Caerellia lauschte Calvena aufmerksam. Irgendwie hatte diese Frau eine wundervolle Stimme. Die junge Tiberia konnte kaum genug davon bekommen, dieser Stimme zu lauschen. Sie wirkte so geduldig und ruhig. Sie war beinahe so sehr gefesselt, dass sie den gesprochenen Inhalt kaum noch realisiert hatte. Aber auch nur beinahe.
Sie wog den Kopf hin und her. "Ja, das stimmt. Mein Bruder ist auch deutlich älter als ich. Aber der ist sowieso doof. So eini kleiner Besserwisser." Sie verzog das Gesicht, musste dann aber sofort wieder grinsen. Das Ereignis mit Aigisthos war nun komplett vergessen und verdrängt. Welcher Gefahr sie dank Simplx und Calvena vermutlich entgangen wahr, ahnte sie schließlich noch immer nicht.
Als das Thema zu den Lehrern überging verdrehte sie die Augen. "Hört bloß auf. Ich glaub die wollen mir langsam Hauslehrer zuteilen. Ich lerne viel lieber durch Erleben als durch irgendeinen alten Mann der mir irgendetwas erzählt und gar nicht mich meint, sondern die Wand hinter mir." Tatsächlich hatte sie daheim bei den Eltern so einen Sklaven gehabt. Der hatte auch keine Ausbildung zum Lehrer gehabt, sondern nur wirklich viel Lebenserfahrung und Bildung - aber das hatte auch schon gereicht. Furchtbar. "Dich hätte ich gerne als Lehrer!" rutschte es ihr dann aber raus und aus ihren munteren Augen sah sie zu der Germanica hoch. Dass Sabina ihre Cousine war, hatte Caerellia nicht so recht realisiert, denn Sabinas gab es sicher einige. Aber später würde sie gewiss noch einmal auf diese Sabina zu sprechen kommen.
Ein einfacher Spaziergang
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Das Mädchen war ihr wirklich lymphatisch, aufgeweckt, fröhlich, übermütig und ein wenig frech. Sabina recht ähnlich, wie sie fand. Auch ihr nicht unähnlich, wie sie mit einem kleinen Schmunzeln feststellte. "Noch findest du deinen Bruder doof, aber das wird sich irgendwann ändern", meinte sie mit einem kleinen Zwinkern. "Große Brüder beschützen ihre kleinen Schwestern und stellen auch mal jede Menge Unfug mit ihnen an", meinte sie mit einem frechen Grinsen. Welcher Unfug das so gewesen war, würde sie dem Mädchen nicht eröffnen, sie musste Caerellia ja nicht auf dumme Gedanken bringen. Darauf kam sie sicherlich von ganz allein.
Ohja, Sabina und die kleine Tiberia waren sich unglaublich ähnlich. Das Wort Lehrer empfanden beiden als eine Zumutung. Calvena musste leise lachen. "Ich kenne kein Kind, dass gerne zu Hause still sitzt und einem langweiligen Sklaven lauscht!" zwinkerte sie ihr zu. "Besonders nicht, wenn in den Straßen Roms so viele Abenteuer auf einen warten", kurz überlegte sie ob sie Caerellia ermahnen sollte nicht allein unterwegs zu sein. "Aber das ist nicht ganz ungefährlich... du solltest nicht allein unterwegs sein. Zumindest mit ein paar Freunden. Denn Sklaven sind ja lästige Aufpasser!" Hoffentlich war sie jetzt nicht zu weit gegangen. Aber ihr Mutterinstinkt sagte ihr, dass sie es zumindest versuchen sollte. "Das ist aber nett, dass du mich als dein Lehrer haben möchtest. Aber du kennst mich doch nicht, ich könnte auch ganz furchtbar sein!" scherzte sie. -
Caerellia seufzte leicht auf Calvenas Worte hin. Ja, schön wäre es, wenn ihr Bruder so wäre. Aber er war so nicht. Sie schaute Calvena bedauernd an. "Nein, mein Bruder verpetzt mich nur bei allem. Und er findet es furchtbar wenn ich albern werde. Spielen will er ohnehin nie mit mir. Er ist wirklich furchtbar doof, glaub mir. Und da er ohnehin nicht hier in Rom ist, kann er mich auch nicht beschützen. Aber dafür hab ich andere!" strahlte sie dann wieder, wo sie vormalig kurz bedrückt wirkte. Ja, die hatte sie. Meistens ihre liebsten Sklaven, heute war es mal Calvena gewesen.
Dass Calvena so sicher erriet, wie Tiberia so auf die Straßen kam, ließ sie grinsen. Aha! Dann war die Germanica sicher genauso gewesen. "Ach, unsere Sklaven sind da ganz nett! Aber die, die nett sind, haben leider nicht immer Zeit für mich. Also geh ich allein!" erklärte sie. Auf Freunde ging sie nicht ein, ihre Antwort würde armselig klingen.
Auf die Lehrergeschichte hin winkte sie ab. "Nicht SO furchtbar. Wirklich nicht. Du würdest doch sicher eher Geschichten erzählen und keine Analysen erwarten, oder? Immer soll ich erraten, was die Menschen alle denken und wollen." schnaubte sie. -
„Wie viel älter ist denn dein Bruder?“ fragte sie neugierig nach. Sie vermutete, dass er in einem alter war, wo er kleine Mädchen furchtbar albern und lästig fand, besonders dann, wenn er doch Interesse anderer an dem weiblichen Geschlecht bekundete. Da würde eine kleine Schwester nur stören, besonders, wenn sie lärmend durch das Haus stürmte. „Bist du ganz allein in Roma? Ohne deine Eltern?“ Wenn dem so sein sollte, konnte sie sich gut vorstellen, warum. Damit sie die nötige Erziehung bekam, bevor sie dann in einigen Jahren als eine gute Partie vorgestellt werden konnte.
Wie es Calvena vermutet hatte, streifte Caerellia allein durch die Stadt. Durchaus beeindrucken, dass sie sich nicht fürchtete, aber in dem Alter wurde noch nicht an die Gefahr gedacht, sondern an den Spaß und die Abenteuer. „Und wie sieht es mit Freunden aus? Du hast doch sicherlich welche… ansonsten kann ich dir ja meine Cousine vorstellen!“ schlug sie vor. Ein paar Freunde konnte das Mädchen sicherlich gebrauchen. „Ich würde dir ja auch meinen Sohn vorstellen, aber Rufus ist noch ein bisschen klein für wilde Spiele.“ Calvena fand es toll, dass die kleine Tiberia sie gern als Lehrerin hätte. „Ich würde nicht nur Geschichten erzählen“, zwinkerte sie ihr zu. „Ein bisschen müsstest du schon auch was machen. Warst du schon mal in einem der Tempel? Ich bin Priesterin und wenn du einmal Lust hast, nehm ich dich gern mit! Aber dafür müsstest du dir vorher erst einmal ein paar Gedanken zu den Göttern machen, damit nicht nur ich was zu erzählen habe!“ -
Die Neugierde würde die schnatternde Caerellia doch mit Freuden befriedigen. "Mein Bruder ist schon erwachsen. Er ist dieses Jahr, glaube ich, sechzehn geworden." erklärte sie. Natürlich wusste sie genau, dass er so alt geworden war - aber ihr Interesse wollte sie nicht bekunden. Es sollte ruhig so aussehen, dass er ihr glechgültig war. Schließlich war es andersherum auf jeden Fall so. Sollte er sich doch mit den ganzen anderen Mädchen beschäftigen, wenn er sie so doof fand. "Und jawohl, ich bin allein hier! Ich sollte einmal bei Onkel und Tante vorbeischauen." erzählte sie. Gute Manieren lernen. Bäh. Aber wen interessierten schon gute Manieren, wenn man noch ein Kind war? Sie jedenfalls nicht!
Caerellia grinste als Calvena vorschlug, ihr die Cousine vorzustellen. Nach der Pleite von vor ein paar Tagen mit den anderen Kindern kam es ihr nur Recht. Eine neue Chance! "Ja, sehr gerne! Und den Rufus, den nehm ich Huckepack und dann sieht er auch ein wenig was von Rom." grinste sie frech. Natürlich würde sie soetwas nicht ohne Erlaubnis machen, denn wenn er wirklich noch zu klein war, würde Calvena dem natürlich zustimmen müssen.
Und Caerellia war noch nicht in den Temeln. Zum heutigen Tage wusste sie auch noch nicht, dass sie dort in Bälde möglicherweise ihr ganzes Leben verbringen würde. Noch wusste sie nichts von den Vestalinnen. Entsprechend groß war auch ihre Begeisterung. "Nein, war ich noch nicht! Ich würde fuuuurchtbar gerne mitkommen!" sprachs und sah aus großen Augen zu Calvena. -
Mit ihrer Vermutung hatte sie richtig gelegen, Mit sechzehn hatten Jungs andere Interessen wie die kleine Schwester. „Sei ihm nicht Böse, wenn er keine Zeit mehr für dich hat. Eure Eltern haben sicherlich große Pläne mit ihm und er ist in dem Alter wo er den Weg für eine politische oder aber militärische Karriere ebnen kann. Da sind kleine Schwestern leider im Weg.“ Calvena schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. „Du bist also nur zu Besuch da. Wie gefällt dir denn Rom?“
Ihr Angebot nahm Caerellia direkt an. Calvena würde versuchen die kleine Tiberia und ihre Cousine die Tage dann einmal ein zu laden, damit die Mädchen sich kennen lernen konnten. „Das ist Lieb, dass du mit Rufus spielen möchtest“, lächelte sie. „Ich nehme dich gern mit, aber vorher musst du deine Verwandten Fragen. Weißt du, wir bringen dich jetzt nach Hause und dann kannst du Fragen. Aber ich nehme dich nur mit, wenn du mir dann etwas die Götter, deren Tempel wir dann besuchen, etwas erzählen kannst!“ Ein wenig sollte das Mädchen dann schon was lernen. -
Sie zuckte nur mit den Schultern. Das war ja toll für ihren Bruder, dass die Eltern große Pläne mit ihm hatten. Aber deswegen konnte man doch trotzdem noch Spaß haben und herumtollen - oder etwa nicht? Ach, auch egal. Über den doofen Kerl wollte sie jetzt nicht nachdenken, das machte keinen Spaß.
Stattdessen fragte sie nach Caerellias Meinung zu Rom. Tjaha! "Rom ist ziemlich groß und es gibt wahnsinnig viel zu sehen! Aber natürlich vermisse ich meine Eltern und Freunde." lächelte sie also munter auf. Wie sollte es auch anders sein? Caerellia lachte deutlich lieber, als dass sie ernsthaft dreinsah. Noch.
"In Ordnung, gehen wir nach Haus! Dann sag mir doch schonmal, welche Tempel wir dann besuchen gehen, damit ich besser lernen kann!" erklärte Caerellia bereitwillig. Sie war nicht lernfaul. Ganz im Gegenteil. Sie fragte unheimlich viel und gerne, aber sie war auch bereit, das Wissen aufzunehmen. Es gab nicht viele Fragen, die Caerellia mehr als einmal fragen musste.Sim-Off: So, auch wieder unter den Lebenden
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Ihre aufmunternden Worte hatten nicht ganz den Erfolg, wie sie sich erhofft hatte. Nachwievor schien Caerellia ihren größeren Bruder für doof zu halten. Irgendwann würde auch die kleine Tiberia verstehen, was es bedeutete die eigenen Wünsche zurück zu stellen und sich den Pflichten der Familie zu beugen.
Die Tiberia ging auf den Themenwechsel ein, weg von den Geschwistern hin zu den Eindrücken Roms, die die Kleine bereits gesammelt hatte. "Du wirst deine Eltern und Freunde sicherlich bald wieder sehen", meinte sie mit einem kleinen Lächeln. Caerellia würde sich von ihr nach Hause begleiten lassen. Das erleichterte sie. "Ich würde den Tempel der capitolinische Trias mit dir besuchen wollen. Weißt du denn, welche drei Götter es sind, die dort verehrt werden?" Sie drängelten sich über den Marktplatz und bogen dann in eine der breiteren Straßen ein, die vom Forum weg führten.Sim-Off: Willkommen zurück, hab dich schon vermisst... irgendwann wird Calvena dich einfach adoptieren
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Ohja, das würde die kleine Caerellia sogar sehr schnell lernen. Schneller, als beide zu diesem Zeitpunkt noch ahnen konnten. Aber heute war noch nicht der Tag der Pflichten und des Lernens. Lieber wollte sie sich vergnügt mit der neuen Freundin unterhalten. Naja, konnte man sie als Freundin ansehen? Schließlich war sie ja erwachsen. Aber machte das etwas aus? Aretas war schließlich auch erwachsen und sie mochte Aretas!
Als es dann wieder in Richtung Unterricht ging, zögerte Caerellia einen Moment. Sie wollte nichts Falsches sagen. Sie wusste, dass sich die Trias im Laufe der Jahre verändert hatten, wollte nichts durcheinander bringen. So kam ihre Antwort etwas zögerlich und mit einem fragenden Blick zu Calvena hinauf: "Iuppiter.. Iuno und Minerva." Minerva wusste sie absolut sicher. sie war schließlich die Schutzpatronin der Familie. Und dass der Göttervater in ihr war, das war schon immer so gewesen - oder? Und Iuno hatte sich durch Iuppiter von selbst ergeben - aber die Zusammenhänge hatte das Mädchen erst einen Moment herstellen müssen. Schließlich waren da auch mal Quirinus und Mars gewesen. Und noch mehr, aber diese hatte Caerellia wirklich nicht mehr im Sinne.Sim-Off: Ohhh
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Während Simplex die Augen offenhielt und die Passanten immer wieder genau musterten, unterhielten sich seine Herrin und das Mädchen hervorragend. Aus der kleinen Rettung war so etwas wie eine vergnügliche Unterhaltung geworden.
Eine Weile musste Caerellia überreden und Calvena gab ihr die Möglichkeit dazu. Mit Sicherheit wusste die Tiberia die Antwort und sie wollte ihr nicht etwas vorsagen, was diese eigentlich wissen sollte. "So ist es!" nickte sie zufrieden, als sie eine Antwort erhielt. Die Kleine wirkte nur etwas unsicher. "Damit ich dich mitnehme wirst du dir überlegen, welches die besten Opfer für diese drei Götter wären! Und du wirst mir erklären müssen, warum du diese Opfergaben auswählen würdest und nicht andere. Das ist deine Aufgabe. Ein bisschen kniffelig, aber ich bin mir sicher, du wirst eine Lösung finden!" Schon recht bald hatten sie die Villa Tiberia dann auch erreicht. -
Ihre Aufmerksamkeit war auf den Wächter absolut nicht mehr fixiert. Caerellia achtete eigentlich ausschließlich auf Calvena, die mit ihr plauderte und sie schon jetzt lehrte. Und schon jetzt war es deutlich interessanter als mit dem alten Hauslehrer. Er war schon wirklich sehr alt gewesen. Und auch wenn er wirklich nett war, hatte sie echte Mühen gehabt, diesem bei seinen Ausführungen zu folgen.
Sie nickte bei Caerellias Worten und erwiderte: "Das ist wirklich knifflig. Aber ich bin mir sicher, ich krieg eine Antwort. Wann wollen wir uns denn wieder sehen?" Sie war wirklich froh über diese Verabredung. Natürlich würde sie noch um Erlaubnis bitten müssen, aber das war kein Problem. Wenn sie mit einer Erwachsenen mitgehen würde, die sie über Götterkulte unterrichten würde, gäbe es sicher keine Probleme bei Onkel Durus.
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