...denen der Geduldsfaden schon beim Einfädeln reißt.
Gerhard Uhlenbruck
„RAAAAAAAARGH!“ Ein Aufschrei hallte durch den Raum und pflanzte sich auch noch über die Beschränkung der Wände hinaus fort, dicht gefolgt einem lauten Krachen und dem Klirren von Scherben, als eine große – und ziemlich teure – Vase gegen Mauerwerk prallte und dort zerbarst. „Wie KONNTE er nur?!? Wie konnte er mir DAS antun?“ Nigrina konnte es immer noch nicht fassen. Natürlich war ihr klar gewesen, schon immer, dass diese ominöse kleine Halbschwester von ihr irgendwann auftauchen würde. Sie war eine Flavia, und ihr Vater ließ keines seiner Kinder bei irgendeiner seiner alten Liebschaften erwachsen werden. Dass dieses... dieses Kind also nun in ihr Leben getreten war, war nicht weiter verwunderlich. Und es störte sie auch nicht. Nun ja, nicht sehr. Nicht sonderlich. Ein kleines bisschen vielleicht. Gut, es störte sie ein bisschen mehr, immerhin hatte sie bisher als die Jüngste gezählt und hatte einen entsprechenden Platz bei ihrem Vater. Die Kleine hatte ja nie eine Rolle gespielt. Aber damit kam Nigrina klar, das hatte sie unter Kontrolle, schon allein weil es zu erwarten gewesen war, dass das Mädchen kommen würde irgendwann. Nur: warum, warum, WARUM durfte SIE in Rom bleiben? Wie um alles in der Welt hatte sie Aetius DAZU gebracht?
Eine Flut von Schimpfwörtern ergoss sich über Nigrinas Lippen, bunt gemischt mit Anklagen gegen ihren nicht anwesenden Vater, der die Botschaft wohlweislich nicht persönlich gebracht hatte. „Dieses... dieses Gör! Dieses impertinente kleine DRECKSGÖR! Das ist einfach UN - GLAUB - LICH!“ Noch während sie am Fluchen war, wurde der nächste Gegenstand quer durch den Raum gepfeffert – diesmal eine Büste, die dicht neben der Tür an die Wand krachte. In so ziemlich genau dem Moment, in dem diese sich öffnete.
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