Nachdem sie nun alle wieder in Rom waren, hatte Sextus einige Einladungen herumgeschickt und mal wieder ihre kleine Verschwörerrunde geladen. Oder zumindest die Teile hiervon, die ihm im Moment am zweckdienlichsten waren. Und mit denen er sich am besten verstand, sofern bei einem Menschen wie ihm sowas wie Sympathie beziffert werden konnte. Sextus war nicht wirklich der Typ für tiefe Freundschaften, aber bei diesen beiden hier legte er manchmal seinen Mantel an Vorsicht etwas weiter ab und lachte auch schon einmal wirklich und nicht aus Kalkül, und es würde ihm auch irgendwie leid tun, wenn er sich ihrer entledigen müsste. Das war schon weit mehr, als die meisten Menschen je von ihm ehrlicherweise erwarten könnten – auch wenn die anderen Menschen von diesem Umstand ebenso wenig wussten wie diese beiden hier.
Deswegen fiel es ihm auch schwer, nicht darüber nachzudenken, diese beiden in die Dinge einzuweihen, die im Hintergrund so langsam anliefen und deren Zahnräder langsam aber sicher ineinander zu greifen begannen. Allerdings war Sextus dann doch nicht vertrauensselig genug, den beiden jetzt etwas aufzutischen, was diese dann zu seinen Ungunsten und zu ihren eigenen Gunsten wenden könnten. Wenn die Zeit reif war, würde er die beiden einweihen, damit sie ihr Stück vom Kuchen abbekämen – oder seinen eigenen Hintern retteten, je nachdem. Doch im Moment war es zu riskant, zumal ja einer seiner Freunde der Klient des Mannes war, den Sextus umzubringen mitplante.
Und so beschränkte sich das Gespräch erst auf den üblichen Kleinkram. Man begrüßte sich, setzte sich, trank etwas Wein, unterhielt sich über Belanglosigkeiten, ehe man in medias res ging.
“Übrigens Pompeius, habe ich dich schon zu deinem neuen Posten beglückwünscht? Als neuer Herr der Archive stehen dir hier in Rom sicher viele Türen offen.“ Vor allem die besagten Patrons.
Sextus prostete ihm leicht mit seinem Wein zu, ehe er zu dem kam, wieso er überhaupt darauf zu sprechen kam. Wenn er die Amtserhebung hätte feiern wollen, wäre er mit seinen beiden Kollegen in ein gehobenes Lupanar gegangen, in das man ohne den schicken Halbmond am Schuh nicht hineinkam, und hätte die Mädels dort ihre Auffassung einer rauschenden Feier vollführen lassen. Das hier hatte aber doch etwas geschäftlicheren Charakter.
“Vielleicht könntest du mir bei einer kleinen Sache helfen. Oder auch du, geehrter Duccius.“ Sextus wollte den Germanen hier nicht außen vor lassen. Als Quästor Principis war das zwar nicht unbedingt sein Aufgabenbereich, aber auch wenn er ein homo novus aus den tiefsten Wäldern war, er hatte zumindest genug Grips, soweit gekommen zu sein, und die Angelegenheit konnte ein paar gute Gedanken brauchen.
“Consular Purgitius hat mich vor einigen Tagen aufgesucht und mich gebeten, doch eine Statistik über die Reisegewohnheiten der Senatoren aufzustellen. Anscheinend sind einige von ihnen besonders reisefreudig. Warum auch immer jemand sich das freiwillig antun will, fragt mich nicht. Und dazu wäre es natürlich gut, zu wissen, ob es in den Archiven dazu irgendwelche Aufzeichnungen gibt, welcher Senator wann ohne Mandat Rom ferngeblieben ist.“
Sextus wollte nicht gleich ellenlange Sermone damit ausfüllen, was Sinn und Zweck der Sache wäre. Die beiden konnten nachfragen, wenn es sie interessierte, und Sextus hatte nicht viel für lange Vorträge übrig, vor allem, wenn sie vermeidbar waren.