Fort... den Bornierten entfliehen

  • Sie war es leid! Sie war es so fürchterlich leid! Diese bornierte Art, der sie in den letzten Tagen immer stärker begegnete. Wie waren doch dahingehend die ersten Wochen, Monate, ja gar Jahre in Italia entspannend gewesen. Als sie noch keine engeren Kontakte zu den Römern gehabt hatte. Doch in letzter Zeit hatte sie eindeutig zu viel einstecken müssen.


    So hatte sie auch fluchtartig das Haus verlassen. Dabei nicht weiter darauf achtend, dass sie noch einige wenige Kleidung und ein paar Schriftrollen in der Casa der Germanica hatte. Sie wollte nur noch weg! Heim, in ihre kleine Ein-Zimmer-Bleibe und dann, ja, was dann? Heim! Heim klag gut! Oder zumindest weg aus Rom.


    Dennoch konnte sie nicht verhehlen, dass sie in den letzten Tagen, zu ihrem eigenen Erschrecken, relativ oft Heimweh verspürte. Seit dieser unsäglichen Geschichte mit dem Praetor, vielleicht schon etwas eher.


    Sie bemerkte nicht mal, das ihr Tränen - wieder einmal, obwohl sie sonst so gut wie nie welche vergoss - die Wangen hinab liefen. Sie rannte fast schon, musste aber nur wenige hundert Meter von der Casa Germanica inne halten, weil sie kaum noch Luft bekam und völlig erschöpft war. Zwar war sie weitestgehend wieder gesund, aber körperlich noch einige Strecken von ihrer früheren Fitness entfernt.


    Leicht taumelnd blieb sie stehen und holte keuchend Luft. Dabei hatte sie das Gefühl, es würde ihre Lunge (oder waren es doch eigentlich "nur" die Bronchien) zerreißen und sie hustete heftig. Da sie Sternchen durch ihr Blickfeld fliegen sah, suchte sie halt und fand ihn erst nach einer kleinen, fast schon verzweifelten Ewigkeit an einer Hauswand. Oder zumindest nahm sie an, dass es eine war. Hier, wo sie sich gerade befand, war nichts los, keine Menschenseele zu sehen, aber selbst wenn es anders gewesen wäre, es hätte sie nicht interessiert. Sie lehnte sich an eben jene und rutschte schließlich mit dem Rücken an ihr hinab, zog die Knie an sich, legte die Stirn auf diese und versuchte zu Atem zu kommen, zur Ruhe zu kommen, während die Tränen still weiter flossen.

  • Aculeo hastete hinterher. Die Aufforderung Sedulus ließ er ungeachtet auch wenn er sie noch klar vernommen hatte nachdem er das Triclinium verlassen hatte.


    Gerade noch sah er Roxane Richtung Porta eilen und hörte wie die Türe zuschlug. Eilig nahm er nun ebenfalls den Weg auf die Strasse und folgte der jungen Frau.


    ROXANE. BLEIB SOFORT STEHEN. VERDAMMT NOCHMAL. versuchte er mit lauter Stimme ihr Forteilen zu verhindern. Im Moment konnte er keinen klaren Gedanken fassen, zu sehr waren seine Emotionen durcheinander gerüttelt worden. Die letzten Minuten waren ein Alptraum wie er vorher noch nie erlebt hatte. Selbst der Tod seiner Eltern ließen ihn nicht so sehr Zweifeln wie hier und jetzt. Er beschleunigte seine Schritte und holte Roxane ein, seine Hand griff nach ihrem Arm. Mit festem Griff hielt er nun die Partherin fest und zog sie zurück.


    Verdammt nochmal, Roxane. Es war wirklich dumm von dir dich einzumischen. Du hättest es nicht hören sollen....sein Blick ging gen Himmel...jaja schon gut. Du hast es gehört und hast auf deine Art reagiert. Doch war ich derjenige der sich um die Situation gekümmert hat. Ich habe dich verteidigt. Je länger er sprach desto leiser und ruhiger wurde er, sein Arm wanderte auf ihre Schulter und sanft zog er sie an sich um sie dann vollends zu umarmen. Die Familie wird dir Ärger machen. Wahrscheinlich wirst du das Haus nicht mehr betreten dürfen. Von weiteren Sanktionen ganz zu schweigen. Was nun zu tun ist weiß ich noch nicht doch wird sicher eine Lösung gefunden werden. Dass er schon verlautbarte er würde Rom verlassen um in eine der Provinzen zu gehen verschwieg er noch. In dem Zustand in dem Roxane war würde sie möglicherweise alles falsch auffassen und noch mehr in Aufregung versetzt werden.

  • Sie fühlte sich wieder hochgezogen. War sie überhaupt bis ganz nach unten gekommen? Irgendwie war ihr schwummerig und sie konnte sich nicht richtig konzentrieren. Was sagte er? Was wollte er? Wieso war er überhaupt hier? Warum nicht bei diesen bornierten Idioten da drin? Wieso? Wieso war sie überhaupt hier?


    Sie wischte sich über die Augen und sah ihn kurz an, schüttelte nur den Kopf. "Geh zurück," meinte sie und hustete wieder. Als sie endlich erneut zu Atem kam, wirkte sie erschöpft. "Geh zurück zu ihnen. Es ist Deine Welt, nicht meine. Ich werde auch zurück gehen," meinte sie müde und meinte damit aber nicht sein Haus, nicht seine Familie. "Ich hätte nie hierher kommen sollen. Der Praetor hat es mir schon klar zu machen versucht, ich habe es nur noch nicht verstanden..." Sie ging gar nicht auf ihn ein, auf seine Worte, war viel zu sehr in Allem gefangen und wollte eigentlich nur noch weg und schlafen. Weg und ... ja... heim? Oder doch einfach nur weg!

  • Du bist doch nicht ganz frisch entfuhr es Aculeo. Mehr mit Humor gemeint als ernsthafte anzweiflung ihres Verstandes.


    Wenn es meine Welt wäre würde es nie zu dieser Situation gekommen sein. Ich habe ebenfalls mit gewissen Dingen Probleme. Die Kurzsichtigkeit der Leute ist manchmal schon schmerzhaft. Aculeo brach ab und beendete nicht was er noch sagen wollte. Ohne Umschweife meinte er. Ich werde nach Germanien gehen. Mit der Hoffnung dort in irgendeiner Form so leben zu können wie es einem beliebt. Sich nicht unbedingt den Regeln und Formen unterwerfen zu müssen und sich nicht, wie es so manchen geht, prostituieren müssen.
    Wie er nach Germanien kommen würde war ein großes Fragezeichen was ihn aber nicht hinderte den Plan weiter zu verfolgen.

  • Unbewusst - halt suchend aber auch weil ihr, je länger sie stand, schwindeliger wurde - lehnte sie sich am Ende seiner Worte an ihn. Ihre Beine wirkten wie Gummi und sie wusste nicht so recht, was sie tun oder sagen sollte. Aber irgendwie waren seine letzten Worte doch zu ihr vorgedrungen und sie hielt in ihrem Selbstmitleid - denn eigentlich war das Ganze durch den Zorn hervorgerufene, nichts Anderes - einen Augenblick inne. Dennoch konnte sie sich nicht so recht konzentrieren und deshalb bat sie nur leise: "Bitte bring mich heim," womit sie ihre kleine Unterkunft meinte. "Und dann sprechen wir über alles."

  • Aculeo nickte nur stumm und nahm sie an der Hand. Ihre Verfassung war schlecht, soviel hatte Aculeo bemerkt und deshalb ließ er sich Zeit. Sie gingen wortlos nebeneinander her bis sie endlich bei der Unterkunft angekommen waren.

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