• Hallo,


    ich weiß es ist utopisch, es herauszufinden, da es bei den Römern noch keine Tondokumente gab, aber ich wollte mal fragen, was ihr glaubt, wie die Römer gesprochen haben.
    Haben sie die lateinische Sprache wie im Lateinunterricht gesprochen (vielleicht ein bißchen schneller und flüssiger :P ) oder mehr im italienischen Akzent.


    Sicher weiß man es nicht und wird es auch nie wissen können, aber man könnte ja mal ein bißchen spekulieren.

  • Ich möchte weniger Spekulieren, als die Forschungsergebnisse der Sprachwissenschaftler etwas aufzeigen.


    Ja, genau, es gibt doch tatsächlich Leute, welche sich damit beschäftigen, auf Grund der Schreibweise von Wörtern, oder Dokumenten wie man etwas NICHT schreibt, herauszufinden, wie ein Wort ausgesprochen wurde oder wie sich die Sprache verändert haben könnte.


    Allgemein geht die Forschung im Moment davon aus, dass eine Sprache am Anfang relativ 'hart' und 'klar' ist, also viele K, T, P und so hat. Mit der Zeit wird dies dann immer mehr abgeschwächt, da der Mensch von Natur aus faul ist und die Aussprache immer mehr abschwächt. (Bekannte Beispiele auch Altenglisch - Englisch / Althochdeutsch - Deutsch, etc.)


    Aus diesem Grund, und in Ahnlehnung an verschiedene kleine Frührömische Steindokumente, geht die Forschung zum grössten Teil im Moment davon aus, dass ein 'c' anfangs als 'k' ausgesprochen wurde und die Aussprache von 'ae' eher ein 'ä' war.


    In der als 'klassisch' bezeichneten Aussprache wäre dies noch zu grossen Teilen der Fall. So ist 'Käsar' zu sprechen und wohl eher nicht 'Tschaesar'. ;)


    Die grössten Veränderungen ergeben sich nämlich meist in Zeiten, in denen auch sonst grosse Änderungen anstehen. So wird sich vermutlich die Aussprache vorallem vom 3. - 6. Jhr. relativ schnell verändert haben. Dies belegen auch die immer häufiger auftauchenden schriftlichen Dokumente jener Zeit, wie man Wörter richtig schreiben soll.


    Grüsse, TiAnO

  • Also ohne irgendwelches Hintergrundwissen:
    Also ich war seit jeher der Ansicht, dass es gewissermaßen so gesprochen wird, wie es im Lateinunterricht der Fall war: Denn die Sprache ist ja nie total ausgestorben, bis ins 20. Jhdt. hinein wurden katholische Messen ja noch auf Latein gehalten.
    Und das begründete sich ja noch auf dem orignialen, lebendigen Latein. Und ich nehme doch mal stark an, dass sich das Kirchenlatein dem alten Latein also sehr ähnlich sein muss was wiederum das heutige Latein des Lateinunterrichts ist.

  • Nun ja, "Mönchslatein" bzw. mittelalterliches Latein, das ja vornehmlich in Klöstern gepflegt wurde, ist grammatikalisch schon sehr vom antiken Latein zu unterscheiden - Stichwort "Vulgarlatein". Nicht vergessen darf man auch, daß sich die Sprache, wie bereits TiAnO gesagt hat, je nach Region geändert hat, logisch, sonst wären die romanischen Sprachen gar nicht entstanden. Das originale, lebendige Latein, wie Valentius sagte, konnte sich nur im anglo-irischen Raum halten, im Zuge der Renaissance wurde auf diesen Raum sozusagen zurückgegriffen, auf alle Fälle schriftlich und grammatikalisch, wahrscheinlich wurde auch probiert sprachlich, aber ob letzteres wirklich sozusagen original war, wage ich zu bezweifeln.


    @ König: Mein Lateinprof an der Uni ist der Meinung, daß man Cäsar als "Ka-esar" ausgesprochen hat, er meint, nur so wäre das Wort "Kaiser" entstanden.

  • Zitat

    Marcus Vinicius Hungaricus dixit:
    @ König: Mein Lateinprof an der Uni ist der Meinung, daß man Cäsar als "Ka-esar" ausgesprochen hat, er meint, nur so wäre das Wort "Kaiser" entstanden.


    Tja, mit der Etymologie des Wortes Kaiser hat er sicher Recht, nur gibt es leider genügend schriftliche Hinweise im 2. Jhr., welche deutlich sagen, dass man Caesar mit ae, nicht mit e schreibt.


    Daraus schliesse ich, dass es damals viele Schüler gab, welche auf Grund der Aussprache des Wortes diesen Fehler machten und Cesar schrieben. Folglich ist vermutlich noch im 2. Jhr. n. Chr. die Aussprache als 'ä' häufiger als mit 'ae' oder 'ai'. Im Spätlatein jedoch ist definitiv 'ae' oder in einigen Regionen 'ai' überliefert. ;)

  • Zitat

    Gaius Octavius Victor dixit:
    Cicero im übrigen total mit K, also "Kikero".


    Was an sich nicht ungewöhnlich ist. Findet sich im Lateinischen "Cicero" doch bereits die eindeutige Wurzel für die allseits berühmte "Kichererbse". ;)


    Zitat

    Mein Lateinprof an der Uni ist der Meinung, daß man Cäsar als "Ka-esar" ausgesprochen hat, er meint, nur so wäre das Wort "Kaiser" entstanden.


    Soweit wäre es mir auch bekannt. Wie aber, so frage ich mich schon seit geraumer Zeit, ist dann der russische "Zar", welcher sich ja ebenfalls auf das römische Reich (Moskau = 3. Rom etc.) beruft, entstanden?


    Nun meine Frage: Mein alter Lateinlehrer schärfte uns immer ein, dass die Unterschiede zwischen silbernen Latein (Zizero, Zircus, ... ) und goldenem Latein (Kaesar, Kirkus, Kikero, ...) allein auf der Aussprache des Buchstaben "c" gründeten. Wie kann sich da die moderne Forschung sicher sein?

  • Zitat

    Flavius Aurelius Sophus dixit:


    Soweit wäre es mir auch bekannt. Wie aber, so frage ich mich schon seit geraumer Zeit, ist dann der russische "Zar", welcher sich ja ebenfalls auf das römische Reich (Moskau = 3. Rom etc.) beruft, entstanden?


    Der "Zar" ist meines Wissens einfach aus der zweiten Silbe entstanden. Vollkommen unabhängig davon, ob man vorne "Kä-", oder "Kai-", oder "Kae-" oder sonstwas sagt, ist es hinten immer "-sar", und daraus wird der "Zar".


    Was die Aussprache von "ae" als "ä" oder "ai" oder sonstwie angeht, halte ich mich immer raus.
    Solange mir niemand eine eindeutige Regel dafür bieten kann, wann im heute gesprochenen Deutsch ein "ie" als gedehntes "i" und wann als "i-e" gesprochen wird, halte ich sämtliche Versuch, vergleichbare Regeln für eine seit langem nicht mehr gesprochene Sprache aufzustellen für reine Spekulation...

  • Zitat

    Spurius Purgitius Macer dixit:
    Der "Zar" ist meines Wissens einfach aus der zweiten Silbe entstanden. Vollkommen unabhängig davon, ob man vorne "Kä-", oder "Kai-", oder "Kae-" oder sonstwas sagt, ist es hinten immer "-sar", und daraus wird der "Zar".


    Ah, danke. Wieder was gelernt. :)

  • Zitat

    Flavius Aurelius Sophus dixit:
    Nun meine Frage: Mein alter Lateinlehrer schärfte uns immer ein, dass die Unterschiede zwischen silbernen Latein (Zizero, Zircus, ... ) und goldenem Latein (Kaesar, Kirkus, Kikero, ...) allein auf der Aussprache des Buchstaben "c" gründeten. Wie kann sich da die moderne Forschung sicher sein?


    Da muss sich entweder dein Lateinlehrer oder mein Prof an der Uni mächtig täuschen. Die silberne und goldene Latinität sind Epochenbegriffe für Epochen der lateinischen Literatur. Diese haben nichts mit der Aussprache zu tun, sondern mit dem Zeitpunkt, wann ein Werk geschrieben wurde.


    Zur goldenen Latinität gehören die Werke Ciceros, Caesars, Vergils, Ovids. Die silberne Latinität ist eine Epoche später, als man versucht, diese grossen Autoren wieder zu kopieren, respektive ihre Werke zu übertreffen.

  • Zitat

    König von Tylus dixit:Da muss sich entweder dein Lateinlehrer oder mein Prof an der Uni mächtig täuschen. Die silberne und goldene Latinität sind Epochenbegriffe für Epochen der lateinischen Literatur. Diese haben nichts mit der Aussprache zu tun, sondern mit dem Zeitpunkt, wann ein Werk geschrieben wurde.


    Zur goldenen Latinität gehören die Werke Ciceros, Caesars, Vergils, Ovids. Die silberne Latinität ist eine Epoche später, als man versucht, diese grossen Autoren wieder zu kopieren, respektive ihre Werke zu übertreffen.
    [quote]Flavius Aurelius Sophus dixit:
    Die silberne und goldene Latinität sind Epochenbegriffe für Epochen der lateinischen Literatur. Diese haben nichts mit der Aussprache zu tun, sondern mit dem Zeitpunkt, wann ein Werk geschrieben wurde.


    Zur goldenen Latinität gehören die Werke Ciceros, Caesars, Vergils, Ovids. Die silberne Latinität ist eine Epoche später, als man versucht, diese grossen Autoren wieder zu kopieren, respektive ihre Werke zu übertreffen.


    Natürlich hat sich da dein Prof. nicht geirrt. Ganz korrekt ist die oben zitierte Aussage dennoch nicht. Diese beiden Epochen unterscheiden sich nicht nur hinsichtlich ihrer Autoren, sondern auch im Hinblick auf Thematik der Werke und - so wurde es mir zumindest stets erklärt - auch in der Aussprache (u.a. des Buchstaben "c"). Wie die Herabstufung von der "goldenen" zur "silbernen" Latinität bereits vermuten lässt, hat die lateinische Sprache hier eine allgemeine Veränderung durchlebt - meines Wissens nach wohl eher vulgärer (sprich volkstümlicher) Natur.
    Ob die Weisheiten meines alten Lehrers zutreffend sind, kann ich dennoch nicht entscheiden. ;)

  • Zitat

    Flavius Aurelius Sophus dixit:
    Ob die Weisheiten meines alten Lehrers zutreffend sind, kann ich dennoch nicht entscheiden. ;)


    Das kann vermutlich niemand, solange die Forscher nicht beweisen können, dass eines von beidem, oder etwas drittes richtig ist. ;)

  • ich geben dem König von Tylus Recht
    solange man es nicht beweisen kann, ist keine der beiden Vermutungen richtig. Jedoch denke ich persönlich, dass die Römer es eher im Italienischen Akzent gesprochen haben. An alle die den Film "Die Passion Christi" gesehen haben ;)


    Ich denke in diesem Film könnte das gut zu den Römern passen. Und außerdem wenn es Leuten aufgefallen ist, die haben im Film das c nicht als k ausgesprochen sondern nach a, o , u und konsonanten als k ausgesprochen und nach i und e wie tsch aus gesprochen. Das kennt man ja heut noch aus dem italienisch :


    - ciao
    - cesto
    - colosseo
    - castello
    - curia


    Das ist warum ich der Theorie mich angeschlossen habe. :)

  • Huh, hab nicht alles gelesen, hier aber ein Beitrag zum ae des Lateins:


    Aufgrund vieler Vergleiche, wurde das ae warscheinlich wie unser ai gesprochen, was noch im deutschen Kaiser zum Ausdruck kommt. Deshalb hies Daedalos nicht Dädalos sondern Daidalos.

  • Hm........ ich glaube nicht dass es sinnvoll ist eine gewisse Aussprache kategorisch abzulehnen. Denkt mal dran wieviele Dialekte [ist nicht ganz der korrekte Terminus... ich meine jetzt nur die Aussprache des in Hochsprache Geschriebenen] es z.B. im Deutschen oder Englischen gibt!


    (Btw: ich bin Caesar = Zäsar-Anhänger... mit Z wie in Zebra)

    QUAESTOR CONSULUM
    DIRECTIVUS SCHOLAE ATHENIENSIS PHOEBI APOLLONIS DIVINIS

  • Zitat

    Secundus Flavius Felix dixit:
    Hm........ ich glaube nicht dass es sinnvoll ist eine gewisse Aussprache kategorisch abzulehnen. Denkt mal dran wieviele Dialekte [ist nicht ganz der korrekte Terminus... ich meine jetzt nur die Aussprache des in Hochsprache Geschriebenen] es z.B. im Deutschen oder Englischen gibt!


    (Btw: ich bin Caesar = Zäsar-Anhänger... mit Z wie in Zebra)


    Da stimme ich Dir zu. Am Ende kam zuerst die Sprache und danach die Schrift.

  • salve,


    ich bin zwar der meinung, dass "c" im lateinischen in der kaiserzeit auch wie "c" im deutschen ausgesprochen wurde.


    allerdings hab ich ein bespiel gefunden, woraus man erkennt, dass es wohl beide formen der aussprache irgendwann mal gegeben haben muss.


    das wort "cella" im lateinischen. der ursprung für die "z"elle und den "k"eller. hier finde ich zumindest, dass diese beiden bedeutungen nicht von ungefähr kommen können.
    meiner ansicht nach, ist das wohl ein guter grund anzunehmen, dass das "c" im lateinischen in der frühen lateinischen sprache wie ein "c" ausgesprochen wurde, sich aber dann vor allem im nördlichen bereich des imperiums in ein "k" umwandelte; im italienischem raum ist es aber, denke ich, bei der früheren aussprache längere zeit geblieben.


    ich hoffe ich hab jetzt nicht einen zu verwirrenden text geschrieben.


    vale

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