2 Patrizier kaufen ein


  • Er konnte Floras Reaktion durchaus nachvollziehen, ihre Empörung war vollends gerechtfertigt aber dennoch wollte der junge Claudier nun ein wenig vom Thema ablenken. Schlimm genug das dieser Mann ein Klient seines Großvaters war und das der ganze Markt bereits seine Augen auf Quintus geworfen hatte...


    Dankbar nahm er daher Flora's Antwort auf seine Frage bezüglich ihres Einkaufes auf. Wenigstens konnte er so weiterem Unangenehmen aus dem Weg gehen.
    Der Claudier lauschte ihren Worten und es machte ihn ein wenig traurig als die Aurelia ihm mitteilte, dass sie heiraten werde.
    Eine weitere Schönheit, die bereits vergeben ist, was für eine Schande... und kriegen tut sie mit Sicherheit irgendein alter, stinkreicher Kerl.., dachte er sich im stillen und fragte dann


    "Darf ich fragen, wer der Glückliche ist, der eine solch schöne Frau heiraten darf?"


    seiner Stimme war eine leichte Bedrücktheit anzuhören.

  • Heiraten, das war ein leidiges Thema. Eines über das sie eigentlich nicht wirklich nachdenken wollte. Aber da der Termin immer näher rückte, war sie gezwungen sich damit auseinander zu setzen. Ihre Aufmerksamkeit lenkte sie zu Felix, er wirkte bedrückt auf ihre Ankündigung hin. Aber wen sie heiraten würde, war nun einmal nicht ihre Entscheidung. Diese Entscheidung lag bei ihren Verwandten. „Ich werde Tiberius Durus heiraten“, erklärte sie mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Ein jüngerer Mann wäre ihr lieber gewesen, doch das konnte sie jetzt nicht ändern. Es sei denn, der Tiberier würde plötzlich Tod umfallen. Aber irgendwie bezweifelte sie das. „Es war die Entscheidung meiner Verwandten“, fügte sie noch hinzu und zuckte dann leicht mit den Schultern. Als wollte sie sagen: Wenn es nach mir ginge, würde ich jemand anderes wählen. Aber es geht ja nicht nach meinen Wünschen.
    Als Spross einer ebenfalls einflussreichen patrizischen Gens, kannte er sicher das Dilemma, des Ehrgefühls und der Verpflichtung gegenüber der Gens. Was sollte sie dazu auch noch groß sagen. Eine Heirat aus Liebe war fast unmöglich.
    Flora unterdrückte ein Seufzen, sie beneidete Prisca. Ihre Cousine hatte das seltene Glück ihrem Ehemann nicht nur zugetan zu sein, sondern auch noch in ihn verliebt zu sein. Und sie selbst durfte als Ersatz für ihre untreue Verwandte einspringen. Nicht gerade das, wovon eine junge Frau träumte. „Deine Verwandten haben doch sicherlich auch große Pläne mit dir?“ lenkte sie von sich ab.

  • Tiberius Durus also.. dachte Quintus im stillen.
    Auch wenn die Aurelia es durch einen ernsten Gesichtsausdruck verbergen zu wollen schien hörte man ihren Äußerungen und ihrer Gestik ein wenig an, dass es offenbar nicht ganz nach ihr gegangen war.


    Aber was hätte sie machen sollen? Ihre Situation kannte der Claudier nur zu gut. Viele seiner Verwandten waren gegen ihren Willen zum Wohle der Gens verheiratet werden und wahrscheinlich würde es seiner Schwester demnächst ebenso gehen.
    Flora tat dem Claudier leid.


    "Wie gesagt, er kann sich glücklich schätzen, einer solch umwerfende Frau versprochen worden zu sein.


    Was meine Zukunft anbelangt werde ich dasselbe wie jeder Patrizier versuchen. Einstieg in den Cursus Honorum. Vermehrung des Ruhmes und Ansehens meiner Gens. Das übliche halt.
    Nicht das ich das nicht gut finden würde, nein, ich finde es sogar sehr gut udn freue mich auf meine Kandidatur nächstes Jahr. Aber es ist dennoch stets das gleiche. Wir Patrizier werden in unsere Rollen hineingeboren. Auch wenn wir die freiesten Bürger zu sein scheinen, sind wir eigentlich dennoch die, die am meisten an Dinge und Rollen gebunden sind, oder? "

  • Die Wahl wen sie heiraten würde, lag nicht bei ihr. Es war eine Enstcheidung der Familie und sie musste sich damit abfinden. Das Leben des Claudiers war bereits auch vorgeschrieben. Man erwartete von ihm, dass er den Cursus Honorum erfolgreich beschritt. Dass er dem Beispiel seiner Vorväter folgte und seiner Gens zu noch mehr Macht und Einfluss verhalf.
    Schlecht hatte sie es nicht getroffen, ganz im Gegenteil, eigentlich konnte sie froh sein, Tiberius Durus versprochen zu sein. Ein ehemaliger Consul und vielbeschäftigter Mann der seiner jungen Frau wohl nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken würde, sodass sie doch eine gewisse Freiheit hatte. Einmal davon abgesehen, dass man von ihr erwartete ihrem Mann einen Sohn zu schenken. Das war schließlich ihre Pflicht, wenn man einmal davon absah, dass sie das hübsche Anhängsel bei öffentlichen Auftritten sein sollte.


    Ganz kurz lächelte sie ihm, als er meinte, dass sich der Tiberius glücklich schätzen konnte, sie zu heiraten. Sie lächelte vor allem, weil er geschickt eine kleine Schmeichelei versteckt hatte. "Jeder hat seine Verpflichtungen. Wirklich frei ist wohl niemand?"


    Gemächlich schlenderten sie an den unzähligen kleineren Geschäften rund um den Mercatus vorbei. Immer mal wieder ließ sie ihren Blick über die verschiedenen Waren gleiten. Aber auf Anhieb wollte ihr so gar nichts richtig gefallen. Es war schließlich ein kleines Schmuckkästchen aus Ebenholz und mit Elfenbeinintarsien welches ihre Aufmerksamkeit weckte.

  • Felix freute sich über das Lächeln der Aurelia. Ob sie es dank seines Komplimentes oder einer anderen Sache tat, war ihm egal. Er erfreute sich vielmehr an diesem kurzen Augenblick.


    "Wohl war, wirklich frei ist wohl niemand."


    An ihrer Seite schlenderten sie durch die Straßen und Gassen Roms. Nach einiger Zeit des erfolglosen Bummels, wunderte sich der Claudier warum ihm noch nicht langweilig geworden war. Stünde seine Schwester neben ihm hätte er wahrscheinlich schon längst gebeten nach Hause gehen zu können. Dem war dieses Mal aber nicht so...


    Dann blieb Flora plötzlich unerwartet stehen und betrachtete die Auslagen eines Schmuckladens. Er konnte nicht erkennen für was sie sich interessierte, von daher schob er kurz eine Frage ein...


    "Siehst Du etwas, das Du haben willst?

  • Frei sein… die meisten Sklaven strebten danach ihre fesseln abzulegen und ihr Leben wieder selbst bestimmen zu können. Doch warum sollte es diesen Geschöpfen besser gehen, wie dem Nachwuchs reicher Familien? Diese konnten ihr Leben schließlich auch nicht selbst bestimmen, sondern mussten sich nach den Wünschen ihrer Verwandten richten. Im Grunde war jeder Untertan seiner Verpflichtungen. Das Wohl der Familie, des Staates, stand über dem eigenen Wohl. Das wurde ihnen von klein auf beigebracht.


    „Hast du schon einmal mit dem Gedanken gespielt einfach das zu tun, was du willst?“ fragte sie nach. Einfach um ein Gespräch in Gang zu bringen. Bisher entpuppte sich ihr Begleiter als wenig kreativ, was dies anging. „Wo bist du geboren? In Roma?“ fragte sie dann einfach weiter um gleich etwas mehr Themen zum reden zu haben. Ein Bummel machte schließlich nur dann Spaß, wenn man sich nicht die ganze Zeit anschwieg. „Ich bin in Terentum aufgewachsen. Zusammen mit meiner Schwester..“, bei der Erwähnung Narcissas wurde ihre Stimme etwas leiser. Es kam ihr ganz recht, dass er dann fragte, was ihr an diesem Stand so gefiel. „Das Schmuckkästchen“, sie nahm es direkt auch zur Hand. Der Händler wuselte sofort herbei.
    „Ein seltenes Stück hast Du entdeckt, Herrin“, begann ein Schwall an Worten über sie herein zu brechen. Das Kästchen wurde natürlich in den höchstens Tönen gelobt. Es wurde erklärt, dass es bereits einen weiten Weg hinter sich hatte und direkt aus Africa stammte. „Das Elfenbein habe ich höchst persönlich einem Elephanten abgerungen.“ Es folgte eine hanebüchene Geschichte über den Kampf mit dem großen Ungeheuer. Der Händler hörte sich wohl liebend gern selbst reden.

  • Aurelia Flora, die bisher - wahrscheinlich auch wie Felix selbst - wenig unternommen hatte ein Gespräch in Gang zu bringen nahm nun offenbar die Initiative in die Hand und versuchte den Claudier in eine richtige Konversation zu verwickeln.


    "Einfach das tun was ich will? Gute und zugleich aber auch sehr schwer zu beantwortende Frage, findest Du nicht?
    Einerseits will ich natürlich den Ruhm , das Ansehen und Vermögen meiner Gens vermehren andererseits gefallen mir, wie wahrscheinlich jedem der ehrlich ist, nicht alle Methoden dies zu erreichen. Überall Speichellecker zum Beispiel. Man muss sich nur den Praefectus Urbi ansehen. Der ist, obwohl er selbst aus plebeischem Hause stammt, immer von dutzenden Klienten umgeben die ihm am liebsten die Füße ablecken würden. Nein, es gibt viele Arten die mir nicht gefallen um an Macht zu kommen.


    Um aber zu Deiner ursprünglichen Frage zurückzukommen. Was genau meinst Du? Was soll ich denn auch anderes wollen als ebendies: Ruhm Ehre und Ansehen? Genau das wird uns ja von kindesbein an eingeprägt und überall vergegenwärtigt. Ich glaube uns als Patriziern steht es gar nicht zu etwas anderes zu wollen und ich für meinen Teil zumindest möchte eigentlich auch nichts anderes. Aber.... wie gesagt... wir kennen es nicht anders. Woher sollten Du und ich andere Wünsche haben? "


    Nach kurzer Pause sprach er weiter.


    "Um auf Deine zweite Frage einzugehen. Ich stamme aus Rom, ja. Meine Schwester und ich sind stets wohl behütet in der Villa Claudia aufgewachsen. Bis zu unserer Bildungsreise vor knapp eineinehalb Jahren hatte unser Leben keine außergewöhnlichen Höhepunkte. Das übliche halt. Wenig spielen, viel lernen, viel Unterricht mit guten Lehrern, ausgiebige Ausbildung und Schulung in unseren Riten zu ehren der Götter und so weiter.. Und Du, gab es bei Dir irgendetwas besonderes??"


    Der Händler begann noch währenddem Quintus sprach auf die Aurelia einzureden. Er schien leichtes Geld zu wittern und pries sein Schmuckstück in höchsten Tönen an. Das es wirklich nicht schlecht aussah ließ sich nicht verschleiern, aber dann mit einer solch übertriebenen Geschichte, bei der er selbst einen Elefanten erlegt hatte, aufzutischen, war schon ziemlich frech. Zumindest nach der Meinung des Claudiers.
    Andererseits wären Händler wohl kaum Händler wenn sie ihre Ware nicht so gut wie möglich verkaufen wollen würden.
    Irgendwie erinnerte ihn der Mann an die speichelleckenden, lediglich auf ihren Profit dadurch bedachten, Klienten des Praefectus Urbi.

  • Etwas verwundert sah sie ihn. Was war denn an ihrer Frage so schwer zu beantworten? Sie hatte bisher keinen Spross patrizischer Familien getroffen, der sich nicht ein anderes Leben ausmalte. Eines als Poet oder Künstler. Als Musiker oder aber einfach nur auf Reisen. Die ganze Last der Verantwortung ablegen und alle Erwartungen hinter sich lassen. Felix schien da anderer Natur zu sein, es schien für ihn nicht nur Pflichterfüllung zu sein, den Wünschen seiner Eltern nach zu kommen. Er strebte nach Macht und hatte dabei ganz klare Vorstellungen davon wie er sie erlangen wollte.


    „Eines Tages werden Klienten auch von dir abhängig sein und sie werden dann ebenfalls alles tun um deine Gunst zu erringen. Ist es nicht etwas vermessen zu denken, dass dir alles in den Schoss fällt und man dir Tür und Tor öffnet, nur weil du ein Mitglied der Claudier bist?“ gab sie zu bedenken. „So schwer es uns Patriziern auch fällt, aber schon lange nicht mehr haben unsere Familien so einen Einfluss, dass einer der Unsrigen ohne Hürden in den Senat aufsteigt. Ein Aufstieg ist harte Arbeit und ab und zu wirst du wohl nicht darum herum kommen, auch einmal nachzugeben…“ Ihre Verwandten hatten es ja auch schließlich nur durch harte Arbeit in den Senat geschafft.


    „Was ich gern tun würde? Macht und Ruhm sind nicht alles auf der Welt“, gab sie mit nachdenklich trauriger Miene von sich. Sie würde dies alles eintauschen nur um ihre Schwester zurück zu bekommen. „Mir wäre manchmal ein Leben, in dem ich meine Entscheidungen selbst treffe lieber“, gab sie zu und zuckte dann die Schulter.


    „Du hast eine Schwester?“ fragte sie dann nach. „Terentum ist nicht gerade ein Ort an dem der Bär steppt. Wir sind wohlbehütet aufgewachsen. Bis wir nach Rom geschickt wurden um verheiratet zu werden. Das Schicksal einer jeder Tochter aus gutem Hause“, sie klang ein wenig zynisch.


    Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf ihre Züge, der Händler mochte etwas aufdringlich sein, aber seine Geschichte war durchaus spannend, auch wenn sie an den Haaren herbei gezogen war. „Meine Dame“, begann er nach seiner Geschichte zu lamentieren. „Bei deiner Schönheit verblassen Gold und Edelsteine! Ich mache dir ein Angebot, das du nicht ausschlagen kannst. Und sicherlich will dein Begleiter dir dieses Schmuckkästchen zum Geschenk machen!“ Nun war Felix in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Der wandelnde Geldbeutel in den Augen des Mannes.

  • Den Schmuckladen vor dem sie standen begann der Claudier vollends zu vergessen als er sich immer mehr in ihr Gespräch vertiefte.


    "Natürlich ist es harte Arbeit und mitnichten wird mir, wie du richtig sagst, alles in den Schoß fallen. Eben das macht ja auch einen der großen Reize der Politik aus.. Aber wie gesagt eben diese Herausforderungen macht die Politik ja so spannend. Zu versuchen seine eigenen Ideen und Ziele zum Wohle Roms durchzusetzen ist eine enorme Aufgabe derer nicht vieler sich als würdig erweisen können.
    Aber sag, was meinst Du mit einem Leben in dem Du Deine Entscheidungen selber treffen kannst?"


    Er war so konzentriert der Aurelia zuzuhören und ihren Worten zu lauschen, dass er den Händler beinahe überhört hätte und aufschrak als jener ihn direkt ansprach.


    "Ähh..äh..ja, aber natürlich."


    sagte der Claudier an den Händler gewandt, und sagte dann zu Flora


    "Wenn Du es haben willst schenke ich es Dir, Aurelia Flora. Gut aussehen tut es allemal"


    Noch während er sprach zückte er bereits seinen Geldbeutel, da der Claudier nicht davon ausging, dass eine Frau solch ein Geschenk abschlagen würde.

  • Der Claudius schien große Pläne für seine Zukunft zu haben, aber das was er sagte war ein altes Lied. Zum Wohle Roms, blablabla…, Macht und Ehre und Ruhm, blablabla…, Einfluss der Gens vermehren. War das nicht das Ziel aller, die versuchten in der Politik Fuß zu fassen? Jedenfalls hatte sie noch nie gehört das jemand etwas anderes sagte und sie alle waren fest davon überzeugt, dass sie sich als würdig erweisen würden.
    Leicht verwundert sah sie ihn an, als er fragte, was sie meinte. War es so schwer zu verstehen, dass sie einfach nur selbst entscheiden wollte, wie und mit wem sie ihr Leben gestalten wollte? Anscheinend. „Man hat genaue Vorstellungen davon was ich zu tun und zu lassen habe. Wen ich heiraten soll und dass es meine Aufgabe ist Kinder zur Welt zu geben. Wenn wir doch ein wenig ehrlich sind, sind die patrizischen Frauen nichts weiter wie Zuchtstuten, die dafür sorgen sollen, dass der Name unserer Familien weiter gegeben wird“, das klang zwar nun etwas hart, aber im Grunde war es genau das, was man von ihr erwartete.


    Es hätte nicht gefehlt, dann hätte der Händler sich wohl die Hände gerieben, weil der junge Mann doch tatsächlich den Geldbeutel zückte. Vielleicht sollte er der jungen Dame noch ein paar weitere Dinge aufschwatzen, wenn sich ihr Begleiter, als so großzügig heraus stellte.
    Flora empfand den Händler als dreist. Aber eines musste man ihm lassen, er war ausgefuchst, mit den richtigen Schmeicheleien brachte er doch glatt Felix dazu, ihr dieses Schmuckkästchen schenken zu wollen. Allein der Anstand gebot es, dass sie wenigstens erst einmal ablehnte. „Das kann ich doch nicht annehmen.“

  • Überrascht von ihrer Art derart von ihrem Stand als Frau aus bestem Hause zu reden musste sich Felix dennoch eingestehen, dass Flora, mit dem was sie da sagte, Recht hatte.


    "Auch wenn ich Frauen wie Dich niemals als Zuchtstuten bezeichnen würde, hast Du beim längeren Betrachten der Lage einer patrizischen Frau durchaus Recht.


    Andererseits bieten sich Dir natürlich dafür auch Vorteile, die kaum ein anderer Römer hat. Du wirst nie Hunger leiden, bekommst die prächtigsten Geschenke die man sich nur wünschen kann, befehligst ein ganzes Heer von Sklaven und leitest den Haushalt. Es hat also sowohl Licht als auch Schattenseiten eine Patrizierin zu sein, wobei man sagen muss, dass je angeheiratetem Mann, mit Sicherheit die Schattenseiten überwiegen."



    Wie erwartet lehnte Flora erst einmal sein Angebot bezüglich des Kästchens ab. Ein wenig merkwürdig fand er das schon, redete sie doch gerade darüber, dass sie gerne selber Entscheidungen treffen würde und das Schuckkästchen ihr doch augenscheinlich sehr zu gefallen schien.
    Dennoch hielt sie sich an die Etikette und lehnte zunächst ab.
    "Diese Frau muss man nicht verstehen", dachte er sich im Stillen.


    "Ich bestehe darauf, man sieht Deinen Augen an dass es Dir gefällt. Ich schenke es Dir"



    "Was soll es denn kosten?", fragte er den allzu geldgierigen Händler. Während er dies fragte gingen die beiden verbliebenen Leibwächter unaufgefordert einen Schritt nach vorne um dem Mann klar zu machen, dass er seinen Wucher in Grenzen halten sollte.

  • Nur weil Flora andere Vorstellungen davon hatte, wie sie ihren Leben gerne führen wollte, vergaß sie nicht was der Anstand gebot. Ihre Mutter hatte viel Wert auf Anstand, Würde und Höflichkeit gelegt, dazu gehörte auch der richtige Umgang mit einem Verehrer. Das mindeste war, das sie wenigstens versuchte, das Geschenk abzulehnen. Für Felix mochte es seltsam sein, dass sie zwar von Selbstbestimmung redete, aber genau das tat, was man von ihr erwartete. Flora war durch und durch eine wohlerzogene Patrizerin. Auch wenn sie sich ein anderes Leben wünschte, würde sie tun, was man von ihr erwartete. Auch weil sie sich der Konsequenzen bewusst war, die es nach sich ziehen würde, wenn sie einfach nur das tat was ihr in den Sinn kam. Es gab Möglichkeiten hin und wieder ein wenig Freiheit zu erlangen, aber nur solange wie sie nicht dem Ruf der Gens damit schadete. Oder aber solange es ein gut gehütetes Geheimnis blieb. Von ihren kleinen Eskapaden würde sie ihn nichts erzählen, er musste ja nicht wissen, dass sie eine Schwäche für einen gewissen Sklaven oder aber gefährliche Abenteuer hatte.
    „Wer würde schon die eigene Ehefrau als Zuchtstute bezeichnen? Es würde die Familie beleidigen…“, meinte sie schon fast leichthin. Doch dann sah sie ihm direkt in die Augen. „Glaubst du tatsächlich, dass ich die Erfüllung in meinem Leben finde, wenn ich Sklaven herum scheuche?“ Anscheinend schätzte er sie falsch ein. Es war ihre Pflicht als Ehefrau dafür zu sorgen, dass der Haushalt gut geführt wurde und dazu gehörte auch die Sklavenschaft mit strenger Hand zu führen. Sie fand keinen Spaß darin die Sklaven zu drangsalieren… wobei auch sie hin und wieder schlechte Laune hatte. Aber das war dann etwas ganz anders, besonders wenn die Sklaven so Blöde waren dumme Kommentare von sich zu geben. Was er über Ehemänner sagte, ließ sie dann einfach nur im Raum stehen. Ihre Hochzeit stand schließlich kurz bevor.



    Wie erwartet bestand er darauf ihr das Schmuckkästchen zum Geschenk zu machen. „Wie du willst“, lächelte sie zufrieden. Auch der Händler sah sehr zufrieden aus und ließ sich auch nicht wirklich von den beiden Leibwächtern einschüchtern. Wenn der junge Mann sein Selbstwertgefühl nur darüber ausmachte, hübsche Damen dadurch zu imponieren, ehrliche Händler einzuschüchtern, dann sollte er es ruhig versuchen. Er hatte sich nichts zu Schulden kommen lassen. Er war eben nur ein Geschäftsmann. Erst einmal fing er an zu lamentieren, er habe ja fünf Ehefrauen, zwei Dutzend Kinder und drei Enkelkinder, die vielen hungrigen Mäuler wollten gestopft werden und seine Schwiegermutter würde ihn hinaus werfen, wenn er kein Geld nach Haus brachte. Kurzum: Eine abstruse Geschichte, die er wohl allen Kunden auftischte, während sie hart darum feilschten, wie viel das Kästchen nun Wert war. Den ersten Preis den er für das Schmuckkästchen angab war absichtlich als Wucher deklariert. Irgendwann landeten sie in der Mitte. Am Ende hatten sie alle ein gutes Geschäft gemacht. Das Feilschen war doch das größte Vergnügen.


    Schließlich konnten sie ihren kleinen Bummel fortsetzen.

  • "Ob Du dadurch Erfüllung findest vermag ich nicht zu sagen, Flora, das weißt nur Du allein."


    sagte er freundlich und versuchte das ihn mittlerweile auf recht dünnes Eis bringende Thema zu einem Ende zu bringen. Flora' Aussagen und ihr Handeln sprachen seiner Meinung nach zwei unterschiedliche Sprachen und er war sich nicht sicher woran er bei ihr war und ob es klug war in solch brisantes Thema nun weiter auszudehnen.


    Zufrieden blickend nahm er ihre Erwiderung auf sein erneutes Geschenkangebot an. Nach einigem nun folgenden Gefeilsche mit dem Schmuckhändler kam schlussendlich doch noch ein akzeptabler Preis für den Claudier heraus und er folgte der nun um ein Schmuckstück reicheren Aurelia zum nächsten Laden.

  • Ihm schien dieses Thema unangenehm zu sein. Jedenfalls beendete er dieses Thema nonchalant. Irgendwie wurde sie nicht so richtig warm mit ihm. Woran das lag, konnte sie nicht sagen, vielleicht weil sie das eine sagte, aber ganz anders handelte. Vielleicht sollte sie ihm einmal ihre Mutter vorstellen, dann würde er sicherlich verstehen, warum sie war wie sie war. Außerdem kamen noch die schweren Schicksalsschläge hinzu. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie nicht nur ihren Bruder, sondern auch die geliebte Schwester verloren. Da konnte und wollte sie es ihrer Mutter nicht antun auch noch das letzte Kind zu verlieren, nur weil es unglücklich über die Wahl des Ehemannes war. Flora war ein wenig feige, auch wenn sie versuchte sich einzureden, dass sie nur aus Pflichtgefühl handelte. Im Grunde hatte sie Angst davor ihrer Mutter zu eröffnen, dass sie andere Vorstellungen von ihrem Leben hatte.


    Der Händler und ihr Begleiter wurden sich recht bald einig. Flora hatte das Schmuckkästchen bekommen und ihre Laune hatte sich dadurch um einiges gehoben. Jetzt musste sie sich nur noch auf die Suche nach passenden Möbeln machen. Und Stoffen und vielleicht auch ein paar Kleider. Sie würde wohl Carolus einen Besuch abstatten müssen. Der Gallier war bekannt für seine extravaganten Kreationen. Damit sie nicht schweigend diesen Bummel fortsetzten, suchte Flora nach einem anderen Gesprächsthema. „Hast du Geschwister?“ Sie war sich nicht sicher, ob sie ihn bereits danach gefragt hatte. Aber wenigstens war es besser, als sich anzuschweigen.

  • Dankbar das Flora nach kurzem Schweigen wieder das Gespräch suchte igrnorierte der Claudier, dass er ihr bereits von Livinea und ihrer gemeinsamen Reise erzählt hatte. Dennoch bereitete es ihm etwas Unbehagen, dass ihm seine Begeliterin gar nicht zuzuhören schien.


    "Eine Schwester, ja. Sie ist etwas älter als ich und liebt es sich herauszuputzen. Auch wenn sie oft sehr launisch ist habe ich dennoch das Glück davon meistens verschont zu werden. Abgesehen von meinem Vater gibt es glaube ich niemanden bei uns in der Gens mit dem ich mich so gut verstehe wie mit ihr."


    er musste schmunzeln als er an seine Schwester und daran wie sie wohl grade einen Sklaven für irgendeine Banalität durch die Villa scheuchte, dachte...


    Dann jedoch hing Quintus in einer Sackgasse.


    Etwas zu offensichtlich versuchte er das Thema zu wechseln um die Aurelia nicht erneut dazu zu zwingen, von ihrer verstorbenen Schwester zu erzählen. Ihre Laune war gerade durch den Erwerb des Kästchens deutlich besser geworden, das wollte er jetzt nicht mit einer Frage, auf die er ohnehin schon die Antwort kannte, zerstören.


    "Sieh mal, das sind aber schöne Kleider bei dem Händler da drüben, oder?"


    Er führte die zu einem pompös eingerichteten Ladengeschäft.
    "So ein ähnliches hat auch meine Schwester."
    Er deutete auf ein blaues, sehr edel und teuer aussehendes, togaähnliches Kleid.

  • Ein wenig musste sich schmunzeln. Welche Frau liebte es nicht, sich heraus zu putzen. Mit teurem Schmuck zu behängen und in kostbare Kleider zu hüllen. Flora jedenfalls kannte keine Patrizierin oder Frau der Gesellschaft die nicht viel Wert auf ihr Aussehen und Auftreten legte. „Auch wenn ich dir damit jetzt eine Illusion zerstöre“, kurz zwinkerte sie ihm zu. „Alle Frauen können launisch sein!“ lachte sie dann. „Nicht nur Schwestern!“ fügte sie erheitert hinzu. Da ihre Laune sich gehoben hatte, war sie nun in der Stimmung auch ein wenig zu scherzen. Flora nahm sich da nicht aus. Sie wusste dass sie ab und zu ganz fürchterlich zickig sein konnte. Ob sie ihm die kleine Geschichte erzählen sollte, wie sie allen Sklavinnen die Haare hatte schneiden lassen. Im Nachhinein tat es ihr ein wenig Leid, die Sklavinnen dafür bestraft zu haben, dass sie eigentlich nur hatten helfen wollen. Kaum dass Floras Locken wieder ein wenig länger geworden waren, hatte sie es als nicht mehr ganz so schlimm empfunden, dass sie diese hatte kürzen lassen müssen.
    Dadurch ein wenig abgelenkt, dachte sie nicht an Narcissa. Sie wurde erst dann wieder aufmerksam, als Felix zu einem Händler hindeutete. Ihr Blick folgte seinem Fingerzeig und ein kleines Leuchten trat in ihre Augen. Kleider! Ihre Kleiderschränke und Truhen waren zum bersten gefüllt mit teuren Kleidern. Immer der gerade aktuellen Mode angepasst. Beschwingt folgte sie ihm. Automatisch wanderten ihre Finger über den Stoff, schließlich wollte die Qualität überprüft werden. „Mhm…“, meinte sie ein wenig kritisch. „Der Stoff ist wunderbar und die Farbe herrlich, aber der Schnitt ist ein wenig… gewagt…“, meinte sie und fragte sich wie man den Faltenwurf so legen konnte, dass er elegant fiel und nicht wirkte, als hätte man einen Kartoffelsack gefärbt und übergeworfen.

  • Quintus konnte sich ein Schmuzeln ob ihrer Äußerung nicht verkneifen.
    "Wenn Du das meinst"
    sagte er mit einem Ton der unmissverständlich klar machte, dass er ihrer Meinung war und lediglich nciht sagen wollte, dass Frauen oft schlechte Laune hatten.
    Auch wenn er nicht viel von dem verstand was sie da alles über die Qualität des von ihm entdeckten Kleides erzählte und wie sie fachmännisch jede Einzelheit nachzuprüfen schien, verstand er doch so viel, dass ihr das Kleid zu gefallen schien.
    Also sagte er kurzerhand:


    "Lass es doch eine der Sklavinnen anziehen. Dann kannst Du von einer anderen die Falten so werfen lassen wie Du willst und anschließend entscheiden ob Du es haben willst, oder nicht."

  • Dass er seine ganz eigene Meinung zum Thema Launen der Frauen hatte, machte er nonverbal deutlich. Sein Tonfall sprach Bände und sein Blick ebenfalls. Es schien auch fast so, als sei es ihm unangenehm dieses Thema zu erörtern. Dabei war es durchaus einfach eine Frau bei Laune zu halten. Man musste einer Frau einfach nur ihre Wünsche erfüllen. Wobei an manchen Tagen konnte man es den Frauen dann doch nicht recht machen. Das lag nun einmal in der Natur und gewissen Umständen. Von daher zeigte sie nur ein kleines freches Grinsen und blinzelte ihm zu.


    Flora war sich noch nicht ganz sicher, ob ihr das Kleid gefallen sollte, oder nicht. Sie fand den Schnitt etwas ungünstig, nicht wirklich schmeichelhaft, sondern plump. Sein Vorschlag eine Sklavin es anprobieren zu lassen, fand Anklang. Der Händler war es der dann eilig in die Hände klatschte und seine etwas pummelige Sklavin herbei zitierte. Der Mann witterte ein Geschäft. Doch Flora runzelte die Stirn, als sie die Sklavin erblickte. „Nein!“ bestimmte sie und schüttelte den Kopf. „Willst du mir etwa sagen, dass ich so aussehe?“ fragte sie leicht verärgert. „Lysandra, sei so gut und probier das Kleid an“, befahl sie dann ihrer eigenen Sklavin. Diese nickte eifrig, schnappte sich das Kleid und verschwand hinter einem Vorhang. Der Händler stammelte derweil irgendwelche Entschuldigungen.


    „Ich kenne da einen Gallier, Carolus, ein ziemlich exzentrischer Vogel. Die Kleider von ihm sind gewagt und aufreizend. Und er ist amüsant“, grinste sie, während Lysandra sich versuchte in den Stoff zu verhüllen. „Dieser Schneider scheint zu mehr Stoff zu neigen, als zu weniger! Ich glaub nicht, dass ich mich hinter meterlangen Stoffbahnen verstecken muss, oder?“

  • "Keineswegs" sagte Quintus zustimmend, sah doch jedermann was für eine Schönheit sie war.


    "Aber dennoch passen diese Kleider gut zu öffentlichen Auftritten, findest Du nicht? Weniger Stoff ist immer schön und gut, nur passen solche Kleider nicht zu jedem Fest, zb. denen zu ehren eines Gottes,oder? Was meinst Du was Juno denken würde wenn man ihr, der Göttin der Ehe, in welche Du ja bald eintrittst, nicht keusch gegenübertrittt? Wie gesagt, ich finde weniger Stoff auch besser, nur sollte man vllt dennoch auch andere Kleider auf Lager haben."

  • Irgendwie war Felix ein kleiner Spielverderber. Er erinnerte sie direkt daran, dass sie als verheiratete Frau einer gewissen Erwartung gerecht werden musste und es unschicklich war in aufreizenden Kleidern öffentlichen Feierlichkeiten beizuwohnen. Auch wenn sie es sich nur ungern eingestand. Er hatte recht. In so manchem Gewand würde sie einen Skandal herauf beschwören. Dennoch hatten die Kleider für ihren Geschmack ein wenig zu viel Stoff. An der Sklavin fiel das Kleid nämlich höchst unvorteilhaft. Ein wenig Weiblichkeit konnte Flora schon zeigen.
    Eine Gehilfin des Schneiders eilte herbei und half Lysandra das Kleid so zu legen und zu zupfen, das es elegant fiel und nicht mehr aussah wie ein gefärbter Sack Rüben. „Wenn Du einen Gürtel hier bindest“, die Sklavin zauberte irgendwo her eine Kordel und wickelte sie Floras Sklavin um die Hüfte, „dann rafft sich der Stoff und fällt weicher!“


    „Den Tempel der Iuno würde ich auch niemals mit einem durchsichtigen Kleid besuchen. Ich weiß schon was sich gehört. Außerdem ist es nicht Iuno die mich zerreißen würde, sondern wohl eher die gestrengen Sittenwächter und alten Matronen. Ich verstehe aber was du meinst. Ich hab nicht vor durch einen Skandal aufzufallen.“ Ich bin nicht Laevina und die Gens hat gerade erst eine Menge zu verkraften gehabt…, fügte sie in Gedanken hinzu. Dennoch war sie noch nicht ganz überzeugt von dem Kleidungsstück. Lysandra kannte diesen kritischen Blick und wusste bereits, dass ihre Herrin nicht geneigt war, dieses Kleid zu erstehen.

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