechen: Er hat mich damit beauftragt, ein Bild über das öffentliche Engagement der Männer des Senats zu gewinnen. Gewiss nimmt dich deine Position als Legat hier in Mantua zur Gänze in Anspruch, doch gibt es, davon abgesehen, noch andere Dinge, die dich beim Volk in Erscheinung treten lassen, vertrittst du vielleicht die Interessen gewisser Städte als Patron?" War dieser knappe formale Punkt der Reise des jungen Flaviers erst geklärt, würde wohl auch jener den restlichen Abend in größerer Entspannung genießen können.


    Als Titus dann Flora aufforderte, sich doch auch am Gespräch zu beteiligen, musste Flaccus lächeln. Die militärischen und politischen Themen mussten für die aufgeweckte junge Aurelia vermutlich furchtbar langweilig sein. Als sie allerdings von ihren gemeinsamen Aktivitäten in Rom erzählte, und die Frage, ob sie sich nicht eigentlich angefreundet hätten, anschloss, nickte der junge Aristokrat. "Aber natürlich, wer könnte die Freundschaft einer so anmutigen jungen Frau auch ausschlagen?", wandte er sich mit einer rhetorischen Frage wieder an Ursus.

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