Spaziergang am Tiber

  • Aviana hatte Tarasios aufgefordert, sie zu begleiten. Gytha hatte sie bewusst zuhause gelassen. Es gab gewichtige Dinge zu besprechen, vor denen sich Aviana nun einige Tage gedrückt hatte - und die Casa empfand sie einfach nicht als den richtigen Weg dafür. Übermäßig romantisch war allerdings auch der Tiber nicht, schwammen doch genug Abfälle in dem Fluss, mitten durch Rom. Aber hier war es still, es war ein wenig außerhalb. Aviana hatte auf dem Weg hierher nur wenig gesprochen, bestenfalls einen Stand gelobt. Aber wirklich geredet hatte sie nicht. Mit jedem Schritt begann sie, ihre Entscheidung zu bereuen, das Gespräch zu Tarasios zu suchen.
    >Wie fühlst du dich?< fragte sie ihn also unsicher und manövrierte wieder um die Situation herum, die sie eigentlich hatte provozieren wollen. Mit ihren Händen strich sie sich immer wieder das Haar zurück, dass sie heute einmal offen trug. Aviana war nervös bis aufs Blut.
    >Endlich wieder Frühling, ist wirklich schön.< befand sie und blickte sich suchend um - obwohl sie eigentlich gar nichts so richtig suchte.


    Sim-Off:

    Reserviert.


    Edit: Das Ganze sollte nicht im Transtiberim sein... Einfach bitte das Praefix ignorieren...

  • Unter normalen Umständen wäre ein Spaziergang vermutlich eine schöne Situation gewesen. Tarasios war niemand, der Romantik verabscheute. Dummerweise war der Sklave unsterblich in seine Herrin verliebt, welche sich ihm gegenüber jedoch abwandt hatte. Wie wunderbar sollte also so ein Spaziergang werden? Vielleicht hätte er in den Tiber springen können. Eigentlich keine schlechte Idee wie er sich dachte und im Hinterkopf behielt.


    Er folgte seiner Herrin, welche offensichtlich wenig gesprächsbereit war und kommentierte die wenigen Worte ihrerseits nur mit "Ja." oder "Mhm, ja..", bis sie ihm eine präzise Frage stellte und nicht nur versuchte die Stille zu vertreiben.
    "Gut, wieso..?", war die Rückfrage an Aviana, offensichtlich gekünstelt. Er war sich nicht sicher ob er sie hassen sollte oder einfach nur bereuen was ihm entgangen war.
    Er hätte ihr gern über die Wange gestreichelt, sie noch einmal massiert und einfach nur berührt, wie schön hätte das Leben sein können wenn er nur noch einmal so hätte Hand anlegen dürfen an diese Göttin von Frau? Das hatte er vermutlich nie wieder gedurft. Verdammtes Leben.


    "Frühling.. Ja, er ist schön. Aber das ist der Sommer auch. Mehr sogar noch.", war seine gelangweilte Antwort auf ihren Kommentar wegen des Frühlings.
    Worauf sie wohl hinausmochte? Er lief weiterhin neben ihr und erhaschte stets einen Blick, wann immer es ging. Einmal hatte sie wohl sogar sehen können, dass er einen Blick erhaschen konnte. Wie peinlich.

  • Mit einem Finger rollte sie sich während des Gehens die Haare auf. Beiläufig sah sie durch die Gegend, ab und zu auch mal zu Tarasios. Bis sich die Blicke hierbei kreuzten. Schnell sah sie wieder in eine andere Richtung. Sie verhielt sich wie eine Zehnjährige! Verdammt nochmal.
    >Ach ich frag nur so. Du wirktest in der letzten Zeit ziemlich.. abgeschieden.< Nein. Wirklich? Dumme Gans. Sie warf ihm einen weiteren, zögerlichen Blick zu. Natürlich hatte er sich zurückgezogen, nachdem sie ihn fortgeschickt hatte. Alles andere hätte jeder Logik entbehrt. Rasch sah sie wieder nach vorn und zupfte an ihrer Tunika herum. Sie drehte ihren Finger in den Stoff, nur, um irgendetwas zu tun zu haben.
    >Ach, der Sommer ist auch wirklich schön, ja. Nur an manchen Tagen so unerträglich heiß, dass man es außerhalb von Schatten kaum auszuhalten vermag. Hier in Rom ist es sicher besonders schlimm, mitten in der Stadt...< bekundete sie. Einmal streiften sich ihre Hände kurz. Es fühlte sich an, als würde man sie unter Strom setzen. Beinahe hätte sich nach seiner Hand gegriffen, aber auch wirklich nur beinahe. Eine weitere Sekunde hatte sie den Glauben, die Differenzen endlich ansprechen zu können, aber sie bekam den Mund nicht auf. Konnte er nicht endlich anfangen? Immerhin hatte sie schon den ersten Schritt gemacht und war auf ihn zugegangen und hatte ihn hierhergebracht. Sie ließ ein lautes Seufzen hören.

  • Es war beinahe lustig, wie schnell Aviana wegsehen konnte. Es brachte Tarasios zum Grinsen, zumindest für einen ganz kurzen Moment.
    "Tu' ich? Ach nein. Ich bin doch nicht abgeschieden. Wie kommst du denn auf sowas?", fragte er sie, wohlwissend dass die Frage ihn in Bedrängnis bringen könnte, so Aviana das feindlich aufnahm.
    "Ja, heiß ist es. Aber dann zieht man sich einfach aus oder legt sich etwas in Wasser..". Zack. Warum zum Teufel fing er an sich Aviana nackt vorzustellen? Idiot! Das war wieder verletzend, sein Kopf ging herunter.


    "Wie fühlst du dich denn überhaupt? Du wirkst auch etwas.. Angespannt. Ist alles in Ordnung?", fragte er sie mit besorgtem Ton. Ob sie sich wegen ihm so schlecht fühlte?

  • Da Tarasios auch nicht weniger langsam seine Blicke abwendete, schmunzelte Aviana ebenfalls leicht. Aber nicht minder angespannt wie er. Sie nahm seine Worte nicht böse oder ironisch auf. Viel mehr glaubte sie, dass er tatsächlich nicht erahnte, wie es um sie bestellt war und was sie vermutete.
    >Naja du weichst mir in letzter Zeit ziemlich schnell aus und besprichst mit mir nur das Nötigste.< sagte sie mit gedämpfter Stimme und Stimmung. Auf seine Worte mit dem Ausziehen ging sie nicht weiter ein. Die Richtung war ihr zu deutlich. Es ging wieder um sexuelle Belange und das war das letzte, worüber die junge Helvetia aktuell reden wollte. Vor Allem nach all den Geschehnissen. Oder dem einen Geschehnis, wenn man es nicht sprichwörtlich nahm.
    >Ich fühl mich ganz gut. Ich ehm...< wich sie wieder ungekonnt dem eigentlichen Thema aus, weswegen sie beide hier waren und worauf inzwischen auch beide Gesprächspartner spekulieren dürften. Etwas hilflos sah sie wieder zu Tarasios.

  • Natürlich wich Tarasios seiner Herrin aus, was sollte er auch sonst tun? Er konnte ihr nicht zu nahe treten, zumindest nicht länger als nötig.
    Er war über beide Ohren verliebt in seine Herrin; er wünschte sich die Zeiten zurück in denen er einem fetten, widerwärtigen Kerl diente, dann strafte er sich gedanklich, weil Aviana auch wenn sie unerreichbar war ein wunderbares Wesen war, dem er huldigen durfte.
    "Das tu' ich doch gar nicht..". Sie sagte ihr ging es gut? Gut. Dann war eigentlich die Zeit das Problem offen anzusprechen.


    "Aviana. Sag mir. Wie würdest du dich fühlen, wenn du geboren wärst als Sklave, als Dreck, als niederstes Wesen der Gesellschaft? Und was würdest du tun wenn du merkst dass du jemanden liebst den du nicht lieben darfst? Jemanden, der das niemals erwidern wird?", sagte er, mit absinkender Stimme. Wo das erste Wort noch sehr normal gesprochen war, wirkte das letzte beinahe weinerlich.
    Er drehte sich um und drehte Aviana den Rücken zu. Er schob ein wenig mit seinem Fuß den Boden herum.
    "Ich sags dir.. dir würds mies gehen.". Seine Schultern sanken ab, Tränen zierten sein Gesicht. Es waren nicht viele, aber genug um ein leises Schluchzen zu veräußern.


    So begann in Tarasios Kopf Reue und Wut. Wut auf seine Eltern deren ungestümes Liebesspiel ihn in diese Welt warf in welcher er nun den Sklaventitel inne hielt und welcher verhinderte dass er jemals lieben durfte wen er wollte - Und das war nur Aviana.

  • Doch das tat er. Aber Aviana drosch nicht weiter auf ihn ein, sie hatte genug mit ihrer eigenen inneren Unruhe zu tun. Ihr war nicht nur unangenehm, dass sie den Sklaven hatte abblitzen lassen. Vor Allem wie sie ihn hatte abblitzen lassen. Nein, viel schlimmer war, dass sie das alles am liebsten rückgängig machen würde und das konnte sie einfach nicht. Sie würde ihrem Vater Schande bereiten und vor Allem auch ihrer Mutter. Zumindest dann, wenn es irgendwann einmal aufflog. Und konnte sie ihr Gewissen überhaupt solange belügen und immer so tun, als sei sie nicht mit Tarasios liiert? Nein, sie durfte sich einfach nicht gehen lassen. So musste sie nur ihren Drang zurückhalten, dergleichen musste man doch schließlich wiederstehen können. Der Drang, etwas Geheimes, etwas Besonderes zu tun. Sie würde sich gerne in Tarasios Arme legen und einfach nur Entspannen, aber... Als Tarasios wieder sprach, eine Frage stellte, riss es sie aus ihren Gedanken und sie starrte ihn an. Weniger vor Entsetzen auf Grund seiner Worte, als vor Schreck, dass sie diese wieder einmal beinahe verpasst hatte. Tagträumerin.
    >Sicher würde es mir mies gehen. Geht es mir sogar.< rutschte es ihr raus. Sie würde doch nicht einfach die Rolle der Bösen übernehmen, die Tarasios eiskalt abblitzen ließ. Auch wenn das eigentlich ihre Pflicht war. Aber sie litt doch nicht weniger als er? Fast wäre es mit dem Jahrhunderte später folgenden literarischen Wunderwerk 'Romeo und Julia' zu vergleichen - aber auch nur fast. Dass Tarasios nun beinahe begann, zu weinen, fand sie allerdings befremdlich. Sie legte etwas verunsichert ihre Hand auf seinen Arm.
    >He, es wird schon alles wieder. Nun beruhig dich doch...< Sie sah ihn etwas verzweifelt an. Was sollte sie sagen, um ihn aufzumuntern? Da gab es nicht viele Varianten...

  • Wieso ging es Aviana mies? Wegen ihm? Oder wegen ihres Vaters, den sie nicht groß zu Gesicht bekam? Oder vielleicht doch etwas anderes? Er hoffte jedenfalls, dass es wegen ihm war, Vermutungen gab es durchaus genug.
    Interessant fand er, wie verträumt Aviana in letzter Zeit war, grade bevor sie zu sprechen begann war sie wieder wie eine Hülle für ihn, die in Gedanken woanders war; eine Hülle die ihn anstarrte und nicht verstand was er wollte.


    Sie hatte jedoch verstanden - wenn wohl auch nur knapp, wie er aber ja nicht wissen konnte - und das war gut, alles andere wäre unhöflich gewesen und das war Aviana nicht.
    Sie versuchte ihn nun aufzumuntern. Es war nett von ihr, die beiden würden sicherlich gute Freunde werden können, soweit das zwischen Sklave und Herrin möglich war. Es waren schmerzende Gedanken, aber lieber ein bisschen Aviana in Form des Bandes der Freundschaft als keine Aviana weil sie die böse Herrin sein sollte.
    "Ja. Irgendwie wird es schon werden."
    Tarasios richtete sich wieder auf und drehte sich zu Aviana. Er verlor sich ein wenig in ihren Augen, für.. wenige Sekunden. Es waren wohl wirklich wenige Sekunden, aber es kam ihm vor wie Minuten. Nun stand er da, mit leicht glasigen Augen - wie es normal ist nach einem leichten Anfall von Heulerei - und sah ihr in die Augen. So tat er das was seiner Meinung nach das einzig richtige war.


    Er umarmte sie.


    Er ging einen Schritt vorwärts, öffnete die Arme und legte sie zügig um sie, drückte seinen Körper an den ihren und legte seinen Kopf neben den ihren. Eine Freudenträne kullerte aus seinem Gesicht, die sollte Aviana jedoch nicht bermerken.
    Sein Körper fühlte sich warm und glücklich an, es war ein unerklärliches Gefühl, auch wenn Aviana dem ganzen nicht eingewilligt hatte, war es ein unglaubliches Gefühl sie einfach nur halten zu können und so nahe bei ihr zu sein, das Gefühl war schlichtweg episch und es sollte wohl kaum ein besseres, schöneres Gefühl auf der Welt geben. So flüsterte er ihr etwas zu:
    "Gehts dir immer noch mies..? Mir nicht.."


    Normalerweise hätte sein Kopf ihm etwas gesagt wie: Tarasios, was tust du da, bist du denn des Wahnsinns sie einfach so zu umarmen?.. aber nein, das sollte nicht passieren, im Moment war das Gefühl zu schön, um es sich von Vernunft zerstören zu lassen. Diesen würde er nämlich nie vergessen.

  • Aviana war schon immer eine Träumerin gewesen, schon ihr ganzes Leben lang. Damit hatte sie schon manches Mal bei ihrer Mutter für Kummer gesorgt. Aber irgendwie, fand ihre Mutter immer, machte es sie irgendwie auch liebreizend. Nur in Rom - wo Aviana eines Tages zweifelsohne bei ihrem Vater leben würde - war es nicht angebracht. Und das stimmte. Tagträume erweckten oftmals den Eindruck, sie sei dumm oder begriffsstutzig. Nun gut, manchmal war sie das sogar.
    Und natürlich ging es ihr mies. Wie sollte es nicht? Nicht nur er war in jemanden verliebt, den er nicht lieben durfte. Nur musste er nicht zugleich dem Drängen widerstehen und auch noch den eigenen Wunsch unterdrücken. Aviana war noch niemals ein sonderlich disziplinierter Mensch gewesen, sehr zum Leidwesen auch ihres Neffen.
    Als er sie dann plötzlich umarmte, war sie zu überrascht, um den Sklaven abzuweisen. Sie schloss die Augen, ihr war nach Weinen zumute. Warum eigentlich immer nur widerstehen? Wer verlangte das von ihr? Die Dignitas? Warum wurde ihr so ein Mann ins Leben geschickt. Es war doch bisher alles so einfach gewesen - und Männer vollkommen uninteressant. Sie wollte doch immer nur für ihren Vater sorgen, wenn er alt wurde. Heiraten ohnehin niemals. Und nun war Tarasios da.
    Seine Frage ließ sie unbeantwortet, man spürte lediglich, dass ihr Kopf sacht auf seiner Schulter lehnte. Sie nahm den Halt an, den er ihr erbot. Und zugleich würde sie sich am liebsten Ohrfeigen. Und wenn es nun wirklich niemand erfuhr?
    >Tarasios.. Nicht hier...< flüsterte sie dann leise und schwach. Selbst wenn sie dem nachgeben würde, in der Öffentlichkeit würden sie niemals zueinander stehen können und dürfen. Hintenrum war es was anderes, viele hatten dort ihre Liebhaber. Und es waren offene Geheimnisse. Aber trotzdem unausgesprochen.

  • Es war gut, dass sie Tarasios nicht sofort wieder abwies. Das war sogar sehr gut, es war ein Zeichen von Wohlwollen.
    Tarasios wurde klar, dass sie ihn nur wegen der sexuellen Spannungen abgewiesen hatte, als er sie massierte - Wen wunderte das auch, wer wollte schon nackt daliegen und von jemandem befummelt werden? Eigentlich wollte er diese Richtung selbst ja nicht einmal anstreben, es hatte sich ja nur so ergeben.
    Aber nun war alles anders, nun würde er die Uhr gerne zurückdrehen und nochmal bei ihr sitzen um sie zärtlich zu berühren, um ihren prachtvollen Körper erneut zu streicheln und ihr ein schönes Gefühl mit seinen Händen zu bereiten. Ja, das wäre toll gewesen. Aber ebenso wäre es toll gewesen, sie einfach zu nehmen, zu küssen und für immer mit ihr zusammenzusein, ihr nicht mehr von der Seite zu weichen, sie zu ehelichen, Kinder zu bekommen und irgendwann gemeinsam mit ihr dahinzuscheiden.
    Das wäre sogar das beste gewesen was er sich hätte vorstellen können.
    Dummerweise war das absolut unmöglich. Wo hätte das nur hingeführt, mit einem Sklaven.. Das hätte er Aviana nicht antun können. Heimliche Liebe ja. Aber keine offene Beziehung, das hätte wohlmöglich zum Ausschluss aus der Gesellschaft für seine Aviana geführt.


    Das absolut ultimative Gefühl des Tages ergab sich aber erst, als sie ihm zuflüsterte. "Nicht hier". Das war kein "Lass das" und es war kein "Küss mich.". Nein. Es war.. besser. Es war Zustimmung, es war Einwilligung es war.. Toll! Es bedeutete - und das wusste er - dass sie ihn wollte, und dass sie wohl nur Angst hatte gesehen zu werden. Also mussten sie weg, er wollte keine Sekunde mehr verschwenden an der verdammten Öffentlichkeit die sich sträubte ihn und seine Geliebte miteinander glücklich zu sehen.
    Er hätte am Liebsten geschrien und gejubelt, ja so war ihm, aber Aviana zuliebe ließ er es. Er antwortete ihr nur leise:
    "Dann lass uns gehen. Nach Haus. Ich will dich festhalten können. Ich will dich, schöne Frau."


    Das Leben als Sklave war einfach toll. Auch wenn weder er noch andere das wenige Sekunden vorher wahrhaben wollten.

  • Sie ahnte ja nichts von seinen Hochgefühlen, die er hatte und die sie nicht ganz teilen konnte. Er hatte nichts mehr zu verlieren, aber sie einiges. Und vor Allem ihr Vater hatte einiges zu verlieren und das wollte sie auf keinen Fall riskieren. Ihr eigenes Leben, das war ihr Ding und das war sie sogar irgendwie bereit zu geben – oder? War ein Mann das wert? Alle Frauen hatten immer so romantische Vorstellungen. Waren diese realistisch? Aviana wusste es nicht. Sollte sie es wagen es heraus zu finden? Auch das wusste sie – noch – nicht.
    Sie löste sich mit etwas unsicherem Lächeln von ihm. Eigentlich wollte sie es nicht, aber sie musste. Oder anders herum? Hätte sie bleiben können und wollte nicht? Sie war verwirrt, sehr verwirrt.
    >ich weiß es nicht einmal, ob es dort geht, Tarasios… Milo und auch all die anderen Sklaven sind dort auch…< Sie sah aus beinahe dackelähnlichen Augen zu ihm auf. Sie war eigentlich hier her gekommen, um allein zu sein. Und nun war ihr unbehaglich bei dem Gedanken, sie fühlte sich ausgeliefert. Angst hatte sie keine. Aber Unruhe.
    >Tarasios.. Was soll werden?< flüsterte sie kaum hörbar.

  • Und weg war sie. Das waren natürlich tolle Vorraussetzungen für Tarasios: Wie gewonnen, so zeronnen.
    Nunja, ganz weg war sie nicht, aber sie hatte sich ein kleines Stück entfernt.
    Nun redete sie also von Milo und den Sklaven. Verdammte Bewohner! Sollten sie es sein, die Tarasios unglücklich machten? Nein, das durfte so nicht passieren.. Niemals.
    "Dann ziehen wir uns dort eben zurück in ein stilles Kämmerlein, wir können ja zusammen sein so die anderen nicht da sind. Milo geht ohnehin oft spielen und die Sklaven.. die schickst du einfach weg."


    Angst machte sich im Sklaven breit. Was, wenn Aviana ihn nun doch nicht mehr an sich heran ließ, wenn sie sich nun für ihn verschloss? Was wäre das für ein bitteres Ende von einer Geschichte die die letzten Sekunden so schön war?
    Es durfte so nicht enden, auf keinen Fall, egal was auch sonst geschehe.
    "Ich bitte dich.. lass es uns versuchen. Ich kenne dich erst zu so einem kleinen Teil und doch kann ich nicht aufhören an dich zu denken. Ich glaube, ich li.."
    Der Sklave unterbrach seinen Satz, schüttelte kurz seinen Kopf und schwieg. Er wollte sie nicht unter Druck setzen mit einer Liebeserklärung, das hätte vielleicht alles nur schlimmer gemacht.
    Auch wenn er am liebsten einfach nur Aviana an sich gerissen und ihr seine Lippen auf die ihren gedrückt hätte.

  • Aviana verstand seine Ungeduld, konnte diese aber leider kaum teilen. Natürlich fand sie es schön, in seinen Armen zu liegen - sie genoss es. Es war das erste Mal, dass sie diese Gefühle hegte. Und doch... Sie mussten ein wenig darauf Acht geben, wa sie taten. Sie konnte nicht verantworten, dass ihr Vater seine Ehre verlor, indem sie ihre verlor. Er ließ ihr wirklich alle Freiheiten der Welt und vertraute ihr voll und ganz, das wollte sie nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
    Sie sah nur aus ihren tiefgründigen Augen zu ihm auf, die Lippen verschlossen. Ein leiser Hauch von Vorwurf lag in ihrem Blick - aber mindestens ein genau so großes Maß an Unsicherheit. Aber er schien selbst zu merken, dass er zu weit ging. Sie wollte so etwas hören, aber sie traute sich nicht zu, entsprechend darauf zu reagieren. Aber auch hier: Was war entsprechend? Ganz klar: Ihn abzuweisen und notfalls zu verkaufen. Was war ihr Wunsch? Mit ihm zu leben. Und wenn es erst einmal heimlich war. Den Gedanken an eine Freilassung und eine spätere Heirat schob sie beiseite, soweit getraute sie sich noch nicht zu denken. Und es war auch zu früh. Wenn es nur eine Liebelei war? Sie war schließlich eine Senatorentochter und auf dem Heiratsmarkt auch nicht eben wertlos.
    >Gehen wir weiter.< sagte sie und wies mit dem Kopf den Weg weiter. Es war eine komische Situation. Sie hatte alle Macht in ihren Händen und doch dominierte der Sklave. Ja, sie wollte sogar, dass er dominierte. Sie fühlte sich zu unsicher, um große Entscheidungen zu treffen. Lediglich nach Hause, das wollte sie jetzt nicht. Dafür waren jegliche Zweifel in ihr an sich selbst zu groß.

  • Was wohl in Avianas Kopf vorging? Das war einer der vielen Gedanken die ihm durch den seinen gingen, wünschend dass es etwas nettes war, etwas für ihn gutes.
    Er hoffte, dass er in ihren Gedanken vorkam, aber wie sollte es auch anders sein?


    Als Aviana ihn um das weitergehen bat, nickte er ihr zu und fing an weiterzugehen. Er blickte auf den Tiber, welcher zwar verschmutzt, aber dennoch imposant war, nicht zuletzt durch die Länge die er vorwies.
    Nach einiger Zeit in der er seinen Blick zwischen Aviana, Tiber und Himmel schwanken ließ, fragte er sie:
    "Wollen wir uns ein wenig an den Fluss setzen und die Sonne genießen?"


    Mit ihr dazusitzen war ein toller Gedanke, einfach nur die gemeinsame Zeit genießen, wenn er sich auch wie ein Sklave verhalten musste..

  • In Avianas Kopf ging wie immer eine Menge vor. In ihrem Kopf hatte sie schon mehr erlebt, als sie in mehreren Leben nicht erleben könnte.
    >Ja, das können wir gern tun.< meinte sie dann, allerdings etwas zögerlicher als sie gewollt hatte. Sie musste einfach die ganze Lage, alles, was dazu gehörte, für sich einordnen lernen. Und das fiel ihr nicht eben leicht. Mittlerweile an einer etwas grüneren Ecke angelangt deutete Aviana also Richtung Tiber und schlug dann die Richtung ein.
    Auf der anderen Seite sah sie nur einen einzelnen Mann, sonnengebräunt und grau im Haar. Er hatte sicherlich schon viele Jahre gearbeitet. War es ein Sklave? Oder ein normaler Bürger? Seine Kleidung war recht ärmlich und ungepflegt, aber wer arbeitete zog sich auch nicht unbedongt eine Seidentunika an.
    >Setz dich zu mir, heimlicher Verehrer.< meinte sie dann mit einem Lächeln zu ihm aufsehend, nachdem sie sich ins Gras hatte sinken lassen. Seitlich von ihnen spendete ein Baum mäßigen Schatten. Aber zum Glück kam es zu dieser Jahreszeit noch nicht allzusehr darauf an.

  • Es war schön, dass Aviana bereit war sich hinzusetzen. Etwas Ruhe und Frieden, das war das was die Situation bedurfte. Etwas Zeit um zu Reden und nicht in Bewegung zu sein, einfach nur einander ansehen und.. reden.
    Er folte Aviana in Richtung Tiber, wartete bis sie saß und setzte sich dann ein kleines Stückchen neben sie.
    Er sah sie an, wie sie im Sonnenlicht dasaß und über den Fluss sah. Es war atemberaubend für ihn, das Bild war einfach wunderschön, dieses Seitenprofil zu sehen im Sonnenlicht.. Ein leichtes seufzen entfiel ihm. Es war aber mehr ein liebliches Seufzen als ein genervtes, wie sonst manchmal.
    Sie nannte ihn heimlichen Verehrer.. Er fragte sich nur, ob es so heimlich war. Er konnte seine Liebe ja niemandem gegenüber verbergen, ihm war nicht einmal bewusst wie es sonst weitergehen sollte, denn unterdrücken konnte er sie nicht. So auch nicht in diesem Moment, in dem ihm einige Worte aus dem Mund hervorgingen.
    "Du bist wunderschön."


    Vermutlich war das ein Spruch, den Frauen toll fanden. In diesem Fall war es wahrscheinlich fragwürdig, weil es von einem Menschen ohne Rechte kam, von einem mit dem es für sie verwerflich gewesen wäre zusammen zu sein.
    "Wieso hast du mich damals eigentlich gewählt? Glaubst du.. das war Schicksal?"
    Er fragte sich wirklich, wieso er zu Aviana kam. Es gab keine bessere Herrin für ihn. Sie war nicht nur die schönste Frau der Welt, oh nein. Sie war ausserdem gutherzig, sie war höflich.. sie war einfach anders. Und zwar Toll-Anders.


    Es musste einfach Schicksal sein.

  • Bei seinem Kompliment sprang ihr sogleich auf einen Schlag sämtliche Röte auf die Wangen, die ihr Körper vermutlich hergeben konnte. Wangen und teilweise auch Stirn waren dunkelrot angelaufen und das spürte sie auch - wie peinlich. Mochte sie das Kompliment? Ja, irgendwie schon. Aber sie war es nicht gewohnt und in Anbetracht der Ungewissheit ihrer Situation konnte sie es nur mühsam einsortieren. Natürlich wusste sie, was er sagte und was diese Worte bedeuteten - aber sie konnte es einfach keinem Wert zuordnen.
    >Danke..< nuschelte sie also nur unbeholfen und hielt den Blick auf den Mann am anderen Ufer geheftet, der ihr wiederum absolut keine Aufmerksamkeit schenkte.
    >Ich weiß nicht..< antwortete sie auf seine Frage dann. Die Röte wich nicht, aber sie hellte wenigstens ein wenig auf. Sie räusperte sich kräftig und strich sich ihr dickes, langes Haar hinter die Ohren.
    >Er hat dich als sehr guten Sklaven angepriesen, um einen Haushalt zu leiten. Hätte er mir einen Arm- und Beinlosen verkaufen wollen, hätte ich das vermutlich ebenso getan.< Das stimmte wahrscheinlich sogar. Sie handelte nicht gern - und schon gar nicht mit Menschenleben. Zudem kam ihre große Naivität, sodass sie wirklich eher schnell annahm, was man ihr sagte. Sie blickte langsam aus den Augenwinkeln zu ihm.

  • Die Röte die Aviana ins Gesicht schoss war beinahe niedlich, aber natürlich war Tarasios klar, dass es ihr unangenehm sein musste - Sonst wäre sie nicht so rot geworden.
    Er schwieg darauf lieber, um sie nicht erneut in Unruhe zu bringen. Auch wenn es durchaus ein interessantes Gefühl war mit den Emotionen anderer zu spielen, wie ein Puppenspieler. Ja, andere zu beherrschen und das als Sklave.. das war etwas besonderes, aber er war mit Sicherheit nicht der einzige Sklave der den einen oder anderen Bindfaden im Hintergrund zog.
    Doch seiner war ein besonders interessanter Faden, es war nur wichtig dass er diesen nicht verlor.
    Interessant war der Vergleich mit dem Arm- und Beinlosen Sklaven. Er glaubte Aviana das natürlich nicht, wer würde schon derlei "Mangelware" kaufen? Was sollte man mit einem Sklaven, der sich nicht mal eigenständig fortbewegen konnte?
    "Soso.. dann habe ich ja Glück gehabt.. Und ich habe sogar Arme und Beine. Und.. Grade über ersteres bin ich froh.", sagte er zu ihr, während er einen Arm zu Aviana wandern lass um ihr übers Haar zu streicheln, wohlbedacht dass dies zu einem schnellen Ende kommen musste, damit niemand sah was geschah und Aviana in Probleme brachte.
    Er hoffte, dass es Aviana nicht unangenehm war, sondern dass sie diese kurze, liebevolle Einlage genoss.

  • Bei Aviana war es vermutlich sogar möglich, an den Fäden zu ziehen und sie zu manipulieren. Eine Gestalt musste schon von sich aus sehr zwielichtig wirken, wenn sie auf Aviana Einfluss nehmen sollte – sonst nahm sie einfach immer nur das Beste von den Menschen an. Einfach seit jeher eine unvergleichbare Menschenliebhaberin – und Tierliebhaberin.
    >Behalt deine Arme bei dir, wenn du sie noch länger behalten willst.< meine Aviana dann etwas lockerer und schob seine Hand grinsend wieder zu ihm zurück. Ein wenig Anspannung schien von der Senatorentochter mit dem sklavischen Liebhaber abzufallen. Aber ihr Blick zeigte Wärme, so war es ihr höchstwahrscheinlich kein bisschen unangenehm.
    >Kannst du reiten?< fragte sie dann etwas aus dem Zusammenhang gebracht. Sie hatte oft überlegt, sehr oft für den kurzen Zeitraum, den die beiden sich kannten, ob sie nicht einfach mal aus Raum raus sollten. Aber sie selbst hatte großen Respekt vor Pferden, auch, wenn sie eigentlich mit den Tieren aufgewachsen war. Dass Tarasios reiten konnte, war als Hausverwalter sehr unwahrscheinlich.

  • Eigentlich wollte er seinen Arm noch länger behalten, und so zog er ihn wieder zurück. Es war natürlich schade, dass Aviana ihn verschmähte, aber so sollte es dann halt sein. Immerhin sah sie nicht böse aus, das ließ Hoffnung da dass sie das nur in der Öffentlichkeit nicht wollte.
    "Nagut.. Ein bisschen hänge ich ja an meinen Armen.. oder eher sie an mir?"
    Es war ein flacher Witz, aber immerhin ein Versuch die Stimmung etwas in Richtung Fröhlichkeit anzuheben und gemeinsam mit ihr zu lachen.
    "Reiten kann ich nicht, nein.. Kannst du es? Wir können ja mal gemeinsam ausreiten, ich stelle mir das interessant vor!"
    Geritten war er tatsächlich noch nie, aber er stellte sich das ganze wirklich äußerst interessant vor. In Höchstgeschwindigkeit durch die Welt reiten, einfach nur gradeaus durch, springen über jedes Hindernis und wenn man nicht mehr kann dann macht man einfach eine kurze Pause und macht weiter, bis man irgendwo ist, wo die Welt noch besser ist.. Das war eine tolle Vorstellung.
    "Hast du denn Lust?", fragte er sie, während er sich über die Haare fuhr, vergewissernd ob diese noch halbwegs sitzen.

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