Vide, cui fidas!

  • Sim-Off:

    Schau, wem du vertraust!


    Die Thermen Roms! Ort der äußeren und inneren Reinigung und der Entspannung von Körper und Geist. Treffpunkt der Nobilitas, Schauplatz der Dekadenz und tägliches Forum vieler hitziger Gespräche und Debatten , egal, ob man diese nun selbst führte - oder ihnen nur lauschte. Der ideale Ort für die unterschiedlichsten Aktivitäten, egal, ob diese nun mehr geistiger oder körperlicher Natur wären, etwas passendes fand sich immer. Warum also nicht auch eine Verschwörung planen?! … Ob dieses Vorhaben allerdings realisierbar wäre, müsste sich erst noch zeigen. Noch war ja nicht viel passiert außer, dass Calvena, Serrana und Prisca sich heute, am Frauenbadetag, hier zusammen treffen wollten.


    Die Aurelia sollte an diesem Tag, als Erste den vereinbarten Treffpunkt (das große Badebecken, gleich neben dem wasserspeienden Löwenkopf, auf der rechten Seite der breiten Einstiegsstufen) erreichen, wo sie sich, nach dem entkleiden, genüsslich in das wohl temperierte Wasser gleiten ließ. Ahh herrlich!, machte Prisca, wohlig seufzend, ein paar langsame Schwimmbewegungen, ehe sie dann auf den Wasserspeier zusteuerte und dabei neugierig die Augen und Ohren offen hielt. Heute war ganz schön viel los und entsprechend viele Badegäste tummelten sich in dem großen Becken. Viele unbekannte- aber auch viele bekannte Gesichter entdeckte Prisca unter den Frauen, denen sie hie und da zum Gruße freundlich zunickte. Neben dem Wasserspeier waren zum Glück noch einige Plätze frei, denn von hier aus konnte man besonders gut das Becken überblicken und dabei den Gesprächen lauschen.


    Natürlich gab es viel belangloses Getratsche, auf das Prisca gar nicht weiter achtete, wobei gerade ein Thema, seit der Entsühnung und dem tylusischem Fest, besonders häufig zu hören war:


    "Habt ihr letztends, auf der Feier der Tylusier zufällig mitgezählt, wie viele Liktoren der Präfekt dabei gehabt hatte? … Vierundzwanzig! Genau Vierundzwanzig. Wie bei der Entsühnung damals! Ist das nicht ein Skandal?!", wetterte eine ältere Matrone geradewegs in die Runde hinein.


    " Ja ja das ist es! Eine Unverfrorenheit sondergleichen! Was nimmt sich dieser Vescularier eigentlich heraus und was sagt der Kaiser überhaupt dazu?", entrüstete sich eine noch ältere Frau über das Thema Nummer 1 in Rom, worauf sich sogleich noch weitere Stimmen munter zu Wort meldeten:


    "Was regt ihr euch denn so auf? Falls es dem Kaiser missfallen sollte, könnte er doch etwas dagegen unternehmen, nur, … tut er etwas dagegen? Na?! … Nein! Es scheint ihm völlig egal zu sein, genauso wie ihn Rom und die Geschicke des Reiches nicht sonderlich zu interessieren scheinen, oder wann habt ihr den Kaiser das letzte Mal hier zu Gesicht bekommen?", entgegnete eine jüngere Römerin mit leicht abfälligen Blick zu den beiden Anderen.

    "Das stimmt! Lang ist es her und es gab genügend Festlichkeiten und Anlässe, die seine Anwesenheit erfordert hätten. Den Präfekten sieht man wenigstens regelmäßig in der Öffentlichkeit ", ergriff ihre Freundin daneben sofort deren Partei..


    "Aber ER ist nicht der Kaiser!", ließ sich die Ältere von solchen Argumenten nicht beeindrucken.


    "Aber vielleicht wäre er der bessere Kaiser? Könnte man ihn denn nicht einfach dazu wählen", gab eine noch ganz junge Frau ihren Senf dazu, worauf sie einige ungläubige Blicke erntete.
    "Wie bitte? Was redest du da für einen Schwachsinn daher? Hüte lieber deine Zunge und sei still, wenn du nicht weißt wovon du redest", blaffte die noch Ältere sie kopfschüttelnd an.


    "Pfff. So schlecht ist die Idee doch gar nicht. Irgendwann wird der Präfekt ohnehin die ganze Macht an sich reißen, also besser man stellt sich gut mit ihm und wählt ihn freiwillig", verteidigte die Jüngere trotzig die Idee der Jüngsten und stachelte damit die Diskussion noch ein wenig mehr an.


    Prisca indes hielt sich aus derlei Gesprächen tunlichst heraus und zog es vor zu lauschen. Interessant waren solche Diskussionen allemal, aber was brachten sie im Grunde? Nichts, außer erhitzte Gemüter, die sich anschließend nur schwer wieder abzukühlen vermochten. Für eine echte Verschwörung hingegen bräuchte es schon eher einen kühlen Kopf und den zu wahren war das Ziel, bis endlich ...


    Die Richtige gefunden wäre,nur wann wäre das? Ja genau! Die Einzigartige, die … die perfekte Frau eben, nach der sie und Calvena nun schon seit Wochen suchten. Apropos Suche: Wo bleiben denn Calvena und Serrana? , wandte die Aurelia den Kopf suchend, aber vergeblich nach ihrer Freundin um.


    Noch war von den beiden Freundinnen nichts zu sehen, dafür entdeckte Prisca aber eine andere Frau, die gerade im Begriff war die Stufen in das Wasserbecken herab zu schreiten. Oder besser gesagt, schien diese Frau - einer Erscheinung gleich - in das Wasser hinein zu schweben, wie einst Venus daraus empor gestiegen sein mochte. Du meine Güte! Wer ist denn das? Bei diesem Anblick ertappte sich Prisca glatt selbst dabei, wie sie ihre Augen bewundernd über den makellosen Körper der schönen Unbekannten wanderten. Zumindest was das Äußere anginge, wäre diese Frau: PERFEKT für den PRÄFEKT! Wobei es natürlich nicht nur auf das Äußere ankäme. Schönheit war schließlich vergänglich, doch Wen interessiert denn das, in zwanzig Jahren!?, dachte Prisca nur, während sie die Fremde weiter aufmerksam beobachtete...

  • Die Reise von Ostia nach Rom, dauerte nur wenige Stunden. Ich hatte mir eine Sänfte gemietet und einen Sklaven mit Handkarren, der mein Gepäck über die holprige Straße transportierte. In einer Sänfte zu reisen, war wesentlich angenehmer, als in einer Kutsche. Ich schwebte förmlich auf seidenen Kissen dahin. Kaum, dass ich die Stadttore durchschritt, gab ich Khurram den Auftrag er möge das Gepäck direkt in mein Haus bringen lassen. Ich wollte mir den Staub der Straßen vom Körper waschen. In dem Gasthof in Ostia hatte ich zwar die Gelegenheit bekommen mich zu waschen, doch mit einer Therme war es nicht zu vergleichen. Und eine solche steuerte ich nun direkt an. Zumal die Thermen Roms ein wahrer Schatz und nie versiegender Quell an Gerüchten war. Wenn ich nun wieder in Rom leben wollte, musste ich auch auf dem neuesten Stand der Klatschgeschichten sein. Besonders, wenn ich wieder am gesellschaftlichem Leben teilhaben wollte.
    In Alexandrien war man zwar nicht abgeschnitten vom Rest der Welt, doch hatte Alexandrien seinen ganz eigenen Tratsch. Die Skandale aus Rom erreichten nur selten Ägypten und waren dann auch schon nicht mehr aktuell oder interessant. Bis auf die großen politischen Ereignisse war es nicht wichtig was sich im Zentrum der Welt abspielte, denn Alexandriens Gesellschaft selbst sorgte für spannende skandalöse Geschichten.


    Es war als betrat man einen Bienenstock. Das Summen von unzähligen Gesprächen umhüllte mich, als ich aus den Umkleideräumen kam. Siha folgte mir mit Badetüchern und duftenden Ölen. Zunächst glitt mein Blick nur über die unzähligen anwesenden Damen. So manches Gesicht kannte ich noch früher. Doch ich war mit niemand befreundet. Was wohl daran lag, dass sich meine Freundinnen von mir abgewandt hatten, als ich mit meiner Gens brach und Rom den Rücken kehrte. Doch wer brauchte schon scheinheilige Freundinnen? Ich jedenfalls nicht. Ganz leicht zupfte ich am Oberteil meines Bikinis. Dieses teure Stück bestand aus blauer Seide und war mit kleinen Perlen und Goldfäden bestickt. Als ich mich dem großen Badebecken näherte, drehten sich fast sofort einige Köpfe zu mir um. Diejenigen die mich erkannten, steckten sofort die Köpfe zusammen. So auch zwei Stadtbekannte Klatschbasen.


    „Bei Iunos schlafen Titten! Ich hab es nur für ein Gerücht gehalten, aber Helvetia Phoebe ist tatsächlich wieder in der Stadt!“ entfuhr es der einen halblaut. Sie klang fast ein wenig schockiert. Ich warf ihr einen fast kecken Blick zu.

  • Die Zeit verging wie im Fluge, jedenfalls machte es den Eindruck, besonders, wenn man den Kopf voller Pläne hatte. Pläne die ihr so manche Nacht den Schlaf raubten. Besonders weil sie sich selbst die Frage stellte, ob es das wert war. Ob es sich lohnte ein solch hohes Risiko einzugehen und sich in Gefahr zu bringen, anstatt einfach die Hände in den Schoß zu legen und abzuwarten. Doch jedes Mal, wenn sie sich dann in das Zimmer ihres Sohnes schlich und ihm dabei zusah wie er träumte, waren die Zweifel fort gewischt. Es ging hier schließlich nicht nur um eine persönliche Fehde, sondern um weitaus mehr. Um die Zukunft ihres Kindes und die Zukunft des ganzen Imperiums.
    Rufus hatte sie bei Vera gelassen. Sie hatte der Duccia erklärt, dass sie sich mit ihren Freundinnen treffen würde. Calvena hätte Vera auch mitnehmen können, damit diese ein paar neue Bekanntschaften schließen konnte. Aber da dieses Treffen mehr sein sollte, als nur ein Schwätzchen unter Freundinnen, hatte sie Vera erst einmal vertröstet.


    Auf den Stufen zur Therme traf sie auf ein bekanntes Gesicht. Aemilia Delmatica blieb am Frauenbadetag den Thermen natürlich nicht fern. „Germanica“, begrüßte sie Calvena mit einem scheinheiligen Lächeln. Kritisch wurde Calvena beäugt. „Du bist also endlich aus Germanien zurück? Ich hab gehört du hast einen Jungen bekommen! Gratuliere!“ Die Augen der Delmatica wanderten über den Leib Calvenas, auf der Suche nach den überzähligen Pfunden, die eine Schwangerschaft zurück ließ. „Gut siehst du aus!“ komplementierte diese schließlich. Bis auf das Calvenas Hüften etwas fülliger geworden waren und der Busen nun dem einer reifen Frau entsprach und nicht mehr dem eines Mädchens, hatte sich ihre Figur glücklicherweise nur wenig verändert. „Wie ist Germanien so? Ich könnte es niemals dort aushalten. Unter diesen Barbaren!“ plauderte diese weiter und ließ Calvena gar nicht erst zu Wort kommen. „Hast du gehört, was sich dieser Salinator alles geleistet hat? Er führt sich auf wie der Kaiser höchstpersönlich!“ „Ich hab seinen Auftritt beim Fest der Tylusier mitbekommen!“ „Ach nein! Wirklich? Du warst da? So lange bist du schon zurück? Und da kommst du nicht mal auf einen Wein vorbei?“ Delmatcia klang vorwurfsvoll, doch wussten beiden Frauen, dass sie keine Freundinnen waren. Es war also nur eine gespielte Empörung. „Ich gelobe Besserung“, Calvena log, ohne dass sie rot wurde. „Ist das nicht Catia Peducaeana dahinten?“ lenkte Calvena von sich geschickt ab und deutete auf die Freundin und engste Vertraute der Aemilia. „Oh tatsächlich!“ Kaum war diese abgelenkt, huschte Calvena davon. Froh der Klatschbase erst einmal entkommen zu sein. Delmatica wollte sich gerade noch mal an die Germanica wenden, doch war diese schon in den Thermen verschwunden. Kurz schmollte Delmatcia, aber dann suchte sie die Gesellschaft ihrer Freundin.


    Nachdem sie sich entkleidet hatte, strebte Calvena den Treffpunkt an, den sie mit ihren Freundinnen ausgemacht. Die Fetzen unzähliger Gespräche drangen ihr ans Ohr, während sich durch den Raum schritt. Prisca konnte sie in dem großen Becken bereits ausmachen, da aber noch ein paar Bekannte begrüßt werden wollten, konnte sie ihrer Freundin nicht sofort folgen. Schließlich fand sie sich dann im Wasser bei dem wasserspeienden Löwenkopf ein. „Salve Prisca!“ grüßte sie die Aurelia. „Rate mal, wen ich gerade getroffen hab!“ Im Gegensatz zu Prisca hatte sie die Fremde nicht bemerkt. „Delmatica und sie ist mal wieder furchtbar sensationslüstern...“, erst jetzt bemerkte sie den Blick ihrer Freundin und folgte diesem. „Wen hast du denn entdeckt?“ fragte sie und streifte erst einmal nur flüchtig die Fremde. Erst bei dem Ausruf ihrer Nachbarin, einer dicklichen Matrone, fasste sie den Neuankömmling direkt ins Auge.
    Plötzlich kam sie Calvena wie ein pummeliges Mädchen vor. Im Vergleich zu der Fremden, die wie eine Göttin anmutete, war sie irgendwie unscheinbar. „Uih…“, entfloh es ihr neidisch. Bei der Figur, diesem Auftreten, konnte man nur neidisch werden. Die Fremde ließ sich nicht einmal durch gehässige Kommentare aus der Ruhe bringen.

  • Zitat

    Original von Germanica Calvena
    D... „Salve Prisca!“ grüßte sie die Aurelia. „Rate mal, wen ich gerade getroffen hab!“ Im Gegensatz zu Prisca hatte sie die Fremde nicht bemerkt. „Delmatica und sie ist mal wieder furchtbar sensationslüstern...“, erst jetzt bemerkte sie den Blick ihrer Freundin und folgte diesem. „Wen hast du denn entdeckt?“ fragte sie und streifte erst einmal nur flüchtig die Fremde. Erst bei dem Ausruf ihrer Nachbarin, einer dicklichen Matrone, fasste sie den Neuankömmling direkt ins Auge.
    Plötzlich kam sie Calvena wie ein pummeliges Mädchen vor. Im Vergleich zu der Fremden, die wie eine Göttin anmutete, war sie irgendwie unscheinbar. „Uih…“, entfloh es ihr neidisch. Bei der Figur, diesem Auftreten, konnte man nur neidisch werden.


    Helvetia Phoebe?, schnappte Prisca beiläufig den Namen der unbekannten Schönheit auf und kam ins grübeln. Hm, … Der Name sagt mir irgend etwas. Nur was? Fast könnte man mein die Helvetia hätte jemanden umgebracht, so schockiert und bestürzt wie die beiden Klatschbasen in ihrer Nähe taten. Allerdings handelte es sich hierbei um niemand geringeren als Galvena und Helena und die wiederum waren bekannt dafür, jedes noch so geheime Geheimnis und Gerücht als Erste zu kennen. Also wenn Galvena SO klingt, dann muss es etwas mit der Helvetia auf sich haben, wurde Priscas Neugier geweckt und ein unauffälliger Blick in die Runde betätigte dies, da auch andere Frauen in ihrem Umfeld über die Helvetia zu tuscheln begannen.


    Prisca richtete ihre Augen wieder auf die besagte Dame und ein leichtes Schmunzeln huschte über ihre Lippen. Diese Frau imponierte ihr durchaus, denn sie schien sich von dem Getratsche und den Blicken nicht sonderlich beeindrucken oder gar aus der Ruhe birngen zu lassen So jemanden könnten wir gut gebrauchen.


    So in Gedanken, übersah sie Aurelia glatt ihre Freundin Calvena und bemerkte diese erste, als sie deren vertraute Stimme neben sich vernahm, "Salve Calvena … wen hast du denn getroffen?", hörte Prisca nur halb hin und wollte auch nicht raten. Die Antwort bekam sie ja auch sofort geliefert. "Ach Delmatica, …tja wer sonst.", gab Prisca beiläufig zur Antwort während sie den Blick weiter auf die Helvetia gerichtet hielt. Die Germanica schien ihm zu folgen und bei der nächsten Frage und dem neidisch klingenden "Ui" musste die Aurelia leise kichern. "Ja! Sie ist ausgesprochen hübsch, nicht wahr?!", interpretierte Prisca dieses "Ui" in eine neidlose Anerkennung der Schönheit dieser Frau um. Die Mühe ihre Stimme zu senken, so wie die Anderen, machte sie sich im übrigen nicht. "Helvetia Phoebe ist übrigens ihr Name ….", schickte Prisca noch schnell nach und machte eine bedeutungsvolle Pause in der Hoffnung, dass dieser Name ihrer Freundin eventuell etwas sagen könnte ...



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  • Irgendwie hatte ich Rom doch vermisst. Rom und seine gelangweilten Ehefrauen, die den lieben langen Tag sich nur mit Klatsch und Tratsch beschäftigten, weil es der einzige Höhepunkt in ihrem Alltag war. Bei dem Ausruf der dicklichen Matrone, einer alten Bekannten, drehten sich viele Köpfe in meine Richtung um. Bewundernde, neidische und auch erstaunte Blicke trafen mich. Man hatte mich also nicht vergessen. Und schon gar nicht die Art und Weise wie ich Rom den Rücken zugekehrt hab. „Anscheinend hast du mich nicht vergessen, Galvena!“ zielstrebig steuerte ich den Platz zwischen ihr und Helena an. Beide warfen sie mir einen vorwurfsvollen Blick zu, denn ich gab ihnen somit keine Gelegenheit sich über mich das Maul zu Zerreisen. Ein wenig amüsant war es schon, die beiden Klatschbasen zu Ärgern. „Hab keine Angst, auf deinen Mann hab ich es nicht abgesehen. Wie ich gehört hab, soll er mächtig zugelegt haben… man sagt sich, er würde seine Füße nicht mehr sehen können“, versetzte ich mit einer gewissen Genugtuung. Angriff war in diesem Haifischbecken die beste Verteidigung. „Wie kannst du es wagen?!?!“, zischte sie mir giftig entgegen. „Im Gegensatz zu dir trete ich die Traditionen und Tugenden nicht mit Füßen!“„Tu nicht so scheinheilig. Halb Rom weiß, dass du dir so einen knackigen Adonis hältst, der Hand bei dir anlegen darf!“ versetzte ich mit einem honigsüßen Lächeln. Dieser Kommentar saß. Ich hatte zwar nur ins Blaue hinein geraten, aber anscheinend genau ins Schwarze getroffen. Jedenfalls lief sie knallrot an, schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen und suchte dann beinahe in komischer Verzweiflung nach einer Erwiderung. Doch es kam nichts. Nur ein überaus tödlicher Blick, bevor sie dann, zusammen mit ihrer Freundin die Flucht ergriff. Mit einem zufriedenen Lächeln lehnte ich mich leicht zurück.


    Als mein Name dann unweit von mir fiel richtete ich meinen Blick auf die beiden Frauen beim Löwenkopf. Beide jung, hübsch anzusehen und mit dieser gewissen Aura der reichen Oberschicht. Konnte es sein dass die Beiden noch nichts von mir gehört haben? Es klang fast so. Kurzerhand rückte ich auf und lächelte in die Runde. „Salve“, grüßte ich höflich. Mit Sicherheit hatten sie gerade mit bekommen, wie ich die beiden Matronen vertrieben hatte. „Da ihr nun wisst, wie ich heiße, würde ich gern auch eure Namen erfahren“, fragen sah ich von der Einen zur Anderen. „Ich will ja nicht aufdringlich sein, aber die Höflichkeit gebietet es sich vorzustellen!“ Auch wenn es etwas gestelzt klang, war es einfach nur die Neugierde die mich dazu trieb, mich zu ihnen zu gesellen. Zumal mein Tonfall eher amüsiert klang und nicht abweisend oder arrogant.

  • Schnell wurde deutlich, das Prisca ihr nicht wirklich zuhörte, sondern die Aufmerksamkeit auf die kleine Damenrunde neben ihnen gerichtet hatte. Jedenfalls nahm ihre Freundin den Hinweis, dass Delmatica ebenfalls den Thermen einen Besuch abstattete nur beiläufig auf. Böse war Calvena ihr deswegen nicht. Schließlich musterte sie ebenso neugierig und offen, die Neue, wie auch viele andere Besucherinnen. Als diese dann zu den Klatschtanten neben ihnen stieß, war ohnehin kurz vergessen, dass sie in Begleitung da war. Dafür war das was nun kam, viel zu spannend. Eine offen ausgetragene Feindschaft.


    Mit einiger Überraschung verfolgte Calvena den Schlagabtausch zwischen der Matrone und der Fremden. Dass sie sich spinnefeind waren, war kaum zu übersehen. Es war beeindruckend, wie die Helvetia, Galvena erst in die Schranken wies und dann in die Flucht schlug. Man konnte die Thermen mit einem Schlachtfeld vergleich, diejenige mit der spitzesten Zunge gewann den Schlagaustausch. Völlig gefangen von dieser kleinen Demonstration an über aus geschickt platzierten Gemeinheiten überhörte sie doch glatt, dass Prisca ihr den Namen der Fremden zuraunte. Sie hätte sich wohl nicht getraut, so mit den Klatschbasen Roms umzuspringen. Wer wusste schon, welche fiesen Gerüchte diese dann aus lauter Rache streuten. Die Helvetia schien davor keine Angst zu haben. Calvena lieferte sich mit ihrer ab und zu ein kleines Duell, aber selbst Laevina wirkte im Vergleich zum Selbstbewussten Auftritt von Phoebe wie eine alte verbitterte Hexe.
    Das erwartungsvolle Schweigen von Prisca erinnerte sie daran, dass ihre Freundin ihr gerade etwas Wichtiges mitgeteilt hatte. „Ähhh?“ fragte sie mit einem verlegenen Grinsen nach. Sie hatte einfach nicht weg hören können und bemerkte ihre Freundin erst jetzt wieder. Das Wortgefecht hatte sie einfach nur gefangen genommen.
    Im nächsten Moment rückte die Helvetia dann zu ihnen auf, lächelte sie freundlich an und fragte dann höflich nach ihren Namen. Fast könnte man meinen, es hätte dieses Wortgefecht zuvor nicht gegeben. „Ich bin Germanica Calvena und das ist Aurelia Prisca…“, stellte sie dann etwas eilig sich und ihre Freundin vor.

  • Dieses Wortgefecht zwischen der Neuen und den beiden alten Klatschbasen war wirklich amüsant anzusehen! Vor allem, weil die Gesichtszüge von Galvena und Laevina ansonsten nur selten derart entglitten. Tja, es gab eben nicht viele Frauen die es wagten dem stadtbekannten "Doppelpack" die Stirn zu bieten. Nicht, dass Prisca sich dies nicht auch zugetraut hätte, nur, hielt sie sich (ihrem Mann zuliebe) aus solchen öffentlichen Zankereien tunlichst heraus. Das würde nicht nur ihren Ruf schaden, sondern womöglich auch dem ihres Liebsten, denn von den hier Anwesenden wussten alle zu welchen Gemeinheiten diese Weiber da fähig wären. Gerüchte waren schneller gestreut, als es wieder zerstreut werden konnten und wenn man viel zu verlieren hatte wäre es besser nicht das Gesprächsthema Nummer 1 in Rom zu sein.


    Die Helvetia hingegen schien sich dessen nicht ganz bewusst zu sein, oder hatte sie am Ende ihren guten Ruf schon längst verloren? Nun wir werden es wohl bald erfahren, war sich Prisca ziemlich sicher, da sich die junge Frau nun offensichtlich zu ihnen gesellen wollte. "Salve!", erwiderte die Aurelia den Gruß freundlich lächelnd, wobei sie sich ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen konnte. So so. Die Höflichkeit gebietet es also, dass wir uns vorstellen, dachte Prisca, womit die Helvetia eindeutig sie und Calvena meinte. Aber bekanntlich macht der Ton die Musik und da die junge Frau keineswegs arrogant oder unsymphatisch wirkte, gab es eigentlich keinen Grund sie wieder zu verscheuchen, wobei?! ... Oder wollen wir lieber nicht mit ihr zusammen gesehen werden?


    Flüchtig suchte Prisca den Blickkontakt zu ihrer Freundin, doch diese gab bereits bereitwillig ihre Namen preis. Zu spät! Wobei es der Aurelia keineswegs unangenehm war. Im Gegenteil! Sie fand die Helvetia durchaus interessant und natürlich drängte auch die Neugier Prisca dazu, nun ebenso direkt (aber auch freundlich) wie die Andere aufzutreten. "Genau! Wir sind Calvena und Prisca. Unsere Freundin Serrana fehlt noch, aber sie müsste bald hier sein", bestätigte sie also die Aussage der Germanica und machte prompt eine einladende Geste, auf den Platz zwischen sich und Calvena. "Und nun, da wir einander offiziell vorgestellt sind, spricht aus meiner Sicht nichts dagegen, dass du dich zu uns gesellst." Prisca wartete kurz, ob die Helvetia der Einladung folgen würde und fügte dann noch mit einem neckenden Unterton in der Stimme hinzu: "Wobei es die Höflichkeit gebietet, dass du uns nun darüber aufklärst, weshalb Galvena und Laevina derart schockiert auf dein Erscheinen reagiert haben und damit wir wissen, mit wem wir es zu tun haben. Nicht wahr?", grinste die Aurelia kurz zu Calvena, ehe sie Phoebe gut gelaunt zu zwinkerte. Ganz so, als würden sie sich schon länger kennen, wobei ihr Blick deutlich zeigte, dass sie sich um das Getuschel der Anderen nicht weiter scherte.

  • War der Ruf erst mal zerstört, lebte es sich völlig ungeniert. Vor den Gerüchten dieser Weiber fürchtete ich mich nicht. Warum auch, was wollten sie mir schon andichten? Eine Affäre mit einem verheirateten Mann? Das würde tatsächlich der Wahrheit entsprechen. Mit meiner direkten Art und der Konfrontation hatte ich für jede Menge neugieriger Blicke und Getuschel gesorgt. Kurz glitt mein Blick auffordernd durch das Becken, doch schnell drehten sich die Köpfe in eine andere Richtung. Bis auf die beiden Frauen direkt neben mir, zu denen ich mich nun gesellen wollte. Netterweise und reichlich verdutzt stellten sie sich mir dann auch vor. Mir entging nicht, dass sie fragende Blicke austauschten, bevor sie mir dann Platz machten. „Ich glaub kaum, dass mein schlechter Ruf nur durch meine bloße Anwesenheit abfärbt…“, versuchte ich etwaige Bedenken mit Humor zu zerstreuen. „Obwohl…“, mein Blick glitt hinüber zu Galvena und Laevina, die sich nicht allzu weit entfernt auf Clinen gemütlich gemacht hatten und finstere Blicke in meine Richtung abschossen. „Manchmal genügt schon das…“, fügte ich dann mit einem leichten Achselzucken hinzu. Wenn die Beiden sich an meiner Anwesenheit nicht störten, dann würde ich es genießen, einmal ein paar neue Bekanntschaften zu schließen.


    Ein Schmunzeln zeigte sich auf meinen Zügen, als ich so direkt gefragt wurde, warum die beiden Klatschtanten so auf mich reagiert haben. „Früher oder später wird man euch Beide sicherlich über mich aufklären… also warum sollte ich es nicht selbst erzählen. Ich hatte eine Affäre… eigentlich sogar mehrere. Immer mit verheirateten Männer, die nicht sonderlich glücklich waren. Und ihr werdet euch sicherlich nicht wundern, wenn ich sage, dass mich die Ehefrauen als Geliebte geduldet haben. So hatten sie ihre Ruh vor ihren Männern.“

  • Ohne Worte waren sie und Prisca sich schnell einig geworden, der Helvetia in ihrer Mitte Platz zu machen und sie auf diese Weise dazu einzuladen an ihrem Gespräch teil zu nehmen. Es war beeindruckend und irgendwie ein kleines bisschen einschüchternd gewesen, wie geschickt Phoebe die Klatschtanten in die Flucht geschlagen hatte. Eine Frau die so viel Schneid hatte und anscheinend keine Furcht davor hatte, dass diese Giftspritzen deren Ruf zerstörten, musste man doch glatt näher kennen lernen. Irgendwie war ihr die Helvetia sympathisch, sie bewies neben einer spitzen Zunge auch noch jede Menge Humor und schien sich selbst nicht immer ernst zu nehmen. Da drängte sich doch glatt die Frage auf, warum das so war. Vielleicht wollte sie sich einfach nicht von den gelangweilten Damen der Gesellschaft einschüchtern lassen. Bei ihrer kleinen Andeutung konnte man fast vermuten, sie hätte bereits keinen guten Ruf mehr. Nur sagte der Name der Helvetia rein gar nichts. In der Regel wurden die Klatschgeschichten über die schwarzen Schafe der Gesellschaft immer und immer wieder erzählt. Aber immer ein wenig verändert, weiter ausgeschmückt und übertrieben. Oder aber war Phoebe so lange fort von Rom gewesen, dass die Geschichten um sie herum einfach irgendwann langweilig geworden waren?


    „Aus Roms kommst du nicht?“ wollte sie dann einfach erst einmal wissen. Einfach um Phoebe ein wenig näher kennen zu lernen.


    Prisca indes schien sich mit einer anderen Frage zu beschäftigen und fragte dann auch prompt direkt nach. Die Andeutung hatte sie wohl Neugierig gemacht. Hatte beide Freundinnen neugierig gemacht. Die Antwort überraschte sie eiskalt. Was nicht daran lag, dass Helvetia anscheinend eine Hetäre war. Sondern dass sie darauf kein Geheimnis machte und unverblümt und im Plauderton darüber sprach. Es klang, als spräche sie über das Wetter oder die neueste Mode. Mit offenem Mund starrte sie Phoebe einen Moment lang an. Bis Calvena einfiel, dass sie nun bestimmt aussah wie ein Fisch auf dem Trockenen. Eilig schloss sie den Mund. „Wie ist es dazu gekommen…?“ purzelte die Frage ihr aus dem Mund. Eine dämliche Frage, wie sie im Nachhinein fand. Aber nun hing sie in der Luft.

  • Ach sieh an! Sie ist eine Hetäre. Also darüber regen sich diese alten Tratschweiber so auf?! … Pfff - und ich dachte schon sie sei eine Mörderin. Die überraschend offene Bekenntnis der Helvetia beeindruckte Prisca weniger als sie erwartet hatte, war sie doch von viel schlimmerem ausgegangenen. Ihre Freundin schien da etwas mehr beeindruckt zu sein vom Lebenswandel ihrer neuen Bekannten, stand ihr Mund doch sekundenlang offen ehe sie ihn schnell wieder schloss. Immer nur mit verheiratetet Männern?! Naja, eine gewisse Systematik schien die Helvetia daraus entwickelt zu haben, was durchaus zu der Frage führte …Ja wie ist es dazu gekommen? Diese Frage fand Prisca ganz und gar nicht dämlich: "Ist es des Geldes wegen? Oder wegen dem Vergnügen? … oder beidem?" oder was denn sonst?, rutschte ihr eine kleine Nachfrage heraus, die mindestens genauso dämlich wäre wie die von Calvena - oder auch nicht. Interessant und spannend war es auf alle Fälle zu erfahren, was diese Frau dazu bewogen hatte ihr Leben als Hetäre zu verbringen.


    Während die drei Frauen die Köpfe zusammensteckten ging das Getuschel um sie herum selbstverständlich munter weiter: "Was sucht diese 'Person' denn da bei den Beiden? ... Ich weiß nicht ... Vielleicht will sie sich an deren Männer heran machen?! ... Wäre ja nicht das Erste Mal ... Sind das Patrizierinnen? ... Ja, ich glaube zumindest Eine von Ihnen. Reich scheinen sie jedenfalls alle zu sein. ... Hach! ]Ich würde ja zu gern wissen, worüber die gerade reden" Dutzende Augenpaare ruhten mit unverhohlener Neugier auf den Dreien, die sich davon jedoch nicht sonderlich gestört fühlten ...

  • Wieder einmal zeigte sich wie unterschiedlich die Damen der Gesellschaft doch auf mein so offenes Eingeständnis reagierten. Die schien belustigt, die andere ein wenig schockiert. Ein amüsiertes Grinsen zeigte sich auf meinen Zügen, als ich den überraschten Blick der Germanica auffing. Sie starrte mich doch glatt mit offenem Mund an. Nicht gerade sehr damenhaft. Aber ich nahm es ihr nicht übel, sie schien mich nicht sofort zu verurteilen. Beide taten es nicht. Oder aber sie wussten ihre Vorbehalte sehr gut zu verbergen. Über die Fragen musste ich doch glatt lachen. Ich ließ mich tiefer ins Wasser sinken und legte den Kopf zurück. „So etwas passiert eben… ich hab es nicht geplant. Die erste Affäre war, weil ich spüren wollte das ich noch lebe...“, meinte ich nachdenklich. Längst verdrängte Erinnerungen drängten sich in meinen Geist und buhlten um Aufmerksamkeit. Die Bilder meiner kurzen aber furchtbaren Ehe bedrängten mich. Ich war so jung und so hilflos gewesen… Meine Narben mochten vielleicht nicht körperlicher Natur sein, aber die Spuren, die mein Gemahl hinterlassen hatte, würden wohl niemals verblassen. Hätte mein Vater gewusst, dass der Mann von dem er glaubte, er würde sich gut um mich kümmern, mich verprügeln würde, dann hätte er ihn wohl umgebracht. Nur leider waren meine Eltern kurz nach meiner Vermählung einem Feuer auf ihrem Landgut zum Opfer gefallen. Ich hatte ihnen mein Leid nicht klagen können. Unter der hübschen Fassade einer tugendhaften Ehe, hatte ich die Hölle durchlebt. Aber wenigstens hatte mein Mann Gnade mit mir gekannt. Er hatte sich umgebracht. Natürlich gab es da ein Gerücht, ich hätte ihn aus Habgier ermordet. Aber dazu wäre damals nicht in der Lage gewesen.
    Ein wenig verdüsterte sich mein Blick, dann kehrte ich in die Gegenwart zurück. Es war vorbei. Für immer und ewig. Nie wieder würde ich zulassen, dass ein Mann auf diese Weise Hand anlegte. „Etwa ein Jahr nachdem mein Gemahl verstorben war, hab ich eine Affäre mit Galvenas ältesten Sohn gehabt...“, eröffnete ich mit einem schelmischen Grinsen. „Ein stattlicher Bursche, nur sind seine Talente in der Verwaltung verschwendet…“, resümierte ich und warf der Klatschtante einen kecken Blick zu. Sollte sie ruhig wissen, dass ich über ihren Sohn redete. Wieder musste ich lachen, als sie mir erst einen giftigen Blick zu warf und dann demonstrativ davon stakste. „Er kam auf mich zu, aber das will natürlich niemand wissen. Einem Mann ist es erlaubt sich sein vergnügen außerhalb seines Ehebettes zu suchen, aber wenn eine Frau sich gewisse Freiheiten heraus nimmt, dann wird sie sogleich Verurteilt… eine seltsame Doppelmoral, findet ihr nicht?“ Eine Antwort erwartete ich nicht. Mit Sicherheit waren meine Bekanntschaften genau in diesem glauben aufgewachsen und erzogen worden. So war ich auch gewesen… davor. „Galvena wollte mich mit einem Freund ihres Mannes verkuppeln, damit ich die Finger von ihrem Sohn lasse. Es hat nur leider nicht geklappt… er konnte die Finger nicht von mir lassen und hat glatt seine Frau wegen mir verlassen. Nur hatte ich nicht vor mich erneut zu binden…“, ich zuckte mit den Schultern, „das hat ihm nicht gepasst und er ist zurück zu seiner Frau. Aber soweit ich weiß, herrscht seit dem Eiszeit zwischen ihm und ihr. Eine Scheinehe. Er nimmt sich was ihm vor den fellas läuft und sie ist frustriert und hält sich einen Schönling nach dem anderen.“ Es machte mir sichtlich Spaß diese alte Geschichte aufzuwärmen. Nicht nur Galvena konnte ihr Gift verspritzen.


    „Seid ihr verheiratet? Wenn nicht, dann solltet ihr euch schnell einen Sklaven zum Vergnügen anschaffen. So ein bisschen Bettgehoppse entspannt ungemein“, zwinkerte ich meinen neuen Bekanntschaften zu. „Und wenn ihr verheiratet seid und eure Männer greise Säcke, dann solltet ihr euch auch unbedingt ein Spielzeug anschaffen. Nur weil wir Frauen sind, müssen wir nicht darauf verzichten ein wenig Spaß zu haben. Aber meine Affären haben einen anderen Grund. Als alleinstehende Frau bedarf man eines gewissen Schutzes und reiche, verheiratete Männer mit viel Einfluss sind nicht nur großzügig, nein, sie sind auch unglaublich eifersüchtig und sorgen dafür, dass man keine Sorgen mehr hat. Niemand belästigt einen, keine aufdringlichen Angebote jemanden zu heiraten. Es ist auf seltsam verdrehte Weise unkompliziert, besonders weil ich meine Freiheiten hab… und solange ich zurück haltend bin, werde ich auch von den Ehefrauen geduldet. Selbst wenn ich meine Liebhaber auf Festivitäten begleite…“

  • Sie war eindeutig zu spät dran, und das, obwohl sie das gemeinsame Bad mit ihren Freundinnen seit den frühen Morgenstunden immer im Blick gehabt hatte. Erst hatte die Köchin sie aufgehalten mit ihren Fragen wegen des Essens der nächsten Tage, und das, obwohl sie das genauso gut mit Laevina hätte besprechen können. Aber nun gut, dass sich niemand freiwillig einer vermeidbaren Unterhaltung mit der alten Germanica aussetzte, konnte Serrana durchaus nachvollziehen. Ganz abgesehen davon, dass sie, Serrana, aufgrund ihrer Ehe mit Sedulus ohnehin den höheren Rang innerhalb der Familie einnahm, auch wenn ihre Großmutter sich alle Mühe gab, diesen Umstand so gut wie möglich zu ignorieren.
    Den Diskussionen mit der Köchin hatte sich dann ein erneuter lautstarker Streit zwischen der Amme und Adula angeschlossen, in dessen Verlauf Adula ihre wild um sich schlagende Kontrahentin schließlich in den großen Waschzuber geworfen hatte, in dem gerade die Schmutzwäsche der Dienerschaft gereinigt wurde. Es hatte einiges an Zeit und Mühen gekostet, den Frieden in der Casa Germanica zumindest halbwegs wieder herzustellen, und Serrana hatte schnell das Haus verlassen und war zu den Thermae Agrippae geeilt, bevor sich weitere häusliche Dramen entwickeln konnten. Auf dem Weg warf sie ihrer Leibsklavin immer wieder ärgerliche Blicke zu, doch die schritt ganz entspannt und offensichtlich zufrieden mit sich und der Welt neben ihrer deutlich kleineren Herrin her, die für jeden Schritt, den Adula machte, zwei machen musste. "Du kannst froh sein, dass ich nicht so bin wie meine Großmutter, die hätte dich schon dreimal auspeitschen lassen." fauchte Serrana, während sie sich, in den Thermen angekommen, umzog und dann mit Adula gemeinsam das Caldarium betrat. "Verdient hättest du es allemal, auch wenn die Amme eine unerträgliche Zicke ist." Adula beließ es bei einem gebrummten "Ja, Herrin" und Serrana ließ den Blick seufzend über das große Wasserbecken schweifen, in dem sie sich mit Prisca und Calvena verabredet hatte. Da war der Löwenkopf, und ja, ganz in der Nähe davon konnte sie die dunklen Haarschopfe ihrer beiden Freundinnen ausmachen. Und gleich daneben noch einen dritten, aber die bemerkenswert attraktive junge Frau, zu der dieser gehörte, kannte Serrana nicht, wie sie beim Herankommen feststellte.
    Die Unbekannte sprach gerade, und während Serrana die letzten Meter zum Beckenrand zurückl legte, schnappte sie noch einige Bruchstücke auf. "Sklaven zum Vergnügen", "Bettgehoppse" und "Affairen", um was, in der Götter Namen, ging es denn da gerade? Obwohl nun schon seit geraumer Zeit verheiratet und mit den Vertraulichkeiten zwischen Mann und Frau bestens vertraut, war Serrana im Grunde ihres Herzens der kleine Tugendbold aus der Campania geblieben, und so stieg sie die Treppen ins Becken doch enigermaßen misstrauisch hinunter. "Salvete, die Damen. Entschuldigt bitte die Verspätung, mir sind einige Dinge dazwischen gekommen" grüßte sie in die Runde, während sie bis zum Hals ins warme Wasser glitt und schloss bei Calvena und Prisca noch ein Küsschen auf die Wange an. Eine von den Beiden würde sie und die Unbekannte sicherlich miteinander bekannt machen.

  • Provokant! Das war das erste was ihr an der Helvetia einfiel. Sie war provokant und machte sich auch noch offensichtlich einen Spaß daraus, den Klatschtanten unter die Nase zu reiben, dass sie wieder zurück war. Und dann war sie auch noch irgendwie geheimnistuerisch. Zwar gab sie unverblümt ihre Affären zu, aber sie hielt sich reichlich bedeckt, was ihre Beweggründe anging. Anscheinend steckte hinter dieser Geschichte voller Schlüpfrigkeiten mehr, als es den Anschein hatte. Doch Phoebe ließ keinen Blick hinter die Fassade der selbstbewussten Frau zu. Stattdessen plauderte sie über ihre Männergeschichten, als redete sie über das Wetter oder andere Belanglosigkeiten. Irgendwie war sie beeindruckend in ihrer Art. Sie schien keine Angst zu haben, oder aber täuschte jedenfalls darüber gut hinweg. Zwar lag kurz ein Schatten auf den Zügen der Helvetia, doch Calvena konnte nicht ergründen, was die Ursache dafür war. Helvetia Phoebe stellte sich als eine spannende Bekanntschaft heraus und so einiges erfuhr man über diese, während sie munter mit ihnen plauderte, als würden sie sich schon ewig kennen und sehr gute Freundinnen sein.
    „Die Männer haben eben ihre Vorstellungen davon wie wir Frauen uns zu verhalten haben… aber zum Glück sind nicht alle Männer so“, meinte sie zu der angesprochenen Doppelmoral. Ein glückliches Lächeln zeigte sich auf ihren Zügen, während sie an Valerian dachte. Wobei sie aber nicht zwangsläufig auf irgendwelche außerehelichen Eskapaden hindeutete, sondern damit sagen wollte, dass es auch Männer gab, die ihre Frauen so nahmen wie sie waren. Was hatte sie doch für ein Glück. Kurz warf sie Prisca einen vielsagenden Blick zu. Ihre Freundin wusste worauf sie hinaus wollte.


    „Ja, wir sind verheiratet! Sogar glücklich verheiratet“ , antwortete sie auf die Frage danach ob sie denn bereits unter der Haube waren. "Mein Mann ist Centurio bei den Cohortes Urbanae!"
    Mitten in den gut gemeinten Ratschlägen über ein Spielzeug fürs Bett, stieß nun auch Serrana zu der kleinen Damenrunde. Calvena entdeckte ihre Freundin bereits auf den Treppen und winkte ihr kurz zu. Wenig später gesellte die Iunia sich auch zu ihnen. Herzlich wie immer begrüßten sie einander. „Salve, Serrana! Ach was, du bist nicht zu spät! Du weißt doch in den Thermen gibt es eine andere Zeit“, schmunzelte sie und winkte damit deren Entschuldigung ab. „Serrana, das ist Helvetia Phoebe, Phoebe, das ist Iunia Serrana!“ stellte sie dann erst einmal die Damen einander vor.

  • Aha. Weil sie spüren wollte das sie noch lebt. Deshalb hat sie also mit den Affären begonnen?! Hmm, ob sie damit den Verlust ihres Mann verarbeiten wollte?zog Prisca von dem Gehörten her ihre Schlüsse während sie weiter gebannt der Helvetia zu hörte. Ach was … "Mit Galvenas Ältestem?! ... Ui", sog Prisca andächtig die Luft ein, wobei sie unwillkürlich einen Blick hinüber zu Galvena warf, die wiederum gerade zu ihnen herüber schielte und offensichtlich vor Wut kochte. Na kein Wunder auch! konnte sich die Alte doch denken worüber die drei jungen Frauen gerade tuschelten. Ob es klug gewesen war ausgerechnet mit Galvenas Sohn ins Bett zu steigen konnte und wollte Prisca nicht beurteilen doch das erklärte natürlich, weshalb die Helvetia bei den Damen hier so in Missgunst stand. Galvena hatte einen gewissen Einfluss bei den älteren Matronen und sie zögerte auch nicht diesen auszuspielen. Das haben schon Etliche zu spüren bekommen, auch Phoebe, wobei sie sich nicht weiter darum zu scheren schien. Beachtlich!


    Beachtlich war auch die offene Art mit der Phoebe ihnen gegenüber auftrat. Fast wirkten sie schon wie langjährige und gute Freundinnen. Prisca hatte nichts dagegen, schließlich fand sie die Helvetia durchaus symphatisch und ihre Art war so … erfrischend und … Ehm wie Bettgehopse was? In der Tat eine ziemlich lockerer Begriff für das was Phoebe meinte, wofür es sich mitunter lohnen könnte einen Sklaven anzuschaffen. Calvena fand dankenswerter Weise sogleich die passende Antwort indem sie gegenüber Phoebe klar stellte, dass ihre Männer keine alten Säcke wären und sie (auch was das Bettgehopse anging) sehr glückliche Ehen führten. Prisca nickte ihrer Freundin bestätigend zu und fügte lediglich noch bezüglich ihres Gatten zur Erklärung an: "Und mein Mann ist Pontifex." … als Spielzeug?!, musste sie sogleich weiter darüber nachdenken wie Phoebe das gemeint hatte. Natürlich wusste Prisca was damit gemeint war und gerade deshalb spürte sie wie ihre Wangen sich leicht erwärmten, musste sie doch spontan an ihren 'griechischen Kuschellöwen' denken, der leider viel zu früh das Zeitliche gesegnet hatte. Allerdings war Prisca niemals so weit gegangen wie es die Helvetia wohl zu tun pflegte. Tja, was das "Bettgehopse" und Männer anging, so konnte wohl keine von ihnen, weder sie selbst - noch Clavena - noch Serrana (die just in dem Moment zu ihnen stieß) mit Phoebe mithalten.


    "Serrana da bist du ja endlich.", begrüßte Prisca ihre Freundin herzlich und sie konnte es sich nicht verkneifen, die manchmal eher schüchtern wirkende Iunia für ihre Entschuldigung gespielt vorwurfsvoll zu tadeln. "Ts ts. Einige Dinge? … Was gibt es denn wichtigeres als das Treffen mit den besten Freundinnen. Hm?", grinste Prisca schließlich ihre Freundin zum Spaß an und da Calvena die Vorstellung der Damen bereits erledigt hatte, klärte sie Serrana noch schnell auf worüber sie gerade gesprochen hatten. "Phoebe hat uns gerade ein wenig aus ihrem amourösen Leben erzählt und, weshalb Galvena und die anderen Matronen sie hassen. … Nämlich, weil sie mit ihrem Sohn und so manch anderem Ehemann ins Bett zu hopsen pflegt … " Das Senken der Stimme zum Ende hin war natürlich überflüssig, schließlich wussten alle Anwesenden - außer Serrana - bereits, dass die Helvetia eine Hetäre war. Alles weitere könnte ja Phoebe selbst erzählen, sofern sie das Thema nicht wechseln würden. Interessieren würde es mich allerdings schon, ob Phoebe gerade einen Liebhaber hat, dachte Prisca, fragte aber nicht sofort nach. Wer das wohl sein könnte?

  • Meine neuen Bekanntschaften schienen beeindruckt davon zu sein, dass ich doch tatsächlich mich auf den Sohn einer der größten Klatschtanten Roms eingelassen hatte. Für mich war er nur eine Kerbe im Bettpfosten. Einen wirklich bleibenden Eindruck hatte er nicht hinterlassen. Einer von vielen, wie ich an manchen Tagen behauptete, wenn ich schlechte Laune hatte oder aber Galvena in der Nähe war. „Einfallsreich war er nicht… ich würde ihn als zielstrebig, aber wenig kreativ bezeichnen. Kein Wunder dass er es noch nicht zum Senator gebracht hat…“, ließ ich einen letzten bösen Kommentar fallen. Schließlich konnte ich es mir nicht kampflos gefallen lassen, dass Galvena irgendwelche fiesen Gerüchte in die Welt setzte, nur um mich aus Rom zu vertreiben. Für den Moment hatte diese jedenfalls den Rücktritt angetreten und war verschwunden.


    Oho, war ich etwa an zwei glückliche Ehefrauen geraten? Die eine jedenfalls hatte für einen kurzen Augenblick einen ganz verklärten Gesichtsausdruck und war wohl mit den Gedanken ganz weit weg. Das war jedenfalls ungewöhnlich und hatte ich auch nicht erwartet. Es kam nicht ganz so oft vor, dass die Frauen von sich behaupteten sie führten eine glückliche Ehe und waren zufrieden mit dem was sie hatten. Ich war ein wenig skeptisch, trotz des so offensichtlich verliebten Eindrucks der Beiden. Ich fand verliebte Frauen naiv, nicht dumm, aber naiv. Die Welt aus Sicht einer verliebten Frau war zuckerrosarot. Es war selten alles nur eitel Sonnenschein und im Gegensatz zu mir, würden sich die Beiden bestimmt nicht in aller Öffentlichkeit abfällig über ihre Ehemänner äußern. „Ihr wollt mir also weiß machen, dass ihr an die einzigen anständigen Männer in ganz Rom geraten seid?“ ich klang belustigt. „Ihr müsst mir euer Geheimnis verraten, wo findet man solche Männer?“ fragte ich scherzhaft nach. „Oder habe ich einfach immer nur Pech?“ sinnierte ich schmunzelnd über mich. „Ist ja auch eigentlich nicht wichtig…“, winkte ich dann lachend ab.


    Mitten in meinen Ausführungen über Spielzeuge und dem Spaß im Bett, kam noch eine weitere junge Frau dazu. Man stellte sie mir als Iunia Serrana vor. „Salve“, grüßte ich höflich und musterte sie neugierig. Dann wurde der Neuankömmling über unser brisantes Gesprächsthema aufgeklärt und ich zwinkerte der Iunia frech zu. „Hassen ist so ein bedeutungsschweres Wort… so würde ich es nicht ausdrücken. Es ist eher gegenseitige Abneigung“, kicherte ich. „Oder vielleicht sogar etwas wie Hassliebe…“ Nun war ich gespannt auf die Reaktion der Iunia über die Eröffnung meines amourösen Lebens.

  • "Es ist mir wirklich unangenehm, Prisca, ehrlich." versicherte Serrana, die noch nie besonders gut darin gewesen war, scherzhafte Bemerkungen von ernstgemeinten zu unterscheiden, genauso wie Ironie sehr häufig an ihr vorbei ging, wenn sie nicht offensichtlich genug war. "Ich wäre schon viel eher gekommen, aber daheim gab es eine ziemlich unerfreuliche Reiberei innerhalb der Dienerschaft, und das musste unbedingt noch geklärt werden. Naja, aber jetzt bin ich ja da..." Immer noch ein wenig schuldbewusst aber auch mit wachsender Neugierde wandte sie sich auf Calvenas Vorstellung hin der Helvetia zu und bemühte sich, diese nicht allzu offensichtlich zu mustern.
    "Salve, es freut mich dich kennenzulernen." sagte sie dann, auch wenn sie insgeheim noch nicht wirklich sicher war, was sie von der jungen Frau halten sollte. "Aus ihrem amourösen Leben, oh...." Aus der unverbindlichen Höflichkeit in ihrer Stimme wurde erst leichte Irritation gefolgt von wachsender Konsterniertheit.


    "Du schläfst mit den Ehemännern anderer Frauen? Aber warum denn nur?" platzte es in der ihr eigenen Naivität und moralischen Empörung aus Serrana heraus, und auch, wenn ihr im selben Moment bewusst wurde, dass diese Frage vermutlich keinen wirklich optimalen Einstieg in ein Kennenlerngespräch unter Damen der Gesellschaft darstellte, konnte sie sich diese beim besten Willen nicht verkneifen.

  • Phoebe plauderte weiter aus dem Nähkästchen und kam dann auch zu dem Schluss, dass der Sohn Galvenas anscheinend ein eher langweiliger Liebhaber war. So genau hatte sie das gar nicht wissen wollen. Ein wenig peinlich berührt ging sie dafür dann auf den Themenwechsel ein. Weg von den Liebschaften der Helvetia zu ihrem eigenen Ehemann. Wobei es ganz so klang, als machte sie Phoebe über sie lustig. Sie klang spöttisch und amüsiert. Sollte sie das jetzt einfach persönlich nehmen, oder einfach so hin nehmen und darüber hinweg sehen. „Rom ist voller anständiger Männer, man muss nur wissen wo man suchen muss“, erwiderte Calvena schließlich leicht grinsend.


    Serrana stellte sich mal wieder als das leicht naive Landei heraus. Kurzerhand stieß Calvena ihrer Freundin den Ellbogen zwischen die Rippen, um sie daran zu erinnern, dass sie hier in Rom waren und nicht irgendwo in Nola. Hier war es durchaus üblich, dass sich ein mächtiger Mann eine Hetäre hielt. „Na weil nicht alle Männer so treue Seelen sind“, antwortete sie dann auf die Frage ihrer Freundin. Fast hätte sie dann auch noch mit den Augen gerollt. Aber da sie die Iunia sehr gern hatte, verkniff sie sich diese Geste.

  • Phoebes Bemerkung über die "anständigen Männer Roms" nahm Prisca nicht ganz so scherzhaft auf, wie diese es womöglich gemeint hatte. Eher hatte es für die Aurelia den Anschein als würde die Helvetia über sie und Calvena spotten wollen, angesichts ihrer (zugegeben naiven) Meinung über die wahre Liebe und Treue. Soll sie doch! "Genau! Jeder findet das was er sucht! Du solltest vielleicht nicht nur nach unanständigen Männern Ausschau halten", hängte Prisca ihren Kommentar an den von Calvena an und nickte ihrer Freundin anerkennend zu. Du hast es ganz richtig bemerkt: Jeder findet das was er sucht Dementsprechend scherzhaft betonte Prisca ihre Worte, wenngleich sie eine Spur verschnupft klingen mochte. Aber das kam auch zwischen guten Freundinnen mal vor, wobei die Helvetia noch lange nicht dazu zählte. Doch was nicht war, konnte sich schnell ändern und sie waren auf einem guten Weg dorthin, wie Prisca fand.


    Zumindest hatte Phoebe sie doch ein wenig ins grübeln gebracht. Nicht auszudenken was wäre wenn ihr eigener Mann dieses Vertrauen in die Liebe und treue eines Tages tatsächlich missbrauchen würde. Oh wenn Aulus es wagen würde, dann würde ich ihm, ich würde … Doch worüber sich künstlich aufregen? Piso hatte zwar einige Spleens (die ihn umso liebenswerter machten), aber er war auch ein wundervoller Ehemann und ein toller Liebhaber wenn es ums "Bettgehopse" ging, soweit Prisca letzteres - mangels Vergleichsmöglichkeiten - überhaupt beurteilen konnte.


    Aber genug gegrübelt! Prisca war mit ihrer Ehe und ihrem Liebesleben vollauf zufrieden, weshalb sie auch nicht weiter auf Phoebes Bemerkung ein ging.


    Vielmehr beschäftigte die Aurelia nun die Frage, ob Serrana eigentlich wirklich so naiv war wie sie manchmal tat. Sie tat sich offensichtlich schwer in der Unterscheidung zwischen scherzhaft und ernst gemeinten Bemerkungen genau so, wie sie manchmal absichtlich vermeintlich dumme Fragen zu stellen vermochte. Nein, für dumm hielt Prisca ihre Freundin bei weitem nicht. Eher hielt sie Serrana für ziemlich gerissen, nur so zu tun als wäre sie die Unschuld vom Lande. "Oh es muss dir nicht unangenehm sein, Serrana. Jedenfalls freue ich mich, dass du nun hier bist!, entgegnete Prisca beiläufig, aber ernstgemeint auf Serranas Entschuldigung hin und wandte ihre Aufmerksamkeit damit wieder der Helvetia zu.


    Nicht ohne aber aus den Augenwinkeln heraus Calvena einen fragenden Blick zu zu werfen. Ob die Germanica auch an DAS dachte, an was ich gerade denke? Für Prisca war die neue Bekannte fast so etwas wie ein Geschenk der Götter. Eine Hetäre! Gutaussehend, intelligent - nicht auf den Mund gefallen - und obendrein sehr sympathisch … eigentlich die perfekte Frau für ihr Vorhaben!


    Unser Vorhaben? Konnte man eigentlich schon davon sprechen?Sie hatten ja bislang nur ein paar "Gedankenspinnereien" angestellt. Prisca und Calvena und ... wie Serrana darüber dachte, konnte Prisca natürlich nur ahnen, aber sehr begeistert wäre die Iunia von dieser kleinen Verschwörungstheorie sicher nicht - soweit kannte Prisca Serrana mittlerweile gut genug. Egal! "Ach, mich würde ja brennend interessieren, wie es aktuell um deine Liebhabern bestellt ist, Phoebe? Ich hoffe ich bin nicht zu indiskret, aber ich bin nun mal neugierig ... , womit Prisca ganz die Wahrheit sprach: "Bist du bereits liiert oder gerade auf der Suche? … Ich nehme an, dein Liebhaber müsste vordergründig sehr reich sein und viel Einfluss besitzen und, … erst in zweiter Linie gut aussehend sein, oder irre ich mich da?, warf Prisca ganz ungeniert (aber mit einem entschuldigenden Blick zu Serrana und Clavena) die Frage auf, welche sie in die konkrete Richtung führen sollte in die sie augenblicklich dachte, ohne jedoch zu viel von dem zu verraten über das sie und Calvena im Vorfeld gesprochen hatten.

  • Anscheinend war ich meinen neuen Bekanntschaften ein wenig zu nahe getreten. Glücklich verheiratet, das war doch nur eine Illusion und Lüge. Das schönreden von unpersönlichen und politisch motivierten Ehen. Ich wollte nicht glauben, dass ich tatsächlich an zwei oder drei Frauen geraten war, die tatsächlich aus Liebe und Zuneigung geheiratet hatten. So etwas kam mir unglaublich unwahrscheinlich vor. Nun gut, sollten sie doch von sich behaupten, dass sie glücklich waren. Über die spitzen Kommentare lächelte ich nur müde. „Vielleicht will ich ja auch immer nur an die unanständigen Männer geraten“, scherzte ich über mich selbst und zwinkerte in die Runde. „Das Leben ist doch gleich viel spannender“, fügte ich noch schmunzelnd hinzu.


    Oho… sah ich da kurz Zweifel in den Augen der Aurelia aufblitzen? Hatte ich sie mit meinen Worten etwa aus der Ruhe gebracht. Männer dachten eben nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Ding zwischen ihren Beinen. Aber ich beließ es dabei. Sollten die Damen ruhig weiter in ihrer Traumwelt leben, sich selbst belügen und daran glauben, dass nicht alle Männer so waren. Ich wünschte ihnen, dass sie recht behalten mochten, ansonsten würde es ein unangenehmes erwachen werden. Voller Schmerz, Kummer und Reue. Wenn sie glücklich waren, würde ich nicht diejenige sein wollen, die dieses Glück zerstörte.


    Die dritte im Bunde entlockte mir mit ihrer naiven Art ein Lachen. Calvena traf den Nagel mit ihrer Begründung zu meinem Liebesleben auf den Kopf. Die Iunia war ja regelrecht darüber empört. „Aus Spaß… weil es mir Vorteile verschafft… weil die Männer sich manipulieren lassen, wenn man mit ihnen ins Bett geht… Es gibt viele Gründe warum ich mich auf verheiratete Männer einlasse. Vor allem weil es unkompliziert ist. Keine Verpflichtungen, aber dafür eine Menge Vorteile“, ich sah Serrana direkt in die Augen. Ob sie wohl nun errötete? Das die beiden anderen derweil einen kuren Blick mit einander tauschten, entging mir. Dafür war die Iunia in ihrer Art viel zu amüsant.


    Meine Aufmerksamkeit wurde dann aber von der scheuen Iunia abgelenkt, als ich nach meinen Vorlieben gefragt wurde. „Ich bin gerade erst angekommen, derzeit bin ich frei und ungebunden. Ich bin offen für alles. Hier in Rom wird sich schon etwas für mich ergeben. Also gegen einen jungen Adonis hab ich nichts einzuwenden“, musste ich dann lachen. „Aber natürlich spielt Einfluss und Reichtum eine gewisse Rolle.“

  • "Ich weiß, dass die meisten Männer nicht treu sind, aber darum geht es auch gar nicht." entgegnete Serrana auf die Bemerkung ihrer Freundin und zog einen Flunsch. "Männer mögen sein, wie sie wollen, aber mir hat man beigebracht, Octavia, der Schwester des göttlichen Augustus, nachzueifern und nicht jemandem wie...wie Messalina zum Beispiel. Schließlich sind wir nicht nur uns selbst und unseren Vorlieben verantwortlich, sondern auch unseren Familien, das seht ihr doch wohl hoffentlich alle genauso." Normalerweise war Serrana derart konfliktscheu und harmoniebedürftig, dass sie sich, zumal bei einer fast Fremden, niemals aus eigenem Antrieb auf Konfrontationskurs begeben hätte, aber die Äusserungen der Helvetia kitzelten unweigerlich den unbeirrbaren Moralapostel aus ihr heraus.


    "Aber wenn es dir solchen Spaß macht, dich mit verheirateten Männern zusammenzutun, Helvetia, dann bitte schön, du wirst schon wissen, was du tust." Serrana richtete sich ein wenig im Wasser auf und reckte ihr Kinn angriffslustig in die Höhe. "Ich wäre dir allerdings sehr verbunden, wenn du meinen Mann aus deinen Überlegungen heraushalten könntest, in dieser Hinsicht bin ich, im Gegensatz du dir, nämlich alles andere als offen, auch wenn das in euer aller Ohren furchtbar spießig klingen mag." Derart groß war die moralische Empörung in diesem Moment, dass die von Prisca angeleierte Richtungsänderung des Gesprächs vorerst völlig an ihr vorbeiging.

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