Vide, cui fidas!

  • Ein kurzer Blick und Clavena verstand Prisca ohne Worte. Hier tat sich ihnen plötzlich die Gelegenheit auf, auf die sie im Grunde gewartet hatten. Die Gelegenheit ihre Gedankenspiele in die Tat umzusetzen. Prisca brachte dann auch den Stein ganz dezent ins Rollen. Doch sollten sie wirklich ihre neue Bekanntschaft in ihre Pläne einweihen? Das was sie vor hatten, war schließlich nicht ungefährlich. Ein nervöses Prickeln durchlief sie. Wenn aus ihren Gedankenspielen eine tatsächliche Verschwörung wurde, konnte es gefährlich werden. Doch einfach die Hände in den Schoß legen und abwarten, würde sie nicht. Denn dann würde Salinator wohl ewig schalten und walten wie er wollte.
    In ihre Pläne schien Phoebe perfekt zu passen, sie erfüllte all die Dinge über die sie bereits nachgedacht hatten. Die Frage war nur, welche politische Gesinnung sie hatte. Nicht das die Helvetia am Ende ihre Pläne durchkreuzte und direkt ans Messer lieferte.


    Etwas überrascht sah sie Serrana an. Bisher hatte sie ihre Freundin noch nicht so aufgebracht erlebt. Die Augen der Iunia funkelten vor Empörung. Selbst wenn Laevina auf ihr herum hackte, wurde Serrana nicht so wütend. Meistens gab sie einfach klein bei, oder aber wurde von Sedulus in Schutz genommen. Serrana war einfach en wenig konfliktscheu. Nur diesmal nicht. Irgendetwas in der Art der Helvetia schien ihre Freundin jedenfalls zu ärgern. Serranas Vorstellungen von Moral, Anstand und Ehre schienen nicht mit denen Phoebes überein zu stimmen. Serrana klang ganz schön zickig. Eine Seite die sie bisher an ihrer Freundin noch nicht kennen gelernt hatte. Ansonsten war diese immer ausgeglichen, zurückhaltend, eigentlich sogar schüchtern. Nur diesmal nicht. Zum ersten Mal entdeckte sie an der Iunia den eisernen harten Kern Laevinas. Besonders als sie deutlich machte, dass Phoebe sich gefälligst von deren Mann fern zu halten hatte. „Ich glaub nicht, dass sie Sedulus überhaupt in Betracht gezogen hatte…“, sie warf Phoebe einen hoffnungsvollen Blick zu. Jedenfalls hatte diese bisher nichts in der Art geäußert.

  • Calvena hatte sofort verstanden worauf die Aurelia hinaus wollte und so ganz unähnlich waren ihre Gedanken und Gefühle dabei nicht. Auch Prisca war nervös, da sie den Stein immer mehr ins rollen brachten, mit jeder Aktion die sie in diese Richtung unternahmen. Andererseits, was planten sie denn schon großartiges? Zumindest bis dato? Außer dem Plan, dem Vescularier eine heiße Gespielin ins Bett zu legen. Eine Gespielin, die ihnen (so ganz nebenbei) von den intimen Begegnungen erzählen würde und von den Plänen des Präfekten. So weit die Theorie! Und wie sähe die Praxis aus? … Phoebe wäre die ideale Besetzung. So dachte sicher auch Calvena und ...


    Hoppla, was ist denn nur mit Serrana los?, machte Prisca plötzlich große Augen, den Blick verwundert auf die Iunia gerichtet die gerade dabei war ihre Krallen auszufahren. So kannte die Aurelia ihre Freundin ja gar nicht, derart aufbrausend, als gelte es die Ehre Iunos höchstpersönlich zu verteidigen. Hui, wusste ich´s doch, dass Serrana nur immer so schüchtern tut …! Aber musste sie ausgerechnet JETZT die Wildkatze raushängen lassen. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt um über Moral und Anstand zu diskutieren, auch wenn Prisca von den unerschütterlichen Moralvorstellungen der Iunia beeindruckt war. Für ihre "kleine Konspiration" wäre es jedenfalls nicht von Vorteil, wenn ausgerechnet Serrana und Phoebe sich von vorne herein spinnefeind wären. Wobei Prisca die Reaktion ihrer Freundin insofern nachvollziehen konnte, würde sie selbst ebenso wenig begeistert sein, ihren Göttergatten mit einer Hetäre wie Phoebe im Bett vorzufinden. Ooooh ich würde, … ich würde die Beiden im Tiber versenken lassen! In einem Sack voller Steine, funkelte die Aurelia innerlich, in einem Anflug von Rachegefühlen, die jedoch bar jeder Grundlage waren.


    Aber was machen wir nun mit Serrana? Fragend sah Prisca zu Calvena, die bereits geistesgegenwärtig versuchte mit Worten zu beschwichtigen. "So etwas ist doch Ehrensache!", schob Prisca nach kurzem überlegen schnell und mit eindringlicher Stimme hinterher in der Hoffnung, dass Serrana sich wieder einkriegte und Phoebe so viel Anstand besäße niemals auch nur in Erwägung zu ziehen, etwas mit ihren Männern anzufangen. Für so infam oder gar dumm hielt die Aurelia die neue Bekannte nämlich nicht. Schließlich war Phoebe - trotz ihrer freizügigen Lebensweise - keine einfache Peregrina oder gar eine billige Lupa, solche die man auch zur genüge in Rom fand. Sie trug immerhin den Namen einer römischen Familie, Plebejer zwar, aber das machte doch einen Unterschied aus was das Ehrgefühl betraf, verglichen mit dem namenlosen Pöbel.

  • Oha! Da war ich wohl an jemanden geraten der die Verteidigung der Tugenden als seine Pflicht ansah. Der Iunia schien mein lasterhaftes Leben so gar nicht zu gefallen. Schon gar nicht, dass ich mit meinen Bettgeschichten auch noch hausieren ging. Irgendwie fand ich sie niedlich. So jung und naiv wäre ich gern auch noch einmal. „Wärst du so freundlich mir auch noch mit zu teilen, wer dein Gemahl ist? Sonst weiß ich nicht, von wem ich meine Finger lassen soll“, erwiderte ich mit einem leicht herausfordernden Grinsen. „Und was soll ich machen, wenn dein Mann auf mich zu kommt?“ ich setzte eine leicht durchschaubare Unschuldsmiene auf. Irgendwie machte es mir Spaß sie ein wenig zu Ärgern. Ihre Empörung war einfach zu köstlich. Ihre Freundinnen versuchten zu schlichten und unterstellten mir sogar so etwas wie Ehre. Dabei hatte ich keinerlei Hemmungen. Wenn der Mann der Iunia auf mich zukam und etwas Abwechslung suchte, warum sollte ich mich dann in Zurückhaltung üben? Wir waren keine Freundinnen. Jedenfalls konnte ich mich nicht entsinnen, dass wir innerhalb der kurzen Zeit unserer Bekanntschaft wir uns bereits angefreundet hätten. Sicherlich wären wir Freundinnen, hätte ich wohl einige Bedenken.
    „Meine Beziehungen basieren immer auf Gegenseitigkeit. Ich mach mich nicht an Männer heran die mich nicht wollen. Wenn dein Mann mit dir zufrieden ist, hab ich nicht vor mich in irgendeiner Weise anzubiedern. Das hab ich nicht nötig“, meinte ich dann aber etwas versöhnlicher. Ich war keine Lupa. Mit meiner direkten und auch freizügigen Art machte ich mich schnell unbeliebt. Die Gesellschaft der drei Freundinnen genoss ich eigentlich und wollte mir nicht auf Anhieb weitere Feindinnen machen.

  • "Oh, das mache ich doch gern, wenn es zu deiner Orientierung beiträgt. Der Name meines Mannes lautet ....Quintus....Germanicus....Sedulus." antwortete Serrana spitz und jede einzelne Silbe deutlich betonend, während sie unter Wasser die Hände zu Fäusten ballte. Die Art von Wut, die sich gerade in ihrem Innern ansammelte, überraschte sie selbst vermutlich genauso sehr wie ihre Freundinnen und war ihr im Grunde fremd. Die Versuchung es sich leicht machen, und ihren Ärger einzig der moralischen Entrüstung und Missbilligung angesichts des so freimütig zur Schau gestellten Lebenswandels der Helvetia zuzuschreiben war groß, aber auch wenn Serrana sich alle Mühe gab, das zu verdrängen, so wusste sie im Grunde doch, dass das nicht der einzige Grund war. Die Helvetia verkörperte all das, was Serrana nicht war oder zumindest glaubte nicht zu sein. Sie war schön, schlagfertig und selbstbewusst und scherte sich ganz unverholen nicht im mindesten um die Meinung anderer. Und als wäre das nicht schon genug, legte sie auch noch eine deutliche Missachtung der Institution Ehe an den Tag, aus der Serrana wiederum einen großen Teil ihrer Sicherheit und Selbstbestätigung zog. Und jetzt saß diese da und wünschte sich plötzlich, Adula hätte die Amme in diesem vermaledeiten Wäschetrog ertränkt und ihrer Herrin damit jede Möglichkeit genommen noch pünktlich in den Thermen zu erscheinen. Serranas Verstand sagte ihr, dass es keinen Grund für die irrationialen Ängste gab, die gerade in ihr aufstiegen, aber dadurch verschwanden diese noch lange nicht. An der Aufrichtigkeit von Sedulus' Gefühlen für sie hegte sie keine Zweifel, aber hieß das auch, dass er mit ihr "zufrieden" war? Dass er kein über sie hinausgehendes Bedürfnis nach etwas oder jemand anderem hatte? Serrana wusste es nicht, wusste auch nicht, ob sie das überhaupt wissen wollte, und so beschränkte sie sich darauf, wie ein in Not geratener Igel die Stacheln gegen die vermeintliche Bedrohung aufzustellen. "Ach tatsächlich? Wie schön für dich." reagierte sie schließlich auf Phoebes letzte Bemerkung, die Frage, die ihr die meisten Magenschmerzen bereitete, geflissentlich ignorierend. "Dann können wir dieses Thema ja vielleicht als geklärt abschließen und uns wieder auf unser Bad konzentrieren. Dafür bin zumindest ich nämlich hergekommen."

  • Calvena kam nicht umhin Serrana mit deren Großmutter zu vergleichen. Von der sonst ausgeglichen und harmoniesüchtigen Iunia war nichts zu erkennen. Da war plötzlich nur noch dieses Biest. Giftig, garstig und so gar nicht mehr nett und zurückhaltend. Diese Seite an ihrer Freundin kannte sie so gar nicht. Sie hatte zwar schon immer gewusst, dass Serrana eine sehr hohe Vorstellung von Moral und Tugend hatte, aber das diese auch so vehement verteidigte war überraschend und sie wusste nicht ob sie diese Seite an ihrer Freundin mochte. Ein ganz kleines bisschen war ihr das ja auch unheimlich.
    Serrana sah ganz so aus, als würde sie der Helvetia jeden Moment die Augen auskratzen. Phoebe machte auch nicht wirklich irgendwelche Anstalten sich zurück zu nehmen. Es schien ihr sogar Spaß zu machen die Iunia ein wenig zu Ärgern und zu Reizen. Fast so als würde man Cerberus mit einem Stöckchen pieken um heraus zu finden, wie die Kreatur darauf reagierte. Serrana jedenfalls wirkte wie Laevina. Die Ähnlichkeit war nicht abzustreiten.
    Unter Wasser ergriff sie die Hand ihrer Freundin und drückte sie leicht. Um sie ein wenig zu besänftigen. Dem Wunsch nach einem Themenwechsel kam sie dann nach. Besser war das wohl, bevor sich ihre Freundin doch noch auf die neue Bekanntschaft stürzte und versuchte zu ertränken. „Was hältst du von Potitus Vescularius Salinator, Helvetia?“ fragte sie einfach rund heraus. Kurz tauschte sie mit Prisca noch einem einen vielsagenden Blick aus.

  • In so kurzer Zeit war es kaum möglich ein Urteil über einen anderen Menschen zu bilden, dessen Charakter und Gesinnung man kaum kannte, auch wenn dieser einem auf den ersten Blick durchaus sympathisch erschien. So ging es zumindest Prisca, obwohl sie mit Calvena bereits vielsagende Blicke getauscht hatte. Phoebe war auf den ersten Blick die ideale Frau für ihr Vorhaben und dennoch bedurfte es wohl noch mehrerer Prüfungen, ehe sie sich sicher sein durften ob sie der Helvetia wirklich vertrauen konnten. Diesbezüglich galt es auch Serrana von der Loyalität ihrer neuen Bekanntschaft zu überzeugen und ohne deren Zustimmung würde Prisca jedenfalls nichts riskieren, da sie viel auf die Meinung der eher besonnenen Iunia hielt. Serrana war zugegeben manchmal - wie sollte man es am besten ausdrücken - etwas eigen?! Andererseits, wer war das nicht? Jedenfalls hielt Prisca viel auf ihre Freundin und deshalb wollte sie erst dann weitere Schritte planen wenn auch Serrana völlig überzeugt wäre, dass die Helvetia die Richtige wäre.


    Unabhängig davon war die Frage von Calvena natürlich goldrichtig, um ein wenig mehr über die einstellung der Helvetia in Erfahrung zu bringen, auch wenn es wohl noch mehrerer Treffen bedurfte ehe man sich gegenseitig soweit vertrauen konnte um sie in den Plan einzuweihen. "Salinator?! Oh, zweifellos ein mächtiger Mann", stellte Prisca lakonisch fest: "Ich denke, ein Mann wie er wird sicher nicht leicht herum zu bekommen zu sein. Wenn überhaupt. Und abgesehen davon, wäre die Konkurrenz wohl groß. Oder nicht?", warf die Aurelia bewusst beiläufig wie provokant eine Bemerkung ein, während sie mit Calvena Blicke tauschte in der Hoffnung, damit Phoebes "Ehrgeiz" ein wenig anzustacheln. Könnte ja nicht schaden, schließlich glich dieser Kerl nicht unbedingt einem Adonis, dessen Erscheinung jede Frau sofort in Verzückung versetzte. Naja, es wäre zumindest für eine gute Sache! Aber darauf würden sie wohl erst nach einigen weiteren Treffen zu sprechen kommen, sofern es überhaupt dazu käme. Gesellschaftliche Anlässe gab es eigentlich genug, doch konnte zu dem Zeitpunkt ja niemand ahnen, dass sich bald schon die Ereignisse um den Kaiser und die gesamten Geschicke des römischen Reiches überschlagen würden. ....


    [SIZE=7]simoff: tut mir sehr leid, dass sich das Thema durch meine lange Abwesenheit irgendwie erledigt hat. Ich wollte aber auf alle Fälle nochmal antworten, wer weiß, vielleicht lässt sich ja irgendwo und irgendwann einmal daran anknüpfen.[/SIZE]

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