[tirocinium] Titus Iunius Priscus

  • Wieder dauerte es dem centurio zu lange. Die Männer mussten wieder pumpen und zählten dabei auch wieder laut mit. Als sie wieder auf den Beinen standen, begann das ausrichten der Linien erneut, so lange, bis der centurio scheinbar zufrieden war.


    Die Erklärung mit den Füßen schien einige Männer zu überfordern, bei der ersten Wende gerieten die Reihen etwas durcheinander, als manche mit den falschen Fuß begannen, die Wende auszuführen.Hier und da wurde etwas gezischt, dann folgten weitere Drehungen und Wendungen.
    Am Ende waren die Reihen ein wenig unordentlich, doch wie durch ein Wunder blickten die Männer alle wieder in Richtung des centurio

    Sim-Off:

    :)

    .

  • Am Schluss der Übung standen alle Soldaten wieder richtig. Aber wie. Der centurio bekam das Grauen oder spielte das zumindest ziemlich gut vor:
    „Das ist ja grauenhaft. Einfach nur grauenhaft. Schafft ihr es nicht einmal bei dermaßen einfachen Kommandos eure Positionen zu behalten?! Das ist ja das reinste Trauerspiel, verdammt noch eins!“
    Okay, vielleicht übertrieb er es ein wenig. Aber nur ein klein wenig, oder?
    “Acies dirigite! Und zwar dalli!“, brüllte er die Soldaten an und es folgte wieder eine Abfolge von Befehlen.


    „Ad sinistram!“


    „Retro!“


    „Ad dextram!“


    „Ad dextram!“


    „Retro!“


    „Ad sinistram!“


    „Ad dextram!“


    „Ad sinistram!“

    Sim-Off:

    Und jetzt?

  • Und wieder gab es Schelte vom centurio, zurecht, denn die Reihen sahen überhaupt nicht ordentlich aus.
    Auf das Kommando ihres Vorgesetzten richteten die tirones die Linien wieder aus und es begann erneut ein drehen und wenden.
    Zumindest schafften es alle, sich auf die entsprechenden Kommandos in die richtige Richtung zu drehen.
    Schließlich standen sie wieder mit der Front zu ihrem centurio und die meisten auch noch auf ihrem Platz. Nur im letzten Drittel der Reihen waren zwei Mann etwas verrutscht, aber das fiel nur bei näherer Betrachtung auf.

  • Sim-Off:

    Tatsächlich! Verflixt, ich hatte was anderes geplant :D


    Natürlich war der centurio nicht zufrieden mit der Ausführung und ließ das ganze noch einige mal wiederholen. Ob es an den beiden lag, die schief standen, oder allgemeines Prinzip war, das wurde nicht so ganz klar.
    Sie tirones drehten sich also noch ein wenig in alle Richtungen und kurz bevor sie einen Drehwurm bekamen ging der centurio über zu einem anderen Thema:
    "Könnte besser sein! Aber wir machen weiter, ich will schließlich irgendwann mal fertig werden. Ein richtiger Soldat steht natürlich NICHT den ganzen Tag am selben Platz. Ab und an muss man sich auch mal bewegen. Und damit das anständig läuft, wird im Gleichschritt gegangen.
    Der Marschbefehl lautet "Aequatibus passibus! Pergite!".
    Dann setzt die ganze Abteilung gleichzeitig den LINKEN Fuß nach vorne. Dann den rechten und so weiter. Für's erste werde ich den Takt vorgeben. Lae- - rechter Fuß - -um - linker Fuß.
    Auf consistite wird angehalten. Das heißt links wie normal und den rechten neben dem linken Fuß abstellen."


    "Alles verstanden?! Gut dann:
    Ad dextram!
    Tirones! Aequtibus passibus! Pergite!


    Lae-


    -vum!


    Lae-


    -vum!


    lae-


    -vum!


    [...]


    consistite!"
    hieß es erst, als sie eine ganze Länge des campus abgelaufen hatten.

  • Priscus hatte längst aufgehört zu denken, er hörte nur noch auf die Kommandos des centurio, der immer wieder und wieder eine Richtungsänderung befahl. Schien ja ganz angenehm zu sein, wenn man alles befohlen bekam, dachte er für sich. Dann begann er über den Sinn und Unsinn des blinden Gehorsams nachzudenken und verpasst um ein Haar ein Kommando. Ob der centurio etwas gesehen hatte, wusste er nicht und hoffte, dass dieser immer so grimmig guckte.


    Schließlich konnten alle tirones ihre Richtung ändern, ohne sich zu schubsen und über den Haufen zu rennen. Erfreut hörte Priscus, dass sich ein römischer Soldat auch bewegte, was ihm sinnvoll erschien, angesichts der Größe des Imperiums. Dann kam der Befehl, nach rechst zu wenden. Die Männer standen nun als länglicher Wurm aus Leibern beisammen und setzten den linken Fuß zuerst auf, dann folgte der rechte, gefolgt vom linken.... Bis der Befehl zu Stillstehen kam. Der Letzte Mann hatte Schwierigkeiten gehabt, seine Füße zu kontrollieren und hatte deshalb konzentriert auf dieselben gestarrt. Unglücklicherweise hörte er dabei das Kommando nicht und rummste in seinen Vordermann hinein.

  • "Pass gefälligst auf, wo du hintrittst, du Volltrottel!" Mit diesen Worten schoss die Vitis des Trebelliers dem tiro in den Rücken, der den Haltebefehl überhört hatte.
    "Wenn ich consistite sage, dann heißt das consistite, klar?!
    An alle: Das hier ist das eifnachste der Welt, der nächste der einen Fehler macht, hat den Rest der Woche Latrinendienst. Ich hoffe, ihr habt mich verstanden?!"

    Ausnahmsweise blieb dieses Mal genug Zeit um eine Antwort zu geben.


    "Und weiter:


    Ad dextram!


    Aequatibus passibus! Peeergite!


    Lae-


    -vum!


    Lae-


    -vum!


    lae-


    -vum!"


    [...]


    consistite!"


    So ging es die drei anderen Seiten des campus entlang, bis sie wieder auf ihrer Ausgangsposition waren.

    Sim-Off:

    Mag sein, dass ich das mit dem Wurm falsch interpretiert habe, aber sicherheitshalber möchte ich nochmal anmerken, dass ihr in keiner Marschformation steht, sondern im Block von ca. 8x10 Mann. Eben contuberniumsweise hintereinander.

  • Die Männer antworteten mit einem kurzen "Jawohl centurio" und rissen sich zusammen. Der Nachbar des 'Volltrottel' brummte ihm etwas zu, was nur dieser hörte. Seine Gesichtsfarbe wurde eine Spur dunkler, doch er sagte nichts. Latrinendienst war alles andere als eine rosige Aussicht.


    Und wieder setzte sich die Marschformation in Bewegung, das einheitliche Stampfen der Füße war zu hören und wirbelte etwas Staub auf. Langsam kamen auch die letzten Plattfüße in den Tritt und als sie die letzte Seite abschritten, waren die Bewegungen einheitlich. Priscus achtete darauf, genug Abstand zu halten, als sie hielten und tatsächlich schafften es alle, ohne Zusammenstoß stehen zu bleiben.


    Sim-Off:

    Ah, danke, hab ich nicht gesehen.

  • "So, tirones. Das war der normale Marschschritt. Das werdet ihr auf dem Übungsmarsch die ganze Zeit durchhalten müssen. Mit vollem Marschgepäck!"
    Dem centurio war anzusehen, wie er sich vorstellte, dass der Haufen vor ihm japsend und keuchend versuchen würde, den Marsch zu absolvieren. Und man sah, dass ihm die Vorstellung gefiel.
    "Aber wir können nicht immer nur so rumschleichen, also werden wir jetzt mal das Tempo anziehen. Eilschritt - pleno gradu. Und ab jetzt werde ich nur noch die -um vorgeben. Mal sehen, wie ihr klar kommt."


    Der centurio platzierte sich auf der dem campus zugewandten Seite des Blockes an tirones und kommandierte:
    Tirones! Aequtibus passibus et pleno gradu! Peeergite"


    -um


    -um


    -um


    [...]
    Wieder wurde an jeder campusecke angehalten und gedreht, dann ging es weiter, bis sie wieder einmal rund waren.

  • Bei den Worten des centurio stellten sich Priscus die Nackenhaare. Er hatte das Gepäck aus der Rüstkammer geholt und überschlug, dass er mit allem, was er mitführen musste, rund anderthalb Talente mit sich herumschleppen musste. Das schien ihm schon ein beachtliches Gewicht zu sein, merkte er doch, dass seine Caligae noch nicht richtig eingelaufen waren und am Fußballen schon eine Blase gescheuert hatten.
    Bei den Worten Eilschritt richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf den Ausbilder. Nun ging es also schon schneller.
    Als das Kommando kam, liefen die ersten drei Glieder sofort los, die hinteren sieben verpassten den ersten Schritt und es entstanden Lücken zwischen den einzelnen Gliedern, als die nachfolgenden ebenfalls einen Schritt zu lange warteten. Erst auf der Hälfte des Campus waren die letzten wieder an ihren Vordermännern dran und die Einheit begann im Gleichschritt zu laufen, einmal rund um den ganzen Platz.

  • Die zurückgefallenen Soldaten bekamen die gesamte Zeit auffordernde und unglaublich motivierende Beleidigungen an den Kopf geworfen, bis es ihnen gelungen war, wieder zu ihren Forderleuten aufzuschließen.
    Und natürlich wurde auch diese Übung ein um das andere mal wiederholt. Irgendwann, es war bereits später nachmittag, ließ der centurio wieder halten und baute sich vor den probati auf:
    "So, ihr faulen Hunde. Eine letzte Aufgabe noch, dann könnt ihr euch wieder entspannen." Das letzte worde warf er gerade zu hin, mit aller Verachtung, zu der er fähig war.
    "Als letztes proben wir den Laufschritt. Also noch mal eine Stufe schneller. Bedauerlicherweise waren die Kerls früher wohl genauso lasch wie ihr und daher geht der Laufschritt ohne Gleichtakt.
    Wenn also jemand den Befehl "cursim" gibt, fallt ihr alle in einen gleichmäßigen Trab. Ihr sollt dass eine Weile durchhalten, also nicht sprinten!
    Dann wollen wir mal"


    "Aequatibus passibus! Peergite!" Und kaum einen Schritt später schnalzte schon der Befehl durch die Luft:
    "Cursim! Cursim!"

  • Langsam machte sich bei den Männern die Anstrengungen des Tages bemerkbar. Die Tuniken waren nass und kratzten, manch einem taten die Füße weh, auch Priscus hatte das Gefühl, dass irgendetwas an seiner Ferse und seinem großen Zeh scheuerte. Aber er biss die Zähne zusammen und war froh, als sie einen Moment Pause hatten, während der centurio den Männern den Laufschritt erklärte.


    Kaum hatten sie wieder genug Luft in den Lungen, als es auch schon wieder losging. Das 'cursim' verstetzte alle in einen recht gleichmäßigen Trab und schon nach einer Seite des Campus war das Keuchen und Schnaufen deutlich zu hören. Priscus hatte seinen Blick starr auf den Hinterkopf seines Vordermannes geheftet und trabte einfach hinterher. Schweiß lief ihm in die Augen, brannte und ließ es tränen. Er wischte sich über die Augen und dachte bloß: 'Weiteratmen, immer weiteratmen'.

  • Nachdem sie einige Runden um den campus gedreht hatten, ließ der centurio anhalten und befahl schlicht:
    "Tirones! Abite!"
    Er hielt wenig davon, seinen Untergebenen zu raten, wie sie einen Muskelkater vermeiden konnten. Das war deren Sache und würde zeigen, wer in der Lage war, sich einzuschätzen und mitzudenken. Ausreden würden am nächsten Tag natürlich nicht geltend gemacht werden können.
    Er selbst würde den Abend wohl in der Therma verbringen. Oder in den Armen eines der Mädchen der domina Deidameia in der Stadt.

  • Sim-Off:

    Ich schreibe zwar immer der x. Tag, aber das ist nicht wörtlich zu nehmen. Zwischen dem letzten ausgesimmten Übungstag und diesem ersten mit dem scutum liegen einige, in denen die Grundlagen udn eure Fitness gedrillt wurde.


    Kurs bevor erste Stundensignal geblasen wurde stand Sextus Trebellius Vetulio schon auf dem campus und wartete geradezu darauf, dass einige tirones zu spät kommen würden.
    Mit strengem Blick maß er die ankommenden tirones, wer bei Signalende noch nicht auf seinem Platz stand, der konnte mit einer Strafe rechnen.

  • Zusammen mit seinem Contubernium kam Priscus über den Platz gelaufen, gerade wurde zur hora prima geblasen. In den letzten Tagen hatten sie exerziert, waren gelaufen, hatten das Stehen in Formation geübt, waren wieder gelaufen. Das ientaculum war kaum in den Magen gewandert, da ging es wieder los.
    Priscus hatte in diesen Tagen seinen Körper so gespürt wie noch nie in seinem Leben, jede Faser schmerzte von der Leibesertüchigung. Noch müde stellte er sich ins Glied und blinzelte den centurio aus kleinen Augen an.

  • "Guten Morgen ihr Schlappschwänze! Etwas schneller, wenn ich bitten darf." brüllte der centurio den ankommenden Soldaten zu. Und kaum war das Stundensignal ausgeklungen setzte er nach:
    "Alle, die bis jetzt noch nicht an ihrem Platz sind, haben für den Rest der Woche Latrinendienst. Und jetzt bewegt euch endlich!"
    Und noch bevor der letzte Soldat endgültig stand, setzte er nach:
    "Tirones, ihr freut euch sicherlich alle, dass ihr jetzt endlich zu eurem Werkzeug kommt. Wir fangen heute mit dem scutum an.
    Tiro Iunius! Was kannst du uns über das scutum sagen?!"

  • Noch nicht einmal den Schlaf konnte man sich genüsslich aus den Augen reiben, ohne angebrüllt zu werden, dachte Priscus, doch langsam gewöhnte man sich an den Ton. Unglücklicherweise gehörte er zu den Männern, die noch nicht ganz standen, als das Signal verklungen war. Lautlos fluchend dachte er an die Latrinen und daran, dass gestern ein Donum eines früheren Tribunus angekommen war, Karren mit vielen guten Sachen. Die Männer hatten auch davon bekommen, dabei aber viel zu viel und viel zu durcheinander gegessen. Das konnte nur vermehrte Hinterlassenschaften in den Latrinen bedeuten.


    Doch bevor Priscus sich noch weitere Gedanken machen konnte, begann der centurio schon wieder zu sprechen. Es war endlich mal eine Abwechslung, langsam an die Kampfausrüstung herangeführt zu werden. Als er gefragt wurde, überlegte er kurz, was er von seinem Vater noch wusste.
    "Nun...das scutum ist der Schild der Legionäre, hat etwa die Höhe von den Füßen bis zum Bauch, wenn man es abstellt. Es dient als Schutz vor allen Arten von Angriffen", fügte er noch hinzu.

  • Natürlich freuten sich die milites. Es war doch jedes Mal das selbe, kaum ging es an die Waffen, schon wurden die Soldaten wieder munter.


    "Soweit ist das richtig, aber nutz mal deinen Schädel! Kann man ein scutum auch aktiv im Kampf einsetzen?!"
    Die Antwort auf die Frage wurde dann auch freihaus muitgeliefert:
    "Ja, das kann man. Zum einen durch den Druck, den man auf die Feinde ausüben kann. Zum anderen kann man gegen Schienbeine und andere Körperteile schlagen. Ein gezielter Schlag von unten gegen die Nase kann einen Mann töten!"


    "Ihr könnt nun eure Übungsscuti dort hinten abholen. Ihr werdet feststellen, dass sie schwerer sind als jene, die ihr bei der Musterung bekommen habt. Das ist Absicht, also verschont mich mit blöden Nachfragen!"
    Erklärungen gab es - wie immer - keine.

  • Tatsächlich stieg die Stimmung beträchtlich, als die Männer endlich ihr Handwerkszeug an die Hand bekamen. Die scuta waren wirklich schwerer, dachte Priscus, als er seines hochhob und sich wieder an seinen Platz stellte.


    Er blickte kurz nach rechts und links, ob alle Männer schon standen und stellte dann das scutum vor sich auf die Erde und hielt sich gemütlich am oberen Rand fest. Die Schutzwaffe ging ihm bis zum Bauch, was beruhigend war. Gespannt wartete er auf weitere Anweisungen.

  • "Das scutum wird mit gestrecktem Arm an der Griffstange hinter dem umbo getragen!" blaffte der centurio einige Soldaten an, die beim Holen der Schilde anders vorgegangen waren.
    "Da es sich mit erhobenem Schild schlecht steht und mit gesenktem Schild schlecht marschiert gibt es dazu zwei einfache Befehle:
    scuta sursum und scuta dorsum
    ~ Schild auf/ab
    "Diese werden wir jetzt üben und dann dürft ihr versuchen mit Schild in der Hand zu laufen." Und zur Abwechslung folgte was? Richtig ein diabolisches Grinsen.


    "scuta sursum!


    scuta dorsum!


    scuta sursum!


    [...]


    scuta dorsum!"


    Wieder wurden diese grundlegenden Befehle in nahezu endloser monotoner Folge geübt.

  • Ein Grinsen lief Priscus über das Gesicht, als er die Trageweise einiger der Männer sah. Einer hatte sogar versucht, sich das scutum unter den Arm zu klemmen.
    Die Befehle zum heben und senken der scuta wechselte ständig ab und Priscus spürte das Gewicht des Schildes, das er auf gut ein halbes Talent schätzte. Langsam wurde ihm der Arm schwer.

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