Die Suche nach der Ähre

  • Reatinus folgte dem Mann und musste sich wundern, dass der gängige Marktpreis außerhalb der Stadt schon als Beleidigung angesehen wurde. Er hatte beileibe nicht vor, sich über den Tisch ziehen zu lassen. Der mysteriöse Bauer öffnete wenig später den Speicher, welcher reich Gefüllt mit sauberem Getreide war. Reatinus nickte zufrieden.


    "Da der gängige Marktpreis scheinbar eine Beleidigung ist", sagte er ohne geringste Zeichen von Verunsicherung, "Würde ich sagen, machst Du ein 'angemesseneres' Angebot."

  • Angesichts der aktuellen Umstände wohl nicht verwunderlich, meinte er leicht amüsiert. Schlagt 35% drauf und wir können darüber reden. Er war sich seiner qualitativen Ware genauso bewusst wie den mangelnden Lieferanten derzeit.

  • Während ich mich nun in einer angeregten Unterhaltung mit dem Pferd verlor, es ging um die Beschaffenheit des Endproduktes welches nach dem Verzehr der verschiedenen Getreidearten hervorkam, eierten die Herrschaften immer noch wegen des Preises herum. Anscheinend waren hier die Preise anders als in der Stadt. Soviel konnte ich mit einem Ohr aufnehmen. Meinen inzwischen gewonnen Ruf als Quärulant und Klugscheisser wollte ich diesmal nicht ausleben, zusehr war mir der Geruch der letzten Latrinensäuberung noch in der Nase, konnte ich mir dennoch eine kleine Bemerkung nicht verkneifen und so sprach ich zu dem Reittier am Ende des Zügels.


    "Gell. Du hast diese Probleme nicht. Dir ist es egal wieviel das Getreide kostet denn wenn du Hunger hast frisst du einfach. Wenn mans nötig hat muss man sich eben nehmen was man braucht. Aber wir sind da anders." Ich zwinkerte vergnügt dem Gaul zu und strich ihm durch die Mähne. Die Reaktion darauf war nicht weiter als ein Schnauben und Grunzen und dann begann der Gaul Gras zu zupfen.

  • 35% Prozent... Reatinus ließ sich das auf der Zunge zergehen. Fünfunddreißig Prozent! Der Kerl war ein Hellseher oder kannte ihren preislichen Rahmen, denn nach dem, was Reatinus überschlug, waren dies gute zweieinhalb As. Reatinus nickte. Nicht, weil er die Feilschkunst des Bauern anerkannte, sondern weil der Fuchs genau wusste, wie weit er gehen konnte. "Na gut", sagte er, "Wie viel können wir mitnehmen?"

  • Licinus hatte sich den kurzen Schlagabtausch zwischen dem Bauern und dem tribunus angehört und nach kurzem Nachrechnen ebenfalls gemerkt, dass diese 35% unterhalb der Obergrenze waren.
    Es überraschte Licinus nicht wirklich, dass der tribunus darauf einging, über die Motive konnte er aber nur spekulieren. Glaubte er, dass er den Preis nicht würde drücken können? Oder war es einfach eine Art zusätzliche, versteckte Hilfsmaßnahme, für die Bevölkerung? Er wusste es nicht und er würde nicht fragen. Das entscheidende war die nächste Antwort. Würde es schon genug sein, den Wagen füllen, dass sie zurückkehren mussten. Er glaubte nicht daran.

  • Er betrachtete einen Moment die Männer und dann das Lager. Dann sah er zum Himmel hinauf und wirkte nachdenklich. Vermutlich machte er sich Gedanken darüber, wie viel er selber für die Aussaat brauchen würde oder ob er vielleich an anderer Stelle noch was hatte oder ob er irgendwo besser noch Gelder bekam. Schließlich jedenfalls antwortete er: "Ihr könnt dreiviertel dessen mitnehmen, was hier drin ist. Wenn Ihr noch mehr Bedarfe habt, schaut die Straße runter, der dritte Hof von hier aus. Da werdet Ihr noch mehr finden. Allerdings könnte es sein, dass ihr dort stärker werdet handeln müssen. Der Mann dort ist ein Halsabschneider und hat es faustdick hinter den Ohren."

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