Triclinium | Cena de Usurpatore

  • Allein dass Vinicius Lucianus nicht gewillt war, seine Eignung für das Amt des Imperators selbst zu bestätigen, disqualifizierte ihn Gracchus' Ansicht nach, wiewohl ihn ein wenig derangierte, dass Durus letztlich doch so deutlich für den Vinicius Partei ergriff - andererseits indes hatte er ihn von Beginn an in die Runde der Konspiranten aufgenommen, so dass es gänzlich durchdacht nicht gar so verwunderlich war, und allfällig hatte alles bisherige Hadern nur auf diesen einen Punkt hinführen sollen, dass letztlich niemand würde behaupten können, Lucianus hätte diese Aufgabe an sich gerissen, sondern wäre regelrecht in sie hineingedrängt worden, was ihm einen Anschein von Bescheidenheit würde verleihen. Diese Wendung der Verschwörung indes brachte Gracchus ein wenig in Bedrängnis, konnte er doch einer solch gewichtigen Aktion nicht sich anschließen, so er nicht mit voller Überzeugung hinter dem Ansinnen stand, und obgleich es ihn dauerte, dass er bereits mit der zweiten Stimme die Runde würde spalten, obgleich durch die Anwesenheit der tiberischen Klienten und Durus' Sohn ohnehin der Ausgang der Abstimmung bereits feststand, so war Gracchus nicht bereit, gegen seine Prinzipien zu handeln.
    "Ich era'hte Cornelius Palma als den besseren Kandidaten für diese Aufgabe, und da es ein für oder gegen ist, bin ich somit gegen Vinicius."

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    PONTIFEX PRO MAGISTRO - COLLEGIUM PONTIFICUM

  • Im Grunde ließ der Vinicier die Frage seines Patrons vollkommen unbeantwortet. Kein einziges Wort, warum er als Kaiser geeignet sein sollte, kein Hinweis auf irgendwelche Militärpositionen oder sonstiges. Keinen geltend gemachten Einfluss, keine wichtigen Freunde, nicht einmal eine Verbindung zum jetzigen Kaiser, die ihn als logischen Nachfolger erscheinen ließ. Da kam rein nichts. Nur der Vorschlag, dies auf griechisch-demokratische Weise zu lösen und ihn zu wählen, als ginge es um einen Posten im Senat, der ohnehin nur ein Jahr zu besetzen wäre. Wobei „Vorschlag“ schon die euphemistische Umschreibung des Prozederes umschrieb, war es doch fast eine Erpressung. Noch dazu eine, auf die sich Tiberius Durus auch sogleich einließ.
    Sextus also stand jetzt vor der Wahl, sich zu entscheiden. Zwischen dem, was für ihn persönlich am Besten war – und was auch der Meinung des Vetters seiner Frau entsprach, was diesbezüglich ihn enger an den Flavier binden würde – und dem, was sein Patron hier wollte. Sextus sah kurz zu diesem, dann zum Vinicier, und zu seinem persönlichen Bedauern fiel ihm nicht einmal die Entscheidung wirklich schwer.
    “Ich halte ebenfalls den Cornelius für den geeigneteren. Ich will dir, Vinicius, damit nicht die Eignung absprechen, nur sollten wir uns für den Geeignetsten entscheiden, und meiner Meinung nach ist er eben geeigneter. Und da dies nur eine Entscheidung für oder wider ist, muss ich auch gegen dich stimmen.“ Sextus schaffte es, sowas wie Bedauern in seine Stimme zu legen, und auch seinem Patron einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen. Nur erschien ihm persönlich der Cornelius nun wirklich verlockender und leichter umsetzbar.

  • Einerseits erstaunten die ersten Wortmeldungen Durus ein wenig, andererseits beruhigten sie ihn auch. Während er sich einfach dem Druck des Viniciers gebeugt hatte, dessen Werbung für sich recht dürftig ausgefallen war, schienen die anderen Mut zur Ehrlichkeit zu beweisen. Nun würde sein Sohn das Zünglein in der Waage sein, denn Avianus hatte sich ja bereits positioniert. Einen Moment bereute der alte Tiberier, dass er seine Stimme zuerst abgegeben hatte...

  • Verdammt! Es dauerte einen Moment, bis Ahala realisiert hatte, dass seine Stimme nun den Ausschlag in dieser, nicht wirklich unwichtigen, Abstimmung geben würde. Einen Wimpernschlag zu lang gezögert, und schon war er aus der gemütlichen und unverfänglichen Beobachterposition in eine ungleich entscheidenere gerutscht. Ausgerechnet er, der im Vorfeld mit Sicherheit die wenigsten Gedanken an die Vorzüge der möglichen Kandidaten verschwendet hatte, so wie er sich ohnehin selten Gedanken über Dinge machte, die nichts mit seinem täglichen Allerlei zu tun hatten. Und jetzt? Cornelius Palma oder Vinicius Lucianus? Ahala hatte nicht die geringste Ahnung, wer von den beiden der Geeignetere für ihre umstürzlerischen Pläne war, allerdings hatte sein Vater für den Vinicier votiert, also war die Sache klar. Oder doch nicht? Irgendetwas an Durus' Reaktion auf die Wahl von Flavius Gracchus und Aurelius Lupus irritierte dessen Sohn. Kaum wahrnehmbar eigentlich, aber auch wenn Ahala politisch im höchsten Maße unerfahren und leider häufig auch uninteressiert war, so hatte er es doch in unzähligen durchspielten Nächten gelernt, aus winzigen Veränderungen in den Gesichtern seiner Mitspieler die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.
    Ein paar Sekunden rang er noch mit sich, dann beschloss er kurzentschlossen, seinem Instinkt zu folgen und alles auf einen einzigen Wurf ankommen zu lassen. Wenn er sich irrte, würde Durus ihn vermutlich enterben, weil er sich öffentlich gegen ihn gestellt hatte, aber wie schon so oft zuvor, übte gerade das extrem hohe Risiko auch eine unleugbare Faszination auf Ahala aus, der sich jetzt räusperte und etwas auf seiner Kline aufrichtete, während er in die Runde blickte.


    "Ich schließe mich der Meinung von Flavius Gracchus und Aurelius Lupus an."

  • Einen Moment entglitten dem alten Tiberier seine Züge - soeben hatte er zwar noch daran gezweifelt, dass das Ergebnis entsprechend seinen Wünschen ausfiel - aber nun, als sein Sohn gegen ihn stimmte, erschrak es ihn doch ein wenig. Er hatte Ahala bisher immer für einen jungen Mann gehalten, der sich wenig um Politik scherte - selbst wenn man es von ihm erwartete - und deshalb in der Regel den bequemsten Weg wählte. Dass er aber nun eine eigenständige Entscheidung traf, war doch verwunderlich und erfreulich zugleich. Nun war die Abstimmung quasi gelaufen - was wohl Lucianus davon hielt?

  • Avianus hatte sich in der folgenden Diskussion sehr zurückgehalten. Zu schwierig war es, sich als einziger durchzusetzen wo niemand seine Meinung vertrat. Er selbst hatte zwar nichts dagegen, wenn dieser Cornelius Palma dank seines Werdegangs. Und ob der Argumentation, dass sie sich für das Wohl Roms einsetzten, musste sich Avianus doch eine unbedingt nötige Frage stellen: Wozu war er hier, wenn nicht zum Wohle Roms? Und was würde er Rom als toter Mann bringen? Nichts. Und war es wirklich eine kluge Idee, sein Leben in die Hände eines Mannes zu legen, in dessen Antlitz er nie geschaut hatte! Für ihn nicht. Nein, für ihn waren die Dinge klar. Er kannte Lucianus und dieser war ein ehrbarer Mann, ohne Zweifel fähig und würdig für den Kaisertitel. Letzten Endes wollte sich für die interessesen des Staates möglichst als lebender Mann einsetzen. In Palma zu vertrauen war für ihn Glücksspiel. So, wie jemandem auf der Straße ein Messer zu geben und hoffen, dass man nicht abgestochen wurde. Ja, so war es für ihn!


    "Mein Vertrauen geht nach wie vor an Vinicius Lucianus. Mein Standpunkt ist klar. Kein Glücksspiel, ich vertraue niemandem den ich nicht kenne."

  • Sextus überlegte gerade, ob es so günstig war, sein Votum abzugeben, wie er es getan hatte. Der Sohn würde kaum anders abstimmen als der Vater, womit es 3:2 für Lucianus stehen würde.
    Andererseits konnte er sein Verhältnis zu seinem Patron oder zu dem Vinicier kaum nennenswert verschlechtern, und er band sich lieber enger an die Familie seiner Frau. Kurz überlegte er selbst, wie er weiter verfahren sollte, wenn der Vinicier wie von ihm befürchtet durch die Stimme von Tiberius Ahala gleich gewählt werden würde. Er hatte keinen Vorteil davon, diesen Mann auf dem Kaiserthron zu sehen. Im Gegenteil, eigentlich brachte es ihm sogar nur Nachteile. Der Vinicier schien ihm alles andere als zugetan, und welchen Vorteil sollte es ihm bringen, jemandem zu helfen, der ihn hinterher am ausgestreckten Arm würde verhungern lassen und ihm nicht weiter helfen würde? Da wäre es schon verlockender, diesen Mann zu opfern und vom jetzigen Machtinhaber für diese Gefälligkeit ein paar schicke Posten, Titel, Ländereien und dergleichen zu fordern. Das barg viel weniger Risiken und hatte dieselben Gewinnchancen. Auch wenn das bedeutete, dass er gleichzeitig seine Cousine zur Witwe machen würde und die patrizische Elite des Reiches dezimieren würde.


    Doch seine Überlegungen mussten gar nicht weiter in diese Richtung gehen, denn wider erwarten sprach sich der junge Tiberier für den Cornelius aus! Bislang hatte Sextus das Bürschchen für eine hohle und vor allem schweigsame Rübe gehalten, dessen Nützlichkeit in etwa gleichauf mit der des dargereichten Essens war. Doch in diesem Moment, wo der Bursche sich gegen seinen Vater stellte, da schloss Sextus ihn beinahe in den Platz, wo bei anderen Menschen das Herz saß, bei ihm wohl eher ein kreislauffähiges Stückchen schwarzer Basalt.
    Dass anschließend Avianus noch meinte, sich melden zu müssen, veranlasste Sextus beinahe dazu, die Augen zu verdrehen. Im Grunde war dessen Stimme vollkommen irrelevant, da es äußerst unrömisch und wider jeden Verständnisses von Tugend und Anstand war, sich für ein Amt selbst zu wählen. Sich selbst für ein Amt im Plenum vorzuschlagen galt ja schon als äußerst verwerflich, egoistisch und unehrenhaft. Was folglich bedeutete, dass der Vinicius damit keine Stimme hatte, schon gar nicht in dieser Angelegenheit, wo er noch betonte, die anderen dieser Runde sollten abstimmen.
    “Damit steht es wohl 3 zu 2“, fasste Sextus mit gebührend ernster Miene das Ergebnis zusammen und schaffte es sogar, dabei bedauernd dreinzuschauen und den entsetzten Gesichtsausdruck seines Patrons zu ignorieren.

  • Nach der Abstimmung liess ich kurz Stille den Raum erfüllen, bis ich, kurz und bündig, sagte


    "Damit wäre wohl alles gesagt, meine Herren, nicht wahr, Tiberius!"


    und sah diesen an, damit er weiter machte, mit dem, was er sich da ausgedacht hatte.

  • Während Gracchus bereits in Gedanken sich damit befasste, wie nach der Abstimmung sein weiterer Weg in dieser Konspiration würde aussehen können, wurden all seine Überlegungen jäh unterbrochen als Aurelius Lupus sich gegen Vinicius aussprach und damit gleichzeitig auch gegen die Vorgabe seines Patrons sich stellte. Dies bestätigte einmal mehr Gracchus' Eindruck, dass Lupus durchaus nicht unterwürfig in ein Klientelverhältnis sich einfügte, sondern stets selbst ein Auge auf seine Möglichkeiten behielt. Mochte Gracchus von diesem Standpunkt aus noch nachvollziehen können, dass der Aurelier die überaus gravierende Entscheidung bezüglich eines Kaisers für das Imperium Romanum über sein Klientelverhältnis stellte, so waren es die Worte Ahalas, welche gänzlich unerwartet Gracchus in Erstaunen setzten. Bei einem leiblichen Sohn hätte er dessen Entscheidung gegen das Wort des Vaters allfällig als Auflehnung interpretieren und durchaus verstehen können - nichts anderes hatte er selbst getan, wenn auch in seinem Falle es nur um seine eigene Zukunft und nicht um jene Roms war gegangen -, doch bei einem Adoptivsohn hätte er erwartet, dass Tiberius Durus vor diesem Schritt sich dessen bedingungsloser Loyalität hatte versichert. Zweifelsohne mochte dies für Ahala noch ein Nachspiel geben, vorerst jedoch war damit die Entscheidung gefallen - eine sehr knappe Entscheidung, welche durch Vinicius Lucianus mit wenigen Worten wurde abgetan als wäre sie ohnehin gänzlich belanglos gewesen. Hatte auch Gracchus nicht allein mit seiner Ansicht die Runde gespalten, so zog sich nun doch ein Riss durch die Kohärenz der Konspiranten, ob dessen die Forderung über die Abstimmung ohne vorherige Rückversicherungen von Beginn an ein wenig heikel, wenn nicht gar unbesonnen gewesen war. Es blieb nur zu hoffen, dass die Bindungen, welche sie alle zu Tiberius Durus hielten, stark genug waren, das gesamte Gefüge weiter zu tragen.

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  • Noch immer war Durus ein wenig verwirrt und musste um Worte ringen, sodass Aurelius Lupus und Vinicius Lucianus ihm mit einem Kommentar zuvor kamen. Besonders letzterer war für den alten Tiberier allerdings schwer einzuordnen - war dies der Satz eines Zurückgewiesenen oder eines Mannes, der schlicht die Ergebnisse anerkannte - die seine direkten Untergebenen, sein Sohn und sein Klient, herbeigeführt hatten.


    "Dann ist es also beschlossene Sache: Ich werde an Cornelius Palma herantreten und ihm vorschlagen, das Erbe von Valerianus zu übernehmen. Ich hoffe, dass wir alle - unabhängig vom Ergebnis dieser Abstimmung - unsere Sache zum Wohle Roms und des gesamten Imperiums weiter mit ganzer Kraft verfolgen."


    Damit würde die Sache wohl erneut vertagt werden müssen, damit Palma als zentraler Akteur sich ebenfalls beteiligen konnte...

  • Nachdem niemand anders mehr etwas erwiderte, beschloss Durus, die Sache vorerst zu beenden. Langsam wurde abgetragen und die Männer tranken noch aus, ehe man sich verabschiedete und ging - manch einer sicherlich voller Unsicherheit, ob seine Wahl die richtige gewesen war...

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