Triclinium | Cena Fratrum Arvalium

  • Die Sonne, jener feurige Koloss, hatte den Zenit bereits überschritten und querte nun die Himmelsspäre gen Horizont, wo sie in einigen Stunden unweigerlich versinken würde, nur um die Finsternis der Nacht am nächsten Morgen - welch Mirakel! - mit ihrer Wiedergeburt erneut zu vertreiben. Unaufhörlicher Kreislauf der Zeit, uralt, wie auch die Bräuche der Arvalen, die ehrenvoll und gewissenhaft zu erfüllen jeder Generation auserwählter Brüder erneut zuteil wurde. Deshalb versammelten sie sich auch an diesem Nachmittag, nach den ersten heiligen Handlungen am Morgen, um, nachdem sie das übliche Bad genommen hatten, nun das obligate Festmahl miteinander zu feiern. In bequemer Kleidung griechischer Provenienz erschien auch Quintus Flavius zur cena im triclinium des flavischen Hauses, welches für diesen Anlass in prächtiger Weise geschmückt worden war. Die Falten seiner synthesis entlangstreichend, die aus dunkelgrünem Stoff mit filigranen silbernen Mustern an den Rändern gefertigt war, trat er in Erscheinung und ließ sich auf dem ihm zustehenden Platze nieder. Nicht nur die Arvalbrüder selbst nahmen jedoch an diesem Mahle teil, sondern auch die pueri ingenui patrimi et matrimi saßen zu Tisch, um im Laufe der voranschreitenden cena spezielle Handreichungen zu vollführen. Exquisite Köstlichkeiten waren für dieses Festmahl zubereitet worden, die nun in wohldurchdachter Reihenfolge, und, um Auge wie Geschmack gleichermaßen zu verwöhnen, anregend drapiert, serviert wurden. Köstlichkeiten folgten auf Köstlichkeiten, bis schließlich selbst die Hungrigsten der Brüder ächzend auf ihren Klinen lagen, und sich kaum mehr bewegen, geschweige denn noch mehr der Gaumenfreuden zu sich zu nehmen vermochten. Ehe jedoch der finale Nachtisch aufgetragen wurde, sollte nun auch die Göttin selbst das gebräuchliche Tischopfer erhalten, das ihr von den pueri in Gestalt von Wein und Weihrauch auf ihrem Altar dargebracht wurde. Unter die Arvalen selbst wurden nun jedoch Kränze, lose Rosen und die Näschereien des Nachtisches verteilt, auch in Servietten eingepackte kostbare und geweihte Salben und schließlich die sportula, der ansehnliche Betrag von hundert Denaren für jeden Besucher, ein Aufwand, den Flavius Piso als Magister des Jahres gewiss großzügig bestreiten würde.

  • Nachdem Durus sich zum Bad in seine Villa zurückgeben hatte, erschien auch er zum Essen. Ähnlich wie die meisten anderen, trug auch er eine Synthesis in seiner Lieblingsfarbe Blau. Selbstverständlich war das Essen wieder einmal köstlich, sodass Durus überlegte, ob er den Flaviern ihren Koch abspenstig machen sollte...

  • Ja, tatsächlich hatte Piso sich Gedanken gemacht um das Essen. Typisch flavisch hatte er den Tisch opulent anrichten lassen.
    Zu den Speisen gereicht wurde Wein, auch kostbarer Falerner, schließlich würde kein Flavier sich je nachsagen lassen, dass er sich lumpen lassen würde. Piso hatte sich dabei was gedacht, dass er
    Als Vorspeise gab es diverse Kleinigkeiten – Schafskäse, Brote mit Käseaufstrich, Trauben, und Salat, auf welchen großzügig Olivenöl hinaufgeschüttet worden war. Dazu wurden Eier gereicht. Und zwar in allen Formen. Spiegeleier, Rühreier, weiche Eier – der flavische Koch, Attalus, hatte darauf acht gegeben, dass die Eier ungefähr zu je einem Drittel verschiedentlich zubereitet waren. Auch gab es Hühnersuppe, besonders geeignet für die älteren Arvalbrüder, welche einfach nicht mehr so gut beißen konnten. Zudem wurden lukanische Würste gereicht.
    Als Hauptspeise gab es Huhn a la Fronto – eine Spezialität des flavischen Koches – mit Räucherfleisch und gedünstetem Gemüse als Nebenspeise.
    Zu guter Letzt rundete ein Nachtisch die Gaumenfreude ab. Datteln mit reichhaltig Honig gab es, sowie auch Obst.
    Piso hoffte, den Geschmack der Brüder getroffen zu haben, und gratulierte sich dazu, dass er einen so guten Koch zur Verfügung hatte. Attalus sah zwar so aus, als ob er schon mal jemanden umgebracht hatte, und es jederzeit wieder tun würde, aber kochen konnte er sehr gut. Ein Genie! Nie würde Piso ihn verkaufen, und er war sich auch ziemlich sicher, Gracchus würde es nicht tun.


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