Hochzeiten hatten etwas Gutes, zumindest wenn man nicht die Sklavin der Braut war. Semiramis hatte den gestrigen Tag doch recht ausgiebig genossen. Man hatte ihr eine Tunika aus feinstem Stoff gegeben, die sie zu tragen hatte und über das leckere Essen und den guten Wein, welcher für sie abgefallen war, konnte sie auch nicht klagen. Ganz zu schweigen über die vielen illustren Gäste, die der Einladung zur Villa Aurelia gefolgt waren, wo die Feierlichkeiten stattgefunden hatten. Das war genug Nahrung für eine Menge Tratsch im flavischen, sowie auch im aurelischen Sklaventrakt! Pech für die, die nicht dabei gewesen waren und somit nichts zu erzählen hatten!
Später am Abend, als es schon dunkel gewesen war, war sie mit dem Brautzug wieder zur Villa Flavia gezogen. Ach war das romantisch gewesen, im Fackelzug durch Rom zu laufen! Auch wenn der Weg nicht besonders lang gewesen war. Nun ja, und die Spottverse, die die Hochzeitsgäste gesungen hatten, waren recht derb und besonders leise waren sie dabei auch nicht gewesen.
Die Syrerin war an diesem Abend ausgelassen und merkte erst, wie müde sie wirklich war, als Piso mit seiner frischvermählten Frau in dessen Cubiculum verschwunden war.
Am nächsten Morgen erst, spürte sie dann, wie viel Wein sie tatsächlich getrunken hatte. Und überhaupt war die Nacht viel zu kurz gewesen! Mit verquollenen Augen war sie aufgestanden, hatte einige Wassertropfen an ihr Gesicht gelassen und seufzte. Der Kopf! Der Kopf schmerzte so! Ein wenig Frischluft konnte sicher nicht schaden! Recht ziellos irrte sie durch die Villa, bis sie schließlich im Peristyl gelandet war. Ein sorgfältig angelegter Ziergarten wurde von dem mit marmornen Säulen gesäumten Gang eingefasst. So früh am Morgen, so war sie sich sicher, würde sie noch niemand von den Flaviern begegnen. Und sie sollte recht behalten. Die Herrschaften schliefen alle noch. Später am Tag wurden noch weitere Besucher erwartet und ein weiteres Festmahl stand noch an.
Doch jetzt lehnte Semiramis erst einmal an einer Säule und atmete tief durch und genoss die Ruhe.
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