Mitten in den Floralia

  • Von der Villa der Quintillier kommend traf sie auf eine Gruppe Frauen, die auf dem Weg zum selben Ziel wie Sontje waren. Hinter der Frauengruppe hergehend horchte sie mit was diese tratschten. Zwei Mädchen durften zum ersten Male mitgehen und bekamen den Sinn und Zweck dieses Feiertags erklärt. Es ging um das Getreide, dem Grundnahrungsmittel und deren beginnende Blüte. Heute wurde das unscheinbare Blühen der Pflanze mit reichlich Blumenschmuck gefeiert. Die Frauen aber interressierten sich nicht für das Opfer an die Göttin oder die Prozession.


    Sie wollten zum Volksfest, an welchem sich vor allem das niedere Volk, Schauspieler, Tänzerinnen und Dirnen beteiligen würde. Bald schon waren sie vor Ort. Sontje interessierte sich für die Bühnenspiele, welche Ovid als scaena levis, als leichte Muse bezeichnete, da dort eine Menge Kurtisanen auftraten, welche öffentlich tanzten und sich entkleideten. Der Germanin fiel die Anzahl der feiernden Prostituierten auf, welche die Göttin Flora als ihre Patronin feierten und sich besonders freizügig zeigten. Das Ausstreuen von Hülsenfrucht-Samen spielte überaus deutlich auf den sexuellen Aspekt des Blütenfestes an und verwies auf den Mythos von der Empfängnis des Mars durch Iuno.


    Allzuschnell wurde es peinlich. Viel zu viel nackte Haut! Sontje machte kehrt und wandte sich der ausklingenden Prozession zu. Sie investierte eine auf dem Straßenboden gefundene Münze in ein Getränk, lehnte sich an eine von der Sonne beschienenen Hauswand und bewunderte die Menschen, die an der Prozession teilnahmen. Schluck für Schluck leerte sie das Gefäß und genoß die warmen Sonnestrahlen.


    Sim-Off:

    Mag wer sich dazugesellen?

  • Die Ludi Florales, Scipio war genau zur richtigen Zeit nach Rom gekommen, denn hier kam er auf seine Kosten. Er bekam dargeboten, wofür er sonst Unmengen an Geld ausgab: Nackte Haut, pralle Rundungen und die eine oder andere Schönheit war auch darunter. Den Feiernden und Prostituierten schien es sogar noch Spaß zu machen, sich offen zur Schau zu stellen.Er genoss diese Feierlichkeit und die gute Aussicht und zum ersten Mal seit Langem fühlte er sich hier richtig, hier in Rom.


    Dennoch war Schauen immer noch etwas anderes als selbst aktiv zu werden und seine Lüste zu befriedigen. Dazu musste er wohl doch wieder ein Lupanar aufsuchen müssen; und sie überkam ihn, die Lust. Die Nackten hatten ihn ernsthaft heiß gemacht. Entschlossen zog er sich also aus dem Getümmel zurück und wollte sich auf den Weg zum nächsten Lupanar begeben, als er sie erblickte. Dieses junge Ding. Sie lehnte dort und sah einfach nur interessiert den Leuten zu. Sie war genau der Typ Frauen, auf den er es abgesehen hatte. Eigentlich hatte er sich ja geschworen damit aufzuhören, Frauen zu umgarnen, nur um sie ins Bett zu bekommen und sie anschließend sitzen zu lassen. In der Vergangenheit hatte ihm das schon so manchen Ärger eingebracht. Dennoch, sie war es ihm wert. Er wollte sie.
    Er änderte also seine Richtung und schlenderte lässig zur Unbekannten und lehnte sich ganz einfach neben sie an die Hauswand.
    "Ich dachte ich hätte heute schon Schönheiten erblickt, doch du übertriffst sie alle.", sprach er sie schließlich an. Ein freundliches Lächeln legte sich auf seine Züge.

  • Nur ein kurzes Stück von der Duccia entfernt lehnte eine andere Frau an der Wand, Aviana. Auch sie hatte sich all das Treiben nicht entgehen lassen wollen und hatte sich auf den Weg zu den Feierlichkeiten gemacht. Im Grunde genommen hatten ihre Wege ungefähr den gleichen Verlauf genommen.
    Sie hielt einen verdünnten Wein in der Hand und beobachtete ebenso das Treiben, das, auch wenn sie mittlerweile doch eine ganze Weile in Rom verweilte, auf sie nachwievor eine Faszination ausübte, die sie nicht leugnen konnte. Soviele verschiedene Gesichter, Figuren, Kleidungstypen.
    Dass neben ihr eine andere junge Frau der gleichen Tätigkeit nachging, fiel ihr erst auf, als sie den Blickwinkel etwas veränderte. Sie musste unweigerlich schmunzeln, sagte aber im ersten Moment noch nichts. Auch die Frau neben ihr wurde einen Moment lang beobachtet. Sie hatte blondes Haar, das bekam man nicht allzu oft zu sehen. Dann ging der Blick wieder von der jungen Frau fort.
    >Erstaunenswert was sich hier alles so ansammelt, mh?< meinte sie dann einfach schlicht und mit freundlicher Stimme, um irgendwie ein Gespräch beginnen zu können. Den Blick richtete sie nun wieder auf Duccia.

  • Seneca hatte gerade keinen Dienst, und wenn er sich mal nicht um irgendwelche Mörderbanden oder ähnliches kümmern musste, war der Miles eigentlich ganz froh mal dem Alltag der Kaserne zu entfliehen und sich eines der zahllosen Feste in Roma anzuschauen..
    Er stand in der Menge, und musste immer mal wieder seinen mittlerweile urbanisch indoktrinierten Blick eindämmen, welcher gerne Verdächtige erfasst oder einfach die gesamte Situation zu überblicken suchte. Doch heute hatte sich Seneca fest vorgenommen eine gute Zeit zu haben, schließlich hatte der Iunier noch nicht wirklich viel von Roma gesehen, also schon auf seinen Patroullien, aber gelebt hat er Rom seit seiner Ankunft vor einiger Zeit immernoch nicht wirklich. Während Seneca sich seinen Weg durch die Menge bahnte schwappte der Wein in seinem Becher hin und her, mit einem leicht verunsicherten Grinsen irrte er ein wenig umher, er mochte es schlicht nicht alleine zu sein, aber der Besuch der Floralia waren eine spontane Idee und so konnte er seine Kameraden oder seine Cousine nicht fragen ihn zu begleiten..

  • Es gab viel zu sehen und zu gucken. Frau wusste gar nicht wohin zuerst. Sie wandte den Kopf und blickte ihn direkt an. "Ahja? Inwiefern übertreffe ich sie alle? Das musst, nein, dies darfst du mir gerne genauer erklären." erwiderte Sontje unverbindlich lächelnd und nahm einen Schluck aus ihrem Becher. Sie musterte sein Gesicht aufmerksam, während sie langsam trank.


    Eine nette Frauenstimme erklang und Sontje schaute in die entgegen gesetzte Richtung, in welcher sie eine hübsche Frau erblickte. "Ja, finde ich auch, total sehenswert. So viel nackte Haut ist schon ungewöhnlich, weil dies an einem Festtag präsentiert wird. In der Tat bekleiden die meisten sich höchst freizügig... ist das Tradition des Festtags?" plauderte die junge Germanin und stellte eine Frage.


    Sontje bekam den Eindrück, dass sich die hübschesten und schönsten Bewohner Roms sich an diesem Fleck versammelt hatten. Um gesehen zu werden und sich selber den anderen zu zeigen. Der Mann mit dem Grinsen im Gesicht und dem Becher im der Hand wollte wohl gesehen werden. Sontje zwinkerte ihm freundlich zu und pustete die immer noch störende Strähne aus der Stirn.

  • Als sie ihn so anlächelte, da gefiel sie ihm noch besser und er begehrte sie umso mehr, dennoch galt es nun nichts zu überstürzen. Er wollte sie nicht sofort verjagen, nein, er würde sich langsam herantasten, Schritt für Schritt, so weit, bis er sie da hatte, wo er sie haben wollte. Gerade wollte er ihr daher antworten und sie weiter umgarnen, doch jemand kam ihm dazwischen. Eine Frau, verflucht sollte sie sein, mischte sie ab und sorgte dafür, dass sie sich kurz abwand. Er verfluchte sie, diese Frau, die er unter anderen Umständen wohl auch nicht verschmäht hätte, denn sie kam ihm nun gewaltig in die Quere. Das diese verdammten Weiber nur immer so gesellig waren und sich so gerne in Grüppchen versammelten. So war es nur schwieriger sie abzuschleppen! Dennoch würde er nicht so einfach aufgeben, nein, er räusperte sich und wartete kurz, bis sie ihm wieder ihre Aufmerksamkeit schenkte, ehe er fortfuhr."Du bist sehr schön und du bist anders. Nicht so, wie die typische Römerin, das macht dich umso interessanter und in meinen Augen auch noch einmal schöner. Schöner als die Schönheiten, die ich bisher hier erblickt habe. Ich würde dich gerne kennen lernen." Ja, er wollte sie kennen lernen, alles an ihr.

  • Aviana's Blick traf den Mann, der die Frau ebenfalls angesprochen hatte, was sie in ihrer Tagträumerei so gar nicht realisiert hatte. Sie hatte seine Stimme gehört, aber nicht recht bemerkt, dass es ebenfalls der jungen Duccia galt.
    >Ich denke schon, dass es dazu gehört.< meinte sie also etwas knapper, verwundert, dass die junge Frau auf diesen Schnösel überhaupt so einging. Gut, möglicherweise war da auch ein wenig Neid, dass nicht sie angesprochen wurde - oder? Oder war es wirklich nur ihr ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und dass sie solche flachen Schnösel nicht mochte? Es fiel Aviana schwer, dies einzuschätzen. Aber bei falschen Schmeicheleien klingelten Avianas Alarmglocken - schon immer. Sie mochte naiv sein, aber nicht in allen Belangen.
    >Aber irgendwas stinkt mir hier ziemlich.< erklärte sie, noch immer mit einem zuckersüßen Lächeln. Die Duccia konnte schließlich nichts dafür. Dann wandte sie sich dem Patrizier zu, den die ungeschickte Aviana nicht als solchen ausmachen konnte. Und der auch noch möglicherweise einmal ein Verwandter werden konnte, bedachte man Silana. Aber, Aviana ahnte schließlich nichts.
    >Die junge Dame hier scheint wirklich außergewöhnlich zu sein. Aber der Römer, der sie anspricht, wirkt offensichtlich wie ein völlig standartisierter Mann, der mit absolut standartisierten Sprüchen um sich wirft. Ich wollte den Tag genießen.< Sie sprach spitz, spitzer als es für Aviana gewöhnlich war. Aber sie empfand sein Verhalten als dermaßen dreist, dass sie sich übermäßig provoziert fühlte. Sie machte einen Schritt weg, nickte Duccia freundlich zu und rannte, als sie sich gerade herumdrehte, mit Wucht in den Iunier hinein und starrte erschrocken zu ihm auf.
    >Ich.. ent..entschuldige ich...< stotterte sie und betrachtete den mit Wein übergossenen Iunier bedauernd. Ihre eigene Tunika wies nicht weniger viele rote Weinflecken auf, die aber noch keine Beachtung der Helvetia fanden.

  • Seneca hatte gerade eine kleine Lücke in der Menge ausgemacht, von welcher er dem Spektakel zuschauen könnte. Er bahnte sich seinen Weg durch die Zuschauer als plötzlich "etwas" in ihn hineinknallte... Ein wenig verwirrt blickte der Iunier wieder nach vorne, hatte er doch vorher immer "seinen" Platz fixiert. Sogleich spürte er auch eine gewisse kälte auf seiner Brust, geschockt blickte er an seiner Militär-Tunika hinunter und sah die roten Weinflecken, welche sich tiefer tiefer in die Fasern des Stoffes fraßen..
    "Bei Iuppi...", brachte er heraus, waren es doch für gewöhnlich die normalen Trunkenbolde welche ihn auch auf den Patroullien durch Rom das ein oder andere Mal das Leben schwer gemacht hatten.
    Aber diesmal war es anders, sein suchender Blick ging leicht nach unten, und er erblickte eine junge Frau welche sich auch sogleich entschuldigte...
    "Es... Es ist schon gut...", sagte Senenca und blickte nochmal auf seine Kleidung.
    "Normalerweise ist es was anderes was unsere Kleidung rot färbt.", führte er tölpelhafterweise fort.. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Seneca konnte über sich selbst nur den Kopf schütteln, sowas sagt man doch nicht zu einer Frau, schon gar nicht wenn man sie gar nicht kennt...
    "Können wir so tun als ob ich das gerade nicht gesagt hätte?", fragte er leicht grinsend, "Mein Name ist Aulus Seneca von Iuniern.", warf er noch nach, und musste sich ein Lachen verkneifen als er bemerkte dass auch die Dame nicht vom Wein verschohnt blieb..

  • Am liebsten hätte sie sich in einem naheliegenden Erdloch verkrochen - und gäbe es eines in ihrer Größe, hätte sie es vermutlich sogar getan. Wie peinlich. Sein Spruch machte es auch nicht gerade besser, aber trotzdem kam ein verlegenes Lachen über ihre Lippen. Was sollte sie nun machen? Aber er gab eine gute Vorlage..
    >Wenn wir auch vergessen können, dass ich dich gerade über den Haufen gerannt habe...?< bot sie also als Tausch an und erblickte ihrerseits nun die Weinflecken auf der eigenen Kleidung.
    >Ich bin Helvetia Aviana.< stellte sie sich mit ihrem vollen Namen vor und schmunzelte. Der Frust über diesen seltsamen Patrizier ist beinahe völlig entschwunden. Der Patrizier, den sie nicht einmal als solchen hatte ausmachen können.
    >Ich sollte wirklich meine Tagträume streichen.< meinte sie dann mit einem Lächeln. Schließlich war ihre Gedankenlosigkeit an dem kleinen Unfall Schuld, der sie nun mit Weinflecken auf der Kleidung gestraft hatte. Und Weinflecken waren annähernd gar nicht entfernbar.

  • Seneca hatte nun ein ständiges Lächeln auf dem Gesicht. Dass Aviana auf ihn einging und über seinen plumpen Spruch hinweg sah, ließ ihn über seinen eigenen Fehler hinwegsehen..
    "Klingt nach einem fairen Handel.", sagte der Iunier, und schüttelte an seiner Tunika welche durch den Wein an seinem Körper pappte..
    "Helvetia Aviana.", sagte Seneca grinsend, er sollte vielleicht in seiner Freizeit das Militär aus seinem Charakter ein wenig rausnehmen...
    "Ich freue mich dich kennenzulernen.", meinte er und fuhr fort...
    "Ich bin auch ein Tagträumer, das haben ein paar Besucher der Castra Praetoria am Tor bereits festgestellt.", sagte er ironisch, "Jetzt hast du keinen Wein mehr, sollen wir dir einen neuen holen?"

  • Die Präsentation von nackter Haut gehörte zu diesem Fest? Wie wunderbar peinlich für Nicht-Römer! "Lass hören..." forderte Sontje die unbekannte Frau auf und bekam sogleich zu hören, was dieser stank. Sie bezeichnete den fremden Mann als Römer. Woran bloß erkannte sie ihn als Einwohner dieser Stadt?!? Der Mann mit dem schönen Kompliment war gar nicht nett?? Mit offenem Mund blickte Sontje die junge Frau an, welche sich asbald verabschiedete und ausgerechnet mit dem Mann zusammenprallte, welchem Sontje zugezwinkert hatte. Dieser hatte ihr Zwinkern gar nicht erfasst und kümmerte sich solgleich um die hübsche Unbekannte.


    Der fremde Mann neben Sontje gab in der Zwischenzeit seine Erklärung ab. Sontje hatte Avianas Hinweis im Ohr, dass er standardisierte Sprüche von sich gab. Trotzdem verhielt er sich genauso nett wie der Soldat vor Mantua. "Ich bin weder halbnackt noch tanze ich singend und trinkend mit. Woran hast du erkannt, dass ich nicht von hier bin? Mir ist aufgefallen, dass es sehr sehr wenige blonde Frauen gibt! Aber die Stadtzugehörigkeit und meine Haarfarbe allein kann es nicht sein, welche dich anspricht. Und inwiefern willst du mich näher kennenlernen?" fasste Sontje freundlich zusammen. "Wir können gerne miteinander reden und uns austauschen..."

  • Woran er es erkannt hatte, dass sie nicht von hier war? Man sah es ihr unmittelbar an. Ihre Hautfarbe war anders, als die der Frauen in Italia, sie war heller und auch anders als die helle Haut der vornehmen Damen. Ausserdem sprachen die blauen Augen und blonden Haare auch für sich.
    "Nein, an der Haarfarbe habe ich es nicht erkannt. Es ist dein Gesicht, dein Aussehen. Es sieht so aus, als würdest du aus dem Norden kommen. Du bist nicht der südliche Typ. Und das ist es, was mich reizt. Du bist anders, als all die anderen Frauen. Um ein Vielfaches interessanter., erklärte er ihr und lächelte.
    "Vielleicht kann man sich ja etwas... näher kommen.", fügte er dann noch vorsichtig hinzu und verdammte sich im nächsten Augenblick dafür. Hoffentlich war das nicht zu voreilig gewesen, nicht dass sie ihm nun durch die Lappen ging.
    "Vielleicht ist miteinander reden und austauschen ein guter Anfang... Ich bin übrigens Scipio, Nero Aurelius Scipio. Ich bin übrigens auch nicht von hier. Naja, nicht mehr.", stellte er sich letztlich noch vor.

  • Also war sie unter der italienischen Sonne gar nicht braun geworden und von den Sommersprossen waren nicht so viele im Gesicht. Da hatte der Spiegel sie aber ganz schön getäuscht! Sie lächelte ganz erstaunt. "Dass ich aus dem Norden komme ist richtig, ich bin aus Germanien. Es erstaunt mich, dass ich in deinen Augen interessant bin. Das hat noch niemand zu mir gesagt!" Sich näher kommen? Holla, er ging aber ran. Der Römer sprach einen zweiten Vorschlag aus der ihr besser gefiel. Dazu nickte sie. "Einverstanden!"


    Die Germanin riss die Augen auf, als sie seinen Namen erfuhr. Ihr blieb die Sprache weg. Sie musste sich mehrmals räuspern und tarnte dies als Husten hinter vorgehaltener Hand. Ihr Gegenüber war gar kein Römer, wie sie bis zu dieser Minute angenommen hatte. Er kam von woanders her. Oh weia! "Ehm.. was? Du bis ein Aurelier? Ein Angehöriger der Familie mit Löwen im Wappen? Trägst du ein Taschentuch mit eingesticktem Löwen mit dir?" Oh, warum hielt sie nicht den Mund? Sontje errinnerte sich allzugut an die Leiche, die sich als ein aurelischer Angehöriger rausgestellt hatte. Verdächtigte man sie und ihre Reisebegleiter dennoch des Mordes an dem Toten? Ein bisschen blaß um die Nase stellte sie noch eine Frage. "Von wo kommst du her?

  • "Eine Germanin also.",stellte er fest. Die Aussicht auf eine Germanin reizte ihn, war eine solche Frau doch absolutes Neuland für ihn. Ob sie so viel anders war, als eine Römerin oder Gallierin? "Erstaunlich, dass ich erst der Erste bin..." Er sagte es nicht nur so, sondern war wirklich erstaunt. Für ihn war sie interessant, da sie eben nicht wie eine typisch römische Frau war. Umso erfreuter war er, als sie seinen Vorschlag annahm und er weiter mit ihr sprechen konnte und vor allem mehr über sie erfahren konnte.
    Als sie seinen Namen hörte, schien sie sehr erstaunt, aber das war er gewohnt. Der Name seiner Familie war doch ziemlich bekannt und da sie obendrein eine patrizische Familie war, verblüffte Frauen umso mehr. Dass seine unbekannte Schöne allerdings andere Gründe für ihre Verblüffung hatte, war ihm allerdings nicht klar.
    "Ich trage den Namen und stehe in Verwandschaft zu ihnen, sonst habe ich nicht mehr viel mit meiner Familie zu tun. Aber ja, einen Löwen haben sie im Wappen.", erklärte er ihr. Aber warum sie nach dem Wappen fragte, war ihm gänzlich schleierhaft. Vor allem, dass sie auch noch fragte, ob er ein Taschentuch mit dem Wappen bei sich tragen würde, kam ihm merkwürdig vor.
    "Nein, ein Taschentuch habe ich nicht, aber einen Ring.", meinte er und hielt ihr kurz die Hand hin, damit sie den Ring betrachten konnte. "Aber warum fragst du? Ist meine Verwandschaft ein Problem für dich?",fragte er noch und hatte den Verdacht, dass seine Verwandschaft seiner neuen Bekanntschaft im Wege stehen konnte.
    "Ich lebe mittlerweile seit siebzehn Jahren in Massilia. Und woher kommst du?", beantwortete er auch noch die Frage seiner Herkunft.

  • "Dann darfst du dieselben Worte keiner anderen Frau mehr sagen..." neckte sie ihn schlagfertig und zwinkerte mit einem Auge. Er gehörte zwar zur Familie hatte aber kaum was mit ihr zu tun. Das war ja fast genauso wie bei ihr. "Ja, zeig mal..." Überaus aufmerksam musterte sie den Löwen in seinem Ring und stellte fest, dass dieser dem Löwen im Taschentuch sehr ähnelte. "Nein, ehm.. sie ist kein Problem.. ich bin neulich einem Mitglied begegnet und es war kein schönes Aufeinandertreffen." Weil er tot am Straßenrand lag, noch besser gelegen hatte, denn inzwischen ebfindet sich seine Leiche bei den Soldaten in Mantua. dachte Sontje bei sich und nahm sich vor auf der Hut zu sein. Ob man die Familie per Post benachrichtigt hatte, wusste sie gar nicht. Außerdem hatte sie keine Lust undschuldig verdächtigt zu werden. "Massilia kenne ich gar nicht. Ist es ein weiter Weg bis hierher? Ich bin hinter dem Limes geboren und irgendwann nach Mogontiacum gegangen." Inzwischen hatte sie schon wieder Durst, jedoch keine Münze mehr zur Verfügung. "Ehm.. willst du noch hier bleiben? Sollen wir uns irgendwo hin setzen, wo es weniger laut ist??"

  • Er setzte ein gekünsteltes Lächeln auf, als sie ihn so eben neckte. Normalerweise ließ er so etwas nicht auf sich sitzen, doch wenn es ihm half sie zu bekommen, dann ertrug er es gerne. Ebenso wie die Musterung seines Ringes. Geduldig ließ er es über sich ergehen. Als sie schließlich die unschöne Begegnung mit einem seiner Verwandten anschnitt, war er wenig überrascht. Er wusste, wie seine Familie tickte und kannte die Haltung Plebejern gegenüber. Er war da allerdings ganz anders. Plebejer waren allgegenwärtig, folglich fiel es auch nicht auf, wenn er sich mit der einen oder anderen Frau dieser Bevölkerungsschicht vergnügte.
    "Das kenne ich irgendwo her. Besonders freundlich sind meine Verwandten ohnehin nicht zu Plebejern, wenn diese sich nicht in einer herrausragenden Stellung befinden." Sie kannte Massilia nicht, nun gut, musste sie ja nicht."Massilia liegt in Südgallien, am Meer. Mit dem Schiff liegt die Stadt etwa drei Tage von hier."Und dann war er für einen kurzen Augenblick sprachlos. Er hatte angenommen, dass sie schon diesseits des Limes geboren wurde. Dass sie allerdings auf dem wilden, unzivilisierten Germanien stammte hätte er nicht geahnt."Jenseits des Limes? Also bist du eine waschechte Germanin?", fragte er sie verblüfft. Sie wurde allmählich immer interessanter.
    Ihr Vorschlag brachte ihn kurz davon ab weiter darüber nachzudenken.
    "Wäre wohl deutlich angenehmer.", meinte er schließlich und rümpfte die Nase, als ein Besoffener an ihm vorbeitorkelte."Wenn ich mich recht entsinne, dann befindet sich unweit von hier eine nette Taverne. Wenn du erlaubst, dann lade ich dich ein.", schlug er ihr vor. Das war ihm sein Geld durchaus wert, für sie würde er es investieren.

  • Sie musste wieder husten. "Der Mann war nicht mehr freundlich, er konnte es gar nicht mehr sein. Wir sind auf dem Weg einer zerstörten und verlassenen Kutsche begegnet. Wir dachten, es sind eventuell Verletzte vor Ort, die Hilfe brauchen. Ich fand seine Leiche am Straßenrand. Kurz darauf bekamen wir es mit einer Patrouille Soldaten zu tun." Sontje hörte, was er über seine Heimat Massilia erzählte und grinste schief. "Ja, das bin ich!" Sie bestätigte seine Meinung, dass sie eine waschechte Germanin sei. Kopfschüttelnd sah sie dem Betrunkenden hinterher. "Tz! Eine Taverne wäre mir in der Tat angenehm, als den Feierwütigen im Weg zu stehen. Gehen wir? Ich bin gespannt auf die hiesigen Getränke.." stimmte sie zu und pustete eine kleine Feder von den bloßen Unterarmen hinunter. Normalerweise würde sie sich in ihren dunklen Reisemantel einhüllen, doch diesen hatte sie jetzt so lange getragen, dass es ein Wohltat war, ohne den schweren Mantel unterwegs zu sein.

  • "Oh.", meinte er mehr aus Gewohnheit, denn aus Betroffenheit. Es ließ ihn eigentlich gänzlich kalt. Scheinbar handelte es sich hierbei um diesen Corvinus, oder wie er auch immer hieß. Er hatte den Angehörigen ohnehin nicht gekannt. Weshalb sollte er also um ihn trauern?"Das war also der andere Todesfall in der Familie. Nun ja, ich kannte ihn nicht.", erklärte er ihr immer noch gänzlich kaltgelassen. Er wechselte lieber wieder zu einem erfreulicheren Thema, das sein Interesse geweckt hatte, nämlich seine Bekanntschaft."Mir scheint dies ist ein guter Tag, mache ich doch im Moment eine sehr interessante Bekanntschaft. Sag an, was führt dich so weit von deiner Heimat entfernt hier her?" Sie hatte nun gänzlich sein Interesse geweckt, schließlich kam man als Mann seiner Stellung nur selten mit echten Germanen zusammen, noch seltener mit deren Frauen.
    Als sie seinen Vorschlag akzeptierte, lächtelte er freundlich und sagte:"Nun, dann lass uns gehen. wenn du erlaubst...", ehe er ihr seinen Arm anbot, damit er sie zu entsprechendem Etablissement führen konnte.

  • "Welcher andere Todesfall?" fragte Sontje stutzig geworden und zeigte an, dass sie hellhörig geworden war. Wenn der andere Unbekannte an der Pest gestorben war, so war die hiesige Familie in Gefahr. Zumindenst, wenn die Familie die Leiche noch bei sich zu Hause aufgebahrt hatte und sich mit der Verbrennung Zeit liessen. "Ich kannte ihn auch nicht." gab sie schulterzuckend zu. Seine Nachfrage ob ihrer Anwesenheit in dieser Stadt behagte ihr nicht, da sie dieser Frage schon in der Casa Germanica sich hatte stellen müssen. "Trauer, Wut, Neugierde und Lust auf neue Erlebnisse und Bekanntschaften." zählte sie postwendend auf, was ihr jetzt einfiel. Mit einem Lächeln hakte sie sich bei ihm ein und liess sich führen. Sie kannte sich ob der massig verzweigten Straßen und Gassen immer noch nicht aus. Mit interessiertem Blick beobachtete sie ihre Umgebung. "Wird immer mit Opfer, Prozession und Feier ein Feiertag gefeiert?"

  • "Meine Schwester", gab er etwas zynisch von sich. "Sie ist wohl vom Pferd gestürzt und dabei umgekommen. Ich kannte sie nicht, geschweige denn wusste ich von ihr. Ich kehrte ins Haus meiner Familie zurück, als ich von ihrem Tod hörte und erfuhr dort, dass sie meine Schwester war. Verrückt, nicht? Ausserdem habe ich wohl noch eine weitere Schwester, von der ich ebenfalls nichts wusste. Wohl die Zwillingsschwester der Verstorbenen. Nun ja, so viel dazu. Ich möchte dich nicht mit dieser Sache langweilen.", erklärte er ihr das, was er bisher im Haus seiner Familie erfahren hatte. Morgen würde er sich nun wohl darum bemühen seine Schwester kennen zu lernen. Es war ohnehin alles so absurd. Sein Bruder war tot, seine Schwester war tot, von welcher er nie erfahren hatte und die andere Schwester wartete noch darauf mit ihm bekannt gemacht zu werden.
    "Klingt fast so, als gäbe es viele Gründe, auch wenn keiner wirklich passen mag. Nun, eine Bekanntschaft hast du ja nun gemacht."
    Tatsächlich hakte sie sich ein, ein tolles Gefühl so mit einer Frau an der Seite. Leider verspürte er es viel zu selten. Normalerweise ging er mit "seinen" Frauen nicht aus in der Stadt.
    Langsam und jeden Moment genießend führte er sie zielsicher durch die verschachtelten Straßen und Gassen der Stadt.
    "Ja, schon. Beinahe jede Woche. Manchmal weiß der normale Römer nicht einmal, was sie gerade feiern. Naja, zumindestens geht es mir so.", erklärte er ihr mit einem breiten Grinsen. Ihn interessierte dieser ganze Rummel doch reichlich wenig.

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