Villa Aurelius Ursus| Nuptiae ab Manius Tiberius Durus et Aurelia Flora

  • "Durchaus. Ich hatte ihn noch nicht voll eingeweiht, aber inzwischen habe ich mit ihm gesprochen und er ist gern bereit, sich an unserer Sache zu beteiligen."


    bemerkte Durus rasch - er hatte mit seiner vorherigen Bemerkung nur darauf hinweisen wollen, dass Palma besonders geeignet war, weil seine kritische Haltung wenig bekannt war. Das Vertrauen, das man ihm allerdings entgegen brachte, überraschte ihn doch immer wieder - auch die übrigen Verschwörer hatten ihn wohl kaum gekannt, aber dennoch sogar dem allseits bekannten und durchaus angesehenen Vinicius Lucianus vorgezogen.


    "Ich denke, wir werden noch einmal eine Versammlung aller einberufen - zuvor möchte ich allerdings noch mit Vinicius Lucianus sprechen. Er hatte ebenfalls für das Amt in der Runde kandidiert und es soll kein böses Blut geben, wenn alle versammelt sind."


    gab er auch über diese etwas unangenehme Sache Rechenschaft.


    "Er warb zwar nicht ausdrücklich für sich, aber ich denke doch, dass so etwas einen Mann wie Lucianus nicht gänzlich kalt lässt. Wir brauchen ihn allerdings, davon bin ich überzeugt. Deshalb werde ich noch einmal gemeinsam mit Cornelius Palma mit ihm sprechen."

  • Das war nun eine Neuigkeit, die Ursus mächtig in die Zwickmühle brachte. "Vinicius Lucianus strebt nach der Kaiserwürde? Das war mir nicht bekannt. Er ist mein Patron, wie Du vielleicht weißt. Und es ist nichts weniger als meine Pflicht, ihn zu unterstützen. Ich halte es für fatal, wenn wir uns untereinander nicht einig sind. Zwei Kandidaten sind eine gefährliche Sache. Du solltest mit beiden reden. Oder noch besser, beide miteinander, damit sie sich einigen können. Wenn wir uns entzweien, ist alles zum Scheitern verurteilt. Und das leichtfertig zu riskieren, dafür steht für uns alle viel zu viel auf dem Spiel." Besorgt rieb sich Ursus unbewußt den Handrücken. Auch wenn es mehr Stimmen für den einen Kandidaten gegeben hatte, so verlor man dann die Unterstützung der anderen. Warum sollten sie jemanden unterstützen, den sie eigentlich nicht wollten?

  • "Nein, nein, er hat das Ergebnis akzeptiert."


    versuchte Durus, sein Gegenüber zu beruhigen. Zumindest kam ihm die Reaktion des Viniciers nicht so vor, als wolle dieser das gesamte Unternehmen torpedieren - sein geplanter Besuch war eher eine Versicherungsmaßnahme.

  • Das beruhigte Ursus tatsächlich. Er nickte und nahm einen Schluck aus seinem Becher. "Wenn über diesen Punkt also Einigkeit besteht, - gibt es schon konkrete Pläne? Ich meine, was genau ist eigentlich geplant?" Unwillkürlich hatte er seine Stimme weiter gesenkt. Immerhin ging es jetzt wirklich um Hochverrat. Er fühlte sein Herz bis zum Hals klopfen. Nach wie vor störte ihn der Gedanke, gegen den Kaiser selbst vorzugehen. Bei Salinator hätte er kaum Gewissensbisse. Auch wenn die Argumente von Durus ihn durchaus überzeugt hatten, daß auch der Kaiser für das Imperium untragbar war.

  • Durus nahm einen Schluck Wein, denn diesen Teil des Gesprächs hatte er schon häufig geführt und er wusste, dass es eine etwas längere Rede werden würde. Dennoch war es notwendig, dass alle Verschwörer - vor allem so wichtige wie ein Legionskommandeur in Italia - eingeweiht waren.


    "Bisher ist der Plan folgender: Wir werden das Testament von Valerianus fälschen und unseren Kaiserkandidaten hineinschreiben für den Fall, dass Maioranus als Thronfolger und letzter infrage kommender Ulpier stirbt. Daraufhin werden wir dafür sorgen, dass genau dieser Fall eintritt. Soweit ich weiß, befindet sich Maioranus in Misenum bei seinem Vater - es gäbe also etwa die Möglichkeit, beide zu vergiften. Anschließend müssten wir rasch handeln: Die Veröffentlichung des Testaments wäre einzuleiten - was Flavius Gracchus und ich als Pontfices sicherlich bewerkstelligen könnten. Anschließend - oder auch parallel, da sich die Ereignisse sicher überschlagen würden - würde Cornelius Palma als designierter Kaiser - oder auch ein verbündeter Magistrat - Salinator festsetzen und an einem versteckten Ort inhaftieren.


    Anschließend würden der Statthalter von Germania Superior und der von Syria den neuen Kaiser rasch anerkennen, um die übrigen Kommandeure unter Zugzwang zu setzen, es ihm gleich zu tun. Wir in Rom werden uns hingegen bemühen, den Senat auf unsere Seite zu ziehen - was angesichts der Unbeliebtheit Salinators kein Problem darstellen sollte. Schließlich werden wir den Praefectus Urbi und seine Anhänger des Mordes am Kaiser beschuldigen und hinrichten.


    Entscheidend ist also, dass der Mord an Valerianus und seinem Sohn diskret gelingt und Salinator nichts von dieser Sache mitbekommt. Dann sollte auch die Bevölkerung nichts bemerken und die Sache wird einen legalen Anstrich haben, der kaum Zweifel aufkommen lassen dürfte. Und angesichts der Popularität Salinators wird man sich wohl auch mit diesen Zweifels arrangieren können."


    Soweit der Plan. Soweit die Unwägbarkeiten.

  • Ursus nickte. Soweit konnte er dem Plan folgen, auch wenn er wieder Bauchschmerzen hatte, dachte er an den Mord am Kaiser und dessen Sohn. Das war ein Gedanke, der ihm gar nicht behagte. Vor allem, was den Jungen betraf, denn er mußte zugeben, daß Valerianus kaum mehr als ein atmender Leichnam war. Noch immer hoffte er, daß der Junge gerettet werden könnte. "Hm. Mir scheint aber ein wichtiger Knackpunkt genau der zu sein: Wie willst Du an den Kaiser herankommen? Hast Du jemanden in seiner Umgebung? Ob Gift oder Klinge, beides müßte sorgfältig platziert werden. Übrigens würde ich eine Klinge für zuverlässiger halten." Und für etwas ehrenvoller. Aber ob es darauf in solch einem Fall noch ankam?

  • "Nun, ich denke, dass sich Wege finden lassen werden. Möglicherweise zeigt sich ein Prätorianer für Zuwendungen empfänglich - oder sogar Valerianus' Arzt oder irgendeine Küchenhilfe."


    Es gab nach Meinung des Tiberiers unzählige Wege - man musste sie nur finden. Wie er dies allerdings bewerkstelligen sollte - da hoffte er auf die Mithilfe der übrigen Verschwörer.


    "Und ich dachte, dass Gift dem Mörder möglicherweise eine Flucht ermöglichen würde - wobei man diesen vielleicht sogar im Unklaren lassen kann und ihm Salinator als Auftraggeber präsentieren kann, um die spätere Klage zu untermauern."


    Der Stadtpräfekt als Auftraggeber würde den einen oder anderen machtgierigen Sklaven vielleicht sogar besonders motivieren...

  • Ursus nickte bedächtig. "Es muß ohnehin ein langsam wirkendes Gift sein, ich nehme doch an, daß der Kaiser einen Vorkoster hat." Sicher war er sich nicht, er wußte zu wenig von Valerianus, um so etwas wissen zu können. Aber wäre er ein Kaiser, hätte er ganz sicher einen Vorkoster. Nicht, daß er nach solcher Macht strebte. Auf keinen Fall, da gab man zuviel persönliche Freiheit auf. "Einen Praetorianer kaufen?" Das wäre etwas, woran sich Ursus nicht so leicht wagen würde. Er kannte keine Praetorianer und man konnte da ganz schnell den Falschen erwischen. "Wie willst Du mich benachrichtigen, wenn Du mich brauchst? Wir sollten uns da irgendwie absprechen, denn ich werde nicht mit irgendeinem Boten über solche Dinge sprechen und Schriftliches sollten wir noch weniger austauschen. Sollte ich Dir einen Boten schicken müssen, wird es Cimon hier sein. Er ist der einzige, dem ich so sehr vertraue. Wen würdest Du mir schicken? Und wie erkenne ich ihn?"

  • "Das würde auf den ersten Blick auch wie eine Vollendung der Krankheit wirken."


    bemerkte Durus, uneingedenk der Tatsache, dass der ebenfalls zu vergiftende Maioranus natürlich nicht krank war und sein Tod deshalb aufsehenerregend genug sein würde. Andererseits hatten sie den Vorsprung, dass sie wussten, dass der Kaiser sterben würde und eine Stafette vorbereiten konnten, die ihnen die Nachricht als erste nach Rom bringen würde.


    "Bei mir hängt es davon ab. Einerseits könnte es Aulus, mein Sohn sein, andererseits vielleicht auch Lukios hier. Oder Flavius Flaccus, mein Klient. Es hängt eben davon ab, wer hier in Rom abkömmlich ist."


    Die Reise war ja doch nicht ganz kurz und auf seinen Privatsekretär konnte Durus nur schwer für länger als einen halben Tag verzichten.


    "Er wird sich dir in jedem Fall zu erkennen geben. Vereinbaren wir eine Losung."


    Er dachte einen Moment nach und plötzlich kam ihm eine treffende Zeile aus Ciceros De Officiis:


    "'Nam si violandum est ius, regnandi gratia. Violandum est; aliis rebus pietatem colas*' Mein Bote wird dich unter vier Augen sprechen wollen und sich als mein Bote ausweisen. Dass er tatsächlich in dieser Sache mit meiner Vollmacht spricht, wird er durch diesen Satz beglaubigen."


    Der alte Tiberier zeigte ein süffisantes Lächeln - seine Losung erschien ihm so überaus passend und es freute ihn, dass sie ihm prompt eingefallen war.


    "Aber um zu wissen, was ich überhaupt erhoffen kann: Was glaubst du, kannst du deine Legion hinter den neuen Kaiser bringen? Wie steht sie zu Salinator?"


    Sim-Off:

    * "Wenn das Gesetz gebrochen werden muss, dann nur, um die Macht zu ergreifen; ansonsten ist es heilig zu halten" (Cic. off. 3,82)

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