Endlich schwamm der Kahn stromab. Wenn man zu einer Reise aufbricht, dann gibt es im letzten Augenblick immer noch tausend verdammte Handgriffe zu tun, die sich gegen die Reise zu sträuben scheinen. Aber jetzt war alles getan.
Die Reise: in die Germania Inferior. Ich wollte an einen bestimmten Platz, um einen Weihestein zu setzen. Der Weihestein war mit an Bord, verfertigt von einem mogontinischen Steinmetz. Nicht die allerfeinste römische Qualität, aber die Göttinnen, denen er gewidmet war, würden sich freuen.
Der Kahn: ein Prahm oder wie es die Fachleute vornehmer nennen, ein Plattbodenschiff, wie es tausende auf dem Rhenus gab. Ladekapazität 300 centumpondia*, geeignet auch für kleinere Nebenflüsse des Rhenus. Der Schiffer war Pharos, den ich schon länger kannte.
Rechter Hand sah man die Hänge des Mons Taunus, meist bewaldet und nur ganz selten unterbrochen durch die hellen Flecken des einen oder anderen Gehöfts. Wir wollten noch bis Mittag in Bingium sein, um heute noch über die Stromschnellen dort zu kommen. Im schlimmsten Fall müssten wir die Fracht auf Maultiere verladen, den geleichterten Kahn mit Trossen durch die Stromschnellen bugsieren und dann wieder beladen. Ein ziemliches Gewürge, das wir aber heute auf jeden Fall noch hinter uns bringen wollten.
* ca. 10 Tonnen