Kleines Studierzimmer | Quintus Claudius Felix

  • Macro blickte ratlos und kein schlauer Spruch kam über seine Lippen. Der junge Herr riet von einer Salutatio ab. Er begründete seine Ansicht und sie leuchtete Macro ein, aber wie weiter, wusste er nicht. Woher sollte er wissen, ob der Gardesoldat Menecrates uneingeschränktes Vertrauen besaß? Seins jedenfalls besaß der nicht, der hatte mit Morrigan rumgemacht. Menecrates wiederum konnte von Mogontiacum aus nicht gewusst haben, wie sich die Iulier in letzter Zeit verhielten. Und nicht nur in der letzten Zeit, sondern seit seiner Abreise nach Germanien überhaupt. Dieser Antoninus sollte ja auch nur befragt werden, oder besser ausgefragt werden. Dazu musste der nicht vertrauenswürdig sein. Oder doch?
    Macro kratzte sich im Nacken. Er verfluchte Linos‘ Plan, ihn alleine zu Felix zu schicken, denn nun stand er da und wusste nicht weiter. Linos hätte sicher munter weiterverhandelt, Macro hingegen schwieg.


    Vermutlich wusste niemand in Rom, dass sein Herr trotz des Haftbefehls die 2. Legion munter weiter kommandierte. Und ob die Kunde vom Haftbefehl unter die Bevölkerung gelangt ist, oder nur im Kaiserhaus kursierte, wusste Macro erst recht nicht. Sie hatten während der kurzen Zeit auf dem Forum mehr abgerissene als angebrachte Plakate entdeckt.
    Tja, und aus der Nummer hier musste er auch erst einmal wieder rauskommen.


    "Ich weiß jetzt nicht, was ich sonst für meinen Herrn tun kann. Mit leeren Händen oder magerem Wissen können wir kaum zu ihm zurückkehren. Kannst du nicht vielleicht zu diesem Antoninus Kontrakt aufnehmen?" Macro erkannte einen Hoffnungschimmer am Horizont, aber auch nur deswegen, weil er nichts von den Absichten der Garde gegenüber den Claudiern wusste.

  • "Mit der Garde Kontakt aufnehmen?"


    sagte Quintus und musste sich beherrschen, beinahe hätte er die Fassung verloren und angesichts der momentanen Situation losgelacht.


    "Ich muss wohl eher versuchen Kontakt mit der Garde so gut es geht zu vermeiden. Menecrates ist soeben zum Hochverräter erklärt, öffentlich geächtet und enteignet worden. All sein Hab und Gut, also unter anderem diese Villa,"

    er hob seine Arme gestikulierend an und deutete symbolisch einmal um sich,


    "sind von unserem ehrenwerten Kaiser zu Staatseigentum erklärt worden. Ich denke es gäbe nicht vieles, was angesichts der momentanen Lage dümmer wäre, als Kontakt zu einem Prätorianer aufzunehmen. Ich kann mit Glück sagen, dass bisher noch keine von denen vor der Porta stehen. Einmal hatte ich das Vergnügen ja bereits und verzichte gerne auf einen erneuten Besuch"


    Ohne darüber nachzudenken hatte Felix den Sklaven nun also doch in die aktuelle Lage eingeweiht, obwohl er wenige Augenblicke zuvor ja noch beschlossen hatte, dass ihm der Custus Corporis ohnehin nicht helfen könnte...

  • Macro blickte Felix entsetzt an. Die Verarbeitung der Informationen dauerte zwei Atemzüge länger als durchschnittlich, aber auch nach dem Begreifen kam kein Wort aus Macro heraus. Im Sortieren der Fakten, im analysieren und auswerfen von Alternativmöglichkeiten hing er stets hinter Linos hinterher.
    Der Boden unter seinen Füßen begann in seiner Fantasie zu glühen, denn er gehörte offensichtlich nicht mehr zum Familieneigentum der Claudier. An der Richtigkeit der Aussagen zweifelte Macro nicht. Felix wirkte aufgewühlt, was seine Glaubwürdigkeit bestätigte.


    Macro schluckte und ein "Ähm" rutschte ihm heraus. "Das verstehe ich." Er meinte die Undurchführbarkeit eines Kontaktversuches zur Garde - ob nun der Angesprochene Klient seines Herrn war oder nicht. Erstens wusste niemand einzuschätzen, ob sich der Klient noch an seinen Patron gebunden fühlte und zweitens leuchtete es selbst für Macro ein, dass es besser war, sich von der Einheit fernzuhalten, die für die Verhaftungen der Kaisergegner zuständig war.


    "Herr, ich möchte vorschlagen, den Linos zu diesem Gespräch zu bitten. Er ist sehr gescheit, pfiffig und kann besser als ich einschätzen, was vermutlich unser Herr Menecrates in dieser Situation empfohlen hätte. Mein Herr hat ihm die Hauptverantwortung für die Durchführung unseres Auftrags übertragen, und ich weiß nicht, was zu tun ist. Aber mir scheint, es muss gehandelt werden und zwar schnell."
    er wartete ab, ob er die Erlaubnis bekam, Linos zu holen.

  • Für Felix erschien der Vorschlag des Sklaven einleuchtend, Linos wäre vermutlich jemand, der besser über Menecrates Gedankengänge bescheit wusste als jeder andere Sklave, vermutlich sogar jeder Claudier. Sowas hatten Scribae Personali, welche ihrem Herrn jahrelang auf Schritt und Tritt folgten nun einmal an sich...


    "Dein Vorschlag scheint schlüssig, ich lasse sofort nach Linos schicken. Aber wenn er sich zu uns gesellt wird ebenso Anaxander anwesend sein. Der Grieche genießt mein volles Vertrauen und ich halte recht viel von seiner Meinung. Außerdem sollten wir diese Unterhaltung in einem größeren Zimmer als diesem hier fortsetzen. Hier wirds ansonsten ein wenig eng."


    der Claudier dachte kurz nach, welcher Raum der Villa sich wohl am besten dazu eignete, sich ungestört zu unterhalten, am besten so ungestört, dass selbst die Übrigen Sklaven nichts davon mitbekamen.


    "Das Tablinium sollte wohl am geeignetsten sein. Es ist neben den Privatgemächern der einzige Raum im Haus, bei dem wir sämtliche Türen schließen können und gänzlich ungestört reden können."


    Kaum ausgesprochen verließ Felix bereits den Raum. Vor der Tür wies er noch schnell Anaxander an, Linos zu suchen und ihn ebenfalls zum Tablinium zu bringen.

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