Über die Finanzaufsicht durch den Senat

  • Nachdem Finanzbericht und Gesetzesänderung zur Schola Atheniensis diskutiert worden waren, kam für den amtierenden Consul ein schwierigerer Tagesordnungspunkt an die Reihe. Diesmal konnte er keinen wohlvorbereiteten Bericht oder Antrag vorlegen und kommentieren, sondern musste die Worte seiner Rede selber wählen. Und er wollte es vorsichtig und zugleich bestimmt tun, um mit seinen Worten das richtige Echo zu erzeugen und eine Debatte in die richtige Richtung anzustoßen. Was nicht leicht war, denn wenn es ums Geld ging, hatten nicht wenige besonders eingefahrene Stoßrichtungen und Denkweisen.


    "Senatoren Roms, in einigen der vergangenen Sitzungen wurde hier in der Curia Iulia über die Kassen öffentlicher Institutionen gesprochen, über das Geld, das sich darin befindet und über Steuern, die man darauf erheben könnte. Die Debatten wurden zum Teil leidenschaftlich geführt und konkurrierende Anträge wurden gestellt. Dann jedoch flaute das Interesse wieder ab, Ideen wurden scheinbar nicht weiter verfolgt und das Thema geriet aus dem Fokus. Ich möchte euch daher heute fragen, ob dies das Bild ist, das wir vermitteln möchten. Das Bild eines Senates, der zu Leben erwacht, wenn er blinkende Münzen wittert und der wieder einschläft, wenn er sieht, dass sie nicht einfach zu erreichen sind. Ich glaube nicht, dass wir dieses Bild vermitteln wollen, denn ich bin überzeugt, dass dies nicht die Intention hinter den damaligen Anträgen war! Sollten wir daher nicht viel mehr das Bild eines Senates vermitteln, der dauerhaft und umsichtig am Wohlergehen des Staates interessiert ist, der stets ein wachsames Auge auf alle institutionellen Kassen hat und der nicht nach Gutdünken Geld von einer Truhe in die andere schüttet, wenn es ihm gerade gefällt? Nicht umsonst haben in der Vergangenheit unsere Kaiser auch Männer aus dem Senat zu Verwaltern der staatlichen Kassen bestellt, nicht umsonst wurden auch Senatoren mit der Revision von Provinzkassen beauftragt. Diese Tradition haben wir fortzusetzen und zu bewahren, indem wir auch weiterhin eine ernsthafte Funktion als Finanzaufsicht wahrnehmen. Daran möchte ich euch heute erinnern."

  • Die Vorwürfe des Consul waren ein wenig unfair, wie Durus befand. Dementsprechend erhob er sich ein wenig erbost und klopfte mit seinem Stock auf den Boden, um das Gemurmel der etwas verwirrten Senatoren zu beenden.


    "Mitnichten liegt es im Interesse des Senats, ein solches Bild zu vermitteln. Vielmehr erscheint es mir, dass die Einwände und Bemerkungen der Senatoren vom Vorsitzenden nicht weiter angesprochen oder verfolgt wurden. So habe ich etwa um nähere Erläuterungen gebeten, die für den Senat unabdingbar sind, wenn er eine vernünftige Entscheidung treffen möchte.


    Vielleicht wäre es generell sinnvoll, dass der zuständige Auctor oder Curator einer jeden Institution den Finanzbericht persönlich vorstellt, sodass direkte Nachfragen möglich sind.


    Natürlich liegt es nicht in unserem Interesse, Geld hin- und herzuschieben. Doch kann es ebenfalls nicht im Interesse des Staates liegen, dass in den Kassen der Acta Diurna oder der Schola Atheniensis gewaltige Summen ungenutzt verrotten, während an anderer Stelle die Truppen ihren Sold nicht erhalten oder die Wasserversorgung der Urbs gefährdet wird. Inwiefern dies allerdings legitim ist, muss im Einzelfall entschieden werden - wofür wir wieder Informationen benötigen."

  • Appius war auch gekommen. Da er ja als Reichspräfekt das Recht hatte hier zusein hatte er sich irgendeine Senatssitzung rausgesucht um mal Präsenz zu zeigen. Konnte ja nicht schaden die Senatoren dran zu erinnern, daß die Garde auch noch existierte.
    So setzte er sich also gewandet in uniform, hin und lauschte den Worten der Senatoren.

  • "Senatores meiner Meinung nach zeigte uns die Vorstellung des Finanzberichts der Schola Atheniensis, das die Bildungseinrichtung hervorragend gewirtschaftet hat und nun über ausreichende Mittel verfügt sich und seine Zweigstellen unabhängig vom Staat zu tragen. Das ist wie ich finde des Lobes wert. Wieviele offene Hände gibt es denn in Rom? Zuviele wie ich meine und natürlich weckt dies auch Begehrlichkeiten. Jedoch so gebe ich zu bedenken, ist es auch im Sinne des Staates, wenn es ausgeglichene Institutionen gibt, die eben nicht jeden Monat die Hand aufhalten."


    Avarus überlegte, ob und wann er etwas über die Kasse der Acta gehört hatte, aber ihm kam dazu kein Gedanke. Daher mußte diese Diskussion wohl vor seiner Rückkehr statt gefunden haben.


    "Summasumarum ist das Vermögen der Schola lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein. Will man Löcher des Staatshaushaltes damit stopfen. So wie ich das sehe, ist eine Besteuerung eher kontraproduktiv. Bildung und Information sind schließlich auch Grundsäulen, die einen Staat tragen, formen und ernähren. Wohin begeben wir uns, wenn wir diesen Vorteil den anderen Völkern gegenüber vernachlässigen?"

  • Die Kritik des Consulars Tiberius Durus an seiner Person konnte der amtierende Consul nicht auf sich sitzen lassen, zumal der Consular genau das ansprach, auf das auch er hatte hinweisen wollen. Dementsprechend setzte er zu einer baldigen Erwiderung an.


    "Consular Tiberius, genau das ist es doch, auf das ich hingewiesen habe. Mache nicht mir zum Vorwurf, dass ich Bemerkungen nicht weiter verfolgt habe, wenn ein Thema einschläft! Vielmehr stellt sich doch die Frage, woher die Quellen für diese Bemerkungen kommen! Erhalten unsere Truppen tatsächlich ihren Sold nicht? Hat ein Senator darüber berichtet? Hat der Senat eine Anfrage an die Militärkasse gestellt? Wurde der Curator Aquarum gefragt, wie er mit seinem Geld haushaltet? Oder die anderen Curatores? Genau das meine ich mit dem ernst nehmen der Finanzaufsicht! Wir können nicht über Luft spekulieren, sondern wenn wir über Geld sprechen, dann müssen wir auch die entsprechenden Einblicke beantragen."

  • "Es entspricht meines Erachtens nach den Mores Maiorum, dass jeder, der Geld aus dem Aerarium verwaltet, dem Senat regelmäßig Bericht erstattet. Tut er dies nicht, so ist es die Aufgabe der Consuln als Staatsoberhäupter, an der entsprechenden Stelle nachzuhaken.


    Beim Militär ist dies, wie wir wissen, etwas anderes: Der Kaiser als oberster Feldherr finanziert die Truppe aus seinem privaten Fiscus, der nicht direkt unserer Kontrolle untersteht. Dennoch bin ich sicher, dass er für diese gewaltige Aufgabe, die dem gesamten Staate zugute kommt, Unterstützungen erhielte. Allerdings würde der Senat sicherlich nichts dagegen haben, wenn der Kaiser ihn freiwillig über den Kassenstand des Fiscus informieren würde..."


    Durus sah hinüber zum Quaestor Principis, der als Sprachrohr des Kaisers an den Senatssitzungen teilnahm. Vielleicht würde man ja bald etwas hören...

  • Natürlich entging Vala der Blick des Tiberiers nicht, hatte er doch kaum etwas anderes zu tun als im Senat rumzulungern und den Debatten zuzuhören, die letztlich sowieso keine staatstragenden Resultate zutage fördern würden. Finanzberichte. Den Senatoren war anscheinend so langweilig, dass sie sich an solcherlei Dingen aufhängten und den kläglichen Rest ihrer Kompetenzen derart gängelten, dass diese letztlich nicht einen Kopf sondern mehr als sechshundert hatten.


    Er erwiderte den Blick des patrizischen Wortführers mit ausdrucksloser Miene, die wenig mehr zeigte als die Kenntnisnahme der impliziten Aufforderung des Tiberiers, mehr blieb ihm auch nicht übrig. Er würde die Sache beim Praefectus Urbi zur Sprache bringen... müssen. Zum Kaiser ließ man ihn nicht vor, was letztlich auch nicht notwendig war. Die Geschäfte liefen schließlich auch so... aus der Castra Praetoria heraus.

  • Er wollte sich doch nur wieder anmelden und gehen, doch sogleich musste man ihn natürlich durch aufforderndes Winken in den Senat mitschleppen. So saß der Flavier, seit Jahren wieder zum ersten Male, wieder in diesen Reihen und fragte sich, ob das nun der Senat war oder eine eingeschlafene Trinkrunde.


    "Quaestor! Du bist nicht zum Schweigen gewählt worden.", fuhr er den jungen Mann in der hintersten Ecke an. An sich eine Unverschämtheit, dass gerade so jemand zum Principis gewählt wurde. Oh nein, gewählt war der falsche Begriff, heutzutage ernannte man ja nur noch.
    "Da du, junger Mann, nun de facto eigentlich der einzige bist, der den Kaiser sieht und für ihn hört, liegt es nun an dir zu sprechen.", führte er weiter aus und verschränkte seine Arme vor der Brust. Ein Possenspiel war das, der Kaiser war längst irrelevant geworden und der Flavier wäre am liebsten zu diesem Nichtsnutz von Todgeweihtem gefahren, hätte jenen an den Haaren hierher gezerrt und auf seinen Platz hingesetzt - so, wie es sein sollte. Und wenn nicht, dann eben einen Würdigeren. Diese Art von Regentschaft war lächerlich, damit die Politik Roms und da er selbst dazu gehörte auch er.

  • Hörte Vala Stimmen? Konsterniert blickte Vala sich um, hatte er doch gerade untrüglich das Gefühl gehabt, die Stimme des Consulars Flavius Furianus gehört zu haben. Dabei war das unmöglich, der Mann weilte nicht einmal in Rom... vielleicht einer der anderen? Aber keiner der anderen Senatoren würdigte ihn eines weiteren Blickes... also hatte er sich wohl verhört. Mit unscheinbarer Geste wanderte Valas linke Hand zum Ohr, nur um zu prüfen ob er das leichte Kratzen hörte. Doch, alles in Ordnung... nur Einbildung, mehr nicht.

  • Auch nach der Wortmeldung von Furianus - der überraschend ebenfalls unter den anwesenden Senatoren war - schien der Quaestor zu keiner Wortmeldung bereit zu sein. Vielmehr wirkte er, als habe er überhaupt nichts mit der Angelegenheit zu tun. Inwieweit er sich damit allerdings Ansehen bei den Senatoren erwerben wollte, um seinen Homo-Novus-Status zu überwinden, war doch zumindest unklar...


    "Möchtest du nichts dazu sagen, Quaestor?"


    fragte der alte Tiberier schließlich ein wenig genervt.

  • Wozu sollte er schon was sagen? Zu einem Senator, der eigentlich nicht anwesend war, und in irgendeinem Landgut dem Siechtum anheim gefallen war? Sicherlich nicht, denn das wäre schlechter Stil... als der Tiberier ihn allerdings nicht nur mit einem stummen Blick den man als was-wusste-Baldur-schon interpretieren konnte, sondern ihn adäquat zum Reden aufforderte kam Vala nicht umhin auch zu antworten. Hätte er gesprochen ohne vorher explizit dazu aufgefordert zu werden, hätte man ihn wahrscheinlich dafür gerüffelt, nun tat man es dafür, dass er es eben nicht tat. Sie fanden immer etwas... Und nun sollte er eine eigentlich nicht gestellte Frage beantworten, die so schwachsinnig war wie vollkommen irrelevant.. weil sie sich ohne große Mühe denken konnten, wie die Antwort lautete.


    "Es gibt keinerlei derzeit keinerlei Bestrebungen, den Senat an dem von dir angesprochenen Thema zu beteiligen, Consular Tiberius.", sprach Vala wahrheitsgemäß mit der nötigen und selbstverständlich geheuchelten Ehrerbietung. Der Praefectus Urbi würde einen Teufel tun und den ihm verhassten Senat in diese Dinge einzubinden. Was der Kaiser zu der Sache dachte... nun, dann würde der Praefectus Urbi davon wissen, und damit Vala. Wusste er aber nicht, weshalb die Kette auch rückschließend wirkte. Und damit war die Sache durch...

  • Die Antwort wunderte Macer nicht im geringsten und er fragte sich sowieso, was genau einige Senatoren oder der Consul mit dieser Debatte bewirken wollte. Der Kaiser würde wohl kaum die Bücher der Staatskasse für den Senat öffnen, nur weil es so eine spontane Idee war. Zumal der Senat dafür seines Erachten schlicht nicht zuständig war. "Vielleicht sollten wir dort anfangen, wo die Kontrolle der Kassen unsere Aufgabe ist", schlug er stattdessen vor und griff damit indirekt wieder das Thema seines eigenen Consulats auf. Jeder sollte an seinem Platz seine Arbeit machen. "Vielleicht kann uns Vinicius Lucianus Auskunft über Italia geben oder Octavius Victor über die Kasse des Straßenbaus oder Germanicus Sedulus über die Finanzierung der Reparatur öffentlicher Bauwerke. Alles Dinge, bei denen viel Geld im Spiel ist und ausgegeben wird."

  • Ob die öffentlichen Bauwerke dem Senat unterstanden, war fraglich - der Curator Aquarum, der Curator operum publicorum und der Curator Viarum wurden immerhin auch nicht - wie es in früheren Zeiten gewesen war - durch den Senat eingesetzt, sondern kaiserlich ernannt. Dementsprechend schienen sie auch nicht das Geld des Aerarium, sondern des kaiserlichen Fiscus auszugeben. Aber da Macer später Consul gewesen war als er selbst, ging er davon aus, dass er wusste, wovon er sprach.


    "Das ist durchaus eine Angelegenheit, die den Senat zweifellos interessieren würde...so der Kaiser keine Einwände dagegen hat."


    Er sah in Richtung des Stadtpräfekten, der aber offensichtlich nicht erschienen war und sich durch den Quaestor Principis vertreten ließ.

  • Da sich von den beiden zuerst genannten keiner zuckte, meldete sich Sedulus zu Wort. Natürlich mit der Zustimmung des Consuls welcher die Sitzung leitete.


    Ehrenwerte Senatoren... Wie der Zufall so will, kann ich teilweise die Ausgaben welche meinen Bereich beteffen gerne mitteilen.


    Er wartete einen Moment um seine Worte wirken zu lassen.


    Bisher habe ich für Dachziegel welche benötigt werden einen Aufwand von 190 Aurei. Hinzukommt noch für Farben für diverse Fasadenerneuerungen noch einmal so um die 675 Sesterzen. Für die Reinigung der Fasaden an haben wir keine Ausgaben, da Wasser aus dem Tiber nichts kostet. Und die Seife hierfür bezahle ich aus meinem Geldbeutel. Für die anderen Arbeiten die noch ausstehen, bin ich derzeit noch in Verhandlung.


    Was ja auch zutreffend war.

  • Die Bermerkung des Germanicers war ebenso verwirrend wie unerwartet - Dachziegel, Farben, Seife - das konnte die Rechnung für die Renovierung seines eigenen Hauses oder jedes beliebigen Ortes in Rom sein.


    "Wesentlich interessanter als die genauen Preise für Dachziegel oder Seife wäre für mich, für welche Bauwerke diese jeweils anteilig verwendet wurden - kurz: Welche Bauwerke in letzter Zeit mit welchem Aufwand renoviert oder gereinigt wurden."

  • Das war ja so was von klar, der Tiberier mal wieder...


    So weit ich mich erinnern kann, hat niemand hier nach den Gebäuden gefragt in welche das Geld reingesteckt werden müssen. Lediglich was an Kosten angefallen sind. Aber weil du es bist Senator Drusus, bekommst du es natürlich haarklein aufgelistet. Allerdings wird dies einen Moment dauern, da ich die Preisliste nicht parat habe. Aber vielleicht stehen ja einstweilen meine Kollegen Rede und Antwort.


    Sedulus schickte Jemanden los die Liste zu holen.

  • Bei aller Lückenhaftigkeit der Angaben erfreute sich Macer an dem spontanen Bericht, den er Curator dem Senat gab. Realistisch betrachtet konnte man wohl kaum genauere Zahlen in einer spontanen Wortmeldung erwarten. Während Tiberius Durus sofort nach Details fragte, interessierte sich Macer dann auch mehr für das Gesamtbild, denn immerhin sollte es hier um die Finanzaufsicht gehen und nicht um die Kontrolle einzelner Arbeitsleistungen. "Sind diese Zahlen im Vergleich zu früheren Jahren besonders hoch, oder niedrig oder sind das Ausgaben in einer Höhe, wie sie zu erwarten sind?" Erst mit dieser Information würde sich Macer entscheiden können, ob er den Drang zu einer Intervention verspürte.

  • Ich will es einmal vorsichtig formulieren. Es kommt eben immer auf die Arbeiten an, welche ausgeführt werden müssen. Die Gebäude fragen ja schließlich nicht dannach, wieviel ihre Reperaturen und Ausbesserungen kosten dürfen. Außerdem kommen noch diverse andere Arbeiten hinzu. Somit werden sich die Kosten wohl etwas erhöhen. Wenn man diese dann zu den etwa 190 Aurei noch dazu addiert, dürfte es mehr werden als die letzten Jahre.


    Gab Sedulus so gut Auskunft wie es nur ging.

  • "Ist denn noch mit weiteren größeren Posten zu rechnen?", erkundigte sich Macer, mehr aus spontaner Neugier als dass es wirklich etwas mit der Finanzaufsicht zu tun gehabt hätte. "Ich meine, die Dachziegel sind ja ganz offensichtlich ein erheblicher Posten, während die Farbe kaum ins Gewicht fällt, möchte ich meinen. Was ist noch zu erwarten? Steine? Bauholz? Austausch von Statuen? Oder eher Kleinigkeiten wie eben die Farbe?"

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