Atrium | Eine Lieferung für Flora

  • Einer der unzähligen Sklaven führte den Händler samt seiner Ware ins Atrium. Ein Löwe, das Wappentier der Gens, warf wachsame Blicke auf die eintreten Besucher. Es war das erste Bodenmosaik das jeder Besucher zu Gesicht bekam. Die Hausbewohner nahmen es nicht mehr wirklich war. Wie selbstverständlich eilten sie darüber hinweg. „Bitte wartet hier“, forderte er den Mann auf. Er eilte davon und eine andere Sklavin reichte dem Händler eine kleine Erfrischung, während sie der neuen Sklavin einen neugierigen Blick zu warf. Eine neue Sklavin sorgte immer für Aufregung und jede Menge Klatsch. Wie sie wohl war? Wie sie sich in die Sklavengemeinschaft einfügen würde? Als hübsch konnte man sie nicht bezeichnen, markant traf es. Mit den hohen Wangenknochen, den irgendwie klein wirkenden Augen und den langen blonden Flechten wirkte sie durchaus eindrucksvoll und unnahbar, aber wirklich hübsch war sie nicht. Und sie wirkte rebellisch, denn der Sklavenhändler hatte ihr die Hände zusammen gebunden. Meist ein Zeichen dafür, dass ein Sklave unwillig war.



    Es war Lysandra, die Leibsklavin der Aurelia, die den Händler dann empfing. Flora wollte niemanden sehen und schon gar keinen Besuch empfangen. Der Mann hätte wohl auch ewig warten müssen, wenn es ihr gelungen wäre ihre Herrin dazu zu bewegen, aus dem Bett zu kommen und den Kummer hinter sich zu lassen. Flora war nicht wirklich in der Lage irgendjemanden zu empfang. Seit Tagen versteckte sie sich nun schon unter ihrer Bettdecke, weinte sich die Augen aus und brauste jedes Mal auf, wenn irgendwer versuchte sie dazu zu bewegen, dass Bett zu verlassen. Narcissas Tod hatte sie schwer getroffen. Die Aurelia war nur noch ein Schatten ihrer selbst.
    „Salvete“, grüßte sie den Mann und musterte ihn einmal kurz und eindringlich. „Dich schickt domina Lucretia Lucilla? Du hast eine Botschaft für meine Herrin? Ich werde den Brief gerne an mich nehmen, denn meine Herrin empfängt derzeit keinen Besuch“, erklärte sie. Dann fiel ihr Blick auf die blonde Sklavin. „Ein Geschenk?“ fragte sie nach.

  • Der alternde Sklavenhändler folgte dem Sklaven, interessiert schaute er sich um, solch eine Pracht sah er nur selten, in derartige Villen kam er nur selten. Dass er hier stand war auch nur ein Glücksfall, man hatte nach einer Sklavin gesucht, die eher Zicken machte, als das sie gehorchte. Ja er hatte endlich mal Glück gehabt in seinem Leben, er konnte eine Sklavin teuer an den Mann bringen, von der er eher erwartet hätte, dass sie sich als „Ladenhüter“ entpuppt. Er nahm die Erfrischungen an, nur ein kurzes Kopfnicken in Richtung der Sklavin die ihm dies gereicht hatte, nicht mehr, denn warum sollte man diesen namenlosen Gegenständen mehr Beachtung als nötig schenken.


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    Veleda sah sich um, die neugierigen Blicke entgingen ihr nicht, jedoch beachtete sie diese nicht weiter. Ihr Gesicht blieb ausdruckslos, wie es hinter der Fassade aussah konnte man nicht ahnen. Sie betrachtete den Löwen auf dem Fußboden, es war eine schöne Arbeit. Scheinbar war sie in eine Familie mit Geld gekommen. Aber Reichtum schützt vor Dummheit nicht. Veleda hatte so ihre ganz eigene Meinung zu den Römern, aber sie war schlau genug, mit dieser Meinung nicht hausieren zu gehen, aber die Gedanken sind frei. Gedanken waren etwas was die Römer nicht kontrollieren konnten. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht, verschwand aber ebenso schnell wie es gekommen war, als sie die Stimme einer Frau wahrnahm, die sich mit dem Sklavenhändler unterhielt.

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    Eifrig nickte der Sklavenhändler. „Ja eine Nachricht für Aurelia Flora….“ Erneut holte er die Botschaft hervor und reichte sie der Sklavin. „… Und ja die dort soll ich hier abliefern. Wie sie heißt, wie alt sie ist und was sie kann, weiß ich nicht. Sie ist verstockt und redet kein Wort. Ich weiß nicht mal ob sie unsere Sprache versteht. Ich selbst bekam sie erst vor ein paar Tagen, eine Erziehung war nicht möglich, aber genau das wurde ja gewünscht.“ Der Händler zuckte mit den Achseln. Er hatte ja ganz schön dämlich aus der Wäsche geschaut, als genau diese Wünsche geäußert wurden. „Ich sollte die Botschaft und die dort hier abgeben.“ Er hatte seine Arbeit getan und wollte sich auch nicht länger als nötig hier aufhalten, den Zeit war Geld.


  • Der Händler gehörte zu jener Sorte Mensch, die käuflich waren. Die harten Sesterzen glitzerten förmlich in dessen Augen. Am liebsten hätte er wohl mit seinen schmierigen Fingern die teuren Einrichtung angetatscht und den Wert geschätzt.
    Mit seinen wulstigen fingern förderte er stattdessen nur einen Brief zu Tage. Die Handschrift war Lysandra wohlvertraut. Lucretia Lucilla schickte ihrer Tochter ein Geschenk. Wobei das wohl eher so etwas wie eine Aufgabe sein sollte. Nach der Erklärung des Händlers klang es, als sei die blonde Sklavin eine Herausforderung. Einer, der sich Flora wohl nicht stellen würde. Solange diese sich in ihrem Zimmer versteckte und ihren Kummer ergab, würde dieses blonde etwas wohl erst mal nur zum Inventar gehören. Vielleicht sollte man diese einfach der Flavia eine Zeitlang überlassen. Dann würde aus dem unwilligen Ding schnell, eine fügsame Sklavin werden. „Ich werde meiner Herrin den Brief überreichen“, versicherte sie ihm und versteckte ihn dann zwischen den Falten ihrer Tunika. Danach musterte sie die Ware aufmerksam. „Wir werden uns um sie kümmern“, erklärte sie ihm. „Gibt es sonst noch etwas?“ fragte sie und war sich sicher, dass der Händler sich nun verabschieden würde.

  • Der Händler setzte sein geschäftliches, man könnte es wohl auch schmieriges, Grinsen auf. „Nein es gibt nichts mehr, aber wenn deine Herrin meine Dienste benötigen sollte…. Ich bin immer an Geschäften interessiert.“ Ein bisschen Werbung in eigener Sache konnte ja nicht schaden.
    Mit diesen Worten, der Sklavin das Seil der Ware in die Hand drückend, verabschiedete sich der Händler und trat seinen Heimweg an.


    Veleda unterdes musterte mit ausdruckslosem Blick die Sklavin, die sie nun sozusagen an der Leine hatte. Kaum war der schmierige Sklavenhändler atmete sie leise erleichtert auf. Der musternde Blick war ihr nicht entgangen, sie musste eh einen schaurigen Anblick bieten, seit Tagen konnte sie sich nicht waschen, ihr graues Baumwollkleid hatte gelitten während der Reise, hier ein Loch, dort ein Riss und sauber war eindeutig auch was anderes. Ihre Haare, die sonst mit der Sonne um die Wette glänzten, waren von einer Staubschicht bedeckt, wirkten stumpf.
    An ihrer Haltung, ihren Blicken konnte man ihren Unwillen erkennen, man konnte erkenne, dass sie nicht gerade vor Freude Luftsprünge machte hier zu sein, auch wenn Veleda eher bemüht war ihre Empfindungen zu verbergen.


  • „Ich werde ihr dein großzügiges Angebot ausrichten“, erklärte sie höflich. Es war zweifelhaft das Flora jemals die Dienste dieses schmierigen Händlers in Anspruch nehmen würde. Einer der anderen Sklaven geleitete dann diesen hinaus. Während dessen fand sich die Griechin Aug in Aug mit dem Geschenk wieder. Lysandra war sich nicht sicher, ob sie ihr einfach die Fessel lösen sollte. Schließlich gab sie sich einen kleinen Ruck und befreite die Hände vom Seil. „Kannst du mich verstehen?“ fragte sie und hoffte dass die neue Sklavin wenigstens ein bisschen Latein beherrschte. „Wenn ja, dann sei dir gesagt: Wenn du wegläufst, werden sie dich finden und dann ist dein Leben verwirkt!“ Sie ließ ihre Worte wirken und machte eine kleine Pause. „Man erwartet von dir das du gehorsam bist, leise, zurückhaltend und im Grunde nicht mehr wie ein Schatten. Wenn du dich daneben benimmst oder aufmüpfig bist oder frech oder vorlaut, wirst du bestraft. Du bist nun im Besitz von Aurelia Flora und man erwartet von dir, dass du dich dementsprechend benimmst. Die Aurelia sind eine mächtige und reiche Familie, wenn du sie blamierst, kannst du sicher sein, dass niemand Rücksicht darauf nehmen wird, dass du neu bist! Man wird dich bestrafen…“, nicht gerade eine erbauliche Ansprache, aber es war besser, wenn sie wusste wo sie stand. „Wenn du tust was ich sage, kannst du sogar ein recht angenehmes Leben führen. Mein Name ist Lysandra“, stellte sie sich dann zum Schluss sogar noch vor.

  • Veleda hörte aufmerksam zu, jedoch war keinerlei Reaktion zu sehen, ob sie ihr Gegenüber verstand. Sie rieb sich lediglich ihre Handgelenke, die deutliche rote Strieme hatten. Sie betrachtete ihr Gegenüber eine ganze Weile, bevor sie mit einer warmen angenehmen Stimme, im fließenden Latein, antwortete.
    „Ja ich verstehe dich, nach deinem Vortrag kann man sich hier ja direkt wie zu Hause fühlen. Ist es normal, dass man so begrüßt wird? Dass die Römer Barbaren ohne jegliche Kultur sind, ist mir durchaus bekannt, aber dass man mit einer derartigen Herzlichkeit begrüßt wird, war mir bis heute nicht bekannt. Strafen und Tod schreckt mich nicht, denn nur wer den Tod fürchtet hat Angst zu sterben.“ Veleda schaute die Sklavin vor sich an. „Angenehm, wird mein Leben hier sicher nicht, angenehm wäre das Leben in meiner Heimat gewesen. Zeig mir lieber wo ich mich waschen kann, denn das wäre eine Information, die mir wirklich von Nutzen wäre.“ Sie legte noch eine kurze Pause ein. „Veleda, mein Name ist Veleda.“


  • Zu ihrer großen Überraschung konnte die Neue sie verstehen und sie antwortete sogar, ohne kaum hörbaren Dialekt. Das war eine angenehme Überraschung. Hatte sie doch befürchtet, sich nun, nicht mehr nur mit ihrer schwermütigen und depressiven Herrin herum zu schlagen, sondern auch noch mit einer aufmüpfigen Sklavin. Doch bei dem abfälligen Gerede runzelte sie die Stirn und vergewisserte sich, dass niemand außer ihr gehört hatte, dass sie die Römer als Barbaren bezeichnet hatte.
    „Normal? Nein! Ich hätte dich auch nicht warnen können und einfach ins offene Messer laufen lassen können“, entgegnete sie etwas schnippisch. Strafen und Tod mochten sie nicht schrecken, aber sie hatte noch nicht erlebt, mit welcher Fantasie so mancher Römer seine Sklaven quälte. Es gab genügend Möglichkeiten den Willen eines Sklaven zu brechen. Zimperlich war sicherlich niemand, wobei Flora nicht zu der Sorte Mensch gehörte, die unnötig grausam waren. Nur etwas launisch, wenn sie einmal einen schlechten Tag hatte. Da war die Flavia schon von einem ganz anderen Kaliber. Nur hatte Flora schon seit einiger Zeit keinen guten Tag mehr gehabt. Sie kam ja auch nicht aus dem Bett heraus… Für Lysandras Geschmack war die neue ein wenig zu arrogant. „Du solltest dich mit mir gut stellen“, stellte sie erst einmal klar. „Ich kann für dich ein gutes Wort einlegen, doch wenn du dich weiter so aufführst, als wärst du eine Herrin, dann werde ich dir dein Leben zur Hölle machen. Vergiss dein altes Leben! Hier bist du nichts, die du vielleicht einmal gewesen bist! Hier bist du ein Nichts. Leicht ersetzbar und nur ein atmender Gegenstand!“ klärte sie diese auf. „Sklavinnen wie dich hab ich schon viele kommen und gehen sehen. Mit dieser Haltung wirst du es nicht lange machen!“

  • Und wieder folgte ein Vortrag darüber, wie sie sich benehmen sollte. Aber wo sie sich waschen konnte wusste sie immer noch nicht.
    „Ja hättest du tun können, nur glaube ich, dass du eher dein Gewissen beruhigen wolltest, als das du mich warnen wolltest.“ Antwortet Veleda eher gelangweilt. „Muss ich mich mit dir gut stellen um zu erfahren wo ich mich waschen kann oder zeigst du es mir auch ohne dass wir gleich Freundschaft schließen müssen? Und du musst mir nicht erzählen was ich bin, dass weiß ich schon allein. Aber Danke für den Vortrag, den ich die letzten Wochen wohl jeden Tag über mich ergehen lassen musste.“ Veleda atmete tief durch. „Also zeigst du mir nun wo ich mich waschen kann oder soll ich weiter so schmutzig rumlaufen und die mächtigen Aurelier blamieren?“ Sie wollte sich eigentlich nicht mit der Sklavin anlegen, aber sie hasste es nun mal Vorschriften zu bekommen und sich zu fügen.

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    Sollte Veleda von ihr denken was sie wollte. Lysandra meinte ihre Warnungen durchaus nett, denn sie wollte die Neue nicht gleich ins offene Messer laufen lassen. Aber vielleicht wäre es besser gewesen. „Wenn du meinst“, entgegnete sie kühl. Die Griechin drehte sich auf dem Absatz um und bedeutete der anderen Sklavin ihr zu folgen. Aus dem Atrium hinaus, durch einen unscheinbaren Türbogen hindurch und schon befanden sie sich in den eher düsteren Gängen der Sklavenschaft. Von hier aus ging es geradewegs zu den Unterkünften, der Küche, den Vorratskammern und dem kleinen Bad. „Du könntest Bitte sagen!“ ihre Stimme klang ziemlich schnippisch, während sie Veleda durch dem Teil des Hauses führte, der nur selten von den Herrschaften betreten wurde. Zuerst zeigte sie dieser wo sie schlafen konnte. „Das sind die Unterkünfte der Frauen. Eines der Betten sollte frei sein. Du wirst saubere Tuniken, ein paar Sandalen und zwei Decken bekommen. Auch steht dir eine Truhe zur Verfügung, wo du deine Sachen verstauen kannst.“ Als nächstes ging es dann zum Bad. Mehr wie Waschschüsseln und Krüge voller Wasser waren nicht vorhanden. „Hier kannst du dich waschen. Ich werde dir deine Sachen holen!“

  • Veleda folgte der Sklavin durch den unscheinbaren Türbogen in die düsteren Gänge. Sie folgte mit ihren Blicken den Handbewegungen der Sklavin, die ihr zeigte wo sie schlafen würde, wo sie ihre Sachen verstauen konnte. Veleda nickte nur stumm, als Zeichen, dass die die Erklärungen verstanden hatte. Sie waren in dem Waschraum angekommen. Veleda hatte wenigstens ein kleines Blaneum erwartet, aber hier konnte sie sich wenigstens von dem Schmutz befreien. Veleda begann schon die Verschnürungen ihres Kleides zu lösen, als sie innehielt und sich zu der Sklavin umdrehte.
    „Lysandra?“ Veleda war sich nicht sicher ob sie den Namen der Sklavin richtig verstanden hatte. „Danke.“ Sie dreht sich wieder zu den Wasserschüsseln. Leise raschelnd fällt ihr Kleid auf den Boden und gibt den Blick auf ihren Körper, der mit vielen Zeichnungen bedeckt ist, frei. Veleda wäscht sich von Kopf bis Fuß, bevor sie ihre schweren Zöpfe löst und ihre Haare wäscht.

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    Kurz blieb Lysandra noch einmal in der Tür stehen und drehte sich zu der Neuen um. Sie zeigte sogar so etwas wie ein freundliches Lächeln. „Gern geschehen! Ich geh dir neue Kleider besorgen.“ Erst einmal ließ sie Veleda kurz allein. Es dauerte nicht lange, bis sie dann auch wieder mit zwei sauberen Tuniken zurück kam. „Hier, das ist besser, wie dieser Fetzen, den dir der Sklavenhändler gegeben hat!“ erklärte sie ihr nicht unfreundlich. „Was willst du über deine neue Herrin wissen?“ Sie war bereit ihr erst einmal Rede und Antwort zu stehen.

  • Veleda frang sich gerade ihre Haare aus, als die Sklavin zurück kam. Sie drehte sich zu ihr um und griff nach einer Tunika. Schnell streifte sie das Kleidungsstück über und verdecke so die Zeichnungen auf ihren Körper. Sie flocht ihre Haare zu einem dicken Zopf zusammen und grübelte dabei, was sie wissen müsste über ihre Herrin.
    „Nun vielleicht kannst du mir sagen, wie sie so ist und vor allem, warum sie ihr Zimmer nicht verlässt. Man sagte mir ich sollte ein Herausforderung für sie sein, deswegen wurde ich ja ausgesucht, weil ich noch keine Erziehung habe, so wie es der Sklavenhändler nennt.“ Veleda verzog ihr Gesicht dabei zu einen schiefen Grinsen. „Wie alt ist die Herrin und was muss ich beachten?“
    Veleda war anscheinen zu der Erkenntnis gekommen, dass es wohl besser ist sich Lysandra nicht zum Feind zu machen und da die Germanin im Grund kein unfreundliches Wesen war, sondern sich nur erst mal in ihre Situation finden musste, benahm sie sich halt manchmal wie die Axt im Walde. Aber vielleicht konnte sie den ersten Eindruck ja noch wieder wettmachen.

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    Lysandra musterte Veleda aufmerksam. Sie versuchte die andere Sklavin einzuschätzen. Das was sie ihr eröffnete passte zu Lucretia Lucilla, sie hatte schon immer einen eigensinnigen Humor gehabt und ihre eigenen Erziehungsmaßnahmen. Den Sklaven gegenüber galt sie als herrische, gefühlslose und kalte Frau. Ein Herz aus Stein, doch ihren Töchtern gegenüber war sie ganz anders, auch wenn sie an diese hohe Ansprüche hatte. „Eigentlich ist Flora umgänglich, etwas verwöhnt und man sollte sie nicht über die Gebühr ärgern…“, sie machte eine kurze Pause. „Sie verlässt ihr Zimmer nicht, weil sie trauert. Narcissa, ihre Zwillingsschwester ist kürzlich verstorben. Das hat sie schwer getroffen.“ Lysandra setzte eine betrübte Miene auf. Sie hatte die Zwillinge gemocht und auch sie trauerte ein wenig um ihre verstorbene Herrin. Doch im Gegensatz zu Flora konnte sie sich nicht verkriechen und vor der Welt verstecken. „Sie ist 17, bald 18. Wenn du dich anständig benimmst und freundlich bist, dann hast du nichts zu befürchten. Du solltest nur wissen, wann du den Mund zu halten hast. Das ist eine der Sklavinnen vor kurzem nicht gut bekommen… eigentlich allen Sklavinnen… Es gab einen kleinen Unfall auf der Hochzeit Aurelias Prisca und ich musste Floras Haare kürzen. Ein Drama sag ich dir. Man könnte Flora als ein wenig oberflächlich bezeichnen, aber das täuscht.“


    Sim-Off:

    Entschuldige bitte, aber jetzt hab ich es endlich auch mal wieder geschafft dir zu Antworten.

  • Aufmerksam hörte Veleda der Sklavin zu. Ihre Schwester? Ihre Zwillingsschwester?, Ja das konnte einen Menschen schon brechen. Das Schicksal war unbarmherzig und gnadenlos, doch keiner konnte den Nornen entgegen, sie spannen unermüdlich ihre Fäden…
    „Wir werden geboren Wir sterben dahin Kreislauf des Lebens Soll ewig besteh'n.“ Flüsterte Veleda leise vor sich hin.
    „Freundlich, anständig…“ wiederholte sie, was auch immer man in Rom wohl darunter verstand, nun gut sie würde es wo noch erfahren.
    Ein Drama? Veleda wurde hellhörig. Ein Drama weil die Haare gekürzt werden mussten? Ah ok. Die Flora ist eitel, notierte sich Veleda in Gedanken.
    „Gut. Sie ist ganz umgänglich, wenn ich freundlich und anständig bin. Ist nicht oberflächlich, auch wenn Sie anderes vermuten lässt. Gibt es sonst noch etwas? Was ich unbedingt beachten muss, um nicht gleich aufzufallen?“ Veleda schaute ihr Gegenüber offen und aufgeschlossen an, sie hatte sehr wohl ihren betrübten Ausdruck in den Augen wahrgenommen, jedoch wollte sie nicht in offenen Wunden bohren.
    „Aber wir müssen hier nicht rumstehen. Ich geh dir auch gern zur Hand bei deinen Arbeiten, nicht das du wegen mir noch in Verzug kommst und deine Aufgaben nicht erledigen kannst.“

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    Der Kreislauf des Lebens, er ließ sich nicht ändern. Und die Götter entschieden darüber, welches Leben ein Ende fand und welches nicht. Wenn man die Schicksalsschläge der vergangenen Monate und Jahre zusammen fasste, waren es verdammt viele Todesfälle für eine Familie. Zu viele. Kein Wunder der man nun große Hoffnungen in Flora und ihre Verbindung mit Tiberius Durus setzte. „Ach so, sie ist verlobt“, erklärte sie nun. „Sie wird einen der mächtigsten Männer Roms heiraten. Eine wirklich gute Partie, aber im Vergleich zu Flora uralt… Du solltest also nach Möglichkeit das nicht erwähnen. Das würde nur zu weiteren Tränen führen… im Augenblick ist sie verdammt empfindlich!“ Kurz seufzte sie, weil sie selbst nicht wusste wie sie im Augenblick mit ihrer Herrin umgehen sollte. „Sei allen Familienmitgliedern gegenüber respektvoll. Senke den Blick, rede nur wenn du angesprochen wirst. Und nimm dich vor Flavia Nigrina in Acht… sie ist ein Biest und kennt keine Gnade, wenn du dir einen Fehler erlaubst. Ich werde dir alle Familienmitglieder zeigen. Wenn einer von ihnen etwas von dir verlangt, dann bringst du es! Keine Wiederworte oder aufmüpfiges Verhalten.“ Das war eine eindringliche Warnung, die Veleda beherzigen sollte. „Viel zu tun habe ich im Augenblick nicht! Flora will niemanden sehen oder sprechen. Das Beste ist es, wenn wir sie in Ruhe lassen und nur ab und an mal nach ihr sehen. Hast du Hunger? Dann gehen wir jetzt in die Küche und danach stelle ich dir die Familienmitglieder vor!“

  • Veleda nickte verstehend. Eine politische Heirat mit einem alten Mann. Flora nicht auf den Altersunterschied ansprechen.
    Vor Nigrina in Acht nehmen, sie ist ein Biest. Wieder nickte sie verstehend.
    Keine anschauen, sich unterwürfig verhalten und respektvoll sein… gut hieß also alles über Bord werfen, was sie bisher getan hatte und sich um 180 Grad drehen. Ob ihr das gelang? Veleda zweifelte dran.
    „Ja etwas zu Essen könnte ich schon vertragen.“ Wie zu Bestätigung knurrte der Magen von Veleda, was ihr ein verlegenes Lächen entlockte. „Der Sklavenhändler hat uns nur so viel gegeben, dass wir nicht den Hungertod sterben.“ Sagte sie entschuldigend.
    Sie folgte der anderen in die Küche.
    „Erzähl mir von dir? Wie bist du hier hergekommen? Warst du schon immer Sklavin? Bist du als solche geboren? Oder hat man dich auch gefangen genommen?“
    Veleda schaute ihr gegenüber neugierig an.

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    „Die wenigsten Sklavenhändler sind gütige Menschen. Sie sind auf Profit aus und stellen die Vorzüge ihrer Ware in den Vordergrund. Aber so ist das Leben eines Sklaven. Wir gehören zum Inventar. Mit etwas Glück können wir uns unersetzlich machen, wenn nicht, dann müssen wir uns immer bewusst sein, dass man und einfach austauschen kann. Und tun und lassen kann mit uns was man will!“ meinte sie leichthin. Sie war als Sklavin geboren, sie kannte kein anderes Leben. Lysandra hatte ein wenig Glück gehabt und recht umgängliche Herren gehabt. Doch sie war realistisch genug, dass viel von der Laune der Herrschaften abhing. „Ich bin eine geborene Sklavin. Ich kenne kein anderes Leben, als dieses!“ gab sie dann von sich preis und führte Veleda in die Küche. Einer der Sklaven dort stellte ihnen zwei Schalen mit Puls vor die Nase und dazu Becher mit Wasser. „Nicht gerade ein Festmahl, aber es macht satt! Bevor ich zu domina Flora und domina Narcissa gekommen bin, war ich die Leibsklavin einer alten Matrone. Als sie verstarb wurde ich verkauft und wurde dann Leibsklavin und Freundin der aurelischen Zwillinge. Damals waren sie noch zwei kleine Mädchen!“ Kurz glitt ihr Blick in die Ferne und wurde wieder etwas traurig. Es war verwunderlich, dass Lysandra so offen war. Sie wollte wohl Veleda den Einstieg etwas leichter machen.

  • Dankbar nahm Veleda die Schale mit Puls und das Wasser und setzte sich an den Holztisch.
    An die Tatsache eine Sklavin zu sein würde sie sich erst gewöhnen müssen. Es fiel ihr wahrlich nicht leicht, sie hielt sich jedoch mit ihrer Meinung zurück.
    „Du bist also so was wie die Amme für die beiden Mädchen gewesen.“ Veleda legte ihre Hand auf den Arm von Lysandra. „Ich verstehe deinen Schmerz, aber die zurückbleibende Schwestern wird dich jetzt noch mehr als vorher brauchen, ich glaube nicht, dass du ersetzbar für sie bist.“ Schnell zog sie ihre Hand wieder zurück.
    „Ich weiß wie es ist, wenn man geliebte Menschen verliert.“ Sagte sie mit einen auf den Tisch gerichteten Blick. „Manchmal frage ich mich ob es wirklich gut ist, wenn man sich anderen gegenüber öffnet. Man macht sich nur verletzbar, wenn man andere zu sehr an sich heranlässt.“ Murmelte sie.
    Die nun geleerte Schüssel schob sie von sich. „Danke, das hat wirklich gut getan.“


  • Ganz leicht zuckte Lysandra mit den Schultern. „Es liegt nicht an mir zu entscheiden ob ich unersetzlich bin oder nicht!“ Man konnte fast meinen es war ihr egal, aber das war nur eine Fassade. Ebenso wie viele Sklaven wünschte sie sich die Freiheit und eine Leben voller eigener Entscheidungen. Doch sie konnte an ihrem Leben so wie es ist, nichts ändern. „Komm, ich stelle dir nun die Hausbewohner und anderen Sklaven vor!“ sie erhob sich und weiter ging die Führung durch das Anwesen. Sie zeigte Veleda die großen prunkvollen Zimmer der einzelnen Familienmitglieder, das große Bad und die anderen unzähligen Zimmer. Zu guter letzt natürlich dann auch Floras Zimmer, wobei sie sich dort nur auf Zehenspitzen bewegte.

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