Von der Villa der Quintillier kommend traf sie auf eine Gruppe Frauen, die auf dem Weg zum selben Ziel wie Sontje waren. Hinter der Frauengruppe hergehend horchte sie mit was diese tratschten. Zwei Mädchen durften zum ersten Male mitgehen und bekamen den Sinn und Zweck dieses Feiertags erklärt. Es ging um das Getreide, dem Grundnahrungsmittel und deren beginnende Blüte. Heute wurde das unscheinbare Blühen der Pflanze mit reichlich Blumenschmuck gefeiert. Die Frauen aber interressierten sich nicht für das Opfer an die Göttin oder die Prozession.
Sie wollten zum Volksfest, an welchem sich vor allem das niedere Volk, Schauspieler, Tänzerinnen und Dirnen beteiligen würde. Bald schon waren sie vor Ort. Sontje interessierte sich für die Bühnenspiele, welche Ovid als scaena levis, als leichte Muse bezeichnete, da dort eine Menge Kurtisanen auftraten, welche öffentlich tanzten und sich entkleideten. Der Germanin fiel die Anzahl der feiernden Prostituierten auf, welche die Göttin Flora als ihre Patronin feierten und sich besonders freizügig zeigten. Das Ausstreuen von Hülsenfrucht-Samen spielte überaus deutlich auf den sexuellen Aspekt des Blütenfestes an und verwies auf den Mythos von der Empfängnis des Mars durch Iuno.
Allzuschnell wurde es peinlich. Viel zu viel nackte Haut! Sontje machte kehrt und wandte sich der ausklingenden Prozession zu. Sie investierte eine auf dem Straßenboden gefundene Münze in ein Getränk, lehnte sich an eine von der Sonne beschienenen Hauswand und bewunderte die Menschen, die an der Prozession teilnahmen. Schluck für Schluck leerte sie das Gefäß und genoß die warmen Sonnestrahlen.
Mag wer sich dazugesellen?